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25.08.2023:
H E I B E L - T I C K E R F R E E
B Ö R S E N B R I E F
- Einfach einen Tick besser -
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5428
18. Jahrgang - Ausgabe 34 (25.08.2023)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung:
https://www.heibel-ticker.de/downloads/hts230827.pdfIm heutigen Börsenbrief lesen Sie:
1. Info-Kicker: Hamburger Investorentage lieferten interessante Einblicke
Liebe Börsenfreunde,
Abbildung 1: Hamburger Investorentag August 2023
Ich hatte es angekündigt: Diese Woche fanden die Hamburger Investorentage statt. Ich habe bereits
12 kurze Videobeiträge auf meinem LinkedIn Kanal gepostet, in denen ich meine ersten Eindrücke weitergebe. Im heutigen Heibel-Ticker habe ich nun die ersten 5 schriftlichen Zusammenfassungen meiner Eindrücke eingebunden: Hawesko, Nordex, Aurubis, Wacker Neuson und Cewe.
Nächsten Freitag folgen noch Beiträge zu SFC Energy, PVA TePla, ecotel Communications, Nynomic, Sto, OTRS und Aixtron.
Ein erster Eindruck: Das Geschäft läuft bei den meisten rund, die Probleme der Vergangenheit sind gelöst, aber dennoch blickt man vorsichtig in die Zukunft, weil insbesondere in Deutschland eine Konjunkturabschwächung droht.
In Kapitel 2 habe ich kurz die aktuellen Börsenentwicklungen der abgelaufenen Woche kommentiert: Nvidia-Zahlen verhalfen dem Aktienmarkt zu einem Zwischenhoch, das von ängstlichen Tradern vor der Rede von Jay Powell aus Jackson Hole verkauft wurde.
Das Anlegersentiment zeigt ein unterschiedliches Bild zwischen den USA und Deutschland. Zu Recht, wie ich in Kapitel 3 zeige.
Im heutigen Ausblick gehe ich kurz auf meinen persönlichen Eindruck aus meinen Gesprächen mit Vorständen und institutionellen Anlegern in den beiden vergangenen Tagen ein. Interessant ist die Diskrepanz zwischen Mikro- und Makro-Sicht meiner Gesprächspartner.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
take share, Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
2. So tickt die Börse: In Jackson Hole werden geldpolitische Ziele ausgearbeitet
Nachdem der DAX drei Wochen in Folge mit einem Minus abgeschlossen hatte, sah es in dieser Woche zunächst nach einer Erholung aus. Befeuert wurde die Erholung zuletzt am Mittwoch Abend, als Graphikchiphersteller Nvidia einmal mehr mit seinen Q-Zahlen und dem Ausblick positiv überraschte. Obwohl die Aktie von Nvidia sich dieses Jahr bereits verdreifacht hat, legte sie nachbörslich aufgrund der guten Zahlen nochmals um 7% zu.
Am Donnerstag startete denn auch der DAX mit einem kräftigen Plus, doch dann richteten Anleger den Blick wieder nach vorn auf das zweite wichtige Ereignis dieser Woche: Die Versammlung der weltweit wichtigsten Notenbanken in Jackson Hole. Heute Mittag wird US-Notenbankpräsident Jay Powell traditionell einen Vortrag halten, in dem er die Zielrichtung seiner Geldpolitik aktualisiert. Erfahrungsgemäß kann man jedes Jahr an dieser Rede ablesen, was von der Geldpolitik für die nächsten Monate zu erwarten ist.
Vor einem Jahr kündigte Powell an, die Wirtschaft laufe zu heiß und die Inflation sei zu hoch. Obwohl der Zinsanhebungszyklus der Fed bereits lief, zeigte diese Rede zur Überraschung vieler Anleger auf, wie ernst die Inflationsbekämpfung genommen wird. Die Aktienmärkte brachen in Folge dieser Rede vor einem Jahr kräftig ein.
Trader, die dieses Ereignis vor einem Jahr durchlitten haben, erinnern sich noch gut daran. Für diese Anlegergruppe stellte das kräftige Plus am Aktienmarkt in Folge der Nvidia-Zahlen eine willkommene Gelegenheit dar, sich gegen eine erneute negative Überraschung aus Jackson Hole zu schützen: Aktien wurden gestern über alle Branchen hinweg verkauft.
Damit ist es zur Stunde (11 Uhr) fraglich, ob der DAX diese Woche mit einem leichten Plus oder Minus aus der Woche geht. Viel wird vom Inhalt der Rede abhängen, die heute Mittag MESZ gehalten wird. Mein Eindruck ist jedoch, dass in den vergangenen Wochen aufgrund der weiterhin robusten US-Wirtschaft die Angst vor einer Vielzahl weiterer Zinsschritte mit einem Zinsziel von vielleicht 6% stark angestiegen ist. Sollte Powell diese falkenhafte Befürchtung heute bestätigen, so dürfte ein eventueller Ausverkauf nur noch kurzlebig sein (Falken stehen für eine restriktive Geldpolitik, also höhere Zinsen, im Gegensatz zu Tauben, die vergleichsweise niedrigere Zinsen favorisieren).
Sollte Powell hingegen ein Ende der Zinsschritte in Aussicht stellen, so würde ich eine kräftige Gegenbewegung, also steigende Kurse, erwarten.
Es wird also spannend werden, was wir heute zu hören bekommen. Schauen wir nun einmal auf die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES | 25.8., 13:52 Uhr | Woche Δ | Σ '23 Δ |
DAX | 15.695 | 0,8% | 12,7% |
S&P 500 | 4.376 | 0,2% | 14,0% |
Nikkei | 31.624 | 0,6% | 21,2% |
Shanghai A | 3.212 | -2,2% | -0,8% |
Euro/US-Dollar | 1,08 | -0,6% | 0,9% |
Euro/Yen | 157,72 | -0,2% | 12,4% |
10-Jahres-US-Anleihe | 4,24% | 0,00 | 0,36 |
Umlaufrendite Dt | 2,50% | -0,13 | 0,04 |
Feinunze Gold | $1.917 | 1,4% | 5,1% |
Fass Brent Öl | $85,45 | 0,0% | 2,2% |
Kupfer | $8.387 | 2,2% | -0,5% |
Baltic Dry Shipping | $1.110 | -11,0% | -26,7% |
Bitcoin | $26.146 | 0,1% | 57,6% |
Die chinesische Wirtschaft ist nun schon seit einigen Wochen unter Druck. Diese Woche ist der Shanghai Aktienindex nun kräftig eingebrochen (-1,6%). Auch der Baltic Dry Verschiffungsindex zeigt mit -11% die chinesischen Konjunkturprobleme auf.
3. Sentiment: Opportunistischer Optimismus könnte gefährlich werden
Angst und Panik haben wir vor einer Woche gemessen, vieles sprach für eine nennenswerte Gegenbewegung in der nun abgelaufenen Woche. Diese Gegenbewegung gab es zunächst auch, doch zum Ende der Woche hin dominierte Angst vor der Rede von Jay Powell in Jackson Hole. Schauen wir mal, wie sich diese Entwicklung auf die Stimmung der Anleger niedergeschlagen hat.
Das Anlegersentiment ist vom Extremwert von -6,3% in der Vorwoche auf nur noch -4,1% leicht angestiegen. Damit ist das Sentiment zwar noch lange nicht positiv, aber immerhin weniger negativ.
Ganz ähnlich sieht es mit der Verunsicherung aus, die von -5,6% in der Vorwoche auf -4,3% leicht angestiegen ist. Noch immer sind Anleger stark verunsichert, aber eben nicht mehr ganz so stark wie noch vor einer Woche.
Die Zukunftserwartung hält sich stabil auf dem hohem Niveau von +3,8%. Unter unseren Umfrageteilnehmern dominiert ganz klar der Optimismus.
Und so zeigt auch die hohe Investitionsbereitschaft von +2,9%, dass Anleger derzeit nach günstigen Aktien Ausschau halten.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf +6,5% gestiegen, es handelt sich um das höchste Niveau seit einem Jahr. Genau wie unser eigenes Sentiment zeigt positionieren sich Privatanleger für steigende Kurse.
Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, haben hingegen Put-Absicherungen zugekauft. Das Put/Call-Verhältnis ist auf +1,9% gestiegen.
In den USA ist das Put/Call-Verhältnis an der CBOE ebenfalls leicht angestiegen.
Die Investitionsquote der US-Fondsmanager ist auf nur noch 34% eingebrochen. Noch vor einer Woche war die Investitionsquote bei 60% in einem durchschnittlichen Bereich. Ein so starker Richtungswechsel ist selten.
Auch die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatanleger ist deutlich eingebrochen und notiert nun wieder bei -3,6%. Erstmals seit dem Frühjahr haben die Bären mit einem Anteil von 36% wieder die Oberhand über die Bullen mit nur noch 32% zurückgewonnen.
Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 43% moderate Angst an.
Interpretation
Die Laune der Anleger ist schlecht. Doch anders als in den USA, wo die schlechte Laune zu Absicherungskäufen führt und bei den Privatanlegern den Pessimisten in die Hände spielt, zeigen sich deutsche Anleger opportunistisch und werten die schwache Börse als Kaufgelegenheit. Damit ist die Gefahr einer negativen Überraschung in Deutschland, die den DAX unter Druck setzen könnte, wieder angewachsen.
In den USA hingegen scheinen Anleger auf das Schlimmste gefasst zu sein. Negative Meldungen dürften dort kaum zu einem nachhaltigen Ausverkauf, oder gar zu Panik führen.
Die diametral unterschiedliche Stimmungslage beobachten wir schon seit einigen Wochen. Eine vergleichsweise positivere Stimmung in den USA hat dem Dow Jones in den vergangenen 12 Wochen zu einem Plus von 3% verholfen, während die negative Stimmungslage in Deutschland ein Minus im DAX von 2% zur Folge hat. Ich hatte die unterschiedlichen politischen Rahmenbedingungen dafür verantwortlich gemacht.
Es hat den Anschein, dass die US-Geldpolitik auf den kurzfristigen Schmerz setzt, um die Inflation zu besiegen, was nun vielleicht zu einem kurzfristigen Rückschlag führen könnte, auf den sich Anleger vorbereiten. In Europa hingegen wurden geldpolitische Maßnahmen nur zögerlich eingesetzt, und so hoffen nun viele Anleger auf eine vielleicht frühzeitige Beendigung und könnten somit negativ überrascht werden, sollte sich die Inflation nicht so einfach zurückdrängen lassen.
Damit haben die US-Börsen aktuell eine wesentlich bessere Ausgangslage.
4. Ausblick: Eindrücke aus Vorstands- und Anlegergesprächen
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5. Hawesko Holding SE
: Vortrag von Vorstand Alexander Borwitzky
Fr, 25. August um 11:59 Uhr
Abbildung 2: Hawesko Vorstand Alexander Borwitzky
Alexander Borwitzky, Vorstand von Hawesko, stellte gestern sein Unternehmen vor. Als Europas größter Wein und Sekthändler wächst sein Unternehmen kontinuierlich mit 5 % im Jahr und erzielt eine Gewinnmarge von 5-7 %. 4 % Dividendenrendite werden mit einem KGV von 14 bewertet. Ich halte das Kursniveau für angemessen.
Im Plenum kam die Frage auf, ob es zum Problem werden könnte, dass die junge Generation Getränke wie Alkopops, Red Bull Mischmasch und andere Flüssigkeiten, die dem Weinkenner fremd sind, konsumiert. Ob zu befürchten sei, dass der Wein künftig weniger beliebt sein könnte, wollte ein Teilnehmer wissen. Herr Borwitzky wies ist darauf hin, dass der Weinkonsum pro Kopf seit Jahrzehnten konstant sei. Er mache sich diesbezüglich keine Sorgen.
In einer Grafik veranschaulichte er uns, dass Hawesko als Weinversand gerade bei der älteren Generation beliebt ist. Jaques Weindepot als Händler um die Ecke spricht die Generation um die 40-50 an. Überraschenderweise bestellt die junge Generation im Alter von unter 30 bevorzugt bei „Wir Winzer”, dem E-Commerce Angebot, über das Winzer ihre Weine direkt an den Kunden vertreiben können.
Ich habe dieser Grafik entnommen, dass es eher eine Frage des Alters ist, ob man Alkopops oder Wein trinkt. Spontan habe ich mein eigenes Verhalten hinterfragt und kann Ihnen mitteilen, dass ich mich altersgerecht verhalte.
Herr Borwitzky ging auf die Frage nach den Folgen der AlkoPop Jugend später anders auf den Grund. Er beklagte den Erfolg von Primitivo-Weinen, die vor einigen Jahren zu großer Popularität gelangten. In seinen Augen sei das eine Folge des hohen Coca-Cola Konsums einer Generation in ihrer Jugend. Der Primitivo hat einen hohen Restzuckergehalt und spricht seiner Ansicht nach gerade deswegen die Menschen an, die früher viel Zucker-Cola getrunken haben. Ein Bordeaux mit hohem Tanin-Gehalt sei für diese Generation leider nicht mehr zugänglich.
Damit ist es also eher die Frage, welche Weine in der Zukunft getrunken werden, aber nicht, wieviel. Als Händler hat Hawesko natürlich die Möglichkeit, sich auf ändernde Geschmäcker einzustellen.
Hawesko ist in meinen Augen ein E-Commerce Unternehmen, dass sich eine Nische gesichert hat, die für Amazon nicht attraktiv ist. Verlässliche Marge, verlässlicher Umsatz, verlässliche Dividende, all das sind Dinge, die zum richtigen Preis in jedem Portfolio Freude machen.
6. Nordex: Dr. Ilya Hartmann, CFO & Felix Zander, IR
Abbildung 3: Nordex IR-Chef Felix Zander
Zunächst konnte ich den Vortrag von Doktor Ilja Hartmann, CFO von Nordex, hören. Spät am Tag, als letzten Termin, konnte ich den IR Chef Felix Zander persönlich sprechen. Die Frage, die sowohl beim Vortrag immer wieder aufkam, als auch in unserem Gespräch diskutiert wurde, betraf die niedrigen Margen.
Windkraft ist politisch gewollt in Deutschland, die Zahl der Anbieter hat sich in den vergangenen Jahren von zwölf auf nur noch vier reduziert, dennoch lassen sich keine vernünftigen Gewinnmargen erzielen. Im Gegenteil, die Windsparte von Siemens Energy hat zuletzt hohe Abschreibungen verbuchen müssen. Bei Nordex verzeichnet man derzeit nur eine hauchdünne Marge von 1%. Wie kommt es, dass sich die vier Anbieter gegenseitig die Augen ausstechen?
Die Antwort sieht Nordex sowohl bei der Politik als auch bei der Industrie. Große politische Ziele wurden nicht ganz glücklich (im Vortrag wurden wesentlich schärfere Begriffe verwendet) umgesetzt. Es sollten kleine Windparks gefördert werden, so dass Bauern, Bürgermeister und viele Initiativen zu einem zersplitterten Kundenmarkt führten. Von Idee bis Fertigstellung dauerte es jedoch aufgrund der komplizierten Genehmigungsverfahren so lange, dass in der Vergangenheit viele Projekte irgendwann unrentabel und eingestampft wurden. In der Merkel Regierung, also in der Zeit um 2016, seien nur 8 % der politisch gewollten Projekte umgesetzt worden. Während der langen Genehmigungs- und Planungsphase änderten sich die Rahmenbedingungen, so dass zuvor verabschiedete Projekte nicht mehr wirtschaftlich waren.
Das verheerende daran war, dass sich die Windbranche auf die ursprünglich als Ziel gesetzte Nachfrage eingestellt hatte. Kapazitäten wurden geschaffen, die anschließend nicht abgerufen wurden. Somit kam es zu einem Wettbewerb um die verbliebenen wenigen Projekte, in dem die Windanlagen Anbieter letztlich Preise anboten, die nicht mal mehr die eigenen Kosten deckten.
Heute sehe es besser aus, die Industrie habe gelernt und sei diszipliniert, so Zander. Dennoch gab es im laufenden Jahr Umsatzeinbußen, die noch aus den Lieferkettenproblemen des Vorjahres stammen. Wie wir es von vielen anderen Branchen kennen, so wird auch für eine Windturbine teilweise ein kleines elektromechanisches Teil aus China benötigt, das in der Nach-Coronazeit nicht rechtzeitig geliefert wurde oder vorübergehend gar nicht verfügbar war. Doch diese Lieferkettenproblematik löse sich derzeit auf.
Für die kommenden Quartale sieht es nun besser aus. Zum einen funktionieren nun die Lieferketten, zum anderen konnten die inflationären Beschaffungspreise inzwischen an die Endkunden durchgeleitet werden. Nordex rechnet also für einige Quartale mit guter Gewinnmarge.
Mittelfristig strebt das Unternehmen eine Marge von 8 % an. Derzeit sind es nur knapp 1 %. Wir dürfen uns überraschen lassen, ob dies gelingt.
7. Aurubis: CFO Rainer Verhoeven
Abbildung 4: Aurubis CFO Rainer Verhoeven
Rainer Verhoeven, CFO von Aurubis, hielt einen extrem spannenden Vortrag. In der Kürze der Zeit konnte er nur anreißen, wo die von Aurubis produzierten Metalle wie Kupfer oder Nickel überall Verwendung finden.
Das Bild, das bei vielen im ersten Augenblick im Kopf erscheint, wenn sie an Europas größten Kupferproduzenten denken, beinhaltet sicherlich viel Energieverbrauch, schmutzige heiße Hochöfen und Bilder der alten Industrien. Das sind die Bilder, die eigentlich aus der Stahlindustrie kommen. Die Produktion von Kupfer, so klärte uns Verhoeven auf, benötigt wesentlich weniger Energie als die Produktion von Stahl. Dennoch, so kann ich Ihnen als Hamburger sagen, gehört Aurubis zu den größten Energiekonsumenten der Hansestadt.
Das Recycling nimmt bei Aurubis seit langer Zeit einen großen Anteil an. 45 % der Rohmaterialien werden aus recyceltem Material gewonnen, Tendenz steigend.
Auch das Recyceln von Batterien wird derzeit bei Aurubis untersucht. Wettbewerber, so Verhoeven, rühmen sich bereits, Batterien zu recyceln. Doch dort werden nur 60% der Materialien recycelt, die EU schreibt aber für das Recyceln eine Quote von 80 % vor. Aurubis selbst forscht an einem Prozess, mit dem bis zu 95 % der Materialien recycelt werden können. Leider ist dieser Prozess sehr energieintensiv, so dass eine entsprechende Anlage aller Voraussicht nach nicht im Land der hohen Energiepreise, in Deutschland, gebaut werden wird.
Interessant fand ich seine Ausführungen zum Thema Expansion in die USA. In Richmond wird derzeit eine für die USA einzigartige Fabrik gebaut, die aus 170.000 t Abfall 70.000 t Kupfer erzeugen kann. Das können viele, doch in den USA hat sich bislang offensichtlich niemand um die bei diesem Prozess entstehenden schädlichen Abgase gekümmert. Genau hier hat Aurubis Prozesse, die weltweit einzigartig sind, und führt damit eine vergleichsweise saubere Produktionsanlage in die USA ein.
Ein Jahresumsatz von 17 Milliarden € wird mit einem Enterprise Value von etwas über 3 Milliarden € bewertet. Im laufenden Jahr ist der Umsatz rückläufig, das KGV steht bei 9. Für eine Dividendenrendite von 2,7-2,9 % ist das in meinen Augen eine faire Bewertung.
Aurubis sieht sich derzeit als Wachstumsunternehmen und investiert kräftig in die Zukunft. Die Gewinnmarge ist sehr dünn, doch gerade hier könnte ich mir vorstellen, dass eine positive Entwicklung dem Aktienkurs gut täte.
8. Wacker Neuson: CFO Christoph Burkhard
Abbildung 5: Wacker Neuson CFO Christoph Burkhard
Christoph Burkhard, CFO von Wacker Neuson, konnte ich zunächst in seinem Vortrag hören, und anschließend auch persönlich sprechen. Begeistert erzählte er von dem Managementwechsel vor zweieinhalb Jahren, als drei der vier Vorstandsposten neu besetzt wurden. Das neue Vorstandsteam konnte sich frei von Altlasten Gedanken über eine sinnvolle Aufstellung des Unternehmens machen.
Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres profitierte Wacker Neuson davon, dass früher günstig eingekaufte Vorräte nun zu inflationierten Preisen verkauft werden konnten. Außerdem konnten nach Aussage von Burkhard im ersten Halbjahr Energy-Adder zugefügt werden. Darunter versteht er einen Preisaufschlag aufgrund der gestiegenen Energiekosten. Durch diese beiden Effekte erzielte sein Unternehmen im ersten Halbjahr eine Gewinnmarge (EBITDA) von deutlich über 10%. Doch schon im zweiten Halbjahr werde sich diese hohe Gewinnmarge nicht wiederholen lassen, da diese Preisaufschläge nun nicht mehr durchsetzbar und die Vorräte abgebaut seien.
Wacker Neuson bietet kleine Baumaschinen und Landwirtschaftsmaschinen an. Bei den Baumaschinen kann das Unternehmen recht flexibel auf konjunkturelle Schwankungen reagieren, die Vorlaufzeit betrage dort nur vier Monate. Beim Agrarsektor richtet man sich stark nach dem Kundenfeedback, das in der Regel frühzeitig die kommende Nachfrage signalisiere.
Damit ist ein Geschäftsbereich gut planbar, der andere zumindest flexibel genug, um auf Änderungen zu reagieren. Dennoch wünscht sich Burkhard für die Zukunft eine engere Bindung der Lieferanten, um Nachfrageschwankungen gemeinsam auszugleichen. Insbesondere die Lagerhaltung bis hin zu den auf dem Hof stehenden überschüssigen Fertigprodukten soll durch eine Optimierung der Supply Chain (Beschaffungslogistik) in Zukunft die Bilanz des Unternehmens optimieren, Kapitalreserven freisetzen und somit eine höhere Profitabilität ermöglichen.
Für mich hört sich das nach einem Mentalitätswechsel an, der im Unternehmen vorangetrieben werden muss. Ein neues Management-Team hat hier eine große Aufgabe, doch wenn diese Aufgabe erfolgreich gemeistert wird, kann das Geschäft von Wacker Neuson noch sehr stark an Profitabilität zulegen.
9. CEWE: Dr. Olaf Holzkemper, CFO
Abbildung 6: CEWE Dr. Olaf Holzkämper
Dr. Olaf Holzkämper, CFO von Cewe, stand mir für ein 1-on-1 zur Verfügung. Grund zur Beschwerde haben wir nicht, Cewe stellt eine solide Dividendenaktie in unserem Portfolio dar. Umso mehr interessierte es mich, wie es dem Unternehmen gelungen ist, trotz der Managementquerelen im vergangenen Jahr so stabile Zahlen zu erwirtschaften. Lachend antwortete er, dass die Mitarbeiter ohnehin besser arbeiten ohne ihren Chef.
Aber im Ernst ist das Geschäft von Cewe inzwischen so gut eingeschwungen, dass von den Problemen im Management eigentlich nichts im operativen Geschäft ankam. Ohnehin sei die gefundene Lösung eine Luxuslösung, man habe gerne mit Herrn Friege in der Vergangenheit zusammen gearbeitet und freue sich nun über die Zusammenarbeit mit der neuen CEO Yvonne Rostock. Sie bringe bereits viele gute Ideen ins operative Geschäft ein und habe gezeigt, dass sie das Geschäft von CEWE verstanden hat.
Frau Rostock hat früher bei Coty gearbeitet, dort wurden Beauty-Produkte verkauft. Diesen Luxus-Anspruch nun in die CEWE-Welt zu tragen, sei eine qualitative Aufwertung für die Kunden, die dort gut ankommen werde, so Holzkämper. Doch auch intern merke man ihren hohen Anspruch und begrüße das sehr.
Das Geschäft von Cewe findet überwiegend in der Weihnachtszeit statt. Fotobücher für die Familie sind das Hauptprodukt, zu Weihnachten steigt die Arbeitsbelastung daher sprunghaft an und wird durch Hilfskräfte aufgefangen. Diese Hilfskräfte melden sich erfahrungsgemäß häufig über mehrere Jahre hinweg immer wieder, so dass die Lernkurve immer besser sei.
In der Dachregion und in Osteuropa sei Cewe schon bestens vertreten. In Frankreich befindet man sich derzeit auf einem Pfad, verloren gegangenes Geschäft wieder aufzuholen. Dort hatte ein Wettbewerber mit kostenfreien Fotos und billigen Fotobüchern den Markt aufgewirbelt. Sein Geschäftsmodell bestand darin, über Porto Einnahmen zu generieren.
Übrigens, auch Apple hatte vor einigen Jahren mal versucht, in das Geschäft mit Fotobüchern einzusteigen. Ich selbst hatte damals eines bei Apple bestellt, doch ich war mit der Qualität nicht zufrieden. Holzkämper erzählte mir, dass Apple wohl gerne die Bücher über Cewe hätte drucken lassen wollen, doch Cewe wollte das nicht. So wurde in Prag eine Maschine aufgestellt, die qualitativ hinter den Produkten von Cewe zurückblieb. Apple hat das Geschäft inzwischen eingestellt.
Diese kleinen Beispiele zeigen, wie gut Cewe in seinem Markt positioniert ist. So ist das Umsatzwachstum und die Gewinnmarge über viele Jahre sehr konstant und wird es nach Überzeugung von CFO Holzkämper auch noch lange bleiben.
Bei mir erzeugte er Interesse, als er von der KI sprach, die für die Foto-App entwickelt wurde. Die KI durchforste die Fotoalben auf dem Handy und stelle eigene Fotobücher zusammen. Anschließend kann man den KI-Vorschlag weiter bearbeiten.
Gerade die KI interessiert mich sehr, denn wenn Sie es sich einmal ehrlich überlegen, ist die größere Hürde bei der Bestellung eines neuen Fotobuchs die Arbeit, die Sie in die Erstellung stecken müssen, nicht der Preis. Fotobücher sind ein Luxus, den man sich gerne leistet, doch vielen fehlt leider die Zeit, um sie zu erstellen. Mithilfe von KI kann an dieser Stelle noch reichlich Umsatz generiert werden.
So langweilig das Geschäft von Cewe auf sein mag, so solide und zukunftsträchtig sieht es für mich aber auch aus. Apropos "langweilig": Als ich Herrn Holzkämper damit konfrontierte, dass sein Unternehmen fast schon "langweilig" solide sei, wie die eingangs beschriebene kontinuierliche Geschäftsentwicklung zeige, brauste er begeistert auf: "Ja, langweilig wollen wir sein, denn nur dann sind wir eine gute Dividendenaktie" :-).
10. Update beobachteter Werte
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11. Übersicht HT-Portfolio
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Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
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Quellen:
Kurse: Capital IQ, Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: CapitalIQ, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
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