Banc of America stuft Google auf "Kaufen" mit Kursziel 597 USD.
Jetzt ist auch Ihr Autor enttäuscht von Yahoo!. Ihr Autor zählt sich zu den intensivsten Nutzern der Yahoo! Internetdienste. Insbesondere Yahoo! Finance hält die wesentlichen Finanzinformationen zu in den USA notierten Aktien in übersichtlicher Form bereit. Ihr Autor nutzt diese Seiten bereits seit 1997 intensiv.
Nach dem Zerplatzen der Internetspekulationsblase gelang es Terry Semel, aus dem der Universität entsprungenen Internetportal das dominante Internetunternehmen zu bauen. Mit 400 Mio. Nutzern monatlich hat Yahoo! die größte Verbreitung weltweit.
Doch irgend etwas ist faul im Hause Yahoo!. Früher bestach das Angebot von Yahoo! durch einmalige, technisch ausgereifte Funktionen. Heute haben Wettbewerber ähnliche Angebote. Neue Innovationen aus dem Hause Yahoo! kommen entweder mit einem Jahr Verspätung, wie die neue Werbeplattform „Panama“, oder aber gar nicht.
Gleichzeitig erobert Google einen Bereich nach dem anderen. Vor einem Jahr schrieb ich, dass die besten der Elite gerne bei Google arbeiten, da dieses Unternehmen die größte Innovationskraft besitzt. Heute muss ich feststellen, dass Yahoo! nicht nur hinter Google zurückfällt, sondern sogar die besten Mitarbeiter an Google und andere, jüngere Unternehmen verliert.
Die New York Times hat am Mittwoch in einem ausführlichen Artikel ein paar anonyme Yahoo!-Mitarbeiter zitiert, die von bürokratischen Hürden, internen Kompetenzstreitigkeiten und enttäuschten Managern berichteten. Der fallende Aktienkurs hat einige Optionsscheine, die häufig einen maßgeblichen Anteil der Entlohnung des Managements ausmachen, wertlos gemacht.
Vor zwei Jahren hat Yahoo! die Schaffung einer Video-Webseite als strategisches Ziel erklärt. Es wurde in Hollywood eingekauft, ein Milliardenbetrag wurde für die Entwicklung bereit gestellt. Doch dann begannen die internen Kämpfe, bei denen die Suchmaschinengruppe mit Mediagruppe um die Federführung rang. Was ist wichtiger: Die Technologie, die Videos Online zu stellen, oder die Möglichkeit, mit einer ausgefeilten Suchlogik die richtigen Videos zu finden? Die Suchmaschinengruppe gewann und irgendwann konnte das Projekt endlich umgesetzt werden.
Doch inzwischen gab es YouTube.com, eine kleine Start-Up Firma zweier 23-jähriger Freaks. YouTube dominiert heute mit Abstand den Markt der Video-Webseiten.
„Na gut“, hat sich Yahoo! dann gesagt, „if you can’t beat’em, join’em“ (wenn Du sie nicht schlagen kannst, dann kooperiere mit ihnen). Also wurden Kooperations- und Übernahmegespräche zwischen den YouTube-Gründern Chad Hurley und Steven Chen geführt. Darin galten die Copyright-Probleme als unüberbrückbar und Yahoo! drückte den Preis und verlor Zeit. Anfang dieser Woche bot Google ohne weitere Bedingungen 1,65 Mrd. US-Dollar und erhielt den Zuschlag. Die ach so unüberbrückbaren Copyright-Probleme werden hemdsärmelig behandelt: Bei Beschwerden werden die entsprechenden Videos umgehend gelöscht.
Ähnlich wie bei der Video-Geschichte verlief es mit dem Aufbau einer Social Community (soziale Netzwerke). Yahoo! verbrachte Monate mit dem Programmieren seines Angebots Yahoo! 360 und stellte es zu spät Online. MySpace war inzwischen zur beliebtesten Online-Community avanciert.
„Na gut“, hat sich Yahoo! dann gesagt, „if you can’t beat’em, join’em“. Also wurden Kooperations- und Übernahmegespräche geführt bis zu dem Zeitpunkt, wo Rupert Murdoch für 500 Mio. US-Dollar zuschlug. Kurz darauf verkündete Murdoch ein Vermarktungsabkommen mit Google im Wert von 900 Mio. US-Dollar verteilt auf 3,5 Jahre. Wieder einmal war Yahoo! zu langsam.
Und die Liste geht weiter. Die neue Werbeplattform, die unter dem Namen „Panama“ bereits vor einem Jahr fertig gestellt sein sollte, ist noch immer in der Testphase. Inzwischen hat Google sich als Quasi-Marktführer bei Internetwerbung etabliert. Kunden wie das Wall Street Journal wandern von Yahoo! ab.
Gleichzeitig kaufte AOL, das schon fast vergessene Online- Portal von Time Warner, mit Advertising.com und Lightningcast führende Werbeplattformen mit Video-Geschäft. Google plant bereits, sein Werbenetzwerk auf die Druckpresse auszuweiten, auch Radio- und Fernsehwerbung werden bei Google diskutiert.
Wie genau verdient Google eigentlich so viel Geld?
Nun, Google bietet über AdWords jedem auch noch so kleinen Kunden die Möglichkeit, Werbung zu schalten. Abgerechnet wird per Klick, also nur dann, wenn die Werbung von einem Interessenten angeklickt wurde, der dann anschließend auf die Seite des Werbers geleitet wird. Der Preis je Klick beträgt wenige Cents und über ein Tageslimit kann jeder seinem Budget entsprechend die Kosten im Blick behalten.
Die Werbung wird als kleine, vierzeilige Werbebotschaft bei den Suchergebnissen auf den Google-Seiten angezeigt. Je mehr Suchanfragen also gestellt werden, desto mehr Werbung kann Google verkaufen.
Damit aber noch nicht genug, gleichzeitig bietet Google auch jedem noch so kleinen Internetseitenbetreiber an, Werbung auf seine Seiten zu steuern. Der Betreiber von Internetseiten kann damit sein Einkommen erhöhen. Für jeden Klick, der über seine Seite generiert wird, erhält er einen Anteil der Einnahmen von Google.
Durch den Kauf von YouTube und durch das Vermarktungsabkommen mit MySpace hat Google die beiden größten Internetforen unserer Zeit, die in nur zwei bis drei Jahren mehrere hundert Millionen Nutzer gewannen, in das eigene Werbenetzwerk eingespannt. Klar, der Preis dafür war mit 900 Mio. und 1,65 Mrd. US-Dollar recht hoch. Aber damit ist Google nun der Quasi-Monopolist bei Online-Werbung. Nun gibt es keine Seite mehr, mit deren Hilfe Yahoo! aufholen könnte.
Selbst wenn Panama, die Werbeplattform von Yahoo!, schließlich freigegeben wird und viel besser sein sollte, als AdWords und AdSense, wird dies Yahoo! nicht sonderlich helfen, denn Yahoo! hat einfach nicht mehr die Reichweite wie Google.
Vergleich zwischen Yahoo! und Google
Erinnern Sie sich noch an die vielen Internetfirmen im Jahr 1999 und 2000? Nun, nach der Baisse von 2001 bis 2003 blieben nur noch vier übrig: Yahoo!, Google, eBay und Amazon.
Amazon litt schon immer darunter, dass es kein pures Internetunternehmen war, sondern die Auslieferung der Bücher abwickeln musste. Dazu wurden weltweit Auslieferungszentren, Lagerhallen etc. gebaut, was ganz und gar nicht nach dem Geschmack der Online-Puristen ist. Amazon konkurriert seither über die Gewinnmarge mit den herkömmlichen Buchhändlern, die alle ebenfalls einen Versand anbieten. Die Bäume wachsen hier also nicht in den Himmel und der Aktienkurs von Amazon befindet sich seit 2003 gegen die allgemeine Börsenrichtung in einem Abwärtstrend.
eBay ist zwar weltweit Monopolist für Online-Auktionen, hat aber danach keine neuen Geschäftsfelder mehr entdeckt. Somit ist auch hier das Wachstum begrenzt und der Aktienkurs erreichte Anfang 2005 seinen Höchststand bei 60 US-Dollar, bevor seither ein Rückfall unter 30 US-Dollar erfolgte.
Bleiben Yahoo! und Google. Yahoo! hat inzwischen ebenfalls den Anschluß verloren und wird daher wesentlich pessimistischer bewertet als Google.
Mit nur 10 Jahren ist Google wesentlich jünger als Yahoo!, das schon Anfang der 90er gegründet wurde. Der Börsengang von Google erfolgte erst vor zwei Jahren zu 100 US-Dollar, seither hat sich der Kurs, und somit auch der Börsenwert, vervierfacht. Der Börsenwert von Google beträgt heute 130 Mrd. US-Dollar. Yahoo!s Marktwert ist seither nahezu unverändert bei 33 Mrd. US-Dollar geblieben.
Während Google ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von 60 ausweist notiert Yahoo! lediglich auf einem KGV von 30. Yahoo! ist also nur halb so teuer wie Google, könnte man meinen. Doch dafür wächst Google im Umsatz mit 75 % p.a., Yahoo! nur mit 25 % - und selbst dieses Wachstum wurde in den letzten Monaten kontinuierlich nach unten korrigiert.
Damit ist das Bewertungsniveau von Google bereits wesentlich günstiger anzusehen, als das von Yahoo!. Hinzu kommt, dass Google seine Gewinne weiter ausbaut. Die Gewinne von Google stiegen um über 100 % an, während Yahoo! aufgrund von schwachen Werbeeinnahmen aus der Automobilbranche mit einem Gewinnrückgang zu kämpfen hat.
Wenn ich mir diese Zahlen so anschaue und die Entwicklungen bei Yahoo! beurteile, dann sollten wir eigentlich das Handtuch werfen bei Yahoo!. Wir sind ja erst bei 20 Euro eingestiegen mit dem Argument „Schlimmer kommt’s nimmer“, und auch nach den wiederholten Hiobsbotschaften notiert der Yahoo! Kurs noch immer über 19 Euro, also nahezu unverändert.
Das könnte daran liegen, dass Yahoo! 4 Mrd. US-Dollar Bargeld hat und seine Beteiligung an Yahoo! Japan rund 8 Mrd. US-Dollar wert ist. Diese 12 Mrd. US-Dollar können Sie als Kapitalvermögen vom Marktwert Yahoo! abziehen und Sie erhalten 33 Mrd. – 12 Mrd = 21 Mrd. US-Dollar als Wert für die Geschäfte Yahoo!s.
21 Mrd. US-Dollar für den einzigen Wettbewerber Googles. Für YouTube wurden soeben 1,65 Mrd. US-Dollar hingeblättert und YouTube hat gerade einmal 65 Mitarbeiter. Yahoo! beschäftigt weltweit 9.800 Mitarbeiter, ist ein reifes Unternehmen und hat eine treue Kundschaft.
Was machen wir also?
Nun, wie ich eingangs sagte: Ich hätte damals, als ich Yahoo! empfahl, nicht gedacht, daß die Dinge bei Yahoo! wirklich so schlecht stehen. Aber unser Einstiegsniveau hat sich als Boden bewährt. Obwohl die Kette von Hiobsbotschaften bei Yahoo! nicht abzureißen scheint, hält sich der Aktienkurs relativ stabil.
Derzeit sehe ich keinen Ausweg für Yahoo!. Die letzten neuen Online-Erfolgsseiten sind nun von Google weggeschnappt worden. Einzig Facebook.com, eine Seite, die insbesondere bei ehemaligen Studenten populär ist, macht derzeit noch von sich reden, ist aber viel zu klein, als daß Yahoo! damit seinen Rückstand zu Google ausgleichen könnte.
Die ausführliche Schwarzmalerei in dem Artikel der New York Times erinnert mich jedoch daran, dass es zu spät ist, die Aktien zu verkaufen, wenn sich die Boulevardpresse des Themas annimmt. Es fehlt also nur noch ein entsprechender Artikel im Wall Street Journal oder im Barrons Magazin, damit ich überzeugt davon bin, dass nun auch bei Yahoo! der Ernst der Lage erkannt wird.
Unser Stopp Loss wurde in dieser Woche fast erreicht. Ich hebe den Stopp Loss auf und bereite Sie darauf vor, gegebenenfalls nochmals einen Kursverlust bis auf 17 Euro verkraften zu müssen, denn bevor die Bodenbildung abgeschlossen werden kann, fehlt noch ein letzter panikartiger Ausverkauf.
Ich kann heute noch nicht sagen, was geschehen muss, damit sich die Situation bei Yahoo! bessert. Doch wenn ich Ihnen das sagen kann, dann wird der Kurs bereits 20 % nach oben geschossen sein. Am kommenden Dienstag wird Yahoo! sein Quartalsergebnis veröffentlichen. Nachdem bereits eine Umsatzwarnung ausgegeben wurde, dürften die schlechten Umsatzzahlen bereits im Kurs eingepreist sein. Eine sonderlich positive Überraschung erwarte ich auch nicht. Dennoch: Ich werde die Telephonkonferenz mit Spannung verfolgen.
Während Yahoo! also nunmehr schon fast eine Turnaround- Spekulation wird, lohnt sich in meinen Augen nun mehr denn je ein Einstieg in Google. Google nimmt nicht nur seinen Wettbewerbern Online Marktanteile weg, sondern zieht auch eine große Zahl an traditioneller Offline-Werbung ins Internet. Dieser Trend existiert schon seit einigen Jahren, hat sich aber durch die gute Bedienbarkeit von AdWords und AdSense beschleunigt.
Google mit einem Umsatzwachstum von 75 % p.a. ist mit einem KGV von 60 unterbewertet. Ich kann mir durchaus ein KGV von über 75 vorstellen. Denn schon in Bezug auf die Prognosen für 2007 würde dieses KGV auf 35 fallen – und das wäre sensationell günstig.
Mit anderen Worten: Ich erwarte einen Kursanstieg von Google bis Jahresende von derzeit 425 US-Dollar bis auf 500 US-Dollar. Wer das mitnehmen will, der sollte jetzt noch einsteigen.
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