NXP Semi ist gestern Abend um 15% nach oben gesprungen. Der Grund: Das Wall Street Journal hat berichtet, dass es Übernahmegespräche seitens Qualcomm mit NXP gibt. Binnen zwei bis drei Monaten könne Qualcomm (Marktkapitalisierung 100 Mrd. USD) die niederländische NXP für rund 30 Mrd. USD kaufen.
Wir kennen das Steuerthema: Qualcomm hat derzeit 31 Mrd. USD Barreserven im Ausland, die zu einer hohen Steuernachzahlung führen würden, wenn das Unternehmen das Geld in die USA zurückholt. Warum also nicht die Gunst der Stunde nutzen und ein Unternehmen im Ausland kaufen.
Die Halbleiterindustrie befindet sich im Umbruch. Intel kaufte letztes Jahr Altera für 16,7 Mrd. USD, Avago kaufte Broadcom für 37 Mrd. USD, die japanische Softbank kaufte unlängst den britischen Chipdesigner ARM Holding für 32 Mrd. USD. NXP selbst hat im vergangenen Jahr Freescale für 12 Mrd. USD gekauft. Die chinesische Regierung hat 24 Mrd. USD zur Verfügung gestellt, um die Halbleiterindustrie zu entwickeln.
Für Qualcomm würde die Übernahme einen Strategiewechsel bedeuten. Bislang hat Qualcomm über die Hälfte seines Gewinns durch Patenteinnahmen für Chip-Designs erwirtschaftet. Qualcomm hält Patente für die Datenübertragung im Mobilfunknetz. Seit für den Handymarkt eine Sättigung vorausgesagt wird, hat die Aktie von Qualcomm deutlich an Wert verloren. NXP ist der Marktführer im Zukunftsmarkt der vernetzten Autos und würde Qualcomm weiteres Wachstum bringen.
Der Gewinn von Qualcomm würde um 30% ansteigen, ohne dass gegebenenfalls daraus resultierende Synergien berücksichtigt wurden. Ich weiß zwar derzeit nicht, welchen Vorteil die Übernahme für NXP hätte, aber für Qualcomm wäre es ein Gewinn. NXP auf der anderen Seite ist zu billig, sonst hätte ich sie nicht in unser Portfolio geholt. Zusätzlich kann Qualcomm durch die Übernahme eines ausländischen Unternehmens Gelder nutzen, die andernfalls zu 30% Steuerabgaben geführt hätten, wenn sie in die USA zurückgeführt worden wären. Man kann also sagen, dass Qualcomm hier einen individuellen Rabatt von 30% nutzt.
Aktuell gibt es noch keine Stellungnahme zu dem Artikel von Wall Street Journal. Ich werde mit einer Entscheidung, ob wir den Kurssprung zum Verkauf nutzen, noch ein paar Stunden warten, bis die US-Börsen öffnen. NXP ist durch dieses Gerücht nun in aller Munde und ich würde nicht erwarten, dass die Aktie auf ihr ursprüngliches Niveau zurückfällt, sollte sich die Story als haltlos erweisen. Auf der anderen Seite ist NXP für viele andere Halbleiterfirmen interessant und ich könnte mir gut vorstellen, dass die Aktie noch ein wenig weiter nach oben läuft, wenn sich das Gerücht als wahr herausstellt.
Ungeachtet der möglichen weiteren Entwicklung würde ich NXP sehr bald verkaufen, da nach einem solchen Kurssprung die Luft nach oben sehr dünn geworden ist, das Rückschlagsrisiko jedoch größer.
Stephan Heibels Investmentideen werden im Heibel-Ticker Portfolio umgesetzt und können dort transparent nachverfolgt werden.
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Die Konjunktur ist nicht gesund, das hat Janet Yellen auch in ihrem anschließenden Statement nochmals bekräftigt. Die Fed wird ihre Geldpolitik nicht dogmatisch umsetzen, sondern der Konjunkturentwicklung anpassen, das hat sie immer gesagt. Das nunmehr drei der vier für 2016 in Aussicht gestellten Zinsschritte ausfielen ist ein deutliches Zeichen dafür, dass sich die US- und weltweite Konjunktur deutlich schlechter entwickelt, als es die Fed erwartet hatte.
Entsprechend werden institutionelle Anleger konjunktursensible Aktien, Industrieunternehmen, meiden. Zykliker dürften es also in den kommenden Monaten schwer haben.
Doch sowohl in Japan, als auch in Europa und seit Jackson Hole auch in den USA steht die Aussage der großen Notenbanken, das Zinsniveau mit allen Mitteln anzuheben. Man ist abgerückt von dem allein-seeligmachenden Zinsniveau und zieht nun weitere unkonventionelle Maßnahmen in Betracht. Im Ergebnis dürfen wir damit rechnen, dass das Zinsniveau angehoben wird während aus strukturellen Gründen die Inflation niedrig bleibt.
Damit werden Dividendenaktien Konkurrenz erhalten. Eine gute Dividendenrendite allein wird nicht mehr reichen. Ich werde daher zwar Dividendenaktien als Basis unseres Portfolios beibehalten, aber deren maximales Portfoliogewicht von bis zu 30% nicht ausreizen.
Was bleibt sind Wachstumsaktien und Spekulationen. Ich gehe davon aus, dass der Großteil des Kapitals in Wachstumsaktien verschoben wird, ich habe in den vergangenen Wochen schon eine deutlich bessere Performance in diesem Bereich gesehen, als im breiten Markt.
Wachstum, das unabhängig von der Konjunktur stattfindet, also sekuläres Wachstum, ist die beste Absicherung gegen Zinsdiskussionen, die in den kommenden Monaten immer wieder aufkommen werden. Hauptsache der sekuläre Wachstumsmarkt ist intakt. Und ich gehe davon aus, dass NXPs Chips für das Internet der Dinge in den kommenden Monaten gefragt sein werden. Ehrlich gesagt habe ich den Eindruck, dass dieser Bereich in den vergangenen Monaten der Aufs und Abs zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist, wir mussten bei Skyworks gute Nerven beweisen. Doch ich habe selten so viele revolutionäre Ideen parallel gesehen, wie derzeit im Rahmen des Internets der Dinge. Hörgeräte, die mit dem Smartphone kommunizieren, Schraubendreher, die automatisch übermitteln, wie fest jede einzelne Schraube gedreht wurde, ...
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Die Übernahme von Freescale im vergangenen Jahr hat das Unternehmen durcheinander gewürfelt, Geschäft und Bilanzkennzahlen sind von Anlegern schwer zu bewerten. Ich bringe in dieser Analyse ein wenig Ordnung ins Chaos und komme zu dem Ergebnis, dass NXP aktuell eine attraktive Spekulation darstellt, die allerdings mit einem engen Stopp Loss abgesichert werden sollte.
Chips für Autos
Vor einem Jahr hat die niederländische NXP Semiconductor die amerikanische Freescale übernommen. NXP war bis dahin auf die Nahfeldkommunikation (NFC) fokussiert und hat sich mit Hilfe von Freescale von der Nummer Zwei zur weltweiten Nummer Eins im Automobilmarkt vor Infineon aufgeschwungen.
Die Nahfeldkommunikation wird aber auch für Apple Pay genutzt, für diverse Smart-Home-Lösungen und eine Reihe weiterer Anwendungen, bei denen Geräte direkt miteinander und über kurze Distanzen kommunizieren. Es ist das „Internet der Dinge“, das NXP bearbeitet. Zudem bietet NXP noch Kommunikationssysteme an, die Informationen von passiven Chips auslesen können, wie beispielsweise mit Hilfe der RFID-Technologie bei der Rückverfolgung von Lebensmitteln eingesetzt.
Dabei werden zunehmend natürlich auch Sicherheitslösungen integriert, damit sich keine Hacker über die vormals ziemlich ungeschützten kurzen Kommunikationsverbindungen einloggen können.
Megahochzeit kostet zunächst viel Geld
15 Mrd. USD hat NXP für Freescale auf den Tisch gelegt. Im Frühjahr 2015 war NXP ohne Freescale 25 Mrd. USD wert. Ich würde nun also erwarten, dass NXP heute inklusive Freescale rund 40 Mrd. USD wert ist. Ein Blick auf die Börsenbewertung belehrt mich jedoch eines Besseren: gerade einmal 29 Mrd. USD bringt NXP heute auf die Waage. Wo sind die 11 Mrd. USD geblieben?
Nun, ganz einfach: Zunächst einmal kostet eine Übernahme viel Geld und die Integration von Freescale hat hohe Kosten verursacht, die Anleger verschreckt haben. Der Kurs ist um 20% gefallen. Zudem hat NXP eigene Aktien im Wert von über einer Milliarde Euro zurückgekauft, was die Marktkapitalisierung ebenfalls vermindert. Und zum Dritten steht der Euro heute um 7% höher als zum Zeitpunkt der Übernahme. Gemessen in US-Dollar ist der Rückgang der Marktkapitalisierung nicht so heftig wie in Euro.
Zyklisches Geschäft schwankt stark
Doch diese fusionsbedingten Probleme sollen nicht über die schwache Geschäftsentwicklung hinweg täuschen. Zum Zeitpunkt der Fusion hatten beide Unternehmen unabhängig voneinander Wachstumsaussichten von 20% p.a. für den Umsatz. Überraschend ging jedoch der Umsatz aktuell um 8% zurück. Lediglich im Bereich der Automobilchips konnte ein Wachstum ausgewiesen werden.
Insbesondere der Umsatz mit Smartphonechips, also Chips, die für Apple Pay in die iPhones gehen, fiel um 10%. Den Grund dafür kennen wir (im Heibel-Ticker PLUS habe ich ausführlich dazu Stellung genommen): Apple-Chef CEO hatte sich hinsichtlich der Nachfrage nach dem iPhone SE verschätzt und zu wenig Chips bestellt. Es handelte sich also um eine Fehlplanung seitens Apple, nicht um einen Nachfragerückgang bei den Kunden. In meinen Augen dürfte also dieser Bereich, unterstützt durch die iPhone 7 Einführung, nun wieder anziehen.
Bewertungskennziffern durcheinander
Vor dem Hintergrund so komplexer Entwicklungen ist es schwer, aussagekräftige Bewertungskennziffern zu ermitteln. So ist das KGV 2015 aufgrund der hohen Kosten für die Integration von Freescale, was den Gewinn geschmälert hat, auf 27 gesprungen. Doch schon für das laufende Jahr wird ein Gewinn in Höhe von 5,75 USD je Aktie erwartet, was ein KGV 2016e von 15 bedeuten würde. Für 2017 wird ein Gewinn von 7,37 USD/Aktie erwartet, das würde ein KGV 2017e von 11,6 nach sich ziehen.
Die hohen Kosten im Vorjahr fallen nicht mehr an, allein dadurch wird schon ein überproportionales Gewinnwachstum erzielt. Der Umsatz dürfte Analystenschätzungen zufolge in den kommenden Jahren um 5-7% wachsen, der Gewinn jedoch um 34%.
Wenn ich mir jedoch mit etwas Abstand den konsolidierten Umsatz von NXP und Freescale anschaue, der bei etwa 10 Mrd. Euro liegen wird, und eine für die Branche normale Ebit-Gewinnmarge von 15% anlege, also 1,5 Mrd. Euro EBIT, dann ergibt sich aktuell ein KGV von 17. Das ist bei langfristig profitablem Wachstum von 5-7% ein angemessenes KGV.
Kurskatalysatoren der kommenden Monate
Im laufenden Jahr wird die Eingliederung von Freescale in den NXP-konzern nicht mehr Kosten verschlingen, sondern rund 200 Mio. USD an Kosteneinsparungen durch Synergien erzeugen. Für die kommenden Jahre werden Einsparungen in Höhe von 500 Mio. USD erwartet. Das wird die positive Gewinnentwicklung unterstützen.
Großkunde Apple hat eine neue Apple Watch Series 2 auf den Markt gebracht, die in meinen Augen deutlich besser am Markt ankommen wird, als die vielkritisierte erste Generation. Jede Apple Watch hat einen NXP-Chips, um die Apple Pay Bezahlfunktion zu ermöglichen. Zudem wird mit dem iPhone 7 meines Erachtens die rückläufige Absatzentwicklung des Vorquartals gestoppt, was sich auch bei NXP positiv auswirken dürfte.
Tesla ist ein weiterer Großkunde von NXP und dort läuft so langsam die Produktion des Model 3 für den Massenmarkt an. Die Autos der Zukunft werden meiner Einschätzung nach weniger über Verbrauch und Reichweite oder Höchstgeschwindigkeit und PS gegeneinander antreten, sondern künftig über Dienste des digitalen Bordsystems von Wartung bis zum autonomen Fahren. Das ist ein Wachstumsmarkt, der noch in den Kinderschuhen steckt und für NXP positives Überraschungspotential birgt.
Charttechnik macht Mut
Zum Zeitpunkt der Übernahme von Freescale erreichte NXP sein vorläufiges Hoch bei 102 Euro. Seither ist der Kurs bis auf 57 Euro im Februar zurückgekommen, ein Minus von 44%. Bis zur Bekanntgabe des 8%igen Umsatzrückgangs im Q2 schoss die Aktie dann auf 85 Euro, um dann im Juni nochmals unter 70 Euro zu fallen. Wenn wir daraus das Ende des Abwärtstrends definieren und den neuen, noch jungen Aufwärtstrend mit einer Unterstützung der beiden Tiefs versehen, dürfte die Aktie nicht mehr unter 74 Euro fallen.
Die zweite Aufwärtsbewegung hingegen könnte die Aktie, wenn die Rallye symmetrisch zur Frühjahrsrallye verläuft, bis auf 100 Euro hieven.
Damit ergibt sich ein Kurspotential von 33% bei einem Risiko von lediglich 2,5%. Schade, dass diese charttechnische Betrachtung nicht durch eine fundamentale Unterbewertung begleitet wird.
Fazit
Die Chipindustrie ist stark zyklisch. Entsprechend steigen die Kurse der Aktien in guten Zeiten extrem an, fallen aber in schlechten Zeiten ebenso extrem ab. Es gibt eine Reihe von positiven Katalysatoren für NXP, die in den kommenden Monaten durchaus für eine ordentliche Rallye sorgen können. Doch in diesem volatilen Markt sind solche Unternehmen immer genau eine Meldung von der Katastrophe entfernt – beispielsweise schwächere Absatzzahlen i Automobilmarkt oder ggfls. ein zweiter Lieferant für Apple Pay Chips würden die NXP-Aktie umgehend in den Keller jagen.
Damit ist die Aktie eine attraktive Spekulation, die ich jedoch nur mit einem Stopp Loss knapp unter 74 Euro eingehen würde.
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Die Heibel-Ticker PLUS Mitglieder nutzen die Investmentideen in der Regel zur Orientierung für ihre eigenen Investmententscheidungen. Deren Performance ist in der Regel noch besser als die durchschnittlichen 11% pro Jahr vom Heibel-Ticker Portfolio.
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