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09.09.2022:
H E I B E L - T I C K E R S T A N D A R D
B Ö R S E N B R I E F
- Einfach einen Tick besser -
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5428
17. Jahrgang - Ausgabe 36 (09.09.2022)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung:
https://www.heibel-ticker.de/downloads/hts220911.pdfIm heutigen Börsenbrief lesen Sie:
01. Info-Kicker: Aktienmärkte erstaunlich stabil
Liebe Börsenfreunde,
Trotz einer Vielzahl von negativen Ereignissen konnte der DAX in der abgelaufenen Woche um 1% zulegen. In Kapitel 02 führe ich auf, welche Ereignisse den DAX wider Erwarten nicht in die Knie zwangen. Außerdem berichte ich von meinem Gespräch mit dem Finanzvorstand von der Hamburger Hafen und Logistik AG.
Die Stimmung unter den Anlegern ist weiterhin schlecht, wenngleich auch nicht mehr so schlecht wie noch vor einer Woche. Vieles spricht dafür, dass wir eine Fortsetzung der heute gesehenen Erholung sehen. Doch es gibt auch Indizien, die auf Gegenteiliges weisen. Mehr dazu lesen Sie in Kapitel 03.
Im heutigen Ausblick in Kapitel 04 bespreche ich die beiden Hauptbereiche unseres Heibel-Ticker Portfolios: Fünf Dividendentitel (aktuell 6), und fünf Wachstumstitel sollen diese beiden Bereiche ausmachen. Bei Dividendentiteln sind wir bereits gut aufgestellt. Im Wachstumsbereich müssen wir einige Anpassungen vornehmen, um den sich veränderten Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen. Die Details lesen Sie in Kapitel 04.
Wie immer gibt es eine tabellarische Übersicht über unser Heibel-Ticker Portfolio in Kapitel 05.
Einen Hinweis möchte ich noch los werden: Wir werden in den kommenden Wochen immer mal wieder an zufällig ausgewählte Leser und Kunden eine E-Mail schicken, mit der wir Sie bitten, an einer Umfrage über den Heibel-Ticker teilzunehmen. Ich freue mich, wenn Sie sich die 5 Minuten Zeit für mich nehmen. Vielen Dank.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
take share, Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
02. So tickt die Börse: Gasstopp, Ölförderreduktion, Inflationsausweitung, Wachstumsschwäche, Lieferkettenprobleme, ...
Eine spannende Woche liegt hinter uns, es ist viel passiert. Der DAX startete am Montag mit einem Minus von 3% gegenüber dem Schlusskurs zum Ende der Vorwoche. Der Kurssturz war schon am Wochenende zu sehen: Russland hatte Freitag Abend die Gas-Lieferung über Nord Stream I gestoppt und Wirtschaftsminister Robert Habeck ließ kurz darauf verkünden, er rechne nicht mehr mit einer Wiederaufnahme der Lieferungen. Schon nachbörslich brach der DAX am Freitag kräftig ein. Am Montag erreichte unser Leitindex im Tagesverlauf sein Tief bei 12.650 Punkten, erholte sich danach jedoch leicht.
Es wurde nicht besser: Am Dienstag beschloss die OPEC+, die tägliche Ölfördermenge ab Oktober um 100.000 Fässer zu reduzieren. Weniger Ölförderung ist eigentlich nicht das, was wir uns in dieser Energiekrise wünschen. Doch es kam noch schlimmer: In China wurde die Millionenstadt Chengdu in den Lockdown geschickt. In Shenzhen wurden diverse Unternehmen in den Lockdown geschickt.
Im Oktober findet der nächste große Parteitag in China Stadt. Präsident Xi Jinping möchte wiedergewählt werden und da würden ihm Lockdowns in Peking nicht helfen. Daher wird in den Regionen um Peking herum um so schärfer die Null-Covid-Strategie umgesetzt. Heibei wurde am Dienstag für den Rest der Woche dicht gemacht. In Shijiazhuang wurde ein Lockdown von drei Tagen verkündet. Die Null-Covid-Strategie belastet weiterhin nicht nur den Export und die internationalen Logistikketten, sondern auch die Nachfrage im Inland von China.
Der DAX reagierte verstört auf die Meldungen von OPEC+ und aus China und pendelte am Dienstag um 12.850 Punkte.
Am Mittwoch wurde im Wallstreet Journal ein Artikel veröffentlicht, in dem die Notwendigkeit eines dritten Zinsschrittes von 0,75% in den USA begründet wurde. Nach den schwachen Arbeitsmarktdaten für den Monat August war ein wenig Hoffnung am Finanzmarkt aufgekommen, dass eine Zinsanhebung um 0,5% ausreichen könnte. Doch der Artikel lieferte gute Argumente, warum eine angelaufene Inflation nicht zu früh als eingedämmt bezeichnet werden dürfe, sondern nachhaltig konsequent, also mit weiteren großen Zinsanhebungen, bekämpft werden müsse.
Aktuell steht der US-Leitzins bei 2,25%-2,5%. Nun wird für die kommende Sitzung am 21.9. eine Anhebung auf 3%-3,25% erwartet. In den beiden danach verbleibenden Notenbanksitzungen bis zum Jahresende dürfte der US-Leitzins dann noch bis auf 3,75%-4% angehoben werden. Ein Niveau, das noch vor einer Woche als nicht wahrscheinlich betrachtet wurde.
So gaben die Aktien am Mittwoch wieder nach, es ging auch im DAX nochmals deutlich unter die 12.800 Punkte.
Am gestrigen Donnerstag wartete die EZB mit ihrer Zinsentscheidung auf: +0,75% auf 1,25% wurde der Leitzins angehoben. Die größte Zinsanhebung der Geschichte der EZB. Die Wachstumsprognose der EZB für den Euro-Raum wurde deutlich gesenkt. Im kommenden Jahr 2023 geht man nun nur noch von einem Wachstum von 0,9% aus, zuvor hatte man mit 2,1% gerechnet. Und auch die Inflationserwartung wurde "angepasst". Hatte man bislang für das laufende Jahr eine Inflation von 6,8% erwartet, so geht man nun von 8,1% aus. Für 2023 wurde die Erwartung von 3,5% auf 5,5% angehoben.
Sie kennen meine vehemente Kritik an der Änderung des Inflationsziels der EZB durch deren Chefin Christine Lagarde von zuvor "nahe bei, aber nicht über 2%" auf "symmetrische 2%". Sie verabschiedete sich davon, eine Inflation über 2% als Warnsignal zu betrachten, sondern bezeichnete eine solche als symmetrisch zu der vorhergehenden niedrigen Inflation. Alle Warnungen, insbesondere aus Deutschland, wo man 1923 in der Weimarer Republik eine Hyperinflation erlebte, wurden in den Wind geschlagen.
Nun ist der Geist der Inflation aus der Flasche entwichen. Es dürfte sehr schwer werden, ihn wieder einzufangen. In der Weimarer Republik war dazu eine Währungsreform erforderlich. Der Bitcoin ist heute übrigens um 8% angesprungen. Der Bitcoin ist kein gesetzliches Zahlungsmittel, findet aber dennoch immer breitere Akzeptanz. Auch in der Weimarer Republik waren viele private Währungen entstanden, um der Inflation zu entkommen.
Der DAX brach zunächst während der Begründung der Zinsentscheidung durch Christine Lagarde ein und besuchte nochmals das Kurs Niveau um 12.750 Punkte, als Lagarde betonte, dass auch weitere deutliche Zinsschritte erforderlich seien, um die Inflation zu bekämpfen. Im Anschluss erfolge dann jedoch eine leichte Erholung und heute früh ist der DAX dann kräftig nach oben gesprungen. Offensichtlich sind Anleger erleichtert, dass die EZB endlich die Gefahr einer Inflation erkannt zu haben scheint.
Auch gegenüber dem US-Dollar legte der Euro kräftig zu. Nach einem Tief unter 0,99 USD/EUR ging's bis heute Vormittag auf 1,01 USD/EUR.
Uniper CEO Maubach sieht das Schlimmste erst noch auf uns zukommen
Uniper ist der größte Gas-Importeur Deutschlands gewesen. Das Unternehmen war 2016 von E.On abgespaltet worden und kümmert sich um die "schmutzigen" Energien des großen deutschen Energieversorgers. Seit 2020 gehört Uniper mehrheitlich dem finnischen Energiekonzern Fortum.
CEO Klaus-Dieter Mailbach äußerte sich diese Woche im Rahmen einer Energiekonferenz im italienischen Milan in einem Interview mit CNBC: ”I have said this a number of times now over this year and I’m educating also policymakers. Look, the worst is still to come... What we see on the wholesale market is 20 times the price that we have seen two years ago — 20 times. That is why I think we need to have really an open discussion with everyone taking responsibility on how to fix that...”
Quelle:
CNBCIm Juli hat die Bundesregierung beschlossen, Uniper als systemrelevanten Versorger mit 15 Mrd. Euro zu unterstützen. Maulbach hat noch am 23. Februar öffentlich den Bau von weiteren Gaskraftwerken gefordert. Im Interview sagt er, er habe zunächst einen Einmarsch Russlands in die Ukraine für unwahrscheinlich gehalten. Dann habe er mit einem schnellen Ende gerechnet. Nun fürchtet er also, dass das Schlimmste erst noch bevorsteht. Ich kann nur hoffen, dass seine Trefferquote weiterhin unterirdisch bleibt.
In den vergangenen zwei Wochen habe ich von meinen Vorstandsgesprächen berichtet, die ich im Rahmen des Hamburger Investorentags führen durfte. Heute liefere ich Ihnen noch als Letztes meinen Bericht vom Gespräch mit Dr. Roland Lappin, CFO der Hamburger Hafen & Logistik AG:
Hamburger Hafen und Logistik AG
Abbildung 1: Links: Dr. Roland Lappin, CFO der Hamburger Hafen & Logistik AG, rechts: ich
Der Baltic Dry Verschiffungsindex für den Transport von Schüttgut ist seit Jahresbeginn um 56% eingebrochen. Die Transportrate für Container ist um 40% eingebrochen. Gleichzeitig steigen die Kosten für Sprit und Personal. So habe sich der Erlös für die Reeder bei der Seefracht um 80% reduziert, teilte mir CFO Dr. Roland Lappin im Gespräch mit.
Davon sei die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) laut CFO Dr. Roland Lappin jedoch nicht betroffen. In der Hafenlogistik ist mit mehrjährigen Rahmenverträgen Planungssicherheit gegeben. Fahrplantreue steht ganz oben auf der Prioritätenliste von Reedern sowie Häfen.
Wenn allerdings Hunderte von Frachtschiffen vor Shanghai oder Los Angelos vor Anker liegen und nicht entladen werden können, dann werden die weltweiten Logistikketten empfindlich gestört. Die Schiffe kommen verspätet im Hamburger Hafen an, um Waren abzuholen bzw. abzuliefern. Auf der Exportseite ergibt sich so bspw. das Problem, dass die deutsche Industrie nach Plan produziert und die Waren fahrplantreu an die Hafenkante liefert. Dort wird die in Containern befindliche Ware normalerweise zeitnah auf das jeweilige Schiff zum Weitertransport geladen. Wenn die Schiffe jedoch in Shanghai und Los Angelos hängen bleiben, dann wird die Ware hier im Hamburger Hafen nicht mehr pünktlich verladen und verweilt deutlich länger in der Lagern auf dem Terminal als vorgesehen.
Das war während Corona meistens kein Problem, führte Dr. Lappin aus: Es gibt Vereinbarungen über die Zwischenlagerung solcher Container. Die Ladung bleibt dann länger stehen, dafür berechnet die HHLA dann vertragsgemäß ein höheres Lagerentgelt. Während der Corona-Pandemie war dies häufig der Fall.
Eine Normalisierung ist bislang jedoch noch nicht erfolgt, als nun ein erneuter Lockdown in China die Situation weiter verschärfte. Die angelieferten Waren türmten sich im ersten Halbjahr 2022 weiter auf, bis es zu einem „Kipppunkt” kam: Die Lager waren voll und um den Hafenbetrieb zwischen den vielen Lagercontainern aufrecht zu erhalten, mussten Container auf Ausweichflächen außerhalb der Terminals gebracht werden. Das ist ein Zusatzaufwand, der vom vorhandenen Personal nicht nebenbei bewältigt werden konnte.
Dr. Lappin bezeichnete dies als „Kraftakt unter Last”. Allerdings sei das ein temporäres Problem, Besserung sei laut jüngster Einschätzung der Reeder schon in Sicht.
Es bleibt jedoch die Feststellung, dass die Umschlagproduktivität im Hamburger Hafen unter den Verwerfungen in den globalen Logistikketten leidet.
Die Aktie hat auf diese Situation heftig reagiert: Von 21,06 Euro zum Jahresbeginn ist der Kurs auf inzwischen nur noch 11,86 Euro eingebrochen. Die Umsatzentwicklung im laufenden Jahr ist zwar erfreulich (Analysten erwarten ein Plus von 8%). Allerdings wird ein rückläufiges EBITDA befürchtet (-3%).
1,55 Mrd. Euro Jahresumsatz werden mit einer Marktkapitalisierung von 860 Mio. Euro bewertet. Das KGV steht bei 13, die Dividendenrendite wird bei 4,2% erwartet. Ich würde sagen, die Aktie hat ein günstiges Bewertungsniveau erreicht. Allerdings ist eine Logistik-Aktie vor dem Hintergrund des drohenden konjunkturellen Abschwungs sicherlich nicht die erste Wahl für Anleger, die mit dem Trend schwimmen möchten. Lediglich antizyklische Investoren können sich derzeit die HHLA anschauen und abschätzen, ob sie im Zweifel die Schmerzen weiterer – in meinen Augen vorübergehender – Kursverluste ertragen können.
Passend zu den logistischen Herausforderungen, die sich in den globalen Logistikketten derzeit stellen, habe ich die folgende Pleite-Meldung gefunden:
"Gestörte Handelsketten: Lebensmittelverpackungen sind ein stabiler Markt, das Problem, weshalb die Hofheimer Traditionsfirma [Polar-Mohr] nun dennoch ein Schutzschirmverfahren beantragt hat, besteht in den gestörten Handelsketten, die sämtliche Liefer- und Zuliefersysteme weltweit ins Wanken bringen. Geschäftsführer Michael Wombacher berichtet von einem Container mit Gussteilen, auf den er seit drei Monaten warte. Seit acht Wochen liege das Schiff, auf dem die ersehnte Lieferung steht, schon im Hamburger Hafen, allerdings „auf Hafenrundfahrt”, denn einen Slot für die Löschung der Fracht gebe es bislang nicht. Und das ist nur ein Beispiel von vielen..."
Quelle:
FAZSo, nun schauen wir uns mal die wichtigsten Indizes in der Wochenentwicklung an:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES | 8.9.22 | Woche Δ | Σ '22 Δ |
Dow Jones | 32.115 | 1,2% | -11,6% |
DAX | 13.088 | 0,9% | -17,6% |
Nikkei | 28.215 | 2,0% | -2,0% |
Shanghai A | 3.418 | 2,4% | -10,4% |
Euro/US-Dollar | 1,00 | 0,2% | -11,4% |
Euro/Yen | 143,10 | 1,8% | 9,4% |
10-Jahres-US-Anleihe | 3,30% | 0,07 | 1,79 |
Umlaufrendite Dt | 1,46% | -0,01 | 1,74 |
Feinunze Gold | $1.716 | 0,1% | -6,0% |
Fass Brent Öl | $91,87 | -2,3% | 16,6% |
Kupfer | $8.084 | 6,5% | -16,5% |
Baltic Dry Shipping | $1.178 | 17,6% | -46,9% |
Bitcoin | $21.233 | 4,4% | -54,8% |
03. Sentiment: Extrem negative Stimmungslage, aber keine Panik
Trotz der vielen negativen Entwicklungen der abgelaufenen Woche schrieb der DAX KEIN neues Korrekturtief. Ein solches Verhalten wird häufig dahingehend gedeutet, dass alle negativen Entwicklungen von Anlegern bereits befürchtet wurden und im derzeitigen Aktienmarktniveau enthalten sind. Es besteht damit die Möglichkeit, dass wir derzeit eine Bodenbildung sehen. Der DAX notiert im Wochenvergleich fast unverändert, obwohl wir im Verlauf der Woche heftige Schwankungen gesehen haben.
Das Anlegersentiment ist von -6,5% in der Vorwoche auf -4,2% in dieser Woche angestiegen. Damit sind Anleger weiterhin extrem schlecht gelaunt, doch immerhin herrscht keine Angst und Panik mehr.
Mit einem Wert von -3,8% ist auch die Verunsicherung unter unseren Umfrageteilnehmern weiterhin extrem groß. Doch auch hier hat sich im Vergleich zur Vorwoche eine leichte Verbesserung eingestellt (Vorwoche -5,8%).
Vor dem Hintergrund dieser Stimmungsentwicklung überrascht die Erwartungshaltung. Nach +1,0% in der Vorwoche sackte der Zukunftsoptimismus diese Woche auf -0,6% ab. Pessimisten sind in der Überzahl. Mehrheitlich werden weiter fallende Kurse für die kommenden drei Monate befürchtet.
Die Investitionsbereitschaft ist auf +1,7% angestiegen (Vorwoche +1,4%). Bei der negativen mittelfristigen Erwartungshaltung gibt es zwei Interpretationsmöglichkeiten: Entweder Anleger möchten nur sehr kurzfristige Spekulationen eingehen, sozusagen auf eine Erholungsbewegung im Bärenmarkt setzen. Oder aber Anleger richten sich auf einen länger anhaltenden Bärenmarkt ein und investieren in Finanzprodukte, die auf fallende Kurse setzen (Puts oder entsprechende Derivate).
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger pendelt um die Null-Linie. Auf dem aktuellen Kursniveau fühlen sich Privatanleger offensichtlich ausreichend abgesichert, denn in den vergangen Wochen wurden viele Absicherungsgeschäfte eingegangen. Gleichzeitig besteht offensichtlich auch wenig Hoffnung auf steigende Kurse, denn es werden wenige Spekulationen auf steigende Kurse eingegangen.
Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, sind da schon bullischer gestimmt: Das Put/Call-Verhältnis notiert mit einem Wert von 0,4% auf dem niedrigsten Niveau der vergangenen Monate. Es werden also verstärkt Call-Optionen gekauft (stehen im Nenner der Gleichung). Institutionelle Anleger setzen also auf steigende Kurse in den kommenden Wochen.
Das Put/Call-Verhältnis der CBOE ist ebenfalls rückläufig, zeigt also zunehmendes Interesse an Spekulationen auf steigende Kurse, wenngleich das Niveau in den USA noch nicht mit dem in Deutschland vergleichbar ist. Der Wert von 0,65 (andere Berechnungsmethode als bei der Eurex) liegt eher im Mittel der vergangenen Monate.
US-Fondsmanager bleiben bei der rekordverdächtig niedrigen Investitionsquote von nur 27%.
US-Privatanleger sind extrem pessimistisch gestimmt. Das Bulle/Bär-Verhältnis zeigt einen Wert von -35% an: Pessimisten, bzw. Bären, sind deutlich in der Überzahl. Während 53% der US-Privatanleger pessimistisch gestimmt sind, verbleiben nur 18% optimistisch. Zumindest unter den Privatanlegern in den USA lassen sich somit schon wieder Extremwerte ablesen.
Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 42% moderate Angst an.
Interpretation
Wir sind zwar weit entfernt von Angst und Panik, dennoch bleibt die Stimmung unter den Anlegern weiterhin deutlich negativ. Eine negative Stimmung trotz negativer Ereignisse (siehe Kapitel 02) und trotz steigender Kurse (DAS aktuell +0,5% im Wochenvergleich) spricht dafür, dass sämtliche Hiobsbotschaften bekannt sind. Es fällt schwer, auf Basis dieser Stimmungslage weiter fallende Kurse zu prognostizieren.
"Unternehmen sind nicht insolvent, sie hören nur auf zu verkaufen", so Habeck. Wer im Winter kein Gas hat, muss nicht unbedingt frieren. Er hört nur auf zu heizen. Und wenn die Aktienmärkte steigen, dann gewinnen sie nicht unbedingt. Sie hören nur auf zu fallen. Also irgendwie leben wir in einer verdrehten Welt.
Um es also konkret zu machen: Die Erholung, auf die viele institutionelle Anleger offensichtlich spekuliert haben, ist heute unterwegs. Aus der Sentiment-Theorie lässt sich derzeit kein extrem großes Ungleichgewicht mehr ableiten. Es ist also durchaus möglich, dass die Erholung sehr schnell ausläuft. Damit ist weiterhin alles möglich: Eine fortgesetzte Bodenbildung im DAX um 12.400 bis 12.600 Punkte, ein Abtauchen auf neue Tiefs, als auch ein Überspringen wichtiger Widerstände bei 13.000 bis 13.100 Punkte. Die Richtungsentscheidung steht aus.
Am Ölmarkt sehen wir hingegen Extremwerte: Der 5-Wochen-Durchschnitt unseres Sentiments zeigt eine extrem pessimistische Verfassung. Sowohl die kurzfristige Stimmung als auch die Zukunftserwartung notieren auf extrem negativem Niveau und sprechen für Angst und Panik am Ölmarkt. Die durch die OPEX+ diese Woche beschlossene Förderkürzung um 100.000 Fässer am Tag wird dazu sicherlich beigetragen haben. Der Ausverkauf am Ölmarkt dürfte damit vorläufig seinen Zenit überschritten haben, eine Gegenbewegung im Ölpreis ist nun aus Sicht der Sentimenttheorie gut möglich.
04. Ausblick: Optimierung unseres Heibel-Ticker Portfolios
Der Ausblick bleibt den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen Dienst nicht aufrecht erhalten.
Hier im Heibel-Ticker Standard erhalten Sie überwiegend vergangenheitsbezogene Erklärungen von mir. Detaillierte Analysen und Einschätzungen über die künftige Börsenentwicklung gibt es nur im kostenpflichtigen Heibel-Ticker PLUS. Das Angebot für die zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS baue ich kontinuierlich weiter aus und komme dabei insbesondere den Wünschen meiner Kunden nach. Inzwischen bietet das Heibel-Ticker PLUS Abonnement folgende Zusätze:
INTERNET: Kundenbereich
- täglich aktuelle Einschätzungen zu den Meldungen, die unsere offenen Positionen betreffen
- einen Chart für jede offene Position, um die Kurssituation schneller zu erfassen
- die Möglichkeit, nur die 10 neuesten Kommentare zu den offenen Positionen anzeigen zu lassen.
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Weiterhin erhalten meine Kunden eine übersichtliche Tabelle über alle offenen Positionen mit der jeweiligen Wochenperformance sowie Performance seit Empfehlung und mit einer Übersicht über die anstehenden Aktivitäten wie Stopp Loss nachziehen oder verkaufen bzw. kaufen.
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05. Übersicht HT-Portfolio
Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter
www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.
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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.
Die tabellarische Übersicht bleibt den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS vorbehalten.
Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend. Unter „Woche“ steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche. Unter „2014“ steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio. Unter „Anteil“ finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.
Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
K | – | bei Gelegenheit Kaufen, |
NK | – | Nachkaufen |
H | – | Halten, |
V | – | bei Gelegenheit Verkaufen, |
TV | – | Teilverkauf, also nicht die ganze Position |
VL | – | Verkaufslimit, bei überschreiten eines bestimmten Kurses sollte verkauft werden |
SL | – | Stopp Loss, bei Unterschreiten eines bestimmten Kurses sollte verkauft werden |
TS | – | Trailing Stopp, wie SL, nur dass das Limit kontinuierlich nachgezogen wird |
Die „Gelegenheit“ zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.
Ich habe diese Spalte „!" insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.
Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
Value Positionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
Spekulative und alternative Positionen in zwei Schrittenaufbauen: 50%-50%,
Tradingpositionen ganz oder gar nicht: 100%.
Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.
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In Deutschland gibt es kaum einen anderen, der die Hintergründe der Aktienmärkte so messerscharf von dem täglichen Medienrummel trennen kann, wie der Autor des Heibel-Tickers Stephan Heibel.
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Eine erfolgreiche Börsenwoche,
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Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
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Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
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