Heibel-Ticker PLUS Update 2020#08: Börse funktioniert nicht mehr

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16.03.2020:

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H E I B E L - T I C K E R P L U S U P D A T E

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
14. Jahrgang - Update 08 (16.03.2020)
Erscheinungsweise: Bei Bedarf
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I N H A L T

01. TICKER-UPDATE: BÖRSE FUNKTIONIERT NICHT MEHR
02. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
03. AN-/ABMELDUNG

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01. TICKER-UPDATE: BÖRSE FUNKTIONIERT NICHT MEHR
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Liebe Börsenfreunde,

die Ausnahmesituation an den Finanzmärkten hält an. War der Dow Jones am Freitag Abend noch mit +9% im grünen, so notiert der DAX aktuell mit -10% im roten Bereich. Der DAX hat also nicht nur die +9% ausgespart, sondern gleich noch -10% abgegeben – eine Differenz von 19% über ein Wochenende, das eigentlich Klarheit hätte bringen sollen.

Die US-Notenbank hat den Leitzins um ein ganzes Prozent in einem Schritt auf nahezu Null gesenkt und gigantische Anleihenkäufe eingeleitet, das QE5.

In Deutschland werden nun langsam die Grenzen dicht gemacht, die Schulen schließen und peu à peu wird das öffentliche Leben zurückgefahren. Es ist meiner Ansicht nach nur eine Frage der Zeit, bis wir europaweit eine selbstverordnete Quarantäne erleben.

Heute hat die Bundesregierung endlich Beatmungsgeräte bestellt: 10.000 Stück bei Drägerwerk. Die Aktie von Drägerwerk ist zwischenzeitlich um 60% angesprungen, doch seither sackt die Aktie ab. Eine Einmalbestellung taugt nicht viel für nachhaltige Gewinne, zumal die Produktionskapazitäten ohnehin ausgelastet waren.

Es ist an der Zeit, sich mit Fragen der anderen Art auseinander zu setzen:

Der DAX hat inzwischen knapp 40% binnen drei Wochen abgegeben. Wie weit kann das noch gehen?

Die einfache Antwort lautet: Unter Null kann der DAX – anders als das Zinsniveau – nicht rutschen.

Die komplizierte Antwort lautet: Der DAX setzt sich aus Aktien zusammen. Aktien sind Anteilsscheine an Unternehmen. Die Unternehmen des DAX bilden einen wichtigen Teil der deutschen Wirtschaft und solange wir nicht dem Kommunismus verfallen wird die Wirtschaft Motor unserer Gesellschaft bleiben.

Die Unternehmensanteile, die Sie in Ihrem Depot haben, sind Ihr Anteil an unserer Wirtschaft. Und die Wirtschaft wird auch nach einer Pandemie wieder zurück zu profitablem Wachstum finden, egal welche Ziffern mit Eurozeichen (= Kurs) derzeit an den Aktien hängt.

Damit möchte ich sagen, dass ich die derzeitigen Kurse für viel zu pessimistisch halte.

Ja, wir laufen auf katastrophale Zustände auch hier in Deutschland zu. Corona-Tests werden nur sehr restriktiv angewendet. Jeder, der hustet und/oder sich unwohl fühlt, wird in den kommenden Tagen meiner Einschätzung nach lieber gleich zur Uniklinik laufen, als sich mit seinem Hausarzt auseinander zu setzen, warum er keinen Test bekommt.

Aber auch diese Krise, diese Pandemie, werden wir meistern und anschließend werden Unternehmen ihre Tätigkeit wieder aufnehmen und es wird sich zeigen, dass die Wirtschaft schneller zurückfindet, als dies anhand der aktuellen Kursentwicklung zu erwarten wäre.

Es hilft mir, unsere Aktien als Unternehmensanteile zu betrachten, als Anteil an unserer Wirtschaftsleistung. Was derzeit an den Aktienmärkten läuft, ist eine Übertreibung nach unten.

Doch die Übertreibung kann noch weitergehen. Vor 12 Jahren, inmitten der Finanzkrise, erlebten wir schon einmal einen heftigen Ausverkauf, der den Volatilitätsindex (VIX) auf 80 trieb. Auch am Freitag schoss der Volatilitätsindex, auch Angst-Thermometer genannt, in Richtung 80. Meistens notiert er zwischen 15 und 20 Punkten.

Im Herbst 2008 erreichte der VIX sein Hoch im Rahmen der Lehman-Pleite. Es folgte eine Erholungsbewegung an den Aktienmärkten, nur um dann wenige Wochen später nochmals einzubrechen und einen weiteren Tiefpunkt an den Aktienmärkten zu erreichen, bei gleichzeitig erneut extrem hohen VIX.

Anschließend dauerte es noch 5 Monate, bis die Finanzkrise ihren Boden fand, die Aktienmärkte glitten in dieser Zeit immer weiter ab, erreichten ein neues Rekord-Tief nach dem anderen, diesmal aber ohne dass der VIX neue Rekordhöhen sah.

Die Anleger haben sich also an die Finanzkrise gewöhnt und deren Auswirkungen weiter eingepreist, ohne jedoch erneut in Angst und Schrecken zu verfallen.

Ich möchte im Hinterkopf behalten, dass es auch mit der Coronakrise einen solchen Verlauf geben könnte: Wir hätten am Freitag einen ersten Extremen Volatilitätsausschlag gesehen, könnten nun bald auf eine Gegenbewegung zählen, die jedoch nicht besonders nennenswert ausfallen dürfte.

Im Verlauf des Aprils, in dem die Fallzahlen weiter explodieren dürften und in dem die Intensivbetten gegebenenfalls knapp werden könnten, könnte der Ausverkauf nochmals neue Tiefs anvisieren. Werte von 8.200 im DAX sind im Umlauf, aber auch bis zu 7.000 Punkte und darunter werden genannt. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, möchte es Ihnen aber nicht vorenthalten, was am Finanzmarkt diskutiert wird.

Wenn dann die Pandemie in den Griff bekommen wird, könnten die Aktienmärkte einen vorläufigen Boden finden. In den folgenden Monaten dürften dann jedoch die finanziellen Auswirkungen für die Wirtschaft zu Tage kommen, und das könnte weiteren Abwärtsdruck erzeugen.

Vor diesem Hintergrund kann ich nur sagen: Leider hatten wir Freitag Abend nicht die Gelegenheit, unser Portfolio ein wenig auszulichten. Ich warte auf die nächste Gegenbewegung. Heute würde ich, wenn überhaupt, wieder etwas kaufen.


SCHLIEßUNG DER FINANZMÄRKTE

In den USA beginnt man nun darüber zu diskutieren, ob man die Finanzmärkte für zwei Wochen schließen sollte. Erst wenn die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Coronavirus ihren Zenit überschritten hat, solle man die Finanzmärkte wieder öffnen, so der Vorschlag. Bislang wird das von allen offiziellen Vertretern abgelehnt.

Doch ich halte das für eine gute Idee: Die Aktienkurse haben derzeit nichts mehr mit der Realität zu tun. An den Aktienmärkten wird der vo0llständige Kollaps unserer Marktwirtschaft, unserer Demokratie eingepreist. Wir sind aber meiner Einschätzung nach weit davon entfernt, selbst wenn der Coronavirus zu temporär chaotischen Verhältnissen in Deutschland führen sollte.

Wenn wir aber auf so chaotische Zustände zulaufen würden, dann müssten der Gold- und Silberpreis in die Höhe schießen. Doch Gold stürzt ebenfalls ab, unsere Edelmetallspekulation, Wheaton Precious Metals, notiert heute mit 17% im Minus. Das passt nicht zusammen, die Finanzmärkte funktionieren nicht mehr. Sie kommen ihrer Aufgabe, die Realität mit Eurozahlen abzubilden, nicht mehr nach.

Daher wäre ich durchaus dafür, die Märkte für einen Zeitraum zu schließen, bis die Situation unter Kontrolle ist und sich die Gemüter beruhigt haben.

Und dann wird es auch andere Gedanken geben: Was, wenn ein Gegenmittel gefunden wird? Präsident Trump hat am Wochenende versucht, eine Firma zu kaufen, die erfolgsversprechend nach einem Gegenmittel forscht. Mehrheitseigner Hasso Plattner (80%) hat das Angebot abgelehnt.

Was, wenn wir morgen bundesweit unter Quarantäne gestellt werden und in zwei Wochen den Zenit der Ausbreitung überschreiten? Was passiert danach? Blicken wir auf einen Scherbenhaufen?

Nein. Die Wirtschaft wird ihre Arbeit wieder aufnehmen. Die Bundesregierung stellt über die KFW Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung, so dass eine Pleitewelle verhindert wird. Wir werden die Einbußen berechnen und feststellen, dass es doch ziemlich teuer war ... um dann in einiger Zeit überrascht festzustellen, dass es doch einen Nachholeffekt gibt.

Also: Zwei Dinge wollte ich Ihnen heute mitteilen:

1. Der Ausverkauf kann durchaus noch tiefer gehen und deutlich länger andauern, als wir das bislang dachten: 7.000 Punkte im DAX werden diskutiert und die Dauer von 5 Monaten lässt sich aus der Erfahrung der Finanzkrise ableiten.

2. Die anschließende Erholung wird uns positiv überraschen.

Wenn dies so eintritt, dann ist es im Rahmen einer Erholung ratsam, noch einige Positionen zu verkaufen, um die Kursschwankungen der kommenden Monate immer wieder mit Nachkäufen und Teilverkäufen zu nutzen, unseren Buchverlust zu verringern.

Take Share,

Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.


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02. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

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Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Es tut mir Leid, dass im Heibel-Ticker nicht die viel
versprechenden neuen Regeln der Rechtschreibreform
berücksichtigt werden, aber ich müsste Kopf stehen, um
diese zu verstehen.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind
Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen


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03. AN-/ABMELDUNG
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