»
zurück zur Übersicht
23.08.2024:
Heibel-Ticker PLUS Börsenbrief
- Einfach einen Tick besser -
19. Jahrgang - Ausgabe 34 (23.08.2024)
Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:
1. Info-Kicker: Gewinner & Verlierer des Einzelhandels
Liebe Börsenfreunde,
Die heutige Ausgabe nutze ich für eine Positionsbestimmung zur Konjunktur, Geldpolitik und Anlagestrategie. Dazu habe ich Ihnen in Kapitel 2 den Wettbewerb zwischen der japanischen und US-amerikanischen Notenbank aufgezeigt, der die Finanzmärkte in Atem hält.
Erste Auswirkungen des Wettbewerbs sind im Einzelhandel zu sehen. Kunden blicken wieder auf den Preis von Produkten und Unternehmen, die dem gestiegenen Preisbewusstsein der Kunden nicht Rechnung tragen, schicken ihre CEOs reihenweise nach Hause. Die Gewinner und Verlierer aus den USA und aus Deutschland habe ich Ihnen in Kapitel 2 aufgezeigt.
Das Sentiment der Anleger gibt in dieser Woche ein deutliches Warnsignal aus: Weiter steigende Kurse sind schwer vorstellbar. Warum das so ist, lesen Sie in Kapitel 3.
Die Berichtssaison neigt sich ihrem Ende entgegen und ich habe mir im Detail angeschaut, welche Unternehmen aus welchen Ländern und Märkten gut und schlecht abgeschnitten haben. Ein Grund für Erfolg und Misserfolg ist die oben angesprochene Geldpolitik der Notenbanken. In Kapitel 4 zeige ich auf, welche Branchen in den kommenden Monaten besser laufen dürften, damit wir im Falle eines Ausverkaufs wissen, was wir kaufen müssen.
In Kapitel 5 finden Sie meine Updates zu den guten Q-Zahlen von Palo Alto sowie zu den anstehenden Q-Zahlen von Nvidia in der kommenden Woche.
Wie immer gibt es eine tabellarische Übersicht über den aktuellen Stand unseres Heibel-Ticker Portfolios in Kapitel 6.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
take share, Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
2. So tickt die Börse: Mission Completed: Inflation besiegt
Der Crash von Anfang August beschäftigt die Köpfe, auch meinen, bis heute. Kann sich ein Carry-Trade, der über Jahre aufgebaut wurde, binnen weniger Tage auflösen? Ich ging bislang davon aus, dass dies nicht möglich sei, doch die folgende Graphik weist auf das Gegenteil hin.
Abbildung 1: Short-Positionen im Yen wurden binnen kurzer Zeit aufgelöst
Die grüne Linie zeigt die Positionierung großer Spekulanten. Nie zuvor wetteten so viele Spekulanten auf einen fallenden Yen. Kredite wurden in Yen aufgenommen, die Kreditsumme in andere Währungen, bspw. US-Dollar, getauscht, um dann zu einem späteren Zeitpunkt durch den Währungsverfall des Yen eine (hoffentlich) niedrigere US-Dollarsumme für die Rückzahlung des Yen-Kredits zu benötigen.
Die Auflösung der Yen-Shortspekulation erfolgte also durch den Tausch von Währungen, bspw. US-Dollar, in Yen, um die Yen-Kredite zurückzuzahlen. Durch die gestiegene Nachfrage nach dem Yen stieg dessen Wechselkurs. Der Prozess begann im Juli und erreichte Anfang August mit dem Ausverkauf an den globalen Märkten seinen Höhepunkt.
Die grüne Linie ist durch die Null-Linie nach oben durchgeschossen. Damit sind also nicht nur sämtliche Short-Positionen aufgelöst, der Yen Carry-Trade ist damit aufgelöst, sondern es sind sogar Spekulationen auf einen steigenden Yen-Kurs eingegangen worden.
Ich habe den Yen Carry-Trade
am 6.8. in einem Update zum japanischen Spezialchemieunternehmen Nitto Denko erklärt. Die Gründe für die panikartige Auflösung liegen nicht allein in der japanischen Geldpolitik, sondern auch in der Geldpolitik der westlichen Länder, insbesondere der USA. Ursächlich ist die unterschiedliche Zinsentwicklung: In den USA starten im September die Zinssenkungen durch die US-Notenbank, in Europa gab es bereits die erste Zinssenkung und im Gegensatz dazu erfolgten in Japan in diesem Jahr bereits zwei Zinsanhebungen und weitere werden in Aussicht gestellt.
Die relative Attraktivität des US-Dollars und des Euros gegenüber dem Yen nimmt ab. Oder anders herum ausgedrückt: Die relative Attraktivität des Yens nimmt zu. Das Überschießen der Auflösung der Short-Spekulationen im Yen ist ein Hinweis darauf, dass Anleger teilweise bereits auf einen nachhaltig steigenden Yen spekulieren.
Doch genau das möchte Japans Notenbankchef Kazuo Ueda vermeiden. Ein fester Yen belastet die japanische Exportwirtschaft. Dies war ein weiterer Grund für den überproportional heftigen Ausverkauf an der japanischen Börse. Somit wurde umgehend versichert, man werde weitere Zinsschritte nur dann tätigen, wenn es die wirtschaftliche sowie Finanzmarktentwicklung zuließe.
Gestern gab es den ersten öffentlichen Auftritt von Ueda seit dem Crash und er wiederholte sein Versprechen, weitere Zinsschritte von der Marktentwicklung abhängig zu machen.
Doch die japanische Marktentwicklung ist nicht allein von Japan abhängig, sondern hängt auch an der US-Geldpolitik. Wenn US-Notenbankchef Jay Powell den US-Leitzins senkt, steigt die relative Attraktivität des Yens. Je mehr Zinssenkungen Jay Powell in Aussicht stellt, desto weniger Zinsanhebungen kann Kauz Ueda umsetzen. Die beiden werden künftig miteinander sprechen müssen, bevor sie Zinsentscheidungen vornehmen, sonst könnten die Märkte erneut ins Chaos stürzen.
Gestern hielt Jay Powell seine mit Spannung erwartete Rede auf dem jährlichen Notenbankertreffen in Jackson Hole, Wyoming, am Rande des Yellowstone Nationalparks, den ich Ihnen wärmstens empfehlen kann :-). Er verkündete nun offiziell, worauf viele Anleger bereits gehofft hatten: Die Bekämpfung der Inflation ist erfolgreich abgeschlossen, nun kümmere man sich um das zweite Ziel der US-Notenbank: Den Arbeitsmarkt.
Damit wird nun sichtbar, dass die US-Notenbank etwas Einmaliges geschafft hat: Eine ausufernde Inflation wurde eingefangen, ohne den Arbeitsmarkt zu belasten. Noch vor zweieinhalb Jahren, zu Beginn der Zinsanhebungen, stellte Powell harte Zeiten für Arbeitnehmer in Aussicht. Die Inflation ließe sich nicht ohne Schmerzen für Arbeitnehmer zurückführen. Und so sind viele überrascht, dass die Arbeitslosigkeit in den USA heute noch bei 4,5% liegt, was fast schon eine Vollbeschäftigung bedeutet.
Der hohe Beschäftigungsstand habe in den USA dafür gesorgt, dass die Konjunktur in Schwung blieb. Sie erinnern sich: In den USA hängt die Konjunktur an der Spendierfreude des Konsumenten. Konsumenten ohne Job werden knauserig, doch da die Beschäftigungsquote hoch blieb, blieb auch der US-Konsum hoch und somit die Konjunktur am Laufen.
Damit hat Jay Powell nun weder Druck, das Zinsniveau überhastet zu senken, noch muss er das Zinsniveau länger auf dem hohen Niveau belassen. Die Inflation entwickelt sich in die gewünschte Richtung und der Arbeitsmarkt benötigt nur geringe Unterstützung durch eventuelle Zinssenkungen.
Das Treffen der internationalen Notenbanker in Jackson Hole ist dazu da, dass sich die internationalen Notenbanker untereinander abstimmen. Für Kauz Ueda und Jay Powell könnte das Treffen zu keinem besseren Zeitpunkt stattfinden. Ich gehe mal davon aus, dass sie sich unter vier Augen absprechen werden, wie sie in den kommenden Monaten vorgehen könnten, ohne einander in die Quere zu kommen. Das wird nicht einfach, vielleicht wird es sogar unmöglich. Doch die Voraussetzungen für ein koordiniertes Vorgehen sind gegeben, und so ist es durchaus möglich, dass die verzwickte Situation ohne größeres Chaos aufgelöst werden kann.
Einzelhandel muss Preise senken
Wir haben nun also gelernt, dass die US-Beschäftigungsquote hoch ist, und dass die US-Arbeitnehmer daher weiterhin kräftig konsumieren. Dennoch gibt es eine Reihe von Einzelhändlern, die in den vergangenen Tagen und Monaten Probleme hatten. Auch international sind unterschiedliche Entwicklungen zu beobachten.
TJX, die Muttergesellschaft von TK-Maxx, meldete diese Woche erneut herausragende Q-Zahlen. Der Anbieter von Markenartikel-Restposten zu deutlich reduzierten Preisen wächst wie kein zweiter Einzelhändler. Konsumenten sind preisbewusst geworden, sie kaufen nicht mehr zu jedem Preis, sondern suchen nach günstigen Angeboten.
Dies ist ein Trend, auf den wir mit TJX in unserem spekulativen Portfolio erfolgreich in der Nach-Coronazeit spekulierten. Die Pandemie führte zu der höchsten Inflation seit 50 Jahren und anschließend steigenden Zinsen. Konsumenten wurden zunächst mit Liquidität überschüttet, doch der Traum vom ewigen Reichtum ohne Arbeit endete mit der Inflation und den anschließend gestiegenen Zinsen. Dieser Trend ist offensichtlich noch lange nicht vorbei. Inzwischen zeigt sich, dass Unternehmen, die das hohe Preisniveau der Coronazeit beibehalten möchten, Käuferschwund beklagen. Diverse CEOs wurden bereits nach Hause geschickt, weil sie nicht erkannten, dass die Kunden die hohen Preise nicht mehr zahlen wollen.
Prominentestes Beispiel ist Nestlé: Diese Woche wurde CEO Mark Schneider nach 8 Jahren an der Spitze des Konzerns nach Hause geschickt. Nachfolger wird Lateinamerika-Chef Laurent Freise.
Starbucks schickt CEO Laxman Narasimhan nach nur 2 Jahren nach Hause, Chipotle-Chef Brian Niccol übernimmt.
Ester Lauder schickt CEO Fabrizio Freda Ende 2025 in den Ruhestand, ohne einen Nachfolger zu nennen.
Letztes Jahr wurden die CEOs von Unilever (Seife), Reckitt Benckiser (Kindernahrung) und der Johnnie Walker Brennerei Diageo ausgetauscht, weil man den durch hohe Zinsen belasteten Konsumenten nicht mit Preisrückgängen versorgte.
Nike ist noch am Kämpfen.
Auf der anderen Seite stehen die Unternehmen, die in harten Verhandlungen mit ihren Zulieferern rückläufige Preise für ihre Kunden anbieten können. Wo dies nicht geht, werden günstige Eigenprodukte stärker in den Markt gedrückt: Walmart, Target und Costco haben sich dem preisbewussten Konsumenten zugewandt und bieten verstärkt günstige Private-Label Produkte an.
In Deutschland lassen sich mit dem Blick durch diese Brille die Einzelhändler ebenfalls gut einordnen, wenn wir auf die Performance der Aktie seit Jahresbeginn schauen: Fielmann (-14%) legt Wert auf bezahlbaren Service, während Hornbach (+21%) und Ceconomy (Saturn & Media Markt, +15%) mit Rabatten um Kunden werben. Puma (-26%) versucht, sein Image aufzupolieren, während Adidas (+19%) seine Lagerposten frühzeitig verkaufte (teils an TJX). Metro (-25%) kann allein mit großen Gebinden nicht überzeugen und HelloFresh (-49%) muss wohl erkennen, dass die gesunde Ernährung als teurer und zeitaufwendiger Luxus nur in der Blütezeit der Pandemie, in der Kunden viel Liquidität und Zeit hatten, beliebt war.
Hugo Boss (-40%) hält die Preise für seine Markenprodukte hoch, während Zalando (+15%) kontinuierlich für günstigere Preise kämpft. Doch Zalando muss aufpassen, dass Kosteneinsparungen nicht zu verärgerten Kunden führen: Eine Bestellung mehrerer Einzelteile wird heute meist auf mehrere Lieferdienste (DHL, UPS, GLS, ...) aufgeteilt und separat zugestellt. Dies führt zu einer Klingelorgie, obwohl man nur eine gebündelte Bestellung aufgegeben hat. Eventuelle Rücksendungen müssen dann wiederum auf die verschiedenen Lieferdienste aufgesplittet werden, was den Komfort der Lieferung nach Hause dann deutlich beeinträchtigt.
Die Rede von Jay Powell hat den Fokus der Anleger in eine neue Richtung gelenkt: Die Geldpolitik wird nicht mehr als Belastung der Konjunktur aufgrund der erforderlichen Inflationsbekämpfung betrachtet, sondern als Rettungsnagel der Konjunktur, sollte es zu Schwächeanzeichen kommen. Die erfahrenden Mitglieder kennen sicherlich noch den "Greenspan-Put": Immer, wenn die Märkte abtauchten, half der damalige US-Notenbankchef mit Zinssenkungen, die Märkte zu stabilisieren. Ich denke, wir haben nun entsprechend einen Powell-Put.
Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelten:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES | 24.8., 9:21 Uhr | Woche Δ | Σ '24 Δ |
DAX | 18.633 | 1,7% | 11,2% |
S&P 500 | 5.635 | 1,4% | 18,4% |
Nikkei | 38.364 | 0,8% | 14,6% |
Shanghai A | 3.327 | -0,6% | 6,7% |
Euro/US-Dollar | 1,12 | 1,5% | 1,2% |
Euro/Yen | 161,58 | -0,7% | 3,7% |
10-Jahres-US-Anleihe | 3,80% | -0,08 | -0,06 |
Umlaufrendite Dt | 2,26% | 0,01 | 0,23 |
Feinunze Gold | $2.513 | 0,2% | 21,8% |
Fass Brent Öl | $79,02 | -0,8% | 2,4% |
Kupfer | $9.289 | 1,9% | 8,1% |
Baltic Dry Shipping | $1.762 | 4,2% | -20,6% |
Bitcoin | $64.198 | 7,8% | 52,4% |
Wochengewinner ist der Bitcoin mit +8%. Nachdem sich US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump vor einigen Wochen bereits klar für einen Ausbau der Bitcoin-Infrastruktur in den USA aussprach, gibt es nun auch Berichte über eine positive Einstellung von Kamala Harris gegenüber dem Bitcoin.
Während die Bitcoin-Gemeinde seit Monaten vom vermeintlich anstehenden Lauf des Bitcoins in Richtung 100.000 USD sprechen, übersehen viele Nicht-Bitcoiner, dass sich der Preis durch alle Turbulenzen der vergangenen Monate kontinuierlich auf hohem Niveau hält. Noch immer wird der Bitcoin als Spielerei oder Spekulationsobjekt diskreditiert, dabei übersehen viele, dass der Bitcoin mit einem Bitcoin-ETF-Volumen von über 30 Mrd. USD inzwischen eine maßgebliche Komponente in der Finanzindustrie geworden ist.
Der Preis für die Unze Gold kann sich auf Rekordhöhe über 2.500 USD/Uz halten. In den kommenden Wochen dürfte es meiner Einschätzung nach zu einem Kräftemessen zwischen zwei Lagern kommen: Die Einen sehen im rückläufigen Zinsniveau der westlichen Märkte eine Unterstützung für das Gold, da der alternative "Sichere Hafen" zum Gold, der Anleihemarkt, weniger attraktive Zinsen anbieten wird. Die Anderen werden in der Normalisierung der Geldpolitik einen Grund dafür sehen, dass der sichere Hafen des Goldes, als Absicherung gegen Währungsturbulenzen, künftig weniger nachgefragt sein könnte.
3. Sentiment: Spielraum für steigende Kurse schwindet
Die Erholung an den Aktienmärkten setzte sich auch diese Woche, wenngleich mit verminderter Geschwindigkeit, fort. Im Wochenverlauf zeichnete sich immer weiter ab, dass die Inflationseindämmung ohne katastrophale Auswirkungen auf die Konjunktur geglückt ist. Und so verkündete US-Notenbankchef auf seiner Rede in Jackson Hole auch den erfolgreichen Abschluss der Inflationsbekämpfung an und lenkte den Blick auf die nun folgende Unterstützung der Geldpolitik für den Arbeitsmarkt.
Mit einem Wochenplus von 1,7% kletterte der DAX wieder in Schlagweite seines Allzeithochs. Beim S&P 500 sieht es ganz ähnlich aus. Gelingt der Sprung auf neue Allzeithochs, oder handelt es sich nur um eine Zwischenerholung vor der nächsten Ausverkaufswelle? Schauen wir mal, wie das unsere Umfrageteilnehmer sehen.
Die gefährlich gute Laune der Vorwoche (+3,1%) ist auf 2,5% gesunken. Zwar freuen sich Anleger noch immer über die gute Performance an den Aktienmärkten, doch von Euphorie (ab +4%) ist man nun ein gutes Stück entfernt.
Die zum Monatswechsel bestehende Verunsicherung unter den Anlegern ist seit zwei Wochen verschwunden. Der Wert von +0,2% bestätigt die neutrale Verfassung der Vorwoche.
Mit einem Plus von fast 10% seit dem Crash-Tief vom Monatsbeginn legte der DAX eine beeindruckende Performance hin. Der seit vielen Wochen bestehende große Zukunftsoptimismus (4 Wochen lang Werte über 3%) mildert sich nunmehr leicht ab, wie der aktuelle Wert von +2,1% zeigt.
Und so ist auch die Investitionsbereitschaft schon wieder verschwunden, wie der Wert von 0,1% zeigt. Neue Investitionen werden nach der 10%-Rallye nicht angestrebt.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger sinkt auf -1%. Man sichert sich noch nicht wirklich gegen fallende Kurse ab. Augenscheinlich glaubt man, mit dem Crash vom Monatsbeginn nun erst einmal die Gefahren an den Aktienmärkten abgearbeitet bzw. eingepreist zu haben.
Das Put/Call-Verhältnis im DAX notiert mit einem Wert von 1,75 weiterhin auf extrem niedrigen Niveau. Auch die institutionellen Anleger, die sich vorzugsweise über die Eurex absichern, sehen noch keine besondere Notwendigkeit der Put-Absicherungen, sondern halten an ihren Long-Spekulationen fest.
An der CBOE steht das Put/Call-Verhältnis für Equities (Aktien) zwar nicht vergleichbar niedrig wie in Deutschland, doch auch in den USA überwiegen derzeit die Long-Spekulationen.
US-Fondsmanager hoben ihre Investitionsquote von 57% auf nunmehr 75% deutlich an. Somit wurden die aus den Verkäufen generierten Barmittel, die aufgrund des Crashs zunächst aus Vorsicht erhöht wurden, nun wieder in Aktienkäufe gesteckt. Bemerkenswert ist dabei, dass die Verkäufe erst nach dem Crash erfolgten. Sind die Rückkäufe der Aktien nunmehr ebenfalls zu spät?
Die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatanleger springt auf 28%punkte an. Mit 51,6% Bullenanteil ist das Bullenlager nahe seinem Jahreshöchstwert (30.12.23 bei 52,9%).
Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 notiert mit einem Wert von 53% im neutralen Bereich. Der Short Range Oscillator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von +5% eine überkaufte Marktverfassung an. Zumindest kurzfristig ist also Vorsicht geboten.
Interpretation
Nein, weder das kurzfristige Sentiment noch die Selbstzufriedenheit deuten auf eine mögliche Feierlaune der Anleger hin. Dennoch würde ich die aktuelle Sentimentverfassung als weiterhin gefährlich bezeichnen, wie sie eigentlich nur im Rahmen einer ausgelassenen Feier ist. Denn Anleger ignorieren derzeit alle Sicherheitsvorkehrungen.
Wie gefährlich das sein kann, zeigt symbolisch diese Woche auf tragische Weise der Untergang der Luxusyacht Bayesian vor der sizilianischen Küste, dessen Eigner Milliardär Mike Lynch, der "Bill Gates Großbritanniens", seinen Freispruch mit Freunden und Familie feierte. Im Feierrausch war er leichtes Opfer für - je nach Lesart - Unwetter oder böse Mächte.
Ähnlich unbekümmert kommt mir die aktuelle Stimmungslage vor, die wir mit unserer Umfrage diese Woche ermittelten. Es gibt kaum Absicherungen gegen fallende Kurse. Die 10%-Rallye der vergangenen Wochen wird wie selbstverständlich zur Kenntnis genommen, als habe man nichts anderes erwarten können.
Dabei zeigt der Crash Anfang August, ausgelöst durch die Auflösung des Yen Carry-Trades, wie anfällig die Aktienmärkte für finanzielle Schieflagen derzeit sind. Der Crash wird immerhin als der größte Ausverkauf in so kurzer Zeit seit Oktober 1987 bezeichnet.
Die gefährliche Ausgangslage aus Sicht der Sentimentanalyse, vor der ich vor einer Woche warnte, führte diese Woche noch nicht zu fallenden Kursen. Die Erholungsrallye verlangsamte sich, Anleger kratzen ihre letzten Kreuzer zusammen und investierten in den Aktienmarkt. Die Cashquote unserer Umfrageteilnehmer ist aktuell so niedrig wie zuvor nur dreimal in den Wochenanalysen der vergangenen 16 Jahre. In den beiden vorhergehenden Fällen, 2021 und Anfang dieses Jahres, folgten fallende Kurse im DAX. Sprich: Cash für weitere Käufe gibt es zumindest bei unseren Umfrageteilnehmern nicht.
Damit müsste die Rallye von hier an durch ausländische Investoren getrieben werden. Doch wie der Blick auf die Sentimentverfassung der USA zeigt, ist man auch dort bereits stark investiert und überschwänglich optimistisch.
Damit bleibt mir nichts anderes übrig, als eine kräftige Warnung auszusprechen: Steigende Kurse in den kommenden Wochen sind kaum mehr möglich. Wie stark ein möglicher Ausverkauf ausfallen würde, lässt sich schwer abschätzen, da Anleger nicht übermäßig auf steigende Kurse spekulieren, sondern sich lediglich langfristig für steigende Kurse positionierten. In jedem Fall ist es jedoch ratsam, die Cash-Polster zu erhöhen, um im Falle eines Ausverkaufs handlungsfähig zu sein: Schotten dicht, Segel reffen, Bug in den Wind stellen und wachsam sein.
Bereits seit einigen Wochen lassen die Sentimentindikatoren am Ölmarkt einen steigenden Ölpreis erwarten, doch dieser bleibt bislang aus. Mit einem Preis von 75 USD/Fass WTI notiert der Preis nahe seinem Jahrestief. Die OPEX+ lässt ihre Förderkürzungen demnächst auslaufen, das Angebot wird also wieder steigen. Im Nahen Osten verzeichnen die Friedensverhandlungen Fortschritte, so dass auch von dieser Seite her mit einer Entspannung zu rechnen ist. Dies alles spricht für weiter fallende Ölpreisnotierungen.
Auf der anderen Seite gab US-Notenbankchef Jay Powell nun Entwarnung, die Inflation sei besiegt und man könne den Leitzins wieder senken. Das wirkt sich positiv auf die Konjunkturerwartung aus und könnte somit die Nachfrage nach dem schwarzen Gold erhöhen. Gleichzeitig streichen Automobilhändler weltweit reihenweise ihre Elektroprojekte zusammen und verlängern den Bau von Verbrennermotoren. Ob das schon ausreicht, eine Ölpreisrallye loszutreten, ist fraglich. Doch vielleicht reicht es aus, um einen weiteren Ölpreisverfall zu verhindern, bis sich dann zu einem späteren Zeitpunkt die Nachfrage deutlich erholt?
In jedem Fall können wir die Ausgangslage als Warnung vor Spekulationen auf fallende Ölpreise verstehen. Wer auf steigende Notierungen setzen möchte, braucht ggfls. einen langen Atem.
4. Ausblick: Positionsbestimmung vor möglichem Ausverkauf
95% der Unternehmen des S&P 500 haben inzwischen Q-Zahlen berichtet. Der Umsatz liegt durchschnittlich um 0,75% über den Analystenerwartungen, der Gewinn um 5,1%. Seit Anfang 2023 wird die Gewinnschätzung damit kontinuierlich um mehr als 5% übertroffen. Auch die Umsatzerwartung wird seither kontinuierlich übertroffen. Die schlimmsten Befürchtungen über eine "harte Landung" der US-Konjunktur haben sich glücklicherweise nicht bewahrheitet.
Abbildung 2: Überraschung bei Q2-2024-Zahlen der S&P 500 Unternehmen (Quelle: Bloomberg)
Im Dax sieht es deutlich volatiler aus: In vier der vergangenen sechs Quartale blieb der Umsatz der Unternehmen hinter den durchschnittlichen Erwartungen zurück. Zweimal war auch die Gewinnentwicklung enttäuschend. Aktuell haben ebenfalls 85% der DAX-Unternehmen Q-Zahlen berichtet. Der Umsatz liegt um 2,7% über den Erwartungen, der Gewinn lediglich um 0,8%.
Können wir dieser Statistik vielleicht sogar entnehmen, warum der DAX so viel besser läuft als MDAX und SDAX? Lässt sich hier das Aufholpotential der mittleren und kleinen Unternehmen ablesen? Nun, ich habe nachgeschaut.
Im MDAX haben bislang 96% der Unternehmen Q-Zahlen veröffentlicht. Der Umsatz liegt um 0,9% über den durchschnittlichen Analystenerwartungen, der Gewinn bleibt jedoch um 17,8% hinter den Erwartungen zurück. In den vergangenen sechs Quartalen wich der berichtete Umsatz jeweils um weniger als plus/minus 1% von den Erwartungen ab, der Gewinn war jedoch in fünf der sechs Quartale eine dramatisch negative Überraschung, von -9,5% bis -37%.
Im SDAX sieht's nicht viel besser aus: Dreimal überraschte der Umsatz negativ, viermal der Gewinn. Im Q4 2023 blieb der Gewinn sogar um 41% hinter den Erwartungen zurück. In der laufenden Berichtssaison (80% haben berichtet) liegt der Umsatz um schmale 0,2% über den Erwartungen, der Gewinn liegt jedoch bereits mit -16% hinten.
Der Vollständigkeit halber: Beim Eurostoxx 50 wurde die Umsatzerwartung dreimal übertroffen, dreimal nicht. Der Gewinn jedoch fiel stets höher als erwartet aus. Beim Nikkei 225 können die Unternehmen stets die Umsatzerwartungen übertreffen. Beim Gewinn nur vier der sechsmal, dafür aber mit positiven Überraschungen von bis zu 21,6%.
Es vermittelt sich mir das Bild, dass gerade international agierende Unternehmen in Deutschland und Europa noch gute Gewinne erwirtschaften können, während der Umsatz keine besondere Freude macht. Effizienzsteigerungen oder eine Fokussierung auf lukrative Bereiche könnten zu einer solchen Entwicklung führen. Kleinere Unternehmen, die diese Flexibilität nicht haben, kämpfen um den Erhalt ihres Umsatzniveaus und verlieren dafür in ihrer Gewinnmarge.
Diese Zahlen unterstützen die Schwarzmalerei einiger Finanzpublikationen, die der aktuellen Regierung Deutschlands und Europas vorwerfen, die Wirtschaft, insbesondere die Binnenwirtschaft, zu zerstören.
Eine weitere Schlagzeile sprang mir ins Auge: Die Unternehmensprognosen sind in dieser Berichtssaison überraschend negativ ausgefallen. Wurde zuvor noch für das nun laufende Q3 ein Gewinnwachstum von 8,3% erwartet, so ist diese Prognoseziffer inzwischen auf nur noch 5,8% reduziert worden.
Als Ursache für den Pessimismus machen einige Analysten den Ausstieg aus dem QE-Programm (Quantitative Easing) verantwortlich, dem Ausstieg aus der Liquiditätsflutung, die während der Corona-Pandemie begann. Die Notenbanken kaufen weniger Anleihen an und schrumpfen ihre Bilanz. Die EZB macht dies wider Erwarten sehr konsequent.
Abbildung 3: Die Bilanzsumme der EZB wird seit2022 drastisch zurückgeführt
Die Liquidität, die auf diese Weise den Märkten entzogen wird, fehlt der Wirtschaft, die sich über Jahre an unbegrenzt verfügbare Liquidität zu 0% Kosten gewöhnt hat. In den vergangenen Monaten wurde zunächst die überschüssige Liquidität aus der Corona-Pandemie abgeschöpft. Unternehmen, die nie hätten wirtschaften dürfen, gingen pleite. Investitionen in unnütze Projekte wurden zurückgefahren. Wir haben also tatsächlich eine Gesundung der exzessiven Verhältnisse, die während der Corona-Pandemie zu Recht bemängelt wurden, erreicht.
Ihr Autor besichtigte in der vergangenen Woche die Vasa in Stockholm: Das prunkvollste Kriegsschiff mit modernster Waffentechnik aus dem 17. Jahrhundert, das auf seiner Jungfernfahrt nach 1.300 Metern sank und erst vor 50 Jahren in perfekt erhaltenem Zustand geborgen wurde. Der damalige schwedische König wünschte sich während der Bautätigkeit eine zusätzliche Kanonen-Etage. Die Schiffsbauer mussten dem Wunsch nachkommen, zerstörten dadurch jedoch die Seetauglichkeit des Schiffs. Die erste Böe führte das Prunkschiff in starke Seitenlage, so dass durch die Kanonenfenster Wasser eintrat und das Schiff unter vollen Segeln sank. Die Vasa, so heißt das Schiff, wird heute noch als Mahnmal für Größenwahn an den Architekturhochschulen besprochen.
Bei meiner Rückkehr blickte ich auf die Bauruine des Elbtowers an der Hamburger Elbe, ein Lieblingsprojekt des damaligen Bürgermeisters und unseres heutigen Kanzlers Olaf Scholz. Der unbegrenzte Zugriff auf Geld fördert unsinnige Projekte. Die schlimmsten Fehler gehen sofort bei einer Änderung der Windrichtung (=Zinswende) über den Jordan. Doch es gibt eine ganze Riehe von Projekten, die mit ein wenig Puffer finanziert wurden und nur im Falle von zu lang anhaltenden, negativen Finanzmarktbedingungen kollabieren.
Mit der Zinswende richten sich Unternehmen auf schwere Zeiten ein. Verfügungsrahmen bei der Bank werden ausgebaut, fällige Rückzahlungen werden mit den Gewinnen der goldenen Zeiten der Liquiditätsflutung aus der Corona-Pandemie bestritten. Die Geldmenge M2, die auf kurzfristige Ausleihungen der Banken mit einer Laufzeit von bis zu 3 Monaten beinhaltet, ist während der in der obigen Graphik gezeigten Rückführung der EZB-Bilanz auf konstant hohem Niveau verblieben. Dies zeigt, wie die Liquiditätsverknappung der Notenbanken für eine gewisse Zeit durch den Bankensektor aufgefangen werden kann.
Nicht umsonst ist der Bankensektor im laufenden Jahr der mit Abstand am besten verformende Sektor im DAX sowie im S&P 500 nach den Tech-Giganten.
Wochenausblick
Puh, nun habe ich Ihnen heute eine ganze Menge allgemeine Gedanken zugemutet. So ist das nun mal, wenn sich Ihr Autor im Urlaub über Gott und die Welt Gedanken machen kann ;-). Was schließen wir aus diesen Betrachtungen?
Ich werde mir hinter die Ohren schreiben, dass kleine und mittelgroße Unternehmen derzeit einfach benachteiligt sind. Die Unterbewertung, deren Auflösung wir seit vielen Quartalen erwarten, hat ihren Grund und ist allein nicht ausreichend, um Investitionen in entsprechende Unternehmen zu rechtfertigen. Ich werde daher unsere Positionen in den kleinen Unternehmen nochmals kritisch anschauen.
Auf der anderen Seite hat es offensichtlich einen guten Grund, dass die Mega-Techs so hoch bewertet sind. Sie finden immer neue Geschäftsbereiche und steigern ihre Effizienz.
Ich werde mir die Banken näher anschauen: Ist der Zug bereits abgefahren, oder können wir noch aufspringen? Die Liquiditätsrückführung der Notenbanken muss durch die Geschäftsbanken mit einer verstärkten Kreditausgabe aufgefangen werden. Das Zinsniveau ist attraktiv genug, um den Banken gute Geschäfte zu ermöglichen.
Durch die Rede von Jay Powell sind nun auch US-Industrieaktien attraktiv geworden. Eine harte Landung der US-Konjunktur ist vom Tisch, Industrieaktien wurden daher zu Unrecht auf niedrige Bewertungsniveaus gedrückt. Auch hier werde ich mich nach passenden Kaufkandidaten umschauen.
Das Sentiment mahnt deutlich wie selten zu Vorsicht. Es würde mich nicht wundern, wenn gerade jetzt, wo sich alles positiv aufzulösen scheint, nochmals ein kräftiger Ausverkauf erfolgt. Ich werde also in einem ersten Schritt in den kommenden Tagen versuchen, unsere bereits hohe Cash-Position (20%) noch weiter hochzufahren, um im Falle eines Ausverkaufs dann ordentlich zugreifen zu können.
Ein Ausverkauf, den ich für die kommenden Wochen befürchte, wäre meiner Einschätzung nach aber noch immer keine Trendwende, sondern vermutlich nur ein Rückschlag bzw. eine kräftige Konsolidierung im Rahmen der gesunden, seit 2022 laufenden Aktienmarktrallye.
Diese Woche werden wir Details zum Status der KI-Revolution erfahren, wenn Nvidia Q-Zahlen veröffentlicht. Auch hier gilt: Die KI-Revolution ist real und Rückschläge am Aktienmarkt sind Kaufgelegenheiten.
Soweit meine Positionsbestimmung zum Ende des Sommers :-).
5. Update beobachteter Werte: Palo Alto Networks, Nvidia
Im Wochenverlauf habe ich Updates zu unseren Portfolio-Titeln verfasst. Diese erhalten Sie nachfolgend zusammen aufgeführt.
Die Updates finden Sie generell jeweils nach der Veröffentlichung verfügbar unter
Heibel-Ticker -> Portfolio ->
10 neueste Einträge und mit der
Express-Funktion erhalten Sie die Updates direkt unterwöchig per E-Mail und SMS.
==========
Palo Alto Networks: Hohe Erwartungen an Q-Zahlen übertroffen
Fr, 23. August um 11:43 Uhr
Vor einem halben Jahr kündigte CEO Nikesh Arora die "Platformization" seines Unternehmens an. Man werde die verschiedenen Sicherheitsdienste über eine einheitliche Plattform anbieten. Kunden können über einen einheitlichen Zugang wählen, welche Dienste sie nutzen möchten. Keine Einzellizenzen, keine Bundles, sondern jeder Kunde kann sich nach seinen individuellen Anforderungen die gewünschten Dienste zusammenstellen.
Es ist die Weiterentwicklung des Abo-Modells: Kunden bestellen den Mix ihrer gewünschten Dienste über eine Plattform und wählen die gewünschte Laufzeit aus. Die Abrechnung erfolgt monatlich und je nach Nutzung der Dienste, wobei Nutzeranzahl des Kunden variieren kann, sowie auch die in Anspruch genommenen Sicherheitsüberprüfungen oder die genutzte Netzwerkbandbreite.
Neukunden nutzen typischerweise erst einmal ein kleines Anfangspaket und beziehen dann über die Zeit immer mehr Mitarbeiter ein, die dann die entsprechenden Dienste immer intensiver nutzen. So steigen die Einnahmen über die Zeit ohne neue Vertragsabschlüsse.
Nach der Ankündigung dieses Strategiewechsels vor einem halben Jahr brach die Aktie kräftig ein: Sowohl der Auftragseingang als auch die fakturierten Leistungen nahmen zunächst einmal kräftig ab. Nikesh Aurora wies stets darauf hin, dass man die RPOs, die Remaining Performance Obligations (verbleibenden Leistungsverpflichtungen) betrachten solle, in denen die Vertragslaufzeiten der Kundenverträge widergespiegelt werden. Diese Zahl entwickelt sich weiterhin sehr positiv.
Mit der Veröffentlichung der Q-Zahlen am Montag dieser Woche konnte Aurora nun die letzten Skeptiker überzeugen, dass der Strategieschwenk keine Augenwischerei war, sondern sinnvoll. Der Umsatz stieg um 12% auf 2,2 Mrd. USD und liegt um 1% über den Erwartungen. Der Gewinn je Aktie wuchs um 5% auf 1,51 USD und liegt um 7% über den Erwartungen. Die RPOs wuchsen um 20% auf 12,7 Mrd. USD.
Für die kommenden 12 Monate erwartet Palo Alto ein Umsatzwachstum von 13-14% auf 9,1-9,15 Mrd. USD. Für den Gewinn je Aktie wird ein Wachstum von 9-11% auf 6,18-6,31 USD erwartet.
Das bereits genehmigte Aktienrückkaufprogramm mit einem Volumen von 1 Mrd. USD (1% der Marktkapitalisierung) wird um 500 Mio. USD erhöht.
Analysten erhöhten daraufhin reihenweise ihre Kursziele: Deutsche Bank von 330 auf 395 USD, Needham von 345 auf 385 USD, BMO von 334 auf 390 USD, Trust Secs von 350 auf 400 USD, TD Cowen von 350 auf 400 USD, DA Davidson von 380 auf 415 USD, Wedbush von 375 auf 400 USD, ... Sie haben die Tendenz bestimmt schon erkannt ;-)
Die Aktie sprang am Dienstag um 7% an, gab jedoch im weiteren Wochenverlauf einen Teil des Gewinns wieder ab. Es bleibt ein Wochengewinn von 4%.
Die für mich wichtigstes Erkenntnis aus dem Quartalsbericht und dem anschließenden Analystencall ist, dass die RPOs inzwischen bei Anlegern als Kenngröße etabliert sind. Die Zweifel, mit denen die RPOs vor sechs Monaten kommentiert wurden, konnten nun beseitigt werden. Anleger erkennen, dass RPOs eine konservative Prognose der Zukunft ermöglichen und somit viel aussagekräftiger sind als fakturierte Leistungen der Vergangenheit oder aber Vertragsabschlüsse, aus denen in der Vergangenheit die Bewertung das Unternehmens abgeleitet wurde.
Über die Katastrophe beim Wettbewerber Crowdstrike, dessen Update vor einigen Wochen weltweit wichtige IT-Systeme lahmlegte und somit zur größten IT-Panne der Geschichte zählt, wurde von Palo Alto nicht thematisiert. Doch unterschwellig war bei den Analysten im Call herauszuhören, dass ein Teil der guten Performance des abgelaufenen Quartals vermutlich auch darauf zurückzuführen ist, dass Kunden von Crowdstrike gewonnen wurden.
In meinen Augen hat Palo Alto den Umstieg auf die Platformization mit diesen Q-Zahlen in Rekordzeit abgeschlossen. Sollte die Aktie in den kommenden 4-6 Wochen nochmals unter Druck geraten, werden wir unsere Position wieder aufstocken (derzeit haben wir nur eine halbe Position).
Alle Updates zu Palo Alto NetworksNvidia: AMD kauft ZT
Fr, 23. August um 12:48 Uhr
Am Montag gab AMD bekannt, den Server-Anbieter ZT Systems aus New Jersey für 4,9 Mrd. USD zu kaufen. ZT bietet Server für große Rechenzentren an. Es sind Server, die darauf ausgelegt sind, schnell installiert zu werden und Höchstleistungen zu erbringen. Also genau die Art von Servern, die von den Hyperscalern für den Aufbau von KI-Rechenzentren benötigt werden.
Es ist das Zugeständnis AMDs an Nvidia, dass für den Aufbau der KI-Infrastruktur nicht nur gute Graphik-Chips erforderlich sind, sondern auch die Fähigkeit, KI-Rechenzentren schnell hochzuziehen. Hier hat Nvidia die Nase vorn, denn Jensen Huang hat frühzeitig in die gesamte Infrastruktur von Rechenzentren investiert.
Aus der Übernahme lese ich auch ab, dass es sich um ein Wettrennen zwischen AMD und Nvidia handelt: Wer kann am schnellsten die Nachfrage bedienen. Durch die Übernahme von ZT kann AMD seinen Kunden wie Microsoft Azure, Amazon Web Services oder Google Cloud nicht nur KI-Chips, sondern vorkonfigurierte KI-Server anbieten.
Damit tritt AMD in Konkurrenz zu Dell und HP und so wissen wir nun, warum die Aktie von Dell in den vergangenen Wochen so schwach war. Doch der Markt ist groß genug, ich mache mir da keine Sorgen um Dell, sondern gehe davon aus, dass die Schwäche auf unbegründeten Sorgen der Anleger beruht.
Da Dell und HP jedoch gleichzeitig auch Kunde von AMD sind, also ebenfalls ihren Kunden KI-Server mit AMD-Chips anbieten, wird AMD diesen Teil des Geschäfts von ZT bei nächster Gelegenheit (avisiert wird Anfang 2025) verkaufen. Damit kann nur das Geschäft mit nicht-KI Rechnern (Workstations, PCs, ...) gemeint sein. Denn natürlich tritt AMD mit ZT in den Wettbewerb um die oben gegangen Hyperscaler Microsoft, Google und Amazon ein, wenn man KI-Server vorkonfiguriert. Für diese Aussage, die in vielen Publikationen zitiert wird, habe ich keine nähere Erläuterung gefunden. Ich gehe davon aus, dass es in diesem Punkt kniffelig wird für AMD, seine Kunden Dell und HP nicht zu verletzen.
Warum gehe ich so detailliert auf diese Meldung ein? Nun, sie zeigt mir, dass wir weit davon entfernt sind, über einen Preiswettbewerb zu sprechen. Es geht vor allem noch immer darum, möglichst schnell liefern zu können - koste es was es wolle.
Nvidia wird nächste Woche Mittwoch Q-Zahlen veröffentlichen. Nach den fulminanten Kurssprüngen der vergangenen Tage wäre ein Teilverkauf ratsam. Doch ich kann mich dazu nicht durchringen: Bislang war jeder Teilverkauf ein Fehler. Immer wieder hat Jensen Huang seine Anleger positiv überraschen können. Dieses mal könnte ich mir einen überraschenden Gewinnsprung bei weiter hohem Umsatzwachstum vorstellen. Der Grund: Zweifel über die zeitnahe Markteinführung der neuen Blackwell-KI-Chipgeneration belasten die Aussichten. Analysten fürchten, dass entsprechende Umsätze erst später realisiert werden können.
Blackwell bringt mehr Leistung zu gleichem Preis. Für Kunden wird damit eine deutliche Preissenkung je nachgefragter Leistung realisiert. Derzeit sind noch die KI-Chips der Generation Grace Hopper verfügbar. Ich könnte mir vorstellen, dass durch eine eventuelle Verzögerung (es handelt sich nach wie vor nur um ein Gerücht) der Preis für die Grace Hopper KI-Chips weiterhin hoch gehalten wird. Es könnte also eine besondere Überraschung bei der Gewinnentwicklung geben, die der Aktie kurzfristig nochmals Auftrieb geben könnte.
Doch was spekuliere ich da, am Ende ist es stets eine Mischung als Marktstimmung und Q-Zahlen, die für die anschließende Kursreaktion verantwortlich sind. Das kann kaum jemand präzise vorhersagen. Grundsätzlich ist Nvidia in meinen Augen nach wie vor günstig bewertet, wenn wir uns das erwartete EV/EBITDA für 2025 von 27 vor Augen führen: Der Gewinn soll 2025 Analystenschätzungen zufolge um 43% wachsen. Wenn das Gewinnwachstum eines Wachstumsunternehmens höher ist als die obige Bewertungskennziffer (EV/EBITDA = 27), ist das Unternehmen meiner Einschätzung nach günstig bewertet.
Wir bleiben also dabei, freuen uns über einen eventuellen Kurssprung nach den Q-Zahlen und würden einen Rückschlag aussitzen, ggfls. noch für einen Nachkauf nutzen.
Schauen wir mal, wie sich Nvidia Anfang nächster Woche entwickelt. Vielleicht ändere ich kurzfristig noch meine Meinung. Doch derzeit würde ich unverändert in die Q-Zahlen gehen.
Alle Updates zu Nvidia
6. Übersicht HT-Portfolio
font_size 9
Spekulation (≈20%) =8,4% | WKN | 24.8., 9:27 Uhr | Woche Δ | Σ '24 Δ | Anteil 8x2,5% | ! |
PVA Tepla | 746100 | 14,07 € | -3% | -31% | 1,3% | B |
Puma | 696960 | 37,40 € | 1% | -22% | 3,4% | C |
Barrick Gold | 870450 | 18,35 € | 2% | 9% | 0,0% | C |
Coterra Energy | 881646 | 21,62 € | -1% | -7% | 1,7% | B |
DELL Technologies | A2N6WP | 100,24 € | -1% | -17% | 2,0% | A |
|
|
|
|
|
|
|
Wachstum (≈30%) =31,3% | WKN | 24.8., 9:27 Uhr | Woche Δ | Σ '24 Δ | Anteil 5x6% | ! |
Wheaton Precious Metals | A2DRBP | 55,58 € | 4% | 24% | 4,5% | C |
Medios | A1MMCC | 17,08 € | 5% | 8% | 5,3% | C |
Nynomic | A0MSN1 | 20,60 € | -12% | -35% | 4,1% | C |
Nvidia | 918422 | 115,78 € | 2% | 157% | 4,9% | B |
Palo Alto Networks | A1JZ0Q | 313,90 € | 3% | 18% | 3,4% | B |
Nextracker | A3D5CW | 37,69 € | 6% | -11% | 6,0% | B |
Novo Nordisk | A3EU6F | 122,24 € | -1% | 0% | 3,1% | B |
|
|
|
|
|
|
|
Dividende (≈30%) = 18,9% | WKN | 24.8., 9:27 Uhr | Woche Δ | Σ '24 Δ | Anteil 5x6% | ! |
CEWE | 540390 | 102,40 € | 4% | 4% | 6,0% | B |
Allianz | 840400 | 275,00 € | 3% | 14% | 3,2% | B |
Snap-On | 853887 | 254,02 € | 1% | 2% | 3,5% | B |
Nitto Denko | 862930 | 72,10 € | 1% | 3% | 6,2% | C |
Givaudan | 938427 | 4.430,44 € | 1% | 18% | 0,0% | C |
|
|
|
|
|
|
|
Absicherung (≈20%) =20,9% | WKN | 24.8., 9:27 Uhr | Woche Δ | Σ '24 Δ | Anteil 3x6,6% | ! |
Goldbarren /Uz | 965515 | 2.243,21 € | -1% | 19% | 9,8% | B |
Südzucker-Anleihe | A0E6FU | 100,19% | 0% | 4% | 3,2% | C |
Dt.Lufthansa Anleihe | A2YNV6 | 99,93% | 0% | 2% | 3,0% | C |
Bitcoin | A27Z30 | 57.358 € | 6% | -5% | 4,9% | B |
Σ seit '22 Δ |
|
| Woche Δ | Σ '24 Δ | Cashquote |
|
-6% |
|
| 1% | 8% | 20,4% |
|
Heibel-Ticker | Gewichtung | # Positionen | angestrebte Positionsgröße |
Portfolio | Ziel | Soll | Ist | Soll | Ist |
Spekulation | Ereignis | 20% | 8,4% | 8 | 4 | 2,5% |
Wachstum | Enkelkinder | 30% | 31,3% | 5 | 7 | 6,0% |
Dividende | Urlaub | 30% | 18,9% | 5 | 4 | 6,0% |
Absicherung | Zins & Gold | 20% | 20,9% | 3 | 4 | 6,7% |
Summe |
| 100% | 79,6% | 21 | 19 | 100% |
Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.
Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
A | – | Top-Aktie mit günstigem Kurs, |
B | – | Kursrücksetzer zum Kaufen nutzen |
C | – | Kurssprünge zum Verkaufen nutzen, |
D | – | bei Gelegenheit Verkaufen, |
E | – | Sofort Verkaufen |
Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.
Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Mitglieder vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.
Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.
Die letzte Spalte wird für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. „%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein.
Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.
Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
https://www.heibel-ticker.de
7. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Quellen:
Kurse: Bloomberg, Deutsche Kurse von comdirect.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Bloomberg, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
8. Mitgliedschaft verwalten
Mitgliedschaft verwalten Abo verlängern Express-Option zubuchen Alle Heibel-Ticker PLUS Updates Archiv aller Ausgaben Blog mit aktuellen Beiträgen Über Stephan Heibel Compliance Regeln Heibel-Ticker Portfolio Performance Fragen und Antworten Kontakt Datenschutzerklärung Impressum