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24.02.2023:
H E I B E L - T I C K E R P L U S
B Ö R S E N B R I E F
- Einfach einen Tick besser -
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
18. Jahrgang - Ausgabe 08 (24.02.2023)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung:
https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp230226.pdfIm heutigen Börsenbrief lesen Sie:
01. Info-Kicker: Inflationssorgen schüren Rezessionsangst
Liebe Börsenfreunde,
*** IN EIGENER SACHE: HEIBEL IN DEN MEDIEN ***
Diese Woche ist viel passiert. Es gibt gleich drei Auftritte von mir, deren Aufzeichnung Sie unter den folgenden Links abrufen können:
1. Der monatliche Heibel-Ticker Videocall vom Mittwoch dieser Woche: Eine Stunde und fünfzehn Minuten beschäftigen wir uns mit der aktuellen Marktlage, mit unserem Portfolio, das ich erneut an die Startelf von Borussia Mönchengladbach beim Sensationsspiel gegen Bayern München angepasst habe, sowie mit einer Reihe von Fragen, die im Chat gestellt wurden.
Monatlicher Heibel-Ticker Videocall Feb. '23Einen Tag zuvor, am Dienstag, habe ich ein hervorstechendes Ergebnis der wöchentlichen Sentimentanalyse auf YouTube präsentiert. In einem 10-Minutenvideo zeige ich, dass die Zukunftserwartung für die Ölpreisentwicklung ein Extremniveau erreicht hat, das in den vergangenen 16 Jahren erst 17 mal auftrat. In der Vergangenheit stieg der Ölpreis im Anschluss an einen so extremen Wert in den sechs Folgemonaten um durchschnittlich 38,5% an. Das muss dieses Mal nicht wieder so kommen, aber es handelt sich schon um ein starkes Signal, das Sie sich nicht entgehen lassen sollten. Hier der Link zum Video:
animusX-Umfrageanalyse zur Ölpreisentwicklung: Prognose +38,5% in sechs MonatenAm Montag war ich eingeladen zum Podcast Datenaffaire von Annika Bergbauer. Wir sprachen über animusX, über das Konzept hinter den Sentiment-Fragen und über Auswertungsmöglichkeiten sowie weitere Entwicklungsmöglichkeiten. Hören Sie doch mal rein:
Podcast Datenaffaire zu animusX auf SpotifyPodcast zu animusX direkt auf der Webseite von Datenaffaire*** ENDE IN EIGENER SACHE: HEIBEL IN DEN MEDIEN ***
Mit acht Leserfragen und sechs Updates sowie den obigen Medienauftritten habe ich diese Woche schon ziemlich häufig meine Einschätzung abgegeben. Daher bleibt in der heutigen Ausgabe der Rückblick im Kapitel 02 recht kurz: Ich erläutere die Gruppenrotation, die bislang für eine Rallye bei Wachstumstiteln, und seit einigen Tagen für eine Renaissance der Dividendenaktien sorgte.
Die heutige Sentimentanalyse in Kapitel 03 setzt die Interpretation der Vorwochen dahingehend fort, dass die Aktienmärkte auf der Unterseite recht gut abgesichert sind und nach oben Überraschungspotential besteht. Diese Woche kommen US- und deutsche Anleger in ihrem Stimmungsbild erstmals in diesem Jahr zusammen.
Auch der heutige Ausblick in Kapitel 04 bleibt kurz. Ich gebe Ihnen ganz grob meine Einschätzung über den weiteren Jahresverlauf an den Aktienmärkten bis zum Sommer.
Diese Woche haben eine ganze Reihe von Unternehmen aus unserem Heibel-Ticker Portfolio Q-Zahlen und Jahreszahlen veröffentlicht. Zahlen von Unternehmen aus der Bauindustrie, der Edelmetallproduktion, dem Einzelhandel, der Öl- und Gasindustrie und der Gesundheitsbranche habe ich kommentiert. Außerdem habe ich eine aktuelle Entwicklung zu einem Unternehmen kommentiert, das am Montag Zahlen bringen wird. Sie sehen, es ist viel los: Bitte verpassen Sie daher nicht Kapitel 05.
Die Leserfragen beschäftigen sich mit den folgenden Themen:
- Windowdressing
- Meyer Burger
- Wasserstoffaktien
- Inflation für Broker
- Bitcoin
- Anleihe des Landes Baden-Württemberg
- Steuerliches Entlastungspaket
- Renditeberechnung zu US-Anleihen & Szenarien einer Rezession
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
take share, Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
02. So tickt die Börse: Gruppenrotation von Wachstums- zu Dividendenaktien
Unsere Dividendenaktien, die seit Jahresbeginn dem Markt hinterherhinken, entwickelten sich diese Woche recht stabil. Die Highflyer der vergangenen 10 Jahre, die im Jahr 2022 brutal ausverkauft wurden und sich seit Jahresbeginn extrem stark erholt haben, gaben diese Woche wieder ab.
Der DAX notiert zur Stunde (15:40 Uhr) bei einem Wochenminus von 1%. Der Fokus liegt noch immer auf den Wachstumstiteln, mit denen eine ganze Generation über Jahre Erfolge feierte. Entsprechend ist die Stimmung an den Aktienmärkten niedergeschlagen, obwohl das Minus in meinen Augen moderat ist, und obwohl es eine ganze Reihe von Gewinnern gibt.
Diversifikation ist das Zauberwort: Sie können nicht wissen, wann die einen, und wann die anderen Aktien beliebt sind. Trader rotieren von der einen Gruppe zur anderen und verstärken die jeweilige Entwicklung dadurch. Ich versuche, in unserem Heibel-Ticker Portfolio über die Gewichtung beiden Entwicklungen gerecht zu werden. Derzeit haben wir nur wenige Wachstumstitel, da diese Aktien in einem Umfeld steigender Zinsen Bewertungsabschläge erfahren. Auf der anderen Seite haben wir verstärkt in Dividendentitel investiert, da diese Titel ungeachtet der Konjunkturentwicklung solide Rückflüsse versprechen.
Nachdem zum Jahresbeginn gerade die Wachstumsunternehmen starke Kurszuwächse verzeichneten, sorgten eine ganze Reihe von überraschend starken Konjunkturdaten für die Kehrtwende: Die Notenbanken sowohl in den USA als auch in Europa haben noch einen weiten Weg vor sich, um die Inflation einzufangen. Diese Erkenntnis sickert so langsam bei den Anlegern durch.
Steuern wir also auf einen erneuten Ausverkauf zu, der die Aktienmärkte auf die Tiefs des Vorjahres oder noch tiefer zurückführen wird? Ein Kapitel 04 gehe ich dieser Frage nach.
Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes in der abgelaufenen Woche entwickelt haben:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES | 23.2.23 | Woche Δ | Σ '23 Δ |
DAX | 15.240 | -1,5% | 9,5% |
S&P 500 | 3.954 | -2,5% | 3,0% |
Nikkei | 27.453 | -0,2% | 5,2% |
Shanghai A | 3.425 | 1,3% | 5,8% |
Euro/US-Dollar | 1,05 | -1,2% | -1,5% |
Euro/Yen | 143,70 | 0,3% | 2,4% |
10-Jahres-US-Anleihe | 3,96% | 0,11 | 0,08 |
Umlaufrendite Dt | 2,49% | -0,05 | 0,03 |
Feinunze Gold | $1.810 | -1,6% | -0,7% |
Fass Brent Öl | $82,72 | -0,1% | -1,1% |
Kupfer | $8.899 | -0,4% | 5,6% |
Baltic Dry Shipping | $816 | 54,0% | -46,1% |
Bitcoin | $23.120 | -3,9% | 39,4% |
Der Baltic Dry Verschiffungsindex ist diese Woche um 54% angesprungen. Der Index gibt den durchschnittlichen Preis für die Verschiffung von Schüttgut auf den Weltmeeren an. Da China auf diesem Markt der mit Abstand größte Akteur ist, hängt der Verschiffungspreis maßgeblich an der chinesischen Wirtschaft.
China hat die Corona-Beschränkungen aufgehoben und eine Corona-Welle zieht durch das Land. Produktionsausfälle sind die Folge. Doch im Anschluss an die Corona-Welle wird es endlich auch in China eine recht hohe Herdenimmunität geben. China kommt zwar nicht so schnell zurück an die Weltmärkte, wie sich das einige Anleger gewünscht haben. Doch China wird zurückkommen. Der stark angesprungene Baltic Dry Index ist nun ein erster Indikator für die wieder zunehmende Aktivität Chinas.
Schauen wir mal, wie sich die Stimmung unter den Anlegern entwickelt hat.
03. Sentiment: Hoher Pessimismus wirkt wie Sicherheitsnetz
Um 1% ist der DAX diese Woche zurückgekommen. Zweifel daran, ob steigende Leitzinsen die Inflation einfangen können, ohne eine Rezession zu provozieren, haben Sorgenfalten auf die Stirn der Anleger gezaubert.
So ist unser Anlegersentiment auf einen Wert von +0,5% zurückgekommen (Vorwoche +1,4%). Es handelt sich um die schlechteste Stimmung seit Jahresbeginn.
Auch die Verunsicherung unter Anlegern ist wieder zu messen: -0,8% zeigt unser Indikator für die Selbstzufriedenheit, nach +0,9% in der Vorwoche. Auch dieser Indikator ist erstmals seit Jahresbeginn ins Minus gerutscht.
Die Zukunftserwartung steigt häufig mit fallenden Kursen an. Doch nicht so diese Woche: Der Wert von -0,2% zeigt die aufkommende Skepsis, die Anleger für die künftige Aktienmarktentwicklung haben. Fast hat es den Anschein, dass die fallenden Kurse die Hoffnung auf eine Fortsetzung der Rallye zunichte machen.
So ist auch die Investitionsbereitschaft auf +0,5% gefallen (Vorwoche +1,1%) und somit auf dem zweitniedrigsten Wert seit ... Trommelwirbel ... seit einem Jahr!
Das Euwax Sentiment der Privatanleger bleibt mit einem Wert von -7,5 auf einem moderat negativen Niveau. Anleger sichern sich weiterhin gegen Kursverluste ab.
Das Put/Call-Verhältnis der Eurex, über die sich die institutionellen Anleger absichern, zeigt mit einem Wert von 1,5% nur eine verhältnismäßig geringe Absicherungsneigung an.
Das Put/Call-Verhältnis der CBOE ist leicht angestiegen, US-Anleger werden wieder vorsichtiger. Auch die US-Fondsanleger werden vorsichtiger und haben ihre Investitionsquote drastisch auf 57% gesenkt (Vorwoche 81%).
Die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatanleger ist wieder ins Minus gerutscht. 39% Bären stehen nur 22% Bullen gegenüber. Es handelt sich um einen heftigen Stimmungsumschwung, den die US-Anleger in dieser Woche vollzogen haben.
Der technische Angst & Gier Indikator des S&P 500 pendelt im neutralen Bereich.
Interpretation
Der Stimmungseinbruch ist diese Woche sowohl in den USA als auch bei uns deutlich zu sehen. Die Schmerzen des Bärenmarktes aus dem Vorjahr sind noch in frischer Erinnerung, so dass Anleger bei ersten Anzeichen dafür, dass sich diese schlechte Entwicklung des Vorjahres fortsetzen könnte, in Windeseile davon laufen.
Das hat auch etwas Gutes, denn damit haben wir auf hohem Kursniveau so etwas wie eine kleine Panik erlebt. Viele Anleger mit schwachen Nerven haben den Markt verlassen. Es bleiben die besonneneren Anleger, die ihre Positionen nicht so schnell verkaufen. Das ist häufig eine gute Basis für weitere Kursanstiege.
In den vergangenen Wochen betonte ich mehrfach, dass das Überraschungspotential auf der Oberseite liege. Ich fühle mich mit dem Wochenverlauf in dieser Interpretation bestätigt. Denn schon ein kleines Kursminus von 1% im DAX, das wir in der abgelaufenen Woche gesehen haben, sorgte für den hier gezeigten heftigen Stimmungsumschwung, der schon erste Anzeichen von Panik in sich trägt.
Zur Erinnerung: Noch Ende September stand der DAX um 22% tiefer als heute, zum Jahreswechsel stand er um 14% tiefer. Und bei einem Minus von 1% zeigen Anleger nun schon erste Anzeichen von Panik. Da zeigt sich das Sicherheitsnetz, das ich in den Vorwochen erwähnte.
Nun haben wir tatsächlich eine Reihe von Konjunkturmeldungen erhalten, die weitere Zinsanhebungen erwarten lassen und somit die Rezessionsgefahr schüren. Diese Gefahr ist real und nach der Aktienmarktrallye der vergangenen Monate nicht mehr vollständig im Aktienmarkt eingepreist. Je nach Nachrichtenlage kann der Druck auf den Kursen anhalten, doch ein Abrauschen ist vor dem Hintergrund der doch schon recht negativen Stimmung eher unwahrscheinlich.
Vielmehr bleibe ich bei meiner Einschätzung, dass das Überraschungspotential weiterhin auf der Oberseite zu finden ist.
Die Zukunftserwartung am Ölmarkt habe ich in der abgelaufenen Woche mehrfach kommentiert: So viel Optimismus hat in der Vergangenheit bereits 17 mal zu einem stark ansteigenden Ölpreis in den 6 Folgemonaten gesorgt, durchschnittlich um 38,5%. Diese Woche ist der Zukunftsoptimismus nochmals weiter angestiegen. Ich möchte diesen Wert jedoch nicht auswerten, da dieser Anstieg gegebenenfalls darauf zurückzuführen ist, dass ich Sie, liebe Umfrageteilnehmer, mit meiner bullischen Interpretation beeinflusst haben könnte.
04. Ausblick: Fahrplan bis zum Sommer
Ich habe mal gelernt, dass man sich setzen und den Mund halten sollte, wenn man nichts mehr zu sagen hat. Diese Woche habe ich für Sie einen Podcast, zwei Videos und sechs Updates verfasst. Außerdem habe ich acht Leserfragen zu aktuellen Themen beantwortet und im Kapitel 03 meine Einschätzung für die kommenden Tage abgegeben. Da möchte ich Ihre Zeit nun nicht länger in Anspruch nehmen.
Vielleicht noch eine generelle Einschätzung: Mein Fahrplan bleibt weiterhin gültig. Bis ins Frühjahr hinein erwarte ich steigende Aktienmärkte, also irgendwann in den kommenden Wochen nochmals ein ?letztes? Aufbäumen. Dann bin ich neugierig auf die Inflations- und Konjunkturdaten, an denen ich ablesen möchte, ob die Aktienmärkte den Sommer durch seitwärts konsolidieren, oder aber nochmals etwas abgeben werden.
Nachdem die Wachstumsaktien in den ersten Wochen dieses Jahres angestiegen sind, dürfte der nächste Aufschwung von allen Aktien getragen werden, also auch von den Dividendenaktien.
Wir haben 12% Cash für den Fall der Fälle. Eigentlich ziemlich viel, wenn ich mir meine optimistische Prognose vor Augen führe. Doch die Geopolitik ist mir derzeit zu fragil, daher möchte ich zu jedem Zeitpunkt ausreichend Cash für Käufe zur Verfügung haben, sollten die Kurse nochmals stark einbrechen.
05. Update beobachteter Werte: Wienerberger, TJX Companies, Wheaton Precious Metals, Medios, Coterra Energy, flatexDEGIRO
Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter
Heibel-Ticker -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie meine jeweils aktualisierten Einschätzungen zu den Titeln unseres Heibel-Ticker Portfolios.
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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.
Wienerberger: Erleichterung nach Q-Zahlen, Dividende enttäuscht
Do, 23. Februar um 12:25 Uhr
Gestern hat Wienerberger Jahreszahlen vorgelegt, die über den Erwartungen lagen: Der Umsatz ist um 25% auf 5,0 Mrd. EUR gestiegen, 1% über den Erwartungen. Der Gewinn sprang um 48% auf 1 Mrd. EUR, ebenfalls 1% höher als erwartet.
Die Dividende wurde auf 0,90 EUR/Aktie um 20% angehoben. Das entspricht zum heutigen Kurs einer Dividendenrendite von 3%. Die 11 Analysten, die Wienerberger bewerten, hatten jedoch eine Dividende in Höhe von 0,99 EUR/Aktie erwartet.
Das abgelaufene Jahr 2022 sei seit dem zweiten Quartal durch einen Rückgang im Bereich Neubau, Renovierung und Infrastruktur gekennzeichnet gewesen. Die Zielerreichung sei dennoch durch die Entwicklung von "innovativen, digitalen und nachhaltigen Systemlösungen" ermöglicht worden. Damit meint das Unternehmen hauseigene Lösungen für das Wassermanagement (Abwasser & Regenwasser) sowie ökologisches Bauen.
Umsatz und Gewinn liegen über den Erwartungen. Dennoch wird weniger Dividende ausgeschüttet als erwartet. Schauen wir uns das ein wenig genauer an: Der ausgewiesene Gewinn ist EBITDA, also vor Investitionen. Investitionen werden in ihrer Summe auf die Folgejahre verteilt, auch wenn das Geld sofort abfließt. Die Dividende richtet sich nach dem Cashflow, und der ist offensichtlich geringer als erwartet.
Ein meinen Augen kommen schwere Zeiten auf Wienerberger zu, das habe ich bereits in früheren Updates ausgeführt: Die Immobilienbranche erlebt einen Abschwung, da die steigenden Zinsen Bauen teuer machen. Zudem laufen wir auch in eine Konjunkturabschwächung, vor der die Menschen sich ebenfalls zurückhalten mit dem Schulden machen für Hauskäufe.
Und schließlich sind wir den Winter mit einem blauen Auge davon gekommen, weil milde Temperaturen dafür sorgten, dass die Gasspeicher nur moderat in Anspruch genommen wurden.
Wienerberger ist ein Traditionsunternehmen, das solide geführt wird und sich immer frühzeitig auf neue Entwicklungen eingestellt hat. So wurde im Dezember eine Übernahme getätigt, mit der Dach- und Solarlösungen in den Konzern Einzug halten. Der Übernahmepreis ist nicht bekannt, doch der buchhalterische Wert betrug 600 Mio. Euro. Ich gehe also davon aus, dass Wienerberger im Falle der noch ausstehenden Genehmigung der Übernahme mindestens einen hohen dreistelligen Millionenbetrag auf den Tisch legen muss. Vielleicht steckt das hinter der enttäuschenden Dividendenerhöhung.
Gerade bei Dividendenunternehmen wollen wir sowas nicht sehen: Wir wünschen uns ein gut positioniertes Unternehmen, das moderat wächst, ordentlich Cash abwirft und an seine Aktionäre verteilt. Wienerberger investiert in den Ausbau des Geschäfts, um sich gegen einen veränderten Markt zu schützen. Das ist also kein Wachstum, das zugekauft wird, sondern eher getrieben aus der Defensive.
Die Zahlen wurden positiv vom Markt aufgenommen, die Aktie ist um 4% angesprungen. Mal schauen, wie weit die Aktie noch laufen kann. Ich würde mir einen Stopp Loss bei 28 Euro (aktuell 29,60 EUR) setzen und den aktuellen Lauf abwarten. Ich neige aber dazu, nicht mehr bis zur Ausschüttung der Dividende im Frühjahr zu warten, bis wir die Position verkaufen.
TJX Companies: Solide Q-Zahlen mit konservativem Ausblick
Do, 23. Februar um 14:02 Uhr
Auch TJX hat gestern vorbörslich Q-Zahlen veröffentlicht. Der Umsatz stieg um 5% auf 14,5 Mrd. USD und lag um 3% über den Erwartungen. Der Gewinn traf mit einem Plus von 14% auf 0,89 USD/Aktie die Erwartungen.
Das Umsatzwachstum der bestehenden Off-Preis Märkte (bspw. TK-Maxx) betrug sogar 7%. Die höhere Umschlagsgeschwindigkeit führt zu einem gesunden Cashflow, mit dem sich das Unternehmen gut positioniert sieht, um weitere Lagerüberbestände von Markenartikeln aufzukaufen.
Wermutstropfen ist die Gewinnmarge, die geringer ausfiel als erwartet, da sich Währungseffekte negativ ausgewirkt haben. Zudem investiert das Unternehmen nun verstärkt in die Öffnung neuer Läden.
So blieb auch der Ausblick auf das laufende Jahr hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Zwar liegt die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr leicht über den Erwartungen. Doch die Gewinnprognose liegt knapp darunter.
Doch der üppige Cashflow wird für eine Anhebung der Dividende um 13% auf 33 Cents je Aktie genutzt. Zusätzlich wird ein Aktienrückkaufprogramm mit einem Volumen von 4 Mrd. USD aufgelegt, das im laufenden Jahr mit 2-2,5 Mrd. USD genutzt werden soll.
Für mich sieht das alles sehr solide aus. Die Konjunkturschwäche nutzt TJX, um Qualitätsartikel zu günstigen Preisen anzubieten. Ich werde die Aktie noch eine Weile behalten.
{render_analysis_subtitle('Wheaton Precious Metals', '1677242137', 'Produktion '22 hinter Erwartung')}
Diese Woche gab Wheaton Precious Metals seine Produktionszahlen für 2022 bekannt: 293.234 Unzen Gold blieben hinter der Unternehmensprognose von 300.000 bis 320.000 zurück. Die Silberproduktion fiel mit 23.979 Unzen am oberen Ende der Prognose (22.500 bis 24.000) aus. Die Produktion der "anderen Metalle" lag mit 36.625 Unzen Goldäquivalent im Rahmen der Prognose.
Um es in einer Zahl auszudrücken, werden Silber, Kupfer, Kobalt und Palladium über einen festgelegten Marktpreis in Gold-Unzen umgerechnet und so hat Wheaton insgesamt 638.048 Unzen Goldäquivalent produziert, die Unternehmensprognose gab 640.000 bis 680.000 Unzen an.
Obwohl die Unternehmensprognose nicht erfüllt wurde, notiert die Aktie recht stabil. Das liegt daran, dass diese Zahlen erwartet wurden. Eine Überschwemmung in der Stillwater Mine beeinträchtigte im zweiten Halbjahr die dortige Produktion. Instandhaltungsprobleme führten zu einer geringeren Produktion in der Salobo Mine. Die Ereignisse wurden kommuniziert, die Prognose jedoch nicht angepasst.
Für das laufende Jahr 2023 wird eine Produktion von Goldäquivalenten in Höhe von 600.000 bis 660.000 Unzen prognostiziert. Man habe im Jahr 2022 vier strategische Investments getätigt, um auch für die kommenden Jahre an steigenden Edelmetallpreisen zu partizipieren. So gibt es sogar eine Produktionsprognose für die kommenden 10 Jahre: Wheaton möchte ab 2023 bis 2032 jährlich durchschnittlich 850.000 Unzen Goldäquivalent produzieren.
Zum Verständnis: Wheaton produziert nicht selber, sondern listet nur die anteilige Produktion auf, die es von Minen erhält, die sie finanziert haben und daher Lizenzen an der Edelmetallproduktion hält. Die Kosten der Produktion trägt der Minenbetreiber, nicht Wheaton. Das Unternehmen freut sich nur über die Edelmetalle, die als Rückzahlung der Kredite in vereinbarter Menge und unabhängig vom Marktpreis abgeliefert werden.
Am 9. März werden Q4-Zahlen veröffentlicht. Die Produktionszahlen berücksichtigten noch nicht, welche Verkaufspreise für die Edelmetalle erzielt wurden. Eine große Überraschung erwarte ich dennoch nicht, da die Preise gut eingeschätzt werden können.
Medios: Erfreuliche Margenentwicklung
Do, 23. Februar um 13:10 Uhr
Auch Medios hat gestern Jahreszahlen 2022 veröffentlicht. Der Umsatz ist um 20% auf 1,6 Mrd. EUR angewachsen. Das liegt zwar im oberen Bereich der Unternehmensprognose, jedoch hatten Analysten um 1,5% mehr erwartet. Der Gewinn (EBITDApre) ist um 43% auf 55 Mio. EUR gestiegen und liegt damit um 3,5% über den Erwartungen.
Eine dicke positive Überraschung war die Entwicklung des Cashflows, der mit 37 Mio. EUR um 30% über den Erwartungen lag.
Für das laufende Jahr gab das Unternehmen eine Prognose aus, die mit einem Umsatzplus von 12% im Rahmen der Erwartungen der Analysten liegt. Beim Gewinn wird eine Steigerung um 14% auf 63 Mio. Euro prognostiziert, was um 5% über den Analystenerwartungen liegt. Es wird sichtbar, dass Medios den Fokus auf Profitabilität legt. Das kommt bei Anlegern gut an.
So war die Aktie in einer ersten Reaktion, vermutlich aus Enttäuschung über die schwache Umsatzentwicklung, abgesackt. Bei genauerem Hinschauen wurden die genannten positiven Aspekte (Cashflow, Profitabilität) sichtbar und die Aktie holt ihren Kursverlust seither wieder auf.
In dem vermeldeten Gewinn sind zwei jährliche, erfolgsabhängige Zahlungen in Höhe von je 5,7 Mio. EUR nicht enthalten. Die Kosten fallen im Nachgang zu einer Übernahme an, die Medios kürzlich getätigt hat. Wie so häufig werden die positiven Effekte aus einer Übernahme, Margenverbesserung, sofort bilanziert. Die negativen Folgen, Kosten, werden als nicht dem laufenden Geschäftsbetrieb zugehörig herausgerechnet.
Für die Betrachtung der Qualität des Geschäftsmodells ist das hilfreich. Doch für uns Anleger bedeutet dies, dass wir noch eine Weile die Investitionen, die das gute Geschäftsmodell ermöglichen, abtragen müssen, bevor wir voll davon profitieren. Ich erinnere daran, dass wir eigentlich Unternehmen bevorzugen, die heute mit einem guten Cashflow ausgestattet sind. Alles, was zukünftig Gewinne verspricht, wird mit einem zunehmend hohen Marktzins abdiskontiert.
Es bleibt also dabei, dass Medios ein magenschwaches Geschäft betreibt, das weniger organisch als vielmehr durch Übernahmen wächst. Doch die Marge wird kontinuierlich ausgebaut und bereits mit Blick auf das laufende Jahr sind die Bewertungskennziffern extrem günstig: Das Verhältnis von Enterprise Value (Marktkapitalisierung zzgl. Schulden) zum Gewinn (EBITDApre) steht für 2023e bei nur noch 6. Ich gehe davon aus, dass Anleger die gute Margenentwicklung unterschätzen.
Somit bleiben wir bei dieser Aktie dabei.
Coterra Energy: Zahlen analog zu Devon
Do, 23. Februar um 17:32 Uhr
Vergangene Woche haben wir die Q-Zahlen von Devon erhalten: Die variable Dividende fiel geringer aus als erwartet, gleichzeitig werde man mehr in die Erschließung neuer Gas- und Ölquellen investieren. Die Aktie brach ein, das Wochenminus betrug 16%.
Auch die Aktie von Coterra brach im Kielwasser dieser Meldung ein, wenngleich auch nicht so stark. Gestern nun brachte Coterra Quartalszahlen: 2,5% Umsatzplus auf 2,3 Mrd. USD, 8% über den Erwartungen. Der Gewinn sprang um 40% auf 1,16 USD/Aktie, 5% höher als erwartet.
Die Dividende wurde auf 57 Cents je Aktie festgesetzt, nach 68 Cent/Aktie im Vorquartal. Der Ölpreis ist seit Jahresbeginn um 7% zurückgegangen, der Gaspreis notiert auf dem niedrigsten Niveau seit Kriegsausbruch. Es war absehbar, dass die Dividende nicht mehr in gleicher Höhe anfallen würde. Zur Erinnerung: Die Dividende setzt sich aus einem fixen Basisbestandteil und einer variablen Komponente, in Abhängigkeit vom jeweiligen Quartalsgewinn, zusammen.
Der fixe Bestandteil wurde von 15 auf 20 Cent/Aktie angehoben. Die aktuelle Quartalsdividende führt zu einer Dividendenrendite von 9,8%.
Zusätzlich wurde ein Aktienrückkaufprogramm mit einem Volumen von 2 Mrd. USD aufgelegt. Das Management gab bekannt, man werde ab sofort aus dem Gewinn als erstes die Basisdividende auszahlen, danach die Aktienrückkäufe und erst in der Prioritätenliste an dritter Stelle eine variable Dividende beschließen.
Das ist für Dividendenaktionäre natürlich nicht so erfreulich, ich halte die Entscheidung dennoch für richtig: Der Aktienkurs ist in den vergangenen Monaten unter Druck gewesen und in den vergangenen Tagen nochmals kräftig ausverkauft worden. Die hohe Priorität, mit der eigene Aktien zurückgekauft werden sollen, zeigt die Überzeugung des Managements, dass der Kurs zu niedrig ist. Gefällt mir.
Auch die Produktionszahlen lagen über den Erwartungen: Die Ölproduktion stieg um 12%, die Gasproduktion ging um 3% zurück. Es wurde ein durchschnittlicher Ölverkaufspreis von 80,57 USD/Fass WTI erzielt, das Gas wurde zu durchschnittlich 4,74 USD/tcf verkauft. Beide Preise lagen um über 30% höher als vor einem Jahr.
Aktuell liegt der Ölpreis jedoch nur noch bei 75,80 USD/Fass WTI. Der US-Gaspreis pendelt knapp über 2 USD/Btu, nachdem vor einem Jahr noch das Fünffache bezahlt werden musste. Der warme Winter hat insbesondere dem Gaspreis zugesetzt.
Genau wie Devon Energy wird auch Coterra in den Ausbau der Öl- und Gasförderung investieren (CAPEX). Die steigenden CAPEX von 2 Mrd. USD hätten sicherlich Anleger verschreckt, wenn das nicht schon vor einer Woche durch die Devon-Zahlen eingepreist worden wäre. Somit bleibt der Blick auf den Break-Even Preis für Coterra: Ab 45 USD/Fass WTI Öl und ab 2,25 USD/Btu US-Gas produziert das Unternehmen kostendeckend.
An den rückläufigen Energiepreisen sehen wir, dass die künftigen Dividenden eher weiterhin rückläufig ausfallen dürften. Doch die Aktie hat das bereits sehr stark berücksichtigt. Die Basisdividende sorgt für eine Rendite von 3,3%. Coterra selbst gibt eine Kalkulation für 2023 heraus, derzufolge mit einer variablen Dividendenrendite von zusätzlich 2,5% zu rechnen ist. Insgesamt würde das also auf eine Dividendenrendite von 5,8% hinauslaufen, ähnlich wie bei Devon. Gleichzeitig werden jedoch Aktien zurückgekauft, so dass die Dividende in der Zukunft allein dadurch schon wieder steigen wird. Denn der Gewinn ist künftig dann auf weniger Aktien aufzuteilen.
Energiepreise? Nun, der warme Winter gepaart mit dem Aufheben der Corona-Maßnahmen in China, was für einen Corona-Ausbruch und damit einhergehend Produktionsausfällen führte, haben die Energiepreise über Gebühr in den Keller gedrückt. Im Sommer wird Energie für Klimaanlagen benötigt, so dass da schon wieder der nächste Nachfrageschub zu erwarten ist. Wenn dann auch die chinesische Wirtschaft langsam wieder zu Laufen beginnt, könnten die Energiepreise kräftig nach oben laufen.
Alles in allem also haben wir in meinen Augen in diesen Wochen das Tal durchschritten. Üppige Dividenden sind ein attraktives Schmerzensgeld. In den kommenden Monaten würde ich dann wieder steigende Energiepreise, und somit auch steigende Aktienkurse bei Coterra und Devon erwarten.
Oder, um es anders zu formulieren: Wer noch nicht investiert ist, dem bietet sich aktuell eine gute Gelegenheit dazu.
flatexDEGIRO: BaFin bestellt Sonderbeauftragten
Fr, 24. Februar um 15:16 Uhr
Heute bricht die Aktie von FlatexDeGiro ein. Die BaFin hat bekannt gegeben, dass man einen Sonderbeauftragten bestellt hat, um die Umsetzung der von der BaFin im Dezember geforderten Maßnahmen zu begleiten. Zudem wurde ein Bußgeld über 1 Mio. Euro verhängt. Hier die Meldung:
https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Massnahmen/60b_KWG_84_WpIG_und_57_GwG/meldung_2023_02_24_flatexDEGIRO.html
Wir erinnern uns: Im Dezember monierte die BaFin die organisatorische Umsetzung des Risikomanagements sowie der Geldwäscheprävention. FlatexDeGiro musste 50 Mio. Euro an Sicherheiten hinterlegen, um die Mängel finanziell abzusichern. Bis Ende 2023, so CFO Muhamad Chahrour damals, werde man die Auflagen erfüllen und er rechne damit, dass die 50 Mio. Euro dann wieder freigegeben werden.
Im Dezember war die Aktie aufgrund der BaFin-Meldung von 10 auf 6 Euro eingebrochen, wir hatten den Einbruch zum Nachkauf bei 6,40 EUR genutzt. Zwischenzeitlich hat sich die Aktie wieder auf über 8 Euro erholt, doch heute bricht sie wieder Richtung 7 Euro ein. Ärgerlich.
Wie schlimm ist es? Nun, wirklich neue Vorwürfe enthält die heutige Meldung nicht. Ich habe soeben mit der IR-Abteilung von Flatex telefoniert. Dort klingt das ganze schon wieder ganz anders.
Die Beauftragung eines Sonderbeauftragten ist eigentlich die normale Vorgehensweise für einen Fall wie diesen. Flatex hätte sich gewünscht, dass die Bestellung des Sonderbeauftragten noch im Dezember, also zeitnah nach der Veröffentlichung der damaligen BaFin-Meldung, erfolgte. Dadurch, dass nun so viel Zeit ins Land ging, sieht die Ernennung aus, als wäre es eine Reaktion auf vielleicht suboptimale Fortschritte im Prozess. Doch das ist nicht der Fall, versicherte mir die IR.
Das Bußgeld, das in der heutigen Meldung ebenfalls erwähnt wird, hängt in keinem Zusammenhang mit diesem Vorgang. Vielmehr betrifft das Bußgeld Vorfälle aus dem Jahr 2020 und 2021, über die im Geschäftsbericht informiert wurde und für die das verhängte Bußgeld erwartet wurde.
Zum Sonderbeauftragten wies man mich im Gespräch noch daraufhin, dass man die Entwicklung sehr begrüße. Flatex muss nun organisatorische Änderungen umsetzen, um das eigene Risikomanagement wieder in Einklang mit den Vorschriften zu bringen. Wenn dieser Prozess erfolgreich abgeschlossen ist - wie gesagt, CFO Chahrour rechnet bis Ende 2023 damit - sollten die 50 Mio. wieder freigegeben werden. Wenn ein Sonderbeauftragter kontinuierlich dabei ist, wird die Freigabe schneller erfolgen, als wenn man in einem Jahr das Ergebnis vorlegt und die BaFin dann nochmals mit großem Aufwand eine Sonderprüfung anleiert.
Zudem wird am Ende der BaFin Meldung darauf hingewiesen, dass die 50 Mio. Euro in Abhängigkeit vom Fortschritt der Mängelbeseitigung angepasst (sprich: gesenkt) werden können.
Ehrlich gesagt: Die Meldung enthält eigentlich keine neue negative Information. Am Montag werden die Zahlen veröffentlicht und ich gehe davon aus, dass das Management die Gelegenheit nutzen wird, um die Vorgänge besser zu erläutern. Meiner Einschätzung nach dürfte die Aktie dann wieder auf das ursprüngliche Niveau zurücklaufen. Wenn die Zahlen und der Ausblick dann vielleicht noch gefallen, dann könnte es sogar noch höher gehen.
Wir bleiben also dabei. Wer noch nicht dabei ist, hat heute vielleicht nochmals die Gelegenheit, günstig nachzukaufen.
06. Leserfragen
Vielen Dank für Ihre zahlreichen Fragen! Allerdings erhalte ich zu viele Leserfragen, als dass ich alle individuell beantworten könnte. Wenn ich eine Frage beantworte, dann möchte ich das fundiert und hilfreich machen.
Ich bitte daher um Ihr Verständnis, wenn ich wie folgt vorgehe. Sie profitieren davon wie die anderen 25.000 Heibel-Ticker Leser:
1. Fragen zu administrativen Themen (Abo, E-Mail-Zustellung, interner PLUS-Bereich …) werden natürlich stets binnen kurzer Zeit beantwortet.
2. Fragen zu Aktien aus unserem Portfolio werden inhaltlich in das nächste Update zum entsprechenden Portfoliotitel eingearbeitet, sofern für die Allgemeinheit von Interesse.
3. Die wichtigsten Fragen zu allgemeinen Börsenthemen sowie zu Einzeltiteln werde ich im Heibel-Ticker beantworten.
Mit dieser Vorgehensweise hoffe ich, wieder mehr Zeit für die Recherche von Themen zu haben, die ich für wichtig halte und überzeugt bin, dass dies vielen Lesern meines Börsenbriefs Mehrwert bietet.
Leider war es in der Vergangenheit teilweise so, dass ich mehr Zeit in die Recherche für individuelle Fragen gesteckt habe und Zeit für die Analyse von Aktien und das Ausarbeiten von neuen Empfehlungen fehlt. Das ist jedoch den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS gegenüber unfair, denn es darf erwartet werden, dass ich meine Energie dahingehend einsetze, für alle Abonnenten relevante Themen auszuarbeiten. Ich hoffe auf Ihr Verständnis :-)
Windowdressing zum Jahresende für HT-Portfolio nutzen
Hallo Herr Heibel,
danke für den Videocall gestern, da haben Sie ein tolles neues Format erschaffen, eine super Ergänzung zum Newsletter. Sie sind einfach ein toller Kommunikator, egal auf welchem Kanal.
Sie sind gestern auf meine Frage zum Windowdressing eingegangen, und ich stimme Ihren Ausführungen zu: im Heibel Ticker machen wir kein Intraday Trading oder spekulieren auf fallende Kurse via Optionsscheinen.
Meine Gedanken gingen eher in folgende Richtung: Sie hatten korrekt vorhergesagt, dass kurz vor Jahresende diejenigen Titel nochmal ausverkauft werden, die im Jahresverlauf schlecht gelaufen sind, also insb. spekulative Technologie Titel.
Und dass diese dann im Januar umso stärker ansteigen würden. Diese Titel hätten wir also Ende Dezember kaufen können und im Laufe des Januars wieder abstoßen.
Klar, ist auch Trading, aber eher im Horizont von mehreren Wochen, das machen Sie ja sonst auch manchmal. Als Kleinanleger haben wir ja den Vorteil, deutlich flexibler zu sein als die großen Fonds.
Viele Grüße aus Detmold
Michael
ANTWORT
Ja, so betrachtet haben Sie natürlich recht und tatsächlich haben wir das ja sogar getan: Disney stand bei mir schon im Dezember zum Verkauf, doch ich habe die Aufholjagd im Januar (+24%) abwarten wollen, bevor ich die Position verkaufe.
FlatexDeGiro haben wir am 30. Dezember zu 6,40 EUR nachgekauft und liegen mit diesem Teil der Position aktuell 24% im Plus. Auch Paypal haben wir zum Jahresende (22.12.) nochmals nachgekauft, bislang stehen +7% zu Buche.
Das ist doch schonmal was, oder? :-).
Meyer Burger mit Rückenwind
Hallo Herr Heibel,
mich würde Ihre Meinung zu Meyer Burger interessieren. europäische Produktion an Solarmodulen ist doch politisch gewollt. Allerdings ist die GuV der letzten Jahre bei der Firma so ziemlich schrecklich (immer Verluste). Kommen die noch aus dem Keller ?
Grüße aus Dresden,
Thomas
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Zu Meyer Burger habe ich seit Jahren eine Meinung: Zu volatil für mich. Es handelt sich um einen Maschinenbauer (Photovoltaik), der mangels Abnehmer durch Kapitalerhöhungen nun selber zum Stromproduzenten mutiert ist. Die Rahmenbedingungen könnten besser nicht sein. Doch das Management hat in den vergangenen Jahren so häufig das Geschäftsmodell geändert, dass ich mich mit dem Unternehmen nicht mehr beschäftige.
Wasserstoffaktien für den Heibel-Ticker
Sehr geehrter Hr. Heibel
Wasserstoffaktien sind sehr gefragt, wären diese nicht eine Ergänzung für das Portfolio?
Vielen Dank für Ihre Nachricht im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Gerhard aus Lustenau, Österreich
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Wir haben Linde im Visier, das Unternehmen ist weltweit führend in der Wasserstoffproduktion und arbeitet intensiv am „grünen“ Wasserstoff. Doch derzeit ist mir die Aktie noch zu teuer. Bei anderen Wasserstoffaktien sieht das Chance/ Risiko-Verhältnis ziemlich verzerrt aus: Zu viel Hype um eine Branche verzerrt die Bewertungen.
Wirkung von Inflation auf FlatexDeGiro
Guten Tag Herr Heibel,
ich habe eine Frage zu Flatex. Sie gehen davon aus, dass die Zinsen schneller und höher steigen werden, als die Börsen dieses derzeit eingepreist haben. Ich folge Ihrer Argumentation. Flatex ist ja ein Tech-Wert, in früheren Börsenphasen gingen steigende Zinsen zumeist zulasten von Tech-Werten. Zeitgleich ist Flatex ja aber auch eine Bank...Bedeutet das, dass Flatex irgendwie auch von steigenden Zinsen profitiert? Flatex lebt ja wohl nicht vom verleihen von Geld, könnte sein eigenes Wachstum aber so sicherlich günstiger finanzieren. Ist der Anstieg von Flatex bei weiteren Zinserhöhungen gefährdet? Bis dato hatte ich den Eindruck, dass Flatex gerade bei neuen Zinserhöhungen nachgefragt wird. Ich habe Flatex mit 15% gewichtet und bin damit bis jetzt ziemlich gut gefahren...Jetzt frage ich mich, ob ich den Anteil nun etwas zurückfahren sollte. Ich bin zufriedener Kunde von Flatex und bin somit auch dichter dran. Manchmal frage ich die Flatex-Kundenbetreuer wie es so läuft, die können sich vor Arbeit nicht retten.
Dann ist da noch etwas, was mich interessiert. Immobilien, Bitcoin, cash und Gold haben derzeit als "Anlageklassen" auch ihre Risiken. An Aktien kommt man also auch jetzt nicht vorbei. Früher gab es Minuszinsen für cash, daher musste man in Aktien ausweichen. Jetzt gibt es Inflation für cash, also muss man doch ebenfalls in Aktien ausweichen. Selbst 3% Guthabenszinsen suf Festgeld würden die derzeitige Inflation nicht im Ansatz ausgleichen. Wenn sich also Tech-Werte am Markt für künftiges Wachstum verschulden müssen, dann entschuldet man sich nun halt trotzdem über die Inflation. Das Wachstum von Tech-Werten würde derzeit also auch durch die Inflation "subventioniert", wenn man mal Zinskosten von 3,8% ansetzt. Hat sich also eigentlich tatsächlich vieles zum negativen entwickelt, für Tech-Werte? Der Bewertungsabschlag vieler Tech-Werte (z.B. hello fresh, flatex etc.) ist ja weiterhin enorm.
Vielen Dank für Ihre Antwort im voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Micha aus Mühl Rosin
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Gute Überlegungen :-). Vielen Dank.
Ja, FlatexDeGiro profitiert von steigenden Zinsen durch höhere Zinseinnahmen. Wenn man sich die Analystenschätzungen im Detail anschaut, dann gehen die von einer Zinsmarge von 1% aus und kommen auf Zinseinnahmen von 50 Mio. Euro. Ich habe mal nachkalkuliert, wie das Ganze aussieht, wenn die Marge durch den stark angestiegenen Zins um 1% höher ausfällt: Es wären weitere 50 Mio. Euro. Der Gewinn (EBITDA) wird aktuell mit 153 Mio. Euro erwartet. Die zusätzlichen Zinseinnahmen dürften für gute Laune sorgen.
FlatexDeGiro hat netto keine Schulden, sondern finanziert sich aus Eigenmitteln. Daher kommen keine hohen Kreditzinsen auf das Unternehmen zu.
Negative Effekte von steigenden Zinsen sind bei den Geschäftsbanken stets die Kredite, die in die Insolvenz schlittern. Doch Flatex vergibt weder nennenswert Unternehmenskredite noch Konsumentenkredite.
Somit hat die Inflation bei FlatexDeGiro meiner Ansicht nach überwiegend positive Auswirkungen auf das Geschäft. Lediglich die Bewertungsmodelle werden bei steigenden Zinsen bei Wachstumsunternehmen zukünftige Gewinne stärker abdiskontieren, was den Aktienkurs von FlatexDeGiro belastet.
8% Umsatzwachstum wird für 2023 erwartet, und 8% Gewinnwachstum (EBITDA). Die Gewinnmarge liegt bei 35-40% und das EV/EBITDA steht bei 6. Das ist für ein volldigitales Geschäftsmodell in meinen Augen sehr günstig.
Spekulation im Bitcoin
Lieber Herr Heibel
Entschuldigen Sie mich bitte, ich bin etwas nervös wegen des steilen Aufstieg des Bitcoins , fast 30% seit dem letzten tiefen Fall. Sie sagten es gehe wahrscheinlich nochmals tief hinunter......sind sie immer noch gleicher Meinung? (wurde eben gerne nochmals etwas versuchen ....)
Vielen Dank , Rita aus Monistrol de Montserrat, Spanien
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Ich habe mir die Werte unter 10.000 USD oder sogar bei 6.000 USD als Extrempunkte vorgemerkt, um mich darauf einzustellen, beim Einbruch auf dieses Niveau nicht zu verkaufen. Wenn das nun nicht mehr kommt, um so besser. Doch ausschließen kann ich das nicht.
Die Bitcoin-Buden gehen derzeit reihenweise in die Grätsche, das allein spricht schon für einen Boden im Bitcoin-Kurs. Alles Schlechte ist nun bekannt. Doch fragen Sie mich bitte nicht, ob der Bitcoin in den kommenden Wochen noch weitere 10% oder 20% ansteigen kann. Für mich ist der Bitcoin eine alternative Währung, die nur dann wirklich werthaltig wird, wenn sie in der breiten Gesellschaft akzeptiert wird. Daher verfolge ich Projekte, die zur weiteren Verbreitung des Bitcoins beitragen, um abzuschätzen, ob das nur Geldmacherei ist, oder aber eine sinnvolle Anwendung.
Viele Geldmacherei-Projekte gehen in diesen Tagen kaputt. Einige weniger sinnvolle Projekte (Lightning) laufen gut.
Oder anders gesagt: Ich bleibe bei meiner Einstellung, dass Spekulieren im Bitcoin derzeit sehr schwer ist - zu schwer. Aber eine kleine Position im Bitcoin mit fünf oder mehr Jahren Zeithorizont halte ich für eine gute Diversifikation.
Grund für hohe Rendite bei Landesbank Baden-Württemberg
Guten Tag Herr Heibel,
Ich finde es gut, dass Sie jetzt auch neben ihren inspirierenden Analysen der Aktienmärkte Anleihen stärker in den Fokus nehmen.
Aufgrund der gestiegenen Zinsen beschäftige ich mich erstmals seit Ende letzten Jahres mit der Thematik und habe erste Investments getätigt.
Zur Suche benutze ich den Anleihen Finder der Börse Stuttgart. Dort sind mir € Anleihen der LB BW aufgefallen, die bei Laufzeiten von 6-12 Monaten Renditen von 4-5 % abwerfen. Die Höhe hat mich überrascht, finde allerdings keine Informationen im Netz, ob die LB BW in irgendeiner Weise Probleme hat, die dazu führen, dass so relativ hohe Renditen angeboten werden müssen Haben Sie eine Meinung dazu?
Mit freundlichen Grüßen
Detlef aus Wuppertal
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Nein, ich habe keine Einblicke in das Geschäft der Landesbank Baden-Württemberg. Da der Anleihemarkt um ein Vielfaches größer ist als der Aktienmarkt und vorwiegend von institutionellen Anlegern bestimmt wird, geht man davon aus, dass die dortige Preisfindung ziemlich gut funktioniert. Es ist also davon auszugehen, dass es Gründe dafür gibt, dass die Landesbank BW einen so hohen Zins zahlen muss, um sich zu refinanzieren.
Profitieren von steuerlichem Entlastungspaket
Hallo Herr Heibel!
Welche Firmen könnten davon profitieren?
Lindner skizziert Entlastungspaket - 'Superabschreibungen' nahen
BERLIN (dpa-AFX) - Bundesfinanzminister Christian Lindner hat Details der geplanten Entlastungen für die Wirtschaft skizziert. Er plane ein "steuerliches Wachstumspaket, das Abschreibungen, Investitionsprämien, steuerliche Forschungsförderung, Mitarbeiterkapitalbeteiligung und Vereinfachung bringt", sagte der FDP-Politiker in einem am Donnerstag veröffentlichen Interview des "Handelsblattes".
Lindner stellte auch in Aussicht, dass die von der Ampelkoalition geplanten sogenannten Superabschreibungen für Unternehmen bald kommen. In der Krise sei dafür nicht der richtige Zeitpunkt gewesen, da die Abschreibungen dann vor allem die Inflation angetrieben hätten. "Nun spricht vieles dafür, dass der richtige Zeitpunkt naht", sagte Lindner mit Blick auf die Superabschreibungen. So hätten sich die Lieferkettenprobleme entspannt. Einen konkreten Zeitpunkt nannte er nicht.
Die Ampel-Parteien hatten sich im Koalitionsvertrag vorgenommen, eine Investitionsprämie für Klimaschutz und digitale Wirtschaftsgüter zu schaffen, die es Steuerpflichtigen ermöglicht, einen Anteil der Anschaffungs- und Herstellungskosten von Wirtschaftsgütern zu diesen Zwecken vom steuerlichen Gewinn abzuziehen
Nikolai aus Essen
ANTWORT
Das ist noch so vage, davon kann letztlich jeder profitieren, der das nutzen möchte. Doch auch wenn das „Super“-Abschreibung heißt, wird damit kein Geld verdient, sondern nur die Steuerlast ein kleines bisschen … bzw. nicht einmal das, sondern Steuerersparnisse können früher eingelöst werden, und damit später dann nicht mehr. Das ist kein Effekt, der einer Aktie Beine macht.
Renditeberechnung zu US-Staatsanleihen
Guten Abend Herr Heibel,
können sie Nachhilfe geben?
US-Staatsanleihen-Anleihe: 6,250% bis 15.08.2023
https://www.finanzen.net/anleihen/411572-us-staatsanleihen-anleihe
Wir haben Krise, also wird der $ stark bleiben, EU hat Verbrenner verboten, also wird der $ stark bleiben.
Die FED wird die Zinsen weiter erhöhen, weil Inflation und Konsum immer noch zu hoch für die FED sind.
Jetzt wird es wichtig: Ich bekomme auf 100% 6,25%!!
nächster Zinstermin
15.02.2023
Zinstermin Periode
Halbjährlich
Also bekomme ich am 15.08.2023 das Papier zu x% und 6,25% von 100, wenn die FED nun um 3*0,25% erhöht, sollte das Papier entsprechend auf ~7% erhöhen also einen Wert von 89,2857142857143% haben.
Ich verliere also ~1000€ und bekomme 625€, korrekt?
Nur leider zeigt der Chart, dass es von 107% auf fast 100% in diesem Zinserhöhungszyklus gesunken ist. Wieso, da die Zinsen auf ~4,5% erhöht wurden und das Papier mit 6,25% darüber liegt?
Nun weiß ich wieder, warum ich vom Anleihemarkt so wenig Ahnung habe 😔
Hoffe ich langweile sie nicht und könnte mir auch vorstellen, dass sie dieses Thema in den Heibel-Ticker mal aufnehmen, da es noch Zinserhöhungen geben wird und wahrscheinlich Ende des Jahres Zinssenkung ( Dann hätte ich die Rendite und die neuen Papiere geringere, dann müsste mein Papier aufwerten, oder?)
Na dann hoffe ich mal auf ihre Antwort,
Mit freundlichen Grüßen,
Reiner aus Blankenheimerdorf
ANTWORT
Puh, da fordern Sie mich aber heraus. I accept the challenge ;-).
Sie wollen eine US-Anleihe kaufen, die heute bei 100,83% notiert und zum 15.8. zu 100% zzgl. 6,25% Zins zurückbezahlt wird. Wenn Sie heute kaufen, müssen Sie zusätzlich zu den 100,83% auch noch die bis zum heutigen Tag angelaufenen Zinsen anteilig zahlen: 15.8.22 bis 24.2.23 = 189 von 360 Tagen = 3,23%.
Sie zahlen also 100,83 + 3,23 = 104,06%.
In 171 Tagen bekommen Sie dann 106,25% zurück, Gewinn also = 106,25-104,06 = 2,19.
Auf den Einsatz von 104,06 entspricht das eine Rendite von 2,1% für 171 Tage. Aufs Jahr gerechnet entspricht das einer jährlichen Rendite von 4,42%.
Mit unserer Bundesanleihe bekommen wir 2,9% Rendite aufs Jahr gerechnet, also 1,5%punkte weniger. Nun fangen Sie an, den Wechselkurs einzurechnen. Ich halte das für nicht zielführend, da man ja nur dann in Anleihen investiert, wenn man ein „sicheres“ Einkommen haben möchte. Andernfalls würde ich Wechselkursspekulationen eingehen. Aber sei’s drum, schauen wir uns das mal an:
In den vergangenen sechs Monaten hatte der Wechselkurs Ende September ein Tief bei 0,9595 und Anfang Februar ein Hoch bei 1,1012. In den sechs Monaten ist der Wechselkurs also um 15% geschwankt. Und da wollen Sie auf die künftigen 6 Monate eine „sichere“ Anleihe mit 1,5% Vorsprung vorziehen? Da vermischen Sie Dinge.
Aber sei’s drum, nehmen wir mal an, Sie wollen auf einen weiter ansteigenden US-Dollar spekulieren, weil, wie Sie sagen, die Fed die Zinsen weiter erhöhen wird. Der Wechselkurs wird nicht allein durch die Fed bestimmt, sondern auch durch die EZB. Und aktuell sieht es danach aus, als werde die EZB eine höhere Geschwindigkeit bei den Zinserhöhungen an den Tag legen, nachdem sie mit einem halben Jahr Verspätung in das Rennen eingestiegen ist. Und stärkere Zinserhöhungen der EZB sprechen für einen festen Euro.
Zumindest möchte ich damit zeigen, dass ein weiterer Kursanstieg des US-Dollars nicht so einfach durch die Fed hervorgerufen werden kann.
Soweit meine Ausführungen. Ich habe die Berechnung nicht auf den Tag genau und somit nicht auf die letzte Nachkommastelle genau durchgeführt, es geht hier um die Dimension. Auch sehe ich gerade, dass die Zinsen halbjährlich und nicht jährlich ausgezahlt werden, ich bin fälschlicherweise von jährlicher Zahlungsweise ausgegangen ... das ändert aber nichts am Ergebnis.
Wer einen kleinen Zinsvorteil in den USA nutzen möchte, muss damit rechnen, dass Wechselkursschwankungen den Zinsvorteil niedlich erscheinen lassen.
RÜCKFRAGE
Guten Abend Herr Heibel,
Danke, da ich bisher noch nie in Anleihen investiert war, scheine ich mich wohl komplett falsch auszudrücken. Die Stückzinsen habe ich natürlich überhaupt nicht berücksichtigt, aber die Leute bei den Börsennachrichten auch nicht. Bin nicht alleine, leider ☹ früher war das anders.
Deshalb erlaube ich mir es noch mal zu versuchen.
Meine Beispiele dienten dazu den bisherigen Verlauf darzustellen, um auf den zukünftigen Verlauf (den ich mir vorstelle, ob er kommt, sei dahingestellt) hinzuweisen, der aufgrund der Schuldensituation wieder sinkende Zinsen mit sich bringen wird. Top zu treffen ist unmöglich und es muss auch keine Staatsanleihe sein.
Wenn ich nun folgende Annahmen in den Raum stelle: USA 6% Spitzenzinssatz mit einer Inflation, die keine 10% in der Zukunft mehr trifft, aufgrund des Basiseffektes.
Kauf zu diesem Zeitpunkt würden die 6% sicher + Kurserhöhung unsicher garantieren. Ich gehe noch von 2023/24 schwierigen Zeiten aus, also Leerverkauf, lief letztes Jahr nicht schlecht (Beimischungen).
Dann stellt sich mir die Frage, die der Wirtschaftsingenieur gerne an den Volkswirt weiter reichen möchte: Inflation und sinkende Zinsen und sinkender Dollar = steigender Goldpreis und kein Fiat-Geld!! Gegenüber: Anleihen zu ~6% gekauft.
In beide Positionen investieren oder Gold vorziehen?
Mit freundlichen Grüßen,
Reiner aus Blankenheimerdorf
PS: Könnte mir vorstellen, dass nach dem Abverkauf 2022 der Anleihen im Jahr 2023 der umgekehrte Fall eintreten wird. Bloß kaum Anleihewissen.
RÜCKANTWORT
Wenn ich Sie richtig verstehe möchten Sie wissen, ob Sie im Falle einer Rezession im weiteren Jahresverlauf eher in Gold, oder in Anleihen investieren sollen.
Fiat-Geld (=Staatsanleihe kaufen bei Zinsspitze): Das würde davon abhängen, wie hoch die Inflation dann ist. Solange die Inflation höher als der Leitzins ist, wäre dieser Weg nachteilig und entsprechend würde ich auch keinen Kursgewinn (führt zu weiter sinkenden Renditen) bei den Staatsanleihen erwarten.
Sollte die Inflation jedoch zu diesem Zeitpunkt dann schon niedriger sein als der Leitzins, dann hat die Notenbank übersteuert und eine Rezession ist nicht nur wahrscheinlich, sondern mMn ziemlich sicher. In diesem Fall wird das Geld tatsächlich in die Anleihen strömen, um den Zins auf das Inflationsniveau zu drücken.
Aktienmärkte werden in der Regel bis zum Eintritt einer Rezession ausverkauft. Wenn wir also Ende des Jahres eine Rezession haben, dann sollten wir in den kommenden Monaten schon den Ausverkauf sehen. Vielleicht im Sommer …? Ich denke jedoch, dass wir den Großteil des Ausverkaufs im vergangenen Jahr bereits vorweg genommen haben, daher dürfte ein weiterer Ausverkauf moderat bleiben.
Goldpreis und US-Dollar sind tatsächlich negativ korreliert: Wenn der US-Dollar schwächest, steigt der Goldpreis. Im obigen Szenario, wenn die Wirtschaft abgewürgt wird, dürfte der US-Dollar fallen und der Goldpreis steigen … theoretisch :-)
Ich hoffe, ich habe dieses mal Ihre Frage besser beantwortet. Aber bitte bedenken Sie, das dies nur Szenarien sind. Volkswirte wie ich sind gut im Erklären dessen, was passiert ist. Auch Szenarien können wir erstellen. Doch die Realität kann dann noch immer ganz anders aussehen.
07. Übersicht HT-Portfolio
Spekulation (≈20%) =17,4% | WKN | 23.2.23 | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 8x2,5% | ! | % |
PVA Tepla | TPE | 22,64 € | -3% | 22% | 2,4% | C | 0 |
Anheuser Bush InBev | 1NBA | 56,99 € | 4% | 1% | 2,8% | C | + |
TJX Companies | TJX | 72,98 € | -2% | -2% | 2,8% | C | + |
Morgan Stanley | MS | 92,51 € | 0% | 16% | 2,5% | B | + |
Coterra Energy | CTRA | 23,76 € | 7% | 4% | 2,2% | A | + |
Eli Lilly | LLY | 306,64 € | 0% | -10% | 2,3% | A | + |
Barrick Gold | ETR:ABR | 15,08 € | -3% | -4% | 2,4% | A | + |
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Marktirrtum (≈30%) =20,9% | WKN | 23.2.23 | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 5x6% | ! |
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Wheaton Precious Metals | ETR:SII | 38,16 € | -3% | 3% | 3,5% | B | 0 |
Medios | ETR:ILM1 | 19,04 € | 0% | 9% | 5,0% | A | + |
Flatex | ETR:FTK | 7,06 € | -14% | 12% | 6,3% | B | + |
Paypal | PYPL | 69,64 € | 0% | 5% | 6,0% | C | + |
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Dividende (≈30%) = 30% | WKN | 23.2.23 | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 5x6% | ! |
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Devon Energy | DVN | 51,72 € | 3% | -10% | 6,4% | A | + |
Wienerberger | ETR:WIB | 29,72 € | 5% | 32% | 4,2% | C | - |
CEWE | ETR:CWC | 95,00 € | -3% | 7% | 7,2% | B | 0 |
Allianz | ETR:ALV | 217,10 € | 0% | 8% | 5,9% | B | + |
Snap-On | SNA | 232,50 € | -1% | 9% | 6,3% | B | + |
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Absicherung (≈20%) =19,3% | WKN | 23.2.23 | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 3x6,6% | ! |
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Goldbarren 150 gr | 100 gr. | 5.478,00 € | 0% | 1% | 8,8% | A | + |
Südzucker-Anleihe | A0E6FU | 91,75% | 2% | 10% | 7,0% | B | + |
Bobl N° 178 | 114178 | 0,98 € | 0% | 0% | 3,4% | A | - |
Σ '22 Δ | -19% |
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| Cashquote |
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Σ-Portfolio Ergebnis seit 2023 |
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| -1% | 6% | 12,4% |
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Heibel-Ticker |
| Gewichtung | Anzahl Positionen | angestrebte Positionsgröße |
Portfolio | Ziel | Soll | Ist | Soll | Ist |
Spekulation | Ereignis | 20% | 17,4% | 8 | 7 | 2,5% |
Wachstum | Enkelkinder | 30% | 20,9% | 5 | 4 | 6,0% |
Dividende | Urlaub | 30% | 30% | 5 | 5 | 6,0% |
Absicherung | Zins & Gold | 20% | 19,3% | 3 | 3 | 6,7% |
Summe |
| 100% | 87,6% | 21 | 19 | 100% |
Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.
Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
A | – | Top-Aktie mit günstigem Kurs, |
B | – | Kursrücksetzer zum Kaufen nutzen |
C | – | Kurssprünge zum Verkaufen nutzen, |
D | – | bei Gelegenheit Verkaufen, |
E | – | Sofort Verkaufen |
Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.
Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.
Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.
Die letzten Spalten werden für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. In der Spalte „C19“ wird die Auswirkung der Corona-Pandemie (Covid_19) eingestuft. So profitieren viele Technologieunternehmen von der Pandemie (+), während Freizeit-Unternehmen stark leiden (-). Ein „0“ symbolisiert, dass es entweder kaum einen Einfluss gibt, oder positive und negative Einflüsse sich die Waage halten.
„%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein. „le“ stuft den Einfluss der Deglobalisierung ein, wobei local economies (le) stärker profitieren dürften.
Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.
Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
https://www.heibel-ticker.demailto:info/at/heibel-ticker/./de
08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
09. An-/Ab-/Ummeldung
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