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06.01.2023:
H E I B E L - T I C K E R P L U S
B Ö R S E N B R I E F
- Einfach einen Tick besser -
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
18. Jahrgang - Ausgabe 01 (06.01.2023)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung:
https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp230108.pdfIm heutigen Börsenbrief lesen Sie:
01. Info-Kicker: Gelungener Jahresauftakt, dennoch ist Vorsicht geboten
Liebe Börsenfreunde,
Ich habe viel Arbeit in die Erstellung der Heibel-Ticker Ausgaben von vor einer Woche und von heute gesteckt: Nur mit Hilfe einer ordentlichen Jahresrückbetrachtung können wir auf Fehlersuche gehen. In der heutigen Ausgabe stelle ich Ihnen meine Interpretation der Jahresumfrage für das Jahr 2023 vor, die ich für das Handelsblatt erstellt habe. In Kapitel 02 lesen Sie, welchen Börsenverlauf Anleger erwarten und welchen Themen und Branchen sie große Bedeutung beimessen.
Das Kapitel 03 beschäftigt sich, wie immer, mit der Sentimentanalyse. Zum Jahresbeginn hat sich die Last des Vorjahres gelüftet, Anleger gehen vergleichsweise neutral in das neue Jahr.
Ganz anders sieht es beim Gold- und Ölmarkt aus. Dort lassen sich große Schiefstände im Anlegersentiment erkennen, aus denen wir eine künftige Preisentwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen können.
Der heutige Ausblick in Kapitel 04 wendet die erlangten Erkenntnisse aus Jahresrückblick (Vorwoche) und Jahresausblick (Kapitel 02) auf unser Heibel-Ticker Portfolio an. Ich erarbeite Änderungen und identifiziere Branchen, in die ich im Jahr 2023 investieren würde. Zudem habe ich auch eine Liste von Branchen und Anlagemöglichkeiten erstellt, die Sie tunlichst meiden sollten.
Das Kapitel 05 beinhaltet ein Update zu einer unserer Energieaktien. Wenn Sie mich auf meine besten Kandidaten für das Jahr 2023 ansprechen, gehört diese Aktie sicherlich dazu.
Ein Kunde befragt mich nach Palo Alto, wir hatten die Aktie im vergangenen Jahr aus unserer Wunschliste gestrichen. Den Grund dafür lesen Sie in der heutigen Leserfrage in Kapitel 06.
Manchmal platzt mir der Kragen. Bitte verstehen Sie Kapitel 07 als kleinen Wutausbruch, denn ich habe mich in den vergangenen Tagen mal hingesetzt und habe die Performance von anderen Portfoliomanagern ausgewertet. Anders als sie mich das ganze Jahr über glauben ließen, waren sie nicht besser als ich. Ich habe den Eindruck, ich bin der Einzige, der offen über Fehler spricht.
Das Kapitel 08 beinhaltet eine tabellarische Übersicht über unser Heibel-Ticker Portfolio. Da wir im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in meiner Laufbahn (seit 2008) mit einem Minus abgeschlossen haben, werde ich das Minus als Mühlrad um den Hals mit mir herumschleppen, bis wir wieder unsere jährliche Ausgangsposition von 100.000 EUR erreicht haben. Ab sofort wird es also zwei Performance-Kennziffern für das laufende Jahr geben: Einmal die Performance für 2023, und einmal die Performance seit Anfang 2022.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
take share, Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
02. So tickt die Börse: Jahresausblick gemäß Umfrage unter Handelsblattlesern
Hoffnung auf die ferne Zukunft
Bereits seit acht Jahren führen wir die Jahresumfrage für das Handelsblatt durch. Im Sinne der Sentiment-Theorie interpretieren wir die Mehrheitsmeinung dahingehend, dass es unwahrscheinlich ist, dass genau diese Erwartung eintritt. Vielmehr haben Untersuchungen gezeigt, dass an den Finanzmärkten in der Regel das Unerwartete passiert, denn das Erwartete ist bereits in den aktuellen Kursen eingepreist.
Das abgelaufene Jahr 2022 entsprach gleich in mehrfacher Hinsicht nicht einem typischen Börsenjahr. Zum einen wurde das Tief im DAX nicht zum Jahresbeginn erzielt, sondern erst im September. Zum anderen wurde das Hoch nicht im Mai, sondern schon in den ersten Handelstagen im Januar erreicht.
In einigen Punkten hatten unsere Umfrageteilnehmer dieses Mal Recht. Das Jahrestief wurde nämlich korrekt auf den September terminiert. Allerdings hielten die Umfrageteilnehmer vor einem Jahr Kurse unter 13.750 Punkten im DAX für ausgeschlossen. Tatsächlich notierte der DAX jedoch über die Hälfte des Jahres unter dem Niveau von 13.750 Punkten und erzielte sein Tief bei 11.975 Punkten, also um 13% niedriger als befürchtet.
Das pessimistische Szenario war im Jahr 2022 eingetreten: Anleger waren bereits vor einem Jahr überwiegend pessimistisch gestimmt und wir gaben daher dem optimistischen Szenario den Vorzug. Doch auch der vermeintlich erwartete pessimistische Verlauf entsprach ganz und gar nicht den Erwartungen, denn es kam viel schlimmer.
Statt eines Hochs im Mai bei 16.954 Punkte, was das durchschnittliche Ziel der Erwartungen vor einem Jahr war, ging es vom Jahresbeginn bei 16.272 Punkten nur noch bergab. Ein erstes Tief wurde bereits im März nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine bei 12.831 Punkten erreicht. Nach einer Zwischenerholung ging es im Juli weiter runter auf 12.401 Punkte, bevor im September der dritte Ausverkauf des Jahres das Jahrestief bei 11.975 Punkte brachte.
In den letzten drei Monaten folgte dann eine kräftige Erholung auf einen Jahresschlussstand bei 13.924 Punkten. Doch auch das ist noch 18% entfernt von den durchschnittlich erwarteten 16.348 Punkten zum Jahresende.
Vor einem Jahr hatten Anleger die Inflationsthematik bereits auf dem Schirm. Corona-Verwerfungen und China-Spannungen wurden ebenfalls als brisant eingestuft. Unterschätzt wurde hingegen der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Somit haben wir die große negative Überraschung, die für den schlechten Verlauf an den Finanzmärkten im Jahr 2022 verantwortlich ist, bereits gefunden: Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hatte an den Finanzmärkten kaum jemand gerechnet. Wir hatten in unserer Interpretation vor einem Jahr genau dieses Szenario als die größte Gefahr für 2022 identifiziert.
Aktien und Immobilien wurden vor einem Jahr noch gute Investmentchancen zugesprochen. Hier entdecken wir den zweiten großen Irrtum der Anleger. Beide Vermögensklassen haben im abgelaufenen Jahr deutliche Verluste erwirtschaftet.
Schauen wir uns nun das Umfrageergebnis für das Jahr 2023 an.
Erwartung: Typischer Jahresverlauf mit erhöhter Korrekturgefahr im DAX
Für das Jahr 2023 erwarten unsere Umfrageteilnehmer das Jahrestief bereits im Februar oder März, rechnen sodann mit einem typischen Jahresverlauf mit einem Zwischenhoch im Mai, einem Zwischentief im September und dann neuen Höchstständen zum Jahresende.
Abbildung 1: Erwarteter Jahresverlauf für den DAX
Diese Erwartung deckt sich mit den Prognosen, die ich derzeit am häufigsten in den Mainstream-Medien lese. In der ersten Jahreshälfte sei ein Wirtschaftsabschwung zu befürchten, vielleicht sogar eine Rezession. In der zweiten Jahreshälfte, spätestens im vierten Quartal, werde sich die Konjunktur sodann jedoch erholen, so würde ich grob die Mainstream-Prognosen zusammenfassen.
Da die Börse der Wirtschaft um 6-9 Monate vorausläuft, ist ein Tief zum Jahresbeginn im Februar/ März schnell begründet. Wenn die Konjunktur dann im Q4 wieder erfreuliche Wachstumszahlen auswirft, so die Erwartung, dann stünde die Aktienbörse erfahrungsgemäß schon wieder deutlich höher.
Diese Erwartung eröffnet Überraschungspotential in beide Richtungen. Die EZB bekämpft die Inflation mit einer Straffung der Geldpolitik. Im Erfolgsfall kommen wir mit einem Wirtschaftsabschwung oder einer moderaten Rezession davon. Das vom Mainstream erwartete Szenario würde eintreten.
Überzieht die EZB jedoch ihre Straffung, so könnte die Wirtschaft in Europa in eine heftige Rezession gestürzt werden. Eine Erholung in der zweiten Jahreshälfte wäre dann nicht zu erwarten und entsprechend würde das Tief an den Aktienmärkten erst viel später im Jahr erreicht werden.
Beendet die EZB hingegen ihre Straffungspolitik zu früh, dann könnte die Inflation auf einem zu hohen Niveau verharren. Steigende Preise in allen Vermögensklassen, also auch am Aktienmarkt, wären die Folge, bis zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr 2023 eine um so härtere Gangart seitens der EZB eingeschlagen werden müsste, um die Inflation dann noch einzufangen.
Nun ist die Geldpolitik der EZB nicht der einzige Einflussfaktor für die Finanzmärkte. Auch die Fiskalpolitik der EU sowie der einzelnen EU-Mitgliedsländer hat einen großen Einfluss und kann dem Ziel der EZB mitunter entgegenlaufen. Zudem spielt die Geopolitik eine wichtige Rolle, nicht zuletzt der Krieg in der Ukraine mit all seinen Auswirkungen.
Das Jahr 2023 birgt also viele Gefahren und entsprechend sind die Kursziele für den DAX deutlich pessimistischer als noch ein Jahr zuvor.
Abbildung 2: Erwartete Hochs, Tiefs & Schlusskurs für den DAX 2023
Durchschnittlich erwarten Anleger das DAX-Tief im Februar/ März bei 12.758 Punkten, also um 8% unter dem Jahresschlusskurs. Dabei geht die Mehrheit von einem Kursrutsch um mindestens 1% auf unter 13.750 Punkte aus. Kaum jemand rechnet mit einem Tief unter 11.650, also einem Minus von 16%.
Das Hoch im Dezember wird bei durchschnittlich 15.610 Punkten (+12%) erwartet. Dabei geht die Spanne von 15.050 Punkten (+8%), die nach der Überzeugung der Umfrageteilnehmer mindestens übersprungen werden, bis auf 15.850 (+14%), dessen Überspringen kaum jemand mehr erwartet.
Somit ergibt sich eine erwartete Schwankungsbreite für den DAX im Jahr 2023 von mindestens 9%. Die durchschnittlich erwarteten Ziele liegen 18% auseinander, die Außengrenzen, deren Überschreiten als unwahrscheinlich gehalten wird, liegen 26% auseinander. Damit haben sich die Anleger auf eine relativ schmale Handelsspanne geeinigt. Zum Vergleich: Im abgelaufenen Jahr 2022 lag die Schwankungsbreite im DAX bei 26%.
Zum Jahresende gehen Anleger von einer sehr geringen Änderung im DAX aus.
Zwar erwarten die meisten zumindest einen kleinen Anstieg von 2% auf 14.250 Punkte bis zum Ende des Jahres, doch mehr als +13% auf 15.750 hält kaum jemand für möglich. Durchschnittlich wird ein Jahresschluss bei 14.877 Punkten, also +7% erwartet. Eine einstellige Jahresperformance im DAX ist eher selten. Meist geht es deutlich nach oben oder nach unten.
Themen 2023: Ukraine-Krieg löst Corona-Sorgen ab
Die Inflationsentwicklung und die Antwort der Geldpolitik darauf ist bereits vor einem Jahr im Bewusstsein der Anleger gewesen. Zu Recht, wir haben in den USA den schnellsten Zinsanhebungszyklus seit 40 Jahren gesehen.
Auch die Spannungen der westlichen Welt zu China sind kein Novum. Im Gegenteil - während man vor einem Jahr darin noch unlösbare Probleme sah, so sind inzwischen erste Denkansätze zu erkennen, wie man die Abhängigkeit von China reduzieren möchte.
Völlig unterschätzt wurde hingegen das Risiko eines Einmarschs Russlands in die Ukraine. Vor einem Jahr hielt das kaum jemand für denkbar.
Abbildung 3: Bedeutung von Themen für 2023
Die Energiepolitik hat im Vergleich zum Vorjahr nur leicht an Bedeutung gewonnen. Damit haben Anleger einen wesentlich nüchterneren Blick auf die Ölmärkte, als es die in den Mainstream-Medien zu lesenden Artikel vermuten lassen.
Europa kann die Probleme nicht lösen. So zumindest würde ich die Meinung der Umfrageteilnehmer interpretieren, die der Europapolitik eine abnehmende Bedeutung zumessen.
Als Thema bereits nicht mehr existent ist die Corona-Pandemie in den Köpfen der Anleger. Da schießen die Infektionszahlen in China in die Höhe, dennoch beunruhigt das hierzulande niemanden mehr. Anleger blicken in die Zukunft, denn die Lockerung der Corona-Beschränkungen in China bedeuten, dass auch dort die Pandemie in einigen Monaten ihren Höhepunkt durchschritten haben wird. Fraglich ist dabei nur, wie viele Menschen in China ihr Leben verlieren werden. Westliche Medikamente werden in China nach wie vor kaum eingesetzt.
Was könnten Anleger übersehen? Ich denke, die Corona-Pandemie wird nicht erneut zu einer negativen Überraschung ausholen können. Die Europa-Politik hingegen könnte durchaus mit einer Überraschung aufwarten. Diese Überraschung kann sowohl positiv als auch negativ ausfallen.
In diesen Tagen wird als positives Element für das Jahr 2022 hervorgehoben, dass der Westen Einigkeit zeigt bei der Haltung gegenüber Russland. Mag sein, dass die Einigkeit zu neuer Stärke der westlichen Welt gegen die verschiedenen Autokratien (China, Russland, einige arabische Ölländer, …) führt, mag jedoch auch sein, dass die Einigkeit, die sich derzeit auf den kleinsten gemeinsamen Nenner beschränkt, zerfällt.
Weitere Überraschungen könnten auch sein, dass der Ukraine-Krieg endet und/ oder die Inflation deutlicher zurückgeht als befürchtet.
Branchen: Zykliker weiterhin sehr beliebt
Wachstumsaktien, die besten Performer der vergangenen Jahrzehnte, sind unbeliebt geworden. Stattdessen gewinnen defensive Dividendentitel und insbesondere zyklische Industrieaktien die Zuneigung der Anleger.
Abbildung 4: Aussicht für Branchen 2023
Vor einem Jahr hatten wir festgestellt, dass es Anlegern schwerfällt, sich von den in der Vergangenheit so erfolgreichen Wachstumstiteln zu trennen. Dieses Problem kam Anlegern im abgelaufenen Jahr 2022 teuer zu stehen. Doch der Wechsel ist vollzogen, nun konzentrieren sich Anleger auf die Konjunktur.
Doch auch diese neue Vorliebe birgt Gefahren, wie wir weiter oben bereits besprochen haben: Was, wenn die Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte wider Erwarten nicht anzieht? Was, wenn sich der erwartete Wirtschaftsabschwung zu einer Rezession ausweitet und länger dauert als derzeit erhofft? Erneut würden Anleger mit zyklischen Aktien aus dem Bereich der Industrie, der Finanzen und der Chemie auf dem falschen Fuß erwischt.
Investmentchancen: Immobilien unbeliebt
Über Jahre galten Aktien als „alternativlos”. Zinsen waren niedrig oder gar negativ, für Rohstoffe wurde ein schlechtes Chance/ Risiko-Verhältnis errechnet. Und Immobilien waren zwar zum Geld Parken beliebt, galten aber bereits als zu teuer, um dort hohe Renditen zu erzielen.
Diese Wahrnehmung hat sich nun grundlegend verändert. Immobilien werden als Kapitalvernichter betrachtet, Aktien segeln nur im Mittelfeld der Anlegergunst und erstmals werden Zinspapiere für attraktiv befunden.
Abbildung 5: Investmentchancen 2023
Edelmetallen wird für das Jahr 2023 die größte Kurschance zugesprochen. Das passt in die durchweg skeptische Haltung der Anleger, die von einem schwachen Jahresauftakt am Aktienmarkt ausgehen. Aber auch die anderen Rohstoffe aus dem Bereich der Nahrungsmittel und Industriemetalle gelten als aussichtsreich.
Fazit:
Mit großer Skepsis gehen Anleger in das Jahr 2023, bevorzugen den sicheren Hafen der Edelmetalle und meiden den zinsanfälligen Immobilienmarkt. Gleichzeitig hoffen Sie jedoch auf eine deutliche Besserung der Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte und wollen mit zyklischen Aktien an einer Kurserholung am Aktienmarkt partizipieren.
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES | 5.1.23 | Woche Δ | Σ '23 Δ |
Dow Jones | 33.450 | 0,9% | 0,9% |
DAX | 14.575 | 4,7% | 4,7% |
Nikkei | 25.974 | -0,5% | -0,5% |
Shanghai A | 3.310 | 2,2% | 2,2% |
Euro/US-Dollar | 1,06 | -1,0% | -1,0% |
Euro/Yen | 140,44 | 0,1% | 0,1% |
10-Jahres-US-Anleihe | 3,57% | -0,31 | -0,31 |
Umlaufrendite Dt | 2,33% | -0,13 | -0,13 |
Feinunze Gold | $1.863 | 2,2% | 2,2% |
Fass Brent Öl | $79,78 | -4,6% | -4,6% |
Kupfer | $8.459 | 0,4% | 0,4% |
Baltic Dry Shipping | $1.146 | -24,4% | -24,4% |
Bitcoin | $16.812 | 1,4% | 1,4% |
03. Sentiment: Unbeschwerter Jahresauftakt
Balsam für die geschundene Anlegerseele: Um 4,7% ist der DAX gleich zum Jahresauftakt in die Höhe gesprungen. Und dann gibt es da noch die Börsenweisheit, dass der Jahresauftakt den Takt für das gesamte Jahr vorgibt. Nach fünf positiven Handelstagen steht einem guten Börsenjahr also nicht mehr im Wege ...
...außer den bekannten Krisen wie der Ukrainekrieg, der Inflation, steigenden Energiekosten und Spannungen zum Handelspartner China. Hmm, gute Aussichten sehen eigentlich anders aus. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Insbesondere an den Aktienmärkten gilt dieser Spruch, denn dort wird die Zukunft gehandelt. Vielleicht finden sich ja in den kommenden Monaten Lösungen für die Krisen.
Anleger zumindest blicken zuversichtlich auf das Jahr 2023. Schauen wir uns mal das vorläufige Ergebnis der ersten Stimmungsumfrage des Jahres 2023 an.
Unser Sentimentindex beginnt das neue Jahr mit positivem Vorzeichen. Mit +2,0% gehen Anleger gut gelaunt aus der ersten Börsenwoche des Jahres. Und da die dicken Minuszeichen des Vorjahres in der Silvesternacht gelöscht wurden, kehrt auch wieder eine gewisse Selbstzufriedenheit ein (+1,0%). Die Verunsicherung, die Anleger fast das gesamte Jahr 2022 belastete, scheint verflogen.
Dabei bleibt die Erwartung für den DAX in den kommenden Monaten mit -0,6% negativ. Der Ausblick der meisten Anleger ist also pessimistisch. Da verwundert es, dass die Investitionsbereitschaft mit +1,3% moderat positiv ist. Ich kann da nur hinein interpretieren, dass man sich noch einen kleinen Rücksetzer zum Jahresbeginn wünscht, um zu investieren.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist bei neutralen 0. Offensichtlich wurde der Reset-Knopf gedrückt, Private gehen ohne eine besondere Positionierung in das neue Jahr.
Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, haben hingegen ein wenig mehr Put-Absicherungen gekauft. Das Put/Call-Verhältnis steht bei 2,1%.
In den USA zeigt das Put/Call-Verhältnis der CBOE eine neutrale Positionierung an. US-Fondsmanager haben ihre Investitionsquote leicht auf 39% reduziert. Historisch betrachtet sind sie damit unterinvestiert.
US-Privatanleger haben eine Bulle/Bär-Differenz von -21%punkte. 42% Bären stehen nur 21% Bullen gegenüber. Das Lager der Neutralen ist mit 37% sehr groß.
Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 steht auf 45% und damit im neutralen Bereich.
Interpretation
Die meisten Indikatoren zeigen eine neutrale Stimmung sowie Positionierung der Anleger. Unbeschwert geht man in das neue Jahr.
Damit können wir aus Sicht des Anlegersentiments diese Woche keine besondere Prognose ableiten. Es gibt kein Ungleichgewicht, das zu Spannungen führt, die aufgelöst werden müssten. Somit kann die gute Laune bis auf weiteres für steigende Kurse sorgen, solange es keine negativen Meldungen gibt.
Erste negative Meldungen gab es bereits: Die niedrige Arbeitslosigkeit in den USA sowie in Deutschland hat Anleger in ihrer Überzeugung gestärkt, dass die Notenbanken den Leitzins noch stärker anheben werden. Das sollte die Aktienmärkte eigentlich belasten, tat es aber nur für wenige Minuten. Direkt anschließend nahm die Neujahrsrallye ihren Weg nach oben wieder auf.
Lassen wir uns überraschen, wie weit uns die gute Neujahreslaune noch trägt.
Am Ölmarkt habe ich eine interessante Stimmungslage ausgemacht: Die Stimmung ist nach dem deutlichen Preisrückgang der vergangenen Monate am Boden. Selbst das langfristige Sentiment, der 5-Wochendurchschnitt, notiert auf extrem negativen Werten.
Gleichzeitig ist die Erwartung für die Zukunft des Ölpreises ziemlich hoch. Die Bereitschaft, in Öl zu investieren, ist also vorhanden. Das deckt sich mit dem COT-Bericht der US-Rohstoffbörse: Spekulanten haben ihre Öl-Positionen in den vergangenen Monaten abgebaut und sind derzeit so niedrig investiert wie zuletzt im Jahr 2016. Damals startete der Ölpreis einen mehrjährigen Anstieg. Nach zweieinhalb Jahren stand der Ölpreis dreimal so hoch.
Auch beim Gold haben wir derzeit eine interessante Sentimentsituation, allerdings anders als beim Öl. Die Stimmung ist hervorragend unter den Goldanlegern. Champagnerlaune, würde ich sagen, was aus Sicht der Sentimentanalyse als Warnsignal gewertet werden muss. Zwar ist auch die Erwartungshaltung der Anleger ebenfalls hoch, der Optimismus also groß. Die Party kann also noch eine kurze Weile lang weitergehen. Doch jede Party endet meist dann, wenn es am schönsten ist. Vorsicht ist also ratsam.
04. Ausblick: Erfolgsrezept für 2023: Stock Picking
Bevor wir uns darum kümmern, was wir im Jahr 2023 tun möchten, müssen wir uns darüber im Klaren sein, was wir nicht tun dürfen. Ich habe eine Liste von Branchen und Bereichen erstellt, die ich im Jahr 2023 meiden möchte.
Meiden
IPOs, SPACs, To-da-moon GameStop & AMC, Krypto, Cloud, AI, Software, Chips, Mega-Tech, BioTech, FinTechSoweit die Kurzform. Eigentlich nichts Neues, oder?
Wir haben mehr als genug Aktien auf dem Markt. Schlimmer noch, Anleger suchen nach Quellen für das Generieren von Cash. Die Zinsen steigen, die Liquiditätsflutung ist zu Ende und entsprechend wird es schwer für IPOs, mit denen neue Unternehmen ein wenig von dem verfügbaren Anlegerkapital abbekommen möchten. Selbiges gilt für SPACs, die nichts anderes als Börsengänge unter Umgehung der IPO-Regeln sind.
Die wilden Zocker, die sich in den Wallstreet-Bets Aktien wie GameStop, AMC, Bed Bath & Beyond etc. getummelt haben, werden ausgetrocknet. Nicht zufällig sind das häufig die gleichen Spekulanten, die auch in den Kryptomärkten unterwegs sind, die neue Token zeichnen und NFCs kaufen.
Die Pleite von FTX, die Turbulenzen um Coinbase und der Ausverkauf der Kryptomärkte ist noch nicht zu Ende. Hier finden wir das Äquivalent zu den Internetbuden, die nach der Internetblase 1998 bis 2000 dann in den Folgejahren bis 2003 vom Markt verschwanden. Von 200 blieben 5. Von 200 Internetunternehmen blieben damals nur 5. Und ich gehe davon aus, dass von den 200 Kryptowährungen & Token bis 2025 nur fünf bleiben.
Wenngleich der Bitcoin meiner Ansicht nach dazu gehören wird, so wird er doch nochmals deutlich weniger wert sein. Ich habe lange mit mir gerungen zwischen meiner Begeisterung für das Bitcoin-Konzept, das in meinen Augen Seinesgleichen sucht, und dem Bitcoin als Absicherung für unser Portfolio.
Für eine Absicherung ist der Bitcoin offensichtlich noch viel zu volatil. Mit -55% im vergangenen Jahr hat der Bitcoin eine tiefe Schneise in unsere Performance geschlagen. Damit hat der Bitcoin seine Aufgabe noch nicht erfüllt. Vielleicht ist er tatsächlich noch zu jung.
Schlimmer noch: Ich halte es für durchaus möglich, dass der Bitcoin noch einige Jahre benötigt, bis er den Kinderschuhen entwächst und eine sinnvolle Absicherung darstellen kann. Zwischenzeitlich könnte der Ausverkauf den Bitcoin-Kurs durchaus noch unter 10.000 USD drücken, vielleicht sogar bis 6.000 USD.
Einen solchen Anker kann ich im Heibel-Ticker Portfolio nicht gebrauchen. Ich werde unsere Bitcoin-Position daher auflösen und mich nach einer Alternative für den Bereich Absicherung auf die Suche machen. Inzwischen sollte es die eine oder andere Anleihe mit attraktiver Rendite geben.
Meine Bitcoin-Position, werde ich für mich jedoch weiterhin auf dem USB-Stick (Cold Wallet) behalten. Solange der Preis über 6.000 USD notiert, halte ich die Akzeptanz des Bitcoins, und genau das ist die kritische Frage, für gegeben. Sollte der Kurs jedoch unter 4.000 USD fallen, also unter das Korrekturniveau aus dem Coronacrash 2020, dann würde ich mir Gedanken darüber machen, ob diese Privatwährung an Akzeptanz in der Gesellschaft verloren hat. Historisch betrachtet bevorzugen Menschen eine staatlich kontrollierte Währung mit all ihren Fehlern. Vielleicht entpuppt sich der Bitcoin letztlich nur als romantische Idee von Informatikern.
Nicht jede gute Idee setzt sich automatisch durch. Dieses Risiko möchte ich im Bereich der Absicherung nicht sehen. Ich behalte mir vor, auch künftig ab und an im Bitcoin ETC zu spekulieren. Doch bis der Bitcoin wieder als Absicherung in unser Portfolio aufgenommen werden kann, braucht es noch eine größere Akzeptanz. Doch genau die ist derzeit in Frage gestellt.
Am Montag zum Börsenstart werde ich unsere Bitcoin-Position auflösen.
Cloud, AI, Chips und Software sind Bereiche, die im vergangenen Jahr ebenfalls bereits kräftig ausverkauft wurden. In diesen Branchen haben wir in den vergangenen Jahren die größten Gewinne erzielt. Diejenigen Unternehmen, die am meisten investiert haben, wurden mit den größten Kursgewinnen belohnt. Die Geschäftsbereiche Cloud, AI etc. gelten als neue Märkte, die erschlossen werden können. Denjenigen Unternehmen, die sich als erstes festsetzen und einen Teil des Kuchens sichern, wurden sprudelnde Gewinne und Cashflows für die Zukunft prognostiziert.
Doch mit den steigenden Zinsen wurden auch zunehmend die Argumente der Kritiker gehört. Eine hervorragende Cloud-Infrastruktur benötigt kontinuierlich hohe Investitionen, um High-End zu bleiben. Wer möchte seine künstliche Intelligenz schon in einer Cloud hosten, die langsamer ist als die des Wettbewerbers? Der "First Mover" Vorteil ist ausgespielt, inzwischen gibt es einen Wettbewerb in der Cloud und die Idee, dass eine gute Cloud auf Jahrzehnte hohe Erträge abwirft, wurde negiert.
Auch bei der künstlichen Intelligenz kehrt Ernüchterung ein. Der ChatGPT, den Elon Musk mit auf den Weg gebracht hat, zeigt herausragende Kommunikationsfähigkeiten bei allgemeinen Themen. Doch wenn es wirklich kniffelig wird, ist auch der ChatGPT überfordert. Er bleibt damit nur ein - wenn auch überaus intelligentes - Lexikon mit Thesaurus und vielen cleveren Ideen. Doch wirkliche Intelligenz ist damit noch immer nicht erreicht.
Während der Corona-Pandemie gab es kein Halten für Investitionen in Softwarelösungen. Mitarbeiter blieben zu Hause, Prozesse wurden automatisiert und es gab nicht genügend Entwickler für den sprunghaft angestiegenen Bedarf an Softwarelösungen. Inzwischen kommen die Mitarbeiter wieder in ihre Büros und der Investitionsstau der Vorjahre in Software wurde abgebaut. Die Wachstumsraten der Coronajahre lassen sich nicht wiederholen, daher haben sich die hohen Bewertungen als zu hoch entpuppt.
Bei Chipherstellern gibt es eine Sondersituation, die ziemlich komplex ist. Wir müssen zwischen teuren High-End Chips und günstigen Massenchips unterscheiden. Die Produktionskapazitäten der vergangenen Jahre wurden aufgrund der hohen Nachfrage nach High-End Chips für den Ausbau der Cloud-Infrastruktur immer stärker zur Produktion von Hochleistungschips genutzt. Massenchips, wie sie in Autos und elektronischen Geräten verwendet werden, wurden mangels attraktiver Gewinnmarge nicht mehr ausreichend produziert.
Inzwischen wurden die Investitionen in neue Rechenzentren gedrosselt, die Nachfrage nach High-End Chips für Hochleistungsserver wächst nicht mehr wie erwartet. Auch die Spielecomputer, die mit den leistungsstärksten Komponenten bestückt wurden, sind nicht mehr gefragt, seit die Pandemie schwindet und es alternative Freizeitbeschäftigungen auch außerhalb der eigenen vier Wände gibt.
Und als sei das nicht schon schlimm genug für die Branche, so verhängen die USA ein Exportverbot nach dem anderen für gerade die Hochleistungschips, die nach China exportiert werden sollen.
Ich glaube, wir werden im Jahr 2023 weder eine Renaissance bei Investitionen in Rechenzentren erleben noch eine sprunghaft anziehende Nachfrage nach Spielecomputern, noch eine Aufhebung der Exportbeschränkungen seitens der USA.
Um es zusammenzufassen: Mag sein, dass Nvidia, Microsoft, Alphabet und Amazon inzwischen günstig bewertet sind. Doch für eine nachhaltige Gegenbewegung müssten wieder Wachstumsraten erzielt werden, die an die Coronazeiten erinnern. Solange die Wachstumsraten jedoch "nur" hoch sind, und nicht exorbitant hoch, werden diese Aktien weiter als Cash-Quelle, als Bankautomat, genutzt werden. Es gibt viele andere interessante Anlagemöglichkeiten. Anleger, die neue Anlageideen umsetzen möchten, müssen sich irgendwo Geld beschaffen. Und das geht am besten bei den Mega-Techs.
Zu den Mega-Techs zählen auch Apple und Tesla. Es handelt sich hier jedoch nicht um Digitalkonzerne, sondern um Industrieunternehmen, die Produkte produzieren, die reißenden Absatz finden. Doch es handelt sich um High-End Produkte und wir laufen auf einen Wirtschaftsabschwung zu. Wenngleich ich nicht erwarte, dass Tesla oder Apple Produkte auf Halde produzieren, so könnte doch die Fähigkeit für Preisanhebungen leiden, wenn Kunden in den kommenden Quartalen auch mal zur günstigen Alternative greifen: Zum Samsung Galaxy oder zum Hyundai Ioniq.
Mag sein, dass sich die Situation der Mega-Techs bis zur Jahresmitte ändert. Doch aktuell halte ich es für verfrüht, dort schon wieder einzusteigen.
Für BioTech ist es ebenfalls noch zu früh. BioTech ist die Definition von Zukunftsträumen. Und das haben wir nun häufig genug besprochen, dass steigende Zinsen Geschäftsmodelle bevorteilen, die heute Gewinne abwerfen. Potentielle Zukunftsgewinne werden abdiskontiert. Daher haben wir uns vorläufig von BB Biotech sowie BioNTech im vergangenen Jahr getrennt.
Auch FinTech dürfte meiner Einschätzung zufolge Probleme haben, da auch viele FinTechs auf Zukunftsgewinne aus sind, nicht auf heutige Gewinne. Zusätzlich werden wir im Jahr 2023 eine Situation erleben, die wir seit 2008 nicht mehr hatten: Traditionelle Banken werden aufgrund des Zinsgeschäftes steigende Gewinne ausweisen. Zinsgewinne, die es in den vergangenen fünfzehn Jahren nicht mehr gab. Diese Zinsgewinne könnten in den Ausbau der digitalen Infrastruktur gesteckt werden.
FinTechs haben in den vergangenen 14 Jahren davon profitiert, dass die Banken kein Geld zum Investieren hatten. Das könnte sich nun ändern und das dürfte den Wettbewerb, und damit auch den Preisdruck, in dieser Branche erhöhen.
Wir haben noch zwei FinTechs im Portfolio: FlatexDeGiro und Paypal. Beide Unternehmen haben im abgelaufenen Jahr mit rückläufigen Gewinnmargen zu kämpfen gehabt und gehörten daher zu den größten Verlierern. Wir müssen uns die Frage stellen, ob FlatexDeGiro und Paypal im Kielwasser der IPOs, SPACs und Kryptowährungen weiter gen Null gedrückt werden, oder aber ob deren Bewertungsniveaus inzwischen schon niedrig genug sind. Ich glaube Letzteres, aber ich werde das eng im Auge behalten.
Immerhin gehören die beiden schon zu den größten Gewinnern des noch jungen neuen Jahres. Doch das hat noch nichts zu sagen, denn in den ersten Tagen sind genau diejenigen Aktien am stärksten gestiegen, die zuvor am stärksten gefallen waren. Erst im weiteren Verlauf des Januars wird sich zeigen, ob Anleger die Aktie wirklich für zu günstig halten, oder ob es nur eine kurze Spekulation war.
FlatexDeGiro ist nach wie vor das einzige Unternehmen, das sich aufgrund der von mir aufgestellten Wachstumskriterien für das Wachstumsportfolio qualifiziert. Im Jahr 2022 setzten dem Unternehmen insbesondere zwei Dinge zu: Der gestiegene Wettbewerb (Smartbroker) sowie das schwache Handelsvolumen. An beiden Fronten kann ich keine Entwarnung geben. Dennoch ist die Aktie nach wie vor so günstig bewertet, dass ich sie nicht aus dem Portfolio entfernen möchte.
Für Paypal sieht es besser aus, das Unternehmen hatte aufgrund der Einstellung des Geschäfts mit eBay im Jahr 2022 kein Gewinnwachstum. Doch ab 2023 erwarten Analysten wieder Wachstumsraten von 11-15% im Gewinn. Das dürfte der Aktie auf die Beine helfen.
Starte ich das Jahr 2023 also schon wieder mit inkonsequenten Ausnahmen? Hmm, okay, machen wir es so: Ich werde diese beiden Positionen mit einem Trailing Stop Loss von 20% versehen. Da ich davon ausgehe, dass die beiden Titel Ende des Jahres deutlich höher stehen, behalte ich sie. Doch sollte die Aktie die falsche Richtung einschlagen, werfen wir sie raus.
Soweit zu den Bereichen, die wir meiden wollen. Diese Einschätzung gilt vorerst nur bis Mitte des Jahres, da sich vieles ändern wird, sobald die Notenbanken ihre Zinsanhebungen verlangsamen oder beenden. Und ich rechne bis Mitte des Jahres mit einem vorläufigen Ende der Zinsanhebungen.
Anlagestrategie 2023
Dividendentitel, Cashflowstarke Aktien, Rezessionstitel, Kurze Anleihen ab Mitte des Jahres, Infrastruktur durch öffentliche Hand, Energiesektor, Pharma, Edelmetalle & RohstoffeBleibt nicht viel übrig, wenn wir uns die obige Liste von Branchen und Bereichen anschauen, die wir meiden sollten. Der einzige Sektor, der im vergangenen Jahr Gewinne abwarf, war der Energiesektor, insbesondere Ölaktien. Ich gehe davon aus, dass diese Titel auch im Jahr 2023 gut laufen werden. Wir haben uns gemeinsam auf die Suche nach guten Aktien aus dem Bereich der regenerativen Energien gemacht ... und mussten feststellen, dass deren Bewertungen durchweg viel zu hoch waren. Ölaktien auf der anderen Seite sind unbeliebt und spottbillig.
Coterra beispielsweise hat ein Enterprise Value/ EBITDA von 3. Die brauchen nur drei Jahre so weiter zu wirtschaften wie im Jahr 2022, dann haben sie den kompletten Unternehmenswert als Gewinn erwirtschaftet. Bei Devon Energy liegt der Wert bei 4,5.
Ich bleibe auf der Suche nach Aktien aus dem Bereich der regenerativen Energien. SMA Solar und Linde schaue ich mir täglich zweimal an in der Hoffnung, dass deren Aktien endlich mal einen deutlichen Rücksetzer erfahren.
Der Pharmabereich läuft in Marktphasen mit Konjunkturschwäche meistens recht gut. Mir gefallen derzeit Eli Lilly und Medios am besten. Eli Lilly aufgrund der Diabetes- und Alzheimer-Medikamente, die jüngst auf den Markt gebracht werden, sowie aufgrund der Chance auf ein Medikament gegen Fettleibigkeit. Und Medios befindet sich in einem Markt mit abnehmenden Gewinnmargen, weil der Gesetzgeber hineinfunkt. Doch wenn Sie sich den Vorstoß unseres Gesundheitsministers anschauen, dann dürften seine Ideen den extremen Preisdruck der vergangenen Jahre etwas lüften.
Medios kann es egal sein, denn das Unternehmen kann Wettbewerber günstig zukaufen, wenn der Preisdruck zu groß wird. Und wenn der Preisdruck nachlässt, kann das Unternehmen Gewinne produzieren.
Im Bereich der Edelmetalle und Rohstoffe haben wir derzeit nur Wheaton Precious, ich schaue aber auch auf Barrick Gold als Spekulation auf einen schnellen Goldpreisanstieg, wenn die Zinsanhebungen der Notenbanken enden.
Unsere Finanztitel passen nicht ins Bild: Die Allianz Versicherung und die Morgan Stanley Bank verdienen um so mehr, je höher das Zinsniveau steigt. Insbesondere bei Morgan Stanley wirken dann Ängste einem Kurssprung entgegen, dass hohe Zinsen zu mehr Insolvenzen führen, was das Kreditengagement der Bank belasten könnte. Doch Morgan Stanley hat meinen Informationen zufolge mit am wenigsten Kreditengagement in der Branche, wäre also am wenigsten davon betroffen.
Als rezessionserprobt würde ich TJX bezeichnen, das Unternehmen, das Restbestände bei Markenartikelherstellern aufkauft und dann verramscht, weil Markenartikel ihre Lager leeren möchten. Genau dieses Geschäftsmodell ist wie geschaffen für eine Rezession, in der Kunden verstärkt auf das Preisschild schauen.
Wienerberger verlegt auch Rohrleitungen und hat sich damit ein wenig von den Konjunkturschwankungen diversifiziert. Denn wenn die Konjunktur einen Abschwung erfährt und der Immobilienmarkt einbricht, fahren Staaten in der Regel ihre Infrastrukturprogramme hoch, um den Abschwung abzufedern. Davon könnte Wienerberger profitieren.
Auch Anheuser Bush ist rezessionserprobt, denn Bier getrunken wird immer. Im Dividendenbereich ist Snap-On ein rezessionserprobter Titel, denn in harten Zeiten wird verstärkt repariert, statt neu gekauft.
Bleiben aus dem Bereich der Spekulation Disney als Spezialsituation nach Vorstandswechsel und PVA Tepla als Spezialsituation mit vollem Auftragsbuch und Verzögerungen beim Abarbeiten desselben.
Und im Dividendenbereich bleibt die Spezialsituation um Cewe, nachdem Eigentümer und Management miteinander zerstritten sind. Am Montag geht Cewe auf Roadshow. Über den Jahreswechsel sollte sich meinen Informationen zufolge das Machtverhältnis zugunsten der Eigentümer verändert haben. Lassen wir uns überraschen, ob am Montag eine Lösung präsentiert werden kann.
Wir starten mit 9% Cash ins Jahr 2023. Ich habe unsere Investitionsquote zum Jahreswechsel hoch gefahren, weil ich den guten Jahresstart erwartete. Grundsätzlich fürchte ich, ist es ratsam, in den kommenden Monaten eine eher hohe Cashquote zu haben. Die Unsicherheit bezüglich der weiteren Zinspolitik der Notenbanken ist groß und immer wieder kommt es zu heftigen Kursreaktionen aufgrund von volkswirtschaftlichen Daten.
Gestern wurden Arbeitsmarktdaten veröffentlicht, die an den Börsen einen Schock auslösten: Gehälter von Beschäftigen sind im Vergleich zum Vorjahr um 7% angestiegen, bei Neueinstellungen sogar um 15%. Heute folgte die US-Arbeitslosenquote, die mit 3,5% deutlich niedriger ausfiel als die erwarteten 3,7%. Arbeitskräfte sind zu teuer und schwer zu finden.
Notenbankchef Jay Powell blickt meines Erachtens derzeit überwiegend auf den Arbeitsmarkt. Im vergangenen Jahr haben wir explodierende Rohstoffmärkte gesehen, deren Anstieg durch Spekulanten noch verstärkt wurde, um im Anschluss ins Bodenlose zurückzufallen. Die aktuellen Preise an vielen Rohstoffmärkten halte ich für eine Übertreibung nach unten. So wie zuvor der Preisanstieg durch Spekulanten nach oben überzogen wurde, so haben Leerverkäufer nun die Preiskorrektur nach unten übertrieben.
Dies ist auch ein Grund für die rückläufigen Inflationszahlen. Doch wie von mir gebetsmühlenartig wiederholt, kommt Inflation in Wellen. Solange Arbeitskräfte rar sind und die Gehälter diktieren können, werden diese Menschen in den Geschäften ordentlich konsumieren. Einzelhändler haben die Rohstoffpreisrückgänge noch nicht nachvollzogen. Warum auch, sie werden ihre Waren auch zu den hohen Preisen los.
In Deutschland sieht es ähnlich aus, wenngleich hier die Arbeitslosenquote bei 5,5% liegt. Doch auch das ist für unsere Verhältnisse viel zu niedrig, es lassen sich nach wie vor keine Fachkräfte finden.
Wenn die Notenbanken mit ihrer straffen Geldpolitik zu früh aufhören, wird es zum Zweitrundeneffekt bei der Inflation kommen. Jay Powell, da bin ich mir sicher, wird das nicht zulassen. Er wird noch eine Reihe von Zinsanhebungen vornehmen und damit die Aktienmärkte überraschen. Trotz des starken Jahresauftaktes im DAX (+3,9%) könnten uns einige schwache Monate zum Jahresbeginn bevorstehen. Vielleicht bauen deutsche Anleger auf Christine Lagarde, die eher zu früh die Zügel lockern wird.
In den USA hat man die Linie von Jay Powell offensichtlich verstanden, der DOW Jones liegt aktuell bei -0,3% im Vergleich zum Vorjahresschluss.
Änderung im Heibel-Ticker Portfolio
Marktirrtum nennen wir künftig den zweiten Bereich unseres Portfolios. Ich möchte da keine Wissenschaft draus machen und belasse die Gewichtungen unverändert. Das hatte sich über Jahre bewährt. Die einzig wirklich grundlegende Änderung derzeit ist die Abneigung der Finanzmärkte gegenüber Wachstum. Also schmeißen wir den Bereich raus und schauen nach fundamental unterbewerteten Titeln. Aktien, wo die Bewertung in meinen Augen einfach viel zu niedrig ist.
Entsprechende Kriterien werde ich in den kommenden Wochen erarbeiten. Natürlich geht es in erster Linie um das Verhältnis des Unternehmenswertes zum Gewinn, aber auch Cashflow-Daten möchte ich einbeziehen, da diese bei der restriktiven Geldpolitik an Bedeutung gewinnen.
Aktuell stehen vier unserer Positionen auf "C" - bei Kursanstieg verkaufen: PVA Tepla, Paypal, Wienerberger und Bitcoin. Für Bitcoin ist die Entscheidung gefallen. Die drei anderen Titel werde ich mir in den kommenden Tagen eingehend anschauen: Vielleicht habe ich da was übersehen, denn ich kann mir das niedrige Kursniveau nicht erklären.
Abschließend gönnen Sie mir bitte diesen Satz: Der Jahresauftakt kann mit +4,5% in unserem Portfolio als gelungen bezeichnet werden :-).
05. Update beobachteter Werte: Coterra Energy
Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter
Heibel-Ticker -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie meine jeweils aktualisierten Einschätzungen zu den Titeln unseres Heibel-Ticker Portfolios.
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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.
Coterra Energy: Fulminanter Jahresauftakt ohne Energiesektor
Mi, 04. Januar um 16:12 Uhr
Der DAX ist bereits um 3,9% angesprungen, unser Portfolio zeigt 17 grüne Kurse (=Plus seit Jahresbeginn) und zwei rote: Coterra & Devon Energy. Ich halte das für einen Reflex, der aus doppeltem Grund falsch ist.
Zum einen werden Coterra und Devon in diesen Tagen von vielen Analysten mit Kurzielsenkungen versehen. Analysten, die Mitte letzten Jahres, als der Ölpreis bei 120 USD/Fass stand, Kurszielanhebungen vorgenommen haben. Diese Analysten haben damals nicht das Top der Ölpreisentwicklung erkannt, warum sollten sie nun das Tief erkennen?
Der weltweite Energiemarkt ist durcheinander geschüttelt worden: Zuerst sprangen Öl- und Gaspreis aufgrund des Ukraine-Krieges an. Obwohl zum damaligen Zeitpunkt eigentlich nirgends Knappheit herrschte, wurden die Preise um ein Vielfaches (beim Gas) nach oben getrieben. Spekulanten befeuerten den Anstieg, bis die Blase platzte.
Nun ist die Blase geplatzt und eine Übertreibung, die wir nach oben gesehen haben, kann genauso gut nach unten erfolgen. Mag sein, dass der Boden bei 70 USD/Fass gefunden wird, mag sein, dass es bis 65 USD/Fass geht. Vielleicht führt uns eine Übertreibung auch noch tiefer.
Doch unsere beiden Öl und Gas-Unternehmen Devon und Coterra haben eine solide Bilanz. Anders als in früheren Zeiten haben sie im vergangenen Jahr bei den hohen Energiepreisen NICHT auf Teufel komm raus investiert. Und so werden sie auch eine Phase der Übertreibung nach unten ohne große Blessuren überstehen, ich gehe davon aus, dass durchgängig eine attraktive Dividende von beiden Unternehmen gezahlt werden kann.
Da jedoch nur sehr wenige neue Gas- und Ölquellen erschlossen werden, bleiben die fossilen Energieträger rar. Russland muss aufwendig neue Liefermöglichkeiten entwickeln und wird die tägliche Fördermenge eher reduzieren. China erlebt eine Corona-Welle, eine Durchseuchung, die, so schlimm sie auch sein mag, im Anschluss die Öffnung der chinesischen Wirtschaft zur Folge haben wird. Selbst wenn der Westen einen Konjunkturabschwung erfährt, so gehe ich für China von einem anziehenden Wirtschaftswachstum im Verlauf des Jahres 2023 aus.
Lange dürfte der Ölpreis also nicht so günstig bleiben.
Für Coterra gibt es noch die Sondersituation, von der ich im vergangenen Sommer berichtete: In Texas explodierte eine Gas-Verflüssigungsanlage von Freeport McMoRan. Es handelt sich um eine der größten solcher Anlagen in den USA. Gas, das für den Export nach Europa gedacht war, konnte plötzlich nicht mehr verflüssigt, und damit nicht mehr exportiert werden. Der Gaspreis in den USA ist dramatisch eingebrochen: Von über 10 USD im vergangenen Sommer auf nunmehr nur noch 4 USD. In den USA weiß man derzeit nicht, wohin mit dem Gas.
Das hat natürlich Coterra belastet, die Aktie fiel ebenfalls. Doch im Verlauf des Januars, spätestens Februar soll die Verflüssigungsanlage von Freeport McMoRan wieder in Betrieb gehen. Der Gaspreis in den USA, der Hauptmarkt für Coterra, wird sich normalisieren. Und das heiß für mich: Der Gaspreis wird wieder ansteigen.
Wenn natürlich eine heftige Rezession einschlagen sollte, werden viele Anleger dem Energiemarkt fern bleiben. Es bleibt also eine wackelige Angelegenheit. Doch in meinen Augen gibt es deutlich mehr Argumente für steigende Kurse als für fallende. Wir bleiben also dabei.
06. Leserfragen
Vielen Dank für Ihre zahlreichen Fragen! Allerdings erhalte ich zu viele Leserfragen, als dass ich alle individuell beantworten könnte. Wenn ich eine Frage beantworte, dann möchte ich das fundiert und hilfreich machen.
Ich bitte daher um Ihr Verständnis, wenn ich wie folgt vorgehe. Sie profitieren davon wie die anderen 25.000 Heibel-Ticker Leser:
1. Fragen zu administrativen Themen (Abo, E-Mail-Zustellung, interner PLUS-Bereich …) werden natürlich stets binnen kurzer Zeit beantwortet.
2. Fragen zu Aktien aus unserem Portfolio werden inhaltlich in das nächste Update zum entsprechenden Portfoliotitel eingearbeitet, sofern für die Allgemeinheit von Interesse.
3. Die wichtigsten Fragen zu allgemeinen Börsenthemen sowie zu Einzeltiteln werde ich im Heibel-Ticker beantworten.
Mit dieser Vorgehensweise hoffe ich, wieder mehr Zeit für die Recherche von Themen zu haben, die ich für wichtig halte und überzeugt bin, dass dies vielen Lesern meines Börsenbriefs Mehrwert bietet.
Leider war es in der Vergangenheit teilweise so, dass ich mehr Zeit in die Recherche für individuelle Fragen gesteckt habe und Zeit für die Analyse von Aktien und das Ausarbeiten von neuen Empfehlungen fehlt. Das ist jedoch den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS gegenüber unfair, denn es darf erwartet werden, dass ich meine Energie dahingehend einsetze, für alle Abonnenten relevante Themen auszuarbeiten. Ich hoffe auf Ihr Verständnis :-)
Palo Alto: Mitarbeiteroptionen belasten
Hallo Herr Heibel,
Sie hatten diesen Wert vor ein paar Wochen positiv angesprochen. Ich bin mir aber nicht mehr sicher, ob Sie ihn schon auf der Einkaufsliste hatten.
Inzwischen ist auf Palo Alto Networks in der einen und anderen Publikation positiv hingewiesen worden. So zum Beispiel in der Wirtschaftswoche
und Börse Online. Und ich habe gerade einen Artikel in "Der Aktionär" gelesen, der überschrieben war mit "eine gigantische Gelegenheit". Und das
war schon 2022 bei damals 172 Euro... Aktuell liegen wir bei 35% unter Höchstwert. Wie gigantisch sehen Sie denn die Aktie zur Zeit, Herr Heibel? :)
Freundliche Grüße
Karl aus Viernheim
ANTWORT
Ich habe Palo Alto, wie auch eine Reihe weiterer US-Wachstumstitel, aus unserer Einkaufsliste gestrichen, weil dort zu hohe Mitarbeiterbeteiligungsprogramme laufen. Auf absehbare Zeit werden sämtliche zukünftige Gewinne zu einem zu großen Teil an die Mitarbeiter ausgeschüttet, die Aktionäre gehen leer aus. In der Heibel-Ticker Ausgabe vom 9.12. in Kapitel 07 habe ich das Thema ausführlich erläutert:
Heibel-Ticker 22#49 vom 9.12.22
07. Gute Performance des Heibel-Ticker Portfolios in 2022
: Erkenntnis
Fr, 06. Januar um 12:14 Uhr
Ein Mea culpa, wie ich es vor einer Woche in meinem ausführlichen Jahresrückblick vorgenommen haben, werden Sie von Vermögensverwaltern und Finanzberatern nicht erhalten. Ich bin nun viele Jahrzehnte in der Finanzbranche unterwegs und kann Ihnen daher sagen, dass es niemanden gibt, der offen über seine Fehler spricht.
Also setze ich mich manchmal hin und vergleiche meine Performance mit der von anderen. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus ... daher möchte ich hier nicht die Namen derer nennen, mit denen ich mich vergleiche. Aber ich kann Ihnen sagen, dass kein einziger vergleichbarer Dienst, den ich kenne, weniger als 20% im vergangenen Jahr verloren hat. Was mich daran jedoch am meisten ärgert, ist, dass ich mit vielen von ihnen im Gespräch bin und ich stets deprimiert aus den Gesprächen ging. Stets fragte ich mich, warum die anderen es besser können als ich.
In den Gesprächen wurde stets suggeriert, dass man durch intelligente Absicherungen oder gute Stock Picks etc. nicht ganz so schlimm vom Ausverkauf des Jahres 2022 betroffen sei. Doch die Zahlen, die ich in den vergangenen Tagen ausgewertet habe, sprechen eine andere Sprache.
Natürlich gibt es vereinzelte Wettbewerber, die mit "nur" -10% aus dem Rennen gegangen sind. Doch das sind ausnahmslos Weltuntergangspropheten oder Hedgefonds. Die Weltuntergangspropheten haben jedoch die Corona-Rallye verpasst und deren Portfolio notiert heute noch tiefer als vor der Pandemie. Da ist das Heibel-Ticker Portfolio auf die lange Strecke deutlich besser.
Und Hedgefonds sind Versicherungen für Großanleger und institutionelle Anleger, die ihre Aktienpakete nicht kursschonend auf den Markt werfen können, wenn es turbulent wird. Daher gibt man einen Teil seines Geldes Hedgefonds, die in Zeiten, in denen die Aktienbörsen fallen, ein Plus erwirtschaften. Zeigen Sie mir den Hedgefonds, dem das im vergangenen Jahr gelungen ist. Ich kenne keinen.
Ich komme damit zur Erkenntnis, dass 2022 ein katastrophales Börsenjahr war... für jeden. Wenn wir 2023 besser werden wollen, müssen wir offen über die Fehler sprechen. Das vermisse ich bei meinen Wettbewerbern.
Hier noch ein paar Performancedaten der größten Verlierer des vergangenen Jahres:
US-Tech:
Apple -26%
Microsoft -28%
Moderna -29%
Alphabet -39%
Adobe -41%
Etsy -45%
Salesforce -48%
Amazon -50%
Gamestop -50%
Nvidia -50%
Netflix -51%
AMD -55%
ServiceNow -58%
Square -61%
Paypal -62%
Zoom -63%
Meta -64%
Tesla -65%
Atlassian -66%
Spotify -66%
Shopify -75%
AMC -76%
Snap -81%
DAX-Familie
Lanxess -34,11%
Covestro -34,21%
Amadeus Fire -35,27%
Fraport -35,48%
Dt. Post -36,31%
Evonik -37,72%
Porsche -37,73%
Deutz -38,51%
Continental -39,34%
Ströer Media -39,39%
ThyssenKrupp -42,56%
Dt. Wohnen -46,00%
Bechtle -46,90%
FMC -48,60%
LEG Immobilien -50,56%
Puma SE -51,31%
adidas -52,17%
PVA Tepla -53,08%
Instone Real Estate -54,51%
Vonovia -55,67%
Delivery Hero -58,79%
Shop Apotheke Europe -62,67%
alstria office REIT -63,13%
Evotec -63,79%
HelloFresh SE -69,08%
Flatex DeGiro -71,10%
Kion -72,13%
Global Fashion -75,51%
TAG Immobilien -76,96%
Varta -79,50%
Basler -79,54%
Hypoport -81,49%
Uniper -93,11%
Allein die Kursverluste in Tesla, Apple, Meta, Microsoft, Alphabet und Amazon haben im Jahr 2022 insgesamt 4,6 Billionen USD vernichtet.
Auf die größten Verlierer des Jahres 2022 zu setzen, war in den ersten Tagen des neuen Jahres richtig. Die Gegenbewegung war absehbar, ich hatte darauf hingewiesen. Doch ein Trend für das gesamte Jahr 2023 ist das noch lange nicht. Dazu müssen wir doch ein wenig detaillierter in die Auswertung gehen. Dies habe ich in Kapitel 04 gemacht.
Abbildung 6: Carpet: Jahresperformance der 500 Titel des S&P 500
08. Übersicht HT-Portfolio
Spekulation (≈20%) =17,8% | WKN | 5.1.23 | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 8x2,5% | ! | % |
PVA Tepla | ETR:TPE | 20,66 € | 11% | 11% | 2,2% | C | 0 |
Anheuser Bush InBev | 1NBA | 57,21 € | 1% | 1% | 2,9% | A | + |
TJX Companies | TJX | 78,09 € | 5% | 5% | 3,0% | A | + |
Morgan Stanley | MS | 81,94 € | 3% | 3% | 2,3% | B | + |
Coterra Energy | CTRA | 23,08 € | 1% | 1% | 2,2% | A | + |
Eli Lilly | LLY | 342,39 € | 0% | 0% | 2,6% | A | + |
Disney | DIS | 87,62 € | 8% | 8% | 2,7% | A | + |
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Marktirrtum (≈30%) =21,2% | WKN | 5.1.23 | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 5x6% | ! |
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Wheaton Precious Metals | ETR:SII | 40,60 € | 9% | 9% | 3,8% | B | 0 |
Medios | ETR:ILM1 | 18,30 € | 5% | 5% | 4,8% | A | + |
Flatex | ETR:FTK | 6,92 € | 9% | 9% | 6,2% | B | + |
Paypal | PYPL | 71,84 € | 8% | 8% | 6,3% | C | + |
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Dividende (≈30%) = 31,3% | WKN | 5.1.23 | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 5x6% | ! |
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Devon Energy | DVN | 58,30 € | 1% | 1% | 7,3% | A | + |
Wienerberger | ETR:WIB | 24,66 € | 10% | 10% | 3,5% | C | - |
CEWE | ETR:CWC | 92,00 € | 4% | 4% | 7,0% | B | 0 |
Allianz | ETR:ALV | 210,85 € | 5% | 5% | 7,4% | B | + |
Snap-On | SNA | 222,14 € | 4% | 4% | 6,1% | B | + |
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Absicherung (≈20%) =21,1% | WKN | 5.1.23 | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 3x6,6% | ! |
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Goldbarren 150 gr | 100 gr. | 5.562,00 € | 2% | 2% | 9,0% | A | + |
Südzucker-Anleihe | A0E6FU | 89,40% | 7% | 7% | 6,9% | B | + |
Bitcoin | BitBox02 | 15.857,00 € | 2% | 2% | 5,2% | C | + |
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| Cashquote |
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Σ-Portfolio Ergebnis seit 2023 |
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| 4% | 4% | 8,6% |
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Σ '22 Δ | -20% |
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Heibel-Ticker |
| Gewichtung | Anzahl Positionen | angestrebte Positionsgröße |
Portfolio | Ziel | Soll | Ist | Soll | Ist |
Spekulation | Ereignis | 20% | 17,8% | 8 | 7 | 2,5% |
Wachstum | Enkelkinder | 30% | 21,2% | 5 | 4 | 6,0% |
Dividende | Urlaub | 30% | 31,3% | 5 | 5 | 6,0% |
Absicherung | Zins & Gold | 20% | 21,1% | 3 | 3 | 6,7% |
Summe |
| 100% | 91,4% | 21 | 19 | 100% |
Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.
Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
A | – | Top-Aktie mit günstigem Kurs, |
B | – | Kursrücksetzer zum Kaufen nutzen |
C | – | Kurssprünge zum Verkaufen nutzen, |
D | – | bei Gelegenheit Verkaufen, |
E | – | Sofort Verkaufen |
Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.
Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.
Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.
Die letzten Spalten werden für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. In der Spalte „C19“ wird die Auswirkung der Corona-Pandemie (Covid_19) eingestuft. So profitieren viele Technologieunternehmen von der Pandemie (+), während Freizeit-Unternehmen stark leiden (-). Ein „0“ symbolisiert, dass es entweder kaum einen Einfluss gibt, oder positive und negative Einflüsse sich die Waage halten.
„%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein. „le“ stuft den Einfluss der Deglobalisierung ein, wobei local economies (le) stärker profitieren dürften.
Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.
Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
https://www.heibel-ticker.demailto:info/at/heibel-ticker/./de
09. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
10. An-/Ab-/Ummeldung
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