TERMIN 31.10.2007
31.10.:
Gut, dass unser Stopp Loss uns vor Schlimmerem bewahrte: Erst jetzt kommen die Gründe für die Probleme bei Level 3 zutage: Nach den sechs Übernahmen der vergangenen Jahre durch Level 3 gestaltet sich deren Integration in den Konzern schwerer als gedacht. Der CFO Patel hatte nach Unternehmensangeben wohl nicht die Fähigkeiten, die dafür erforderlich waren und stellt seinen Finanzchefposten zur Verfügung. Ein Nachfolger wird gesucht.
Aufgrund der Integrationsprobleme ist die Versorgung mit Hochgeschwindigkeits-Internetzugängen nicht so weit fortgeschritten, wie geplant. Daraus folgt einiges an Kundenbeschwerden sowie entgangene Aufträge. Daher ist der Umsatz schwach, die Prognose wurde gesenkt. Besserung sei erst ab dem zweiten Halbjahr 2008 zu erwarten.
Nun, jetzt scheint das Problem erkannt zu sein und Schritte zur Behebung wurden unternommen. Der Kurs könnte ab jetzt wieder ansteigen. Ich traue dem Management nun aber nicht mehr und warte daher mit einem erneuten Anstieg erst einmal ab.
26.10.:
So, nun ist Level 3 endgültig durch unser Stopp Loss gerauscht: Am vergangenen Dienstag, nachdem ein verheerendes Quartalsergebnis veröffentlicht wurde, sackte der Kurs auf 3,28 USD. Wir haben daher die Position am folgenden Mittwoch zu 3,26 USD aufgelöst.
Was ist schief gelaufen? Eine Woche zuvor hatte ich noch die Entwicklungen aufgezählt, die zugunsten von Level 3 laufen. Aber offensichtlich ist meine Erwartung verfrüht. Eine Ausweitung der Übertragungskapazitäten ist nicht so dringend erforderlich, wie ich erwartet hatte.
Vielleicht schieße ich von meinem zu schnell auf das Verhalten anderer. Fernsehen über das Internet ist für mich seit viele Jahren eine Selbstverständlichkeit. Und jetzt, wo selbst die günstigen PCs entsprechende Graphikkarten haben, wo die meisten Haushalte über Flatrates verfügen und Breitbandzugänge ebenfalls die Mehrheit der Internetzugänge darstellen, dachte ich, die Kapazitäten auf den Kabeln könnten schon bald ausgereizt sein. In den USA noch eher als in Deutschland, wo wir über ein modernes Kabelnetz verfügen. Aber in den USA hätte ich schon bald Berichte über Engpässe bei Internetprovidern erwartet. Nichts dergleichen.
Meine Empfehlung von Level 3 war daher wohl viel zu früh. Vielleicht dauert es noch zwei oder fünf Jahre, bis YouTube in jeden Haushalt kommt. Bis die neuen Kinofilme direkt über das Internet heruntergeladen werden. Und zwei bis fünf Jahre ist wohl noch in zu weiter Ferne, um heute dem Kurs von Level 3 Beine zu machen.
Tut mir leid, wenn Sie mit dieser Trading-Idee Pech hatten.
18.10.:
Sunit Patel, der Finanzchef (CFO) von Level 3, hat angekündigt, sein Amt aufzugeben. Bis März 2008 soll ein Nachfolger gefunden werden, Patel bleibt bis dahin im Amt. CEO James Q. Crowe hat angekündigt, mit Patel andere Betätigungsfelder innerhalb Level 3s zu suchen, da er auf ihn nicht verzichten möchte. Es scheint jedoch, dass Patel die Integration der sieben übernommenen Unternehmen während der vergangenen zwei Jahre nicht hin bekommt.
Patel ist ein Experte für Übernahmen und Finanzierungen. Deren Integration in das operative Geschäft ist jedoch eine andere Aufgabe, für die es nach Meinung des Unternehmens besser qualifizierte Finanzexperten gibt. Ein solcher soll nun gefunden werden, Patel selbst könnte gegebenenfalls andere Aufgaben bei Level 3 übernehmen. Mit seinen 45 Jahren ist er sicherlich noch jung genug, um eine solche Entscheidung mit zu tragen.
Ich denke noch immer, dass die Zeit für Level 3 gut ist. Das Unternehmen hat ein modernes Glasfasernetz und bietet Dienste um die Datenübertragung herum an. Der Bedarf an schnellen Internetverbindungen wird immer größer, Level 3 wird meiner Ansicht nach in den nächsten Jahren davon profitieren. Der Personalwechsel könnte das Ende der schlechten Aktienperformance der vergangenen Monate darstellen, das aktuelle Kursniveau würde ich daher zum Nachkaufen nutzen.
Level 3 profitiert von den folgenden Entwicklungen:
- E-Commerce ist am wachsen.
- Software wird verstärkt über das Internet vertrieben und herunter geladen.
- Musik wird verstärkt über das Internet vertrieben und herunter geladen.
- Videos werden verstärkt über das Internet vertrieben und herunter geladen.
- Software wird teilweise als Internetdienst angeboten.
- Videos und Fernsehn wird live über das Internet ausgestrahlt.
All diese Entwicklungen erfordern immer schnellere Internetverbindungen und größere Kapazitäten. Ich glaube, der nächste Schub steht unmittelbar bevor und halte daher an Level 3 Communication fest. Halten.
11.10.:
Level 3 hat mit Übernahmen und anderen ambitionierten Zielen seine Infrastruktur ausgebaut. Dadurch hat das Kerngeschäft gelitten, das Management war abgelenkt. Inzwischen hat das Unternehmen verkündet, dass die Erweiterungen erfolgreich abgeschlossen und keine weiteren neuen Projekte geplant seien. Nun werde wieder Geld verdient, die Auftragslage habe sich bereits im laufenden Quartal seit der Vermeldung des Quartalsergebnisses stabilisiert. Der Kurs ist seither leicht angestiegen, wie warten ab und halten.
2.8.:
Das Unternehmen hat sein Quartalsergebnis veröffentlicht. Sowohl Umsatz, als auch Gewinn haben enttäuscht. Die Kosten sind stärker angestiegen, als geplant. Bislang ist also von einer anziehenden Nachfrage noch nichts zu sehen.
Wir spekulieren auf Kurse unter 5 USD, um nachzukaufen. Im Herbst erwarte ich dann einen Rebound.
6.7.07:
Der eine oder andere von Ihnen wird sich vielleicht noch an diese Aktie erinnern: Im Jahr 2000 stand der Kurs bei 150 USD. Heute steht die Aktie bei 6,14 USD.
Im Jahr 2000 haben Unternehmen wie Juniper, JDS Uniphase und Akamai Leitungen verlegt und Technologien entwickelt, die die Geschwindigkeit im Internet drastisch erhöhten. Breitbandanwendungen waren plötzlich möglich und so werden seither Breitbandzugänge in allen Industrieländern eingerichtet.
Nun, wo Breitbandapplikationen möglich sind, werden sie auch langsam genutzt. Wir telephonieren inzwischen schon wie selbstverständlich über das Internet (VoIP) oder schauen uns Videoclips als Live-Stream an (YouTube). Über E-Mails mit 10 MB Anhang oder Softwareupdates von 100 MB und mehr, die wir mal eben schnell herunterladen, reden wir gar nicht.
Doch Sie kennen meinen Spruch: Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt, erhält augenblicklich Junge. Was wir von unserem Breitbandzugang zu Hause gewohnt sind, wollen wir künftig auch unterwegs haben. Und während die Qualität der YouTube-Videos heute noch sehr zu wünschen übrig lässt, so werden wir
sicherlich bei noch schnelleren Netzen auch hochqualitative Videos bei YouTube vorfinden.
Kritiker werden fragen: Brauchen wir das denn noch? Diese Frage ist aber nicht relevant. Vielmehr müssen Sie sich damit abfinden, dass die Internetnetze immer schneller und die Kapazitäten immer größer werden und dass auch die mobilen
Netze, UMTS sowie WLAN / WIFI, immer stärker genutzt werden.
Ich habe den Eindruck, dass die nächste Welle an Investitionen ins Internet bevorsteht. YouTube ist von Google übernommen worden, Google schwimmt im Geld und wenn die Nutzung von YouTube durch schnellere Leitungen verbessert werden kann, dann wir Google darin investieren.
Level 3 Communications ist ein Unternehmen, das solche Aufträge erhält. Diese Woche hat es einen Teil eines 20 Mrd. USD Auftrags von der US-Regierung erhalten, um die Gespräche der Behörden auf VoIP umzustellen. Für ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 3,6 Mrd. USD ist auch ein Teil eines solchen Auftrags bereits ein guter Batzen Geld.
Aus der Bilanz kann ich nicht viel Gutes herauslesen, bei dieser Aktie handelt es sich um eine Spekulation auf bevorstehende Investitionen. Denn aktuell schreibt das Unternehmen noch Verluste. Mit 6,8 Mrd. USD Schulden ist die Zinslast sehr hoch, die operativen Gewinne von 171 Mio. USD werden mehr als aufgebraucht.
Doch die Umsätze steigen mit 25-30 % p.a. kräftig an. Bei diesem Unternehmen ist es eine Frage der Größe: Wenn die Aufträge erst wieder hereinkommen, dann kann auch die Zinslast locker getragen werden.
Es gibt aber eine Anzahl an Spekulanten, die daran zweifeln. Derzeit spekulieren sie mit über 100 Mio. Aktien auf fallende Kurse bei Level 3. Das sind 7 % der ausstehenden Aktien, beim aktuellen Handelsvolumen würden sie über 4 Tage brauchen, um diese Shortpositionen einzudecken (Shortratio). Wenn der Kurs
einmal zu steigen beginnt, dann dürften diese Shorties noch Öl ins Feuer gießen, also den Kursanstieg beschleunigen.
Level 3 hat zu Zeiten des Internetbooms gut verdient. Anschließend ist das Unternehmen gemeinsam mit allen anderen Internetbuden in den Keller geprügelt worden. Aber Level 3 hat überlebt. Das Unternehmen durchlief einige Umstrukturierungen und steht nun bereit, die zweite Welle an Infrastrukturinvestitionen für sich zu nutzen.
Gerade weil das Unternehmen so schwach auf der Brust ist erwarte ich einen um so heftigeren Kursanstieg, wenn die Investitionen eingehen. Diese Aktie ist also nur etwas für einen kleinen, sehr spekulativen Teil Ihres Anlagevermögens.
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