H E I B E L - T I C K E R P L U S
F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N
- Einfach einen Tick besser -
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
14. Jahrgang - Ausgabe 45 (08.11.2019)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
I N H A L T
01. | Info-Kicker: Und läuft und läuft und läuft und ... |
02. | So tickt die Börse: Rettung der deutschen Automobilindustrie |
- Update zu China-Vorwürfen | |
- Wochenperformance der wichtigsten Indizes | |
03. | Sentiment: Größte Euphorie seit zwei Jahren |
- | |
04. | Ausblick: 5G kommt schneller als erwartet |
05. | Update beobachteter Werte: Twitter, Twilio, Freenet, Deutsche Telekom, TUI, Zooplus |
- Twitter: "Produktprobleme" sind behebbar | |
- Twilio: Twilio hat sich "verrechnet" | |
- Freenet: Erneut gute Q-Zahlen, Aktie läuft weiter | |
- Deutsche Telekom: Nicht melken, sondern wachsen | |
- TUI: Flugzeugflotte wird vergrößert | |
- Zooplus: Adidas-Zahlen belasten indirekt | |
06. | Übersicht HT-Portfolio |
07. | Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise |
08. | An-/Ab-/Ummeldung |
01. Info-Kicker: Und läuft und läuft und läuft und ...
Liebe Börsenfreunde,
Ist das die Rettung der deutschen Automobilindustrie? Strafzölle der USA auf deutsche Autos wurden verschoben, deutsche Autobauer erhöhen stattdessen die Wertschöpfung in den USA. Der Handelsstreit zwischen China und den USA entwickelt sich konstruktiv. Und die Bundesregierung möchte die Elektromobilität und Brennstoffzellen fördern. Was das bedeutet, lesen Sie in Kapitel 02.
Die Stimmung ist entsprechend gut, so euphorisch waren unsere Umfrageteilnehmer zuletzt Ende 2018. Ist nun Vorsicht angeraten, oder kann die Rallye weiterlaufen? Dieser Frage gehe ich in Kapitel 03 nach.
5G kommt schneller als gedacht, sagt der CEO von Qorvo. Damit sind die Aktien der Unternehmen, die am Ausbau von 5G beteiligt sind, abgehoben. Doch es ist noch nicht zu spät, um dort auf den anfahrenden Zug aufzuspringen: In Kapitel 04 stelle ich Ihnen die wichtigsten Unternehmen vor, die unter Nutzung von 5G-Technologie das autonome Fahren, das Internet der Dinge oder den Mobilfunk revolutionieren.
Heute gibt es gleich 6 Updates zu unseren offenen Positionen: es geht rund an den Aktienmärkten und entsprechend viel gibt es zu kommentieren. Verpassen Sie nicht die Updates in Kapitel 05.
Wie immer gibt es eine tabellarische Übersicht über unsere offenen Positionen in Kapitel 06.
Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp191110.pdf
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
take share, Ihr
Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker
02. So tickt die Börse: Rettung der deutschen Automobilindustrie
US-Botschafter Richard Grenell hatte es zum Wochenbeginn angekündigt: Strafzölle auf europäische Autos können vermieden werden. Auch der US-Handelsminister Wilbur Ross zeigte sich zuversichtlich. Die gefundene Lösung erfuhren wir dann am Mittwoch:
Motor und Getriebe für in den USA produzierte Autos sollen künftig ebenfalls in den USA gebaut werden. Derzeit stammen nur 62-70% der für die US-Produktion von BMW, Daimler und VW verwendeten Autoteile aus den USA, der Rest wird anderswo, häufig in Deutschland, vorgefertigt und in den USA nur noch eingebaut. Den Anteil von 62-70% wollen die Autobauer nun auf 75% erhöhen, will das Handelsblatt erfahren haben.
Die für den 13. November angedrohten Strafzölle werden seitens der USA daher vorerst nicht eingesetzt. Vorerst heißt, jetzt müssen die deutschen Autobauer liefern. Leere Versprechungen, wie bspw. von Kantzerlin Merkel bezüglich der Nato-Investitionen i.H.v. 2% des BIP, reichen nicht aus, Taten müssen folgen.
Die Automobilaktien haben diese Woche um durchschnittlich 8,1% zugelegt! 8,1%! Das ist eine Trendwende, die noch sehr lange weiterlaufen kann. BMW +7%, VW +6%, Daimler nur +2%.
Aber auch die Zulieferer wie Continental (+7%) und Schaeffler (+28%) schossen in die Höhe. Kabelverleger Leoni +20%, Anlagenbauer Dürr +9%, Anhänger-Anbieter SAF Holland +17%, und Ingenieursschmiede Bertrands +9%. Kofferraum-Bauer Stabiles +9% und Scheinwerfer-Anbieter Hella +11%. So sieht Euphorie aus!
Bei einigen der Unternehmen, deren Aktien besonders stark angesprungen sind, wurden parallel noch Q-Zahlen veröffentlicht, die meist "nicht so schlimm wie befürchtet" ausfielen: Weniger Umsatz, dennoch ordentlicher Gewinn dank gutem Kostenmanagement und ein Ausblick, der vom Licht am Ende des Tunnels spricht.
Auch die über Umwege und nur teilweise mit der Autoindustrie vernetzten Industrieunternehmen konnten von dieser Entwicklung profitieren: Siemens +9%, Deutz +11%, Norma Group +12% und Chemieunternehmen Evonik Nachfolger der Metallgesellschaft) +8%. Sogar Stahlhändler Klöckner (+8%) und Leichtbauexperte SGL Carbon (+9%) sprangen an.
Parallel dazu gab die Bundesregierung Pläne bekannt, sowohl die Elektromobilität als auch die Brennstoffzelle stärker zu fördern. Ist das der Ruck, der durch Deutschland geht und dem Rückgrat unserer Volkswirtschaft, der Automobilbranche, neues Leben einhaucht? Wünschenswert wäre es.
UPDATE ZU CHINA-VORWÜRFEN
Wissen Sie, was in den USA für die Aktienmarktrallye gesorgt hat? Die Ankündigung Chinas, man werde die Strafzölle beiderseitig Schritt für Schritt zurücknehmen, wenn man sich mit den USA einigt? Oder die Behauptung Chinas, die Teillösung (heißt nun Phase 1) könne erzielt werden? Nein!
Dieser Artikel war es:
https://www.washingtonpost.com/world/asia-pacific/china-touts-crackdown-on-fentanyl-urged-by-trump-as-it-sentences-drug-ring-members/2019/11/07/d72c2196-010c-11ea-8341-cc3dce52e7de_story.html
Die Trump-feindliche Washington Post berichtet von einem Show-Verfahren gegen Fentanyl-Schmuggler in China. Ein Schmuggler-Ring wurde ausgehoben, 20 Beteiligte wurden vor Gericht gestellt, es hagelte lebenslange Gefängnisstrafen. Westliche Medien wurden eingeladen, ein sehr seltener Vorfall, um die Prozesse zu begleiten.
Sie erinnern sich: vor einem Monat habe ich eine Liste von 9 Problemen erstellt, die wir im Westen mit China haben. Unzählige Male hat China bereits in einzelnen Bereichen Zugeständnisse gemacht, doch geändert hat sich nichts. Es waren Lippenbekenntnisse. Die Aushebung de Schmugglerrings sowie die Verurteilung der Beteiligten ist ein in Washington willkommenes Zeichen, dass den Lippenbekenntnissen nun endlich Taten folgen.
Wie Sie wissen, habe ich immer ein wenig andere Quellen für meine Infos als die deutsche Medienlandschaft. Medien müssen Stories produzieren, die sich verkaufen lassen. Am Finanzmarkt braucht man Fakten, um Kapital auf das richtige Pferd zu setzen. Das finde ich an meinem Job so interessant. Immer wieder stolpere ich über die deutsche Version bestimmter Vorgänge, doch finde andere Sichtweisen in englischsprachigen Finanzquellen.
So behaupten einige meiner besten Quellen, dass Präsident Trump und sein Verhandlungsführer in Sachen Handelsstreit Peter Navarro auf ein solches Zeichen mehr als auf alles andere gewartet haben. Fentanyl tötete im Jahr 2017 Schätzungen zufolge 30.000 US-Amerikaner und die USA waren nicht in der Lage, Schmugglerringe auszuheben, weil es keinen Zugriff auf China gibt.
Punkt 7 meiner am 11. Oktober aufgestellten Liste von Chinas Fehlverhalten ist also auf dem richtigen Weg. Schauen wir uns die Liste mal an:
1. Patentdiebstahl, Diebstahl von geistigem Eigentum: Keine Lösung in Sicht.
2. Erzwungener Knowhow-Transfer durch Joint Ventures mit chinesischer Mehrheit: Hier gab es schon erste Signale, so wurde Tesla der Bau einer Gigafactory erlaubt, ohne eine chinesische Mehrheit an Bord zu holen. Doch das liegt schon ein Jahr zurück und weitere Signale blieben seither aus. Es wäre aber aus meiner Sicht ein Leichtes für China, an dieser Stelle Entgegenkommen durch Taten zu zeigen.
3. Chinesische Hackerangriffe: Ist Ihnen aufgefallen, dass es seit einiger Zeit keinen Datenskandal mehr gab? Gut möglich, dass China hier ebenfalls schon eingelenkt hat.
4. Ausnutzung von ausländischen Unternehmen: Ganze Märkte wurden durch chinesische Unternehmen kaputt gemacht: Textilindustrie, Solarindustrie, TV-Bau, ... in letzter Zeit bleiben Meldungen über aggressives Vorgehen von chinesischen Unternehmen ebenfalls aus. Auch hier schon ein Einlenken?
5. Staatliche Subventionen für chinesische Unternehmen: Diesbezüglich habe ich noch nichts gehört.
6. Währungsmanipulation: Ein Vorwurf, der meiner Ansicht nach nicht mehr haltbar ist, doch davon muss Donald Trump erst noch überzeugt werden.
7. Fentanyl: Siehe oben, wichtiger Schritt nach vorne!
8. Huawei: Die Restriktionen wurden seitens der USA inzwischen zwar gelockert, bleiben aber in wichtigen Bereichen bestehen. Für mich hört es sich auch nicht so an, als könnte es dafür eine Lösung geben. Die USA wollen die 5G-Technologie selber entwickeln und versuchen weiterhin, auch andere Länder davon zu überzeugen.
9. Menschenrechtsverletzung: Technologie, die zur Gesichtserkennung verwendet werden kann, wurde auf eine Schwarze Liste gesetzt. Inzwischen wurde bekannt, dass China daran arbeitet, aus der Gesichtserkennung Wesenszüge und Stimmungsbilder der Menschen abzuleiten, um so Kriminalität frühzeitig zu verhindern: Total Recall. Ich denke, auch hier wird es keine Lösung geben.
Für mich ergibt sich also ein Bild, das durchaus konstruktiv ist: Zusätzlich zu den hier angesprochenen Bereichen hat China immer wieder höhere Agrar-Käufe aus den USA versprochen. Auch dies ist einfach in die Tat umzusetzen, da China für seine wachsende Bevölkerung Agrarprodukte braucht, wie kein zweites Land auf der Erde.
Ein Zerschlagen des Gordischen Knotens erwarte ich bei näherer Betrachtung dieser Liste nicht, sondern eher immer mal zwei Schritte vor und einen zurück. Die Richtung stimmt immerhin.
Zwei Randbemerkungen noch: Lufthansa hat Zahlen berichtet, die nicht so schlimm wie befürchtet waren: man spart mehr, um dem Kostendruck zu begegnen. Die Aktie machte einen Freudensprung um 9%.
Xerox (Marktkapitalisierung 8 Mrd. USD) möchte HP Inc. (Marktkapitalisierung 26 Mrd. USD) übernehmen. David möchte Goliath kaufen. Ein Zusammenschluss der beiden großen Druckerhersteller würde inhaltlich Sinn machen, aber auf diese Weise? HP hat sich schon lange dem 3D-Drucken verschrieben und finanziert seine Entwicklung durch das Geschäft mit den Druckertonern. Das Druckergeschäft ist dem Rasierer/ Rasierklingen - Geschäft vergleichbar: Drucker werden verschenkt, Geld verdient wird mit den Verbrauchsmaterialien. So soll es auch beim 3D-Druck sein, doch da spielt Xerox kaum mit. Ich gebe dem feindlichen Übernahmeversuch in dieser Form wenig Chancen.
Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:
WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES
INDIZES | 7.11.19 | Woche Δ | Σ '19 Δ |
Dow Jones | 27.675 | 1,4% | 20,0% |
DAX | 13.289 | 2,5% | 25,9% |
Nikkei | 23.330 | 2,1% | 16,6% |
Shanghai A | 3.121 | 0,7% | 19,5% |
Euro/US-Dollar | 1,10 | -1,1% | -3,5% |
Euro/Yen | 120,71 | -0,1% | -4,3% |
10-Jahres-US-Anleihe | 1,93% | 0,19 | -0,81 |
Umlaufrendite Dt | -0,32% | 0,08 | -0,42 |
Feinunze Gold | $1.470 | -2,7% | 14,8% |
Fass Brent Öl | $62,62 | 3,1% | 19,9% |
Kupfer | 5.913 | 0,5% | -1,7% |
Baltic Dry Shipping | 1.428 | -17,5% | 12,4% |
Bitcoin | 9.212 | 0,8% | 134,9% |
Ja, die Autorallye hat den DAX (+2,5%) deutlich vom Dow Jones (+1,4%) abgehoben. Die Aktienmärkte laufen nun schon seit vier Wochen ohne nennenswerten Rücksetzer nach oben. Wie lange noch? Ich bin gespannt auf das Sentiment im folgenden Kapitel.
Rezessionsängste schwinden, entsprechend steigt das Zinsniveau weiter an (+0,08%punkte auf -0,32%). Der sichere Hafen des Goldes ist nicht mehr so gefragt wie noch im Sommer (-2,7% auf 1.469 USD/Oz). Ach so, von ca. 10 Kunden, die die Goldmünze "Dom zu Speyer" bestellt haben, meist gleich 10 davon, haben nur zwei jeweils eine Münze zugeteilt bekommen. Da hatte sich unsere Verkaufsbehörde wohl ziemlich verschätzt.
03. Sentiment: Größte Euphorie seit zwei Jahren
Einige Leser haben mich darauf hingewiesen, dass die Auflistung des Umfrageergebnisses mit den Wochenveränderungen zu langatmig zu lesen sei, ich solle schneller zur Interpretation kommen. Okay, das versuche ich heute mal: Ich werde also nur die wichtigsten Erkenntnisse aus der Umfrage auflisten und meine Interpretation dazu erstellen. Bitte lassen Sie mich wissen, sofern Ihnen eine liebgewonnene Information fehlen sollte.
So euphorisch wie heute waren unsere Umfrageteilnehmer seit Ende 2017 nicht mehr. Kein Wunder, die Einigung der Autoindustrie mit den USA sorgte in dieser Woche für einen exorbitanten Kurssprung so ziemlich aller Aktien, die mit der deutschen Automobilbranche vernetzt sind. Jeder zweite Umfrageteilnehmer sieht den DAX in einem Aufwärtsimpuls, weitere 32% gehen jedoch bereits von einer Topbildung aus - erwarten also kaum noch eine Fortsetzung dieser Rallye.
Das passt zur rückläufigen Selbstgefälligkeit der Anleger, denn von den weiter steigenden Kursen wurden 13% (+7%) auf dem falschen Fuß erwischt. Immerhin hat jeder Vierte sich inzwischen Long positioniert. Doch unterm Strich treten vermehrt Fragezeichen in den Gesichtern der Anleger auf: Wie weit kann der Aktienmarkt noch laufen und wie konnte das überhaupt bei all der bestehenden Unsicherheit passieren (Brexit, Handelsstreit, Rezessionsangst)?
Die Zukunftserwartung trübt sich mit zunehmendem Kursniveau ein: Das Lager derer, die für den DAX in den kommenden drei Monaten weiter steigende Kurse erwarten, leert sich (-5% auf 19%), mit 45% gehen die meisten inzwischen von einer Seitwärtsbewegung aus. Eine Fortsetzung der Rallye erwarten also immer weniger.
Trotzdem wollen weiterhin 24% der Anleger in den kommenden zwei Wochen Aktien zukaufen, aber inzwischen 20% (+3%) wollen verkaufen. Die Polarisierung steigt, Anleger legen sich fest, ob sie kaufen oder verkaufen wollen. Das ist häufig ein Vorläufer einer stärkeren Kursbewegung: Eines der beiden Lager wird falsch liegen und muss die Fehlallokation später auflösen, befeuert so eine angelaufene Bewegung. Welche Richtung? Nun, schauen wir uns mal die anderen Sentiment-Indikatoren an.
Während institutionelle Anleger in Deutschland derzeit neutral positioniert sind, haben Privatanleger ihre Positionen stark abgesichert. Ein Ausverkauf würde also frühzeitig abgefangen werden: Zum einen durch institutionelle Anleger, die sich in den vergangenen Wochen nur wenig engagiert haben, zum anderen durch Privatanleger, die ihre Absicherungspositionen durch Käufe auflösen würden.
Ein Kursanstieg hingegen würde beide Parteien zu weiteren Käufen zwingen: Institutionelle Anleger, um nicht unbeteiligt zuzuschauen, und Private, um ihre Absicherungspositionen aufzulösen, da sie die Gewinne schmälern.
In den USA haben Fondsmanager ihre Investitionsquote auf 92% (+3%) hochgefahren, Privatanleger sind inzwischen ebenfalls sehr bullisch, was für eine stark bullische Positionierung spricht. Auch der technische Angst und Gier Index des S&P 500 mahnt mit 91% zur Vorsicht: Überhitzungserscheinungen sind unübersehbar.
Interpretation
Nach vier Wochen Aktienmarktrallye ist eine Verschnaufpause überfällig, vielleicht gibt es sogar eine kleine Korrektur. Doch wer noch einsteigen möchte, sollte nicht zu lange warten, denn insbesondere im DAX sieht es ziemlich gut aus für eine baldige Fortsetzung der Rallye, nach einer kurzen Abkühlung.
Ich vermute, es wird eine Sektorrotation geben: Die Branchen, die in den vergangenen Wochen im Zuge der Konjunkturhoffnung und Zoll-Einigung stark angestiegen sind, könnten eine Pause einlegen. Auf der anderen Seite gibt es eine ganze Reihe von Unternehmen, die gute Q-Zahlen veröffentlicht haben, deren Aktien aber auf der Stelle traten. Von dort dürfte der nächste Schub der Rallye ausgehen.
Wir befinden uns in der Jahresendrallye. Ob es noch deutlich höher gehen kann, hängt davon ab, ob sich der DAX wie oben beschrieben bereits durch eine Rotation abkühlen kann, oder aber ob ein Rückschlag in Sachen Handelsstreit die globale Konjunkturentwicklung wieder in Frage stellt und zu deutlicheren Ausverkäufen, insbesondere im Exportland des DAX, führt.
04. Ausblick: 5G kommt schneller als erwartet
Qorvo CEO Bob Bruggeworth hat letzte Woche im Rahmen der Veröffentlichung der Q-Zahlen mit der Aussage überrascht, 5G komme schneller als erwartet. Als Anbieter von Hochfrequenz- und WiFi-Lösungen für Smartphones spürt das Unternehmen, wie erpicht Unternehmen auf diese neue Technologie sind. Die Q-zahlen fielen deutlich besser aus als erwartet. Die Aktie sprang über Nacht um 25% an.
Auch nach diesem Kurssprung ist Qorvo noch günstig: 9% erwartetes Gewinnwachstum wird mit einem KGV von 15 bewertet, das Kurs/Umsatz-Verhältnis (KUV) steht bei 4.
Schauen wir mal, wer sich sonst noch so im 5G-Umfeld tummelt und welche Aktie davon aussichtsreich ist.
Qualcomm hält viele Patente auf die Technologie. Insbesondere bei der 3G-Technolgie war Qualcomm führend. Ewige Streitereien mit Apple haben das Unternehmen jedoch abgelenkt und bei 5G ist das Unternehmen meiner Einschätzung nach nicht mehr in der ersten Reihe. 27% erwartetes Gewinnwachstum werden mit einem KGV von 15 bewertet, spottbillig. Das KUV steht bei 4.
Silicon Laboratories entwickelt Chips für TV und Radio. Dinge, die in keinem Haushalt fehlen, werden mit Silicon Laboratories intelligent und kommunikativ gemacht. 15% erwartetes Gewinnwachstum wird mit einem KGV von 31 bewertet, das KUV steht bei 5. Das ist in meinen Augen fair bewertet und die Aktie könnte weiter laufen, wenn 5G tatsächlich schneller kommt als erwartet.
Skyworks ist bislang mein Favorit, die Aktie hatte aber besonders unter dem Handelsstreit gelitten, weil kein anderes Unternehmen so viel aus China bezieht. Skyworks bietet besonders kleine Chips an, die 5G können. Damit zielt Skyworks auf das Internet der Dinge, auf die vielen Geräte, die künftig untereinander kommunizieren könnten, ohne über die zentralen Rechenzentren der Mobilfunknetze geleitet zu werden. Die Aktie ist in den vergangenen Monaten bereits um 50% angesprungen, ist aber noch immer günstig: 15% erwartetes Gewinnwachstum p.a. werden mit einem KGV von 16 bewertet. Das KUV liegt bei 5. Ich gebe Skyworks mehr Zukunftschancen als Qualcomm.
Marvell Technologies bietet embedded SoCs an, Chips, auf denen komplexe und spezielle Anwendungen bereits voreingestellt werden können. Die Chips können in Autos eingesetzt werden, um die Datenverarbeitung für das autonome Fahren zu verbessern. Dabei kommunizieren die Chips und somit die Autos dann eben über 5G. Das erwartete Gewinnwachstum von 4% wird immerhin schon mit einem KGV von 24 bewertet, das KUV steht bei 18. Zu teuer für meinen Geschmack.
Hört sich aber ähnlich an wie das, was Infineon anbietet: Embedded Chips für die Autoindustrie, um das autonome Fahren zu ermöglichen. Ich hatte Infineon ja schon auf unsere Einkaufsliste gesetzt, doch die Aktie ist seither bereits um 15% angesprungen. Infineon wächst nur mit 5%, wird aber bereits mit einem KGV von 20 bewertet. Das KUV steht bei 3. Hmm, ich würde bei Infineon an meinem Wunschpreis von 16 Euro festhalten (derzeit 18,7 EUR).
Auch Xilinx tummelt sich im Bereich der programmierbaren und somit voreinstellbaren Chips mit 5G-Kommunikationsfähigkeit. 11% erwartetes Gewinnwachstum werden mit einem KGV von 26 bewertet. Das KUV steht bei 8, zu teuer für meinen Geschmack.
Nokia und Ericsson: Zu den beiden Netzwerkausrüstern habe ich bereits häufig genug Stellung genommen: Die haben die technologische Entwicklung nicht mitmachen können und würden massive staatliche Unterstützung benötigen, um gegenüber Huawei aufzuholen. In den USA hat Donald Trump diese Hilfe nun gewährt, indem er Huawei boykottiert. Cisco kann nun aufholen. Für Nokia und Ericsson ist das jedoch noch nicht in Sicht.
FAZIT: Skyworks Solutions bleibt mein Favorit. Der Wunschpreis von 71 Euro ist jedoch nach der positiven Überraschung von Qorvo außer Reichweite geraten, aktuell steht die Aktie bei 89 Euro. Dennoch ist die Aktie in meinen Augen nicht zu teuer. Nächste Woche Dienstag wird Skyworks Q-Zahlen veröffentlichen. Es wird schwer, nach den überragenden Zahlen von Qorvo nochmals für eine positive Überraschung zu sorgen, die der Rallye weiter Zündstoff gibt.
Dennoch möchte ich mir offen halten, die Aktie vielleicht noch am Montag oder Dienstag früh spontan zu kaufen. Denn die in Kapitel 03 angedeutete Rotation würde weg von Industrie und hin zu Technologie führen: Gerade die Wachstumsaktien der Technologiebranche würden wieder ins Blickfeld der Anleger kommen.
Schauen wir also mal, was sich so über das Wochenende noch entwickelt und gegebenenfalls melde ich mich zum Beginn der Woche diesbezüglich nochmal bei Ihnen.
05. Update beobachteter Werte: Twitter, Twilio, Freenet, Deutsche Telekom, TUI, Zooplus
Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.
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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.
"Produktprobleme" sind behebbar
Fr, 08. November um 11:50 Uhr
"Produktprobleme" machte CEO Jack Dorsey bei der Veröffentlichung der Q-Zahlen Twitters Ende Oktober dafür verantwortlich, dass Umsatz und Gewinn nicht den Erwartungen entsprachen. "Keine Ahnung, was ich davon halten soll", schrieb ich vor einer Woche, als ich die Aktie zum Kauf empfahl. Nun habe ich mich nochmals etwas tiefer mit den Produktproblemen beschäftigt.
Twitter hat eine eigene Landkarte (Maps), mit der lokale Werbung gesteuert wird. Die Software der eigenen Landkarte war fehlerhaft, sagte CFO Ned Segal in der Telco. Außerdem hätten einige Personalisierungsfunktionen nicht wie gewünscht funktioniert.
Nun sei man dabei, die Fehler zu beheben, dennoch werde auch im laufenden Quartal der Umsatz und Gewinn dadurch belastet. Die Belastung in Q3 betrug -3%, für Q4 wird mit -4% gerechnet.
Das ist nicht schön und entsprechend war es richtig, dass die Aktie von Twitter einen Rücksetzer erfuhr. Einen Rücksetzer, nicht aber einen Ausverkauf. Die Aktie wurde um 30% ausverkauft. 7 Mrd. USD Marktkapitalisierung wurden vernichtet, weil der Umsatz in den beiden fraglichen Quartalen um insgesamt 100 Mio. USD niedriger ausfällt als erwartet.
Wenn 100 Mio. USD weniger Umsatz 7 Mrd. USD Marktkapitalisierung wert wären, müsste Twitter mit einem Kurs/Umsatz-Verhältnis von 70 bewertet werden, das KUV steht jedoch bei 7. Damit ist der Ausverkauf zehnfach übertrieben... oder steckt da etwas grundsätzlich Faules dahinter?
Nun, auf der einen Seite sind Wachstumsaktien derzeit nicht beliebt, denn die sich abzeichnende Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China treibt Anleger in Industrieaktien. Jeder noch so geringe Vorwand gilt als ausreichender Grund, sich von den Wachstumsaktien zu trennen.
Außerdem ist CEO Jack Dorsey weiterhin in Personalunion auch CEO von Square. Er werde seiner Aufgabe nicht gerechte, tönen die Kritiker. Ich kann das nachvollziehen und würde anhand dieses Beispiels nachlegen, dass sowas wohl nicht passiert wäre, wenn ein Fulltime-CEO das Geschäft besser im Auge behalten hätte. Aber auf der anderen Seite muss erstmal jemand wie Jack Dorsey gefunden werden, er gilt als Wunderkind.
Wie vor einer Woche im Rahmen meiner Kaufempfehlung ausgeführt ist die alles entscheidende Kennziffer für Twitter das Nutzerwachstum. Und die täglichen Twitternutzer sind um 17% angestiegen. Das ist eine Sensation, nachdem das Wachstum vor nicht allzu langer Zeit zum Erliegen zu kommen drohte. In den vergangenen zwei Jahren erzielte Twitter Wachstumsraten zwischen 9 und 12%, erst in Q2 2019 konnte endlich ein Wachstum von 14% ausgewiesen werden und nun hat es sich auf 17% beschleunigt!
Twitter ist in meinen Augen ein Monopolist. Es gibt keine Alternative zu Twitter, wenn man sich in wenigen Worten der Welt mitteilen möchte. Und in den vergangenen Jahren hat Twitter gezeigt, dass die Nutzer "monetisiert", also zu Geld gemacht werden können.
Ein Vergleich ist schwer, aber versuchen wir's mal: Twitter notiert auf einem KUV von 7 und hat ein KGV 2020e von 16.
Facebook: KUV = 8, KGV = 31.
Snap: KUV = 13, KGV = n/a (Verluste)
Google: KUV = 6, KGV = 27
Pinterest: KUV = 13, KGV = 500
Okay, Twitter limitiert seine Nutzer auf ein paar Zeichen. Doch inzwischen können Bilder mitgepostet werden, und auch Videos können eingebunden werden. Dafür ist Twitter einfacher zu nutzen als alle anderen. Ich denke, der Ausverkauf, so berechtigt er aufgrund Inkompetenz und Teilzeit-CEO auch sein mag, ist völlig übertrieben und bietet eine gute Kaufgelegenheit. Das Management hat sich offensichtlich auf das Nutzerwachstum konzentriert und dabei die Monetarisierung aus den Augen verloren. Schlimm genug, aber nichts, was nicht nachgeholt werden kann.
Twilio
Twilio hat sich "verrechnet"
Fr, 08. November um 11:48 Uhr
In der Nacht zum Montag wurde bekannt, dass Twilio sich bei den jüngsten Quartalszahlen "verrechnet" hat. Nachdem also die Q3-Zahlen besser ausgefallen waren als erwartet, der Ausblick aber enttäuscht hatte, wird nun bekannt, dass auch die Q3-Zahlen gar nicht so gut waren. Im Gegenteil, statt 3 Cents Gewinn soll es einen Verlust von 1 Cent je Aktie gegeben haben.
Gestern Abend stellte sich CEO Jeff Lawson den Fragen der CNBC-Moderatoren und gab den Fehler unumwunden zu: Es sei ein Rechenfehler gewesen, der aufgrund von mangelhaften Kontrollen niemandem aufgefallen sei. Man habe nun das Kontrollsystem überarbeitet.
Auf der einen Seite ist es durchaus verständlich, dass ein schnell wachsendes Unternehmen mal solche Fehler machen kann. Aber ich hätte mir schon gewünscht, dass ein Gründer und CEO, oder aber der CFO misstrauisch wird, wenn statt eines erwarteten Verlustes plötzlich ein dicker Gewinn ausgewiesen wird. Da würde ich erwarten, dass er sich von der Korrektheit der Zahlen persönlich überzeugt. Das ist hier nicht geschehen und wirft ein schlechtes Bild auf Twilio.
An der (von Analsten als enttäuschend eingestuften) Prognose hält er fest, die sei völlig unabhängig von den Zahlen, die aus dem Rechenfehler resultierten, erstellt worden und gelte daher unverändert. Na immerhin :-)
Hmm, dennoch bleibt bei mir ein fader Nachgeschmack. Wir haben unseren Stopp Loss bei 80 Euro platziert, die Aktie ist bereits bei 82,62 Euro. Da es sich bei Twilio um eine Spekulation handelt, sollten Sie diese Marke auch wirklich beachten und die Position verkaufen, wenn der Kurs nach unten durchrutscht. Ein bisschen Puffer hat Lawson noch, die Aktie wieder auf die Bahn zu setzen.
Freenet
Erneut gute Q-Zahlen, Aktie läuft weiter
Fr, 08. November um 12:02 Uhr
Gestern Abend hat Freenet Q-Zahlen veröffentlicht: Der Umsatz ist leicht angewachsen (+4% statt erwartetem leichtem Rückgang), allerdings waren insbesondere Hardware-Verkäufe dafür verantwortlich, und die tragen eine geringe Gewinnmarge. Daher war der Gewinn - wie erwartet - um 1% zurückgegangen.
Die für uns wichtigen Kennziffern: Die Anzahl der Abo-Kunden ist um 4% auf 8,3 Mio. angewachsen, der durchschnittliche Umsatz je Kunde blieb mit 18,80 Euro stabil. Der für die Dividende wichtige freie Cashflow ist zwar um 3% auf 72,4 Mio. Euro zurückgegangen, aber noch hoch genug für die Dividendenrendite von über 8%. Das Unternehmen bekräftigte die Prognose für das laufende Jahr.
Das Tauziehen um die Beteiligung Sunrise ist vorerst auf Eis gelegt: Die Schweizer Sunrise wollte den Schweizer Kabelnetzbetreiber UPC kaufen, doch Freenet war als Großaktionär dagegen: Ein Kabelnetz sei nicht zukunftsfähig (5G kommt) und der Preis für die Übernahme sei viel zu hoch. Die Übernahme wurde nun seitens Sunrise auf Eis gelegt.
Ich denke, die Aktie von Freenet könnte in den kommenden Monaten noch deutlich höher steigen, wenn sich das Sunrise-Abenteuer tatsächlich in Luft auflösen sollte und Ceconomy, eine weitere Beteiligung von Freenet, vielleicht ein ordentliches Weihnachtsgeschäft Dank iPhone 11 und diversen anderen Apple-Gadgets haben sollte :-). Wir bleiben also dabei.
Deutsche Telekom
Nicht melken, sondern wachsen
Fr, 08. November um 11:59 Uhr
Die Deutsche Telekom hat heute Q-Zahlen veröffentlicht, die über den Erwartungen lagen. Auch die Prognose wurde angehoben. Die organische Wachstumsrate liegt in den USA bei 5%, in Deutschland bei 2,4%. Der Umsatz ist um 4,8% angewachsen, der Gewinn um 5,4%. Der freie Cashflow ist sogar um 17% angesprungen. Das ist überaus erfreulich für unsere Dividendenaktie ...
...doch ein Haar ist in der Suppe: die Dividende wurde auf 0,60 EUR/Aktie festgesetzt. Analysten hatten mit 0,72 EUR/Aktie gerechnet, letztes Jahr gab es 0,70 EUR/Aktie. CEO Tim Höttges begründet den Schritt mit den hohen Ausgaben für die 5G-Lizenz in Deutschland sowie die anstehende Auktion in den USA. Dafür sicherte er zu, die 0,60 EUR/Aktie auszuschütten, egal wie sich der Deal zwischen T-Mobile USA und Sprint entwickelt: Die beiden wollen zusammen gehen.
Bislang wurden 0,50 EUR/Aktie als reguläre Dividende ausgeschüttet, 0,20 EUR waren eine Sonderdividende aufgrund von Unternehmensteilverkäufen und anderen Sondereffekten.
Sie wissen, dass ich Deutschlands erster Internetkunden bin. Und in der Nacht vom 9. November 1989 stand ich als einziger mit einem Nokia-Handy auf der Berliner Mauer. Bei aller berechtigter Kritik an Internet und Mobilfunk, die ich von Tag 1 zu Genüge kenne, Innovationen bahnen sich ihren Weg und schaffen sich ihre Märkte. Die 5G-Innovation wird in meinen Augen eine Revolution. Das Netz kann genutzt werden, um Geräte untereinander kommunizieren zu lassen, ohne durch die Rechenzentren der Mobilfunkbetreiber geschleust zu werden. Es wird völlig neue Anwendungen, Produkte und Nutzungsmöglichkeiten geben. Ich denke nicht, dass es da verkehrt ist, ein wenig mehr zu investieren, statt es den Anteilseignern zu geben.
Von daher finde ich die Dividendenkürzung nicht schlimm, wenn auf der anderen Seite dadurch der Grundstein für künftiges Wachstum gelegt werden kann. 5G erfordert hohe Investitionen und wir haben erlebt was passiert, wenn solche Investitionen zurückgehalten werden: Deutschland ist in Sachen mobiles Internet weltweit nur noch auf den mittleren Plätzen zu finden.
Daher verstehe ich den heutigen Ausverkauf (-2,5%) in der Aktie der Deutschen Telekom nicht, ich würde es für erste Käufe nutzen. Da wir jedoch schon deutlich tiefer eingestiegen sind, halte ich noch etwas Pulver trocken, um gegebenenfalls noch tiefer nachzukaufen. Keine Ahnung, wie tief die Aktie nun geprügelt wird, aber es ist aufgrund eines in meinen Augen falschen Arguments. Die Dividendenkürzung bei gleichzeitig angehobener Prognose ist nicht negativ zu werten, sondern positiv, weil die Deutsche Telekom endlich wieder lukrative Zukunftsgeschäfte erkennt, in die es sich zu investieren lohnt.
TUI
Flugzeugflotte wird vergrößert
Fr, 08. November um 11:47 Uhr
5-8 Flieger des Typs Boeing 737 (nicht MAX) hatte TuiFly an die Lufthansa-Tochter Eurowings vermietet, diese Flieger gibt Eurowings zum Jahresende an TuiFly zurück. Das passt gut, denn TuiFly möchte nach der Thomas Cook Pleite seine Flotte ausbauen, um in der anstehenden Marktbereinigung Marktanteile aufschnappen zu können.
Marktbereinigung? Wird Condor nicht staatlich subventioniert, um weiterzufliegen? Ja, noch. Aber die Marktbereinigung ist schon durch die Air Berlin Pleite vor zwei Jahren offensichtlich geworden, erfolgte aber nicht. Ich weiß nicht, ob sie nun folgen wird, aber wenn ich mir die Berichte der einzelnen Fluglinien anschaue, ist die Meinung ziemlich eindeutig. Wenn Condor weiterfliegen soll, dann braucht es vermutlich einen Investor aus einer anderen Region, der einen Fuß in unsere Tür stellen möchte.
Die Tarifverhandlungen, begleitet von Streiks bei Lufthansa, betreffen auch TuiFly: Bis heute Abend soll ein Schlichtungsangebot angenommen werden. Derzeit sieht es danach aus, als könnte sich TuiFly mit seinen Mitarbeitern darauf einigen, die Arbeitszeiten auszuweiten, wenn der Konzern im Gegenzug Flugzeuge für Langstreckenflüge anschafft. Auch hier könnte also expandiert werden.
Riskant, aber richtig: Wer jetzt nicht investiert, verschläft die Chancen der aktuellen Entwicklungen, die sich durch die Pleiten von Air Berlin und Thomas Cook ergeben. No risk, no fun. Unsere Position von Tui ist bereits mit 35% im Plus. Der Stopp Loss bei 10,90 Euro bleibt bestehen. Wenn alles gut geht, dürfte die Aktie noch deutlich höher steigen.
Zooplus
Adidas-Zahlen belasten indirekt
Fr, 08. November um 11:56 Uhr
Ich habe mal gesucht, was für den heutigen Kursrückgang bei Zooplus verantwortlich sein könnte: Adidas.
Adidas hat heute Q-Zahlen vorgelegt, die über den Erwartungen lagen. der Ausblick wurde unverändert beibehalten. Dennoch wird Adidas heute ausverkauft, aktuell -3%. Eigentlich ist alles im grünen Bereich, aber das Bewertungsniveau spiegelt diese gute Entwicklung mit einem KGV von 25 schon wider.
Ein Satz hat aber den Aktionären von Zalando nicht gefallen: Lieferengpässe in den USA führten dazu, das Ware per Luftfracht dorthin transportiert wurde. Ware, die andernfalls bei Zalando zum Verkauf gestellt worden wäre. So notiert heute auch die Aktie von Zalando mit 1,5% im Minus.
Und wenn das Geschäft von Online-Einzelhändler Zalando belastet ist, dann ist die Verbindung zu Online-Einzelhändler Zooplus nicht weit: Die Aktie notiert heute mit 1,1% im Minus. Sei es durch diese in meinen Augen falsche Kausalkette, sei es einfach dadurch, dass entsprechende Themen-ETFs heute aufgrund der Adidas-Zahlen verkauft werden und sämtliche Einzelhändler belasten. Ich weiß es nicht, kann aber keinen Grund finden, der Zooplus betreffen würde.
Am 14.11., also nächste Woche Donnerstag, wird Zooplus Q-Zahlen veröffentlichen. Bis dahin bleibt die Aktie Spielball der Branchen- und Marktentwicklung. Ich habe einen Stopp Loss für unsere Position bei 90 Euro vorgesehen, würde jedoch zu Kursen um 93 Euro unsere bislang halbe Wachstumsposition voll machen. Mal schauen, ob das klappt :-)
06. Übersicht HT-Portfolio
Spekulation (≈10%) =6,4% | WKN | 7.11.19 | Woche Δ | Σ '19 Δ | Anteil 5x2% | ! |
TUI | TUAG00 | 12,13 € | 2% | 35% | 2,6% | A |
Wachstum (≈30%) =21,9% | WKN | 7.11.19 | Woche Δ | Σ '19 Δ | Anteil 4x7,5% | ! |
BB Biotech | A0NFN3 | 57,85 € | 3% | 1% | 6,9% | B |
Zuora | A2JHJJ | 13,04 € | -1% | -22% | 7,6% | A |
Dividende (≈25%) = 22,3% | WKN | 7.11.19 | Woche Δ | Σ '19 Δ | Anteil 3x8% | ! |
Innotec | 540510 | 10,00 € | 4% | 0% | 5,5% | C |
Freenet | A0Z2ZZ | 20,97 € | 5% | 23% | 9,0% | A |
Deutsche Post | 555200 | 32,93 € | 2% | 29% | 3,8% | B |
Deutsche Telekom | 555750 | 15,36 € | -2% | 5% | 3,9% | A |
Absicherung (≈20%) =17,7% | WKN | 7.11.19 | Woche Δ | Σ '19 Δ | Anteil 3x7% | ! |
Goldbarren 100 gr | 100 gr. | 4.222,00 € | -2% | 18% | 7,8% | A |
Südzucker-Anleihe | A0E6FU | 77,25% | 4% | 1% | 6,5% | A |
Nokia-Anleihe | A0T9L2 | 112,88% | 0% | 11% | 3,4% | B |
Cashquote | ||||||
Σ-Portfolio Ergebnis seit 2018 | 1% | 3% | 31,8% | |||
Ergebnis seit 2019 | 20,2% |
Heibel-Ticker | Gewichtung | Anzahl Positionen | angestrebte Positionsgröße | |||
Portfolio | Ziel | Soll | Ist | Soll | Ist | |
Spekulation | Ereignis | 10% | 6,4% | 5 | 1 | 2% |
Wachstum | Enkelkinder | 30% | 21,9% | 4 | 4 | 7,5% |
Dividende | Urlaub | 25% | 22,3% | 3 | 4 | 8% |
Absicherung | Zins & Gold | 20% | 17,7% | 3 | 3 | 6,7% |
Summe | 85% | 68,2% | 15 | 12 |
Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.
Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
A | – | Top-Aktie mit günstigem Kurs, |
B | – | Kursrücksetzer zum Kaufen nutzen |
C | – | Kurssprünge zum Verkaufen nutzen, |
D | – | bei Gelegenheit Verkaufen, |
E | – | Sofort Verkaufen |
Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.
Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.
Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.
Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.
Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel
https://www.heibel-ticker.de
mailto:info/at/heibel-ticker/./de
07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
08. An-/Ab-/Ummeldung
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