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30.08.2024:
Heibel-Ticker Free Börsenbrief
- Einfach einen Tick besser -
19. Jahrgang - Ausgabe 35 (30.08.2024)
Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:
1. Info-Kicker: Inflation in D unter 2%
Liebe Börsenfreunde,
Heute erklomm der DAX ein neues Allzeithoch: Niedrige Inflationszahlen und gute Q-Zahlen der Unternehmen sorgten für die Rallye. Was genau dahinter steckt, habe ich für Sie in Kapitel 2 ausgearbeitet.
Anleger feiern die Allzeithochs, zu Recht. Gleichzeitig sichern sich zumindest die Privatanleger gegen fallende Kurse ab. Eigentlich eine gesunde Entwicklung. Was dies genau bedeutet, lesen Sie in Kapitel 3.
Im heutigen Ausblick in Kapitel 4 zeige ich auf, wer bei unseren Portfolioaktien für steigende und teilweise auch fallende Kurse in der abgelaufenen Woche gesorgt hat. Für die kommenden Wochen stehen seitens der Unternehmen wenige Meldungen an, wir laufen auf eine Nachrichten-Flaute zu.
Updates zu unseren Portfoliowerten schrieb ich diese Woche über Novo Nordisk, Dell und Nvidia. Wenn Sie wissen möchten, warum ich unsere Position in Nvidia vor den Q-Zahlen verkleinerte, und ob ich die Position perspektivisch auflösen oder wieder vergrößern möchte, dann verpassen Sie nicht die Updates in Kapitel 5.
Diese Woche habe ich mich an die vielen Leserfragen gesetzt, die Sie mir anlässlich der doch recht turbulenten Marktphase schickten. 6 davon habe ich in der heutigen Ausgabe in Kapitel 6 beantwortet. Die Themen lauten Investition in
Erdöl,
Va-Q-Tec nicht mehr handelbar, Einschätzung zu
BioNTech, Entwicklung
Hypothekenzinsen,
Fair Market Value für Timing und
Carrefour mit Eigenmarke erfolgreich.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
take share, Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
2. So tickt die Börse: Allzeithoch im DAX
Nur vier Wochen nach dem Yen Carry-Trade Crash erklimmt der DAX ein neues Allzeithoch. Die 19.000 Punkte vor Augen geben technische Analysten dem DAX bis Jahresende sogar Potential bis 20.000 Punkte. Die frohe Botschaft macht die Runde: Die Inflation ist eingedämmt, auch in Europa kann sich die EZB nunmehr auf die Belebung der Wirtschaft konzentrieren.
Hintergrund ist der Verbraucherpreisindex von Deutschland, der gestern mit 1,9% erstmals seit 2021 wieder unter die 2% sank. Volkswirte hatten auf 2,0% spekuliert. Der Umstand, dass die Inflation noch stärker als erwartet zurückgegangen ist, erfreut Anleger. Die EZB hat nun also keinen Grund mehr, das Zinsniveau zur Inflationsbekämpfung hoch zu halten, da die Inflation augenscheinlich besiegt ist.
Doch die Mahner lassen nicht lange auf sich warten: Ursächlich für die niedrige Inflation sei der starke Rückgang im Ölpreis im Vergleich zum Vorjahr. Auf der anderen Seite würden gestiegene Dienstleistungspreise sowie Löhne die Inflation schon bald wieder nach oben drücken, so Bundesbankpräsident Joachim Nagel. Die EZB dürfe die Zinsen nun nicht zu schnell senken.
Sei's drum, heute ist ein Grund zum Feiern, und entsprechend steigt der DAX auf ein neues Allzeithoch bei aktuell 18.957 Punkten.
Rückläufige Zinsen führen zu besseren Finanzierungsbedingungen für Investitionen. Seit 2022 stiegen die Zinsen, seither waren Aktien von Unternehmen gefragt, die ihre Investitionen auf den eigenen Barmitteln stellen können: Die Mega-Tech-Unternehmen.
Nun befinden wir uns in einem Umfeld sinkender Zinsen. Industrieunternehmen, Finanzunternehmen und Dividendenaktien sind gefragt. Wochengewinner sind Immobilienaktien (+2,2%), da sich die Finanzierungsbedingungen deutlich verbessern.
Wochenverlierer ist die Automobilbranche (-0,1%), die über eine Nachfrageflaute bei E-Mobilen klagen und ihre Investitionen zurückschrauben.
Unterm Strich beträgt das Wochenplus im DAX zur Stunde (Freitag, 12:37 Uhr) 1,7%. Einmal mehr zieht der DAX dem kleineren SDAX (+0,8%) davon.
In den USA sieht es ähnlich aus: Der Dow Jones, in dem die größten US-Unternehmen zusammengefasst werden, stieg diese Woche um 1,6% an, der S&P 500 mit vielen kleineren Unternehmen konnte nur 0,4% zulegen. Auch der oben angesprochene Trend, dass Technologieaktien derzeit für andere Aktien Platz machen müssen, zeigt sich in den US-Indizes: Der Nasdaq 100 gab diese Woche sogar 0,9% ab.
Neben Dell und Nvidia (Kommentare siehe Updates in Kapitel 5) haben auch Salesforce und CrowdStrike diese Woche Q-Zahlen veröffentlicht. Salesforce konnte erstmals seit einigen Quartalen wieder überzeugen. Mit "Agentforce" wird Kunden nun eine KI-Plattform angeboten, die auf Basis der unternehmenseigenen Daten Antworten generiert. CEO Mark Benioff bezeichnet das Angebot als überaus hilfreich für Kunden, die bspw. starke saisonale Schwankungen bei Kundenanfragen verzeichnen: Es müsse nun nicht die hohe Mitarbeiterzahl der Spitzenzeiten über das gesamte Jahr durchgeschleift werden, sondern Agentforce kann einen Teil (derzeit 20%) der Anfragen übernehmen, zudem skaliert Agentforce automatisch je nach Nachfrage.
CrowdStrike gab sich geläutert aufgrund des weltweiten Systemausfalls, den ein fehlerhaftes Update Ende letzten Monats verursachte. CEO George Kurtz berichtete, dass er noch am gleichen Morgen mit seinen Kunden telefonierte und seither (also seit 6 Wochen) permanent im Kontakt mit einer sehr großen Zahl seiner Kunden stehe.
Shit happens, sagt man. Crowdstrike ist jedoch vorbildlich mit dem Problem umgegangen, hat umgehend offen das Problem kommuniziert, kümmert sich um die wichtigsten Kunden offensichtlich auf höchster Ebene und hofft somit, verärgerte Kunden zu behalten.
Alles in allem wurde die abgelaufene Woche dominiert von den Q-Zahlen von Nvidia: Im Vorfeld gab es nicht viel Bewegung, die Spannung stieg. Erwartungsgemäß übertraf Nvidia die Erwartungen (verrückte Formulierung, oder?), doch der Hype um Nvidia war in den vergangenen Wochen so groß, dass auch dies nicht ausreichte, um die Aktie weiter anzutreiben. Es dominierte in der Folge die Liquidation von Nvidia zugunsten der oben genannten Aktien, die von sinkenden Zinsen profitieren.
Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES | 30.8., 15:40 Uhr | Woche Δ | Σ '24 Δ |
DAX | 18.963 | 1,8% | 13,2% |
S&P 500 | 5.592 | -0,8% | 17,5% |
Nikkei | 38.648 | 0,7% | 15,5% |
Shanghai A | 3.321 | -0,2% | 6,5% |
Euro/US-Dollar | 1,11 | -1,2% | 0,1% |
Euro/Yen | 161,12 | -0,3% | 3,4% |
10-Jahres-US-Anleihe | 3,87% | 0,07 | 0,01 |
Umlaufrendite Dt | 2,23% | -0,03 | 0,20 |
Feinunze Gold | $2.517 | 0,2% | 22,0% |
Fass Brent Öl | $79,03 | 0,0% | 2,4% |
Kupfer | $9.244 | -0,5% | 7,6% |
Baltic Dry Shipping | $1.827 | 3,7% | -17,7% |
Bitcoin | $59.524 | -7,3% | 41,3% |
Wochenverlierer ist diese Woche der Bitcoin mit -7,5%. Für den Ausverkauf dürften meiner Einschätzung nach zwei Ereignisse ursächlich sein: Weitere Rückzahlungen von der Mt. Gox Coins. Sie erinnern sich an die Geschichte: Vor 10 Jahren ging die japanische Kryptobörse pleite, in diesen Tagen werden geschädigte Anleger von damals entschädigt. Da der Bitcoin damals noch unter 1.000 USD notierte, gelangen derzeit große Bitcoin-Bestände an die Freaks der ersten Stunde.
Viele der nunmehr als Entschädigung ausgeschütteten Bitcoins werden versilbert, führen also zu einem plötzlichen Angebot an den Kryptobörsen, das die unveränderte Nachfrage deutlich übersteigt. Der Preis fällt.
Die Sicherheitsfirma BitGo führt die Entschädigungen durch und erhielt dafür über 30.000 Bitcoins. In den kommenden Tagen werden sicherlich weitere Details über den Stand der Entschädigungen bekannt, da die Blockchain des Bitcoins ja transparent ist (pseudonym, nicht anonym).
Das zweite Ereignis ist eine Transaktion von 2.300 Bitcoins im Wert von 136 Mio. USD, die von einer Adresse eines alten "Wals" verkauft wurden. Als Wale bezeichnet man Bitcoiner, die sehr große Bestände haben. Dieser Wal hält weitere 18.140 Bitcoins und scheint ein Tech-Freak zu sein, ein Bitcoiner der ersten Stunde, da die in seinem Wallet befindlichen Bitcoins schon seit vielen Jahren dort schlummern.
Für mich ist es vertrauensbildend, dass so große Beträge inzwischen versilbert werden können, ohne so heftige Preisschwankungen zu verursachen, wie sie früher anders Tagesordnung waren. -7% ist in meinen Augen für so große Beträge überschaubar.
Gleichzeitig meldet übrigens CryptoQuant, ein Unternehmen, das die Bewegungen in der Blockchain des Bitcoins analysiert, dass am Mittwoch große Bitcoin-Bestände von Bitcoin-Börsen abgezogen wurden. 45.000 Bitcoins wurden auf private Wallets, Software oder Hardware, transferiert. Dort hält man in der Regel Bitcoins, mit denen man nicht kurzfristig handeln möchte. Diese Bitcoins sind also als langfristige Anlage gedacht, was ich als bullisch interpretiere.
Schauen wir nun einmal, wie sich das Anlegersentiment entwickelt hat.
3. Sentiment: Party ohne Exzesse
Mittlerweile um 1,8% (14:23 Uhr) ist der DAX diese Woche angestiegen. Wird es bis Ende des Jahres einen Durchmarsch in Richtung 20.000 geben, oder wird der September seinem Ruf als schwacher Börsenmonat gerecht und zieht die Indizes zunächst nochmals in den Keller? Die Sentimentanalyse der vergangenen Woche mahnte bereits zur Vorsicht, dennoch konnte der DAX weiter zulegen. Schauen wir uns das Ergebnis dieser Woche mal an.
Das Anlegersentiment stieg diese Woche auf 3,9% und kratzt damit bereits an der 4%-Schwelle, bei deren Überspringen wir von Euphorie sprechen und vor Rückschlägen warnen.
Auch die Selbstzufriedenheit ist mit einem Wert von 1,8% auf dem höchsten Stand seit Mai. Die seit Frühjahr befürchtete Korrektur scheint in den Augen der Anleger Anfang August mit der Auflösung der Yen Carry-Trades erfolgt und abgeschlossen zu sein.
Der Zukunftsoptimismus ging diese Woche weiter auf nur noch 1,5% zurück. Die hohen Werte, die um den Ausverkauf Anfang August gemessen wurden, schwächen sich nun also mit Erreichen neuer Allzeithochs ab.
Die Investitionsbereitschaft bricht diese Woche auf -1,1% ein, der niedrigste Stand seit April.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger fällt aktuell unter -5%: Absicherungskäufe gegen fallende Kurse nehmen zu.
Das Put/Call-Verhältnis der Eurex für den DAX bleibt mit einem Wert von 1,78% auf extrem niedrigen Niveau. Institutionelle Anleger spekulieren offensichtlich mit Call-Optionen auf eine Fortsetzung der Rallye.
Das Put/Call-Verhältnis an der CBOE hingegen ist auf ein neutrales Niveau bei 0,6% angestiegen und zeigt für die US-Anleger eine neutrale Haltung.
US-Fondsmanager hoben ihre Investitionsquote auf 81% an.
Die Bulle/Bär-Differenz notiert bei 24%punkten, weiterhin ist der Anteil der Bullen mit 51% extrem groß. US-Privatanleger sind also ebenfalls euphorisch.
Der technische Angst & Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 59% moderate Gier an.
Interpretation
Die neuen Allzeithochs werden ausgelassen gefeiert, Anleger fühlen sich in Ihrer Spekulation auf eine schnelle Erholung nach dem Yen Carry-Trade Crash bestätigt. Die rückläufige Inflation bestärkt Anleger offensichtlich in ihrer Überzeugung, dass die Notenbanken nunmehr ausreichend Munition zur Verfügung haben, um eventuelle Konjunkturdellen abzufedern.
Das ist eigentlich ein ziemlich gesundes Stimmungsbild, insbesondere da Privatanleger in Deutschland ihre Absicherungspositionen gegen fallende Kurse deutlich hochgefahren haben. Doch offen bleibt die Frage, wer für weiter steigende Kurse sorgen könnte, wenn nun schon alle investiert und zufrieden mit den erzielten Gewinnen sind.
Die Cashquote ist unserer animusX-Umfrage zufolge aktuell extrem niedrig. Auch die niedrige Investitionsbereitschaft stimmt nachdenklich. Beide Umfrageindikatoren geben aber statistisch keine deutlichen Signale.
Somit können wir festhalten, dass die Stimmung an den Aktienmärkten zwar ausgelassen ist, aber nicht exzessiv überbordet. Immerhin sichern sich viele Privatanleger derzeit stark ab, was im Falle von fallenden Kursen für eine Unterstützung sorgen könnte.
Auf Basis dieser Stimmungslage fehlt mir die Phantasie für weiter deutlich steigende Kurse, genau wie auch für deutlich fallende Kurse. Nach oben dürfte der DAX durch Gewinnmitnahmen derer, die ihre Spekulationsgewinne der vergangenen vier Wochen versilbern möchten, gedeckelt sein. Und nach unten haben sich viele Privatanleger bereits abgesichert, was nun wie ein kleines Sicherheitsnetz wirkt. Es müsste schon eine heftige Bewegung geben, damit das Sicherheitsnetz reißt.
.oel Die seit Wochen bestehende Stimmungslage am Ölmarkt bleibt unverändert bestehen: Ein großer Pessimismus, wie wir ihn derzeit messen, führte in der Vergangenheit häufig zu stark steigenden Notierungen am Ölmarkt.
4. Ausblick: Für September steht wenig an
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5. Update beobachteter Werte
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6. Leserfragen
Vielen Dank für Ihre zahlreichen Fragen! Wenn ich eine Frage beantworte, dann möchte ich das fundiert und möglichst relevant für alle über 25.000 Heibel-Ticker Mitglieder machen. Deswegen haben wir über die Jahre folgendes Vorgehen für Leserfragen entwickelt:
• Fragen zu administrativen Themen (Abo, E-Mail-Zustellung, interner PLUS-Bereich …) werden stets binnen kurzer Zeit beantwortet.
• Fragen zu Aktien aus unserem Portfolio werden inhaltlich in das nächste PLUS Update zum entsprechenden Portfoliotitel eingearbeitet, sofern für die Mitglieder von Interesse.
• Die wichtigsten Fragen zu allgemeinen Börsenthemen sowie zu Einzeltiteln werden in beiden Heibel-Ticker PLUS und free Varianten beantwortet.
Mit dieser Vorgehensweise habe ich möglichst viel Zeit für die Recherche von Themen, die für möglichst viele Mitglieder relevant sind, dass meine Antworten einem großen Teil unserer Gemeinschaft Mehrwert bieten.
Leider war es in der Vergangenheit teilweise so, dass ich viel Zeit in die Recherche für individuelle Fragen gesteckt habe und dadurch Zeit für die Analyse von Aktien und das Ausarbeiten von neuen Empfehlungen fehlte. Das war besonders den zahlenden Heibel-Ticker PLUS Mitgliedern gegenüber unfair, denn diese dürfen erwarten, dass ich meine Energie dahingehend einsetze, für alle PLUS Mitglieder relevante Themen auszuarbeiten. Ich hoffe auf Ihr Verständnis :-)
Investition in Erdöl
Hallo Herr Heibel,
ich habe eine Frage betreffend Erdöl. Sie erwähnen in Ihrem letzten Heibel-Ticker vom 9. August 24, dass sich der
Erdölpreis in der kommenden Zet nach oben bewegen könnte.
Gibt es neben Coterra Energy noch andere Möglichkeiten (Unternehmen, Direktinvestition in Öl), um in diesen Sektor zu investieren?
Vielen Dank für Ihre stets sehr fundierten und hoch interessanten Analysen und Berichte!
Freundliche Grüsse
Christoph aus Merlingen
ANTWORT
Wir haben uns für Coterra entschieden, weil das Unternehmen zwischen Öl und Gas hin und her schalten kann, je nach Nachfrage und Preisniveau. Alternativ erfüllen Chevron, Exxon Mobil und Phillips 66 alle fünf Kriterien, die ich für gute Dividendenaktien anlege. Chevron hat dabei die besten Wachstumsaussichten. Aus Japan erfüllt auch noch Enos Holdings I unsere Dividendenkriterien.
Harris oder Trump? Unter Trump, das haben wir bereits erlebt, dürften viele Projekte im Energiesektor genehmigt werden, die unter Harris eher schwer durchkommen würden. Für Trump ist die Wirtschaft wichtiger als die Umwelt. Damit ist absehbar, dass unter Trump mehr Öl gefördert würde als unter Harris. Der Ölpreis würde entsprechend fallen, Öldienstleister hingegen hätten Hochkonjunktur.
Unter Harris wäre es genau umgekehrt: Ölkonzerne würden sich über hohe Ölpreise freuen, Öldienstleister würden aber weniger Neuprojekte erhalten.
Öldienstleister wären beispielsweise Halliburton und Schlumberger, aber auch Baker Hughes. Halliburton wäre hier mein Favorit, weil das EV/EBITDA mit 6,1 recht günstig ist.
Mit Optionsscheinen oder Futures oder ähnlichem auf den Ölpreis würde ich nicht hantieren, weil der Ölpreis fallen kann. Mit den Aktien von Unternehmen könnten Sie eine solche Phase aussitzen. Optionsscheine und Futures unterliegen einem Zeitwertverlust: Ein eventuelles Warten kostet viel Geld.
Entwicklung Hypothekenzinsen
Hallo Herr Heibel,
auf welchem Niveau sehen Sie die Hypothekenzinsen in Deutschland auf Sicht von 3 bis 5 Jahren?
Was waren aus Ihrer Sicht die tatsächlichen Gründe für die jahrelange Nullzinspolitik?
Hat sich fundamental seitdem etwas verändert oder ist der sprunghafte Anstieg der Zinsen allein der Coronapandemie und dem Ukrainekonflikt geschuldet?
Ich freue mich übrigens jede Woche sehr auf den Heibel-Ticker. Ich finde Sie machen das sehr gut.
Viele Grüße
Bernhard aus Ehekirchen
ANTWORT
Ich habe das Thema damals im Heibel-Ticker mehrfach aufgegriffen, (zuletzt am 10.4.2020 in Kapitel 6)[
https://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/1736?#ch6): Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ist dramatisch eingebrochen. Zunächst aufgrund der Corona-Pandemie, danach auch nochmal durch den Ukraine-Krieg. Entsprechend musste die Geldpolitik mehr Geld zur Verfügung stellen, um das Preisniveau zu halten. Diese Liquidität wird nun im Zuge der Normalisierung unserer Wirtschaft und dem damit einhergehenden Anziehen der Umlaufgeschwindigkeit wieder entzogen, indem das Zinsniveau nach oben geschraubt wurde.
Da es sich um externe Schocks handelte, musste die Geldpolitik darauf reagieren. In meinen Augen hat die Geldpolitik zu stark reagiert, die Zinsen zu lange niedrig gehalten. Doch ich bin natürlich nicht in der Lage zu beweisen, dass weniger Liquiditätsflutung auch gereicht hätte. Heute stellen wir fest, dass mit der Liquiditätsflutung ein Strukturwandel unserer Wirtschaft erfolgte. In meinen Augen eben in negativer Richtung, da die Niedrigzinsen defizitäre Geschäftsmodelle zugelassen und dadurch notwendiges Personal für lukrativere Projekte unsinnig gebunden hat.
Hypothekenzinsen werden durch die Zinsentwicklung „am langen Ende“ der Zinskurve bestimmt, also durch den Marktzins für lange laufende Anleihen. 10 Jahre laufende Bundesanleihen tragen derzeit eine Rendite von 2,4%. Das Zinsniveau ist niedrig. Damit wird die Erwartung ausgedrückt, dass die Inflation besiegt wurde. Anleger fürchten derzeit also nicht, dass die Inflation wieder anzieht. Sie gehen davon aus, dass es sich um einen Einmaleffekt handelte, verursacht durch Corona und den Ukraine-Krieg.
Wir sehen aber schon, dass die Konjunkturprognosen relativ verhalten ausfallen. Sollte die Konjunktur Probleme bekommen, so würde die Geldpolitik (EZB) gefordert sein. Sie müsste dem Markt wieder Liquidität zuführen, also bspw. den Leitzins senken, um die Konjunktur in Schwung zu halten. Eine erneute Liquiditätsflutung würde jedoch langfristig wieder den Inflationsdruck erhöhen, die langfristigen Zinsen, und somit auch der Hypothekenzins, würden wieder ansteigen.
Ich denke also, dass wir derzeit schon wieder sehr günstige Finanzierungsbedingungen für Immobilien haben.
Fair Market Value für Timing
Hallo Herr Heibel. Ich möchte mit den zu erwartenden Turbulenzen Sep-Nov mein Equity Portfolio deutlich erweitern und habe dazu eine diversifizierten globale Auswahl an Einzeltiteln und ETF definiert.
Um trotzdem den richtigen Einstiegszeitpunkt oder die diversen Zeitpunkte für mehrere Tranchen zu finden, würde ich mich gerne an einem Fair Market Value orientieren. Sie hatten vor einigen Monaten Ihr Research Toll eu gesucht und sicherlich einige Anbieter verglichen. Was würden Sie mir als Nicht Profi für einen Dienst empfehlen (Bloomberg definitiv zu zeitraubend und wahrscheinlich auch zu teuer). Freue mich auf Ihr Feedback.
Ihr Thomas aus Düsseldorf
ANTWORT
Ich bin dabei, eine Reihe von Tabellen zu entwickeln, die mir auf Basis der Bloomberg-Daten einen guten Marktüberblick geben. Alle anderen Tools, die ich getestet habe, zeigten Mängel, die ich als Profi meinen Kunden nicht zumuten kann. Ich bin damit jetzt dem Amateur-Lager entsprungen und habe daher leider keinen Tipp für Sie.
Grundsätzlich erwarte ich ebenfalls einige turbulente Wochen bis in den Oktober hinein. Ich werde meine Käufe weniger am Fair Market Value ausrichten, sondern das Timing durch die Sentiment-Daten vornehmen, die ich in Kapitel 3 regelmäßig bespreche.
Carrefour mit Eigenmarke erfolgreich
Hallo lieber Herr Heibel
Zum Thema: Retailer mit günstigen Eigenprodukten
Da könnte auch eine Carrefour mit 6% DivRendite interessant werden (trotz 30% frz.QueSt, von der nur 12,8% mit der dt. Abgeltungst. verrechnet werden)
Carrefour has significantly increased its revenue over the past few years while maintaining stable inventory levels.
The retailer’s total revenue increased from 74.2 billion euros ($80.96 billion) in 2018 to 84.9 billion euros in 2023, according to FactSet data, a rise of 14.4%.
Carrefour’s growth in own-label products, which now account for nearly 40% of revenues. As consumers trade down to more affordable options
in difficult economic times, Carrefour benefits, as they earn higher margins on own-label products than on branded ones.
The company makes nearly half of its money in France and the rest overseas, including almost 15% of total sales from Brazil.
Carrefour monetizes its online platforms by allowing brands to pay for prominent product placement.
Mit freundlichen Grüßen, Nikolai aus Essen
ANTWORT
Vielen Dank für den Hinweis, habe ich mir angeschaut: Carrefour verzeichnet derzeit kein Umsatzwachstum, der Gewinn geht jedoch im laufenden Jahr Analystenerwartungen zufolge leicht zurück. Mag sein, dass dies dem Ziel geschuldet ist, den Kunden günstige Preise anzubieten. Sieht solide aus, aber wirklich spannend für uns als Aktionäre ist das nicht. Die Bewertung ist mit einem EV/EBITDA von 5 unterhalb des 10-Jahresdurchschnitts von 6. Ich würde sagen, mit der Aktie machen Sie langfristig nichts falsch, doch sie reißt mich nicht vom Hocker.
7. Übersicht HT-Portfolio
Der Börsen-Ausblick mit Markt- und Aktienanalysen, konkreten Empfehlungen sowie detaillierten Kauf- und Verkaufsaktionen bleibt den zahlenden Mitgliedern des Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir die hohe Qualität unserer Veröffentlichung solide finanzieren möchten.
Gerne möchten wir Ihnen zeigen, wie wir Analystenresearch, volkswirtschaftliche Zusammenhänge und Börsenmechanismen gewinnbringend nutzen. Ab 12,50 Euro im Monat können Sie sich unverbindlich davon überzeugen. Zur Bestellseite mit weiteren Informationen gelangen Sie über folgenden Link:
https://www.heibel-ticker.de/member/new
8. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Quellen:
Kurse: Bloomberg, Deutsche Kurse von comdirect.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Bloomberg, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5428
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
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