Heibel-Ticker PLUS 24/18 - Bewertung der glorreichen 7 & unserer HT-Auswechselbank

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03.05.2024:



Heibel-Ticker PLUS Börsenbrief

- Einfach einen Tick besser -

19. Jahrgang - Ausgabe 18 (03.05.2024)




Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

1.Info-Kicker: Große Bewegungen einzelner Titel deuten auf gestiegene Nervosität
2.So tickt die Börse: Quartalsreigen und ein beschwichtigender Notenbankchef
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
3.Sentiment: Euphorie der Vorwochen abgebaut, neutrale Verfassung
 - Interpretation
4.Ausblick: Bewertung der glorreichen 7 & unserer HT-Auswechselbank
5.Update beobachteter Werte: Sto AG, Nitto Denko, Allianz, Coterra Energy
 - Sto AG: Kurssprung nach Q-Zahlen, Verkaufen
 - Nitto Denko: Wieder was gelernt
 - Allianz: Teilverkauf, Cash generieren
 - Coterra Energy: "Beat and Raise"
6.Übersicht HT-Portfolio
7.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
8.Mitgliedschaft verwalten



1. Info-Kicker: Große Bewegungen einzelner Titel deuten auf gestiegene Nervosität



Liebe Börsenfreunde,

Alle Quartalszahlen in einer Woche! So kommt es mir vor. Und als wäre das nicht genug - auch die US-Notenbank tagte, entschied und begründete. Diese Woche war bestimmt durch große Bewegungen in Einzeltitel aufgrund der Q-Zahlen, sowie natürlich durch die Notenbankentscheidung, eine weitere Zinsanhebung auszuschließen. Die Details zu der ereignisreichen Woche lesen Sie in Kapitel 2.

Unsere Sentimentanalyse der Vorwoche hat das Minus im DAX dieser Woche richtig prognostiziert. In Kapitel 3 werte ich aus, ob wir auch diesmal wieder eine gute Aussage aus dem Umfrageergebnis ableiten können.

Die glorreichen 7 haben ihre Quartalszahlen veröffentlicht. Zudem sind einige der Aktien, die wir auf der Auswechselbank für unser Heibel-Ticker Portfolio haben, deutlich zurück gekommen. In Kapitel 4 schaue ich mir die Bewertungen sämtliche Aktien an und analysiere, welche Kandidaten sich in den kommenden Tagen und Wochen für einen Kauf eignen könnten.

Wir haben diese Woche unsere Cash-Position erhöht. Warum und welche Titel wir verkauft haben, lesen Sie in Kapitel 5 in den Updates.

Wie immer gibt es eine tabellarische Übersicht über unser Heibel-Ticker Portfolio in Kapitel 6.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

heibel

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




2. So tickt die Börse: Quartalsreigen und ein beschwichtigender Notenbankchef



Hier ist sie wieder, die Woche, in der so viele Quartalszahlen auf uns Investoren hereinrasseln, dass wir gar nicht in der Lage sind, sämtliche Informationen schnell genug korrekt einzuordnen. Ich werde im Folgenden versuchen, ein paar Erkenntnisse aus dem Zahlenreigen zu extrahieren.

FOMC Doch nicht nur Quartalszahlen prasselten diese Woche auf uns ein, sondern auch eine US-Notenbanksitzung mit einem anschließenden Statement des Vorsitzenden Jay Powell. Er ließ sich zu der Aussage hinreißen, dass die nächste Zinsentscheidung in jedem Fall eine Zinssenkung sein werde.

Wir erinnern uns, zum Jahreswechsel gingen viele Anleger von bis zu sechs Zinssenkungen im laufenden Jahr aus: Die Inflationsrate war stark zurückgegangen und viele Analysten führten dies auf eine drohende Rezession zurück, die durch die Notenbank mit niedrigen Zinsen vermieden werden sollte.

Doch der Rückgang der Inflationsrate endete abrupt im Juli vergangenen Jahres auf einem Niveau über 3% und liegt aktuell 3,5%. Gleichzeitig zeigt die US-Konjunktur keine Schwäche. 2023 betrug das Wachstum 2,5%, für 2024 werden 2,7% erwartet. Die Angst vor einer möglichen Rezession ist inzwischen der Enttäuschung über die ausbleibenden Zinssenkungen gewichen. Zuletzt wurde sogar diskutiert, ob die US-Konjunktur so stark sei, dass vielleicht sogar eine weitere Zinserhöhung erforderlich sein könnte.

Dieser Befürchtung hat Powell nun also ein Ende gesetzt: Über den Zeitpunkt einer Zinsveränderung hat er nicht mit sich reden lassen, aber die Richtung sei dann in jedem Fall gen Süden. Immerhin.

Ab sofort geht es also darum, den Zeitpunkt der ersten Zinssenkungen zu bestimmen. Entsprechend werden ab sofort Konjunkturdaten, die gut ausfallen, am Aktienmarkt negativ aufgenommen, und umgekehrt

Soeben wurden US-Arbeitsmarktdaten veröffentlicht: Die Arbeitslosenquote ist überraschend von 3,8% auf 3,9% angestiegen. Die Arbeitslöhne sind nur um 3,9% gegenüber dem Vorjahr gestiegen, erwartet wurden 4%. Sind dies also erste Anzeichen einer Konjunkturschwäche, die durch sinkende Zinsen beantwortet werden muss? Nun, die Aktienindizes drehten nach Veröffentlichung dieser Daten umgehend gen Norden.

aufwaerta Wochengewinner im DAX ist Siemens Energy (+8%). Einigen Analysten ist aufgefallen, dass die vor vier Wochen an die Börse gegangene GE Vernova deutlich höher bewertet ist als Siemens Energie. Die Rivalität zwischen General Electric und Siemens ist inzwischen über einhundert Jahre alt. Beide Unternehmen haben nun ihre Energiesparte ausgegründet. Doch GE Vernove notiert nun auf einem Umsatzmultipel (EV/Sales) von 1,25, Siemens Energy von nur 0,45. Das EV/EBITDA von GE Verona liegt bei 20, das von Siemens Energy bei nur 7. Dabei ist die augenscheinlich höhere Profitabilität der GE-Tochter auf die in den beiden Vorjahren verbuchten Verluste zurückzuführen: das Unternehmen wurde für die Börse fit gemacht. Über die Zeit dürften sich die Bewertungsniveaus der beiden Konkurrenten angleichen.

Die mit Abstand beste Branche war in dieser Woche der Immobiliensektor, angeführt von Vonovia (+8%) und TAG Immobilien (+8,5%), Aroundtown (+10%) sowie unserem Heibel-Ticker Portfoliotitel Sto (+12%). Der Immobiliensektor hat seinen Abwärtstrend beendet und stabilisiert sich nun auf niedrigem Niveau. Erste Anzeichen dafür, dass die zweite Jahreshälfte tatsächlich anzieht, wie von einigen Immobilienkonzernen in der Jahresprognose in Aussicht gestellt, sind zu erkennen.

abwaerts Auf der anderen Seite haben die Autoaktien diese Woche Federn lassen müssen: Porsche -7%, VW -4%, Mercedes und BMW je -3%. Der Absatz der E-Autos stagniert, wie wir schon von Tesla wissen. Auch in Deutschland ist der Absatz stark rückläufig, seit die Regierung die Förderung der E-Autos gestrichen hat. Von der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Verbrennern sind die E-Autos hierzulande also doch noch weit entfernt.

Heute kappt Autovermieter Sixt die Jahresprognose, weil die Zinswende (siehe oben) auf sich warten lasse und die Konjunktur sich abschwäche. Die Restwerte der Fahrzeugflotte sei aus diesem Grund abgewertet worden, die Gewinnprognose (EBIT) für 2024 wird von 400-525 Mio. EUR auf 350-450 Mio. EUR gesenkt. die Aktie bricht aktuell um 13% ein.

Die Deutsche Bank ist nach Sixt Verlierer der Woche mit -10%. Das Unternehmen hat nun doch nochmals eine Rückstellung in Höhe von 1,3 Mrd. EUR für die entsprechenden Rechtsstreitigkeiten gebildet. Die Übernahme der Postbank kurz nach der großen Finanzkrise im Jahr 2010 erfolgte nach Ansicht einiger Postbank-Aktionäre zu einem Preis, der Altaktionäre der Postbank benachteiligte.

US Schauen wir mal über den Teich auf die USA. Dort haben in den vergangenen Tagen die glorreichen 7 ihre Quartalszahlen vorgelegt. Im Heibel-Ticker vor einer Woche kommentierte ich bereits die Q-Zahlen von Microsoft, Tesla, Meta und Alphabet. Diese Woche kamen Apple und Amazon hinzu. Nvidia berichtet erst in drei Wochen (22.5.).

Gestern Abend überraschte Apple einmal mehr alle Skeptiker mit guten Absatzzahlen. Seit Wochen wird nur noch darüber berichtet, dass Apple in China Absatzprobleme habe. Immerhin wurden iPhones für Regierungsangestellte in China verboten und entsprechend führten Kritiker aus, dass Chinesen nun lieber Smartphones von Huawei und Samsung kauften. Doch die Kritiker irrten: Der Absatz der iPhones in China sei gegenüber dem Vorjahresquartal angestiegen, so CEO Tim Cook in der anschließenden Telco. Das Geschäft in China stabilisiere sich. Und obwohl iPhones für chinesische Regierungsmitglieder verboten wurden, riskieren viele Chinesen Ärger mit ihrem Arbeitgeber, um das begehrte Produkt nutzen zu können.

Der Umsatz mit Dienstleistungen wächst weiter überproportional. Die Vision Pro werde für B2B-Anwendungen angepasst. Damit wurde meine Einschätzung bestätigt: Die Vision Pro ist auf absehbare Zeit kein Produkt für Privatkunden, sondern wird in der Geschäftswelt eingesetzt. Geschäftskunden sind gegenüber dem hohen Preis schmerzfreier. Außerdem spielt die Vision Pro gerade bei professionellen Anwendungen ihre Überlegenheit gegenüber den günstigeren VR-Brillen aus.

Wenn also der Start für die Vision Pro einigen Analysten zu langsam erfolgt, dann nur deswegen, weil sie sich keine Gedanken über den sinnvollen Einsatz der Vision Pro gemacht haben. Im B2B-Geschäft wird es nun so laufen, dass irgendwann Unternehmen sinnvolle Einsatzmöglichkeiten für die Geräte gefunden haben und sodann in großen Stückzahlen bestellen werden.

Deutlich schneller wird die Einführung von KI bei den iPhones laufen. Schon im Juni wird Apple umfangreiche Entwickler-Werkzeuge vorstellen, damit iPhones künftig mit KI-Apps bestückt werden können. Es versteht sich von selbst, dass die heute im Umlauf befindlichen iPhones noch nicht für KI-Anwendungen optimiert sind. Entsprechend dürfte die KI einen Erneuerungszyklus starten, wie er alle 3-4 Jahre bei Apple für überproportional hohe Umsätze sorgt.

Wer also auf einen guten Zeitpunkt gewartet hat, um Apple ins Depot aufzunehmen: Jetzt ist es soweit :-).

Außerdem verkündete das Unternehmen einen neuen Aktienrückkauf mit einem Volumen von bis zu 110 Mrd. USD. Nur drei DAX-Unternehmen sind mehr wert als das Aktienrückkaufprogramm von Apple (Siemens, SAP und Airbus).

Die Aktie von Apple springt heute um 7% an.

Übrigens eine Korrektur zum Thema KI: Ich sprach vor einer Woche davon , dass die KI zunächst trainiert werden müsse, was man Interferenz nenne. Doch das war falsch, das Trainieren der KI nennt man Trainieren :-) und anschließend beantwortet die KI Fragen der Anwender, indem das Gelernte angewendet wird. Das nennt man dann Inferenz.

Rechenintensiv ist das Training, die Beantwortung von Fragen, für das die Inferenz verwendet wird, ist dann deutlich weniger aufwendig.

Amazon berichtete bereits am Dienstag, die Aktie sprang trotz guter Zahlen nur moderat an (+2%). Das Umsatzwachstum im Bereich der Werbung sprang um 24% an und zeigte, dass Amazon hier ein neues Geschäftsfeld zu einer dritten Säule im Konzern entwickelt. Die zweite Säule ist die Amazon Cloud AWS, die mit einem Wachstum von 17% ebenfalls stärker zulegte als von Analysten erwartet. Aufgrund von großflächigen Kosteneinsparungen stieg die Gewinnmarge gegenüber dem Vorjahresquartal von 3,2% auf 8,5%, der Gewinn je Aktie verdreifachte sich auf 1,14 USD.

Neben den glorreichen 7 habe ich mir noch Unternehmen wie Linde, Novo Nordisk und SAP angeschaut. Alles absolute High Flyer der vergangenen Monate. Mich interessiert, welche der Aktien bereits zu hoch bewertet, und welche noch günstig genug für einen Einstieg sind. Mehr dazu in Kapitel 4.

Schauen wir nun zunächst auf die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes




INDIZES3.4., 20:58 UhrWoche ΔΣ '24 Δ
DAX18.002 -0,9%7,5%
S&P 5005.133 0,5%7,9%
Nikkei38.236 0,8%14,3%
Shanghai A 3.604 0,6%15,6%
Euro/US-Dollar1,080,7%-2,6%
Euro/Yen164,67-2,3%5,7%
10-Jahres-US-Anleihe4,50%-0,170,64
Umlaufrendite Dt2,58%-0,060,55
Feinunze Gold$2.300 -1,5%11,4%
Fass Brent Öl$82,94 -7,2%7,4%
Kupfer$9.766 -1,0%13,6%
Baltic Dry Shipping$1.774 1,8%-20,1%
Bitcoin$61.822 -2,7%46,8%



BTC Der Bitcoin ist diese Woche um 7% eingebrochen. Erstmals seit März notiert die digitale Währung wieder unter 60.000 USD. Als Ursache wird angeführt, dass die Bitcoin-ETCs in den USA Abflüsse verzeichnen.

Zeitgleich wurde in Europa eine strengere Regulierung für Bitcoin-Transaktionen verabschiedet. Unternehmen, die ihren Kunden den Handel oder Erwerb digitaler Währungen anbieten, müssen ihre Kunden "kennen", also eine vollständige Legitimation mit Lichtbildausweis durchführen.

Das ist sicherlich sinnvoll. Diskutiert wird, für wen diese Regelung gelten soll. In der digitalen Welt ist eine wesentlich bessere Nachverfolgung von Transaktionen möglich als im Vergleich dazu beim Bargeld. Diese Möglichkeit möchte die EU gerne nutzen. Bitcoiner sind natürlich dagegen. Wir dürfen gespannt sein, wo sich die beiden treffen.

Doch diese Diskussion wird in der Öffentlichkeit immer wieder so verkauft, als wolle man kriminelle Transaktionen bekämpfen. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob in Bitcoin oder mit Bargeld mehr Rechtsbrüche begangen werden, insbesondere weil jede Bitcoin-Transaktion ja ewig nachvollziehbar und nur pseudonym, nicht jedoch anonym ist.

Genau um diese Stelle geht es: Pseudonym heißt, jegliche Transaktionen können einer Person zugeordnet werden, die Person selbst ist lediglich unbekannt. Doch über die obige EU-Regulierung sollen ab nennenswert großen Transaktionen natürlich die Identitäten eingeholt werden.

Die Diskussion mit Menschen, die sich noch nicht intensiv mit dem Bitcoin beschäftigt haben, dreht sich immer wieder darum, ob sich der Bitcoin denn durchsetzen werde und warum Menschen ihn brauchen würden. In meinen Augen ist diese Diskussion müßig: Der Bitcoin ist das einzige dezentrale und digitale Gut, das jegliche Ansprüche, sei es zur Kriminalitätsbekämpfung, sei es zur sinnvollen Befreiung rarer Güter, lösen kann.

Die wirklich wichtige Frage ist, ob wir diese Aufgabe der Politik überlassen wollen, gewählten und teilweise (bei der EZB) ernannten Vertretern, die im besten Wissen für uns entscheiden? Oder aber ob wir uns auf Regeln einigen können, die solche Entscheidungen berechenbar machen.

Und diese Frage wird auf lange Sicht nicht in Deutschland entschieden, sondern in der Welt, die derzeit stärker von Autokraten dominiert wird, als uns recht ist.

So betrachtet ist also der Rückschlag im Bitcoin aufgrund von nachlassendem Interesse an den Bitcoin-ETFs in meinen Augen eine Gelegenheit für Anleger, sich ein wenig des digitalen Gutes auf die Seite zu legen.

Schauen wir mal, wie sich das Anlegersentiment entwickelt hat.




3. Sentiment: Euphorie der Vorwochen abgebaut, neutrale Verfassung



Umfrage "Es wird also zunehmend schwer auf dem Weg nach oben, während die Gefahr eines erneuten Rückschlags noch nicht ganz aus der Welt ist", war die Schlussfolgerung vor einer Woche auf der Basis unserer Sentiment-Umfrage.

Tatsächlich fiel der DAX in der abgelaufenen Woche um 0,9% auf 18.002 Punkte. Insbesondere die Automobilindustrie belastete diese Woche die Aktienmärkte.

Die Anlegerstimmung ist vor diesem Hintergrund wieder abgebröckelt: Nach -1,1% in der Vorwoche fiel es nun auf -1,6%. Damit bleibt die Stimmung mau, von Extremwerten sind wir jedoch noch weit entfernt.

Auch die Verunsicherung bleibt mit einem Wert von -0,8% in der dritten Woche in Folge vorhanden. Da wir seit Jahresbeginn nur zweimal überhaupt eine gewisse Verunsicherung gemessen haben, handelt es sich um die längste Phase im laufenden Jahr, in dem Anleger ein mulmiges Gefühl gegenüber den Aktienmärkten haben.

Entsprechend bleibt auch die Zukunftserwartung mit einem Wert von -0,1% wie in der Vorwoche neutral. Bullen und Bären halten sich die Waage.

Immerhin ist die Investitionsbereitschaft mit +0,9% so groß wie seit Anfang Februar nicht mehr.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf 5,0% geklettert und signalisiert schon wieder einen gestiegenen Optimismus. Privatanleger kaufen verstärkt Call-Optionen, spekulieren also auf steigende Kurse.

Das Put/Call-Verhältnis an der Eurex ist hingegen auf +2,1% geklettert: Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, kaufen verstärkt Put-Absicherungen.

In den USA sieht es ganz ähnlich aus, das Put/Call-Verhältnis der CBOE ist derzeit ebenfalls deutlich höher als im Durchschnitt der vergangenen Wochen.

Die Investitionsquote der US-Fondsmanager ist mit 62% auf einem niedrigen Niveau verblieben.

Die Bulle/Bär-Differenz liegt bei 6%punkten. 38% Bullen stehen 32% Bären gegenüber.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 4% moderate Gier an.

Interpretation



Neutral Um 25% ist der DAX von Anfang November bis Ende März angesprungen. Im April folgte nun eine Konsolidierung, in der Spitze ging's 4% runter.

Die Stimmung kletterte in diese Phase zweimal auf euphorische Höhen, um sich einmal im Januar vor dem Hintergrund einer Seitwärtsbewegung im DAX abzukühlen, und ein zweites Mal jetzt. Damit wäre die Minimalvoraussetzung für eine Fortsetzung der Rallye bereits gegeben: Die Stimmung ist abgekühlt.

Damit würde ich die aktuelle Sentimentlage als neutral bezeichnen. Wir befinden uns mitten in der Berichtssaison, täglich prasseln eine Vielzahl von Quartalszahlen auf uns ein. Einzeltitel reagieren auf die Zahlen, mal positiv mit Kurssprüngen auf positive Überraschungen, mal negativ mit Kursstürzen auf negative Überraschungen.

Dies dürfte aus Sicht unserer Sentimentanalyse auch in der kommenden Woche so bleiben. Einen Schiefstand, der in die eine oder andere Richtung Druck auf den DAX ausüben würde, besteht derzeit aus Sicht der Sentimentanalyse nicht. Wir können uns auf die Unternehmenszahlen konzentrieren.



4. Ausblick: Bewertung der glorreichen 7 & unserer HT-Auswechselbank



Tendenziell bin ich für die kommenden Monate eher verhalten eingestellt. Ich denke, wir befinden uns noch immer in der Nach-Coronazeit. Unternehmen sind durch die vielen Liquiditätsspritzen mit reichlich Cash ausgestattet, genau wie Konsumenten. Doch so langsam ist der größte Nachholbedarf gedeckt, Konsumenten schauen inzwischen auf den Preis.

Und Preise sind kräftig gestiegen. Anekdotischer Beweis: Meine Mutter, die gerade zu Besuch ist, erzählt von der Parkgebühr vor ihrem Lieblingsrestaurant in der Berliner Innenstadt: Bislang musste sie immer 3€ zahlen, nun sind es plötzlich 8€.

Lange Zeit haben Konsumenten Preissteigerungen akzeptiert: Das ist halt nach den Problemen der vergangenen Jahre so. Nun wartet man darauf, dass sich eine entsprechende Lohnsteigerung einstellt. Doch irgendwie gleichen die Lohnsteigerungen solche Preissprünge nicht ganz aus und die Taschen der Spendierhosen der Konsumenten werden langsam zugenäht.

So sehe ich auch die Erfolgsmeldungen der vergangenen Tage teils skeptisch. Noch brummt das Geschäft und viele Unternehmen heben ihre Prognosen auf Basis des guten Jahresstarts an. Doch erste Risse zeigen sich, diese Woche in der Automobilbranche.

Künstliche Intelligenz bestimmt nach wie vor die Schlagzeilen: Unternehmen wie Meta, Amazon und Alphabet investieren heftig in die entsprechende Infrastruktur. Nvidia befindet sich in einer beneidenswerten Situation, in der es vom Konjunkturzyklus weitgehend abgekoppelt ist.

Also: Vielleicht bekommen wir ja eine Seitwärtsbewegung über den Sommer und in dieser Phase steigen vielleicht einzelne Unternehmen an, die sich in einem eigenen Wachstumsmarkt befinden und/ oder günstig genug bewertet sind. Schauen wir also mal auf die Bewertungskennziffern der glorreichen 7 sowie einiger weiterer Unternehmen, die wir in den vergangenen Monaten für Marktphasen wie dieser auf die Auswechselbank gesetzt haben.

Ich mag eine Kennziffer, die mit Vorsicht zu genießen ist: KGV/ Gewinnwachstum.

Das KGV ist das Kurs/ Gewinn-Verhältnis. Man nimmt den Aktienkurs und den Gewinn je Aktie und setzt es ins Verhältnis. Alternativ kann man auch die Marktkapitalisierung (Kurs x Anzahl aller ausstehenden Aktien) durch den Gewinn nach Steuern (Net Income) verwenden (Gewinn je Aktie x Anzahl aller ausstehenden Aktien).

Doch eigentlich interessiert uns die Bewertung des Geschäftsmodells, nicht die Marktkapitalisierung. Dazu nimmt man den Enterprise Value (EV), also die Marktkapitalisierung zzgl. Kredite und abzgl. Guthaben. Und beim Gewinn interessiert mich auch der Gewinn des Geschäftsmodells vor Steuern und Zinsen usw., dazu nehmen wir den EBIITDA-Gewinn.

Somit bezeichne ich das EV/EBITDA als das bessere KGV.

Unternehmen, die kräftig wachsen, können ein höheres EV/EBITDA haben, denn solche Unternehmen wachsen dadurch schneller in hohe Bewertungen hinein. Somit gibt eine weitere Kennziffer Aufschluss über das Bewertungsniveau: EV/EBITDA im Verhältnis zum Gewinnwachstum. Hier betrachte ich das Gewinnwachstum, weil dieses bei Unternehmen mit spalierbarem Geschäftsmodell häufig überproportional anwächst. Und ich nehme das Wachstum des EBITDA, um eben auch hier die Entwicklung des Geschäftsmodells zu beurteilen.

Puh, da sind wir schon ziemlich tief drin in der Analyse. Doch ein wenig Hintergrundinformation ist hilfreich, wenn wir hier die High Flyer des Jahres sinnvoll beurteilen wollen. Die Aussage "das KGV ist zu hoch", ist nicht sehr aussagekräftig, wir müssen schon ein wenig tiefer ins Detail schauen.

Die Kennziffer EV/EBITDA / EBITDA-Wachstum entspricht somit der PEG-Kennziffer (Price/Earnings/Growth), ist jedoch auf das Geschäftsmodell fokussiert und mit Vorsicht zu genießen. Die PEG sollte um 1 liegen. Werte darunter gelten als Zeichen, dass die Aktie günstig bewertet ist. Werte zwischen 1 und 2 kann man bei besonders guten Unternehmen vertreten. Werte darüber sprechen für eine Überbewertung.

Mit Abstand am günstigsten ist in dieser Betrachtung Nvidia mit einem Wert von nur 0,9. Das liegt daran, dass Nvidia zuletzt ein Gewinnwachstum von knapp 500% hatte. Damit ist diese Kennziffer für Nvidia nicht aussagekräftig, denn dieser einmalige Gewinnsprung wird nicht wiederholt.

Doch die Betrachtung von EV/EBITDA der vergangenen Jahre gibt Werte zwischen 40 und 50 wider. Diese Kennziffer auf Basis der Erwartung für das laufende Jahr 2024 sinkt auf 24. Bei einem erwarteten Gewinnwachstum von 120% bleibt eine extrem günstige Bewertung: 0,2.

Palo Alto Networks ist das nächste Unternehmen mit extrem günstiger EV/EBITDA/Growth mit einem Wert von 0,19. Die Situation ist ähnlich der von Nvidia, denn auch Palo Alto hatte zuletzt einen Gewinnsprung. Für das laufende Kalenderjahr wird noch ein Wachstum von 130% erwartet. Auch Palo Alto ist mit einem EV/EBITDA von 30 vor dem Hintergrund der hohen Wachstumsgeschwindigkeit extrem günstig bewertet.

Die oben vorgestellte Bewertungskennziffer liegt bei Palo Alto für das laufende Jahr bei 0,25. Die Aktie eigenet sich also für einen Nachkauf in unser Heibel-Ticker Portfolio, wenn die Kurse nochmals purzeln sollten.

Amazon zeigt eine Kennziffer von 0,34, hat aber kürzlich durch Kosteneinsparungen ein überproportionales Gewinnwachstum ausgewiesen. Doch wenn wir uns das erwartete Gewinnwachstum für 2024 anschauen, das bei 28% liegt, ist die Bewertung mit einem EV/EBITDA von nur 14 extrem günstig. Unsere Kennziffer liegt bei 0,5, auch Amazon ist also günstig.

Meta weist ein EV/EBITDA/Growth von 0,35 aus. 20% Gewinnwachstum werden mit einem EV/EBITDA von nur 12 bewertet. Für 2024 liegt unsere Kennziffer also bei 0,6.

Alphabet mit einem Wert von 2,4 erscheint auf den ersten Blick teuer. Das Gewinnwachstum 2024 wird auf 22% geschätzt, der EV/EBITDA steht bei 14. Damit liegt die Kennziffer für 2024 ebenfalls bei 0,6.

Microsoft weist einen Wert von 5 aus. Im Kalenderjahr 2024 erwarten Analysten einen Gewinnsprung von 11%, das EV/EBITDA steht bei 23. Damit ist Microsoft das erste Unternehmen unterer glorreichen 7, das mit einer Bewertungskennziffer von 2 bereits hoch bewertet ist.

Apple wächst im laufenden Jahr im Gewinn mit nur 6%, das EV/EBITDA steht bei 21. Damit ist Apple mit einer Bewertungskennziffer von 3,5 extrem hoch bewertet. Hmm, das macht mich tatsächlich nachdenklich, denn ich erwarte für Apple ein herausragendes Jahr und ich habe den Eindruck, dass die Aktie im allgemeinen als günstig betrachtet wird. Vielleicht muss ich bei Apple nochmal recherchieren, anhand welcher Kennziffern die Aktie als günstig bezeichnet wird. Ich kann das zumindest nicht nachvollziehen.

Tesla wächst im Gewinn mit 16%, das EV/EBITDA von 36 führt zu einer ebenfalls hohen Bewertung von 2,25.

Schauen wir noch die anderen Unternehmen unserer Auswechselbank an: SAP wächst mit 8% im laufenden Jahr, das EV/EBITDA steht bei 24. Damit ist SAP mit einer Bewertungskennziffer von 3 noch teurer als Apple oder Tesla.

Linde ist diese Woche um 8% eingebrochen - endlich. Der weltweit größte Anbieter von Industriegasen erreichte Anfang März bereits sein Allzeithoch und notiert heute insgesamt 11% tiefer. Das ist ein nennenswerter Rückschlag. Gibt es einen Grund? Nun, natürlich die Q-Zahlen. Oder, um genau zu sein, der Ausblick. Der Gewinn lag über den Erwartungen, der Umsatz leicht darunter, doch die Unternehmensprognose für das laufende Jahr lag beim Gewinn mit 15,35 USD/Aktie deutlich unter den erwarteten 15,45 USD/Aktie.

8% Gewinnwachstum werden mit einem EV/EBITDA von 17 bewertet, unsere Kennziffer steht also bei 2,1 und somit schon recht hoch.

Europas wertvollstes börsennotiertes Unternehmen, der Anbieter der Abnehmspritze, Novo Nordisk erlitt diese Woche einen Kursrückgang von 3%. Umsatz und Gewinn lagen über den Erwartungen, die Guidance wurde angehoben. Das EV/EBITDA/Growth liegt bei 0,97 für das angelaufene Jahr. Auch für 2024 bleibt die Bewertungskennziffer im Bereich der 1 bei einem EV/EBITDA von 27 für 26% erwartetes Gewinnwachstum.

Für ein Wachstumsunternehmen in einem Oligopol mit in meinen Augen unzähligen weiteren Anwendungsmöglichkeiten ist das vielleicht alles, was wir uns wünschen dürfen: Die Aktie notiert nun 9% unter ihrem Allzeithoch von Anfang März. Ich würde die Aktie nun in unser Heibel-Ticker Portfolio aufnehmen, werde am Montag nochmals eine entsprechende Meldung verschicken.

Wir hatten vor einiger Zeit das Unternehmen Nextracker auf die Auswechselbank gesetzt. Für 2024 wird ein Gewinnwachstum 180% erwartet, das EV/EBITDA steht bei nur 35. Damit ist Nextracker die günstigste Aktie in unserer Betrachtung: 0,19. Vom Hoch Mitte März ist die Aktie um 25% eingebrochen. Eine Meldung, die für diesen Rückschlag verantwortlich wäre, kann ich nicht finden. Im Gegenteil, die letzte Unternehmensmeldung im Januar führte zu einem Kurssprung, dieser Kurssprung wurde nun wieder ausradiert.

Also auch Nextracker ist ein Kandidat für unser Heibel-Ticker Portfolio.

Ich werde mich im Verlauf der kommenden Woche mit Updates zu einzelnen Titeln bei Ihnen melden, sofern ich mich für eine der Aktien entscheide.



5. Update beobachteter Werte: Sto AG, Nitto Denko, Allianz, Coterra Energy



Im Wochenverlauf habe ich Updates zu unseren Portfolio-Titeln verfasst. Diese erhalten Sie nachfolgend zusammen aufgeführt.

Die Updates finden Sie generell jeweils nach der Veröffentlichung verfügbar unter Heibel-Ticker -> Portfolio -> 10 neueste Einträge und mit der Express-Funktion erhalten Sie die Updates direkt unterwöchig per E-Mail und SMS.

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Sto AG: Kurssprung nach Q-Zahlen, Verkaufen



Mo, 29. April um 16:36 Uhr
Sto hat heute um 10 Uhr Jahreszahlen 2023 veröffentlicht: Nachdem im vergangenen Herbst die Unternehmensprognose gesenkt wurde und im März vorläufige Zahlen eher verhalten ausgefallen waren, konnte mit den endgültigen Zahlen nun doch noch die gesenkte Prognose erfüllt werden.

Der Umsatz fiel um 4% auf 1,72 Mrd. und lag damit leicht über den gesenkten Erwartungen der Analysten. Der Gewinn (EBIT) fiel um 2,5% auf 126,5 Mio. EUR und liegt damit um 2% über den Erwartungen. Für das laufende Jahr spricht das Management von einem witterungsbedingt schwachen Start und gibt als Ziel 4% Umsatzwachstum bei unterproportionalem Gewinnanstieg aus.

Das ist gewohnt konservativ und den vielen Ungewissheiten im Markt geschuldet: Das Wetter kann stets einen Strich durch die Rechnung machen, die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten könnten sich auf die Absatzmärkte von Sto auswirken und die Politik in Berlin wird derzeit eher als Behinderung betrachtet, da bezüglich weiterer Fördermittel für Gebäudedämmung große Ungewissheit besteht.

Wir hatten Sto als Spekulation ins Portfolio geholt, um vom rückläufigen Zinsniveau zu profitieren. Das ist uns dahingehend gelungen, das Sto deutlich besser lief als andere Aktien im Immobiliensektor. Doch wirklich gut lief die Aktie nicht.

Mit dem heutigen Kurssprung von 8% notiert die Aktie 3% über unserem Kaufkurs von vor einem Jahr und 13% über dem Kurs zum Jahreswechsel. Ich würde unsere Position heute auflösen.

Bei Sto gibt es nur sehr selten Informationen über den Geschäftsverlauf. Daher neigt die Aktie zu Schwäche, weil Aktionäre im Ungewissen gelassen werden. Zudem sind Aussagen des Unternehmens, wenn es mal was sagt, stets sehr konservativ - man spricht gerne vom worst case. Heute sind die Bedenken beseitigt worden: Das Jahr 2023 war nun doch nicht so schlecht wie befürchtet. Entsprechend springt die Aktie an.

Doch nun folgen wieder Monate, in denen wir im Dunkeln tappen. Wir können uns ab und zu Infos von Steico holen, die etwas gesprächiger sind. Doch deren Geschäft stimmt nicht mit dem von Sto überein, daher lassen sich nur bedingt Erkenntnisse ableiten.

Außerdem steht bei mir ganz oben auf der ToDo-Liste: Cash generieren!

Daher würde ich also Sto heute verkaufen, 13% Jahresgewinn einsacken und dem Immobiliensektor somit wieder den Rücken kehren.

Alle Updates zu Sto AG


Nitto Denko: Wieder was gelernt



Di, 30. April um 12:00 Uhr
Offensichtlich gibt es in Europa und in den USD kein Interesse an unserem japanischen Dividendentitel Nitto Denko. Am Freitag veröffentlichte das Unternehmen nach japanischem Börsenschluss Q-Zahlen, die ich als schwach bezeichnete. In meiner Analyse wunderte ich mich darüber, dass die Aktie nicht deutlich ins Minus gedreht war.

Immerhin wurden die Zahlen nach deutscher Zeit am Vormittag veröffentlicht und in den USA wurden anschließend noch den ganzen Börsentag gehandelt. Am gestrigen Montag war die japanische Börse geschlossen, es ist der Feiertag des Geburtstags des japanischen Kaisers.

Heute nun notiert die Aktie mit 8% im Minus. Es ist die direkte Reaktion auf die Q-Zahlen vom vergangenen Freitag. Weder in Europa, noch in den USA wurden diese Zahlen offensichtlich zur Kenntnis genommen.

Wir merken uns das fürs nächste Mal: Wenn eine Kursreaktion auf überraschende Zahlen von Nitto Denko in Europa und den USA ausbleibt, dann ist dies keine Wertung der überraschenden Zahlen, sondern Ignoranz.

Oder anders ausgedrückt: Wir haben also bei Nitto Denko ausreichend Zeit, uns eine Meinung zu aktuellen Zahlen zu bilden und entsprechend zu reagieren :-)

Ungeachtet dessen hatten wir unsere Position in Nitto Denko ja kürzlich verkleinert und können somit nun den Kurseinbruch entspannt verfolgen, bis die Aktie ein Kaufniveau erreicht. Ich würde Kurse in den niedrigen 70ern als Nachkaufkurse betrachten.

Alle Updates zu Nitto Denko


Allianz: Teilverkauf, Cash generieren



Fr, 03. Mai um 10:26 Uhr
Wir haben unsere Cashposition derzeit auf 24% hochgefahren. Daran können Sie ablesen, dass ich für die kommenden Wochen, vielleicht Monate, eher eine durchwachsene Aktienmarktentwicklung erwarte. Wir sehen derzeit an den Quartalszahlen, dass Anleger sehr empfindlich auf vermeintlich enttäuschende Zahlen reagieren. Für mich ist das ein Zeichen dafür, dass der Weg nach oben derzeit steiniger geworden ist.

Die Allianz ist Ende Februar, Anfang März kräftig angestiegen. Das Jahresplus liegt aktuell bei 10%. In den USA hat Notenbankchef Jay Powell diese Woche bestätigt, dass wir eher von einem Zinsplateau sprechen statt von einem Zinsgipfel: Die Zinsen werden länger hoch bleiben. Für Dividendenaktien ist ein hohes Zinsniveau Fluch und Segen zugleich: Fluch, weil Zinsen eine Konkurrenz zur Dividende darstellen. Segen jedoch insbesondere für die Allianz, die einen Teil ihrer Einnahmen aus Zinseinnahmen erhält.

Das Geschäft der Allianz hat sich in den vergangenen Quartalen sehr gut entwickelt: Die Schadensquote (Combined Ratio) blieb von Überraschungen verschont und stabilisiert sich unter 94%. In schlechten Jahren liegt sie schonmal über 97% und wird dann als Argument für Prämienerhöhungen herangezogen. Derzeit läuft es also gut, die Aktie ist entsprechend angesprungen. Doch es fehlt in meinen Augen ein Trigger, der die Aktie weiter nach oben treibt.

Daher würde ich unsere Position halbieren und abwarten, ob wir im Verlauf des Sommers diesen Anteil günstiger zurückkaufen können.

Alle Updates zu Allianz


Coterra Energy: "Beat and Raise"



Fr, 03. Mai um 13:59 Uhr
Anleger lieben es, wenn Unternehmen bessere Q-Zahlen veröffentlicht, als von Analysten erwartet und anschließend noch die Unternehmensprognose anheben. "Beat and raise" heißt es dann im kurzen US-Finanzjargon. Genau das hat Coterra mit den gestern Abend vorgelegten Q-Zahlen getan.

Der Gewinn fiel um 42% auf 0,51 USD/Aktie, erwartet wurden 0,41 USD/Aktie. Der Umsatz fiel um 19% auf 1.433 Mrd. USD, Analysten hatten 4% weniger erwartet. Die Quartalsdividende wird bei 0,21 USD/Aktie belassen, das entspricht 3,1% Dividendenrendite.

Den vermeintlich überraschend hohen Gewinn, immerhin 24% höher als erwartet, hatte ich Ihnen angekündigt: Aufgrund des niedrigen Gaspreises wurden Investitionen in die Ölförderung umgeleitet. Im Jahr 2024 werde die Ölförderung von Coterra um 9% anspringen, das sind 2,5%punkte mehr als bislang prognostiziert.

Gleichzeitig spricht das Unternehmen von "Deflation", die dazu führe, dass Investitionsvorhaben weniger kosten. Capes rückläufig durch Deflation lautet die Überschrift einer Folie aus der Präsentation der Q-Zahlen von Coterra. Zudem investiere man weniger in der Region Marcellus, wo überwiegend Gas gefördert wird, und mehr in die Region Permian, wo Öl gefördert wird.

Das Unternehmen hat reagiert. Nach dem Einmarsch der Russen in die Ukraine wurde stark in den Ausbau der Gasförderung investiert. Doch eine Biden-Administration, die den Ausbau der Pipelines nur sehr zögerlich genehmigt und eine Explosion in der größten Gasverflüssigungsanlage der USA, die das Werk für Monate still legte, führten dazu, dass gefördertes Gas in den USA nicht abgesetzt werden konnte, der Preis fiel.

Vor einem halben Jahr hat Coterra den Hebel umgelegt und die Investitionen in die Ölförderung gelenkt. Zudem zeigt sich, dass die Inflation im Ölbereich offensichtlich starke Übertreibungen erzeugt hat, die jetzt zu einer Gegenbewegung (Deflation) führt.

Die Aktie springt aktuell um 4% an. Das EV/EBITDA liegt aktuell bei 6, in den vergangenen 10 Jahren lag es durchschnittlich bei 10. Die beiden belastenden Faktoren, niedriger Gaspreis und hohe Kosten, sind verschwunden. Ich denke, die Aktie kann noch deutlich höher steigen.

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6. Übersicht HT-Portfolio




Spekulation (≈20%) =8%WKN3.4., 20:58 UhrWoche ΔΣ '24 ΔAnteil 8x2,5%!
PVA Tepla74610018,85 €2%-8%1,7%B
Puma69696044,90 €3%-11%1,9%C
Sto SE727413165,80 €13%14%0,0%C
Barrick Gold87045015,23 €-5%-7%2,2%C
Coterra Energy88164626,02 €-2%12%2,1%C







Wachstum (≈30%) =30,6%WKN3.4., 20:58 UhrWoche ΔΣ '24 ΔAnteil 5x6%!
Wheaton Precious MetalsA2DRBP48,94 €-3%9%4,0%B
MediosA1MMCC14,02 €-2%-12%4,4%C
FlatexDeGiroFTG11112,69 €7%22%6,5%C
NynomicA0MSN129,20 €2%-8%5,9%C
Nvidia918422827,61 €1%84%3,6%B
Palo Alto NetworksA1JZ0Q275,53 €1%3%6,3%B







Dividende (≈30%) = 15,7%WKN3.4., 20:58 UhrWoche ΔΣ '24 ΔAnteil 5x6%!
CEWE54039099,70 €2%-1%2,9%B
Allianz840400265,00 €0%10%2,9%B
Snap-On853887250,28 €-1%-1%2,7%B
Nitto Denko86293077,98 €-8%17%2,8%C
Givaudan9384274.095,18 €1%9%4,4%C







Absicherung (≈20%) =18,1%WKN3.4., 20:58 UhrWoche ΔΣ '24 ΔAnteil 3x6,6%!
Goldbarren /Uz9655152.135,54 €-2%14%9,4%B
Südzucker-AnleiheA0E6FU98,36%0%2%3,2%C
Dt.Lufthansa AnleiheA2YNV698,70%0%1%3,0%C
BitcoinA27Z30 57.426 € -3%-5%2,5%B
Σ seit '22 Δ

Woche ΔΣ '24 ΔCashquote
-8%

0%7%27,5%

Heibel-TickerGewichtung# Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%8%842,5%
WachstumEnkelkinder30%30,6%566,0%
DividendeUrlaub30%15,7%556,0%
AbsicherungZins & Gold20%18,1%346,7%
Summe
100%72,5%2119100%


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Mitglieder vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Die letzte Spalte wird für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. „%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs

https://www.heibel-ticker.de




7. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise



Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Bloomberg, Deutsche Kurse von comdirect.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Bloomberg, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen

DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



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