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08.11.2024:
Heibel-Ticker Free Börsenbrief
- Einfach einen Tick besser -
19. Jahrgang - Ausgabe 45 (08.11.2024)
Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:
1. Info-Kicker: USA +4%, Deutschland -0,2%
Liebe Börsenfreunde,
Es ist viel passiert in der abgelaufenen Woche: Trump und seine Republikaner gewannen die US-Wahlen, unsere Ampelregierung reicht die Scheidung ein und die US-Notenbank senkte den Leitzins um 0,25%.
Im heutigen Kapitel 2 gehe ich der Frage nach, warum viele Machthaber ihre Niederlage nur sehr schwer erkennen. Im Regierungsbezirk sieht das Wahlergebnis mitunter völlig anders als im Rest des Landes aus.
Die Aktienmärkte dieser Woche haben eine erste Reaktion auf den Wahlsieg gezeigt: USA +4%, Deutschland -0,3%. Ich erläutere, woran diese unterschiedliche Entwicklung im Detail liegt.
Das Thema vertiefen wir im Rahmen der Sentimentauswertung, denn die deutschen Anleger tun so, als wohnten sie in den USA. Doch die erhobenen Stimmungswerte sind dennoch rational erklärbar, wie Sie in Kapitel 3 lesen werden.
Im heutigen Ausblick gehe ich alle unsere 21 Heibel-Ticker Portfolio-Positionen einzeln durch und untersuche sie hinsichtlich ihrer Abhängigkeit von Donald Trump. Daraus lässt sich bereits eine Menge über die Dinge ablesen, die wir unter einem US-Präsidenten Donald Trump zu erwarten haben.
Acht Updates verfasste ich diese Woche. Darin gehe ich bereits auf den Wahlsieg Trumps, das Ampel-Aus und weitere Ereignisse ein. Meine Updates in Kapitel 5 zu Unternehmen wie Novo Nordisk, Coterra Energy, Apple, Puma und anderen sind heute wesentlicher Bestandteil der aktuellen Markteinschätzung.
Auch die heutigen Leserfragen, fünf an der Zahl, drehen sich bereits um den Wahlsieg Trumps. Aber es geht auch um den Maschinenbauer ASML, um eine moralische Einschätzung zu FlatexDeGiro, um die eigene Vermögenssicherung mit Hilfe von Schweizer Franken und um die Zementindustrie, die sich über rekordniedrige Energiepreise freut. Mehr dazu lesen Sie in Kapitel 6.
Wie immer gibt es eine Tabellarische Übersicht über unser Heibel-Ticker Portfolio in Kapitel 7.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
take share, Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
2. So tickt die Börse: Trump 2.0, Ampelausfall und Zinsangst
Unser Bundesscholz unterliegt wohl dem gleichen Phänomen wie einst Helmut Kohl und auch Gerhard Schröder: In der Elefantenrunde nach Verkündung des Wahlergebnisses - und somit ihrer Niederlage - redeten sie weiter, als hätten sie die Wahl gewonnen. In den USA macht man sich über dieses Phänomen etwas plumper lustig:
Abbildung 1: US-Präsidentschaftswahl 2024: Biden erschien wiederholt geistig nicht auf der Höhe
Bundeskanzler Scholz möchte Dinge, die er mit der FDP nicht bewerkstelligt hat, nun mit der CDU bewerkstelligen. Dabei fühlt er sich noch immer in seinem Mandat verpflichtet, seine Überzeugung, wenn auch mit Kompromissen, umzusetzen.
Es wird immer wieder beklagt, die Politiker, oder auch gerne "die da oben", hätten den Bezug zur Realität verloren. Passend dazu habe ich mir das Wahlergebnis in Berlin Mitte nochmals angeschaut: 30,6% Grüne, 22,1% SPD. In ihrem heimischen Umfeld haben Habeck und Scholz tatsächlich gemeinsam die absolute Mehrheit. Das beflügelt sie vermutlich, ihre Überzeugung in einigen wesentlichen Entscheidungen noch durchzusetzen.
Eine Graphik, die dieses Phänomen sehr gut veranschaulicht, habe ich aktuell in den USA gefunden. Wissen Sie, wie die US-Präsidentschaftswahl in Washington DC, dem Standort des Weißen Hauses, ausgefallen ist? Schauen Sie mal:
Abbildung 2: US-Präsidentschaftswahl: Ergebnis im Regierungsviertel Washington DC
90% Harris und nur 7% Trump. Wahnsinn, oder? Für mich zeigen diese Zahlen, dass wir Wähler damit rechnen müssen, dass die gewählten Vertreter zeitweilig die wirklichen Interessen des Volkes nicht kennen. Hoffen wir in diesem Sinne auf schnelle Neuwahlen.
Die Entwicklung an den Aktienmärkten würde ich diese Woche als Wechselbad der Gefühle beschreiben. Unterm Strich bleibt ein kleines Minus im DAX, während der S&P 500 um über 4% zulegen konnte. Die Amis sehen also den Wahlsieg Donald Trumps durch die Finanzbrille betrachtet positiv. Vergleiche zu 2016 werden angeführt, denn man rechnet mit einem Trump 2.0. Doch die beste Meldung aus Sicht der US-Finanzbranche ist die, dass es keine Hängepartie nach der Wahl gibt: Trump stand sehr schnell als Sieger fest und Harris hat die Wahlniederlage eingestanden.
Es gibt keine Zweit-Zählungen, rechtliche Auseinandersetzungen und fortlaufende Beschimpfungen, mit denen die USA bis zur Amtseinführung des neuen Präsidenten am 20. Januar beschäftigt wäre.
Vielleicht ist das der beste Vergleich mit Deutschland: Wir sind nun in eine Hängepartie eingebogen. Eine Minderheitsregierung, die nicht die Vertrauensfrage stellen möchte, bis man noch schön Weihnachten gefeiert hat. In der Finanzbranche hasst man eine solch andauernde Ungewissheit.
Zusätzlich belastend wirkte die Meldung aus China, dass man zunächst keine weitere Konjunkturförderung verabschiede, sondern vielmehr den Gemeinden eine lockere Insolvenzbehandlung ermöglicht. Insbesondere das Exportland Deutschland, das auf eine gesunde Wirtschaft in China hofft, wird durch die derzeit dortige schwache Konjunktur belastet.
Insgesamt zeigten die Aktienmärkte eine starke Reaktion auf den Wahlsieg Trumps: Aktien von Ölkonzernen und der gesamten Branche der fossilen Energien stiegen kräftig an, während Wind- und Solarunternehmen vorübergehend regelrecht einbrachen. Aktien von Pharmakonzernen ließen kräftig Federn, da Donald Trump das US-Gesundheitssystem dahingehend umstrukturieren möchte, dass nicht mehr die gesamte Breite der Bevölkerung Zugang zu den erforderlichen Medikamenten haben könnte.
Immobilienaktien wurden verkauft, weil man von Trump befürchtet, dass er die Staatsverschuldung weiter nach oben schreiben wird, dadurch das Zinsniveau nach oben drückt, was wiederum zu weniger Immobilienkäufen führen würde.
Von einem solchen Szenario würden Finanztitel profitieren, deren Aktien sprangen am Mittwoch am stärksten an. Zusätzlich zum gestiegenen Zinsniveau erhofft man sich von Donald Trump eine Rücknahme einiger Regulierungen, die noch von der großen Finanzkrise 2007-2009 in Kraft sind.
Gestern Abend senkte nun noch die US-Notenbank den US-Leitzins um 0,25% auf 4,5%-4,75%, wie erwartet. Für die Sitzung im Dezember erwarten 66% der Volkswirte eine weitere Zinssenkung um 0,25%. Soweit gab es keine Überraschung.
Notenbankchef Jay Powell wurde in der anschließenden Fragerunde auf Donald Trump angesprochen. Obwohl Trump ihn während seiner Amtszeit berufen hatte, war das Verhältnis zwischen den beiden zum Ende der Präsidentschaft Donald Trumps denkbar zerrüttet. Trump warf Powell vor, die Zinsen zu hoch zu halten, was ihn (Trump) an der Umsetzung seiner politischen Ziele behindere.
Powell wurde gestern gefragt, ob er, sollte Donald Trump ihn bitten, sein Amt zur Verfügung stellen würde. "No", lautete die kurze, aber präzise Antwort. Ob Donald Trump ihn denn gegen seinen Willen aus dem Amt entfernen könne, wollte der Journalist noch wissen. "No", antwortete Powell.
Das ist rechtlich betrachtet korrekt. Dennoch könnte Trump ihn einfach entlassen und einen neuen Fed-Chef berufen. Powell müsste dann vor Gericht klären, dass das nicht rechtens war. Das kann zum einen dauern, zum anderen hat Trump ohnehin im obersten Gericht bereits Richter eingesetzt, die im Zweifel zu seinen Gunsten entscheiden werden. Man traut Donald Trump also durchaus zu, das Gesetz zu brechen, um seine Interessen durchzusetzen.
Aber soweit ist es noch lange nicht. Wollen wir einfach mal auf einen Präsidenten Trump hoffen, der sachlich korrekte Entscheidungen trifft. Das wäre eine positive Überraschung zu den derzeitigen Erwartungen: Wenn Analysten versuchen, Trumps Vorlieben und Abneigungen auf Branchen, Märkte oder Produkte zu beziehen, kommt ein wildes Durcheinander heraus, das sich zudem auch noch immer wieder ändert. Aus seiner ersten Präsidentschaft hat man gelernt, dass man ihn nur berechnen kann, wenn man sich seine Freunde und Feinde anschaut. Trump-Politik sei immer "persönlich", so die Schlussfolgerung der Analysten.
Daraus dürfen wir ableiten, dass ein Trump 2.0, der sich von Trump 1.0 nicht unterscheidet, erneut viele Kauf-Gelegenheiten erzeugen wird. Immerhin erlässt er im ersten Schritt Gesetze und beginnt erst im zweiten Schritt mit Verhandlungen mit den betroffenen Interessengruppen. Daraus können wir also auch ableiten, dass eine Kursreaktion auf eine überraschend negative Trump-Entscheidung anschließend wieder relativiert wird.
In Kapitel 4 schaue ich noch ein wenig detaillierter auf das, was uns unter Trump erwarten könnte. Schauen wir nun zunächst auf die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES | 8.11., 19:25 Uhr | Woche Δ | Σ '24 Δ |
DAX | 19.215 | -0,2% | 14,7% |
S&P 500 | 5.998 | 4,5% | 26,1% |
Nikkei | 39.500 | 3,8% | 18,0% |
Shanghai A | 4.104 | 5,5% | 31,6% |
Euro/US-Dollar | 1,07 | -1,1% | -3,0% |
Euro/Yen | 163,58 | -1,4% | 5,0% |
10-Jahres-US-Anleihe | 4,30% | -0,07 | 0,43 |
Umlaufrendite Dt | 2,33% | -0,04 | 0,30 |
Feinunze Gold | $2.688 | -1,8% | 30,3% |
Fass Brent Öl | $73,94 | 1,2% | -4,2% |
Kupfer | $9.664 | 1,7% | 12,5% |
Baltic Dry Shipping | $1.451 | 4,5% | -34,6% |
Bitcoin | $76.452 | 11,1% | 81,5% |
3. Sentiment: Deutsche Anleger richten sich nach US-Entwicklungen
Ich bin gespannt, wie sich die unterschiedliche Entwicklung an den Börsen der USA und in Deutschland auf die Stimmung der deutschen Umfrageteilnehmer auswirkt. Denn der S&P 500 stieg diese Woche um über 4% an, während der DAX ein wenig ins Minus rutschte.
Unser Sentiment war in den zwei vorangegangenen Wochen, in denen sämtliche Aktienmärkte langsam gen Süden taumelten, deutlich auf bis -1,8% eingebrochen. Diese Woche springt das Sentiment wieder auf +1,9% an. Es hat den Anschein, dass die gute Performance der US-Börse mehr Einfluss auf die Stimmung unserer Umfrageteilnehmer hat als die schwache Leistung des DAX.
Auch die Selbstzufriedenheit ist deutlich angestiegen von -3,8% in der Vorwoche auf +1,8%. Ich würde daraus ableiten, dass viele deutsche Anleger in US-Aktien investiert sind.
Die Zukunftserwartung ging auf 0,9% zurück. Der hohe Zukunftsoptimismus der Vorwoche bewahrheitete sich lediglich in den USA und ging nun daher auch folgerichtig zurück. Es hat den Anschein, der deutsche Aktienmarkt interessiert nur sekundär.
Die Investitionsbereitschaft ging auf 1,3% zurück, ist jedoch nach wie vor auf einem ordentlichen Niveau.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger springt aktuell auf +7% an und signalisiert, dass die Absicherungspositionen der Vorwochen aufgelöst wurden. Konkrete Long-Spekulationen sind jedoch noch selten.
Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, fuhren ihre Absicherungspositionen deutlich nach oben. Das Put/Call-Verhältnis stieg auf 2,2 an und zeigt den größten Überhang an Put-Umsätzen seit März dieses Jahres.
In den USA sehen wir das Gegenteil: Das Put/Call-Verhältnis fällt auf 0,47 und liegt damit im Bereich der niedrigsten Werte des laufenden Jahres. US-Anleger fragen also verstärkt Long-Spekulationen nach.
Entsprechend ist die Investitionsquote der US-Fondsmanager von 82% auf 88% angestiegen. Die Bulle/Bär-Differenz von 14%punkten zeigt einen Bullenüberhang, 42% Bullen stehen nur noch 28% Bären gegenüber.
Der Angst und Gier Indikator steht mit 61% auf moderater Gier.
Interpretation
Es ist schon erstaunlich, dass sich die Stimmung der deutschen Anleger mehr nach der US-Börse zu richten scheint als nach der deutschen Börse. Denn die US-Börse lief gut und entsprechend gut gelaunt sind die hiesigen Anleger. Der DAX pendelte diese Woche um die Null-Linie und rechtfertig kaum eine solche Stimmungsaufhellung.
Oder könnte die gute Laune an den Finanzmärkten damit zusammenhängen, dass dort eher konservative Ansichten dominieren und Donald Trump als der bessere Kandidat für die Finanzmärkte gesehen wird? In diese Denkrichtung würde dann auch das Ampel-Aus in Deutschland passen: Anleger freuen sich auf die nächste Regierung, die sicherlich konservativer aufgestellt sein wird als die Ampel.
Sollte diese Denkrichtung stimmen, so könnte der nächste Impuls für den DAX von Olaf Scholz kommen: Je länger er die Vertrauensfrage, und damit Neuwahlen hinauszögert, desto ungehaltener dürften deutsche Anleger werden. Eine frühe Abstimmung hingegen beispielsweise, wie von der CDU gefordert, im Rahmen der Regierungserklärung am kommenden Mittwoch, dürften beim DAX für steigende Kurse sorgen.
Bereit für weitere Käufe scheinen die Anleger zu sein. Obwohl die Cashquote sehr gering ist, planen Anleger konkret, ihre Positionen in den kommenden zwei Wochen aufzustocken.
Grundsätzlich ist das Stimmungsbild moderat positiv, so dass wir keine Warnung daraus ablesen können. Im Gegenteil, man wartet auf die Gelegenheit, mehr zu investieren. Ein Rückschlag an den Aktienmärkten, ausgelöst durch eine negative Überraschung, würde somit frühzeitig von Anlegern als Kaufgelegenheit wahrgenommen und genutzt werden, so dass ein tieferer Ausverkauf aus heutiger Sicht wenig wahrscheinlich ist.
4. Ausblick: Auswirkung des Wahlsiegs Trumps auf das Heibel-Ticker Portfolio
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5. Update beobachteter Werte
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6. Leserfragen
Vielen Dank für Ihre zahlreichen Fragen! Wenn ich eine Frage beantworte, dann möchte ich das fundiert und möglichst relevant für alle über 25.000 Heibel-Ticker Mitglieder machen. Deswegen haben wir über die Jahre folgendes Vorgehen für Leserfragen entwickelt:
• Fragen zu administrativen Themen (Abo, E-Mail-Zustellung, interner PLUS-Bereich …) werden stets binnen kurzer Zeit beantwortet.
• Fragen zu Aktien aus unserem Portfolio werden inhaltlich in das nächste PLUS Update zum entsprechenden Portfoliotitel eingearbeitet, sofern für die Mitglieder von Interesse.
• Die wichtigsten Fragen zu allgemeinen Börsenthemen sowie zu Einzeltiteln werden in beiden Heibel-Ticker PLUS und free Varianten beantwortet.
Mit dieser Vorgehensweise habe ich möglichst viel Zeit für die Recherche von Themen, die für möglichst viele Mitglieder relevant sind, dass meine Antworten einem großen Teil unserer Gemeinschaft Mehrwert bieten.
Leider war es in der Vergangenheit teilweise so, dass ich viel Zeit in die Recherche für individuelle Fragen gesteckt habe und dadurch Zeit für die Analyse von Aktien und das Ausarbeiten von neuen Empfehlungen fehlte. Das war besonders den zahlenden Heibel-Ticker PLUS Mitgliedern gegenüber unfair, denn diese dürfen erwarten, dass ich meine Energie dahingehend einsetze, für alle PLUS Mitglieder relevante Themen auszuarbeiten. Ich hoffe auf Ihr Verständnis :-)
ASML in langgezogener Talsohle
Sehr geehrter Herr Heibel,
vielen Dank für Ihre Information zu Nvidia. Leider habe ich eine Position von ASLM weil ich die Aktie als Weltmarktführer und alleiniger Hersteller dieser Maschinen als sicher angesehen habe. Wer kann denn überhaupt die Maschinen zur Herstellung der neuen Chip Generation bauen, wenn nicht ASML? Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir einen Hersteller nennen könnte der dazu in der Lage ist.
Was würden Sie mir raten: verkaufen oder aussitzen. Für eine kurze Mitteilung wäre ich Ihnen sehr dankbar. Würden Sie mir raten die Position ASML vorsichtshalber mit Verlust ca. 20% zu verkaufen?? Oder lieber halten und an den weiteren Erfolg zu glauben. Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Peter aus Hamburg
ANTWORT
Je kürzer die Antwort, die ich gebe, desto aufwendiger die Recherche. Um Ihnen einen kurzen, verlässlichen Rat über Verkaufen oder Aussitzen zu geben, müsste ich die ganze Welt verstehen ;-).
Die Maschinen von ASML sind entscheidend für die Herstellung von KI-GPUs. ASML ist der führende Anbieter von Lithographie-Systemen, insbesondere von extrem ultravioletten (EUV) Lithographie-Maschinen, die für die Produktion der feinen Strukturen auf Siliziumwafern für Hochleistungschips, wie sie in KI-GPUs verwendet werden, notwendig sind. Eine enge Zusammenarbeit zwischen ASML und NVIDIA unterstreicht die Bedeutung dieser Technologie. NVIDIA und ASML haben mit TSMC und Synopsys eine Kooperation, um die KI-GPU-Chipfertigung voranzutreiben. Dabei wird die NVIDIA cuLitho Softwarebibliothek für die rechnergestützte Lithographie in die Systeme von ASML integriert, um die Effizienz und Präzision bei der Herstellung von KI-GPUs zu steigern.
Die Fertigung von KI-GPUs wurde jedoch schon 2023 hochgefahren, der Umsatz von ASML sprang 2023 um 30% an. Im laufenden Jahr 2024 bleibt der Umsatz jedoch nahezu unverändert auf diesem Niveau bestehen, Wachstum wird erst wieder für 2025 erwartet (dann +15%). Tatsächlich stabilisierte sich der Umsatz im abgelaufenen Q3, nachdem im ersten Halbjahr 2024 jeweils ein Minus erwirtschaftet wurde. Schon für das laufende Q4 wird ein Umsatzanstieg um 24% erwartet.
Es hat also tatsächlich den Anschein, als hätte ASML die Talsohle bereits durchschritten. Ich traue diesen Zahlen jedoch nicht, denn der Auftragseingang gibt noch keine positiven Signale aus: In den fünf Quartalen vor 2023 lag der Auftragseingang je Quartal stets über 6 Mrd. USD. In den vergangenen 8 Quartalen wurde die 6 Mrd. USD-Marke nie erreicht. Da Aufträge stets ein vorlaufender Faktor für die Umsatzentwicklung bei Maschinenbauern sind, sehe ich noch nicht wirklich den positiven Turnaround, der der Aktie Beine machen könnte.
Somit bleibe ich bei meiner Einschätzung: Die Aktie muss man nicht haben. Künftig rechne ich jedoch aufgrund der guten Marktposition von ASML wieder mit einem deutlichen Aufschwung, doch das könnte noch einige Quartale auf sich warten lassen. Wenn Sie also gute Nerven haben, könnte es sich lohnen, die Sache auszusitzen. Sollten Sie lieber für ein Ende mit Schmerzen zu haben sein, um das Geld anderswo einzusetzen, dann ist auch das eine mögliche Option.
Wir sitzen mit PVA Tepla in einer ähnlichen Situation und ich habe mich fürs Aussitzen entschieden.
Flatex DeGiro aus moralischen Gründen meiden
Sehr geehrter Herr Heibel,
seit ein paar Monaten bin ich (wieder) Abonnent Ihres Börsenbriefs. in Ihrem letzten Börsenbrief haben Sie geschrieben, daß sich Flatex in eine Richtung entwickelt, die Ihnen nicht gefällt. Da sich in meinem Depot auch eine größere Menge Flatex-Aktien befindet, möchte ich gerne wissen, was Sie an Flatex stört und wie Sie die weitere Kursentwicklung einschätzen. Würden Sie die Aktien verkaufen?
Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen aus Bremen
ANTWORT
Wie Sie wissen, schütze ich unsere Heibel-Ticker Mitglieder vor unüberlegten Währungen in der ausufernden Kryptowelt, empfehle aber gleichzeitig den in meinen Augen fundamental einmaligen Bitcoin. Ich empfehle den Mitgliedern Unternehmensbeteiligungen, genannt „Aktien“, von Unternehmen, die ich für langfristig gut aufgestellt halte. Es gibt bei mir keine Penny-Stocks und auch keine Derivate mit undurchsichtigen Konditionen. In meiner Zeit bei der Schweizer Börse SWX konnte ich sehen, dass der Großteil der Anleger mit Hebelprodukten Geld verliert, die Emittenten gewinnen. Solche Produkte finden im Heibel-Ticker keine Erwähnung.
Bei Flatex gab es Turbulenzen im Management, der Großaktionär Bernd Förtsch ersetzte die Führung, die sich auf den günstigen Handel von Aktien konzentriert hatten, mit einer Führungsriege, die den Handel in unzähligen Kryptowährungen vorantreiben und das Angebot an Hebelprodukten ausbauen möchte. Das ist die Richtung, die ich nicht gut finde.
Der Eine oder Andere wird schmunzeln, dass ich gerade an dieser Stelle meine Moral über Profitchancen stelle. Ich habe nicht gedient, kann mich also nicht als Militärexperte bezeichnen. Ich bin kein Ingenieur, kann also auch nicht vorschreiben, welche Energietechnologie die beste ist. Aber ich beschäftige mich mein Leben lang schon mit dem Banken- und Brokersektor. Und dort, bilde ich mir ein, kann ich einschätzen, wer im Interesse der Kunden agiert, und wer nicht.
Die Aktie ist in meinen Augen fair bewertet: das KGV 2025e von 7 ist für das erwartete Gewinnwachstum von 7% angemessen.
Vermögenssicherung: Franken in Schweiz und Liechtenstein
Hallo Herr Heibel,
in ihrem Ticker 24/43 verfolgte ich mit besonderem Interesse die Leserfrage zur Vermögenssicherung,insbesondere die Eröffnung eines Kontos auf der Basis von Schweizer Franken in der Schweiz oder Lichtenstein.Vielleicht können sie mir einige Hinweise über die Vor.-und Nachteile eines solchen Kontos,die
Sicherheiten,die
Kriterien bei der Auswahl einer Bank bzw. eine Empfehlung für eine Bank geben.
Viele Grüße aus dem Vogtland
Knut aus dem Vogtland
ANTWORT
Aus Sicht der Vermögenssicherung gibt es zwei mögliche Gründe für ein Konto in der Schweiz oder in Liechtenstein. Zum einen, weil Sie einen Teil Ihres Vermögens gerne in Schweizer Franken stecken wollen, zum anderen weil Sie der heimischen Justiz entkommen möchten.
Den ersten Grund können Sie auch mit Ihrer Bank realisieren, indem Sie ein Währungskonto einrichten - oder aber bspw. eine Schweizer Aktie wie in unserem Dividendenbereich und Depot nehmen.
Wenn Sie der heimischen Justiz entkommen möchten, sollten Sie sich nicht nur Gedanken über ein Konto, sondern auch über einen Ort machen, den sie in der Schweiz aufsuchen können, wenn sich die Situation in unserem Land aus Ihrer Sicht zuspitzt. Sprich: Da sind wir schon bei einer ziemlich heftigen Schwarzmalerei.
Vielleicht betrachten Sie ja Turbulenzen in der Heimat als vorübergehend und wollen Ihr Vermögen in der Schweiz einfach nur zwischenlagern, bis es vorbei ist. Das sehe ich kritisch: Sie müssen Ihre Auslandskonten hierzulande angeben, geheim ist das Geld in der Schweiz also ohnehin nicht. Und wenn es hierzulande wirklich hoch her geht, dann wird man auch auf solche Auslandskonten zugreifen wollen. Vielleicht ist da die Hürde noch etwas höher als bei inländischen Konten, aber unmöglich ist das nicht.
Hmm, soweit meine Gedanken zu ihrer Frage. Einen goldenen Weg kann ich Ihnen nicht nennen. Ich persönlich bin in Deutschland verwurzelt und möchte so lange wie möglich Teil der Gesellschaft sein. Und dazu gehört das Befolgen unserer Gesetze, auch wenn manche davon unsinnig erscheinen :-).
Zementindustrie erhält günstige Energieträger
Servus Herr Heibel,
Gratulation zur Analyse [zu Holcim]. Ich darf ihnen als Unternehmer aus der Recyclingwelt berichten, dass alle Zementwerke ihre Margen sogar noch steigern werden! Am Markt ist schon sehr lange (inklusive Osteuropa) zu beobachten, dass der Preis für Zement und Beton nicht wirklich sinkt.
ABER, die Produktionskosten haben sich für die Zementindustrie deutlich reduziert!
Warum? Weil [Betreiber von Recyclinganlagen wie] ich und meine Kollegen als Lieferanten von Ersatzbrennstoff für die Zementwerke regelrecht erpresst werden. Es wurden viel zu viele Recyclingkapazitäten aufgebaut. Wir müssen für aufbereiteten, qualitätsgesicherten Ersatzbrennstoff (=Energieträger) aktuell € 40,--/t [an Abnehmer wie die Zementindustrie] bezahlen. Vor 3-4 Jahren habe ich noch € 20,--/t vergütet bekommen.
Zusätzlich sind die Energiekosten für Gas/Öl/Koks/Strom wieder sehr weit herunter gekommen. Dadurch konnten m.E die Ertragszahlen signifikant gesteigert werden. Und das bei fallenden Umsätzen – Frage an Sie – sieht man das in den Bilanzkennzahlen schon?
Die Zementproduktion ist deutlich zurück gegangen, das wird auch noch 2025 so sein. Laut Jahresgespräch mit Zementwerk von letzter Woche.
Österreich: ca. 500 kg Zement pro Person oder Haushalt p.a. - hab ich mir nicht gemerkt ;--((
Deutschland: knapp über 250 kg Zement pro Person oder Haushalt p.a. Da ist noch viel Potential in DE wenn die Weichen in DE neu gestellt werden (soll ja nicht mehr lange dauern).
Und der Wiederaufbau Ukraine wird auch irgendwann ein Thema. Es gibt bereits erste Ersatzbrennstoffexporte in die Ukraine (aus Polen). Recherchieren Sie bitte wer für den Wiederaufbau in der Ukraine am besten positioniert ist?
Ich sage es meinen Kollegen ständig – bevor sie weiter auch nur einen Euro in die eigene Anlage investieren, sollen sie besser Aktien der Zementhersteller kaufen. Aus Sicht eines Geschäftspartners sind die großen Player keine Partner – es wird auch zu Übernahmen der EBS-Aufbereiter kommen.
Grüße aus Mattighofen
Christian
P.S.: Mattighofen = KTM = Pierer Mobility – haben Sie den Kurseinbruch gesehen? Wir hören da aktuell nix Gutes zu „Ready to Race“!
ANTWORT
Herzlichen Dank für Ihre Einblicke.
Ja, der Umsatz von Holcim ging 2023 um 7,5% zurück, der Rückgang betraf alle einzelnen Quartale. Für das laufende Jahr wird eine Stabilisierung auf dem nunmehr niedrigeren Niveau erwartet und erst 2025 soll der Umsatz wieder leicht (+4%) ansteigen.
Trotz des Umsatzrückgangs im Jahr 2023 konnte der Gewinn je Aktie um 131% anspringen. Für das gesamte Jahr 2024 wird ein weiterer Anstieg um 6% erwartet und für 2025 nochmals 9%. Es bleibt also bei einem überproportional ansteigenden Gewinn.
@Pierer Mobility: Der Inhaber von KTM Motorrädern und Felt Rennrädern verzeichnet bereits seit 2022 einen kontinuierlichen Kursrückgang um insgesamt 85%. Inzwischen werden 2,3 Mrd. EUR Umsatz mit einer Marktkapitalisierung von nur noch 420 Mio. EUR bewertet. Das liegt wohl auch an den hohen Schulden, die mit 1,6 Mrd. EUR viel zu hoch sind. Immerhin läuft der Großteil der Finanzierungen bis 2028.
Die Pandemie trat einen Sturm auf Zweiräder, also sowohl Fahrräder als auch Motorräder, los. Die Aktien sprangen an, das Geschäft wurde auf ewiges Wachstum ausgerichtet. Doch es war nur ein Strohfeuer und so befindet sich Pierer Mobility nun in der schmerzhaften Landungsphase. Zurück auf den Boden der Tatsachen. Auch der Umsatz ist übrigens rückläufig.
Doch inzwischen ist die Aktie weniger wert als noch vor Corona und der Umsatz, wenngleich rückläufig, ist noch immer um 25% höher als vor Corona. Ich kann Ihnen nicht sagen, wo die Aktie einen Boden finden könnte. Aber ich habe den Eindruck, dass zunächst noch weitere Restrukturierungsentscheidungen erforderlich sind, bevor der Abwärtstrend endet.
SMA Solar -90% in 2 Jahren
Hallo Herr Heibel,
Vielen Dank für Ihre gute aufbereiteten Einschätzungen.
Ich habe gerade festgestellt wie stark die Aktien der Erneuerbaren Energien Branche in den letzten Wochen und Monaten abgestuft wurden.
Insbesondere die PV Branche (z.b. SMA) sind in ihrem Wert stark gesunken.
Mich würde ihre Einschätzung dazu sehr interessieren. Sind erneuerbare Energien wirklich so stark rückläufig? Liegt es an den Energiepreisen oder sind es einfach nur die Margen?
Vielen Dank und Grüße vom Bodensee!
Tobias aus Allensbach
ANTWORT
Ich halte nicht viel von SMA Solar oder auch Solaredge. Als Anbieter von Wechselrichtern befinden sie sich im Wettbewerb mit Huawei und anderen chinesischen Anbietern, die eine vergleichsweise einfache Technologie günstiger herstellen können.
Unter einem US-Präsidenten Donald Trump wird die Energieproduktion nicht mehr so stark gefördert werden wie zuvor. Dennoch wird Trump meiner Einschätzung nach nichts dagegen unternehmen, sondern lediglich darauf achten, dass die Fertigung im Inland erfolgt. Wir haben ja schon eine entsprechende Solaraktie, die ausschließlich innerhalb der USA produziert, im Heibel-Ticker Portfolio. Die ist wesentlich besser für die nun kommende Zeit positioniert. Das zeigte sich bereits diese Woche, denn sie hat als einzige Solaraktie ihr Kursniveau halten können, während alle anderen nach Trumps Wahlsieg ausverkauft wurden.
Also: Woran liegt es, dass die Solaraktien so schwach laufen? Nun, auch die Solaraktien konnten sich über eine sprunghaft angestiegene Nachfrage in der Coronazeit freuen, Autarkie wurde groß geschrieben. Es folgt nun die Ernüchterung, während sich gleichzeitig die Konkurrenz aus China weiterentwickelt hat. Solarenergie wird ein wesentlicher Bestandteil unseres Energiemixers sein, doch die Konkurrenz aus China drückt auf den Preis und somit auf die Marge.
7. Übersicht HT-Portfolio
Der Börsen-Ausblick mit Markt- und Aktienanalysen, konkreten Empfehlungen sowie detaillierten Kauf- und Verkaufsaktionen bleibt den zahlenden Mitgliedern des Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir die hohe Qualität unserer Veröffentlichung solide finanzieren möchten.
Gerne möchten wir Ihnen zeigen, wie wir Analystenresearch, volkswirtschaftliche Zusammenhänge und Börsenmechanismen gewinnbringend nutzen. Ab 12,50 Euro im Monat können Sie sich unverbindlich davon überzeugen. Zur Bestellseite mit weiteren Informationen gelangen Sie über folgenden Link:
https://www.heibel-ticker.de/member/new
8. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Quellen:
Kurse: Bloomberg, Deutsche Kurse von comdirect.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Bloomberg, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5428
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
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