H E I B E L - T I C K E R P L U S
B Ö R S E N B R I E F
- Einfach einen Tick besser -
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
18. Jahrgang - Ausgabe 36 (08.09.2023)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp230910.pdf
Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:
1. | Info-Kicker: Schwacher Start in saisonal schwachen Börsenmonat |
2. | So tickt die Börse: China setzt Apple unter Druck - ein Eigentor? |
- Wochenperformance der wichtigsten Indizes | |
3. | Sentiment: Kapitulation rückt näher |
- Interpretation | |
4. | Ausblick: Probleme der inländischen Konjunktur treffen internationale Unternehmen kaum |
5. | Update beobachteter Werte: Coterra Energy |
- Coterra Energy: Kaufen, Ölpreisrallye in Sicht | |
6. | Übersicht HT-Portfolio |
7. | Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise |
8. | An-/Ab-/Ummeldung |
1. Info-Kicker: Schwacher Start in saisonal schwachen Börsenmonat
Liebe Börsenfreunde,
China hat Berichten des Wallstreet Journals zufolge seinen Staatsdienern die Nutzung des iPhones untersagt. Warum das eher eine Gefühlsäußerung ist, erläutere ich in Kapitel 2.
Die Sentimentanalyse der vergangenen Woche hat vor dem vorschnellen Opportunismus gewarnt. Entsprechend sind die Kurse diese Woche abgebröckelt. Auch diese Woche gibt es eine interessante Prognose, die sich aus der Sentimentanalyse ableitet. Mehr dazu in Kapitel 3.
Der heutige Ausblick beschäftigt sich mit den vielen Krisen, die unsere Medien beschäftigen, und der Robustheit der international ausgerichteten deutschen Unternehmen, die dennoch gute Zahlen erwirtschaften. Mit Ausnahme einer Branche, wie Sie in Kapitel 4 lesen werden.
Wir haben heute eine Öl-Spekulation ins Portfolio geholt. Die Details dazu lesen Sie im Update in Kapitel 5.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
take share, Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
2. So tickt die Börse: China setzt Apple unter Druck - ein Eigentor?
Vor ein paar Tagen war die US-Handelsministerin Gina Raimondo nach China gereist. Die Situation zwischen China und den USA ist angespannt. Während China mit hohen Einfuhrzöllen agiert, haben die USA diverse US-Produkte auf eine schwarze Liste für den Handel mit China gesetzt. Die beiden Länder betreiben einen handfesten Handelsstreit.
Der Besuch Raimondos war seit langem ein erstes Feigenblatt, das Anlass zu Hoffnung gab. China befindet sich konjunkturell in einer schwierigen Situation: Chinesische Exporte sind im August um 8,8% gesunken, die Importe gingen um 7,3% zurück. Mit rückläufigen Zinsen versucht die Politik in China, die Konjunktur anzutreiben. Doch von den noch vor wenigen Jahren angestrebten 6% ist man weit entfernt, im vergangenen Jahr war es gerade einmal die Hälfte und wenn man die Corona-Schwankungen mal glättet, geht das Wachstum bereits seit 10 Jahren kontinuierlich zurück.
Vor wenigen Wochen waren einige chinesische Immobilienkonzerne in Schieflage geraten. Ein Teil des Wohlstands der vergangenen Jahre wurde am Immobilienmarkt erwirtschaftet. Nun soll der überhitzte Immobilienmarkt abgekühlt werden, Immobilien sollen erschwinglich werden und Wachstum soll von anderen Wirtschaftszweigen kommen.
Doch die Handelsbeschränkungen seitens der USA erschweren es China, den bislang so wichtigen Außenhandel anzutreiben. Und für eine gesunde Binnenkonjunktur fehlen zudem wichtige Bauteile, wie bspw. eine Reihe von Chips, die in die Mobilfunkgeräte eingebaut werden.
Der Besuch von Raimondo in dieser Situation war eine Chance für beide Länder, die Eskalationsfolge zu stoppen, vielleicht erste Signale einer Deeskalation zu senden. Die Erwartungen waren hoch, denn warum sonst hätte Raimondo die Reise unternehmen sollen?
Doch die erste Meldung, die wir nun erhalten, ist ein Schlag ins Gesicht: Chinas Staatsangestellten werde verboten, Apple-Handys zu nutzen. Apple hat daraufhin an den vergangenen zwei Handelstagen 200 Mrd. USD an Marktkapitalisierung verloren. Das ist mehr als SAP, das größte DAX-Unternehmen, wert ist. Der NASDAQ ist eingebrochen, sämtliche anderen Aktienindizes stehen stark unter Druck. Die Diskussion, ob die Aktienmärkte in eine größere Korrektur übergehen, oder aber ihre Rallye fortsetzen, hat ein entscheidendes Argument für fallende Kurse erhalten.
Dabei ist diese Meldung aus vielerlei Sicht mehr als merkwürdig. Zum einen handelt es sich nur um eine Zeitungsmeldung, denn eine offizielle Bestätigung seitens China gibt es nicht. Immerhin haben sowohl das Wallstreet Journal als auch Bloomberg davon berichtet, doch es fehlt noch die offizielle Bestätigung.
Zum anderen gab es diese Meldung vor ein paar Jahren schon einmal. China ist einer der wichtigsten Absatzmärkte von Apple und macht 19% des Konzernumsatzes aus. Gegenwind würde den Konzern also empfindlich treffen. Doch aus der Meldung von vor ein paar Jahren ist nicht viel geworden.
57 Mio. Angestellte zählen die chinesischen Behörden. Das entspricht etwa der Anzahl der Wahlberechtigten in Deutschland. Es ist also schon eine schwere Drohung, wenn 57 Mio. öffentliche Angestellte aus China keine iPhones mehr kaufen dürfen.
Ich würde die Aktion als Retourkutsche sehen, denn in den USA wurde den staatlich Angestellten TikTok verboten. Außerdem dürfen staatliche Ausschreibungen keine Huawei-Produkte berücksichtigen.
Doch ich verstehe nicht, warum sich China gerade Apple aussucht. Apple befolgt alle chinesischen Regeln und produziert in China für China. Apple gehört zu den größten Arbeitgebern in China. Es gibt andere US-Unternehmen, die seitens China sanktioniert werden könnten, ohne dass dies einen Einfluss auf die chinesische Binnenwirtschaft hätte. Doch gerade Apple hilft den Chinesen, in ihrer Heimat zu produzieren und Menschen zu beschäftigen, die von ihrem Gehalt dann die in China gefertigten Produkte kaufen. Das ist Binnenwirtschaft, auch wenn Apple ein US-Unternehmen ist.
Mag sein, dass was dran ist an der Geschichte. Ich weiß es nicht. Doch wenn es schwerer werden sollte für Apple, in China Geschäfte zu machen, stehen viele andere asiatische Länder parat, um Chinas Rolle zu übernehmen: Allen voran Indien, das gerne die iPhone-Produktion im eigenen Land haben würde. Aber auch Länder wie Vietnam und Indonesien könnten sowohl neue Produktionsstätten, als auch neue Absatzmärkte für Apple darstellen. In meinen Augen ist diese Aktion, sollte sie sich als wahr herausstellen, eher als Eigentor zu werten.
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES | 8.9., 18:03 Uhr | Woche Δ | Σ '23 Δ |
DAX | 15.740 | -0,7% | 13,0% |
S&P 500 | 4.467 | -1,6% | 16,3% |
Nikkei | 32.607 | -0,3% | 25,0% |
Shanghai A | 3.268 | -0,5% | 0,9% |
Euro/US-Dollar | 1,07 | -1,5% | 0,0% |
Euro/Yen | 158,16 | 0,3% | 12,7% |
10-Jahres-US-Anleihe | 4,24% | 0,13 | 0,37 |
Umlaufrendite Dt | 2,65% | 0,12 | 0,19 |
Feinunze Gold | $1.920 | -1,5% | 5,3% |
Fass Brent Öl | $85,45 | 0,0% | 2,2% |
Kupfer | $8.257 | -2,8% | -2,0% |
Baltic Dry Shipping | $1.141 | 5,1% | -24,7% |
Bitcoin | $25.888 | -0,4% | 56,1% |
3. Sentiment: Kapitulation rückt näher
"Opportunistischer Optimismus könnte gefährlich werden" titelte ich vor einer Woche. Zu schnell war die Stimmung angesprungen und zu früh haben Anleger die tiefen Kurse für opportunistische Käufe genutzt. Gemäß der Sentimenttheorie bildet sich ein Boden erst dann, wenn Anleger kapitulieren. Und opportunistische Käufe sind keine Kapitulation.
So ist der DAX in der abgelaufenen Woche wieder um 1% abgesackt.
Dabei ist der Verlauf saisonal typisch: Der September ist historisch betrachtet der schlechteste Börsenmonat. Warum also sollte der DAX seine Rallye nach der Sommerpause ausgerechnet bereits im September fortsetzen, wo der September doch eher bekannt ist für Zwischentiefs? Im Verlauf des Septembers bieten sich häufig gute Kaufgelegenheiten. Wir schauen uns heute an, ob wir inzwischen bereits Kaufkurse erreicht haben, oder aber ob sich Anleger weiterhin in Geduld üben sollten.
Das Anlegersentiment ist diese Woche auf -3,5% gefallen. Damit stellt sich die schlechte Laune von vor zwei Wochen wieder ein. Die Aufhellung der Vorwoche war nicht mehr als ein Strohfeuer.
Auch die Verunsicherung ist zurückgekehrt, der Umfragewert ist auf -3,3% gefallen. Kein Wunder, viele Anleger, die vor einer Woche opportunistisch gekauft haben, wurden auf dem falschen Fuß erwischt.
Die Hoffnung stirbt zuletzt: Der Zukunftsoptimismus ist erneut opportunistisch auf 3,8% gestiegen, der zweithöchste Wert seit anderthalb Jahren.
Die Investitionsbereitschaft hingegen ist auf 1,2% zurückgegangen (Vorwoche 1,7%). Das ist nachvollziehbar, denn den gesamten August hindurch war die Investitionsbereitschaft sehr hoch. Die Cashquote ist vom extrem hohen Wert bei 26% Anfang August inzwischen auf einen extrem niedrigen Wert bei 16% gefallen.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf Null, was eine neutrale Haltung anzeigt. Im August war das Sentiment überwiegend positiv. Daraus können wir schließen, dass die hohe Investitionsbereitschaft im August überwiegend für Long-Spekulationen genutzt wurde. Absicherungspositionen sind weitgehend aufgelöst.
Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, sind optimistisch. Das Put/Call-Verhältnis ist auf 1,2% gefallen, was eine vergleichsweise starke Nachfrage nach Long-Spekulationen widerspiegelt.
In den USA bleibt das Bild gegensätzlich zu unserem: Das Put/Call-Verhältnis an der CBOE ist weiter angestiegen und zeigt einen gestiegenen Absicherungsbedarf der US-Anleger. US-Fondsmanager haben ihre Investitionsquote von 61% auf 50% reduziert.
Die Bulle/Bär-Differenz ist auf 12,6% angestiegen. Unter den US-Privatanlegern dominieren wieder die Bullen mit 42% über den Bären mit nur noch 30% Anteil.
Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 steht bei neutralen 52%.
Interpretation
Wenngleich die abgelaufene Woche für Anleger nicht schön war, so war sie doch aus Sicht der Sentiment-Theorie konstruktiv. Die Rallye vom Oktober letzten Jahres bis ins Frühjahr wurde über den Sommer "konsolidiert", man könnte auch sagen "verdaut". Der DAX notiert noch immer auf dem Niveau, das er im April erzielt hatte. Zwischenzeitlich stand der DAX immer wieder mal unwesentlich höher, in der Spitze um nicht einmal 5%.
Doch obwohl wir nur 5% unter dem Hoch im DAX notieren, zeigen unsere Sentimentindikatoren eine konstruktive Entwicklung. Der 5-Wochendurchschnitt des Sentiments ist auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Rallye im vergangenen Oktober. Der absolute Wert dieses Indikators ist auf einem Niveau, der bei Verschnaufpausen im Rahmen einer intakten Rallye für einen Boden ausreichte.
Anders herum formuliert: Der 5-Wochendurchschnitt erreichte nur dann noch extremere Tiefs, wenn wir in einen Bärenmarkt abrutschen und eine lang anhaltende Baisse durchliefen.
Und nochmal anders formuliert: Wir haben ein Niveau erreicht, das, wenn es gebrochen werden sollte, die Erholung beendet und uns in einen Bärenmarkt wirft.
Daraus können wir ablesen, dass das Kursniveau nun für Käufe geeignet ist, Käufe jedoch eng abgesichert werden sollten. Sollte der Boden halten, dürfen wir mit deutlich höheren Kursen in den kommenden Monaten rechnen. Wird der Boden jedoch nach unten gebrochen, endet die Rallye und es ist ratsam, sich gegen weiter fallende Kurse abzusichern.
Die Sentiment-Theorie kann einen Boden nicht genau bestimmen. Sie kann nur Wahrscheinlichkeiten ausrechnen. Auch zeitlich lässt sich kein Tag und auch keine Woche definieren, sondern lediglich ein Zeitraum, der erfahrungsgemäß jedoch bei ein bis zwei Wochen liegt. Soll heißen, es kann vielleicht noch ein oder maximal zwei Wochen turbulent bleiben, bis eine Entscheidung zu erkennen ist.
Die Zukunftserwartung am Ölmarkt ist derzeit besonders positiv. Nur 14 Mal war die Erwartung in den vergangenen 17 Jahren (das sind rund 850 Wochenumfragen) vergleichbar optimistisch. Das sind weniger als 2%.
Abbildung 1: Ölprognose laut animusX Sentimentanalyse
Wenn die Zukunftserwartung in der Vergangenheit so optimistisch war, dann ist der Ölpreis in den kommenden 6 Monaten durchschnittlich um 33% angestiegen. Das Bemerkenswerte daran: Alle 14 Ereignisse führten in der Vergangenheit zu höheren Ölpreisen nach sechs Monaten. 13 der 14 Ereignisse führten sogar bereits nach 3 Monaten zu einem höheren Ölpreis.
Aus Sicht der Sentiment-Theorie handelt es sich hierbei somit also um ein ziemlich kräftiges Kaufsignal. Im Kapitel 5 werde ich eine Ölaktie vorschlagen, die wir als Spekulation auf diese Entwicklung in unser Portfolio holen (bzw. die Plus-Kunden haben bereits heute Nachmittag eine E-Mail erhalten). Wir hatten die Aktie bereits erfolgreich im Portfolio. Doch trotz des jüngsten Kursanstiegs notiert die Aktie aus Bewertungssicht noch immer nur bei einem Drittel seiner üblichen Bewertung.
4. Ausblick: Probleme der inländischen Konjunktur treffen internationale Unternehmen kaum
Nach dem heutigen Kauf von Coterra Energy haben wir noch 11% Cash in unserem Portfolio, das ich zu einem großen Teil bis Ende des Monats einsetzen möchte.
Hier übrigens noch eine Grafik, aus der Sie die aktuelle Unterbewertung gut ablesen können: Die gelbe Linie zeigt die durchschnittliche Bewertung von Coterra. Das EV/EBITDA (Enterprise Value / Gewinn) betrug in den vergangenen 10 Jahren durchschnittlich 12. Aktuell liegt es bei 4.
Abbildung 2: 10 Jahre Entwicklung des EV/EBITDA von Coterra
Die Graphik stammt von CapitalIQ, dem Dienst von S&P, mit dem man Bloomberg die Stirn bietet. Wenn jemand von Ihnen mit CapitalIQ arbeitet und sich über die Möglichkeiten austauschen möchte, bitte melden :-).
Es gibt viele Probleme, die auf Lösungsansätze warten. Wie in der Sentiment-Analyse angedeutet ist es durchaus möglich, dass wir noch ein oder zwei Wochen turbulente Aktienmärkte sehen, die an den Nerven der Anleger zehren. Doch dann sollte sich herauskristallisieren, ob die Aktienmärkte ihre im Frühjahr unterbrochene Rallye fortsetzen, oder nicht. Ich gehe davon aus, dass die Rallye fortgesetzt wird, da die wirtschaftliche Situation in den USA durchaus positiv ist. Und die US-Märkte ziehen alle anderen Märkte mit.
Anleger kommen aus der Sommerzeit und blicken hoffnungsvoll auf den status quo der Krisenherde. Doch der Handelsstreit zwischen China und den USA eskaliert weiter, jüngster Beleg dafür ist das Verbot für chinesische Regierungsangestellte, iPhones zu nutzen. Im Krieg Russlands gegen die Ukraine zeigen sich die Erfolge der jüngsten Gegenoffensive der Ukraine in Metern, nicht in Kilometern, und sind auf der Übersichtskarte kaum sichtbar. Die nächsten Notenbanksitzungen rücken näher und so langsam dämmert es den Anlegern, dass ein Ende der Zinsanhebungen noch immer nicht in Sicht ist, zumindest nicht in Europa. Und in Deutschland zeichnen die Medien ein Bild unserer Regierung, die gänzlich unfähig sein soll, irgendein Problem anzugehen. Ganz zu schweigen von der Rezession, die viele Anleger fürchten.
In den vergangenen zwei Wochen habe ich Ihnen von meinen Gesprächen mit einem Dutzend Vorständen deutscher Unternehmen berichtet. Natürlich blicken Vorstände stets optimistisch in die Zukunft, doch auch die Zwischentöne klangen in meinen Ohren überwiegend zuversichtlich. Die vielen Probleme werden bestätigt, doch die meisten Vorstände haben Lösungen für die Probleme parat. Flexiblere Lieferketten, flexiblere Produktionen, bereinigte Läger, Innovationen vor Markteinführung, ... Es hat den Anschein, dass die in den Medien gezeichnete dramatische Situation unserer Volkswirtschaft bei den international ausgerichteten Unternehmen nicht ankommt.
Wie zur Bestätigung ist der Einzelhandel diese Woche die Branche, dessen Aktien mit am schlechtesten liefen: -3,7%. Zalando fiel um 11%, Fielmann und Delivery Hero je um 9%. Wer vom deutschen Konsumenten abhängig ist, leidet.
Somit könnte ich mir gut vorstellen, dass die Probleme in Deutschland nicht auf den Aktienmarkt überschwappen ... oder zumindest nicht voll, sondern nur unterproportional. Die deutsche Wirtschaft hängt am internationalen Handel. Der Einbruch im DAX heute früh war die Reaktion auf die Spannungen zwischen China und den USA. Doch China hat die iPhone-Meldung, wenn sie denn irgendwann offiziell bestätigt werden sollte, lediglich als Warnschuss ausgegeben. Es ist mehr ein Taktieren. Deutschland bietet China derzeit keinen Anlass, ähnliche Schritte zu unternehmen...
... was die deutschen Unternehmen nicht der Pflicht enthebt, sich nach alternativen Zulieferern und Absatzmärkten zu China umzuschauen. Wer seine Wachstumsstrategie unverändert stark an China koppelt, darf sich nicht wundern, wenn Innovationen geklaut, Exporte verzollt und Lieferungen zurückgehalten werden.
Heute wurde über das Heizungsgesetzt gestritten. Sto als größter Dämmsystemanbieter schaut geduldig zu und wartet auf eine Entscheidung, egal, wie sie letztlich ausfallen wird.
FlatexDeGiro hat diese Woche Monatszahlen veröffentlicht, die ein sich verlangsamendes Kundenwachstum zeigen. Auch Smartbroker hat diese Woche mit einer Prognosesenkung für das zweite Halbjahr negativ überrascht. Es hat den Anschein, dass der Brokermarkt in Deutschland doch nicht so schön wächst, wie man sich das in der Coronazeit vorgestellt hat. Sollte FlatexDeGiro das angestrebte, reduzierte Kundenwachstum nochmals zurücknehmen müssen, relativiert sich die vermeintliche Unterbewertung, die ich in den vergangenen Monaten gesehen hatte. Somit hängt auch FlatexDeGiro an der Börsenentwicklung: Sollte sich die im Frühjahr unterbrochene Rallye fortsetzen, so ist auch wieder mit einem ansteigenden Interesse an Brokern und steigenden Transaktionen zu rechnen. Sollte das nicht der Fall sein, so würde ich die Aktie in unserem Portfolio in Frage stellen.
Im September wird der Grundstein für die kommenden Monate gelegt. Ich habe mir im Sommer neue Analysemöglichkeiten erschlossen und werde diese nun schrittweise für unser Portfolio, und dann für neue Kandidaten anwenden.
5. Update beobachteter Werte: Coterra Energy
Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter Heibel-Ticker -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie meine jeweils aktualisierten Einschätzungen zu den Titeln unseres Heibel-Ticker Portfolios.
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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.
Coterra Energy: Kaufen, Ölpreisrallye in Sicht
Fr, 08. September um 15:40 Uhr
Wir haben Coterra erst vor vier Wochen mit Gewinn verkauft, weil das Unternehmen seine Investitionen wider Erwarten hochgeschraubt hatte. Ich war enttäuscht, weil ich stets befürchte, dass zu viele Investitionen in ein knappes Gut den Preis des Gutes drücken.
Doch Coterra ist zu klein, um einen nennenswerten Einfluss auf den Preis zu haben. Saudi-Arabien und Russland versuchen seit Monaten mit aller Gewalt, den Ölpreis hochzuschrauben - und seit kurzem hat es den Anschein, mit Erfolg.
Coterra ist ein günstiger Öl- und Gasförderer, der den Fokus auf das Generieren von Cash gelegt hat. Wenngleich nun wieder investiert wird, so ist die Bewertung auch unter Berücksichtigung der Investitionen extrem günstig: Durchschnittlich wurde Coterra mit einem Enterprise Value je EBITDA-Gewinn (das bessere KGV) von 12,3 bewertet. Aktuell steht diese Bewertungskennziffer bei 4,1.
Die überraschend hohen Investitionen schneiden mit etwa 10% in den Gewinn, so dass unser EV/EBITDA in der Zukunft eher bei 4,5 statt 4,1 liegen dürfte. Doch das ist noch immer viel zu günstig.
Unsere Sentiment-Analyse hat ein starkes Kaufsignal für Öl generiert (siehe Kapitel 3 der heutigen Ausgabe) und entsprechend möchte ich unsere Öl- und Gas-Spekulation wieder ins spekulative Portfolio holen (das heißt: 2,5% Portfolioanteil).
6. Übersicht HT-Portfolio
Spekulation (≈20%) =20,5% | WKN | 8.9., 18:03 Uhr | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 8x2,5% | ! | % |
PVA Tepla | TPE | 16,58 € | -6% | -11% | 1,8% | B | 0 |
Anheuser Bush InBev | 1NBA | 52,37 € | 0% | -7% | 2,6% | B | + |
TJX Companies | TJX | 85,88 € | 1% | 15% | 3,3% | B | + |
Puma | ETR:PUM | 61,24 € | -2% | 21% | 3,0% | C | + |
Sto SE | ETR:STO3 | 133,20 € | -1% | -13% | 2,3% | C | + |
Barrick Gold | GOLD | 14,80 € | -2% | -3% | 2,5% | A | + |
Morgan Stanley | MS | 78,74 € | -1% | -1% | 2,6% | A | + |
Coterra Energy | CTRA | 26,47 € | 2% | 0% | 2,5% | A | + |
Marktirrtum (≈30%) =23,9% | WKN | 8.9., 18:03 Uhr | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 5x6% | ! | |
Wheaton Precious Metals | ETR:SII | 39,65 € | -1% | 7% | 3,7% | B | 0 |
Medios | ETR:ILM1 | 15,16 € | 1% | -13% | 7,1% | A | + |
FlatexDeGiro | ETR:FTK | 7,93 € | -3% | 25% | 5,1% | A | + |
Paypal | PYPL | 56,62 € | -3% | -15% | 4,9% | C | + |
Nynomic | ETR:M7U | 33,70 € | -3% | -1% | 3,0% | A | + |
Dividende (≈30%) = 24,3% | WKN | 8.9., 18:03 Uhr | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 5x6% | ! | |
CEWE | ETR:CWC | 87,30 € | -3% | -2% | 5,7% | B | 0 |
Allianz | ETR:ALV | 222,25 € | -1% | 11% | 6,1% | B | + |
Snap-On | SNA | 240,50 € | -3% | 13% | 5,7% | A | + |
Nitto Denko | ND5 | 63,50 € | 0% | 5% | 3,1% | A | - |
Givaudan | GIN | 3.021,00 € | -1% | -3% | 3,8% | A | - |
Absicherung (≈20%) =20,3% | WKN | 8.9., 18:03 Uhr | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 3x6,6% | ! | |
Goldbarren 130 gr | 1 Zu | 5.671,00 € | 0% | 4% | 9,2% | A | + |
Südzucker-Anleihe | A0E6FU | 98,20% | 0% | 18% | 7,6% | B | + |
Bobl N° 178 | 114178 | 99,69% | 0% | 1% | 3,5% | A | - |
Σ '22 Δ | -20% | Cashquote | |||||
Σ-Portfolio Ergebnis seit 2023 | -1% | 5% | 11,0% |
Heibel-Ticker | Gewichtung | Anzahl Positionen | angestrebte Positionsgröße | |||
Portfolio | Ziel | Soll | Ist | Soll | Ist | |
Spekulation | Ereignis | 20% | 20,5% | 8 | 8 | 2,5% |
Wachstum | Enkelkinder | 30% | 23,9% | 5 | 5 | 6,0% |
Dividende | Urlaub | 30% | 24,3% | 5 | 5 | 6,0% |
Absicherung | Zins & Gold | 20% | 20,3% | 3 | 3 | 6,7% |
Summe | 100% | 89,0% | 21 | 21 | 100% |
Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.
Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
A | – | Top-Aktie mit günstigem Kurs, |
B | – | Kursrücksetzer zum Kaufen nutzen |
C | – | Kurssprünge zum Verkaufen nutzen, |
D | – | bei Gelegenheit Verkaufen, |
E | – | Sofort Verkaufen |
Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.
Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.
Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.
Die letzte Spalte wird für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. „%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein.
Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.
Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
https://www.heibel-ticker.de
mailto:info/at/heibel-ticker/./de
7. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
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Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Quellen:
Kurse: Capital IQ, Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: CapitalIQ, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
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