Heibel-Ticker PLUS 20/30 - Intel kapituliert, Säbelrasseln in den USA & China

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24.07.2020:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

15. Jahrgang - Ausgabe 30 (24.07.2020)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Themen der zweiten Jahreshälfte
02.So tickt die Börse: Intel kapituliert, Säbelrasseln in den USA & China
 - Intel schließt Auftragsproduktion nicht mehr aus
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Zweifel der Privatanleger stützen die Rallye
 - @@
04.Ausblick: Abwrackprämie für Flieger & Wunschliste
 - Einkaufsliste mit Wunschpreisen
05.Leserfragen
 - : Swiss Re als Alternative zur Münchener Rück
 - : BioNTech als Alternative zu Moderna
 - : Menschenrechtsverletzung bei Marmato Projekt Kolumbien
 - : INIT für die Verkehrswende
 - : Verbio profitiert von hohem Ethanolpreis ... vorübergehend
06.Update beobachteter Werte: CompuGroup Medical, BB Biotech
 - CompuGroup Medical: Nach Praxen & Krankenhäusern nun Apotheken
 - BB Biotech: Solide Entwicklung in turbulentem Markt
07.Übersicht HT-Portfolio
08.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
09.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Themen der zweiten Jahreshälfte

Liebe Börsenfreunde,

Wie so häufig zeigen sich in den Sommerwochen die Themen, die uns meiner Einschätzung nach in den kommenden Monaten beschäftigen werden: Der Konflikt zwischen China und den USA, Corona und die Rallye, die zwischen Coronagewinnern und Profiteuren der Konjunkturprogramme pendelt. In Kapitel 02 gehe ich näher auf den Konflikt zwischen China und den USA ein.

Das Thema Corona wird in meinem Update zu BB Biotech (Kapitel 06) sowie in einer Leserfrage (Kapitel 05) behandelt. Ich habe gestern eine ganze Reihe von Leserfragen beantwortet, einen Teil davon finden Sie in Kapitel 05.

Das Sentiment zeigt, wie unterschiedlich Profis und Privatanleger die Börsensituation einschätzen. In meinen Augen lässt sich dieser Unterschied mit der Rotationsbewegung zwischen Coronagewinnern und Konjunkturprofiteuren erklären, wie Sie in Kapitel 03 lesen werden.

Im Kapitel 04 stelle ich Ihnen ein Unternehmen aus der Luftfahrtindustrie vor, das - wenn man die Nachrichtenlage streng interpretiert - eigentlich gar keine Existenzberechtigung mehr hat. So ziemlich alles spricht gegen das Unternehmen: Zeitgeist, Politik, Wettbewerb und Corona. Vielleicht ist das genau der richtige Augenblick, um diese niedergeprügelte Aktie einzusammeln, denn in zwei bis drei Jahren wird das Unternehmen meiner Einschätzung nach wieder sehr bedeutend sein.

In Kapitel 07 habe ich den aktuellen Stand unseres Portfolios tabellarisch dargestellt.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp200726.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Intel kapituliert, Säbelrasseln in den USA & China

Die chinesische Botschaft in Houston solle binnen 72 Stunden geschlossen werden, verfügte die US-Regierung diese Woche. Der chinesische Botschafter kochte vor Wut, dennoch musste er seine Botschaft schließen. Zuvor wurden im Innenhof noch Unterlagen in Mülltonnen verbrannt. Die USA werfen China einmal mehr Wirtschaftsspionage vor, diesmal ging es um den Diebstahl von Geheimnissen in Sachen Covid-19-Forschung, die im chinesischen Auftrag von zwei Personen gestohlen worden seien.

China Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Heute wurde eine Botschaft der USA in China geschlossen. Es ist die Botschaft, die nah an Tibet liegt und viele Informationen über vermeintliche Menschenrechtsverletzungen sammelt. Falls Sie es nicht wissen: Tibet wurde von China vor vielen Jahren annektiert, es ist die Rede von Umerziehungslagern und einer Diskriminierung der tibetischen Bevölkerung.

Gestern Abend hat US Staatssekretär Mike Pompeo eine scharfe Rede gegen China gehalten: Nationen sollen ihre "blind Kooperation" mit China überdenken. 50 Jahre der engen Kooperation mit China und des Aufeinanderzugehens seien gescheitert, so Pompeo. Die freie Welt solle nun die entstandenen Ungleichgewichte korrigieren.

Deutschland wurde zwar nicht explizit genannt, aber mit seinen Ausführungen, dass "ein Nato-Partner sich NICHT für die Freiheit in Hongkong stark mache, weil man Angst hat, dass der Zugang zum chinesischen Markt erschwert werden könnte" zielte direkt auf Deutschland, das Sanktionen gegen China in Folge des chinesischen Sicherheitsgesetzes für Hongkong nicht mittragen wollte.

Abschließend warb er dafür, sich in aller Offenheit gemeinsam China zu stellen.

Wenn jemand mit dem Finger auf den Mond zeigt, sieht der Dumme nur den Finger. So kommt es mir mit den USA vor: ein unkonventioneller (um es höflich auszudrücken) Donald Trump zieht jede Menge Kritik auf sich, denn immerhin schert er sich nicht die Bohne um Abkommen, internationale Institutionen und Benimmregeln. Es ist also leicht, den Finger zu kritisieren.
Doch dabei übersehen wir meines Erachtens tatsächlich viele Probleme, die das chinesische System mit sich bringt.

An den Finanzmärkten wurde die Rede als Auftakt für eine härtere Gangart zwischen den zwei Supermächten gewertet. Von einem heraufziehenden neuen Kalten Krieg ist die Rede. Und entsprechend gaben die Aktienmärkte gestern sowohl in den USA als auch in China deutlich nach. Der DAX folgt dieser Vorgabe am heutigen Tag.

Damit ist der Auftakt für den Wahlkampf zum nächsten US-Präsidenten getan: Im November tritt Joe Biden gegen Donald Trump an. Das Thema China wird sicherlich von Donald Trump in den Vordergrund gerückt werden und immer wieder für Turbulenzen an den Aktienmärkten sorgen. Doch in meinen Augen ist die weitere Entwicklung bei der Corona-Pandemie wesentlich wichtiger für die Finanzmärkte: Infektionszahlen, Sterberate, Behandlungsmethoden und Impfstoffentwicklung bis hin zum differenzierten Einsatz von Kontaktbeschränkungen werden immer wieder zu Rotationsbewegungen zwischen Corona-Gewinnern und konjunktursensiblen Industrieaktien sorgen.

INTEL SCHLIESST AUFTRAGSPRODUKTION NICHT MEHR AUS

Gestern Abend hat Intel Quartalszahlen veröffentlicht, die über den Erwartungen lagen. Dennoch brach die Aktie um -18% ein. Der Grund ist eine Überlegung, zu der CEO Bob Swan eine Stunde sprach: Auftragsproduktion von Chips.

Über 50 Jahre konnte Intel Chipdesign und Fertigungsknowhow dahingehend nutzen, die leistungsstärksten und zuverlässigsten Chips zu produzieren. Jeder produzierte Chip wird am Ende einem Qualitätscheck unterzogen und minimalste Abweichungen werden gemessen. So gibt es Chips, die 99,99% der Anforderungen erfüllen. Es gibt Chips, die mit 99,9% durchkommen. Und es gibt Chips, die 99% erfüllen. Ich habe mir das vor vielen Jahren mal so im Kopf zurecht gelegt: Die Chips mit 99,99% gehen ans Militär, die Chips mit 99,9% gehen zu namhaften Herstellern wie HP, Toshiba oder Apple. Und die Chips mit 99% gehen an No-Name-Hersteller, die sich nur noch über den Preis im Wettbewerb differenzieren.

Da Intel die Produktion in eigener Hand hielt, konnte das Unternehmen schon beim Chipdesign darauf achten, dass später möglichst hohe Qualitätsstufen in der Produktion erreicht werden können. Kunden wie Apple haben genau auf diesen kleinen aber feinen Unterschied Wert gelegt.

Nun hat Apple angekündigt, die Intel-Prozessoren aus den MacBooks durch Arm-Chips zu ersetzen. Gleichzeitig sind die Qualitätsunterschiede in den vergangenen Jahrzehnten immer kleiner geworden: Auch die vermeintlich qualitativ minderwertigen Chips sind heute fehlertolerant genug, um lange Lebenszeiten und hohe Zuverlässigkeit zu bieten.

Taiwan Semiconductor ist der weltweit größte Auftragsfertiger für Chips. Deren Aktien sind heute um 12% angesprungen. Es muss nicht sein, dass Intel an Taiwan Semi große Aufträge vergibt, denn es gibt noch viele andere Auftragsfertiger. Aber die Überlegung Intels zeigt, dass das Model von Taiwan Semi überlegen ist.

Intel verspricht sich dadurch mehr Flexibilität für die Zukunft. Ich kann die Überlegung gut nachvollziehen, auch wenn Anleger erst einmal geschockt sind.

Nachdem ich vorgestern über die vier globalen Tech-Monopolisten geschrieben habe, möchte ich Ihnen heute noch ein Bild nachliefern, dass die Situation gut visualisiert: Die Kästchengröße entspricht der relativen Marktkapitalisierung. Die Kästchen von Amazon (AMZN), Apple (AAPL) und Microsoft (MSFT) sind mit Abstand am größten, gefolgt von Alphabet (GOOGL) und Facebook (FB).

Heatmap-WW
Abbildung 1: Heatmap nach Unternehmensgröße Weltweit

Quelle: https://www.finviz.com/map.ashx?t=sec_all

Schauen wir uns mal die Entwicklung der wichtigsten Indizes seit vorgestern an:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES23.7.20Woche ΔΣ '20 Δ
Dow Jones26.521 -1,3%-7,4%
DAX12.838 -2,3%-3,1%
Nikkei22.752 0,0%-3,8%
Shanghai A 3.351 -4,1%5,2%
Euro/US-Dollar1,160,3%3,9%
Euro/Yen123,08-0,9%0,7%
10-Jahres-US-Anleihe0,58%-0,01-1,35
Umlaufrendite Dt-0,49%0,00-0,26
Feinunze Gold$1.901 2,5%25,7%
Fass Brent Öl$42,96 -2,2%-37,6%
Kupfer6.533 0,0%5,2%
Baltic Dry Shipping1.388 0,0%27,3%
Bitcoin9.581 0,0%31,4%








03. Sentiment: Zweifel der Privatanleger stützen die Rallye

Im Wochenvergleich hat der DAX nur magere -0,6% abgegeben, dabei wird jedoch vertuscht, dass der DAX zwischenzeitlich bei 13.300 Punkten und somit mit 3% im Plus notierte. Erfolge in der Impfstoffentwicklung und die vergleichsweise gute Corona-Situation in Europa sorgten dafür, dass internationale Gelder in den DAX flossen.

Doch damit war Schluss, als die USA die chinesische Botschaft in Houston schlossen und somit ein neues Kapital im Streit der beiden Großmächte aufschlug. Schauen wir mal, wie die Anleger auf diese Entwicklung reagieren.

Das Sentiment unserer Umfrageteilnehmer ist von 2,3% auf 0,2% eingebrochen, die Anlegerstimmung ist nun neutral. Gleichzeitig nimmt die Verunsicherung wieder zu (-1%). Hatte man sich doch gerade erst damit abgefunden, dass es keine nennenswerte Rücksetzer mehr geben wird, die zum nachträglichen Aufspringen auf die fulminante Rallye einladen würden, so bahnt sich nun plötzlich doch ein Rücksetzer an.

Skeptiker dominieren weiterhin das Parkett. Mit einem Wert von -1,7 bleiben Pessimisten in der Überzahl. Es scheint sich in den Köpfen der Anleger die Befürchtung durchzusetzen, dass ein Rücksetzer vielleicht nicht eine Einstiegsgelegenheit ist, sondern nur der Anfang einer großen Korrektur.

Entsprechend ist die Investitionsbereitschaft mit einem Wert von -0,8 sehr gering. Anleger schicken sich an, ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen.

Auch das Euwax-Sentiment der Privatanleger zeigt eine große Absicherungsneigung: Mit einem Wert von -11 ist dieser Sentiment-Indikator bereits wieder nah an Extremwerten, wie wir sie im April und Mai gesehen haben.

Profis, die sich über die Eurex absichern, scheint das kalt zu lassen: Das Put/Call-Verhältnis ist mit einem Wert von 1,0 vergleichsweise niedrig (Durchschnitt liegt bei 1,4). Institutionelle Anleger kaufen derzeit mehr Call-Optionsscheine, mit denen auf weiter steigende Kurse gewettet wird, als Put-Absicherungen.

Auch in den USA ist das Put/Call-Verhältnis niedrig und zeigt an, dass dort ebenfalls auf steigende Kurse gesetzt wird. US-Fondsmanager haben ihre Investitionsquote mit 98% auf das höchste Niveau des laufenden Jahres gebracht.

Derweil bleiben die US-Privatanleger skeptisch, das Bulle/Bär-Verhältnis steht bei bärischen -21.

Technisch betrachtet bleibt der Aktienmarkt in einer neutralen Verfassung, wie der Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt.

Interpretation



Also: Die Technik zeigt eine neutrale Verfassung, Privatanleger sichern sich gegen fallende Kurse ab, während Profis auf eine Fortsetzung der Rallye setzen. Hmm, widersprüchlicher könnte das Bild nicht sein.

In der vorherigen Sentiment-Analyse habe ich gesagt, dass die Privatanleger meist die letzten sind, die noch auf eine Rallye aufspringen möchten. Und Privatanleger sind unserer Sentimentanalyse zufolge noch nicht ausreichend investiert. Da geht also noch was.

Das macht den aktuellen Rücksetzer zu einer Kaufgelegenheit. Insbesondere, da Privatanleger inzwischen den Glauben daran verloren haben, noch aufspringen zu können, und daher vermutlich verfrüht den Anfang vom Ende der Rallye zu erkennen meinen, könnte der aktuelle Rücksetzer schon sehr schnell enden.

Zweifel sind gut nachvollziehbar: Aktien von Unternehmen, die als Coronagewinner gelten, sind bereits um 50%, teilweise 100% und mehr angesprungen. Da geht vielen Anlegern die Phantasie aus, wohin die Kursrallye in diesen Aktien noch führen könnte. Gleichzeitig sind auch die Aktien von konjunktursensiblen Unternehmen, die stark durch die Konjunkturprogramme profitieren, schon deutlich angesprungen und Anleger fragen sich, ob denn die Konjunkturhilfen reichen, um durch die Pandemie zu kommen, wenn ein Impfstoff vielleicht doch erst Ende 2021 gefunden wird.

So gibt es immer wieder Rotationsbewegungen an den Aktienmärkten: Mal wird die Rallye von der einen Gruppe getragen, mal von der anderen, und ab und zu führen nachvollziehbare Zweifel der beiden Anlegergruppen zu einem Rücksetzer.

Für die meisten Privatanleger ist eine solche Situation zu widersprüchlich, als dass man da Vertrauen in den Markt fassen könnte, Profis hingegen kennen diese unbefriedigende Situation und wissen, dass die besten Rallyes an einer "Wand des Zweifels" empor klettern.





04. Ausblick: Abwrackprämie für Flieger & Wunschliste

Es hat nur einen Tag gedauert: Als ich Ihnen vorgestern ankündigte, Airbus interessant für unser Portfolio zu finden, kam bei mir der Gedanke auf, dass es sicherlich bald eine Art der Abwrackprämie für alte "umweltschädliche" Flieger geben könnte. Das wäre eine Subvention für Airbus, maskiert als Klimapolitik. Es dauerte nur einen Tag, da kündigte gestern dann Thomas Jarzombek, Luftbeauftragter der CDU, ein entsprechendes Programm im Volumen von 1 Mrd. Euro an. Moderne Flieger verbrauchen bis zu 30% weniger Sprit und sind deutlich leiser.

Diese Meldung folgt einer Ankündigung der British Airways, bislang Betreiber der größten Jumbojet-Flotte (31 Boeing 747), dass diese Flieger wohl nach Corona nicht mehr ihren Betrieb aufnehmen würden. Gerade die 747 ist als Spritfresser bekannt, die verwendete Technologie ist inzwischen teilweise 50 Jahre alt. Als moderner Ersatz der 747 dienen derzeit der Airbus A350 sowie die Boeing 787 Dreamliner.

Im Mai lieferte Airbus 24 Flieger aus, im Juni 36. Seit Jahresbeginn wurden 299 Verkehrsflugzeuge bei Airbus bestellt, alle jedoch in den ersten Monaten und somit VOR der Coronakrise. Schon im April hatte Airbus die Produktion des Verkaufsschlagers A320 um ein Drittel verringert, um den Problemen der Kunden Rechnung zu tragen. Viele Airlines rund um den Globus haben ihren Flugbetrieb im zweiten Quartal dieses Jahres weitgehend eingestellt. Einige Fluggesellschaften hängen inzwischen bereits am Tropf ihrer Regierungen und müssen ihre Investitionspläne (Kauf neuer Flieger) drastisch stutzen. Zwar wurden bislang nur wenige Aufträge storniert, doch eine große Zahl an Auslieferungsterminen wurde auf unbestimmte Zeit in die Zukunft verschoben, so dass nun auch Airbus für einige fertig gestellte Flieger einen Parkplatz suchen muss. 15 neue Airbus-Maschinen werden in diesen Tagen in Hannover geparkt.

Airbus muss auf die Situation reagieren und kündigte den Abbau von 5.100 der 46.000 in Deutschland befindlichen Arbeitsplätze an. Gleichzeitig wird gefordert, die Kurzarbeit von derzeit 12 auf 24 Monate auszuweiten, um doch mehr Personal in der Flauteperiode halten zu können. Von der Deutschen Lufthansa wissen wir, dass selbst im Jahr 2023, also in drei Jahren, noch nicht mit einer Normalisierung auf das Vor-Coronaniveau gerechnet wird. Lufthansa plant ihre Zukunft mit einer nachhaltig kleineren Fliegerflotte.

Auch Zulieferer wie Rolls-Royce, Lieferant der Triebwerke für viele Langstreckenflieger, befindet sich im Krisenmodus: das Unternehmen sucht nach Möglichkeiten, das Barpolster um rund 2 Mrd. Euro aufzustocken, sei es durch den Verkauf eines Unternehmensteils, oder durch die Ausgabe neuer Aktien. Wettbewerber MTU streicht bis Ende 2021 jede 10. Stelle.

Rettung könnte unter Führung unserer französischen Nachbarn kommen: Nachdem Macron der französischen Autoindustrie mit 8 Mrd. Euro unter die Arme greift, die Tourismusbranche mit 18 Mrd. Euro stützt, gibt es nun Gerüchte über ein 10 Mrd. Euro Paket für die Luftfahrt. In Frankreich hat Airbus ähnlich viele Beschäftige wie in Deutschland.

Noch zum Jahresbeginn stand die Aktie von Airbus bei 139 Euro, heute kostet sie weniger als die Hälfte. Es gibt handfeste Gründe dafür: Die Nutzung von Flügen wird nach Corona nur sehr langsam wieder ansteigen, da viele Alternativen gefunden wurden. Video-Chats ersetzen viele Geschäftsreisen. Kurze Strecken können mit dem Zug bewältigt werden. In Deutschland hat die Bahn gerade gigantische Subventionen erhalten. In Frankreich rollt bereits der TGV mit bis zu 320 km/h durch das Land.

Ja, auf dem Rückweg unseres Familienurlaubs verzichteten wir auf den Flug von Bordeaux nach Paris und nahmen direkt den TGV von der Atlantikküste in die Pariser Innenstadt. Kein Einchecken, keine Sicherheitskontrollen, einfach 5 Minuten vor Abfahrt am Bahnsteig sein und los geht´s. In Paris dann kein Warten am Kofferband, keine endlosen Laufstrecken und auch keine Fahrt in die Pariser Innenstadt, sondern wir kamen mit dem TGV 10 Fußminuten von unserer Unterkunft an. Ich bin begeistert!

Es ist erklärtes Ziel, Kurzstreckenflüge in Europa durch den besseren Ausbau der Bahn zu ersetzen. Entsprechend werden also weniger Kurzstreckenflieger bei Airbus gekauft.

Langstreckenjets wie der A350 stehen derzeit noch immer weitgehend am Boden, da Reisebeschränkungen insbesondere mit den fernen Ländern bestehen. Und wenn Fernflüge fehlen, bleiben die nationalen Zubringerflüge zur Hälfte leer, denn ich erfuhr vor einigen Wochen, dass rund die Hälfte der Passagiere auf Inlandsflügen von Zubringerflügen für Fernreisen stammt. Solange also die Fernreisen fehlen, bleiben auch die kurzen und mittleren Strecken unausgelastet.

So ist die Aktie also im Februar/ März von 139 EUR auf zwischenzeitlich 48 Euro eingebrochen (-65%). Aktuell konnte die Aktie wieder auf 64 Euro ansteigen, sie bleibt aber weit entfernt vom Vor-Coronaniveau.

Der Umsatz werde im laufenden Jahr um 40% einbrechen, erwarten Analysten. Doch schon im kommenden Jahr gibt es wieder einen Anstieg um 10%. Das KGV auf Basis der für 2021 erwarteten Zahlen wird in Richtung 17 gehen. Nennenswerte Schulden bestehen bei Airbus derzeit nicht, vielmehr ist das Unternehmen in einer super Position: Bessere Flieger als der Wettbewerber Boeing bei besserer Finanzlage. Zudem kämpft Boeing noch mit der Zulassung des A320-Rivalen 737MAX und wird einen nachhaltigen Imageschaden davontragen.

Damit ist Airbus in meinen Augen extrem billig. Boeing ist 85 Mrd. Euro wert, Airbus nur 50 Mrd. Euro. Dabei verkauft Airbus mehr Flieger, hat weniger Probleme und eine gesündere Bilanz. Von der Klagewelle, die auf Boeing erst noch zurollen wird, brauchen wir gar nicht zu sprechen.

Seit 16 Jahren werfen sich Boeing und Airbus gegenseitig unzulässige Subventionen ihrer Regierungen vor. Beim Showdown in diesem Jahr hat sich schließlich gezeigt, dass beide Streithähne recht haben, denn beide Unternehmen erhalten aus Wettbewerbssicht der WTO unzulässige Staatshilfen. Der Streit war natürlich sehr verbittert geführt worden, weil die eine Seite stets behaupte, stets nur "Ausgleichshilfen" eingesetzt zu haben, um den jeweiligen Nachteil, der durch die Subventionen beim Wettbewerber erzeugt wurde, auszugleichen. Was also war zuerst: Henne oder Ei?

Nachdem Boeing im Februar eingewilligt hat, alle nicht-WTO-konformen Hilfen abzuschaffen, lenkte heute auch Airbus mit einer ähnlichen Zusage ein. Damit scheint diese Kuh nun endlich vom Eis.

Betrachten wir das Ganze mal von der anderen Seite: Was kann eigentlich noch schief gehen? Die Kunden von Airbus sind dank Corona pleite, Staatshilfen sind wettbewerbswidrig und Zulieferer wie MTU und Rolls-Royce geraten in Nöte. Langstreckenflüge werden Dank Zoom Video und Teamviewer überflüssig, dadurch fällt ein Großteil der Mittelstreckenflüge weg und zu guter Letzt werden die Kurzstreckenflüge durch modernisierte Bahnstrecken unterminiert. Brauchen wir eigentlich noch Airbus?

Hoppla: Während ich diesen Artikel schreibe, ploppt ein Artikel bei dpa auf: "Neue Flugzeuge? Braucht derzeit kein Mensch". Wenn Sie also auf den Augenblick warten, an dem die Stimmung zu einem Unternehmen auf dem Nullpunkt angekommen ist, dann scheint das für Airbus heute der Fall zu sein.

Ich würde daher Airbus in unser ... hmm, dafür haben wir gar keinen Bereich: "Ausgebombt, unterbewertet" passt weder in den Dividendenbereich, noch in den Wachstumsbereich. Ich könnte mir aber vorstellen, dass insbesondere das Gewinnwachstum in den kommenden Jahren deutlich besser sein wird als derzeit erwartet. Daher hole ich die Aktie in unseren Wachstumsbereich.

Airbus Group
WKN: 938914, ISIN: NL0000235190
Kaufen am Montag zu Börsenbeginn
Langfristig bessere Entwicklung als derzeit erwartet,
Kursziel 100 Euro bis Herbst 2022

EINKAUFSLISTE MIT WUNSCHPREISEN

Hier mal wieder meine Einkaufsliste für den Fall der Fälle:
WUNSCHLISTE

GOLD - SICHERER HAFEN
OSISKO Gold Royalties - WKN WKN: A115K2, ISIN: CA68827L1013 Kaufen unter 7,70 EUR (aktuell 8,00 EUR)
-> Wir haben mit Barrick Gold und Wheaton Precious sowie ein paar Goldbarren 15,4% unseres Portfolios in diesem Bereich. Bei Gelegenheit können wir hier noch auf 20% gehen, mehr würde ich aber nicht im Goldbereich unterbringen.


CORONAGEWINNER
SICHERHEIT
OKTA - WKN: A2DNKR ISIN: US6792951054 Kaufen unter 120 EUR
Crowdstrike - WKN: A2PK2R ISIN: US22788C1053 Kaufen unter 55 EUR
Zscaler - WKN: A2JF28 ISIN: US98980G1022 Kaufen unter 47 EUR
Splunk - WKN: A1JV4H, ISIN: US8486371045 Kaufen unter 115 EUR
-> Ich habe den großen Wunsch, eine dieser Aktien zu bekommen, doch aktuell sind sie mir noch zu teuer.

DEZENTRALER WORKFLOW
DocuSign - WKN: A2JHLZ ISIN: US2561631068 Kaufen unter 85 EUR
Veeva Systems - WKN: A1W5SA ISIN: US9224751084 Kaufen unter 155 EUR
-> Auch von diesen Aktien würde ich gerne eine haben, aber günstiger.

ERNÄHRUNG DER ZUKUNFT
Beyond Meat - WKN: A2N7XQ, ISIN: US08862E1091 Kaufen unter 90 EUR
Hawesko - WKN: 604270 ISIN: DE0006042708 Kaufen unter 27 EUR
-> Wir haben diese Woche Frosta gekauft

HEIMARBEIT
Twilio - WKN: A2ALP4, ISIN: US90138F1021 Kaufen unter 90 EUR
TeamViewer - WKN: A2YN90, ISIN: DE000A2YN900 Kaufen unter 36 EUR
-> wir haben ServiceNow anstelle von Teamviewer

5G
Marvell Tech - WKN: 930131, ISIN: BMG5876H1051 Kaufen unter 23 EUR
-> Wir haben Nvidia

MEDIZINTECHNIK
Shop Apotheke - WKN: A2AR94 ISIN: NL0012044747 Kaufen unter 55 EUR
-> Wir haben Compugroup

MOBILITÄT DER ZUKUNFT
Tesla - WKN: A1CX3T, ISIN: US88160R1014 Kaufen unter 440 EUR
-> Wir haben Accell



05. Leserfragen



Swiss Re als Alternative zur Münchener Rück

Fr, 24. Juli um 18:19 Uhr
Guten Tag Herr Heibel,

erst einmal Vielen Dank dass Sie ein Schnupperangebot anbieten. Sie werden mich dann wahrscheinlich relativ bald als normalen Kunden auch begrüssen dürfen.

Eine Frage hätte ich zu der Dividenden Position Münchner Re. Wie würden Sie die Swiss Re dazu im Vergleich sehen?

Gruss, Carsten aus der Schweiz

ANTWORT
Identisch: Wir hatten auch die Swiss Re mal im Portfolio. Die beiden nehmen sich mittel- und langfristig nichts, auch die Hannover Rück spielt in der gleichen Liga. Es ist jedoch aufwändig, die Dividendensteuer aus der Schweiz zurückzuholen, daher habe ich mich für die deutsche Variante des Rückversicherers entschieden :-).



BioNTech als Alternative zu Moderna

Fr, 24. Juli um 18:21 Uhr
Sehr geehrter Herr Heibel,

Kurze Frage zum Update zu BB Biotech: Sehen Sie die Situation um BioNTech genauso ? Zwar finden auch hier Aktienplatzierungen zugunsten der Eigentümer statt, der Wert der Aktien ist aber längst nicht so stark gestiegen wir der von Moderna.

Wird das derzeit eingesammelte Geld von Investoren nicht vielmehr in Produktionsanlagen sowie in die Produktion für den Impfstoff verwendet - denn sonst ist es kaum möglich ggf den Impfstoff noch dieses auszuliefern.

Vielen Dank, Frank aus Lübeck

ANTWORT
Jein: BioNTech ist erfreulicherweise überhaupt nicht propagandistisch unterwegs und hat in meinen Augen mindestens genauso gute Chancen, einen der ersten Impfstoffe anzubieten. Aber BioNTech läuft Gefahr, zur Eintagsfliege zu werden: Das Unternehmen hat nur wenig weitere Projekte am Laufen, ist insgesamt noch in einer sehr jungen Start-Up Phase. Daher steht und fällt der Aktienkurs von BioNTech mit dem Erfolg/ Misserfolg beim Corona-Impfstoff. Wer die Aktien eines solchen Unternehmens kauft, der investiert nicht, sondern spekuliert.

Dann schon eher Pfizer, den Partner von BioNTech: Das Unternehmen würde im Erfolgsfall ebenfalls profitieren, wenn auch nicht so stark wie BioNTech. Dafür könnte Pfizer einen Misserfolg wesentlich besser wegstecken als BioNTech.

Neben Moderna & BioNTech ist auch die University of Oxford im Rennen. Einer aktuellen CNBC-Umfrage unter knapp 100 Medizinern aus dem Impfstoffbereich ist das der Ansatz mit den derzeit besten Chancen. AstraZeneca ist Partner der Uni Oxford.

Während ich also Moderna und BioNTech als Lotterielos betrachte, sind Pfizer und AstraZeneca in meinen Augen gute Kandidaten, um eine erfolgreiche Impfstoffforschung gegen Covid-19 zu setzen.



Menschenrechtsverletzung bei Marmato Projekt Kolumbien

Fr, 24. Juli um 18:23 Uhr
Lieber Herr Heibel,

mit Ihrem letzten Heibel-Ticker schickten Sie eine Anlage mit, die
handschriftliche Anmerkungen von Ihnen enthält.

Zu Wheaton Precious fiel mir das Gold-mining-Projekt Marmato ins Auge.
In Wikipedia gibt es dazu einen Einrtrag, den ich Ihnen gerne weiterleite:

https://en.wikipedia.org/wiki/Marmato,_Caldas

Daraus geht hervor, dass für dieses Projekt bereits massive
Menschenrechtsverletzungen wie Vertreibung der Bevölkerung und in 2011
den Mord an einem Priester verübt wurden. Können Sie es wirklich
verantworten, so eine Empfehlung zu geben? Ich kenne Ihren Standpunkt zu
solchen moralischen Fragen, dass Sie Geldanlage betreiben und dass ein
Anleger ja schließlich mit Kompensationen wie Spenden etc. einen
Ausgleich schaffen kann.

Ich meine aber, dass es hierfür Grenzen geben muss, und eine solche wird
mit diesem Projekt und seiner bisherigen Historie - wie mit den meisten
Bergbauinvestitionen ausländischer Konzerne in den Ländern des Südens -
für mich deutlich überschritten.

Ich würde mich freuen, wenn Sie meinen Leserbrief und Ihre Antwort
darauf in Ihrem Ticker Ihren Lesern zur Kenntnis geben würden.

Im übrigen fand ich Ihre Analyse der aktuellen Börsensituation, was die
offenbar gar nicht schlechte Situation vieler Konzerne angeht, die da
Hilfen fordern und ohne Bedingungen gewährt bekommen, sehr
aufschlussreich. Vielen Dank dafür.

Herzliche Grüße, Alfred aus Bremen

ANTWORT
Vielen Dank für diese Info, das hört sich tatsächlich sehr fragwürdig an und ich werde Ihre Information im Heibel-Ticker gerne weitergeben. Auch werde ich die IR-Abteilung von Wheaton Precious Metals kontaktieren und um eine Stellungnahme bitten, damit man dort merkt, dass auch Anleger auf diese Situation achten.

Aber, wie Sie schon richtig vermuten, ich werde Wheaton Precious deswegen nicht aus unserem Portfolio werfen. Einmal angefangen damit, dass ich mir von hier in Deutschland aus nicht anmaße, mir eine Meinung über die Vorgänge in Kolumbien machen zu können, bleibt es dabei, dass es in meinen Augen wirkungsvoller ist, etwaige Gewinne, die Sie mit dieser Aktie erzielen, an eine Organisation zu spenden, die sich für die lokale Bevölkerung in Kolumbien einsetzt, als die Aktie einfach zu verkaufen.



INIT für die Verkehrswende

Fr, 24. Juli um 18:25 Uhr
Sehr geehrter Herr Heibel,
hätte gern Ihre Einschätzung zur Aktie INIT INNOVATION WKN 575980. Die init-Unternehmensgruppe entwickelt, konstruiert, produziert und vertreibt
Telematikkomponenten, Telematiksysteme und elektronische Zahlungssysteme
für Busse und Bahnen. Im Zuge der notwendigen Verkehrswende ist das Unternehmenskonzept überzeugend. Aber lohnt sich noch ein Einstieg auf dem zur Zeit hohem Niveau?

Herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung nach Ihrem Urlaub!

Heinz aus Münster

ANTWORT
interessantes Unternehmen in diesen turbulenten Zeiten, aber eigentlich ziemlich langweilig: Mit dem Staat als Kunden gibt es hohe Planungssicherheit, aber keine Umsatzsprünge. Immerhin wächst Init beständig, aber die Corona-Krise dürfte hier derzeit zu einer Sonderkonjunktur geführt haben. Bei 14% Wachstum ist das KGV von 25 in Ordnung, mir fehlt aber die Phantasie, welche positive Überraschung als nächstes kommen könnte, um die Rallye weiter anzuheizen. So wichtig der ÖPNV auch sein mag, so langsam schreitet dessen Ausbau voran… und immerhin haben wir in Deutschland schon ein sehr gutes Ausgangsniveau.



Verbio profitiert von hohem Ethanolpreis ... vorübergehend

Fr, 24. Juli um 18:26 Uhr
Sehr geehrter Herr Heibel,

ich habe seinerzeit den Verkauf von Verbio verpasst. In den letzten Tagen gab es deutliche Bewegung nach oben, so dass ich jetzt wieder bei meinem Einstandskurs bin. Ich habe allerdings keinerlei Informationen darüber, was dort läuft. Haben Sie die Aktie noch auf dem Schirm? Würden Sie jetzt eher halten oder aussteigen?

Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen, Rainer aus Berlin Zehlendorf

ANTWORT
Nein, ich habe die Aktie derzeit nicht auf dem Schirm. Ich weiß, dass sich der Aktienkurs in starker Abhängigkeit vom Ethanolpreis entwickelt:

https://www.cmegroup.com/trading/energy/ethanol/ethanol-t2-fob-rdam-including-duty-platts-balmo.html
—> Klicken Sie mal auf die drei Balken neben „JUL 2020”, um sich die Preisentwicklung anzuschauen. Der Ethanolpreis ist in die Höhe geschossen, so auch der Aktienkurs von Verbio. Das ist seit vielen Jahren ein Hin- und Herschwanken, so dass ich eigentlich auf dem aktuellen Kursniveau eher wieder aussteigen würde. Schon für 2021 sieht auch die Gewinnprognose gar nicht mehr so rosig aus.

Schöne Grüße in meine Heimat :-).



06. Update beobachteter Werte: CompuGroup Medical, BB Biotech

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


CompuGroup Medical
Nach Praxen & Krankenhäusern nun Apotheken

Do, 23. Juli um 11:59 Uhr
Compugroup baut das Angebot konsequent weiter aus. Gestern wurde die Zulassung eines "E-Health-Konnektors" bekannt gegeben. Darunter versteht Compugroup die Verarbeitung und Weitergabe von elektronischen Medikationsplänen von Patienten über die Versichertenkarte.

Ich traue mich kaum, Ihnen davon zu berichten, denn ich sehe schon wieder eine Reihe von Leserbriefen, die mir von dem fehleranfälligen Compugroup-System in Praxen berichten, oder nun auch von Bedenken über die Datensicherheit bis hin zur missbräuchlichen Nutzung seitens Krankenkassen. Ja, ich kann diese Einwände nicht entkräften.

Aber wie so häufig schreitet die Entwicklung auch trotz solcher Bedenken fort und Compugroup ist der aktivste Marktteilnehmer in dieser Branche. Manchmal ist es wichtiger, der Erste zu sein, als eine perfekt zu Ende entwickelte Lösung zu präsentieren. Und Compugroup ist Branchenführer.

Die Aktie ist aufgrund der Meldung ein wenig angesprungen. In der Meldung wird weiter ausgeführt, dass durch die Zulassung des E-Health-Konnektors nun auch Apotheken in die Compugroup-Infrastruktur eingebunden werden und bequem auf wichtige Notfalldaten zugreifen können. Natürlich alles bislang im Testmodus und die Kunden müssen diesem Verfahren explizit zustimmen.

Wir bleiben dabei :-).


BB Biotech
Solide Entwicklung in turbulentem Markt

Fr, 24. Juli um 10:42 Uhr
BB Biotech hat heute früh Quartalszahlen veröffentlicht: Der Wert der Beteiligungen ist im zweiten Quartal um 50% angesprungen, die Aktie hat davon "nur" 33% nachvollzogen. Der Wert der Beteiligungen ist maßgeblich für die Bewertung von BB Biotech.

Moderna war noch im April eine kleine Beteiligung mit 2,6% Portfolioanteil. Die Aktie von Moderna hat sich seither verdreifacht, so ist der Portfolioanteil auf inzwischen 5,2% angewachsen. Dabei sind bereits Gewinnmitnahmen in diesem Titel berücksichtigt. Sprich: BB Biotech hat die Kursexplosion genutzt, um Gewinne zu sichern und investierte das Kapital in andere Gen-Unternehmen wie bspw. Generation Bio.

Bei der Gelegenheit ein paar Worte zu Moderna: Das Unternehmen forscht nach einem Impfstoff gegen Covid-19 und gilt als eines der führenden Unternehmen in diesem Bereich. Das Zulassungsverfahren mit den erforderlichen Studien befindet sich in einem beschleunigten Prozess, so dass vielleicht noch im laufenden Jahr mit einem Impfstoff zu rechnen ist. Super.

Alles andere als super ist der Umgang des Unternehmens mit der neuen Popularität: Auch die kleinsten Fortschritte werden medial ausgeschlachtet, während gleichzeitig eine Kapitalerhöhung durchgeführt wird, um Geld einzusammeln, das für die Impfstoffforschung gar nicht benötigt wird. Außerdem verkaufen Unternehmensinsider derzeit kräftig ihre Aktien. Ich wäre also mit einem Investment in dieses Unternehmen vorsichtig. Die Entscheidung von BB Biotech, hier Gewinne mitzunehmen und anderweitig zu investieren, finde ich richtig.

BB Biotech investiert in Unternehmen, die Behandlungsmethoden gegen "Seltene Krankheiten" (37%) und gegen Krebs (30%) erforschen. Der Fokus wurde in den vergangenen Jahren neu festgelegt und gefällt mir. Wir bleiben mit unserer derzeit halben Position dabei. Gerne würde ich die Position aufstocken, der Kurs gibt uns derzeit aber kaum Gelegenheit dazu.



07. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈15%) =12,2%WKN23.7.20Woche ΔΣ '20 ΔAnteil 5x3%!C19
Barrick Gold87045024,50 €0%24%3,4%B+
CompugroupA2889071,75 €-1%9%3,0%B+
AccellA1JADL22,95 €1%7%3,0%A+
Frosta60690065,00 €1%4%2,9%A+







Wachstum (≈35%) =17,7%WKN23.7.20Woche ΔΣ '20 ΔAnteil 5x7%!
BB BiotechA0NFN362,80 €-4%2%3,4%B+
SpotifyA2JEGN229,30 €-10%83%3,2%B+
Nvidia918422353,80 €-3%54%3,6%B+
ServiceNowA1JX4P366,40 €-3%24%3,4%B+
Wheaton Precious MetalsA2DRBP45,73 €2%31%4,2%B+








Dividende (≈30%) = 22,3%WKN23.7.20Woche ΔΣ '20 ΔAnteil 4x7,5%!
FreenetA0Z2ZZ14,64 €-1%-28%7,1%B0
Deutsche Post55520034,74 €-2%2%3,7%B+
Munich Re843002233,90 €-3%1%4,3%B0
NestléA2DY3F109,98 CHF1%7%3,6%B+
BASFBASF1152,30 €-2%2%3,6%A+








Absicherung (≈20%) =18,3%WKN23.7.20Woche ΔΣ '20 ΔAnteil 3x7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.5.195,00 €0%19%8,6%A+
Südzucker-AnleiheA0E6FU81,75%2%-6%6,3%A+
Nokia-AnleiheA0T9L2122,97%0%7%3,4%C0





Cashquote

Σ-Portfolio Ergebnis seit 2020

-1%8%29,5%


Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis15%12,2%543%
WachstumEnkelkinder35%17,7%557,0%
DividendeUrlaub30%22,3%458%
AbsicherungZins & Gold20%18,3%336,7%
Summe
100%70,5%1717


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



09. An-/Ab-/Ummeldung

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