Ich glaube nicht, dass der Ölpreis auf 20 US-Dollar je Fass fallen wird. Zur Jahrtausendwende stand der Ölpreis noch unter 20 USD/Fass, ja kurzzeitig sogar unter 10 USD/Fass. Damals gab es jedoch noch die Aussicht oder zumindest die Hoffnung auf weitere große Ölfunde, die bis zum heutigen Tage ausblieben. Seither ist die Wirtschaft gewachsen, insbesondere in den BRICs wird heute wesentlich mehr Öl verbraucht als damals. Und seither sind die Währungen, insbesondere der US-Dollar, stetig immer weniger wert geworden.
Ein Abrutschen auf 20 USD/Fass erwarte ich also nicht. Vielmehr dürften wir meiner Einschätzung nach kürzlich bei Preisen um 36 USD/Fass den Tiefpunkt gesehen haben.
Mehrere Indikatoren deuten auf einen Ölpreisanstieg: Ich habe im vorigen Kapitel einen neuen Indikator zugefügt: Den Baltic Dry Shipping Index, der den Preis für das Verschiffen von Containern auf bestimmten Handelsstrecken wiedergibt. Er ist von 12.000 auf 600 gefallen. Sein Preiseinbruch begann genau einen Monat früher als der Ölpreiseinbruch, nämlich Mitte Juni.
Seinen Tiefpunkt hatte der Baltic Dry Shipping Index Anfang Dezember bei 663 Punkten. Seither ist der Index bereits um 45% angesprungen. Der Ölpreis hatte seinen Tiefpunkt Anfang Januar. Wenn der Baltic Dry Shipping Index auch dieses mal wieder den Trendwechsel richtig angibt, dann sollte der Ölpreis in den kommenden Wochen weiter ansteigen.
Ich sehe den Baltic Dry Shipping Index in diesem Zusammenhang lediglich als Fieberthermometer für die Weltwirtschaft. Diese war zum Erliegen gekommen und der Welthandel brauchte keine Container mehr verschiffen. Der Preis brach ein. Nun scheint sich die Situation wieder zu entspannen und es können wieder steigende Preise für den Containertransport genommen werden. Es scheint also, als hätten wir das Schlimmste im Welthandel hinter uns.
Aber auch die Angebotssituation wird sich meiner Ansicht nach verschlechtern. Ich kann mich noch genau erinnern, wie das Überschreiten der zwei Marken, 40 und 70 USD/Fass, jeweils Investitionen und heftige Exploreraktivitäten nach sich zogen. Es wurde überall nach Öl gesucht. Diese Projekte wurden in den vergangenen Wochen, bei einem Ölpreis unter 40 USD/Fass, gestrichen.
Darüber hinaus erwarte ich, wie in der vergangenen Woche angesprochen, dass Unternehmen, die viel Öl verbrauchen, nunmehr den niedrigen Ölpreis für langfristige Rahmenvereinbarungen nutzen. Solche Vereinbarungen würden meiner Ansicht nach genau dann geführt, wenn ein weiteres Abrutschen des Ölpreises nicht mehr erwartet wird und ein Anstieg droht.
Und das ist nun der Fall: Der Preissturz hat eine Pause eingelegt und wenn diese Pause lang genug ist, dann werden die Unternehmenschefs nervös und werden versuchen, sich diesen Ölpreis langfristig zu sichern. Und genau das ist dann der Startschuss für eine Erholungsrallye beim Ölpreis.
Nun wissen wir, das Obama Solar-, Wind- und Geoenergie nutzen wird. Dort werden Investitionsprogramme aufgelegt, hat er in seiner Eröffnungsrede gesagt. Das war auch erwartet worden und nun ist es zur Gewissheit geworden. Das ist natürlich eine schlechte Nachricht für den Ölpreis, aber nun ist es bekannt und im aktuellen Preis enthalten.
Auch charttechnisch sieht es für mich so aus, dass die Zeit reif ist für eine Gegenreaktion: Der RSI notiert seit Mitte letzten Jahres kontinuierlich unter 50% und befindet sich aktuell bei 35%. Da scheint mir zumindest für einen weiteren heftigen Ausverkauf nun die Luft raus zu sein.
Sollte es eine Gegenreaktion geben, so rechne ich mit einem Drittel des letzten Kursverlustes vom Hoch zum Tief: (147 – 37)/3 = 36,6 USD als Gegenreaktion. Von dem Tief bei 37 Euro aus bedeutet dies fast eine Verdopplung auf 73,6 USD/Fass. Bei einer solch großen Chance ist das Risiko eines weiteren Ausverkaufs bis auf 30 USD/Fass gering.
Ähnlich wie bei den Gold-Zertifikaten, -ETFs und iShares gibt es auch beim Investieren in Öl wieder jede Menge Fallstricke zu berücksichtigen. So ist bei den Ölzertifikaten jeweils das monatliche Vorwärtsrollen der Futures-Kontrakte sehr teuer und aufgrund der aktuell heftigen Aufpreise für längerläufige Öl- Futures führen die Preisbewegungen auf dem Futuresmarkt häufig zu wesentlich schlechteren Preisentwicklungen in dem Zertifikat.
Weiterhin ist inzwischen das Emittentenrisiko nicht mehr zu vernachlässigen. Sie erinnern sich: Bei Zertifikaten steht der Emittent für die Auszahlung des Zertifikatewertes gerade und ich traue den Emittenten nicht mehr so recht über den Weg.
Ich habe mich daher wieder einmal für den ETFS entschieden, ein Unternehmen, das große Anstrengungen unternommen hat, das Emittentenrisiko auszuschließen. Der ETFS folgt dem DJ-AIG Crude Oil Sub-Index, der wiederum das Western Texas (WTI) Öl nachvollzieht. Im Verlauf der vergangenen zwölf Monate hat sich dieser ETFS parallel zum Ölpreis entwickelt, die Kosten von 0,49% Managementgebühr p.a. sind in meinen Augen vertretbar. Die negativen Rolleffekte scheinen bei diesem Papier nicht aufzutreten.
Daher kaufe ich in unser spekulatives Depot den ETFS Crude Oil (Rohöl). Aktuell notiert das Papier mit der WKN A0KRJX in Stuttgart bei 17,62 Euro. Das Tief lag im Dezember bei 15,78 Euro. Ich würde knapp darüber nochmals nachkaufen.
Als Ziel nehmen wir die entsprechenden 31 Euro.
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