Ich würde Nestle heute verkaufen: Es ist so viel Positives passiert und die Aktienmärkte sind für meinen Geschmack ein wenig heiß gelaufen, so dass Sie sich ärgern würden, wenn Sie die nächste Konsolidierung - die vielleicht heute Vormittag schon begonnen hat - in Aktien gefangen sind und aussitzen müssen. Verkaufen Sie ein paar Aktien, die gut gelaufen sind, und gönnen Sie sich was.
In den vergangenen Monaten war eigentlich jeder Verkauf "falsch", denn die Kurse sind immer weiter gestiegen. Doch mehr und mehr wurde die Aktienrallye von immer weniger Aktien getragen, die dafür um so größere Kursgewinne erzielten, was ein Zeichen für eine Spätphase einer Rallye ist.
Ich denke, die Rallye geht weiter. Wir münden nicht in einen Bärenmarkt, sondern werden zum Jahresende meiner Erwartung nach neue Allzeithochs sehen. Doch woher will ich das so genau wissen? Was, wenn ich mich irre? Meine Anlagestrategie ist seit vielen Jahren darauf abgestellt, an guten Tagen Gewinne mitzunehmen und an schlechten Tagen zuzukaufen - egal, wie rosig oder schwarz die Welt aussieht.
Heute sieht alles rosig aus und dennoch brechen die Kurse ein. Mag sein, dass schon am Montag wieder neue Hochs erzielt werden. Dann werde ich wieder E-Mails bekommen die mir vorhalten, der heutige Verkauf war "falsch". Damit kann ich leben, denn noch niemand ist an Gewinnmitnahmen verarmt ;-).
Aber mit derzeit nur noch 18% Cash fühle ich mich für diese Phase der Rallye nunmehr zu stark investiert und möchte daher ein paar Aktien aus dem Portfolio werfen. Mit Nestle fangen wir an: Die Aktie hat uns nur Probleme bereitet, denn irgendwie arbeiten die Schweizer und die Deutsche Börse nicht mehr miteinander: Wir mussten über die Schweizer Börse gehen, was zu höheren Ordergebühren führt und zu Verwirrung, weil eine Notierung in Euro nicht verlässlich erfolgt.
Für die Schweizer Kunden unter Ihnen: Nestle ist weiterhin eine gute, langfristige Dividendenaktie. Es gibt keinen Grund, eine langfristige Portfolioposition in Nestle zu verkaufen. Ich verkaufe manchmal Aktien, die trotzdem aus Sicht der Diversifikation nicht mehr in mein Portfolio passen, und für Nestle habe ich derzeit keinen Platz. Meine anderen Dividendenaktien haben eine höhere Dividendenrendite, sind günstiger bewertet und ich erhoffe mir dort daher einen stärkeren Kursgewinn.
Also: Nestle würde ich heute verkaufen.
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Bei Interesse finden Sie auf der Heibel-Ticker PLUS Seite weitere Informationen und Möglichkeiten zur Mitgliedschaft. Antworten zu den häufigsten Fragen gibt es ebenfalls und gerne beantworten wir individuelle Fragen über das Kontaktformular.
Aus dem Heibel-Ticker Update 12 (19.05.2020):
Nestle gab’s noch nie günstig. Das Schweizer Unternehmen ist gut geführt, krisenresistent und ein Weltmarktführer. Immer wenn ich mir die Aktie angeschaut habe, war sie mir zu teuer. Heute könnte sich eine besondere Situation ergeben.
Ende letzter Woche hat der Jacobs Konzern bekannt gegeben, seine Kaffeesparte an die Amsterdamer Börse zu bringen. Mit Marken wie Jacobs, Senseo und Tassimo sind gleich drei bekannte Marken unter dem Kaffee-Dach vorhanden. Das Unternehmen bietet Aktien im Wert von rund 700 Mio. Euro an, zusätzlich möchte sich wohl Mitanteilseigner Mondelez (Milka, Oreo) ebenfalls von Anteilen an dem Kaffeeunternehmen trennen. Insgesamt werden Aktien im Wert von 2 Mrd. Euro angeboten, darunter jedoch keine Aktien des Mehrheitseigners, der deutschen Familie Reimann.
Endlich eine Alternative zu Nestle, sagen sich derzeit wohl viele Anleger. Insbesondere institutionelle Anleger werden bei solchen Börsengängen angesprochen. Und gerade institutionelle Anleger fahren auf solche Stories total ab. Ich habe gehört, dass die angebotenen Aktien bereits nach wenigen Stunden mehrfach überzeichnet waren.
Nestle ist in den vergangenen Tagen unter Druck geraten. Und das, obwohl die Aktienmärkte im Rallyemodus sind.
Wenn institutionelle Anleger neue Aktien zeichnen, dann müssen sie entsprechende liquide Mittel vorhalten. Denn irgendwann fällt der Hammer und kurze Zeit später ist das Geld auch schon vom Konto abgebucht. Doch bis der Hammer fällt weiß niemand, wie viele Aktien er genau zugeteilt bekommt.
Im Fall JDE Peet, so heißt der neue Kaffeekonzern aus dem Hause Jacobs, scheint es nun so zu sein, dass so viel Interesse an den Aktien besteht, dass wohl einige Anleger leer ausgehen müssen. Dabei haben sie kurz zuvor ihre Nestle-Position verkauft, um die Liquidität für die Zeichnung vorzuhalten.
Wäre zu schön gewesen, wenn JDE Peets nahtlos in die Portfolios der Fondsmanager aufgenommen würde, doch in Folge der Zuteilung folgt in der Regel eine Anpassung der Positionsgrößen: Einige institutionelle Anleger müssen nachkaufen, um die beabsichtigte Positionsgröße zu erreichen. Andere wenden sich enttäuscht ab und kaufen wieder die Aktien, die sie zuvor verkauft haben.
Ich denke, in diesem Fall werden einige Anleger wieder zu ihren Nestle-Aktien zurückkehren. Der Druck, der in den vergangenen Tagen auf den Nestle-Aktien war, könnte damit schon bald enden. Eine kleine Aufholjagd könnte folgen.
Aktuell notiert Nestle knapp unter 103 Euro. Das KGV 2020e steht bei 24, die Dividendenrendite liegt bei 2,7%. Für nestle sind das verträgliche Werte. Nicht günstig, aber das gibt es bei Nestle nicht, aber auch nicht teuer.
Wir erleben in diesen Tagen eine Sektorrotation an den Aktienmärkten: Die Corona-Gewinner legen eine Verschnaufpause ein. Die Corona-Verlierer erleben eine fulminante Aufholjagd. Ich gehe davon aus, dass es sich bei vielen Corona-Verlierern um ein Strohfeuer handelt. Einige jedoch werden in den kommenden Monaten stärker gefragt werden – so zum Beispiel Lebensmittelhändler.
Unilever ist stark in den Schwellenländern unterwegs und dort breitet sich Covid-19 jetzt erst aus – schauen Sie mal nach Brasilien.
Henkel macht mehr Klebstoffe für die Autoindustrie und weniger Lebensmittel, da möchte ich nicht rein. Beiersdorf ist mit Niveau ebenfalls stärker um Non-Food Bereich unterwegs. Bleibt die Metro doch von der habe ich seit Jahren nur Hiobsbotschaften vernommen und mein letzter Besuch in einem Metro-Markt war zum abgewöhnen. Kein Wunder, dass in Deutschland HelloFresh so stark ist, zumindest an der Aktienbörse, denn viele Alternativen gibt es für Anleger nicht.
Grund genug für mich, einmal Nestle in den Dividendenbereich unseres Portfolios zu holen. Das Unternehmen erhöht die Dividende kontinuierlich seit 24 Jahren, so auch dieses Jahr.
Im März war die Aktie im Crash von 110 auf 89 Euro geprügelt worden, seither erfolgte die Gegenbewegung bis 106 Euro, seit dem Kaffee-IPO des Wettbewerbers folgte dann ein Rückgang unter 103 Euro. Ich denke, wir können hier mit geringem Risiko eine erste Position aufbauen.
Corona-Gewinner werden das ganze Jahr durch laufen. Corona-Verlierer werden immer mal wieder auf und ab pendeln. Lebensmittelanbieter werden meiner Ansicht nach als krisenresistent in den kommenden Monaten zunehmen an Bedeutung für Anleger gewinnen. Nestle ist hier meine erste Wahl.
In den kommenden Tagen, vielleicht schon morgen, sonst nächste Woche, wird dann der IPO erfolgen und einige enttäuschte JDE Peet-Zeichner werden ihre Nestle-Aktien zurückkaufen. Das könnte die Aktie dann wieder in Richtung 110 Euro treiben.
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