H E I B E L - T I C K E R P L U S
B Ö R S E N B R I E F
- Einfach einen Tick besser -
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
18. Jahrgang - Ausgabe 50 (15.12.2023)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp231217.pdf
Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:
1. | Info-Kicker: 7. Gewinnwoche in Folge |
2. | So tickt die Börse: Richtungswechsel am Zinsmarkt: Es geht runter |
- Wochenperformance der wichtigsten Indizes | |
3. | Sentiment: Freudentaumel, Anleger können ihr Glück nicht fassen |
- Interpretation | |
4. | Ausblick: Themen für 2024 |
- Untypisch schwacher Jahresstart | |
- Aus Inflation wird Deflation | |
- Donald Trump 2.0 | |
- Gold & Bitcoin steigen | |
- Heibel-Ticker Intern | |
5. | Leserfragen |
6. | Übersicht HT-Portfolio |
7. | Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise |
8. | An-/Ab-/Ummeldung |
1. Info-Kicker: 7. Gewinnwoche in Folge
Liebe Börsenfreunde,
Mit einem Wochenplus von +0,1% rettete sich der DAX in die siebte Gewinnwoche in Folge. US-Notenbank und EZB haben signalisiert, dass keine weiteren Zinserhöhungen zu fürchten sind. In den USA richtet sich der Blick sogar schon auf die erste Zinssenkung.
Entsprechend sind diese Woche Aktien von Unternehmen, die hoch verschuldet sind, oder aber deren Produkte als Investitionen finanziert werden, besonders stark angestiegen. Tech-Aktien legten eine Pause ein. In Kapitel 2 zeige ich auf, welche Aktien zu den Gewinnern gehören.
Die Stimmung unter den Anlegern ist nach wie vor ausgelassen positiv, Partylaune. Eigentlich sollte das zu Vorsicht mahnen, doch ich habe in den Details unserer Umfragewerte auch Indikatoren gefunden, die für eine Fortsetzung der Rallye in den kommenden Monaten sprechen. Mehr dazu lesen Sie in Kapitel 3.
Die Gespräche unter uns Finanzleuten drehen sich in den letzten Tagen immer wieder um unsere Erwartungen für 2024. Einige besonders überraschende Erwartungen, die durchaus ihre Berechtigung habe, bespreche ich in Kapitel 4.
Die heutige Leserfrage handelt von Petrobras und British American Tobacco, zwei Unternehmen, die aus dem laufenden Cashflow in den Aufbau eines neuen Geschäftsmodells investieren. Meine Meinung dazu lesen Sie in Kapitel 5.
Wie immer gibt es einen tabellarischen Überblick über unser Heibel_Ticker Portfolio in Kapitel 6.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
take share, Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
2. So tickt die Börse: Richtungswechsel am Zinsmarkt: Es geht runter
US-Notenbankchef Jay Powell legte sich am Mittwoch überraschenderweise fest: Man beobachte die Konjunkturentwicklung mit Sorge und stehe parat, die Finanzierungsbedingungen gegebenenfalls anzupassen. Zu deutsch: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der US-Leitzins erstmal gesenkt wird. Und die Zeit wird wohl eher kürzer als länger ausfallen. Inzwischen erwarten die meisten Volkswirte eine erste Zinssenkung bereits im März 2024.
Nur einen Tag später meldete sich EZB-Chefin Christine Lagarde zu Wort. Man lasse sich nicht vorschnell von einem Sieg über die Inflation überzeugen und warte daher weiterhin die Konjunkturentwicklung ab, bevor man sich über die künftige Richtung der Zinsen festlege. Diese Worte sind zwar eine Nuance härter, denn von einer möglichen Zinssenkung ist keine Rede. Doch auf den zweiten Blick sieht es dann doch ziemlich ähnlich aus, denn eine Zinserhöhung wird ebenfalls nicht in Erwägung gezogen. Daher folgert man nun auch in Europa, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die EZB den Leitzins erstmal senkt.
Die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Anleihe ist seit Oktober von 5% unter 4% gesackt. Die Rendite der 10 Jahre laufenden Bundesanleihe fiel von 3% auf 2%. Die Finanzierungsbedingungen haben sich in den vergangenen Wochen deutlich verbessert. Nach den Fed- und EZB-Sitzungen beschleunigte sich der Renditerückgang nochmals.
Sinkende Zinsen sind Balsam für diejenigen, die Angst vor einer Rezession haben. Wenn wir tatsächlich das Zinsplateau, vielleicht sogar den Zinsgipfel erreicht haben, dann sind die Notenbanken also in der Lage, eine eventuelle Konjunkturschwäche mit sinkenden Zinsen aufzufangen.
Damit werden wieder Aktien von Unternehmen interessant, die unter hohen Zinsen und/ oder unter einer Rezession leiden. Unternehmen, die entweder hoch verschuldet sind oder deren Produkte meist über Finanzierungen gekauft werden. Schauen wir mal, wie sich das auf dem Börsenparkett niedergeschlagen hat.
Diese Woche hat der Chemiesektor um 5,2% zugelegt, angeführt von BASF und Lanxess. Die Chemie gilt als sehr konjunktursensibel, da chemische Vorprodukte in so ziemlich alles eingehen, was wir in Deutschland produzieren.
Autos werden schon lange nicht mehr gegen Bares gekauft, sondern meist finanziert. Das hohe Zinsniveau hat die Nachfrage nach Neuwagen belastet. Die rückläufigen Zinsen halfen somit diese Woche der Autoindustrie, insbesondere den Autobauern. So stieg die Automobilbranche um durchschnittlich 3,8% an. VW stieg um 8,6%, BMW um 8,2% und Mercedes um 7,3%. Doch am größten ist der Finanzierungsanteil bei Neukäufen von LKWs und entsprechend sprang Daimler Truck mit 13,6% am stärksten an.
Typische Investitionsgüter, die ebenfalls finanziert werden, sind die Gabelstapler von Jungheinrich (+11,1%) und Kion (+13,2%). Sie zogen Logistikaktien um durchschnittlich 4,6% nach oben.
Noch besser sieht es in der Gesundheitsbranche aus, obwohl dort Merck aufgrund von schlechten Forschungsergebnissen 11,7% abgab. Durchschnittlich stieg die Branche um 4,9% an, angeführt von Morphosys mit +33,6%, Sartorius mit +2%, Carl Zeiss Meditech mit +16,1% und Evotec mit +11,6%. Forschung ist teuer und wird häufig finanziert, aber auch die Investitionen in die Meditech-Instrumente von Carl Zeiss lassen sich bei niedrigem Zins leichter finanzieren.
Bleibt noch die Industriebranche mit +3,9%, angeführt von Großküchengerätehersteller Rational mit +12%, Aixtron mit +13,7% und Indus Holding mit +10,5%. Alle drei bieten Produkte an, die als Investitionen typischerweise finanziert werden.
Kaum zu glauben, aber in dieser Woche mit neuen Allzeithochs im DAX gab es auch Verlierer: Versorger sind um durchschnittlich 0,4% gefallen, angeführt von Verbio BioEnergie. Der Umstieg auf regenerative Energien hat durch den überarbeiteten Haushalt der Bundesregierung einen Dämpfer bekommen.
Von den glorreichen 7 konnte diese Woche nur eine Aktie positiv überzeugen: Autobauer Tesla (+3,7%), der natürlich ebenfalls von den günstigeren Finanzierungsbedingungen profitiert, denn Tesla-Kunden finanzieren ihre Käufe ebenfalls sehr oft. Die anderen 6 (Microsoft, Alphabet, Nvidia, Apple, Meta und Amazon) pendelten um die Null-Linie.
Am Donnerstag lugte der DAX einmal kurz über die 17.000 Punkte, bevor die Zinsentscheidung der EZB und insbesondere die anschließende Begründung zu einem Ausverkauf führte: Gewinnmitnahmen, würde ich sagen. Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes in dieser Woche entwickelt haben:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES | 15.10., 19:54 Uhr | Woche Δ | Σ '23 Δ |
DAX | 16.751 | 0,0% | 20,3% |
S&P 500 | 4.722 | 3,1% | 23,0% |
Nikkei | 32.971 | 2,1% | 26,4% |
Shanghai A | 3.085 | -0,9% | -4,7% |
Euro/US-Dollar | 1,09 | 1,5% | 1,9% |
Euro/Yen | 154,94 | -0,4% | 10,4% |
10-Jahres-US-Anleihe | 3,91% | -0,35 | 0,03 |
Umlaufrendite Dt | 2,08% | -0,17 | -0,38 |
Feinunze Gold | $2.034 | 1,5% | 11,5% |
Fass Brent Öl | $76,83 | 1,4% | -8,2% |
Kupfer | $8.568 | 3,3% | 1,7% |
Baltic Dry Shipping | $2.411 | -27,9% | 59,1% |
Bitcoin | $42.097 | -4,1% | 153,8% |
3. Sentiment: Freudentaumel, Anleger können ihr Glück nicht fassen
Die Rallye ist bereits sieben Wochen alt. Sieben Wochen in Folge konnte der DAX ansteigen. Auch diese Woche konnte der DAX zulegen, wenn auch nur marginal um 0,1%. Doch im Wochenverlauf kletterte der DAX zwischenzeitlich über die 17.000 Punkte und markierte ein neues Allzeithoch.
Das Anlegersentiment befindet sich ebenfalls in der siebten Woche in Folge im positiven Bereich. Der Wert von +4,0% liegt genau auf der Schwelle zu Euphorie. Damit lässt die Euphorie der vergangenen Wochen, immerhin notierte das Anlegersentiment vier Wochen in Folge sogar über 4,0%, langsam nach.
Doch die Selbstzufriedenheit steigt weiter an auf inzwischen +4,5%. Wir haben gesehen, dass aufgrund der Zinsentscheidungen nun auch diejenigen Aktien anstiegen, die zuvor besonders unter dem hohen Zinsniveau und der Rezessionsangst litten. Vielleicht hat gerade der Umstand, dass nun auch die Nachzügler endlich angestiegen sind, dem Selbstbewusstsein der Anleger besonders gut getan.
Die Zukunftserwartung ist auf -2,3% gefallen, Pessimisten übernehmen das Ruder. Und passend dazu notiert die Investitionsbereitschaft mit -3,0% auf dem niedrigsten Stand seit ... Moment bitte ... hmm ... nein, auf dem niedrigsten Stand, den wir jemals in den vergangenen 9 Jahren, also seit 2014, gemessen haben.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger zeigt mit einem Wert von -13 weiterhin eine starke Absicherungsneigung an. Die erzielten Gewinne werden durch Put-Optionsscheine abgesichert.
Auch die Profis, die sich über die Eurex absichern, kaufen verstärkt Put-Absicherungen. Das Put/Call-Verhältnis steht bei 2,2%. In den USA zeigt das Put/Call-Verhältnis der CBOE (andere Skala) mit 0,9% ebenfalls eine starke Absicherungstätigkeit der Anleger an.
US-Fondsmanager haben ihre Investitionsquote bei 78% belassen. Die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatanleger beträgt 24%punkte. 51% Bullen stehen nur noch 19% Bären gegenüber.
Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 67% moderate Gier an.
Interpretation
Anleger können ihr Glück kaum fassen. Die fulminante Rallye, die eigentlich im Oktober starten sollte, durch das Massaker der Hamas in Israel jedoch um vier Wochen verschoben wurde, kennt kein Halten mehr. Und diese Woche kam die Bestätigung der Rallye durch die moderaten Töne der Notenbanken. "Mission completed" hört man nun vielerorts - "Mission erfüllt". Gewinne mitnehmen und die nun unweigerlich kommende Korrektur entspannt von der Seitenlinie aus beobachten, das wünschen sich die meisten Anleger.
So lese ich aus meinen animusX-Daten ab, dass es praktisch keine Kaufabsicht mehr für die nächsten zwei Wochen gibt. Doch das wiederum spricht für weiter steigende Kurse: Die Skepsis, mit der sich nun Anleger defensiv positionieren, könnte auch dazu führen, dass bei weiter steigenden Kursen irgendwann eine Kaufpanik einsetzt. Immerhin stieg der DAX in der Vergangenheit nach vergleichbar niedrigen Sentiment-Werten bei der Investitionsabsicht in den folgenden 6 Monaten um durchschnittlich 9% an. Nur in vier der 18 Fälle in den vergangenen 20 Jahren notierte der DAX sechs Monate später im Minus.
Eine Bestätigung für diese Möglichkeit erhalten wir seitens der Anlegerstimmung am Anleihemarkt. Die Euphorie über die jüngsten Kursanstiege der Anleihen ist extrem hoch. In der Vergangenheit folgten auf eine solche Euphorie meist weiter steigende Anleihenkurse, was im Umkehrschluss weiter fallende Renditen bedeutet. Wenn das Zinsniveau in den kommenden Monaten weiter sinken sollte, dann haben wir auch schon einen Grund für eine anhaltende Aktienmarktrallye.
Ungeachtet dieser mittelfristigen Aussicht (auf Sicht von Monaten) ist es sicherlich nicht verkehrt, die fulminante Rallye der vergangenen Wochen für Gewinnmitnahmen zu nutzen. Es gibt Gründe genug, das Portfolio umzustrukturieren und wenn sich im Verlauf einer - sei es auch nur kurzen - Verschnaufpause neue Favoriten zeigen, sind Sie nur dann handlungsfähig, wenn Sie jetzt ein paar Gewinne mitnehmen.
4. Ausblick: Themen für 2024
Weihnachten steht vor der Tür und in diesen Tagen findet kein Gespräch auf dem Flur statt ohne die Frage: "Und, was erwartest Du für 2024?" Ich werde wieder mit dem Handelsblatt eine Jahresumfrage machen und dann Anfang Januar die Antworten auswerten und zu einer Meinung kommen.
Vorab möchte ich Ihnen aber schon mal die Eyecatcher nennen, die Prognosen, mit denen die Gesprächspartner alle Augenpaare auf sich ziehen.
Untypisch schwacher Jahresstart
Da ist zum einen der Januar, der ja als guter Börsenmonat bekannt ist. Anleger kommen erholt aus den Weihnachtsferien und blicken optimistisch nach vorn. Da wird dann die eine oder andere interessante Aktie ins Portfolio geholt, was in Summe zu einem positiven Börsenverlauf führt. Doch dieses Mal könnte es anders sein.
Ich habe nun bereits dreimal gehört, dass der Januar vielleicht besonders schwach ausfallen kann, weil wir die Rallye ja schon hinter uns haben und eine Konsolidierung überfällig sei.
Hmm, interessante Idee. Doch wenn Sie sich mal einen Mehrjahreschart vom DAX anschauen, dann ist die fulminante Rallye der vergangenen Wochen gar nicht so außergewöhnlich und in der Vergangenheit gingen solche Rallyes, mit kleinen Verschnaufpausen, häufig auch mal noch viel höher. Also ein stichhaltiges Argument für eine Korrektur im Januar kann ich nicht sehen, höchsten für eine moderate Verschnaufpause.
Aus Inflation wird Deflation
Auch diese Erwartung habe ich in den vergangenen Tagen bereits mehrfach gehört: Die Notenbanken übertreiben ihre restriktive Zinspolitik und treiben den Zins sowie die Inflationsrate ins Minus. Das Schreckgespenst der Deflation führt laut Lehrbuch zu einer Investitionszurückhaltung der Unternehmen, was dann in eine Rezession mündet. Doch diesmal könnte es anders sein, es gibt einen Investitionsstau aufgrund der vor kurzem noch deutlich höheren Zinsen, der sich sodann entladen könnte und zum Gegenteil, zu einem Wirtschaftsaufschwung führen könnte.
Voraussetzung dafür wäre, dass frühzeitig absehbar ist, dass die deflationäre Phase nur vorübergehend ist, genau wie die inflationäre Phase vorübergehend war.
Das ist ein Szenario, bei dem der DAX sicherlich nicht nur über 17.000, sondern wohl auf über 18.000 Punkte sprinten würde. Ziemlich bullisch, oder? Aber realistisch? Warten wir's ab.
Donald Trump 2.0
Im November wird in den USA ein Präsident gewählt. Derzeit führt Donald Trump die Umfragen an. Joe Biden wird kaum mehr eine Chance zugesprochen, höchsten parteiintern könnte Nikki Haley Donald Trump noch gefährlich werden. Sie gilt als Kandidatin der Mitte - was nicht schwer ist, wenn Sie sich ihren Gegner Donald Trump anschauen :-).
Der Wahlkampf wird im Januar Fahrt aufnehmen. Sollte Trump sich durchsetzen, so wird dies an den Finanzmärkten bullisch gewertet. Trump wird die heimische Wirtschaft stärken. Geopolitisch dürfte es turbulent unter einer zweiten Amtszeit von Trump werden.
Zum Jahresbeginn wird der Wahlkampf noch wenig Wirkung auf die Aktienmärkte entfalten, je näher die Wahlen jedoch rücken und je deutlicher sich ein Sieger frühzeitig abzeichnet, desto stärker dürften die Märkte ausschlagen: Sollte Biden vorn liegen, fehlt Zündstoff für eine Fortsetzung der Rallye. Sollte Trump vorn liegen, dürfte die Rallye weiterlaufen. Sollte sich Haley gegenüber Trump durchsetzen, dürfte es einen Mittelweg geben - sie ist eben die Kandidatin der Mitte, wenngleich auch sie extrem konservativ ist.
Gold & Bitcoin steigen
Deutschland steht mit einer der niedrigsten Schuldenquoten im internationalen Vergleich. Das war das Ziel der Schuldenbremse. Aktuell liegen wir bei 65%. Das europäische Ziel liegt bei unter 60%. Frankreich liegt bei 109%, Spanien bei 106% und von Italien wollen wir gar nicht erst reden.
Die Linken argumentieren, dass die Welt über unsere Askese lache. Die Rechten argumentieren, dass die EU nur deswegen noch funktioniert, weil wir eine gesunde Bilanz haben.
In den USA liegt die Schuldenquote bei 123%. In Japan bei 220%. Volkswirte deuten auf die Geschichte, in der jedes Land, das deutlich über 60% verschuldet war, irgendwann in Währungsturbulenzen geriet.
Um sich gegen das drohende Chaos abzusichern, kaufen viele Anleger heute schon Gold und das digitale Gold, den Bitcoin. Im kommenden Jahr steht das "Halving" beim Bitcoin an. In der Vergangenheit war es um dieses Ereignis herum stets zu großen Kursanstiegen gekommen. Wie schaut's also aus mit Gold und Bitcoin für 2024?
Wir haben in unserem Portfolio bereits Goldbarren (9%), Barrick Gold (2,5%) und Wheaton Precious Metals (4%), also insgesamt 15,5% im Goldmarkt.
Zum Jahresbeginn hatte ich unsere Bitcoin-Position aus dem Portfolio genommen. Ich hatte damals explizit darauf hingewiesen, dass ich die Position nicht verkaufen würde, sondern einfach aus den Augen nehmen möchte, damit ich mich nicht wöchentlich Ihnen gegenüber rechtfertigen muss. Seit dieser Entscheidung ist der Bitcoin um 166% angestiegen. Performance die unserem Heibel-Ticker Portfolio fehlt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Gold und Bitcoin im Jahr 2024 weiter nach oben laufen. Fragen Sie mich nicht, wann die Verschuldung der westlichen Welt zu Chaos führen wird, doch mit zunehmender Verschuldung sollte der Anteil Ihres Vermögens, das Sie in Gold, und vielleicht auch in den Bitcoin legen, ansteigen.
Heibel-Ticker Intern
Dieses Jahr war extrem arbeitsintensiv für mich. Das wird Sie überraschen, denn die Heibel-Ticker sind in diesem Jahr häufig kürzer ausgefallen. Wir haben unsere Webseite überarbeitet, nicht nur das Design, sondern auch die Struktur. Ich habe mir neue Informationsquellen erschlossen und bin nach einigen schlechten Erfahrungen letztlich bei Bloomberg gelandet. Es ist sehr aufwendig, das Bloomberg-System erst einmal auf unsere Bedürfnisse anzupassen. Daran sitze ich seit Mitte Oktober quasi rund um die Uhr :-).
Daher habe ich diesen Dezember keine Video-Weihnachtsfeier veranstaltet: Ich bin noch am Arbeiten und die vielen Dinge, die ich Ihnen gerne zeigen möchte, sind noch nicht fertig. Es wird nicht den großen Tag geben, an dem wir alles umstellen, sondern die Neuerungen werden in den kommenden Wochen sukzessive sichtbar werden. Im Januar werde ich dann einen Videocall mit Ihnen machen, in dem ich Ihnen die Änderungen erkläre. Sie dürfen gespannt sein :-).
5. Leserfragen
Vielen Dank für Ihre zahlreichen Fragen! Allerdings erhalte ich zu viele Leserfragen, als dass ich alle individuell beantworten könnte. Wenn ich eine Frage beantworte, dann möchte ich das fundiert und hilfreich machen.
Ich bitte daher um Ihr Verständnis, wenn ich wie folgt vorgehe. Sie profitieren davon wie die anderen 25.000 Heibel-Ticker Leser:
1. Fragen zu administrativen Themen (Abo, E-Mail-Zustellung, interner PLUS-Bereich …) werden natürlich stets binnen kurzer Zeit beantwortet.
2. Fragen zu Aktien aus unserem Portfolio werden inhaltlich in das nächste Update zum entsprechenden Portfoliotitel eingearbeitet, sofern für die Allgemeinheit von Interesse.
3. Die wichtigsten Fragen zu allgemeinen Börsenthemen sowie zu Einzeltiteln werde ich im Heibel-Ticker beantworten.
Mit dieser Vorgehensweise hoffe ich, möglichst viel Zeit für die Recherche von Themen zu haben, die ich für viele Leser wichtig halte und überzeugt bin, dass dies einem großen Teil unserer Gemeinschaft Mehrwert bietet.
Leider war es in der Vergangenheit teilweise so, dass ich mehr Zeit in die Recherche für individuelle Fragen gesteckt habe und Zeit für die Analyse von Aktien und das Ausarbeiten von neuen Empfehlungen fehlt. Das ist jedoch den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS gegenüber unfair, denn es darf erwartet werden, dass ich meine Energie dahingehend einsetze, für alle Abonnenten relevante Themen auszuarbeiten. Ich hoffe auf Ihr Verständnis :-)
Meyer Burger, Petrobras & British American Tobacco
Sehr geehrter Herr Heibel,
Sie hatten Recht mit Meyer Burger Technology.
Habe jetzt aus 10.000 Euro (30 000 Stk. zu 0,34 Euro) nur noch 5.000 Euro gemacht. Wobei sie auch schon über 60 Cent waren.
Vom Gewinne mitnehmen ist noch nie einer arm geworden.
Habe mehrmals nachgekauft und man soll sich nicht in eine Aktie verlieben!!
Was halten Sie von Petrobras und BAT?
Viele Grüße
Uwe aus Warendorf
ANTWORT
Das tut mir leid, manchmal habe ich auch ungern Recht :-(.
Petrobras betreibt extrem günstige Ölquellen vor der Küste Brasiliens. Doch aufgrund des politischen Drucks (Präsident Lula) investiert das Unternehmen verstärkt in Windkraft und Wasserstoff. Die derzeit extrem hohe Dividendenrendite von 25% wird künftig nicht mehr gehalten werden können. Das ist nicht neu, daher ist die Bewertung derzeit sehr günstig. Das EV/EBITDA steht bei 2,3, in der Vergangenheit lag es meist um die 3-5.
Ich habe derzeit keine Meinung dazu, wie sich die Energiepreise in diesem Winter entwickeln werden. Sollte der Ölpreis steigen, dürfte Petrobras davon auf Basis des derzeit niedrigen Bewertungsniveaus überproportional profitieren. Sollte es einen warmen Winter mit niedrigen Energiekosten geben, so scheint die Aktie von Petrobras bereits günstig genug, um ein solches Szenario bereits eingepreist zu haben.
British American Tobacco (BAT) möchte in den kommenden Jahren verstärkt auf neue Produkte setzen, um das „regulatorische“ Risiko bei Zigaretten zu reduzieren. Man geht davon aus, dass der Verkauf von Zigaretten weiter erschwert wird. Sie haben hier also eine ähnliche Situation wie bei Petrobras: Das unbeliebte Öl / die unbeliebten Zigaretten sollen durch moderne, beliebtere Produkte abgelöst werden: Windkraft & Wasserstoff bzw. E-Zigaretten. Der Umstieg wird mit den Gewinnen der alten Produkte finanziert.
BAT notiert auf einem historisch niedrigen EV/EBITDA von 6,5. Während bei Petrobras eine konstante Umsatzentwicklung trotz Unternehmensteilverkäufen zu beobachten ist, verzeichnet BAT rückläufige Umsätze. Hier scheint mir das Risiko größer.
Beide Unternehmen haben Probleme in ihrem Kerngeschäft und suchen nach neuen Geschäftsfeldern. Mit der hohen Dividendenrendite werden Aktionäre bei Laune gehalten. In meinen Augen sollten Dividendenaktien ein stabiles Geschäftsmodell haben, das ist hier aber noch nicht der Fall. Wenn, dann sind das also Spekulationen in den Aufbau eines neuen Geschäftsmodells. Doch dafür schütten die Unternehmen dann doch zuviel aus. Wenn wir auf ein neues Geschäftsmodell spekulieren und das Unternehmen überzeugt davon ist, dann sollte stärker in das neue Geschäftsmodell investiert und nicht so viel ausgeschüttet werden.
Oder anders ausgedrückt: Nichts Halbes und nichts Ganzes.
6. Übersicht HT-Portfolio
Spekulation (≈20%) =13,7% | WKN | 15.10., 19:54 Uhr | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 8x2,5% | ! | % |
PVA Tepla | TPE | 19,79 € | 0% | 7% | 2,0% | B | 0 |
Anheuser Bush InBev | 1NBA | 57,50 € | -2% | 3% | 0,0% | C | + |
Puma | ETR:PUM | 52,86 € | -6% | 4% | 2,4% | C | + |
Sto SE | ETR:STO3 | 133,00 € | 2% | -13% | 2,2% | C | + |
Barrick Gold | GOLD | 16,13 € | 3% | 6% | 2,6% | A | + |
Morgan Stanley | MS | 83,72 € | 11% | 6% | 2,6% | C | + |
Coterra Energy | CTRA | 22,93 € | 0% | -13% | 2,0% | C | + |
Marktirrtum (≈30%) =32,6% | WKN | 15.10., 19:54 Uhr | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 5x6% | ! | |
Wheaton Precious Metals | ETR:SII | 45,20 € | 2% | 21% | 4,0% | B | 0 |
Medios | ETR:ILM1 | 15,32 € | -10% | -12% | 5,2% | B | + |
FlatexDeGiro | ETR:FTK | 11,07 € | 3% | 75% | 6,7% | A | + |
Paypal | PYPL | 56,55 € | 3% | -15% | 4,7% | C | + |
Nynomic | ETR:M7U | 33,00 € | 0% | -3% | 2,8% | A | + |
Disney | DIS | 85,99 € | -1% | 7% | 3,0% | A | + |
Nvidia | NVDA | 449,75 € | 2% | 9% | 3,2% | A | + |
Palo Alto Networks | PANW | 282,35 € | 3% | 26% | 3,0% | A | + |
Dividende (≈30%) = 25,4% | WKN | 15.10., 19:54 Uhr | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 5x6% | ! | |
CEWE | ETR:CWC | 101,00 € | 5% | 14% | 6,2% | B | 0 |
Allianz | ETR:ALV | 240,20 € | -1% | 20% | 6,2% | B | + |
Snap-On | SNA | 263,50 € | 1% | 23% | 5,9% | A | + |
Nitto Denko | ND5 | 61,50 € | -3% | 2% | 2,8% | A | - |
Givaudan | GIN | 3.646,00 € | 3% | 18% | 4,3% | A | - |
Absicherung (≈20%) =19,1% | WKN | 15.10., 19:54 Uhr | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 3x6,6% | ! | |
Goldbarren 130 gr | 1 Zu | 5.824,00 € | -2% | 7% | 8,9% | A | + |
Südzucker-Anleihe | A0E6FU | 95,83% | 1% | 15% | 7,0% | B | + |
Dt.Lufthansa Anleihe | A2YNV6 | 0,98 € | 0% | 1% | 3,2% | A | - |
Σ '22 Δ | -15% | Cashquote | |||||
Σ-Portfolio Ergebnis seit 2023 | 0% | 11% | 9,2% |
Heibel-Ticker | Gewichtung | Anzahl Positionen | angestrebte Positionsgröße | |||
Portfolio | Ziel | Soll | Ist | Soll | Ist | |
Spekulation | Ereignis | 20% | 13,7% | 8 | 6 | 2,5% |
Wachstum | Enkelkinder | 30% | 32,6% | 5 | 8 | 6,0% |
Dividende | Urlaub | 30% | 25,4% | 5 | 5 | 6,0% |
Absicherung | Zins & Gold | 20% | 19,1% | 3 | 3 | 6,7% |
Summe | 100% | 90,8% | 21 | 22 | 100% |
Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.
Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
A | – | Top-Aktie mit günstigem Kurs, |
B | – | Kursrücksetzer zum Kaufen nutzen |
C | – | Kurssprünge zum Verkaufen nutzen, |
D | – | bei Gelegenheit Verkaufen, |
E | – | Sofort Verkaufen |
Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.
Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.
Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.
Die letzte Spalte wird für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. „%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein.
Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.
Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
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7. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Quellen:
Kurse: Capital IQ, Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: CapitalIQ, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
8. An-/Ab-/Ummeldung
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