TERMIN 3.3.2007
3.3.:
Dell hat gestern ein grottenschlechtes Quartalsergebnis vermeldet: Der Gewinn ist um 33 % eingebrochen, der Umsatz ist um 4 % auf 14,4 Mrd. USD gefallen. Notebooks, Laptops und PCs haben die Umsatzziele nicht erreicht. Darüber hinaus streitet Dell mit den Behörden über einige Bilanzierungsmethoden, kämpft gegen die Unzufriedenheit seiner Kunden mit dem Kundendienst und wird von Aktionären wegen missleitender Informationspolitik verklagt. Und, als sei das noch nicht genug, der Wettbewerb insbesondere durch Hewlett Packard und durch Apple ist härter denn je. Kurz: Schlimmer kann's nimmer.
Den Grund dafür, daß die Aktie aufgrund dieses Quartalsergebnisses nicht eingebrochen ist, sehe ich in der Rückkehr Michael Dells. Es war bereits bekannt, daß die Situation schlecht ist. Nun muß der das Ruder herumreißen. Er hat auf der Pressekonferenz gesagt, daß dies wohl einige Quartale dauern wird. Wer den Ernst der Lage kannte wird durch diese Meldung nicht weiter überrascht worden sein.
Am Dienstag ist die Aktie Dell gemeinsam mit dem Gesamtmarkt unter Druck gewesen. Am Freitag konnte sich die Aktie von dem allgemeinen Abwärtstrend lösen und legte leicht zu. Sie haben die Möglichkeit, nochmals unter unserem Kaufkurs einzusteigen. Nutzen Sie die Gelegenheit, falls Sie nicht schon Dell-Aktien haben.
23.2.:
Die ersten Ergebnisse des Dell Idea Storm Blogs: 6.000 Kunden wünschen sich Dell-PCs mit Linus statt Microsofts Windows. 4.000 wünschen sich SUNs Open Office statt Microsofts Office. 3.000 wünschen sich einfach weniger unnötige Programme auf dem Rechner und 2.000 wollen Mozilla Firefox statt Microsofts Internet Explorer. Ihr Autor schließt sich diesen Wünschen an!
Es wäre ein gewagter Schritt, aber Dell hat bereits gute Kontakte zu Red Hat, einem Linux-Anbieter und könnte eine Version für Privatkunden in Zusammenarbeit mit Red Hat entwickeln. Die Tatsache, daß sich Dell ernsthaft mit diesen Kundenwünschen beschäftigt ist zwar zunächst nur populistisch, denn langfristig werden harte Zahlen für solche Entscheidungen benötigt. Doch Aktienkurse reagieren kurzfristig auf populistische Themen, so daß ich mir einen baldigen Kursanstieg vorstellen kann.
22.2.:
Es geht weiter: Michael Dell ist voll bei der Sache. Vorgestern holte er Ron Garriques, den ehemaligen Handy-Chef von Motorola, ins Boot. Natürlich gibt es nun Gerüchte, daß Dell ähnlich wie Apple nun auch ein iPhone entwickeln könnte. In Wirklichkeit war Garriques lange Zeit für AT&T, Philips und schließlich Motorola im Ausland und er wird für Dell die internationalen Kundenbeziehungen verantworten.
Der Vorwurf an Dell, 1 Mrd. US-Dollar Bestechungsgelder von Intel bekommen zu haben, damit keine Chips von AMD gekauft werden, hat die noch junge Beziehung zu AMD nicht belastet. Seit letztem Jahr erst gibt es Dell-PCs mit AMD-Chips und die Zusammenarbeit funktioniert gut. Ich gehe davon aus, daß der Vorwurf des unfairen Wettbewerbs schnell aus dem Weg geräumt wird.
Für künftige Entwicklungen und Verbesserungen baut Michael Dell auf seine Kunden. Unter http://www.dellideastorm.com/ können Kunden ihre Ideen veröffentlichen und untereinander diskutieren. Die Ideen, die am meisten Zuspruch bekommen, werden dann gegebenenfalls von Dell aufgegriffen.
...das sollte ich mit dem Heibel-Ticker ebenfalls tun, oder? Für Sie eine Möglichkeit schaffen, Verbesserungsvorschläge zu diskutieren.
Noch ist der Kurs von Dell nur knapp über unserem ersten Empfehlungskurs. Noch können Sie kaufen bzw. nachkaufen.
16.2.:
Michael Dell hat Michael Cannon als Präsident der Globalen Geschäfte ins Unternehmen geholt. Cannon kommt von Solectron, ein Unternehmen, daß eine schlanke Beschaffungskette als Dienstleister für Technologiefirmen anbietet. "Schlank" heißt in diesem Fall, daß Einkauf und Produktion möglichst nah am Kunden verwirklicht werden. Produktionsstätten in der ganzen Welt, insbesondere in den Schwellenländern Indien, Brasilien und auch in Polen hat Dell bereits.
Cannon sitzt im Aufsichtsrat von Adobe (Graphik-Software) und Seagate (Festplatten). Er hatte Projekte bei IBM, Boeing und Maxtor (Festplatten). Seine Kontakte gelten als Excellent, bis gestern war er CEO bei Solectron. Aber Solectron läuft nicht richtig. Die Idee des Outsourcings der Beschaffungskette, Solectron bietet hier hauptsächlich die softwaretechnische Unterstützung an, kommt nicht so richtig an.
Nun soll er seine Erfahrungen bei Dell umsetzen. Doch was genau ist derzeit das Problem von Dell: Das Überholmanöver von Hewlett-Packard, das Dell auf Rang zwei der PC-Hersteller verwiesen hat, oder die Qualitätsprobleme, die in den vergangenen Monaten viel Geld verschlangen und den Ruf schädigten?
Meiner Ansicht nach sollte zunächst einmal an der schlechten Qualität der Dell-PCs gefeilt werden, denn genau hier was Dell früher führend: gute Qualität zu vertretbarem Preis. Doch mit dem CEO von Solectron scheint Michael Dell einen anderen Weg gehen zu wollen: Senkung der Produktionskosten, egal zu welcher Qualität.
Der Umstand, das Cannon von heute auf morgen bei Solectron gegangen ist, obwohl dort ein mehrjähriges Umstrukturierungsprojekt unter seiner Federführung am laufen ist, spricht nicht gerade für ihn. Und ob gerade er der richtige Mann für Dell ist bezweifle ich. Ich werde ihn kritisch beobachten.
15.2.:
Inzwischen sind erste Details zu der angestrebten neuen Ausrichtung Michael Dells aus einem internen Rundschreiben bekannt geworden. Michael Dell beklagt zu große Bürokratie und Redundanzen im Unternehmen. Er stellt einige "harte Quartale" in Aussicht (z.B. kein Weihnachtsgeld, ...), möchte Dell jedoch in dieser Zeit wieder zum Technologieführer bei EDV-Lösungen (PCs, Server & Speicherlösungen) für kleine und mittelständische Betriebe machen.
14.2.:
In den vergangenen zwei Monaten haben insgesamt fünf Vorstandsmitglieder das Unternehmen verlassen. Das sieht mir nach einem kräftigen Umbruch aus, den Michael Dell da angestoßen hat.
2.2.07: MICHAEL DELL ZURÜCK im CHEFSESSEL
Ihrem Autor verschlägt der Blick in die Bilanz von Dell geradezu die Sprache. Nun, so muß ich also Schreiben: Es ist kaum zu glauben, wie Rollins das Unternehmen heruntergewirtschaftet hat. Ich kann mich noch an die
Gewinnmarge von Dell in den 90er Jahren erinnern: Die betrug damals nahezu 30 %. Heute steht sie bei 6,85 %. Das Umsatzwachstum war bis Mitte 2004 bei nahezu 20 % p.a., heute ist das Umsatzwachstum bei 3,4 % angelangt. Michael Dell hatte stets in etwa einen Jahresumsatz in Bar herumliegen, um handlungsfähig zu bleiben – heute stehen dem Jahresumsatz von 58 Mrd. USD lediglich Barreserven von 8 Mrd. USD gegenüber.
Die Börse hat reagiert: Inzwischen steht das KGV nicht mehr über 30, sondern nur noch bei 18. Und das bei der schlechten Gewinnmarge. Da gibt es einiges herauszuholen für Michael Dell.
Aber er wird das nicht über Nacht schaffen. Ich nehme an, als Ingenieur wird er sich zunächst um die Qualität der Dell-Rechner kümmern. Und hier müssen eben neue Konzepte her. Dell muß neue Rechner schnell und kundengerecht auf den Markt
bringen und gleichzeitig die neuesten Komponenten auf ihre Tauglichkeit im Dell-Umfeld überprüfen. Da ist eine enge Kooperation mit den Entwicklern der einzelnen Komponenten, der Festplatten, der Arbeitsspeicher, der Graphikkarten, der Funkchips, der Audiokarten, usw. notwendig. Genau dort lag die Stärke Michael Dells, der die Sprache der Entwickler sprach.
Bis solche Kooperationen wiederbelebt sein werden, Resultate bringen, in die Produktpalette Dells eingearbeitet und auslieferungsbereit sind, werden einige Monate vergehen. Ich denke, ein Jahr ist da schnell verstrichen.
Bis dann anschließend die neue Qualität beim Kunden ankommt und geschätzt wird, bis es sich also herumspricht, daß Dell wieder gute Rechner baut, werden nochmals einige Monate vergehen. Und bis dann die Umsatzzahlen ansteigen, ... nun gut, es wird an dieser Stelle klar, daß wir nicht von einer kurzfristigen
Spekulation sprechen.
Hewlett Packard operiert mit einer Marge von 7,4 % und steigert dem Umsatz derzeit um rund 8 % p.a. Ich halte das Geschäftsmodell von HP nicht für optimal, HP hat hauptsächlich vom Niedergang Dells profitiert. Derzeit ist HP wesentlich
besser auf das Vista-Geschäft vorbereitet, so daß die Bilanzzahlen von HP in den nächsten Monaten deutlich besser werden sollten.
Für Dell sprechen in meinen Augen gleich drei Gründe: Erstens der Weggang von Rollins. Zweitens die Neubesetzung durch Michael Dell, denn einen besseren Mann für diesen Posten gibt es nicht. Und drittens ist das Bewertungsniveau von Dell
inzwischen so niedrig, daß der Kurs trotz der wiederholten Hiobsbotschaften bereits im Herbst vergangenen Jahres einen Boden gebildet hat.
Ich traue es Michael Dell zu, auf Sicht von zwei Jahren das Unternehmen wieder auf die Überholspur zu setzen. Dann würde ich ein Umsatzwachstum von 8 % erwarten und eine Gewinnmarge von mindestens 15 %. Das Unternehmen würde ich dann mit einem KGV von 16 bewerten. Aufgrund der angestiegenen Gewinnmarge
würde sich der Gewinn überproportional erhöhen, es würde ein EBITDA-Gewinn von knapp 10 Mrd. USD statt der bisherigen 4,4 Mrd. USD erwirtschaftet werden. Mit einem KGV von 16 versehen, ergibt das einen potentiellen Unternehmenswert von 160 Mrd. USD, also knapp dem dreifachen des heutigen Wertes. Ein Wertzuwachs für das Unternehmen in Höhe von 100 Mrd. USD, wie eingangs erwähnt.
Allein der Name Michael Dells ist es mir wert, eine kleine Position in Dell Aktien aufzubauen. Er wird seine Zeit brauchen, es werden zunächst sicherlich noch einige unpopuläre Dinge ans Tageslicht gebracht werden und der Kurs könnte
nochmals abtauchen. Sollte dies geschehen, so werden wir nochmals nachkaufen.
Also: Kurse unter 24 USD sind für mich Kaufkurse. Kurse unter 21 USD würde ich zum Nachkaufen nutzen.
Stephan Heibels Investmentideen werden im Heibel-Ticker Portfolio umgesetzt und können dort transparent nachverfolgt werden.
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