Einige Kunden sprachen mich darauf an, ob es nicht besser sei, direkt entsprechende Aktien in Japan zu kaufen, da das hier vorgestellte Papier in Euro abgerechnet werden. Lassen Sie sich bitte nicht in die Irre führen, denn dieses Papier ist nicht währungsgesichert und spiegelt daher alle japanischen Bewegungen entsprechend für uns wieder:
Solange der ETF nicht währungsgesichert ist, ist es egal, ob Sie das Papier in Deutschland, in den USA oder direkt in Japan kaufen. Über die Wechselkurse wird sich der Kurs stets entsprechend anpassen.
Wenn Sie also die im Papier enthaltenen Werte in Japan kaufen (Toyota, Mitsubishi Financial, Mizuho Financial, Honda, Canon, Sony, ...), dann müssen Sie zunächst zum heutigen Wechselkurs Euro in Yen tauschen. Wenn Sie dann in einigen Monaten Ihr Investment zurück nach Europa holen, dann tauschen Sie die Yen zurück in Euro. Wenn sich in der Zwischenzeit der Yen erholt hat, wie von mir erwartet, dann hätten Sie einen Gewinn gemacht, selbst wenn die Aktien sich nicht verändert hätten. Allein dadurch, dass der Yen dann mehr wert wäre, hätten Sie in Euro gerechnet einen Kursgewinn. Dies spiegelt sich auch in den Aktienkursen wieder: Die in Deutschland gehandelten japanischen Aktien bewegen sich nicht 1:1 zu den japanischen Aktien, sondern bilden die japanische Bewegung, bereinigt um die Wechselkursschwankung ab.
Wenn Sie also den x-Track Japan ETF in Deutschland kaufen, partizipieren Sie genauso am Kursgewinn bzw. Verlust, wie wenn Sie das ganze direkt in Japan machen.
Als Handelsplatz empfehle ich Xetra, dort sind die Umsätze am größten. Das Zertifikat wird in Japan nicht gehandelt, Sie müssten daher, wie von mir oben beschrieben, die Einzeltitel kaufen. Das ist für den einzelnen Privatanleger mangels Kapitalstock meist nicht möglich.
Stephan Heibels Investmentideen werden im Heibel-Ticker Portfolio umgesetzt und können dort transparent nachverfolgt werden.
Die Heibel-Ticker PLUS Mitglieder nutzen die Investmentideen in der Regel zur Orientierung für ihre eigenen Investmententscheidungen. Deren Performance ist in der Regel noch besser als die durchschnittlichen 11% pro Jahr vom Heibel-Ticker Portfolio.
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JAPAN
Seit einigen Monaten sitze ich schon wie die Katze vor dem Loch: Wann hört der Yen endlich auf zu fallen?
Denn der Yen ist gegenüber dem US-Dollar sowie gegenüber dem Euro meines Erachtens kolossal unterbewertet. Japanische Unternehmen mit internationaler Ausrichtung erfreuen sich an steigenden Gewinnen, der Nikkei 225 ist in Hausse Stimmung.
BIG MAC INDEX SPRICHT FÜR JAPAN
Kern meiner Überlegung ist jedoch die Währung. Die internationale Zeitschrift der Volkswirte, The Economist, veröffentlicht einmal im Jahr eine Tabelle mit den Big Mac-Preisen, umgerechnet in US-Dollar. Während ein Big Mac in den USA derzeit 3,22 USD kostet, bezahlen wir in Europa durchschnittlich 3,82 USD und in Japan nur 2,31 USD. Die drei führenden Industrienationen sollten jedoch meiner Ansicht nach einen in etwa gleich hohen Big Mac Preis haben.
Der Big Mac ist bei uns Volkswirten ein sehr beliebter Indikator. Nicht nur, weil man ihn essen kann, sondern auch weil er ein kompliziertes Wirtschaftsgefüge in einer einfachen und gut vorstellbaren Zahl ausdrückt. Fast jedes Land hat seine eigene Agrarwirtschaft und seine eigenen Rinder. McDonalds gibt zwar international die genaue Rezeptur und Zubereitung eines Big Macs vor, die Nahrungsmittel können jedoch in dem jeweiligen Land beschafft werden. So fließen auch landesübliche Logistikkosten - und über den Ladenverkauf auch Dienstleistungskosten, Löhne und Gehälter - in den Big Mac Preis ein. Deswegen gilt der Big Mac Preis als ein guter Indikator für ungerechtfertigte Preisunterschiede.
Wenn der Big Mac beispielsweise in Ägypten nur 1,60 USD kostet, dann spiegelt das gegebenenfalls das günstigere Preisniveau aufgrund der unterschiedlichen Entwicklungsstufe des Landes wieder. Aber in Japan und Deutschland sollte der Big Mac doch in etwa dem Preis in den USA entsprechen. Abweichungen deuten auf eine Unter- bzw. Überbewertung der Währungen.
Sie kennen meine Meinung zum US-Dollar: Die Währungsparität liegt meiner Einschätzung nach bei 1,15 USD/EUR. Aktuell wird über den Big Mac Indikator sogar eine Preisparität bei 1,10 USD/EUR angegeben. Der aktuelle Wechselkurs von 1,31 USD/EUR zeigt also eine Überbewertung des Euro an, ich erwarte daher einen fallenden Euro.
Aber die Presse schlachtet Tag für Tag das Außenhandelsdefizit der Amerikaner aus. Die undisziplinierte Haushaltsmoral Bushs, der Milliardenbeträge in die Kriegsmaschinerie steckt, fördert das Ansehen des US-Dollars sicherlich auch nicht und die Medien schüren Panik mit internationalen Anlegern wie China oder Saudi Arabien, die Ihre Gelder lieber in Gold oder Euro stecken würden, als in US-Dollar. Der US-Dollar will und will vor dem Hintergrund solcher Meldungen einfach nicht ansteigen.
Also habe ich seit einiger Zeit ein besonderes Auge auf den Yen, der mir schon lange unterbewertet vorkommt. Erinnern Sie sich noch an die 80er Jahre, in denen Tokio die teuerste Stadt der Welt war? Nun, lang ist’s her. Inzwischen kostet der Big Mac in Tokio genauso viel wie in Pakistan. Und versuchen Sie nicht, mir weis zu machen, das sich Karatschi auf dem Entwicklungsniveau von Tokio befindet.
Aber wie konnte es zu dieser Diskrepanz kommen? Warum werden solche Wechselkursungleichgewichte nicht gleich wieder ins Gleichgewicht gebracht?
CARRY TRADE
Nun, der Wechselkurs wird nicht nur durch Kaufkraftparitäten gebildet, sondern auch durch internationale Kapitalströme. Und derzeit fließt eine Menge Kapital weg von Japan. Der Grund liegt überwiegend in dem noch immer extrem niedrigen Zinsniveau Japans. Warum sollten Sie in Japan Geld anlegen, wenn Sie dort nur ein halbes Prozent Zinsen erhalten? Nein, Sie werden Ihr Geld lieber in Deutschland belassen und hier rund 3 % kassieren.
Mehr noch: Auch Japaner transferieren ihr Kapital lieber nach Deutschland oder in die USA, um von dem dortigen höheren Zinsniveau zu profitieren.
Und noch mehr noch: Der Zinsunterschied ist so groß, dass international orientierte Akteure sogar Immobilienfinanzierungen beispielsweise in Japan eingehen und mit dem japanischen Darlehen eine deutsche oder amerikanische Immobilie kaufen. Da wird das niedrige Zinsniveau für Kredite ausgenutzt, für eine günstige Finanzierung in der Hoffnung, dass der Yen weiterhin schwach bleibt und den Zinsvorteil nicht zunichte macht. Hier wird also ein Kredit in Japan aufgenommen und das Geld direkt ins Ausland überwiesen. Für den Yen ist das schlecht.
Und immer noch mehr noch: Institutionelle Anleger, insbesondere Hedgefonds, aber die lukrative Spekulation entdeckt, Kreditgelder aus Japan in den USA beispielsweise fest anzulegen. Es wird also ein Kredit in Japan zu 0,5 % Kreditzins aufgenommen, das Geld in die USA überwiesen und dort zu einem Festzins von 4,5 % angelegt. So verdienen diese Anleger 4 % auf Kapital, das ihnen gar nicht gehört – natürlich immer vorausgesetzt, der Wechselkurs macht keinen Strich durch die Rechnung. Dieses Geschäft nennt man „Carry-Trade“ -Geschäft“, da die Kreditsumme von Japan in ein anderes Land getragen und dort fest angelegt wird. Allein durch das „Tragen“ wird hier Geld verdient.
In den vergangenen Jahren ist der Carry-Trade ein fester Bestandteil der Finanzmärkte geworden. Sie können sich vorstellen, dass die Summen in astronomische Höhen gestiegen sind, denn wer verdient nicht gerne 4 % auf Geld, das er nicht besitzt?
Bis vergangenen Mai stand der Leitzins in Japan noch bei 0 %. Die BoJ (Bank of Japan, japanische Notenbank) hat im Mai den Zins auf 0,25 % angehoben. Im Vergleich zum unseren 4 % und den amerikanischen 5,25 % war das noch immer extrem niedrig. Aber das Signal reichte aus, um bei institutionellen Carry-Trade Anlegern die Erwartung hervorzurufen, dass weitere Zinsanhebungen schon bald folgen würden. Die Positionen wurden aufgelöst, es folgte die Frühjahrsbaisse. Die BoJ beeilte sich zuzusichern, dass weitere Zinsschritte vorerst nicht anstünden. Beruhigt blieb es bei der Auflösung der Anleihen- und Aktienpositionen und die Rückführung der Carry-Gelder nach Japan blieb aus. Der Yen legte nach einer kurzen Pause wieder den Rückwärtsgang ein und fiel weiter ab.
Von Mitte 2000 bis heute ist der Wert des Yen gegenüber dem Euro um 70 % gefallen. Ich würde sagen, da ist der Yen bald wertlos. Die Carry-Trades haben soviel Yen aus Japan weg transportiert, dass der Außenwert des Yen in keinster Weise den Entwicklungsstand der japanischen Wirtschaft widerspiegelt.
Doch ein schwacher Yen kommt den international agierenden inländischen Unternehmen zugute. Sie produzieren ihre Autos und Elektronik im Inland zu billigen Yen-Arbeitslöhnen und kassieren beim Verkauf den hoch stehenden Euro oder US-Dollar. Doch Japan ist ein absolutes Exportland ohne eigene Rohstoffe. Alles, was für die Produktion benötigt wird, kauft man im Ausland ein, produziert im Inland und verkauft anschließend wieder ins Ausland.
Obwohl die asiatischen Länder einen regen Handel untereinander betreiben, ist die Verrechnungswährung stets der US-Dollar. Zum Kauf von Rohstoffen werden also von den Japanern Yen in US-Dollar getauscht, ein weiterer Abfluss des Yen und somit ein weiterer schwächender Faktor.
Und wenn Sie in einem Land leben, in dem Ihre Währung seit Jahren nur an Wert verliert und in dem Ihr Geld nur mit 0,5 % verzinst wird, dann würden Sie sich als Unternehmen auch pfiffig fühlen, wenn Sie, wie eingangs beschrieben, Ihr Geld lieber im Ausland anlegen. Die Verkaufserlöse für die Produkte fließen also gar nicht erst zurück nach Japan, sie werden gleich in den USA angelegt.
Ein Teufelskreis, würde TV-Kaiser sagen. Und dieser Teufelskreis nährt sich seit einigen Jahren selbst, so daß die eingangs über den Big Mac Indikator ermittelte Kaukraftparität überhaupt nicht mehr beachtet wird.
Kurzfristig kann es zu solchen Ungleichgewichten kommen. Doch langfristig werden solche Diskrepanzen immer ausgeglichen. Irgendwann schwingt das Pendel zurück. Und wenn das Pendel zurück schwingt, dann sind dicke Gewinne für uns drin.
Ich hoffe, Sie können mir soweit noch folgen. Nun geht es um die Bestimmung des Zeitpunkts, wann das Pendel wieder zurück schwingt. Was könnte die Wende herbeiführen?
DAS ENDE DES CARRY TRADES IST IN SICHT
Nun, ich denke, daß die Wende bereits voll im Gange ist. In Japan hat die BoJ in der abgelaufenen Woche zum zweiten mal den Leitzins erhöht, nun steht der Leitzins in Japan bei 0,5 %. Und in den USA wird meiner Erwartung nach am 10. Mai die erste Leitzinssenkung erfolgen (siehe Ausblick der letzten Ausgabe). Spätestens dann wird den Anlegern klar, dass die goldenen Zeiten des Carry-Trades vorbei sind. 4 % für Gelder, die sie nicht haben, das kann auf Dauer nicht gut gehen. Und wenn ich hier 4 % nenne, dann sind für dieses komplizierte Finanzkonstrukt noch keine Abwicklungsgebühren berücksichtigt. Die Gewinnmarge ist also wesentlich kleiner.
Aber es reicht schon, den Stein ins Rollen zu bringen, denn sobald der Yen nicht mehr fällt, sondern vielleicht sogar ein wenig ansteigt, dann werden Milliardenbeträge aus Angst vor einer weiteren Aufwertung des Yen nach Japan fließen – und somit zu einer weiteren Aufwertung führen. Der Teufelskreis wird sich in die entgegengesetzte Richtung entwickeln.
NIKKEI 225
Schauen Sie sich einmal die Performance des Nikkei 225 an: Der Leitzindex der Börse von Tokio ist seit dem Tief im vergangenen Sommer von 14.200 auf nunmehr 18.000 Punkte angestiegen. Das ist ein Kursplus von 26 %. Doch damit ist gerade einmal der Verlust vom vergangenen Frühjahr ausgeglichen, denn im Mai vergangenen Jahres stand der Nikkei schon einmal bei 17.500 Punkten.
Diese Woche, fast gleichzeitig mit der Zinserhöhung der BoJ, ist der Nikkei nach oben ausgebrochen. Ich erwarte, dassder Nikkei nun weiter ansteigen wird und im laufenden Jahr mit die beste Performance unter den internationalen Indizes zeigen wird. Wenn wir Europäer jetzt in Japan investieren, dann spielen uns mehrere Entwicklungen in die Hände:
1. Wenn der Yen ansteigt, dann steigt der Wert der japanischen Aktien, gemessen in Euro, selbst wenn der Nikkei seitwärts läuft.
2. Wir profitieren von den guten Gewinnen international ausgerichteter japanischer Unternehmen.
3. Wir profitieren von der guten Verfassung der japanischen Wirtschaft, die nach 13 Jahren Reform nun ihre Hausaufgaben gemacht hat. Japanische Unternehmen sind schlank und auf Gewinn getrimmt.
Außerdem halte ich eine Verstärkung der asiatischen Komponente in unserer Empfehlungsliste für ratsam.
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Die Heibel-Ticker PLUS Mitglieder nutzen die Investmentideen in der Regel zur Orientierung für ihre eigenen Investmententscheidungen. Deren Performance ist in der Regel noch besser als die durchschnittlichen 11% pro Jahr vom Heibel-Ticker Portfolio.
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