Heibel-Ticker PLUS 20/4 - Optimismus in Davos, positive Konjunkturerwartung und gute Q-Zahlen ermöglichen neues Allzeithoch im DAX

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24.01.2020:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

15. Jahrgang - Ausgabe 04 (24.01.2020)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Da wo's gute Laune hat: Davos
02.So tickt die Börse: Optimismus in Davos, positive Konjunkturerwartung und gute Q-Zahlen ermöglichen neues Allzeithoch im DAX
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Die Rallye läuft gut gelaunt weiter, bis etwas passiert
 -
04.Ausblick: Berichtssaison in Deutschland beginnt
05.Update beobachteter Werte: Twitter, TUI, Nvidia, Skyworks Solutions, American Express, Verbio Vereinigte BioEnergie, Verbio Vereinigte BioEnergie
 - Twitter: Twitter besser als SNAP und Facebook
 - TUI: Condor findet Käufer, Coronavirus gefährdet Reiselust
 - Nvidia: Selbst Intels Umsatz mit Rechenzentren brummt
 - Skyworks Solutions: Gute Q-Zahlen, Auftragsverlust an Broadcom, Verkaufen
 - American Express: Beat and raise
 - Verbio Vereinigte BioEnergie: Prognoseanhebung EBITDA von 65 auf 110 Mio EUR
 - Verbio Vereinigte BioEnergie: Hintergründe zum Kurssprung
06.Übersicht HT-Portfolio
07.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
08.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Da wo's gute Laune hat: Davos

Liebe Börsenfreunde,

In den USA ist die Berichtssaison in vollem Gange. Da bereits einige Unternehmen aus unserem Portfolio mit Meldungen herauskamen, sind viele aktuelle Entwicklungen im Rahmen der Updates zu unseren offenen Positionen behandelt worden, siehe Kapitel 05.

Im heutigen Rückblick (Kapitel 02) gehe ich auf die unterstützenden Faktoren aus Davos, aus der Konjunkturfront sowie aus der Berichtssaison der USA ein, die dem DAX trotz des sich ausbreitenden Coronavirus zu einem neuen Allzeithoch verholfen haben.

Das Anlegersentiment verbleibt weiterhin auf hohem Niveau und lässt sich mit gesunder Euphorie beschreiben. Doch je länger die gute Laune anhält, desto wichtiger ist es für Anleger, ein wenig Cash zu generieren, um im Falle einer Korrektur handlungsfähig zu sein. Meine Stimmungsanalyse lesen Sie in Kapitel 03.

Der heutige Ausblick geht kurz auf die zu erwartenden Q-Zahlen der kommenden Woche in Deutschland ein. Der DAX notiert auf dem höchsten durchschnittlichen KGV der vergangenen 12 Jahre. Die anstehende Berichtssaison in Deutschland ist daher extrem wichtig. Mehr dazu in Kapitel 04.

Wie immer gibt es einen tabellarischen Überblick über unser aktuelles Portfolio in Kapitel 06.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp200126.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Optimismus in Davos, positive Konjunkturerwartung und gute Q-Zahlen ermöglichen neues Allzeithoch im DAX

Am Dienstag wurde der ZEW Konjunkturerwartungsindex veröffentlicht. Mit einem Wert von 26,7 erreichte die Zukunftserwartung in Deutschland den höchsten Wert seit viereinhalb Jahren. Die frohe Nachricht gab dem DAX nun endlich den erforderlichen Schub, um dann am Mittwoch früh zur Börseneröffnung endlich wieder ein neues Allzeithoch zu erklimmen: 13.629 Punkte erzielte das Börsenbarometer in den ersten Minuten des Handels am Mittwoch, um danach aufgrund des sich ausbreitenden Coronavirus deutlich Federn zu lassen.

Auch die Redner des World Economic Forums in Davos dürften einen Beitrag zur guten Laune in Deutschland geliefert haben: Donald Trump zeigte sich zuversichtlich, dass er in den nun anstehenden Verhandlungen mit der EU keine Autozölle einführen müsse, um ein gutes Abkommen zu finden. Dies wurde auch von seinem Finanzminister Steve Mnuchin gesagt, allerdings sei man natürlich jederzeit bereit, entsprechende Strafzölle einzuführen, wenn dies erforderlich würde. Hmm, das soll wohl heißen, wenn Europa die Vorstellungen der USA hinsichtlich eines Abkommens umsetzt, dann gibt es keine Zölle. Wenn wir aber eigene Vorstellungen umsetzen wollen, dann ...

In seiner Eröffnungsrede in Davos zählt Trump die Erfolge seiner Regierung auf. Ich habe mir die Rede angehört und muss ihm in vielen Punkten zustimmen. Er hat für die USA bereits sehr viel erreicht und inzwischen spricht er mit einem Schmunzeln aus, dass für ihn America First natürlich genauso gültig ist, wie für seine Verhandlungspartner eben Germany First oder Frankreich First.

Alles in allem kann ich der Rede von Donald Trump besser folgen als den Aussagen von Greta Thunberg. Das hat einen einfachen Grund: Greta verwendete in ihrer kurzen Ansprache die folgenden Begriffe: 3 x Panik, 3 x worry (Sorgen), 3 x fail (versagen), 3 x fire (Feuer). Diese Begriffe werden in der langen Rede von Trump nicht einmal verwendet. Er nutzt vielmehr Worte wie 19 x Great (großartig), 18 x deal (Abkommen) und 6 x extraordinary (herausragend). Alles Begriffe, die Greta nicht einmal verwendet, obwohl sie für den Begriff Great nur das "a" aus ihrem Namen verschieben müsste ;-).

Greta predigt Enthaltsamkeit, Trump zeichnet Luftschlösser. Die beiden zeigen eine Gesellschaft, die nicht mehr zwischen Optimisten und Pessimisten unterteilt werden kann, sondern in der ein Phantast und eine Apokalyptikern wie zwei Rattenfänger von Hameln die Gesellschaft hinter sich her ziehen, ohne die eigenen Ohren zu öffnen.

Wer sich für den einen oder anderen Rattenfänger entscheidet, hat in dieser aufgeheizten Atmosphäre automatisch alle Kinder des anderen Rattenfängers gegen sich. Nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich in dieser Publikation die Luftschlösser von Donald Trump genauso ernst nehme, wie die apokalyptischen Ängste von Greta. Als Anleger sollten wir einen klaren Verstand behalten, die exzessiven Forderungen und Drohungen auf ein vernünftiges Maß reduzieren und nach Unternehmen schauen, die bei der Lösung der Probleme und dem Bau der Luftschlösser helfen.

Die Berichtssaison in den USA setzte sich diese Woche mit Netflix fort: Das Unternehmen konnte beim Wachstum außerhalb der USA überzeugen, während sich innerhalb des Heimatlandes die zugenommene Konkurrenz (Disney, Apple, ...) bemerkbar macht. Da jedoch kein anderes Streaming-Unternehmen so gut im Ausland aufgestellt ist, feierten Anleger die Aktie von Netflix mit +10%.

Texas Instruments zeigte mit seinen guten Zahlen, dass die Chip-Branche stärker wächst, als das viele bislang erwartet hatten. Diese Überraschung zeigte sich auch gestern Abend in den Intel-Zahlen, die dank einer starken Nachfrage nach Chips für Rechenzentren deutlich besser abschnitten als von vielen befürchtet. Intel ist heute um 5% angesprungen.

Heute hat Ericsson Zahlen vorgelegt, die enttäuschten. Huawei wird von den USA im Ausbau des 5G-Netzes gemieden, der US-Wettbewerber Cisco hatte zuletzt seine Quartalsziele verfehlt. Und nicht einmal Ericsson kann von den Problemen der Konkurrenz profitieren. Auch Nokia hinkt technologisch weiterhin hinterher. Immerhin, die schwachen Q-Zahlen von Ericsson sind darauf zurückzuführen, dass jetzt ordentlich in die 5G-Technologie investiert wird. Mal schauen, ob sich das positiv auswirkt. Während das 5G-Geschäft im Internet der Dinge schon anläuft, wird es für die Netzwerkausstatter erst 2021 so richtig rund gehen.

Außerdem hat American Express heute früh Zahlen vorgelegt, die über den Erwartungen lagen. Die Aktie, die sich in unserem Portfolio befindet, zog um 3% an.

Insgesamt ist der Zahlenreigen überwiegend positiv und unterstützt also die Rekordjagd an den Weltbörsen. Schauen wir uns mal die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich an:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES23.1.20Woche ΔΣ '20 Δ
Dow Jones29.065 -0,9%1,5%
DAX13.577 0,4%2,5%
Nikkei23.827 -0,9%0,7%
Shanghai A 3.119 -3,2%-2,1%
Euro/US-Dollar1,10-0,6%-1,5%
Euro/Yen120,54-1,4%-1,4%
10-Jahres-US-Anleihe1,69%-0,14-0,24
Umlaufrendite Dt-0,33%-0,07-0,10
Feinunze Gold$1.572 0,9%3,9%
Fass Brent Öl$60,48 -6,5%-12,1%
Kupfer6.049 -2,9%-2,6%
Baltic Dry Shipping576 -25,0%-47,2%
Bitcoin8.347 -4,5%14,5%



Nun, der chinesische Aktienindex ist um 3% eingebrochen, das Coronavirus ist daran schuld. Mit dem guten ZEW Index sowie dem heute veröffentlichten Einkaufsmanagerindex meldet sich Deutschland auf der internationalen Wirtschaftsbühne zurück: Wurden DAX-Aktien von internationalen Anleger in den vergangenen Wochen gemieden, so bestand nun plötzlich Nachholbedarf. Daher konnte der DAX leicht zulegen, während Dow Jones und Nikkei, die ihre Rekorde schon hinter sich haben, unter dem Druck des Coronavirus ein wenig abgaben.

EZB-Chefin Christine Lagarde und ihre Notenbank beließen diese Woche den europäischen Leitzins unverändert bei 0%. In der anschließenden Konferenz zeigte sie sich auf eine Frage eines Journalisten hin überaus erfreut, dass man in der EZB Wege finde, die es möglich machen, klimapolitische Ziele mit der Geldpolitik zu unterstützen. Mir sträubten sich bei dieser Aussage die Nackenhaare. Die Notenbank muss sich um Geldwertstabilität kümmern, nicht um politische Ziele, so vermeintlich richtig sie auch sein mögen. Anleger haben daraufhin den Euro ausverkauft, er hat gegenüber dem US-Dollar 0,6% auf 1,10 USD/EUR abgegeben.

Der Ölpreis ist weiter zurückgekommen: die Irankrise zum Jahresbeginn ist aus den Schlagzeilen verschwunden.
Der eingebrochene Baltic Dry Verschiffungsindex ist wohl das Ergebnis des chinesischen Neujahrsfests, denn in den kommenden 10 Tagen wird in China nichts verschifft.

Schauen wir uns nun einmal an, wie sich das Anlegersentiment entwickelt hat.




03. Sentiment: Die Rallye läuft gut gelaunt weiter, bis etwas passiert

Wie erwartet hat die anhaltend gute Laune dem DAX in der abgelaufenen Woche nicht geschadet. Mit einem leichten Wochenplus im DAX hat sich der Optimismus der Anleger ausgezahlt.

Auch die noch laufende Umfrage zeigt erneut Euphorie an. Die Stimmung bleibt auf hohem Niveau stabil. Allerdings geht die Selbstzufriedenheit leicht zurück. Es hat den Anschein, dass trotz des großen Optimismus einige Anleger vom tatsächlichen Erreichen des neuen Allzeithochs im DAX nun überrascht wurden.

Die ZEW Konjunkturerwartung ist in der abgelaufenen Woche auf ein Rekordhoch seit viereinhalb Jahren gesprungen. Das wirkt sich auch in der Zukunftserwartung der Anleger aus: Der in Deutschland traditionell eher vorsichtige Optimismus legt diese Woche leicht zu. Gleichzeitig nimmt jedoch die Investitionsbereitschaft ein wenig ab. Neue Engagements auf einem Allzeithoch möchten nun doch nicht mehr so viele Anleger eingehen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger zeigt eine neutrale Verfassung an. Ganz anders sieht es bei den institutionellen Anlegern aus, die sich über die Eurex absichern: Mit einem Put/Call-Verhältnis von unter 0,6 sind die Profis extrem bullisch positioniert.

Auch in den USA ziehen die Allzeithochs Anleger in den Markt, dort steht das Put/Call-Verhältnis der CBOE ebenfalls auf einem extrem niedrigen Niveau, dem niedrigsten seit zwei Jahren. Das heißt, in den USA wiegt man sich auf der Long-Seite in Sicherheit. Hmm, das ist ein erstes Warnsignal.

Das Put/Call-Verhältnis, das für Aktientransaktionen separat ausgewiesen wird, ist mit einem Wert von 0,5 auf dem niedrigsten Stand seit vier Jahren. So stark wurde schon lange nicht mehr auf Aktiengewinne mit Hilfe von Call-Optionsscheinen spekuliert.

Das Put/Call-Verhältnis bei Indizes ist zwar ebenfalls stark zurückgekommen, notiert aber noch immer auf einem vergleichsweise hohen Niveau.

Wenn wir also die Situation in den USA zusammenführen, dann spekulieren derzeit so viele Anleger mit Einzelaktien wie lange nicht mehr. Dabei wird stark auf steigende Kurse gesetzt. Gleichzeitig nehmen die Absicherungen, die man mit Index-Spekulationen realisiert, ab. Das Sicherheitsnetz wird langsam entfernt.

US-Fondsmanager haben 93% ihrer Gelder in den Markt gegeben. Das ist im Vergleich zu den zwei letzten Jahren eine ziemlich hohe Investitionsquote. Die Investitionsquote stand Ende 2017, als Trump die US-Unternehmenssteuerreform angekündigt hatte, schon mal bei 120%, doch das war dann auch die höchste Investitionsquote, die jemals gemessen wurde. Und es folgte ein heftiger Ausverkauf Anfang 2018, als sich institutionelle Anleger über Vola-Produkte absichern wollten und damit den Markt rasend schnell in den Keller trieben.

Die Bullenquote in den USA liegt bei bullischen 21%. Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 ist jedoch in dieser Woche nach mehreren Wochen der extremen Gier deutlich zurückgekommen.

Interpretation



Das Coronavirus in China hat in den USA erste Bremsspuren an den Aktienmärkten hinterlassen. Der DAX konnte sich dieser Entwicklung aufgrund der positiven Entwicklungen hierzulande vorerst entziehen.

Die insgesamt gute Laune an den Aktienmärkten besteht nun schon seit vielen Wochen und es ist wenig sinnvoll, über den Zeitpunkt des Endes dieser Rallye zu spekulieren. Vielmehr mahnt die anhaltende Euphorie inzwischen dazu, Positionen zu verkleinern und Gewinne mitzunehmen.

Nein, es muss nicht alles verkauft werden. Im Gegenteil: Bleiben Sie dabei, denn in einem Bullenmarkt kann eine eventuelle Korrektur schneller vonstatten gehen, als viele Privatanleger dann schon wieder nachkaufen können. Aber wer auf dicken Buchgewinnen sitzt, der muss sich langsam die Frage stellen, wie viel von diesen Buchgewinnen er riskieren möchte, wenn die Märkte drehen sollten. Vielleicht ist es an der Zeit, die eine oder andere Position zu halbieren und den Rest mit einem Stopp Loss abzusichern.

So können Sie weiterhin an der Rallye teilnehmen, haben aber ein wenig Cash generiert, um im Falle eines Rückschlags Aktien nachzukaufen, die besonders stark vom Ausverkauf betroffen sind.

Grundsätzlich haben wir an den Aktienmärkten die schönste aller Welten: EZB und Fed machen derzeit keine Anstalten, den Leitzins zu erhöhen ... im Gegenteil, es wird noch immer über weitere Liquiditätsmaßnahmen diskutiert. Derweil zeigen sich deutliche Zeichen der Konjunkturerholung in Deutschland, während die gute Konjunktur in den USA auf das Lohnniveau durchschlägt und neuen Meldungen zufolge sogar die Kluft zwischen reich und arm verkleinert. China ist eingeknickt und die USA behalten die Strafzölle solange bei, bis die Vereinbarungen umgesetzt werden.

Diese Rallye kann noch deutlich höher laufen, wenn ... ja, wenn nichts passiert. Das Coronavirus ist so etwas, das die Börsenfeiern abrupt beenden könnte. Nächste Woche werden Facebook und Apple Quartalszahlen berichten. Die Erwartungen sind so hoch, dass es schwer für die beiden Unternehmen wird, da noch positiv zu überraschen. Und wenn diese beiden Schwergewichte Federn lassen sollten, dann ziehen sie eine ganze Reihe von Indizes mit hinunter.

Also wie gesagt: Ohne ein Ereignis endet diese Rallye noch lange nicht. Doch es gibt unzählige mögliche Ereignisse.







04. Ausblick: Berichtssaison in Deutschland beginnt

In der nächsten Woche beginnt dann die Berichtssaison auch in Deutschland: Am Dienstag startet SAP mit Q-Zahlen, gefolgt von Siltronic am Mittwoch und der Deutschen Bank am Donnerstag. In den USA erleben wir eine der vier Wochen im Jahr, in der die meisten Q-Zahlen veröffentlicht werden.

Dabei bleibt es seitens eines wichtigen Einflussfaktors in der kommenden Woche ruhig: China feiert das Neujahrsfest und entsprechend wird es keine Meldungen zum Handelsstreit geben und vermutlich wenig politische Aussagen zum Coronavirus: Die Politik hat vor den Feiertagen drastische Schritte verordnet (Abschottung von 11 Städten), die nun umgesetzt und vermutlich auf der Nachrichtenseite für etwas Ruhe sorgen werden.

Apple macht mir ein wenig Sorgen: Die Erwartungen an das Unternehmen sind in den vergangenen Wochen kontinuierlich nach oben geschraubt worden. Es dürfte schwer werden, diese hohen Erwartungen noch zu übertreffen. Und wenn ein Schwergewicht wie Apple Federn lässt, dann werden eine ganze Reihe von Indizes mit in den Keller gezogen und sofort würde es Folgeverkäufe zur Gewinnsicherung nach sich ziehen.

Das DAX-KGV steht aktuell bei 15,88 und damit so hoch wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr. Klar, die Stimmung in den vergangenen Monaten war schon sehr schlecht. Von Trump losgetretene Handelsstreitigkeiten an diversen Fronten lasteten auf der Exportindustrie, Konjunktursorgen auf der inländischen Wirtschaft. Die ersten Q-Zahlen in den USA haben gezeigt, dass die realen Zahlen überwiegend positiv überraschen und zudem auch noch die Prognosen angehoben werden.

Wenn sich diese positive Entwicklung auch in Deutschland zeigt, dann könnten die Unternehmen in die hohe Bewertung hineinwachsen. Vielleicht setzen sich ja auch mal wieder Konjunkturoptimismus und höhere Wachstumserwartungen durch, dann könnten wir uns an höheren Bewertungen der 90er Jahre erinnern: Damals notierte der DAX durchgehend über einem KGV von 16.

DAX-KGV
Abbildung 1: Durchschnittliches DAX-KGV, Quelle: Boerse.de


Die Chancen stehen nicht schlecht: Endlich haben sich Europäer auf ein gemeinsames Ziel geeinigt, das nun mit aller Kraft verfolgt werden soll: Klimaschutz. Dazu werden Mittel von der EZB zur Verfügung gestellt und die nationalen Regierungen werden entsprechende Programme auflegen, um die von der EU bereitgestellten Mittel abzurufen. Könnte also der Klimaschutz für einen Wachstumsschub sorgen?

Dafür spricht auch die breite Palette an Unternehmen, die am Lauf des DAX zum Allzeithoch teilgenommen haben. Hier die Liste der neuen Jahreshochs von DAX-Titeln in der abgelaufenen Woche:

DAX-Hochs
Abbildung 2: Jahreshochs von DAX-Titeln


Die Finanzbranche ist mit der Deutschen Börse und der Münchener Rück vertreten. Die Versorger werden durch E.On vertreten. Auch die Immobilienbranche ist Dank Vonovia dabei. Für die Pharmabranche zieht Merck nach oben und unser Technologievorzeigekind SAP ist ebenfalls dabei. Je mehr Einzeltitel an einer Rallye beteiligt sind, desto stabiler und nachhaltiger ist die Rallye. Und je mehr unterschiedliche Branchen, desto besser. So betrachtet steht die Rallye im DAX auf soliden Füßen.

Nun, wir haben derzeit eine Cashquote von 23%. Wie immer werde ich im Vorfeld von Q-Zahlen höchstens ein bisschen spekulieren, neue Positionen gehe ich aber erst ein, wenn die Fakten auf dem Tisch liegen.



05. Update beobachteter Werte: Twitter, TUI, Nvidia, Skyworks Solutions, American Express, Verbio Vereinigte BioEnergie, Verbio Vereinigte BioEnergie

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Twitter
Twitter besser als SNAP und Facebook

Fr, 24. Januar um 17:02 Uhr
Im Bereich der Social Media gibt es eigentlich neben Twitter nur Facebook und SNAP. Der chinesische Wettbewerber TikTok ist noch nicht an der Börse, Instagram gehört zu Facebook. Wer also in Social Media investieren möchte, kann sich nur zwischen diesen drei Unternehmen entscheiden. Ich habe sie daher gegenübergestellt:

Das KGV 2020e von Twitter liegt bei 38, das von Facebook bei nur 24. Snap hingegen erwirtschaftet aktuell noch Verluste und könnte nach Erreichen der Gewinnschwelle 2021 ein KGV von 962 haben. Facebook ist also aus dieser Sicht am günstigsten.

Wenn wir das Gewinnwachstum einbeziehen, dann sieht es ganz anders aus. Sie wissen, ich bin bei Wachstumsunternehmen bereit, bis zur zweifachen Wachstumsgeschwindigkeit für das KGV anzusetzen. Twitters Gewinn wächst mit 14%, ein KGV wäre also bis 28 in Ordnung, Twitter ist mit dem KGV von 38 zu teuer.

Facebook wächst mit 12% und liegt damit genau auf der maximal möglichen Bewertung: 2x12=24. Ein Unternehmen mit 12% Gewinnwachstum dürfte, wenn das so bleibt, jährlich mit einem Kurszuwachs von 12% rechnen.

Snap hatte nach dem Börsengang vor drei Jahren Probleme mit Android. Die App funktionierte auf Android-Handys nicht richtig. Entsprechend war die Aktie von 27 USD auf 5 USD Ende 2018 eingebrochen und erholt sich seither. Inzwischen steht sie wieder bei 19 USD. Das Gewinnwachstum liegt bei 67%, es wird derzeit nachgeholt, was zunächst aufgrund der Android-Probleme nicht möglich war.

Eine weitere Kennzahl finde ich aufschlussreich: Das Kurs/Umsatz-Verhältnis. Da junge Unternehmen häufig noch gar nicht so richtig die Möglichkeiten der Gewinnmaximierung umsetzen, sondern sich nur auf das Umsatzwachstum konzentrieren, gibt diese Kennziffer Aufschluss darüber, wie Anleger die Gewinn- und Umsatzmöglichkeiten der Zukunft einschätzen. Für Twitter steht das KUV bei 7,7, für Facebook bei 9,4. Anleger erwarten also von Facebook noch mehr neue Produkte, mit denen Umsatz generiert werden kann, als von Twitter.

Für Snap liegt das KUV bei 17,5 und zeigt somit, dass Snap bislang noch mit dem Android-Problem beschäftigt war und noch kaum Werbung auf der Plattform eingeführt hat.

Als letzte und in meinen Augen wichtigste Kennziffer schaue ich noch auf die täglichen Nutzer (DAU). Hier wächst die Anzahl bei Twitter derzeit um 17%, bei Snap um 13% und bei Facebook um 9%. Hier liegt Twitter klar vorne.

Snap ist in meinen Augen derzeit die größte Turnaround-Spekulation unter den dreien. Die Android-Probleme sind behoben, nun kann sich das Unternehmen auf das Verkaufen und Platzieren von Werbung konzentrieren. Wenn Snap hier gute Erfolge erzielt, kann die Aktie schnell in die derzeit optisch hohe Bewertung hinein wachsen und sogar noch ordentlich ansteigen. Doch das ist eine Spekulation.

Facebook ist in meinen Augen das reife Unternehmen mit dem geringsten Wachstum. Das Gewinnwachstum ist unterproportional zum Umsatzwachstum, weil nach den diversen Datenskandalen derzeit teure Projekte gefahren werden, um Fake-News, politische Beeinflussung etc. schnell zu lokalisieren und herauszufiltern. Fast die halbe Welt ist schon Facebook-Kunde, da kann das Nutzerwachstum gar nicht mehr so groß sein. Jetzt kommt es bei Facebook darauf an, die Nutzer zu monetisieren, wie man in der Branche sagt: zu Geld machen. Wenn die Datenprobleme einmal gelöst sein sollten, dann dürfte der Gewinn überproportional anspringen. Doch soweit ist es derzeit noch nicht.

Twitter hat bereits einige wichtige Entscheidungen umgesetzt, um die Plattform relevanter und weniger nervend zu gestalten. Zudem wurde politische Werbung für dieses Wahljahr vollständig verboten, was sich in einem langsamen Umsatzwachstum bemerkbar machen wird. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass Twitter nun endlich wieder ein ordentliches Nutzerwachstum ausweisen kann. Und Nutzerwachstum wird sich perspektivisch in der Zukunft in Umsatz und dann auch Gewinn umwandeln lassen.

Da Twitter das größte Nutzerwachstum hat und gleichzeitig das niedrigste KUV, halte ich diese Aktie unter diesen dreien für diejenige, die in diesem Jahr am stärksten ansteigen sollte.

Viele Anleger investieren ja inzwischen nur noch in ETFs und Fonds. Diese wiederum beschließen am Konferenztisch mit diversen Managern über den Anteil von Aktien aus dem Bereich Social Media im Gesamtportfolio. Da wird nur wenig Zeit damit verschwendet, sich für eine der drei Aktien zu entscheiden. Der Anteil wird nach der vermeintlichen Bedeutung dieses Bereiches festgesetzt. Und da die Bedeutung von Social Media inzwischen ziemlich groß ist und weiter wächst, nehme ich an, dass die Fondsmanager, die diese Entscheidung dann umsetzen müssen, sich diese drei Aktien anschauen und je nach Neigung sich dann für die eine oder andere entscheiden. Und wie gesagt, dieses Jahr könnten sich meiner Einschätzung nach sehr viele für Twitter entscheiden :-).


TUI
Condor findet Käufer, Coronavirus gefährdet Reiselust

Fr, 24. Januar um 16:59 Uhr
Hmm, da hatten wir mit unserem erneuten Kauf der TUI Aktie diesmal ein schlechtes Timing: In der abgelaufenen Woche sorgten immer neue Hiobsnachrichten zum Coronavirus in China für schwache Kurse bei Reiseaktien. China hat nun elf Städte mit insgesamt 37 Mio. Einwohnern quasi unter Quarantäne gestellt: Niemand darf raus! Infizierte Menschen sind inzwischen in vielen umliegenden Staaten Chinas bestätigt worden und einer sogar in den USA. Erinnerungen an SARS kommen auf.

Auf der einen Seite hat sich 2003, als die Lungenkrankheit SARS erstmals wütete und mehrere hundert Menschen daran starben, einiges getan. In Deutschland sei man in der Lage, das Virus effektiv zu bekämpfen und infizierte Menschen zu schützen, so die Gesundheitsbehörde. Die Angst vor einer Epidemie sollte dieses Mal also nicht so groß sein wie vor siebzehn Jahren.

Auf der anderen Seite kommen die wichtigsten Informationen zum Coronavirus aus China und wir wissen, dass dort Informationen aus politischen Gründen schon mal ein wenig modifiziert werden. Erste Experten äußern bereits Zweifel daran, ob die aus China gemeldeten Zahlen (ca. 900 infizierte Menschen, bislang 26 Todesfälle) wirklich stimmen, oder ob es nicht in Wirklichkeit viel mehr seien.

Von gestern bis in den Februar hinein (4.2.) wird in China das Neujahrsfest begangen: So wie bei uns zur Weihnachtszeit steht in diesen Tagen in China Wirtschaft und Politik still, Die Menschen verbringen die Zeit bei ihren Familien. Wirklich neue Informationen über das Coronavirus dürften also in den kommenden Tagen rar sein. Ob das nun positiv oder negativ ist, kann ich nicht einschätzen. Ungewissheit ist immer negativ, aber wenn es keine alarmierenden Meldungen über eine weitere Ausbreitung des Virus gibt, dürfte das in diesem Fall positiv interpretiert werden.

Mit einem KGV 2021e von 8 und einer erwarteten Dividendenrendite von 4% ist TUI in meinen Augen extrem günstig bewertet, zumal weiterhin Marktanteilsgewinne nach der Pleite von Thomas Cook zu erwarten sind. Ich würde also einen Rückschlag aufgrund der aktuell negativen Meldungen (Coronavirus, Fortbestand von Condor) aussitzen.


Nvidia
Selbst Intels Umsatz mit Rechenzentren brummt

Fr, 24. Januar um 16:55 Uhr
Der Chip-Sektor um Nvidia, AMD und Intel herum brummt wieder: Insbesondere Rechenzentren werden aus dem Boden gestampft und mit Chips ausgestattet. Bei den Graphikchips hat AMD in diesem Bereich ein großes Stück des Kuchens erobert und so wurde im vergangenen Jahr darüber spekuliert, ob die Highend-Chips von Nvidia nicht durch ökonomischere AMD-Chips abgelöst werden könnten.

In diesem Jahr dürfte sich diese Sichtweise wieder drehen: Nvidia hat wieder Chips im Programm, die sich in ihrer Performance deutlich von AMD absetzen. Außerdem sind die Lager von Nvidia leer, so dass wieder ordentliche Preise genommen werden können. Und der Wettbewerb bei Cloud-Diensten spitzt sich zu, Google, Microsoft und Amazon bieten ihre Dienste zu immer günstigeren Preisen an, bauen die Performance aber gleichzeitig kräftig aus.

In der abgelaufenen Woche haben einige Analysten ihre Kursziele für Nvidia angehoben, die Aktie von Nvidia ist daher weiter angesprungen. Wir bleiben dabei.


Skyworks Solutions
Gute Q-Zahlen, Auftragsverlust an Broadcom, Verkaufen

Fr, 24. Januar um 16:57 Uhr
Gestern Abend hat Skyworks gute Q-Zahlen veröffentlicht und die Unternehmensprognose angehoben. Zeitgleich gab jedoch Broadcom bekannt, zwei wichtige Aufträge von Apple erhalten zu haben. Die Aktie von Skyworks ist heute leicht im Minus.

Die Q-Zahlen von Skyworks waren super: Der Gewinn stieg um 11% auf 1,68 USD je Aktie und übertraf damit die Erwartungen um 0,02 USD/Aktie. Der Umsatz stieg um 8% auf 896 Mio. USD und lag um 14 Mio. über den Erwartungen. Die Umsatzprognose für das laufende Quartal wurde auf 800-820 Mio. USD angehoben, die Erwartungen waren bei 790 Mio. USD. Die Gewinnprognose wurde auf 1,48 USD/Aktie gesetzt, die Erwartung liegt bei 1,40 USD/Aktie.

Das sind Zahlen, die der Aktie "eigentlich" Beine machen würden, denn in allen Bereichen konnte eine positive Überraschung präsentiert werden. In der Analysten-Telefonkonferenz hagelte es entsprechend auch Gratulationen und Lob.

Etwa zeitgleich veröffentlichte Wettbewerber Broadcom jedoch, dass man zwei mehrjährige Verträge mit Apple gewonnen habe. Broadcom liefert Mobilfunkkomponenten (5G) in einem Volumen von bis zu 15 Mrd. USD. Die Aktie von Broadcom (AVGO) ist heute Nacht um 4% angesprungen.

Huawei war der größte Einzelkunde, bis das Unternehmen von den USA auf eine schwarze Liste gesetzt wurde. Den Umsatzverlust des Huawei-Geschäfts hat Skyworks nun gerade so verkraftet. Ich war davon ausgegangen, dass genau jetzt, ein Jahr nach dem Verlust, die Vergleichsbasis für die Jahreszahlen wieder niedrig genug ist, um ordentliches Wachstum zu vermelden. Und tatsächlich wächst der Umsatz bei Skyworks wieder zweistellig, Tendenz steigend.

Doch durch den Verlust des Huawei-Geschäfts ist Apple mit 51% Umsatzanteil der größte Einzelkunde von Skyworks geworden. Es ist kurzfristig erst einmal egal, ob Apple den Auftrag an Broadcom vergeben hat, weil Broadcom die besseren Chips anbietet, oder aber einfach nur, um nicht zu abhängig von einem einzelnen Lieferanten (Skyworks) zu sein. Kurzfristig dürfte die Aktie negativ auf diese Nachricht reagieren. Ich würde unsere Position daher heute mit leichtem Plus zu Kursen um 113,50 Euro verkaufen. Bitte verwenden Sie einen Stopp Loss, damit wir den Kurs hier in Deutschland bei dünnem Handelsvolumen nicht zu stark drücken.

Mittelfristig werde ich mir dann nochmals Gedanken darüber machen, welche 5G-Aktie wir für 2020 in unser Portfolio holen. Denn 5G dürfte genau jetzt ordentlich abheben und einige Aktien stehen in den Startlöchern dafür: Broadcom, Marvell, Qorvo, Qualcomm und Xilinx, aber natürlich auch Ericsson und Nokia, Cisco und Huawei. Doch die vier zuletzt genannten Unternehmen sind eher Netzwerkausrüster und werden vermutlich erst 2021 den großflächigen Ausbau umsetzen.


American Express
Beat and raise

Fr, 24. Januar um 16:51 Uhr
Die soeben von American Express veröffentlichten Q-Zahlen schlagen (beat) die Erwartungen der Analysten, die Unternehmensprognose wurde angehoben (raise). So sieht ein sauberes Quartal aus :-).

Der Gewinn ist um 17% auf 2,03 USD/Aktie angestiegen, erwartet wurde 2,01 USD/Aktie. Der Umsatz ist um 9% auf 11,37 Mrd. USD angestiegen, das liegt im Rahmen der Erwartungen. Die Gewinnprognose wurde auf 8,85-9,25 USD/Aktie angehoben, bislang wurden 8,99 USD/Aktie erwartet.

Die Zahlen setzen sich aus soliden Ergebnissen aller Geschäftsbereiche zusammen. Es gibt in den veröffentlichten Zahlen keine Ausreißer, das Management spricht von Erfolgen in "allen Bereichen". Seit zweieinhalb Jahren wächst American Express jedes Quartal mit über 8%. Die 8% Umsatz- und Gewinnwachstum finden sich auch in der Prognose wieder, die eher als Mindestgröße genannt wird. Vor diesem Hintergrund sowie vor dem Hintergrund der neuen Chancen in China ist das KGV 2020e von 14 in meinen Augen viel zu niedrig, wir bleiben dabei.

Die Aktie notiert vorbörslich mit +2,3% :-).


Verbio Vereinigte BioEnergie
Prognoseanhebung EBITDA von 65 auf 110 Mio EUR

Fr, 24. Januar um 18:11 Uhr
Gestern Abend hat Verbio seine Unternehmensprognose angehoben, der Gewinn werde statt der bislang ausgegebenen 65 Mio. Euro eher bei 110 Mio. Euro liegen. Die Prognoseanhebung kommt nicht völlig überraschend, denn schon der Wettbewerber CropEnergies (Tochter von Südzucker) hatte kürzlich seine Prognose angehoben. Als Grund wird von beiden Unternehmen der gestiegene Ethanolpreis angegeben.

Seit August 2019 ist der Ethanolpreis kontinuierlich angestiegen. In die Diskussion um saubere Kraftstoffe für Autos ist Leben gekommen. Sauber im Sinne der Klimaschutzbewegung heißt, nachwachsende Rohstoffe sollten verwendet werden, damit das CO2, das bei der Verbrennung entsteht, auch wieder von den Pflanzen aufgenommen wird.

Verbio profitiert aber nicht allein vom Ethanolpreis, sondern zusätzlich auch noch vom Handel mit CO2-Zertifikaten. Das Unternehmen tritt als Netto-Verkäufer von CO2-Zertifikaten am Markt auf und kann entsprechende Einnahmen zusätzlich als Gewinn verbuchen.

Mit der angehobenen Prognose wächst der Gewinn um 16% p.a., das KGV 20e steht bei 15. Damit ist Verbio in meinen Augen günstig bewertet, die Aktie hat noch Luft nach oben. Insbesondere die angestoßene Diskussion um eine gegebenenfalls 15%ige Beimischung von Bioethanol zum PKW-Kraftstoff (bislang E10) dürfte den Ethanolpreis weiter anheizen.

Vorbörslich notiert die Aktie bereits mit +10%.


Verbio Vereinigte BioEnergie
Hintergründe zum Kurssprung

Fr, 24. Januar um 18:35 Uhr
Ich habe mir die Zahlen von Verbio sowie die Rahmenbedingungen nochmals ein wenig genauer angeschaut. Zwei Dinge laufen derzeit für Verbio: EU-Regeln und Expansionsprojekte.

Mineralölfirmen, also die europäischen Tankstellenbetreiber, müssen nachweisen, dass sie CO2-Einsparungen durch die Nutzung von Biokraftstoffen umsetzen. Die Vorgabe war bis Ende 2019 bei 4%. Ab Anfang 2020 ist diese Vorgabe auf 6% gestiegen, Mineralölfirmen müssen nun also noch mehr Biokraftstoffe verkaufen. Wenn Sie dem nicht nachkommen, wird eine Strafe fällig, die sie natürlich vermeiden wollen.

Sie können der Vorgabe über die Bio-Ethanolbeimischung im Benzin (E10), über den Verkauf von Biodiesel, oder auch über den Verkauf von Biomethan, also Biogas nachkommen.

Verbio produzierte im letzten Geschäftsjahr rund 710 GWh Bioethanol aus Raps und Getreide sowie Biomethan aus Stroh. Laut EEG-Umlage liegt der Verkaufspreis bei 6 Cent je kWh, daraus ergibt sich ein Umsatz von rund 42 Mio. Euro für Biomethan. Im Markt wird für Biomethan derzeit mehr bezahlt, als laut EEG notwendig, weil die 6%-Hürde einige Mineralölfirmen zum Handeln zwingt. Daher gehe ich mal davon aus, dass rund 50 Mio. Euro Jahresumsatz mit Biomethan erzielt werden, also ca. 6% des Konzernumsatzes. Da mit Biogas durch den Einsatz von Stroh, also organischen Reststoffen, besonders viel CO2 eingespart wird (etwa doppelt so viel wie bei Biodiesel und Bioethanol), ist es um so lukrativer für Mineralölfirmen, Biogas in das eigene Tankstellennetz einzuflechten. Aber aufgrund der ziemlich festen Anzahl an Autos (PKWs und LKWs), die mit Gas fahren können, wachsen hier die Bäume wohl nicht in den Himmel.

Etwa 25% des Konzernumsatzes werden mit Bioethanol erzielt. Und der Löwenanteil von 66% mit Biodiesel (die Differenz zu 100% entfällt auf sonstige Geschäftstätigkeiten).

Kurz zur Produktion von Biodiesel und Bioethanol:

Biodiesel wird aus pflanzlichen Fetten (Rapsöl) hergestellt. Etwa 40% des Raps wird zu Öl verarbeitet, 60% bleiben als stark eiweißhaltiger Schrot zurück und können der Futtermittelindustrie zugeführt werden. Um die Diskussion "Tank oder Teller" aufzugreifen: Raps landet als Pflanze selten auf Ihrem Esstisch, oder? Über diesen Umweg bleibt es ein eiweißhaltiges Tierfutter, hat zuvor jedoch schon etwas für unserer CO2-Haushalt getan.

Für Bioethanol wird insbesondere pflanzliche Stärke von Getreide verwendet, die über die alkoholische Gärung in Ethanol umgewandelt wird. Man kann auch direkt Zuckerrüben verwenden, Verbio nutzt das jedoch nicht. Nach der Destillation des Bioethanols bleibt eine Schlempe übrig, die wiederum als Tierfutter verwendet werden kann. Diesem Tierfutter fehlt dann zwar etwas Stärke, ist also kohlenhydratarm. Anders formuliert ist die Schlempe stark eiweißhaltig und kann gezielt für entsprechende Tierprodukte eingesetzt werden.

Die Diskussion "Tank oder Teller" reduziert sich bei dieser differenzierten Betrachtung auf einen kleinen Teilbereich der Biokraftstoffe.

Aus CO2-Sicht ist natürlich das Biogas besonders attraktiv: Biogas aus Stroh! In diesem Bereich expandiert Verbio. Während derzeit in Deutschland mit einer 10 MW-Anlage die meines Wissens größte Anlage dieser Art der Welt steht, baut Verbio eine 20 MW-Anlage in Indien und eine weitere in den USA.

Soweit so gut zum Hintergrundwissen: Wir halten fest, dass Verbio aufgrund der neuen 6%-Regelung einen Preisanstieg bei den verfügbaren Biokraftstoffen, insbesondere Bioethanol und Biomethan, verzeichnen konnte und daher die Gewinnprognose anhob. Da es sich nicht um einen Einmaleffekt handelt, sondern die Nachfrage auf dem nun höheren Niveau verbleiben dürfte, ohne dass sich das Angebot hier in Deutschland nennenswert erhöht, werden Analysten meiner Einschätzung nach in den kommenden Tagen ihre langfristigen Schätzungen ebenfalls nach oben korrigieren müssen.

Mit einem KGV 2021e von aktuell 13 ist das Umsatzwachstum von 8% bei Verbio fair bewertet. Wenn wir jedoch die überproportionale Gewinnentwicklung einbeziehen, dann hat die Aktie noch weiter Luft nach oben.

Aktuell segeln wir nur mit einer halben Positionsgröße, weil die Aktie schon frühzeitig nach unserem ersten Kauf abgehoben ist. Ich mag es nicht, teuer nachzukaufen, daher sind wir bis auf weiteres mit der halben Position zufrieden.



06. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈15%) =8,3%WKN23.1.20Woche ΔΣ '20 ΔAnteil 5x3%!
TUITUAG009,94 €-5%-13%1,6%B
TwitterA1W6XZ30,46 €0%5%2,2%B
Wheaton Precious MetalsA2DRBP26,51 €4%0%0,0%A
Skyworks Solutions857760111,10 €-1%4%0,0%A
Nvidia918422228,30 €2%8%2,3%A
American Express850226123,48 €5%11%2,2%A







Wachstum (≈35%) =28,6%WKN23.1.20Woche ΔΣ '20 ΔAnteil 5x7%!
BB BiotechA0NFN361,50 €-1%0%7,2%B
ZuoraA2JHJJ14,27 €2%12%8,1%A
Zooplus51117077,50 €-8%-9%5,9%A
SpotifyA2JEGN135,10 €1%-1%3,6%A
VerbioA0JL9W12,94 €15%14%3,8%A







Dividende (≈30%) = 21,1%WKN23.1.20Woche ΔΣ '20 ΔAnteil 4x7,5%!
Innotec5405109,90 €0%-2%5,3%C
FreenetA0Z2ZZ20,06 €0%-2%8,3%B
Deutsche Post55520033,21 €-2%-2%3,8%C
Deutsche Telekom55575014,80 €1%2%3,7%B







Absicherung (≈20%) =18,7%WKN23.1.20Woche ΔΣ '20 ΔAnteil 3x7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.4.492,00 €1%3%8,0%A
Südzucker-AnleiheA0E6FU88,00%-1%1%7,2%A
Nokia-AnleiheA0T9L2119,84%1%4%3,5%B





Cashquote
Σ-Portfolio Ergebnis seit 2020

0%1%23,3%

Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis10%8,3%542%
WachstumEnkelkinder30%28,6%556,0%
DividendeUrlaub25%21,1%446%
AbsicherungZins & Gold20%18,7%336,7%
Summe
85%76,7%1716


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

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Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



08. An-/Ab-/Ummeldung

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