Heibel-Ticker PLUS Börsenbrief
- Einfach einen Tick besser -
19. Jahrgang - Ausgabe 37 (13.09.2024)
Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:
1. | Info-Kicker: Erholung an den Aktienmärkten |
2. | So tickt die Börse: This time is different |
- Rettung durch KI | |
- JP Morgan warnt vor schwachem 2025 | |
- Wochenperformance der wichtigsten Indizes | |
3. | Sentiment: Optimisten dominieren das Parkett |
- Interpretation | |
4. | Ausblick: KI-Unternehmen der zweiten Reihe ebenfalls attraktiv: AMD, Micron, ARM Holding |
5. | Update beobachteter Werte: Dell, Novo Nordisk, Nvidia, Nextracker |
- Dell: Aufnahme in S&P 500 führt zu 6% Kurssprung | |
- Novo Nordisk: Erste Details zur Abnehmpille | |
- Nvidia: +8% nach CEO-Interview | |
- Nextracker: Trump: „Ich bin Fan der Solarenergie … halte aber nichts davon“ | |
6. | Übersicht HT-Portfolio |
7. | Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise |
8. | Mitgliedschaft verwalten |
1. Info-Kicker: Erholung an den Aktienmärkten
Liebe Börsenfreunde,
"This time is different" ist einer der Lieblingssprüche von Börsianern: Dieses Mal ist alles anders. In Kapitel 2 zeige ich Ihnen, warum die gestrige Zinsentscheidung der EZB lediglich eine moderate Lockerung bedeutet. Die Geldpolitik bleibt restriktiv, obwohl der Leitzins deutlich gesenkt wurde.
Wesentlich konkreter wird es danach mit einem Vergleich der Aktienmarktentwicklung während der vergangenen Zinssenkungszyklen: Die jüngsten Zinssenkungszyklen führten jeweils zu einem Aktienmarkteinbruch von über 50%! Was haben wir dieses Mal zu erwarten? Kann uns die KI vielleicht dieses Mal retten?
Das Sentiment vollzog in den beiden Vorwochen eine heftige Achterbahnfahrt von Euphorie zu Angst und Panik. Diese Woche findet eine Beruhigung der Gemüter statt. Dafür gibt es Sentimentsignale beim Bitcoin und beim Gold. Die Details dazu lesen Sie in Kapitel 3.
Nvidia steht seit Monaten im Rampenlicht, doch auch der einzige Wettbewerber AMD, der größte Festplattenanbieter Micron und der führende Entwickler von Chip-Designs ARM Holding profitieren von der KI-Revolution, die Nvidia losgetreten hat. In Kapitel 4 schaue ich mir das Geschäft und die Bewertung dieser drei KI-Akteure näher an.
Wie immer gibt es eine Reihe von Updates zu unseren Portfoliotiteln in Kapitel 5. Ich erläutere dort, wie es Nvidia-CEO Jensen Huang diese Woche schaffte, die Aktie aus dem Abwärtssog zu befreien. Es gibt erste Details zur Abnehmpille, die für diejenigen gedacht ist, die keine Abnehmspritze mögen. Auch dazu habe ich ein Update verfasst. Und nur Donald Trump schafft es, sowohl Fan von einer Branche zu sein, als auch gleichzeitig nicht viel davon zu halten. Welche Branche das ist und welche Aktie stark von einem Wahlsieg Kamala Harris' profitieren würde, lesen Sie ebenfalls in den Updates.
Unsere Lufthansa Anleihe ist fällig, die Rückzahlung folgt in den kommenden Tagen. Ich bin intensiv auf der Suche nach einer neuen Anleihe, die in unser Portfolio passt. Doch Sie glauben nicht, wie kompliziert es ist, passende Anleihen mit attraktiver Verzinsung bei überschaubarer Restlaufzeit zu finden, die für Privatanleger verfügbar sind. Ich habe den Eindruck, die EU-Regelung (PRIIP) hat Unternehmensanleihen für Privatanleger den Todesstoß gegeben. Aber ich bleibe dran, ein paar wenige Anleihen habe ich immerhin bereits ausgegraben.
In Kapitel 6 habe ich für Sie die Übersicht unseres Heibel-Ticker Portfolios abgedruckt.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
take share, Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
2. So tickt die Börse: This time is different
Diese Woche senkte EZB-Chefin Christine Lagarde zum zweiten Mal im laufenden Jahr den europäischen Leitzins. Der Leitzins entspricht dem Hauptrefinanzierungssatz. Allerdings gibt es bei der EZB drei zentrale Zinssätze, die alle eine Rolle in der Geldpolitik spielen:
1. Hauptrefinanzierungssatz (Main Refinancing Rate): Dieser liegt jetzt bei 3,65 %. Er wird oft als Leitzins bezeichnet und ist der Zinssatz, zu dem Banken bei der EZB Kredite aufnehmen können.
2. Einlagenfazilität (Deposit Facility Rate): Dieser Zinssatz wurde auf 3,50 % gesenkt. Er ist der Zinssatz, den Banken erhalten, wenn sie überschüssige Liquidität bei der EZB parken. Er spielt eine entscheidende Rolle bei der Steuerung der Liquidität im Bankensystem.
3. Spitzenrefinanzierungssatz (Marginal Lending Rate): Dieser Zinssatz, jetzt bei 3,90 %, gilt für Übernachtkredite, die Banken von der EZB in Anspruch nehmen können.
Die Senkung am 12. September 2024 betrifft alle drei Zinssätze, aber der Hauptrefinanzierungssatz wird üblicherweise als „Leitzins” betrachtet, da er den allgemeinen Finanzierungskonditionen zugrunde liegt. Dieser wurde von zuvor 4,25% um 0,6% auf nunmehr 3,65% gesenkt. Das ist augenscheinlich ein sehr großer Schritt, denn normalerweise tippelt die EZB in Viertel-Prozentpunkten nach unten und bezeichnet einen halben Prozentpunkt bereits als sehr großen Schritt. Trotzdem wird die aktuelle Zinssenkung am Markt als "moderat" aufgenommen.
Verantwortlich dafür ist der Umstand, dass der Hauptfinanzierungssatz, oder auch Leitzins, derzeit immer weniger in Anspruch genommen wird. Die Liquiditätsflutung durch die EZB endete im November 2022. Seither wurde die EZB-Bilanz von 8,8 Bio. EUR auf 6,4 Bio. EUR geschrumpft. An Banken ausgeliehene Gelder werden bei Fälligkeit (in der Regel nach einer Woche) zurück genommen und nur zu einem immer geringeren Teil erneuert. Der Umstand, dass diese Liquidität dem Markt entzogen wird, wirkt viel stärker als der Zinssatz selbst.
Da der Finanzsektor durch die ehemalige Liquidationsflutung noch immer in Liquidität schwimmt, ist die Einlagenfazilität derzeit viel wichtiger als Steuerungsinstrument für die EZB. Der Zins, den die Banken über Nacht (Laufzeit also ein Tag) für ihre überschüssige Liquidität bei der EZB erhalten, wurde nur um 0,25% auf 3,5% gesenkt. Es ist also nach wie vor attraktiv für die Banken, ihre Überschussliquidität bei der EZB zu parken.
Die Entscheidung, ob überschüssige Liquidität bei der EZB geparkt wird, oder aber über den Interbankenhandel an andere Kreditinstitute verliehen wird, treffen die Banken jeden Tag. Liquidität, die bei der EZB geparkt ist, steht dem Wirtschaftskreislauf nicht zur Verfügung. Erst wenn diese Liquidität an andere Banken verliehen wird, können Geschäftsbanken neue Kredite an Unternehmen ausgegeben.
Es ist also nicht so, wie der große Schritt im Leitzins vielleicht irrtümlich signalisieren könnte, dass die EZB mit großen Zinsschritten möglichst schnell die Wirtschaft unterstützen möchte, sondern vielmehr bleibt die Einlagenfazilität attraktiv, so dass Banken weiterhin einen großen Teil der Liquidität der Wirtschaft vorenthalten. Es wird weiter gebremst, die Geldpolitik ist nach wie vor restriktiv.
Das ist auch sinnvoll, denn die Inflation ging zwar zuletzt auf 2,2% zurück, doch im Dienstleistungssektor liegt sie nach wie vor bei 4,2%. Dort machen sich die höheren Löhne bemerkbar, die erst mit einer Verzögerung auf andere Sektoren durchschlagen.
Soweit ein kleiner Exkurs in den Werkzeugkasten der EZB.
Für die USA erwartet man eine erste Zinssenkung in der kommenden Woche. Die Diskussion in den USA dreht sich noch um die Frage, ob die Zinssenkung 0,25%punkte betragen wird, oder gleich 0,5%punkte. Fed-Chef Jay Powell hat sich über die vergangenen Jahre mein Vertrauen erworben. Es würde mich stark wundern, wenn er mit einem großen Zinsschritt für Unruhe an den Kapitalmärkten sorgt. Mit einem großen Zinsschritt würde er das Signal aussenden, dass er vielleicht zu spät mit den Zinssenkungen beginnt. Sorgen darüber, wie schädlich diese vermeintliche Verspätung für die Wirtschaft sein könnte, würden die Finanzmärkte unter Druck setzen. Er wird dieses Risiko nicht eingehen.
Vielmehr wird er meiner Einschätzung nach bereits weitere Zinssenkungen in Aussicht stellen. Es wird ein klares Signal geben, dass der Zins so lange schrittweise gesenkt wird, bis die Wirtschaft mit ausreichend Liquidität versorgt ist. Es wird also eine Richtungsfestlegung geben, nicht jedoch ein genaues Ziel, wann dies der Fall sein könnte.
In der Vergangenheit bekleckerte sich die Fed nicht gerade mit Ruhm, wenn es um Zinssenkungszyklen ging. Ich habe mal die beiden letzten Zinssenkungszyklen nachgeschaut: 2000 bis Oktober 2002 wurde der Leitzins von 6,5% auf 1% gesenkt, der S&P 500 fiel in diesem Zeitraum um 51%. Von Oktober 2007 bis März 2009 wurde der Leitzins von 5,25% auf 0% gesenkt, der S&P 500 fiel in diesem Zeitraum um 57%.
Der jüngste Zinssenkungszyklus Ende 2019 bis zum März 2020 mündete im Coronacrash, ich denke, da brauchen Sie keine Graphik.
Schauen Sie selbst:
Abbildung 1: S&P 500 brach ein während Zinssenkungszyklen 2000 & 2008
Nun ist die Frage: Henne oder Ei, was war zuerst da? Fielen die Aktienmärkte, weil die Fed den Zins gesenkt hat, oder aber senkte die Fed den Zins, weil die Märkte fielen?
Stets geht eine Hochzinsphase voraus, in der eine überhitzte Wirtschaft abgekühlt werden soll: 2000 war es die Internetblase, 2007 war es der Immobilienboom. Heute ist es die Corona-Liquiditätsflutung, die zu Überhitzungen in vielen Wirtschaftsbereichen führte. Diese sollte nun eingefangen werden und den aktuellen Zahlen entnehmen wir, dass dies auch weitgehend gelungen ist.
2001 und 2008 steuerte die Konjunktur auf eine Rezession zu. This time is different, sagen die Optimisten: Dieses Mal ist es anders. Die Arbeitslosenquote sei noch immer extrem niedrig und die Konjunktur wächst noch immer ordentlich, während die Inflation bereits eingefangen sei, der hohe Zins also seine Arbeit bereits getan habe.
Doch ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, dass auch im Jahr 2000 die Arbeitslosenquote noch extrem niedrig war. Erst im Laufe des Jahres 2001 begann die Arbeitslosigkeit zu steigen. Das Sterben der Internetunternehmen begann erst 2002 und das Tief der Korrektur wurde erst im März 2003 erreicht.
Und auch 2007 war die Arbeitslosenquote gering, erst 2008 stieg sie an. Lehman ging erst im September 2008 pleite, das Tief der Korrektur wurde erst im März 2009 erreicht. Der Arbeitsmarkt reagiert mit einer zeitlichen Verzögerung auf das hohe Zinsniveau und diese Verzögerung ist offensichtlich größer, als dies von vielen Volkswirten prognostiziert wird.
Seit Mitte 2022 tobt also in den USA die Diskussion darüber, ob eine weiche Landung (Rückgang der Wachstumsraten, aber keine Schrumpfung) der überhitzten Konjunktur gelingen wird, oder aber eine harte Landung (Rezession) zu befürchten ist. In diesen Tagen erklären die Optimisten das Projekt der Inflationssenkung für erfolgreich beendet, doch der Blick in die Geschichtsbücher mahnt vor einer verfrühten Siegesfeier.
Rettung durch KI
This time is different, sagt nun Ihr Autor. Dieses Mal ist es anders, weil der KI-Boom zu ungeahnten Effizienzsteigerungen führen wird. Anders als 2000 wird der KI-Boom nicht wie der Internetboom durch Kredite finanziert, sondern durch Liquidität, die aus Gewinnen erzeugt wurde. Die Big Techs schwimmen im Geld.
Und anders als 2007 ist der Finanzsektor heute nicht ausgequetscht, sondern üppig bestückt. 2007 wurde der "Leverage" exzessiv ausgeweitet. Kreditinstitute verliehen ein Vielfaches ihres Eigenkapitals, so dass eine kleine Konjunkturschwankung bereits zu Wertberichtigungen führte, die von der Bilanz nicht mehr ausgeglichen werden konnten. Heute dreht sich die Diskussion darum, die üppigen Risikoreservevorschriften für die Banken zu lockern, damit wieder mehr Kredite vergeben werden können. Es gibt also eine ganze Reihe von Hebeln, mit denen die Wirtschaft befeuert werden kann. Aus diesem Grund habe ich Ihnen weiter oben auch nahe gebracht, dass der Bankensektor heute noch reichlich Liquidität bei der EZB parkt und nicht etwa reichlich Kredite aufnimmt.
Wenn nun also reichlich Puffer im Finanzsystem besteht, um die Kreditvergabe auszuweiten, und wenn derzeit die Investitionen in die KI-Infrastruktur weitgehend aus den Barreserven erfolgen, dann befinden wir uns zumindest bei den Investitionen in die KI sicherlich noch lange nicht in einer Blase.
Wir dürfen die Frage stellen, wie schnell sich die Investitionen auszahlen werden. Könnte es sein, dass die KI derzeit zwar intelligent klingt, aber noch nicht wirklich zu Effizienzsteigerungen führt, die sich in Dollar und Euro bemessen lassen? Vielleicht fehlen uns noch die passenden Geschäftsmodelle? Es wäre also verfrüht, heute schon eventuelle Effizienzgewinne in Unternehmensbewertungen einzurechnen, bevor wir etwas davon sehen.
Doch in meinen Augen ist es nicht fraglich, ob diese Effizienzgewinne kommen werden. Die Frage ist nur: Wann? Und solange, bis das messbar ist, wird kräftig investiert, was wir am Aktienkurs von Nvidia, AMD, Broadcom & Co. sehen.
Um diese Effizienzgewinne zu erzielen, wird man zunächst auch kräftig in Personal investieren müssen. Die KI muss nutzbar gemacht werden, da ist noch viel Arbeit erforderlich. Dann, in einem zweiten Schritt, wird es zu Umwälzungen in der Wirtschaft kommen: Unternehmen, die KI sinnvoll einsetzen, werden andere Unternehmen ohne KI abhängen. Dort wird es dann zu Entlassungen kommen.
Die Entwicklung an den Aktienmärkten wird von der Geschwindigkeit abhängen, mit der diese Umwälzungen geschehen. Wie schnell finden die Umwälzungen statt und wann werden die Umwälzungen von Anlegern wahrgenommen und in den Aktienmarkt eingepreist? Wie immer bleibt das Timing schwer.
Um so mehr lohnt es sich, frühzeitig das Portfolio auf diese Entwicklung auszurichten, damit wir möglichst keine Aktien haben, deren Unternehmen abgehängt werden.
Fazit: Nein, kein Fazit :-(. Ich bin kein Hellseher, sondern ich kann Ihnen nur aufzeigen, worauf wir achten müssen und wie wir uns positionieren sollten, um möglichst wenig Blessuren davon zu tragen. Chancen und Risiko gehen an der Börse stets Hand in Hand und wir können unsere Portfoliostruktur stets nur an die aktuelle Situation anpassen.
JP Morgan warnt vor schwachem 2025
In dieses Umfeld passt die überraschende Warnung von JP Morgan Chase Präsident Daniel Pinto, der diese Woche auf einer Analystenkonferenz eine Warnung aussprach: Die Erwartung an die Einnahmen der Banken aus der Net Interest Margin (Zinsdifferenz) für 2025 seien zu hoch. CEO Jamie Dimon bestätigte die Warnung mit seiner Aussage, dass er eine Stagflation (Stagnation des Wirtschaftswachstums bei steigender Inflation) für 2025 nicht ausschließen wolle.
Die Aussagen wurden am Dienstag getätigt und gingen einher mit der Aussage eines Fed-Mitglieds, dass eine Senkung der Reservevorschriften für den Bankensektor ins Gespräch brachte. Alle drei Aussagen wurden als Warnsignal gewertet, dass die Wirtschaft bei weitem nicht so robust ist, wie man es derzeit annahm. Umgehend wurden die Aktien gekauft, die nicht von einer guten Konjunktur abhängig sind, sondern sich in einem säkularen Wachstumstrend befinden: Technologieaktien mit Schwerpunkt KI.
Es ist ein erster Kratzer, den die vermeintlich erfolgreiche Inflationsbekämpfung bekommt. Vielleicht hat das hohe Zinsniveau wider der derzeitigen Wahrnehmung doch zu Problemen geführt, die vielleicht erst in den kommenden Monaten sichtbar werden?
Heute stößt auch Mohamed El-Erian in der Financial Times warnende Töne an: der ehemalige Chef des weltweit größten Anleihefonds bei Pimco (Tochter der Allianz) schreibt Folgendes (meine Übersetzung): "Was lange eine feste Überzeugung des ”Washington Consensus” war - der Weg zu anhaltendem wirtschaftlichem Wohlstand führt über Deregulierung, fiskalische Zurückhaltung und Liberalisierung - hat sich nun zugunsten einer Ausweitung der Industriepolitik, anhaltender fiskalischer Ungleichgewichte und der Instrumentalisierung von Handelszöllen und Investitionssanktionen gewandelt."
Boah, so viel Negatives kann man ja kaum verdauen! Dabei legte der DAX diese Woche 1,8% zu, unser Heibel-Ticker Portfolio sprang sogar um 3% an. Schauen wir uns mal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES | 13.9., 18:30 Uhr | Woche Δ | Σ '24 Δ |
DAX | 18.699 | 2,1% | 11,6% |
S&P 500 | 5.625 | 3,7% | 18,2% |
Nikkei | 36.582 | 0,5% | 9,3% |
Shanghai A | 3.159 | -2,2% | 1,3% |
Euro/US-Dollar | 1,11 | -0,1% | 0,2% |
Euro/Yen | 156,00 | -1,2% | 0,1% |
10-Jahres-US-Anleihe | 3,65% | -0,03 | -0,21 |
Umlaufrendite Dt | 2,12% | -0,04 | 0,09 |
Feinunze Gold | $2.583 | 2,9% | 25,2% |
Fass Brent Öl | $72,30 | 1,1% | -6,3% |
Kupfer | $9.216 | 1,4% | 7,2% |
Baltic Dry Shipping | $1.927 | 0,4% | -13,2% |
Bitcoin | $59.662 | 10,0% | 41,6% |
Das digitale Gold, der Bitcoin, konnte sich gut erholen und auch das echte Gold stieg diese Woche deutlich an. Fehlende Wachstumsimpulse werden hingegen in China beklagt, die chinesische Börse gab 2,2% ab.
Die Zinssenkungen in Deutschland und den USA machen den Euro und den US-Dollar vergleichsweise unattraktiver. In Japan, wo zuletzt zwei Zinsanhebungen erfolgten, wird der Yen attraktiver. Dies sieht man im Euro/Yen-Wechselkurs, der Euro hat gegenüber dem Yen 1,3% verloren.
Schauen wir uns nun mal an, wie die Anlegerstimmung auf diese Entwicklungen reagiert.
3. Sentiment: Optimisten dominieren das Parkett
War's das? Haben wir die befürchtete September-Korrektur bereits hinter uns gelassen? Die Tiefs des Yen Carry-Trade Crashs von Anfang August wurden nicht unterschritten. Der Rückschlag an den Märkten war moderat, diese Woche folgte nun eine fulminante Rallye zurück in die Region neuer Hochs. Liegt die September-Korrektur also schon hinter uns, oder handelt es sich nur um eine Zwischenerholung? Wir werden dieser Frage mit Hilfe des aktuellen Umfrageergebnisses auf den Grund gehen.
Die Euphorie von vor zwei Wochen wurde in der vergangenen Woche aufgrund des heftigen Kurseinbruchs an den Aktienmärkten (DAX -3,2%) schnell korrigiert: Angst und Panik kamen auf. Das heutige Ergebnis zeigt nun schon wieder mit einem Wert von +0,7% eine vergleichsweise neutrale Stimmungslage.
Auch die Verunsicherung, die vor einer Woche mit einem Wert von -3,2% groß war, ist diese Woche bei einem Wert von nur noch -0,7% fast vollständig abgebaut. Dem Umstand, dass die Verunsicherung noch nicht vollständig abgebaut ist, obwohl der DAX über 2% zulegte, schreibe ich den Skeptikern zu, die dem Kursanstieg wohl noch nicht ganz trauen.
Die Zukunftserwartung ist auf +4,1% weiter angestiegen und erklimmt damit ein bullisches Extrem. Zuletzt im Oktober letzten Jahres hatten wir einen vergleichbar großen Optimismus.
Entsprechend sprang nun auch die Investitionsbereitschaft wieder an, der aktuelle Wert liegt bei +2%.
Das Euwax Sentiment der Privatanleger bleibt mit -6% negativ. Finanzinstrumente, die bei fallenden Kursen profitieren, werden nach wie vor als Absicherung genutzt.
Das Put/Call-Verhältnis des DAX an der Eurex stieg diese Woche weiter auf nunmehr 1,83 an und zeigt, dass der große Optimismus, mit dem in den vergangenen Wochen auf steigende Kurse spekuliert wurde, bei den institutionellen Anlegern langsam schwindet.
An der CBOE hingegen fiel das Put/Call-Verhältnis diese Woche auf 0,57 und zeigt, dass man in den USA offensichtlich wieder verstärkt auf steigende Kurse spekuliert.
Die Investitionsquote der US-Fondsmanager blieb mit 72% nahezu unverändert zur Vorwoche.
Die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatanleger liegt bei nur noch 9%punkten. Das Lager der Bullen leerte sich um 6% auf nur noch 40%. Die ehemaligen Bullen liefen direkt ins Lager der Bären, das um 6% auf 31% anwuchs.
Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 49% eine neutrale Verfassung an.
Interpretation
Nach Euphorie vor zwei Wochen und dem darauf folgenden heftigen Stimmungseinbruch vor einer Woche ist die Stimmung diese Woche vergleichsweise neutral. Lediglich der überbordende Optimismus der Privatanleger in Deutschland springt ins Auge, wird jedoch weder von den Profis noch von US-Anlegern bestätigt. Ein Ausreißer, aus dem wir ableiten können, dass Anleger in Deutschland im Falle von Rückschlägen an den Märkten frühzeitig zugreifen, einen stärkeren Kursverfall also zunächst verhindern werden.
US-Anleger werden vorsichtiger. Ich habe den Eindruck, je näher wir der ersten Zinssenkung durch die Fed kommen, desto vorsichtiger werden US-Anleger. Zu häufig waren Zinssenkungen ein frühes Warnsignal für eine Abschwächung der Konjunktur, wenngleich die Abschwächung erst viel später erfolgte.
Diese vorsichtige Haltung könnte in den kommenden Tagen auf den Aktienmärkten lasten. Steigende Kurse könnten sodann für Verkäufe genutzt werden, um sich weiter auf eine schwache Börse vorzubereiten. Es dürfte daher schwer fallen, neue Allzeithochs zu erklimmen.
Eine besondere Stimmungssituation gibt es beim Bitcoin: Die Stimmung ist am Boden, gleichzeitig ist die Zukunftserwartung extrem optimistisch. Nur zweimal war die Stimmungsdifferenz zwischen aktueller Wahrnehmung und Zukunftserwartung in der Vergangenheit so groß: Einmal im Mai 2021 und einmal im August letzten Jahres. Beide Male stand der Bitcoin vor einem kräftigen Aufwärtsschub.
In den folgenden 6 Monaten konnte der Bitcoin 2021 um 50% zulegen, im vergangenen Jahr folgte sogar eine Verdoppelung des Bitcoin-Preises binnen sechs Monaten. Damit haben wir zwar nicht viele Vergleichsdaten aus der Vergangenheit, aber zumindest einen Anhaltspunkt, dass die aktuelle Situation durchaus bullisch aufgelöst werden könnte.
Beim Gold haben wir eine diametral entgegengesetzte Stimmungslage: Nach mehreren neuen Allzeithochs in den vergangenen Wochen ist die Stimmung super, die Zukunftserwartung aber gedämpft. Die Stimmungsdifferenz ist beim Gold ebenfalls extrem groß, wenngleich in die andere Richtung.
Ein Blick in die Vergangenheit beim Gold zeigt, dass auch die umgekehrte Stimmungsdifferenz zu einer stärkeren Kursbewegung beim Gold führt, und zwar ebenfalls nach oben. Nach den 14 vergleichbaren Situationen in der Vergangenheit folgte ein durchschnittlicher Preisanstieg von 7% in 6 Monaten. Das ist lange nicht so viel wie beim viel volatileren Bitcoin, aber immerhin. Nur vier Mal stand der Goldpreis sechs Monate später tiefer, neunmal stand er höher.
4. Ausblick: KI-Unternehmen der zweiten Reihe ebenfalls attraktiv: AMD, Micron, ARM Holding
In den vergangenen Wochen gab es einen heftigen Ausverkauf der KI- und Technologieaktien. Allen voran fiel Intel um fast 50% innerhalb von nur 8 Wochen. Das Unternehmen befindet sich in ernsten Schwierigkeiten, wir werden nächste Woche erfahren, wie es diese Schwierigkeiten überwinden möchte. Doch sicher ist, Intel hat nach dem Erfolg als WinTel-Duo in den 90ern sowohl die Mobilfunkwelle als auch nun die KI-Welle verpasst. Für AMD ist Intel inzwischen weniger ein Wettbewerber als vielmehr ein Opfer.
Doch auch AMD gab zwischenzeitlich 30% ab. Es kamen Zweifel auf, ob die KI-Investitionen in neue Rechenzentren jemals einen brauchbaren Gewinn abwerfen würden. Und vor dem Hintergrund dieser Zweifel wurden AMDs Aktien ausverkauft. Dabei profitiert AMD von den Problemen beim Anlauf der Produktion der neuen Blackwell-GPU von Nvidia. AMD-Chips sind für das Inferencing, also die Nutzung einer bereits trainierten KI, wirtschaftlich eine interessante Alternative zu den Nvidia-Chips. Und insbesondere die Verfügbarkeitsprobleme seitens Nvidia spielen AMD in die Hände: Viele Kunden kaufen lieber AMD-Chips, als dass sie leer ausgehen in der KI-Revolution.
AMD ist nicht nur "ein" Wettbewerber von Nvidia, sondern AMD ist der "einzige" Wettbewerber von Nvidia. Der Kollaps von Intel spielt AMD direkt in die Hände, denn das Intel-Geschäft bei PCs und Servern wandert derzeit direkt zu AMD.
Im vergangenen Dezember wurde die AMD GPU MI300 vorgestellt. CEO Lisa Su prognostizierte für 2024 einen Umsatz von 2 Mrd. USD mit diesem Chip. Bereits Ende Januar wurde diese Prognose auf 3,5 Mrd. USD angehoben. Und Ende April wurde die Prognose erneut angehoben, diesmal auf 4 Mrd. USD. Das hört sich für mich nicht gerade nach einem Markt an, in dem die Nachfrage plötzlich zurückgeht.
Der Gewinn von AMD steigt Analystenerwartungen zufolge im laufenden Jahr um 430% auf 3,39 USD/Aktie. Im Jahr 2025 wird ein weiterer Sprung um 60% auf 5,43 USD/Aktie erwartet. Damit ergibt sich ein EV/EBITDA von 24 für das kommende Jahr 2025.
Nicht nur der Gewinn springt an, auch der Umsatz steigt im laufenden Jahr um 13% und 2025 nochmals um 28%, wenn man Analysten glaubt. Damit ist AMD in meinen Augen günstig bewertet.
Ein weiteres Opfer des KI-Ausverkaufs ist Micron. Die Aktie verlor seit Juni ebenfalls 50%, dabei sind die Festplatten von Micron ein elementarer Bestandteil jedes KI-Rechenzentrums. Das Geschäftsjahr von Micron endete im August, die Zahlen stehen noch aus. Aber die vorhergehenden Quartalszahlen waren super, die Analystenerwartungen wurden übertroffen, der Gewinn springt kräftig an.
Für das gerade gestartete neue Geschäftsjahr erwarten Analysten einen Gewinnsprung von 676% auf 9,58 USD/Aktie. Der Umsatz wird den Erwartungen zufolge mit 55% wachsen. Dennoch liegt das EV/EBITDA bei nur 5. Anleger glauben den Analystenschätzungen einfach nicht, anders kann ich mir diese günstige Bewertung nicht erklären.
Micron wird seit jeher skeptisch gesehen: Immer wieder gab es zu viel Angebot an Festplatten, was die Preise kaputt machte und regelmäßig zu Insolvenzen der Branche führte. Ein extrem zyklisches Geschäft halt.
Inzwischen ist Micron unangefochtener Marktführer und durchaus diszipliniert beim Ausbau der Fertigungskapazitäten. Und für KI-Rechenzentren werden besonders leistungsfähige Festplatten benötigt, die Micron liefern kann. Ich denke daher, auch Micron ist derzeit viel zu günstig bewertet.
ARM Holding beobachten wir schon seit langer Zeit: Das Unternehmen liefert das Design für die Chips in Smartphones und Laptops, die in absehbarer Zeit in die KI-Welt gehoben werden. Nicht nur das neue iPhone 16 von Apple basiert auf dem ARM-Chipdesign, sondern auch viele Server, die für Rechenzentren genutzt werden, bis hin zu ... Sie ahnen es ... natürlich auch die Chips von Nvidia.
ARM ging erst vor einem Jahr an die Börse, der Aktienkurs verdreifachte sich zwischenzeitlich, um nun um 40% zurück zu kommen. 25% erwartetes Umsatzwachstum führen bei ARM zu einem Gewinnsprung von 390% im laufenden Geschäftsjahr (bis März 2025). Im anschließenden Geschäftsjahr wird ein weiterer Anstieg um 32% erwartet. Das EV/EBITDA beträgt dann 64, liegt also beim doppelten der Wachstumsgeschwindigkeit, was in meinen Augen fair ist.
Doch gerade für ARM gilt: Das Unternehmen ist mit sehr konservativen Prognosen unterwegs und übertrifft diese regelmäßig extrem stark. Die Einnahmen bestehen aus Lizenzeinnahmen von den Unternehmen, die ihr Chip-Design nutzen, also Apple, Nvidia, etc. ARM partizipiert auf Jahre an deren Erfolg, ohne selbst nennenswert laufende Kosten zu haben. So erklärt sich die hohe Bewertung.
Dies sind die Profiteure der Investments in die KI-Infrastruktur, bevor wir überhaupt neue KI-Geschäftsmodelle sehen und bevor wir überhaupt wissen, was die KI wert ist. Ich habe Ihnen die Bewertung dieser drei Unternehmen aufgezeigt, um Ihnen bewusst zu machen, wie stark das Wachstum in diesem Bereich ist und wie skeptisch Anleger diese Aktien bewerten.
Wir haben uns für Nvidia entschieden, doch Nvidia ist nur die Speerspitze der KI-Revolution, die derzeit mit dem Aufbau der Infrastruktur startet. Sie können sich jederzeit auch andere Aktien aus diesem Bereich in Ihr Depot holen.
5. Update beobachteter Werte: Dell, Novo Nordisk, Nvidia, Nextracker
Im Wochenverlauf habe ich Updates zu unseren Portfolio-Titeln verfasst. Diese erhalten Sie nachfolgend zusammen aufgeführt.
Die Updates finden Sie generell jeweils nach der Veröffentlichung verfügbar unter Heibel-Ticker -> Portfolio -> 10 neueste Einträge und mit der Express-Funktion erhalten Sie die Updates direkt unterwöchig per E-Mail und SMS.
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Dell: Aufnahme in S&P 500 führt zu 6% Kurssprung
Mo, 09. September um 10:47 Uhr
Dell wird am 23.9. in den S&P 500 aufgenommen. Die Aktie springt daher heute um aktuell 6% an. Eine Indexaufnahme ist stets ein Zeichen für eine gute Geschäftsentwicklung. Der Kursrutsch der vergangenen Wochen steht damit der guten Geschäftsentwicklung entgegen. Hoffen wir mal, dass der Kurs nun folgt und weiter in Richtung seiner alten Hochs läuft.
Alle Updates zu Dell
Novo Nordisk: Erste Details zur Abnehmpille
Do, 12. September um 12:41 Uhr
Die Abnehmspritze ist doch eine Hürde für viele Patienten, daher wird an einer Abnehmpille geforscht. Gestern gab Novo Nordisk die Ergebnisse einen Frühstudie bekannt. 60 Patienten nahmen die 50 mg Pille (Wirkstoff Amycretin) für drei Monate täglich ein, teils einmal, teils zweimal täglich.
Die Wirkung der Pille sei vergleichbar mit dem ebenfalls im Stadium der frühen Forschung befindlichen Abnehmpille von Eli Lilly (Wirkstoff Orforglipron), so der Kommentar einiger Analysten nach der Veröffentlichung. Auch die Nebenwirkungen seien vergleichbar.
Bei zweimaliger Einnahme am Tag klagten 87,5% der Probanden über Nebenwirkungen: 75% klagten bei Übelkeit, 56% mussten sich übergeben und 25% hatten Verstopfung. Bei einmaliger Einnahme klagten nur noch 31 % über Übelkeit, 38% mussten sich übergeben und 13% hatten Verstopfung. Die Intensität der Nebenwirkungen sei jedoch „mild“ gewesen, ging aus der Studie hervor.
Die Aktie von Novo Nordisk legte diese Woche bereits um 4% zu. Zur Erinnerung: Auch andere Pharmakonzerne forschen an einer Abnehmpille. Doch Eli Lilly und Novo Nordisk haben die Nase vorn und dürften ihren Vorsprung noch ausbauen, wenn die Zulassung ansteht, weil ihre Medikamente bereits erfolgreich zugelassen sind und die Pillen nur noch eine Weiterentwicklung darstellen. Wettbewerber müssen eine Pille entwickeln, die gegenüber den bereits zugelassenen Medikamenten eine deutliche Verbesserung darstellt.
Dies zeigt sich beispielsweise diese Woche bei Roche: Das Unternehmen kaufte Ende 2023 das Unternehmen Carmot für 3 Mrd. USD. Carmot forscht an einem Wirkstoff für eine Abnehmspritze. Anfang der Woche wurden Studienergebnisse einer Frühstudie veröffentlicht, die eine höhere Wirksamkeit auswiesen als die Präparate von Eli Lilly und Novo Nordisk, jedoch auch deutlich mehr Nebenwirkungen.
Nun ist unklar, ob vielleicht eine Reduzierung der Dosis zu deutlich weniger Nebenwirkungen bei zufriedenstellendem Gewichtsverlust führen könnte. Sicher ist, dass die bisherige Dosis nicht gut genug ist, und dass weiter geforscht werden muss, was zu einer Verzögerung im Projektverlauf führt. Die Aktie von Roche wurde diese Woche um 5% nach unten gedrückt.
Alle Updates zu Novo Nordisk
Nvidia: +8% nach CEO-Interview
Do, 12. September um 15:35 Uhr
CEO Jensen Huang sprach gestern auf der Goldman Sachs Technologiekonferenz in Kalifornien. Die große Frage lautet: Wie können Unternehmen, die derzeit rund 600 Mrd. USD in die KI-Technologie investieren, jemals so viel Geld mit KI-Angeboten verdienen? Aktuell machen damit alle Verluste.
Jensen Huang sagte, jeder in KI investierte Dollar werde 5 Dollar an Umsatz erzeugen. Er sprach über die Nachfrage nach den Nvidia GPUs, sowohl die der aktuellen Generation Grace Hopper, als auch die der kommenden Generation Blackwell.
Allein Tesla bestellt 50.000 Blackwell-GPUs im KI-Rennen, um vorne dabei zu sein. Bei einem Preis von 40.000 USD/GPU ergibt sich ein Investitionsvolumen für Tesla von 2 Mrd. USD. Alphabet, Microsoft und Amazon werden sicherlich ähnliche Größenordnungen bestellen. Und die vier größten Kunden machten im Q2 rund die Hälfte des Umsatzes im Bereich der KI-GPUs aus.
Oracle veröffentlichte vorgestern Q-Zahlen. Im anschließenden Analystencall bemerkte CEO Larry Ellison (Gründer, 80 Jahre alt) nebenbei, dass Oracle derzeit bereits 168 KI-Rechenzentren gebaut habe und so schnell wie möglich auf 1.000 oder sogar 2.000 KI-Rechenzentren kommen möchte, denn die Nachfrage danach sei vorhanden.
Bleibt die Frage, wer KI-Produkte kaufen wird. OpenAI mit dem derzeit führenden Angebot ChatGPT mit derzeit über 100 Mio. Nutzern und einer monatlichen Gebühr von 20 USD für die kostenpflichtige Version 4.o schreibt mit diesem Gebührenmodell kräftig Verlust. Ich habe diese Tage eine Diskussion mitbekommen, in der die Fortschritte von ChatGPT 5.0 gelobt wurden. Man könne die Version 5, die wesentlich weniger halluziniere und Aufgaben verlässlich übernehmen könne, für Unternehmen zu 1.000 oder 2.000 USD/Monat anbieten, so die Überlegungen.
Damit wären alle optimistischen Kalkulationen, die auf Basis der aktuellen 20 USD/Monat aufgestellt werden, ad absurdum geführt, die KI entwickelt sich nicht linear, sondern mit Quantensprüngen.
Eine Aussage von Huang könnte meiner Einschätzung nach zu einer verzerrten Wahrnehmung führen: Sie werden sich an die Gerüchte bezüglich der Probleme bei der Produktion der neuen Blackwell GPU erinnern. Die Auslieferungen würden erst im kommenden Jahr nennenswert starten, so das Gerücht.
Nun sagte Huang, dass beim Anlaufen der Massenproduktion tatsächlich Probleme auftraten und man diese nun beseitigt habe. Man werde noch im laufenden Q3 die Produktion hochfahren und bereits in Q4 nennenswert ausliefern.
Was viele auf die Schnelle nicht auf dem Zettel haben, ist, dass Nvidia ein um einen Monat nach hinten verschobenes Geschäftsjahr hat, das erst Ende Januar endet. Q4 bei Nvidia läuft also von November bis einschließlich Januar und nicht wie das Kalenderjahr von Oktober bis einschließlich Dezember. Wirklich entkräftet ist das Gerücht der Produktionsprobleme damit also noch nicht. Im Gegenteil, Huang hat diese zugegeben.
Und Wachstum, das um einen Monat nach hinten verschoben wird, ist zwar nicht dramatisch und dürfte meiner Einschätzung nach schon in wenigen Monaten in Vergessenheit geraten, denn das Wachstum ist weiterhin exorbitant hoch. Doch Nvidia steht im Scheinwerferlicht wie kein anderes Unternehmen unserer Zeit, und da kann eine leichte Verschiebung den Skeptikern schon ausreichen, um für einige Tage für schlechte Stimmung zu sorgen.
Gestern zumindest sorgte die Aussage für gute Stimmung, die Aktie springt um 8% an. Geholfen dürfte auch die Aussage Huangs haben, dass er für die kommenden 10 Jahre erwarte, dass so ziemlich alle Rechenzentren modernisiert werden müssten und künftig wesentlich kleiner, aber mit deutlich leistungsstärkerer Hardware und Wasserkühlung ausgestattet würden. Auch dieser Aussage können Sie entnehmen, dass die KI-Revolution noch in den Kinderschuhen steckt.
Wann ist also der richtige Zeitpunkt, unsere Position aufzustocken? Hmm, ich habe derzeit das Gefühl, dass uns noch ein paar schwache Tage bevorstehen, bevor im Herbst die Rallye wieder aufgenommen wird. Insbesondere bei Nvidia kursiert derzeit noch die Überzeugung, dass die Aktie überteuert sei. Ich bin also noch zögerlich.
Gestern konnte ich einem jungen Maschinenbau-Studenten, der inhaltlich gut informiert war, zeigen, wie günstig die Aktie von Nvidia ist. Er war sehr überrascht: Ein KGV von 35 ist bei einem Gewinnwachstum von 100% günstig. Das war Überraschung Nr. 1. Und das erwartete Gewinnwachstum für das kommende Geschäftsjahr liegt Analystenschätzungen zufolge noch immer bei 42%. Selbst vor diesem Hintergrund ist die Aktie mit einem EV/EBITDA von dann 23 noch immer günstig bewertet.
Ich erzähle das, weil derzeit die Überzeugung kursiert, Nvidia sei „teuer“. Solange diese Meinung kursiert, werden Anleger mit dieser Überzeugung jeden Kurssprung nutzen, um ihre Aktien zu verkaufen. Die Aktie hat es schwer, einen Aufwärtstrend einzuschlagen. Erst wenn Anleger mit dieser falschen Überzeugung ihre Aktien verkauft haben, dürfte sich die Rallye fortsetzen.
Wir haben eine halbe Position in der Aktie. Mit der zweiten Hälfte versuche ich, den Einstieg zu timen. Damit kann ich nur falsch liegen, doch ich will zumindest versuchen, nicht völlig falsch zu liegen ;-) Daher warte ich noch ein wenig ab.
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Nextracker: Trump: „Ich bin Fan der Solarenergie … halte aber nichts davon“
Do, 12. September um 16:42 Uhr
Die Solarbranche entwickelt sich zum Indikator der US-Präsidentschaftswahlen. Klar ist, dass Kamala Harris die Solarenergie unterstützt, um Klimaziele zu erreichen. Klar ist auch, dass Donald Trump die Öl- und Gasindustrie fördern wird, um geostrategisch energieautark zu sein.
Im TV-Duell schaffte es Donald Trump, innerhalb weniger Sätze die Solarenergie zu loben, um anschließend das Gegenteil zu behaupten. Niemand hat behauptet, dass Politiker einer Logik folgen müssen, wenn sie Wähler fangen wollen. Wir sehen, was Donald Trump so einmalig macht: Er kann Fan von etwas sein, von dem er eigentlich nichts hält. Das muss ihm erst einmal jemand nachmachen.
Etwas weniger polemisch können wir seinen Redefluss vielleicht doch noch verstehen: Natürlich kann man Fan von der Solarenergie sein, denn sie ist eine saubere Alternative zum Öl und Gas. Gleichzeitig kann man in Frage stellen, ob sich die Öl-, Gas- und Atomenergie in absehbarer Zeit dadurch ablösen lässt. In Deutschland sind wir (in Verbindung mit Wind und anderen regenerativen Lösungen) überzeugt davon. In den USA hat man da so seine Zweifel.
In Folge des TV-Duells sprang unsere Nextracker Aktie um 8% an. Nun behaupten die einen, dass der Kurssprung durch Donald Trumps Aussage initiiert wurde, der sich „überraschend“ als Fan der Solarenergie darstellte. Die anderen behaupten, dass die Siegeschancen von Kamala Harris nach dem TV-Duell deutlich gestiegen seien und die Solarbranche dadurch Aufwind bekäme. Sie dürfen sich was aussuchen.
Die ganze Geschichte ändert jedoch nichts daran, dass Nextracker völlig unpolitisch ist. Nextracker wird für den Energiebedarf der KI-Rechenzentren benötigt und ist unabhängig von politischen Förderprogrammen. Trotzdem wird der Kurs durch die politischen Entwicklungen beeinflusst.
Wir haben eine volle Position in Nextracker. Auf dem aktuellen Kursniveau mit einem EV/EBITDA 2025 von 7 bei 9% Gewinnwachstum ist die Aktie günstig bewertet. Probleme beim Wettbewerber Array, sowie die in meinen Augen noch immer unterschätzte Nachfrage nach KI-Rechenzentren mit autarker Stromversorgung, werden weiterhin unterschätzt. Ich überlege, diese Aktie im Falle eines erneuten Rückschlags nochmals aufzustocken.
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6. Übersicht HT-Portfolio
Spekulation (≈20%) =8,3% | WKN | 13.9., 18:30 Uhr | Woche Δ | Σ '24 Δ | Anteil 8x2,5% | ! |
PVA Tepla | 746100 | 12,18 € | -9% | -40% | 1,1% | C |
Puma | 696960 | 38,32 € | -1% | -20% | 3,5% | C |
Coterra Energy | 881646 | 20,66 € | 0% | -11% | 1,7% | B |
DELL Technologies | A2N6WP | 102,75 € | 11% | -15% | 2,1% | A |
Wachstum (≈30%) =28,3% | WKN | 13.9., 18:30 Uhr | Woche Δ | Σ '24 Δ | Anteil 5x6% | ! |
Wheaton Precious Metals | A2DRBP | 56,48 € | 7% | 26% | 4,6% | C |
Medios | A1MMCC | 16,10 € | 2% | 2% | 5,0% | C |
Nynomic | A0MSN1 | 19,60 € | 1% | -38% | 3,9% | C |
Nvidia | 918422 | 106,96 € | 16% | 138% | 2,9% | B |
Palo Alto Networks | A1JZ0Q | 312,73 € | 3% | 18% | 3,4% | B |
Nextracker | A3D5CW | 33,51 € | 7% | -14% | 5,4% | A |
Novo Nordisk | A3EU6F | 123,08 € | 4% | 1% | 3,2% | B |
Dividende (≈30%) = 19,4% | WKN | 13.9., 18:30 Uhr | Woche Δ | Σ '24 Δ | Anteil 5x6% | ! |
CEWE | 540390 | 101,00 € | 1% | 2% | 6,0% | B |
Allianz | 840400 | 286,10 € | 2% | 18% | 3,4% | B |
Snap-On | 853887 | 254,65 € | 5% | 3% | 3,6% | B |
Nitto Denko | 862930 | 75,35 € | 5% | 8% | 6,5% | C |
Absicherung (≈20%) =21,1% | WKN | 13.9., 18:30 Uhr | Woche Δ | Σ '24 Δ | Anteil 3x6,6% | ! |
Goldbarren /Uz | 965515 | 2.330,74 € | 3% | 24% | 10,2% | B |
Südzucker-Anleihe | A0E6FU | 100,21% | 0% | 4% | 3,2% | C |
Dt.Lufthansa Anleihe | A2YNV6 | 99,96% | 0% | 2% | 3,0% | C |
Bitcoin | A27Z30 | 53.829 € | 10% | -11% | 4,6% | A |
Σ seit '22 Δ | Woche Δ | Σ '24 Δ | Cashquote | |||
-7% | 3% | 8% | 22,9% |
Heibel-Ticker | Gewichtung | # Positionen | angestrebte Positionsgröße | |||
Portfolio | Ziel | Soll | Ist | Soll | Ist | |
Spekulation | Ereignis | 20% | 8,3% | 8 | 4 | 2,5% |
Wachstum | Enkelkinder | 30% | 28,3% | 5 | 7 | 6,0% |
Dividende | Urlaub | 30% | 19,4% | 5 | 4 | 6,0% |
Absicherung | Zins & Gold | 20% | 21,1% | 3 | 4 | 6,7% |
Summe | 100% | 77,1% | 21 | 19 | 100% |
Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.
Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
A | – | Top-Aktie mit günstigem Kurs, |
B | – | Kursrücksetzer zum Kaufen nutzen |
C | – | Kurssprünge zum Verkaufen nutzen, |
D | – | bei Gelegenheit Verkaufen, |
E | – | Sofort Verkaufen |
Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.
Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Mitglieder vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.
Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.
Die letzte Spalte wird für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. „%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein.
Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.
Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
https://www.heibel-ticker.de
7. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Quellen:
Kurse: Bloomberg, Deutsche Kurse von comdirect.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Bloomberg, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
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