Heibel-Ticker PLUS 16/25 - So nicht, Brüssel! Schlag ins Gesicht des Establishments

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24.06.2016:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

11. Jahrgang - Ausgabe 25 (24.06.2016)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: So nicht, Brüssel!
02.So tickt die Börse: Der Schwarze Schwan: Brexit
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Panik und Pessimismus
 - Top Analystenziele
04.Ausblick: Schlag ins Gesicht des Establishments
 - Die Folgen
 - Fazit: Noch mehr Volatilität
05.Update beobachteter Werte: Apple
 - Apple: Teilverkauf, Barreserven schaffen
06.Übersicht HT-Portfolio
07.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
08.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: So nicht, Brüssel!

Liebe Börsenfreunde,

"So nicht!", haben die Briten nun gesagt. Die EU ist kein politischer Selbstzweck, der unendlich viel Geld verschlingen darf: Für Griechenland, für die Geldpolitik, für unzählige nationale Verteidigungshaushalte ohne europäische Abstimmung, etc. Nach den heftigen Kursgewinnen an den Vortagen folgt heute ein heftiger Ausverkauf als Reaktion auf das überraschende Ergebnis. Mehr dazu lesen Sie in Kapitel 02.

Die Stimmung ist eingebrochen, es herrscht Angst und Panik, selbst der Zukunftsoptimismus, der in den vergangenen Wochen kontinuierlich anstieg, ist eingebrochen. Dennoch wollen Anleger jetzt kaufen, doch wie die Sentimentdaten in Kapitel 03 zeigen dürfte das nur zu spekulativen Zwecken sein.

In Kapitel 04 habe ich die einzelnen Folgen der Brexit-Entscheidung analysiert. Ist das der Anfang vom Ende der EU? Oder wird der Austritt der Briten zu wichtig genommen, da bilaterale Vereinbarungen ohnehin die wirtschaftlichen Konsequenzen verhindern können? Ich denke, diese Entscheidung hat wenig mit der Wirtschaft zu tun, doch das sieht man an den Finanzmärkten derzeit noch nicht.

Wie immer gibt es wichtige Updates in Kapitel 05 sowie eine Übersicht über unser Portfolio in Kapitel 06.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp160626.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Der Schwarze Schwan: Brexit

Nun ist das unvorstellbare Wirklichkeit geworden: Die Briten verlassen die EU. Umfragen sind das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt werden. Wettbüros, die heimlichen Favoriten der Finanzwelt in den vergangenen Tagen, spiegeln den Spieltrieb der Menschen wider, nicht aber die Realität. Wer glaubt jetzt noch den Umfragen, die Hillary Clinton deutlich vor Donald Trump als nächste US-Präsidentin sehen? Auf Predictit.org hat Trump über Nacht um 5% zugelegt.

Dabei schien das Referendum in den vergangenen Tagen eine deutliche Mehrheit für den Verbleib in der EU zu generieren. An den Finanzmärkten stiegen die Aktienkurse, gestern wurden die Urnengänge fast schon gefeiert. Man war sich zu sicher.

Entsprechend heftig ist der heutige Ausverkauf: Der DAX startete mit -10% in den Handelstag, inzwischen sorgen Eindeckungen für eine Gegenbewegung. In Kapitel 04 werde ich die verschiedenen Szenarios diskutieren, die wir für die kommenden Wochen und Monate zu erwarten haben.

Doch wenn wir mal ehrlich sind, so ganz überraschend kam der Brexit nun doch nicht. Anfang April haben 60% der Niederländer sich gegen das Assoziierungsabkommen mit der Ukraine entschieden. Mitte Mai gab es eine denkbar knappe Wahlniederlage des rechtspopulistischen Kandidaten Hofer. Und nun stellen sich die Briten klar gegen Europa.

Es sah alles so schön aus in der abgelaufenen Woche: Die Erzeugerpreise in Deutschland steigen. Der ZEW Konjunkturindex lag mit 54,5 deutlich über den Erwartungen, die Konjunkturerwartung ist so optimistisch, wie seit dem vergangenen Herbst nicht mehr. Ebenfalls stark positiv ist der Ifo-Geschäftsklimaindex, der heute veröffentlicht wurde und mit 108,7 auf Wachstum hinweist, das über den Erwartungen liegt.

Doch das sind nunmehr Werte der Vergangenheit. Werte, die vor der Brexit-Entscheidung erhoben wurden. Nun wird man die Situation neu bewerten müssen. Welchen Einfluss hat die Entscheidung auf einzelne Branchen? In welchem Zeithorizont werden Auswirkungen zu erkennen sein? Ist die Brexit-Entscheidung vielleicht nur der erste Schritt im Zerfall der EU? Ich gehe diesen Fragen in Kapitel 04 nach.

Schauen wir nun zunächst auf die Änderung der wichtigsten Indizes im Vergleich zur Vorwoche. Bitte beachten Sie, dass der heutige Ausverkauf noch nicht darin enthalten ist, die Werte wurden gestern Abend genommen.

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES23.6.16Woche Δ
Dow Jones17.934 1,1%
DAX10.257 7,4%
Nikkei16.238 5,2%
Shanghai A 3.027 0,7%
Euro/US-Dollar1,141,0%
Euro/Yen120,212,4%
10-Jahres-US-Anleihe1,73%0,17
Umlaufrendite Dt-0,07%0,07
Feinunze Gold$1.262 -1,7%
Fass Brent Öl$50,38 6,2%
Kupfer4.936 0,0%
Baltic Dry Shipping585 -2,2%



Um 7,4% war der DAX bis gestern Abend gestiegen, kurzzeitig stand der DAX bereits wieder über 10.300 Punkten. Ich hatte mir im Falle eines weiteren Kurssprungs in Folge einer Ablehnung des Brexit für heute einen Put-Optionsschein herausgesucht, den ich Ihnen empfehlen wollte ... zu spät. In Deutschland wurde der Wochengewinn heute früh ausradiert, in Japan hat der Nikkei ebenfalls seinen gesamten Wochengewinn abgegeben und für die USA erwarte ich heute ebenfalls einen kräftigen Ausverkauf, auch wenn die USA als stabiles Zufluchtsland nicht so stark unter die Räder geraten werden wie wir hier in Europa selbst.

Der Euro ist heute früh unter seine Unterstützung bei 1,10 USD/EUR gerutscht, konnte jedoch die Marke schnell wieder überwinden. Vorerst ist also nichts passiert, doch die Schlacht findet nun an der Unterseite statt, nicht mehr an der Oberseite.

Das Zinsniveau in Deutschland ist weiterhin negativ bis auf eine Sicht von 10 Jahren. Heute ist der Bund Future um 1,5% angesprungen, Sicherheit wird also weiterhin gesucht, der Zins rutscht weiter ins Minus.

Der Goldpreis ist bislang moderat angesprungen. Ich habe bereits Meldungen von Goldhändlern in Deutschland gelesen, die sich vor Aufträgen englischer Kunden nicht retten können. Der Goldpreis wird also bislang direkt von den Briten in die Höhe getrieben. Wenn wir dann weitere Referenden beispielsweise in Frankreich in Aussicht gestellt bekommen dürfte die Nachfrage nach Gold weiter steigen.

Der Ölpreis hat sich in der abgelaufenen Woche aufgrund der positiven Konjunkturdaten sehr positiv entwickelt, das Plus beträgt 6,2%. Damit ist nun Schluss, denn heute werden die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen eines Brexits eingepreist. Und ein Brexit wird die Konjunktur belasten und dadurch die Nachfrage nach Öl verringern.

Schauen wir im nächsten Kapitel einmal, ob die Stimmung bereits Panik widerspiegelt.




03. Sentiment: Panik und Pessimismus

Das Geschrei ist groß. Hatte man doch ausreichend Zeit gehabt, sich auf einen Brexit vorzubereiten, so ist die Gewissheit nun doch für viele Anleger ein Schock, der sie unvorbereitet trifft. Verkaufen? Nein, das will nun niemand mehr. Doch Panik macht sich breit, an anhaltend steigende Kurse glaubt kaum noch jemand. Die bis vor einer Woche vorherrschende Zuversicht ist wie weggeblasen, kein mensch weiß nun, wie sich die Aktienbörsen in den kommenden Monaten entwickeln werden.

Das spricht dafür, dass Anleger heute in erster Linie aus spekulativen Gründen kaufen. Nach -10% über Nacht ist es durchaus nachvollziehbar, auf eine Gegenbewegung zu spekulieren. Doch mittelfristig sind sich Anleger einig, da wird es weitere Kursverluste geben.

Nach dem heftigen Kursanstieg notierte der Angst-und-Gier-Index gestern Abend mit 77% wieder im Bereich der extremen Gier. Wir müssen nun schauen, wie schnell diese Gier abgebaut wird. Doch über Nacht, wie es heute den Anschein hat, glaube ich nicht, das bereits der Boden für eine neue Rallye gelegt werden kann.

Investmentprofis in den USA haben sich parallel zum Kursanstieg der abgelaufenen Woche kräftig eingedeckt (73%). Nun müssen sie entweder den Rückschlag aussitzen, oder aber im Falle einer Gegenbewegung, wie derzeit zu sehen, nochmals ihre Positionen auslichten.

Auch die Blogger- und Börsenbriefszene ist in den USA ziemlich bullisch geworden, inzwischen gibt es wieder 40,7% bullische Empfehlungen. Noch Ende Mai stand dieser Wert bei nur 26%. Ich erwarte für die kommende Woche jedoch, dass aufgrund der nunmehr deutlich niedrigeren Kurse Kaufempfehlungen eher noch zunehmen werden.

Sentimentdaten

Kaufempfehlungen der Privatanleger
Tesla Motors, Commerzbank, Barrick Gold

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
Amazon, Franklin Resources, Alba SE

Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise
erstellt:
http://www.sharewise.com?heibelTom Tailor, Aurubis

Die vergangenen Wochen haben mit den Gefühlen der Anleger eine Achterbahnfahrt veranstaltet. Heute folgt ein finaler Tiefschlag und es würde mich nicht überraschen, wenn i Laufe der kommenden Woche, sofern an den Aktienbörsen eine Gegenbewegung zu sehen ist, viele Anleger die Erholung dazu nutzen, der Börse entnervt den Rücken zu kehren. Entsprechend halte ich es noch für zu früh, bereits einen DAX-Call zu kaufen.

Ungeachtet der kurzfristigen Stimmungsschwankungen werde ich jedoch im folgenden Kapitel einen Blick auf die einzelnen Folgen der Entscheidung werfen.

TOP ANALYSTENZIELE

Sie wollen wissen, was die Analysten im Einzelnen für Aussagen treffen und wo sie die größten Chancen sehen? Ich habe für Sie eine Übersicht der Analysen mit den höchsten Kurszielen ausgearbeitet. Die Liste zeigt ganz einfach an, wo das aktuelle Kursziel des Analysten prozentual am meisten über dem aktuellen Kurs liegt. Die Details zu den einzelnen Empfehlungen finden Sie unter
http://www.aktien-meldungen.de/Aktienresearch/Top-Aktien


UnternehmenAnalyse v.KursKurszielUpside
Dialog Semi20.625,91 €47,00 €81,40%
Hapag-Lloyd22.617,60 €31,50 €78,98%
Daimler AG20.655,32 €96,00 €73,54%
Wirecard AG20.638,00 €65,00 €71,05%
Deutsche Bank20.613,53 €23,00 €69,99%
Dt. Lufthansa23.610,83 €17,70 €63,43%
freenet AG23.622,91 €37,00 €61,50%
BMW AG St20.668,32 €110,00 €61,01%
Volkswagen VZ20.6115,25 €185,00 €60,52%
United Internet23.637,86 €55,00 €45,27%


Es handelt sich um Analysen aus dieser Woche. Bitte genießen Sie diese Übersicht mit Vorsicht. Sie wissen ja, dass häufig auch ein Eigeninteresse des Analysten für eine rosa Brille sorgen kann, weshalb Analysteneinschätzungen tendenziell optimistischer ausfallen, als es die Realität anschließend erlauben würde (Sellside-Analysen). Aber die Übersicht gibt einen Eindruck darüber, wo die Erwartungen mit dem aktuellen Kurs am weitesten auseinander liegen. Wer letztlich Recht haben wird, der Analyst oder die Anleger, die den Kurs machen, ist in jedem Einzelfall individuell zu beurteilen.





04. Ausblick: Schlag ins Gesicht des Establishments

Der Mensch zieht stets das vor, das er kennt. Bevor er die Ungewissheit wählt, die mit einem Brexit kommen wird, muss der Frust schon sehr groß sein. Niemand weiß, wie genau der Brexit aussehen wird, doch die Mehrheit der Briten ziehen diese Ungewissheit dem autoritären System Brüssels vor.

Ich persönlich finde diese Entscheidung gut. Ich habe nicht erwartet, dass die Briten den Mut dazu aufbringen würden, doch ich habe hier im Heibel-Ticker nie einen Hehl daraus gemacht, dass die Politik in Brüssel stärker auf die Wünsche der Bevölkerung eingehen muss. Und wenn Politiker mit Argumenten nicht zur Vernunft zu bringen sind, dann muss man eben die Brechstange ansetzen.

Wir dürfen nun gespannt sein, ob die Politik in Brüssel diesen Denkzettel versteht und ihre Ziele stärker an der Bevölkerung ausrichtet, oder ob sie weiter vor den unberechenbaren Kräften am rechten und linken Rand der Bevölkerung warnt und eine Rückkehr zur Vernunft anmahnt.

Letzteres halte ich für einen Fehler. In Österreich, den Niederlanden, Großbritannien, Finnland, Dänemark, Ungarn, ... bis hin zu Frankreich sind die Kräfte, die sich gegen das Establishment stellen immer stärker geworden. Diese Kräfte werden stets als "radikal" mundtot gemacht, die Argumente werden nicht erhört. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen, wenn nicht kräftig gegengesteuert wird.

Doch ist ein Gegensteuern möglich? Kann das herrschende Establishment einen entsprechenden Kurswechsel vollziehen ohne das Gesicht zu verlieren? Oder braucht es dafür neue Führungskräfte, neue Machtverhältnisse?

Ganz ehrlich: Ich betrachte den Brexit als Anfang vom Ende für die EU. Ich traue es den derzeit Herrschenden nicht zu, die Unzufriedenheit der vergangenen Jahre richtig zu adressieren: Griechenland den Geldhahn abzudrehen, die Außengrenzen selber sichern und nicht faule Kompromisse mit zweifelhaften Regierungen einzugehen. In den überschuldeten Ländern Strukturreformen einfordern, die tatsächlich zu tragfähigen Volkswirtschaften führen. Eine Außenpolitik führen, die EU-weit vertreten wird.

Ich bin gespannt, wie unsere nächste Kanzlerin, unser nächster Kanzler heißt. In Großbritannien ist Cameron heute bereits abgetreten. Angela Merkel hat soeben eine Regierungserklärung abgegeben, in der sie zu Besonnenheit aufruft. Ich weiß nicht was noch passieren muss, damit Angela Merkel Fehler eingesteht. In der Energiepolitik war es ein Nuklar-Vorfall. Ich hoffe, dass wir in der Politik mit kleineren Denkzetteln auskommen.

Zum Ablauf: Es werden nun zwei Jahre Austrittsverhandlungen mit den Briten folgen. In dieser Zeit bleiben alle Rechte und Pflichten der Briten, als auch der EU erhalten. Mit einem plötzlichen wirtschaftlichen Chaos ist also aus dieser Betrachtungsweise nicht zu rechnen.

Der ausgehandelte Austrittsvertrag wird dann von den Briten dem Parlament vorgelegt und je nach Ausgestaltung stimmt das Parlament dann zu oder nicht. Es ist nicht auszuschließen, dass die Briten diesen Vertrag ablehnen und dadurch dann lieber in der EU verbleiben. Dann wäre das Referendum zum Papiertiger degradiert.

Es ist natürlich durchaus möglich, dass die Gründe für den Brexit in zwei Jahren gar nicht mehr vorhanden sein werden, weil sich Brüssel grundlegend hin zu mehr Demokratie entwickelt hat. Auch dann könnten die Briten einfach in der EU bleiben.

Das Chaos ist also nicht heute über Nacht eingetreten, sondern wird sich im Verlauf der Verhandlungen in den kommenden zwei Jahren immer wieder zeigen. Und je nach Verlauf werden dann andere Länder in ihren Unabhängigkeitsbestrebungen Rücken- oder Gegenwind erhalten.

Für mich die erste verwertbare Schlussfolgerung aus diesem Szenario: Gold, Silver und Rohstoffe, insbesondere Agrarrohstoffe, gehören in unser Portfolio. Je größer die Unsicherheit, desto stärker setzen die Menschen auf Sichere Häfen. In diesem Umfeld werden auch Immobilien nochmals einen Run erleben, ich schaue mir nochmals Vonovia an.

DIE FOLGEN

In Großbritannien wird man die wirtschaftlichen Auswirkungen bereits sehr früh bemerken. Investitionen ausländischer Firmen auf der Insel werden vorsichtiger getätigt, niemand weiß heute schon, wie die bilateralen Beziehungen der Briten in zwei Jahren aussehen. In diese Ungewissheit hinein darf man nicht investieren. Entsprechend wird sich die Konjunktur auf der Insel bereits in dem kommenden Quartal merklich abkühlen.

Dann kommen die Schotten wieder an die Öffentlichkeit, die sich erst kürzlich für den Verbleib Schottlands bei den Briten entschieden haben. Schottland möchte gerne in der EU bleiben, dort gab es eine klare Mehrheit für einen Verbleib. Nun ist man draußen, nur weil die Briten das so wollen. Es würde mich nicht wundern, wenn die Schotten wieder ihre Unabhängigkeitsbewegung aufleben lassen, um sich von den Briten zu trennen und eigenes EU-Mitglied zu werden. Auch das würde Großbritannien schwächen.

Am Sonntag wird in Spanien gewählt. Auch dort haben rechtspopulistische Parteien Aufwind. Wir werden beobachten, ob nach den Niederlanden, Österreich, Frankreich und Finnland nun auch Spanien zu den Wackelkandidaten der EU gehört. Und apropos Frankreich, die sich ja ohnehin bereits im Ausnahmezustand befinden: Dort wird Anfang 2017 gewählt und auch dort erhält Marie Le Pen immer stärker Zuspruch.

Für Deutschland sollten die konjunkturellen Auswirkungen überschaubar bleiben. Als wichtigster Handelspartner der Briten werden die bilateralen Beziehungen sicherlich schnell auf ein vergleichbares Niveau gestellt, wie sie im Rahmen der EU existieren. Zudem dürfte ein nunmehr wieder schwächerer Euro die Verluste mit den Briten aufwiegen.

Die EZB steht parat, um im Falle von Finanzmarktturbulenzen stützend zu intervenieren. EZB-Chef Draghi steht ohnehin noch am Geldhahn und kann ihn weiter aufdrehen. Doch kennen Sie das? Ab einem bestimmten Öffnungsgrad können Sie weiter aufdrehen wie sie wollen, mehr Liquidität kommt nicht raus. So wird Draghi andere Stellschrauben bemühen: die umstrittenen Anleihekaufprogramme werden wohl verlängert, die EU-Konjunkturprognose könnte ein wenig nach unten korrigiert werden, um vielleicht sogar noch weitere Liquiditätsmaßnahmen zu rechtfertigen. Bankaktien müssen wir meiden, wenn das Niedrigzinsumfeld wird nun wieder länger anhalten als gedacht.

Auch die britische Notenbank steht mit Liquiditätsspritzen parat, um den Ausverkauf des britischen Pfunds abzuschwächen. Die erwartete Zinsanhebung für Anfang 2017 wird wohl gestrichen. Übrigens wird vermutlich auch die US-Notenbank ihre für 2016 noch anstehende Zinsanhebung zumindest weit nach hinten verschieben, wenn nicht gar ins nächste Jahr.

EZB sowie nationale Notenbanken haben sich auf dieses Szenario vorbereitet. Ich fürchte daher also keine langen Schlangen vor Geldautomaten oder Bankfilialen. Für den Alltag dürfte der Brexit folglich zunächst kaum sichtbar sein.

Neben der Flucht ins Gold, Silber, Agrarrohstoffe und Bundesanleihen dürfte auch der Schweizer Franken kräftig profitieren. Die Schweizer Notenbank ist heute schon mit Währungsankäufen gegen Franken unterwegs, um den Franken zu schwächen.

Entnervt werden viele Anleger künftig stärker in defensive Titel investieren, Dividendentitel dürften profitieren.


FAZIT: NOCH MEHR VOLATILITÄT

Da sehne ich mich seit vielen Jahren nach einer Beruhigung an den Finanzmärkten, und da entscheiden sich die Briten für den Brexit. Die Volatilität wird also nochmals zunehmen. Ich habe für mich heute eine Entscheidung getroffen: Den Spruch "Politische Börsen haben kurze Beine" werde ich streichen. Künftig wird die Politik immer stärkeren Einfluss nehmen und die Unternehmensbewertungen werden in den Hintergrund treten. ein Dogmenwechsel, der weitreichende Auswirkungen hat. Ich werde das in den kommenden Ausgaben weiter ausarbeiten.

Für die kommende Woche erwarte ich, dass die heute angelaufene Gegenreaktion irgendwann ausläuft und ich würde dann ggfls. einen Put heraussuchen. Denn bislang wird an den Finanzmärkten lediglich argumentiert, dass die wirtschaftlichen Folgen überschaubar sind. Mit meinem neuen Schwerpunkt auf politischen Börsen könnten die Finanzmärkte jedoch einmal mehr davon überrascht werden, wie stark die politischen Diskussionen auf den Börsen lasten werden.



05. Update beobachteter Werte: Apple

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Apple
Teilverkauf, Barreserven schaffen

Di, 21. Juni um 09:21 Uhr
Gestern ist der DAX um 3,4% angesprungen. Der Grund: Die Brexit-Chancen haben sich vermindert. Bloomberg gibt dem Brexit nur noch eine Chance von 31%, vergangenen Freitag waren es noch 42%. Britische Wettbüros setzen die Chance auf einen Brexit sogar nur noch mit 24% an.

Der Grund für den Rückgang der Brext-Chancen: Die Ermordung von Jo Cox. Es handelt sich also um einen hoch-emotionalen Grund, nicht um einen rationalen Grund. Wenn der Brexit in letzter Sekunde durch Emotionen verhindert wird, dann sind die Sorgen einer großen Zahl von EU-Bürgern, die mit Brüssel ihre Schwierigkeiten haben, wieder einmal in letzter Sekunde verdrängt worden. Die Probleme schwelen weiter. Ich fürchte, ein verhinderter Brexit wird nicht den gewünschten positiven Impuls für die Aktienmärkte geben, den wir uns erhoffen.

In den vergangenen Wochen haben sich viele institutionelle Anleger gegen einen Brexit abgesichert. Das tut man, indem man bspw. Puts auf den britischen Bankensektor kauft, um von einem eventuellen Ausverkauf der Bankaktien nach einem Brexit zu profitieren. Diese Absicherungspositionen wird man jetzt, so kurz vor dem Referendum, nicht auflösen, auch wenn die Chancen für den Brexit deutlich vermindert sind. Die Auflösung wird erst Ende der Woche erfolgen, was zu einem Anstieg der britischen Bankaktien, vielleicht aller europäischen Bankaktien führen dürfte.

Doch wir dürfen den Kursanstieg aufgrund der Auflösungen der Absicherungen nicht mit neuem Optimismus verwechseln, entsprechend skeptisch werde ich entsprechende Kursanstiege betrachten.

Der gestrige Anstieg an den Börsen wurde getragen von überwiegend defensiven Dividendentiteln. Daraus können wir ein nach wie vor hohes Absicherungsbedürfnis der Anleger ableiten, nicht etwa eine Überzeugung für neues Wirtschaftswachstum. Auch dieser Umstand nährt meine Skepsis, so dass ich mit Aktienkäufen vorerst noch weiter abwarte.

Ich halte einen weiteren Rückschlag durchaus für wahrscheinlich und würde daher die gestrige Rallye nutzen, um ein wenig Barreserven aufzubauen. Aktuell befindet sich Apple unter Beschuss. Die schwachen iPhone-Absätze lasten auf dem Kurs, Analysten haben ihre Kursziele verringert aber das Votum durch die Bank weg auf "Kaufen" belassen. Man nennt sowas eine "halbherzige Abstufung". Wenn das Kursziel verringert wird, dann sollte doch auch das Votum abgestuft werden, oder? Aber Analysten halten an ihrer Empfehlung von Apple fest, ohne neue Argumente zu haben. Ich fürchte, Apple wird auf diese halbherzige Art und Weise keinen Boden finden und werde daher die Position nutzen, um ein wenig Barreserven zu generieren. Ich würde einen Teil der Position verkaufen.



06. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈20%) =15,6%WKN23.6.16Woche ΔΣ '16 ΔAnteil 5x4%!
Skyworks Solutions85776057,84 €0%-21%2,0%C
iRobotA0F5CC32,18 €-2%-4%2,4%C
FitbitA14S7U11,49 €2%-34%4,0%B
Silver WheatonA0DPA918,35 €-5%28%5,0%A
DEAGA0Z23G3,29 €-2%-9%2,1%B
DAX CallCR505E4,90 €0%-4%0,0%A







Wachstum (≈30%) =22,3%WKN23.6.16Woche ΔΣ '16 ΔAnteil 4x7,5%!
Apple86598584,16 €-3%-15%4,6%B
SAP71646071,11 €6%-3%2,5%C
BB BiotechA0NFN341,89 €5%-22%5,1%B
TwitterA1W6XZ14,61 €4%-29%2,4%B
FacebookA1JWVX101,05 €0%3%5,2%A
PaypalA14R7U32,13 €-2%-5%2,5%B







Dividende (≈30%) = 27,7%WKN23.6.16Woche ΔΣ '16 ΔAnteil 3x10%!
Swiss ReA1H81M77,77 €5%-15%3,0%A
Navigator (Portucel)8958852,78 €9%-23%5,2%B
Disney85568687,28 €0%-11%4,8%A
Deutsche Post55520026,41 €5%2%2,6%B
HochdorfA0MYT7166,93 €2%9%3,5%B
Leifheit64645054,77 €2%7%5,4%B
Innotec54051014,62 €0%0%3,2%A







Absicherung (≈20%) =23,9%WKN23.6.16Woche ΔΣ '16 ΔAnteil 3x6,7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.3.550,00 €-2%15%9,4%A
Südzucker-AnleiheA0E6FU91,49%0%-1%7,2%A
Nokia-AnleiheA0T9L2107,50%0%6%7,3%B





Cashquote
Σ-Portfolio

0,2%-8,9%10,5%



Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%15,6%554%
WachstumEnkelkinder30%22,3%467,5%
DividendeUrlaub30%27,7%3710%
AbsicherungZins & Gold20%23,9%336,7%
Summe
100%89,5%1521


Anmerkungen:
Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
Unter „2014” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am
Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:

Value Positionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,

Spekulative und alternative Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,

Tradingpositionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



08. An-/Ab-/Ummeldung

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