Heibel-Ticker 24/50 - Nvidia dominiert den KI-Chipmarkt, doch Hyperscaler holen auf

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Heibel-Ticker Free Börsenbrief

- Einfach einen Tick besser -

19. Jahrgang - Ausgabe 50 (13.12.2024)




Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

1.Info-Kicker: DAX erklimmt ein Allzeithoch nach dem anderen
2.So tickt die Börse: Nvidia dominiert den KI-Chipmarkt, doch Hyperscaler holen auf
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
3.Sentiment: Pessimismus zieht starkes Sicherheitsnetz ein
 -
4.Ausblick: Hyperscaler versus günstig bewertete Nebenwerte für 2025
5.Update beobachteter Werte
 Mercosur-Abkommen stellt EU-Zuckermarkt auf den Kopf
 Kapitalmarkttag setzt attraktive Ziele bis 2027
 Prognosesenkung, keine Begründung
 Notbremse, Verkaufen
6.Leserfragen
7.Übersicht HT-Portfolio
8.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
9.Mitgliedschaft verwalten



1. Info-Kicker: DAX erklimmt ein Allzeithoch nach dem anderen



Liebe Börsenfreunde,

*** IN EIGENER SACHE ***

Ich bin schon jetzt begeistert über den Zuspruch, denn Sie mir auf meine Ankündigung der Heibel-Ticker Weihnachtsfeier zugeschickt haben: Ja, ich werde mir dieses Jahr wieder die Nikolausmütze aufsetzen, eine gute Flasche Wein öffnen und eine Heibel-Ticker Weihnachtsfeier per Live-Stream veranstalten. Ich hoffe, Sie sind dabei.

Zeitpunkt: Freitag, den 20.12. um 19:00 Uhr

HT-Xmas2022
Abbildung 1: Weihnachtsfeier Live-Stream 2022


Es hat sich viel getan in den vergangenen zwei Jahren:
- Neues Design der Webseiten, neue Photos,
- Bloomberg als Datenlieferant und Research-Quelle sowie
- Künstliche Intelligenz als Mitarbeiter
- ...

Ich werde aus dem Nähkästchen plaudern, Neues zeigen und Sie ins Bloomberg-System blicken lassen. Natürlich können Sie jederzeit über die Chat-Funktion Fragen zu allen Themen rund um den Heibel-Ticker und um die Börse, sowie natürlich auch rund um das Thema Christkind und Nikolaus, stellen :-).

Gute Wünsche oder auch Fragen, die ich von Ihnen als Audio einspielen soll, können Sie mir gerne auf den Anrufbeantworter unter +49(40)87507505 aufsprechen.

Den YouTube-Link zum Live-Stream werde ich Ihnen rechtzeitig zusenden. Sie können sich den Termin schon mal vormerken.

*** ENDE IN EIGENER SACHE ***

Plötzlich stellen alle KI-Chips her: Nicht nur Nvidia und AMD, sondern auch Broadcom und Amazon, Alphabet, Microsoft, Meta und künftig sogar Apple. Was dahinter steckt, erkläre ich in Kapitel 2. Dort gehe ich auch kurz auf die Übernahme von About You durch Zalando ein.

Die Anlegerstimmung ist gut, für die Zukunft erreicht die Skepsis jedoch Rekordwerte. Wir messen den größten Pessimismus seit 10 Jahren. Was das für die Aktienmärkte bedeutet, lesen Sie in Kapitel 3.

Der heutige Ausblick beschäftigt sich kurz mit den Themen, die derzeit auf dem Börsenparkett heiß diskutiert werden: Welche Titel für 2025? Ist der KI-Hype nun vorüber oder verlagert er sich in andere Bereiche? Und wie sieht's im Wettlauf um das autonome Fahren zwischen Tesla und Waymo aus?

Die Allianz hat auf einem Kapitalmarkt ambitionierte Ziele für die kommenden drei Jahre veröffentlicht. Die Details dazu habe ich in einem Update aufbereitet. Dieses und drei weitere Updates lesen Sie in Kapitel 5.

Die heutigen Leserfragen beschäftigen sich mit dem Haftbefehl gegen den CEO von Barrick Gold, dem möglichen Aktienrückkauf bei TeamViewer, der durch eine Mega-Übernahme nun unwahrscheinlich wurde, sowie mit der Schuldenbremse. Alles Weitere lesen Sie in Kapitel 6.

Wie immer gibt es eine tabellarische Übersicht über unser Heibel-Ticker Portfolio in Kapitel 7.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




2. So tickt die Börse: Nvidia dominiert den KI-Chipmarkt, doch Hyperscaler holen auf



Gestern veröffentlichte Broadcom Q-Zahlen, die Aktie sprang anschließend nachbörslich um 19% an. Hardware, Software, Anwendungen, Kundenprodukte, ... die KI-Welt gewinnt an Komplexität. Ich habe heute einmal die Hardware-Entwicklungen Strukturiert.

Nvidia ist mit derzeit 80% Marktanteil bei KI-GPUs der unangefochtene Marktführer im Bereich der KI-Chips, insbesondere für das Training komplexer KI-Modelle. Der enorme Bedarf an Nvidias Grafikprozessoren (GPUs) hat in den letzten Jahren zu Lieferengpässen geführt und die Preise in die Höhe getrieben.

Angesichts der hohen Kosten und der Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter setzen Hyperscaler wie Amazon, Google (Alphabet) und Microsoft zunehmend auf eigene KI-Chips, um die Kosten zu senken und die Kontrolle über ihre Infrastruktur zu erhöhen.
Dieser Trend zeigt sich sowohl beim Inferencing, also der Anwendung trainierter KI-Modelle, als auch beim Training neuer Modelle.

Hyperscaler entwickeln eigene KI-Chips

Amazon Web Services (AWS) hat mit Trainium und Inferentia eigene KI-Chips entwickelt, die in seinen Rechenzentren für Inferencing und Training eingesetzt werden. Apple nutzt AWS-Dienste und setzt die Amazon-Chips für Aufgaben wie die Suche und das Pretraining seiner KI-Modelle ein.

Google hat bereits 2016 seinen ersten KI-Chip, den Tensor Processing Unit (TPU), vorgestellt. Google setzt TPUs sowohl intern als auch in seiner Cloud-Plattform Google Cloud ein. Apple hat bestätigt, dass es Googles TPUs für das Training seiner KI-Modelle nutzt.

Microsoft und Meta Platforms (Facebook) sind ebenfalls in die Entwicklung eigener KI-Chips eingestiegen, kaufen aber weiterhin auch Chips von AMD und Nvidia.

AMD, Nvidias Hauptkonkurrent im Markt für KI-Chips, könnte durch den Trend zu kundenspezifischen Chips bei Hyperscalern Marktanteile verlieren. Die Bank of America stufte AMD aufgrund dieser Entwicklung diese Woche herab und verwies auf Amazons zunehmende Nutzung eigener Chips. Tatsächlich war erwartet worden, dass AMD einen großen Auftrag von Amazon erhält. Die Nachricht, dass Amazon nun lieber kundenindividuelle KI-Chips entwickeln möchte, ist ein Tiefschlag für AMD.

Broadcom profitiert hingegen von der Nachfrage nach KI-Chips. Das Unternehmen entwickelt kundenspezifische KI-Chips für Hyperscaler, darunter Alphabet, Meta und ByteDance. Berichten zufolge arbeitet Broadcom auch mit Apple an einem KI-Chip für Rechenzentren. Während die KI-GPUs von AMD und Nvidia für alle Anwendungen ausgelegt sind, können spezialisierte KI-GPUs durch ihre Spezialisierung in einzelnen Bereichen gute Ergebnisse liefern.

Ein Chip für Meta (Facebook, Instagram) und ByteDance (TikTok) könnte für die Videoanalyse oder für Empfehlungsalgorithmen spezialisiert sein. Ein Chip für Alphabet (Google) könnte für das Analysieren großer Textmengen (Suchmaschine) optimiert sein.

Der zunehmende Einsatz von kundenspezifischen KI-Chips durch Hyperscaler heizt den Wettbewerb im KI-Chipmarkt an, da zunehmend nach Nvidia-Alternativen gesucht wird. Die Entwicklung eigener KI-Chips könnte die Kosten für Inferencing und Training senken. Ungeachtet dessen bleibt Nvidia Platzhirsch. Auf Sicht von 3-5 Jahren geht es in meinen Augen eher darum, die hohe Nachfrage durch spezialisierte Angebote zu befriedigen, um die hohe Wachstumsgeschwindigkeit im KI-Markt zu ermöglichen. Erst in ein paar Jahren würde ich befürchten, dass Nvidia-Chips ernsthaft Konkurrenz bekommen und der Preis unter Druck kommt.

Ich möchte auch nochmals den besonderen Ansatz von Apple hervorheben: Das Unternehmen kauft sich die Nvidia-Rechenleistung bei Amazon (AWS), Google (Google-Cloud) und anderen Betreibern von KI-Rechenzentren ein. Hier sind noch Oracle, Dell und HP zu nennen, die so viele KI-Rechenzentren bauen, wie sie KI-GPUs bekommen können.

Erste Kundenprodukte sehen wir bei Salesforce, die mit Agentforce die Helpdesks ihrer Kunden revolutionieren. Die Anwendungsmöglichkeiten haben sich mit ChatGPT also bei weitem nicht erschöpft, vielmehr werden wir in zwei Jahren schon über ChatGPT 4.o lächeln. Derzeit klappert Nvidia-CEO Jensen Huang Staaten ab, die Interesse an einer eigenen KI haben.

Nachvollziehbar, denn natürlich wollen wir hier in Deutschland eine KI, die bspw. unsere Behördenlandschaft oder auch unsere Bundeswehr ganz genau kennt und nicht für Externe verfügbar ist.

Wer also von einem übertriebenen Hype bezüglich der KI spricht, der hat keine Ahnung. Natürlich wird die Entwicklung nicht linear vonstatten gehen, genau wie bei der Internetblase 2000, die zu 3 Jahren Konsolidierung führte. Aber das Internet ist entgegen damaliger Unkenrufe nicht verschwunden. Und so wird es mit der KI auch sein.

Übrigens, sowohl Nvidia als auch AMD und Broadcom lassen ihre KI-GPUs hauptsächlich von Taiwan Semiconductor (TSMC) herstellen. TSMC fertigt zwei Drittel alle Chips weltweit, bei den Hochleistungschips dürfte der Anteil eher in Richtung 100% gehen. Wettbewerber wie Global Foundries oder auch Samsung Foundry werden überwiegend für ältere Chips genutzt.

So ein Zufall, Donald Trump spricht von seinem "guten Freund" Xi Jingping, Staatspräsident Chinas, und ließ mitteilen, ihn zu seiner Vereidigungsfeier am 20. Januar nach Washington eingeladen zu haben. Gleichzeitig kündigte er ja schon höhere Zölle auf chinesische Produkte an und in den vergangenen Tagen wurden Exportbeschränkungen für US-Chips verschärft:

Die USA haben den Export von 24 spezifischen Arten von Chip-Fertigungsanlagen sowie drei Softwareprogrammen nach China untersagt. Diese Technologien sind entscheidend für die Herstellung fortschrittlicher Halbleiter, die in KI-Anwendungen zum Einsatz kommen. Künftig unterliegen auch ausländische Produkte, die mit US-Technologie hergestellt wurden, den US-Exportkontrollen. Dies bedeutet, dass selbst Chips, die außerhalb der USA produziert wurden, aber US-Technologie enthalten, nicht ohne Weiteres nach China exportiert werden dürfen. Besonders betroffen sind Hochleistungsspeicherchips, die in Rechenzentren für KI-Anwendungen verwendet werden. Die neuen Regelungen sollen verhindern, dass China diese Schlüsselkomponenten für fortschrittliche KI-Systeme erhält. Rund 140 chinesische Technologieunternehmen wurden auf die sogenannte ”Entity List” gesetzt. US-Unternehmen benötigen nun spezielle Lizenzen, um Geschäfte mit diesen Firmen zu tätigen, was den Handel erheblich erschwert.

Es ist in meinen Augen die richtige Gangart, um mit Autokraten umzugehen. Wer nur das Recht des Stärkeren kennt, dem muss man mit Stärke begegnen. Genau dies tun die USA, übrigens unter Biden gleichermaßen wie damals bereits unter Trump 1.0.

In Deutschland gab diese Woche hingegen About You auf: Billigimporte aus China haben es der Otto-Tochter aus Hamburg unmöglich gemacht, profitabel Fuß zu fassen. Zalando aus Berlin kauft die Mehrheit an About You. Doch beide Unternehmen beklagen die Untätigkeit der Politik hinsichtlich billiger China-Importe. Zum einen nutzen Händler wie Shein und Temu eine Vereinfachungsregel, die Zölle erst auf Artikel ab einem Wert von 150 EUR erhebt. Die Produkte aus China übersteigen nur selten diese Marke, sind somit zollfrei. Und sollte doch mal eine Bestellung im Wert darüber liegen, so werden die Produkte auf mehrere Päckchen verteilt, so dass weiterhin keine Zollgebühren anfallen.

Hinzu kommt, dass die Preise so günstig sind, dass vom Start weg große Verkaufszahlen erreicht wurden. So groß, dass unsere Behörden es nicht schaffen, die Einhaltung lokaler Produktvorschriften durchzusetzen. Wird ein Sicherheitsstandard moniert, erscheint das Produkt kurze Zeit später unter anderem Namen erneut auf den Verkaufsseiten.

Ich habe mir vor zwei Jahren mal Schuhe über Temu gekauft, weil ich das System kennenlernen wollte. Ich beeilte mich, da ich schon davon ausging, dass dieses nicht lange funktionieren würde. Die Schuhe waren unbrauchbar, das Material war ... na "schlecht" wäre noch nicht ausreichend negativ. Aber dennoch hat die Politik bis heute nichts dagegen unternommen.

Ich bin mein Leben lang für die Globalisierung eingetreten und führte unzählige Diskussionen mit Globalisierungsgegnern. Wir haben große Wohlstandsgewinne der Globalisierung zu verdanken. Doch heute werden wir ausgenutzt, und da sind Handelsbeschränkungen durchaus ein Mittel, um den Handelspartner zu disziplinieren. Ich hätte nicht gedacht, dass ich sowas mal sagen würde. Aber noch weniger hätte ich gedacht, dass genau die damaligen Globalisierungsgegner nun vor Zöllen warnen. Komisch.

Wenn also die USA Handelsbeschränkungen gegen China hochziehen, dann vielleicht auch, weil man die chinesische Praxis der flächendeckenden Gesichtserkennung durch Überwachungskameras in China nicht fördern möchte. Es gibt offensichtlich in diesem Umfeld kein ewig gültiges Richtig oder Falsch, sondern stets nur Entscheidungen, die auf aktuelle Entwicklungen Rücksicht nehmen. Ein weiteres Argument dafür, Gesetze mit einem Verfallsdatum zu versehen :-).

Aber ich schweife ab, schauen wir uns mal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indikatoren an:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes




INDIZES13.12., 18:42 UhrWoche ΔΣ '24 Δ
DAX20.406 0,1%21,8%
S&P 5006.040 -0,9%26,9%
Nikkei39.470 1,0%17,9%
Shanghai A 3.933 -1,0%26,1%
Euro/US-Dollar1,05-0,6%-5,0%
Euro/Yen161,351,9%3,5%
10-Jahres-US-Anleihe4,39%0,230,53
Umlaufrendite Dt2,17%0,080,14
Feinunze Gold$$-409]#.##0_ ;-[$$-409]#.##0 ">$2.658 0,9%28,8%
Fass Brent Öl$74,43 4,9%-3,6%
Kupfer$9.092 0,2%5,8%
Baltic Dry Shipping$1.055 -9,1%-52,5%
Bitcoin$101.502 2,0%141,0%








3. Sentiment: Pessimismus zieht starkes Sicherheitsnetz ein



Umfrage Die DAX -Rallye kennt kein Ende, diese Woche wurden weitere Allzeithochs, zuletzt heute über 10.500 Punkte, erklommen. Dennoch bleibt nach einem Ausverkauf zum Ende des Handelstages ein unveränderter Börsenstand zur Vorwoche.

Das Anlegersentiment notierte vor einer Woche im extrem positiven Bereich, ich sprach von Euphorie. Entsprechend war es schwer für den DAX, seine Kursgewinne deutlich auszubauen. Gleichzeitig sicherten sich bereits vor einer Woche viele unserer Umfrageteilnehmer gegen fallende Kurse ab, was dem DAX ein Sicherheitsnetz bescherte: Auch nach unten passierte folglich nicht viel. Ich würde die Woche als Seitwärtsbewegung mit überschaubaren Schwankungen bezeichnen.

Entsprechend kühlte sich das Anlegersentiment diese Woche ein wenig auf 3,1 ab. Die Euphorie der Vorwoche ist verflogen, doch es bleibt die gute Laune über das hohe Kursniveau.

Die Selbstzufriedenheit fällt ebenfalls leicht auf nunmehr 2,8 ab.

panik Ins Auge fällt der extreme Pessimismus bei der Zukunftserwartung. Der vorläufige Wert (Umfrage läuft noch bis Samstag Abend) von -4,8 ist der extremste Wert, den wir jemals seit 2014 gemessen haben.

Passend zeigt auch die Investitionsbereitschaft mit -1,8 einen historisch betrachtet extrem negativen Wert an, Anleger wollen aktuell nicht mehr investieren.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger steigt diese Woche von -35 auf -12 an. Offensichtlich haben sich Anleger in den Vorwochen bereits ausreichend gegen fallende Kurse abgesichert.

Das Put/Call-Verhältnis für den DAX an der Eurex, über die sich institutionelle Anleger absichern, stieg auf 2,33 an und zeigt eine stark gestiegene Absicherungstätigkeit. Es handelt sich um den höchsten Wert des laufenden Jahres.

An der CBOE sichern sich die US-Anleger ebenfalls stark gegen fallende Kurse ab, dort ist das Put/Call-Verhältnis für Aktien auf 0,68 angestiegen, was leicht über dem Durchschnitt der vergangenen Monate liegt.

Die Investitionsquote der US-Fondsmanager stieg wieder auf 99% an und notiert damit wieder auf dem hohen Niveau von vor zwei Wochen.

Die Bulle/Bär-Differenz liegt bei 12%punkten. Das Bullenlager ist auf 43% geschrumpft, die die meisten sind ins Lager der Neutralen gewechselt.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 50 eine neutrale Verfassung an.

Interpretation



Positiv Die Stimmung ist nach wie vor positiv. Doch die Skepsis steigt auf den höchsten Wert, den wir in den vergangenen 10 Jahren je gemessen haben. Skepsis ist etwas, das den Menschen intelligent aussehen lässt. Wer trotz Allzeithochs auch mögliche Gefahren im Blick behält, gilt als umsichtig. Insbesondere Intellektuelle haben stets ein "aber" parat, wenn neue Allzeithochs eigentlich die Korken knallen lassen müssten.

Das Zentrum der Finanzwelt ist nach wie vor in den USA, in New York, auch wenn wir derzeit geopolitische Machtkämpfe erleben, die an dieser Struktur rütteln. Intellektuell betrachtet muss man den geopolitischen Spannungen Rechnung tragen. Ein unberechenbarer designierter US-Präsident schickt sich an, etablierte Strukturen aufzubrechen. Handelskriege und ein Unterminieren des Rechtsstaats drohen, wenn man sein Verhalten voraus-"berechnet". Entsprechend steigen Goldpreis und Bitcoin Kurs auf neue Rekordhöhen, um sich frühzeitig gegen ein mögliches Chaos abzusichern.

Doch was, wenn der Unberechenbare wirklich unberechenbar ist? Was, wenn die oben aufgeführten Voraus"berechnungen" bei Donald Trump einfach nicht möglich sind? Aus Sicht der Sentiment-Theorie haben sich die Finanzmärkte spätestens mit der heutigen Umfrage stark gegen das befürchtete Chaos abgesichert. Sollte das Chaos nun tatsächlich eintreten, dürfte an den Finanzmärkten nicht viel mehr als ein Schulterzucken zu spüren sein: "Wir haben's doch gewusst". Natürlich wird es zwischenzeitliche Ausverkäufe geben, doch wenn Anleger, Profis wie Private, bereits so stark pessimistisch gestimmt sind, wie wir dies heute messen, dann dürfte ein durch eine negative Überraschung ausgelöster Ausverkauf kurzlebig bleiben.

Panik kann sich nur dann entwickeln und die Aktienmärkte in eine Baisse treiben, wenn Anleger, die auf steigende Kurse gesetzt haben, ihre Positionen auflösen müssen. Derzeit sind zwar viele Anleger hoch investiert, wie wir der Investitionsquote der US-Fondsmanager entnehmen, doch gleichzeitig hat man sich gegen fallende Kurse mit Put-Optionen abgesichert.

Tatsächlich ist auch die Shortquote, wie ich den vorläufigen Ergebnissen der animusX-Umfrage entnehme, auf extrem hohen Niveau. Gleichzeitig ist die Stimmung gut und die Erwartung schlecht, die Differenz zwischen beiden also ebenfalls extrem. Doch in den vergangenen 18 Jahren ließ sich aus einer solchen Konstellation keine nennenswerte Richtungsentscheidung für den DAX ableiten: Im Durchschnitt notierte der DAX 6 Monate später nur leicht (2-4%) über dem aktuellen Kursniveau.

Das heißt, fallende Kurse in den kommenden Tagen wären keine Überraschung und dürften keine Panik nach sich ziehen. Steigende Kurse hingegen könnten zur Auflösung der Short-Positionen und Put-Absicherungen führen, was die Kurse weiter nach oben treiben würde ... höher, als dies vielleicht mittelfristig gesund ist.










4. Ausblick: Hyperscaler versus günstig bewertete Nebenwerte für 2025



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6. Leserfragen



Vielen Dank für Ihre zahlreichen Fragen! Wenn ich eine Frage beantworte, dann möchte ich das fundiert und möglichst relevant für alle über 25.000 Heibel-Ticker Mitglieder machen. Deswegen haben wir über die Jahre folgendes Vorgehen für Leserfragen entwickelt:

• Fragen zu administrativen Themen (Abo, E-Mail-Zustellung, interner PLUS-Bereich …) werden stets binnen kurzer Zeit beantwortet.
• Fragen zu Aktien aus unserem Portfolio werden inhaltlich in das nächste PLUS Update zum entsprechenden Portfoliotitel eingearbeitet, sofern für die Mitglieder von Interesse.
• Die wichtigsten Fragen zu allgemeinen Börsenthemen sowie zu Einzeltiteln werden in beiden Heibel-Ticker PLUS und free Varianten beantwortet.

Mit dieser Vorgehensweise habe ich möglichst viel Zeit für die Recherche von Themen, die für möglichst viele Mitglieder relevant sind, dass meine Antworten einem großen Teil unserer Gemeinschaft Mehrwert bieten.

Leider war es in der Vergangenheit teilweise so, dass ich viel Zeit in die Recherche für individuelle Fragen gesteckt habe und dadurch Zeit für die Analyse von Aktien und das Ausarbeiten von neuen Empfehlungen fehlte. Das war besonders den zahlenden Heibel-Ticker PLUS Mitgliedern gegenüber unfair, denn diese dürfen erwarten, dass ich meine Energie dahingehend einsetze, für alle PLUS Mitglieder relevante Themen auszuarbeiten. Ich hoffe auf Ihr Verständnis :-)

Aktienrückkauf bei Teamviewer


ich habe mir gerade Ihre alte Liebe Teamviewer angeschaut. Wenn ich das richtig verstehe, kaufen die ununterbrochen eigene Aktien zurück. Aber mit Hilfe von Krediten. Das verstehe ich nicht. Machen die eine Art Geschäft wie die Short-Seller? Kaufen in der Hoffnung, daß sie bald mehr wert sind? Die müssen doch auch Sicherheiten dafür hinterlegen. Mir fehlt voll das Verständnis. Wenn die Überschuß haben, dann soll das in Ordnung sein. Sollte man nicht zuallererst versuchen, seine Schulden loszuwerden? Oder ist die Steuerpolitik derart ausgerichtet, daß es Sinn macht, Schulden zu haben?

Außerdem habe ich nichts gefunden, was mit den gekauften Aktien passiert. Ob sie eingezogen oder als Währung gebunkert werden. Das wäre relevant und auch einfach zu verstehen.

Ich fürchte, das Thema greift zu sehr in die Feinheiten der volkswirtschaftlichen Lehren ein, die man in einem Studium über eine längere Zeit lernt.

Freundliche Grüße,
Siegfried aus Erfurt

ANTWORT
9.12.24:
Teamviewer kauft aktiv Aktien zurück. Ende 2023 wurde ein Volumen von 10 Mio. Aktien im Wert von 150 Mio. Euro beschlossen, im August wurde das Rückkaufprogramm auf 14 Mio. Aktien erhöht. Bis Mitte Dezember, also diese Woche, soll das Programm erfüllt sein.

Damit wurden etwa 8% der ausstehenden Aktien zurückgekauft. Der Großteil soll eingezogen werden, ein kleiner Teil könnte für M&A-Aktivitäten (Merger and Acquisition, also Übernahmen) verwendet werden. Analysten erwarten für das kommende Jahr ein neues Rückkaufprogramm.

Der freie Cashflow 2024 beträgt etwa 200 Mio. EUR - nach Aktienrückkauf und nach Reduzierung der ausstehenden Kredite. Das Unternehmen erwirtschaftet also ausreichend Barmittel, um Aktien zurückzukaufen, ohne neue Kredite aufzunehmen. Tatsächlich sind die ausstehenden Kredite im Jahr 2024 von 537 Mio. auf 470 Mio. EUR (per Ende Sept.) gesunken.

In der modernen Kapitalmarkttheorie kann man je nach Geschäftsmodell eine optimale Schuldenquote errechnen, das habe ich vor 30 Jahren im Studium gelernt ;-). Damit soll der mögliche Gewinn für die Anteilseigner optimiert werden. Es ist gar nicht beabsichtigt, Schulden restlos zu tilgen. Dennoch ist der Schuldenstand von 470 Mio. EUR bei einem Jahresumsatz von 665 Mio. EUR recht hoch. Dank der hohen Gewinnmarge (EBITDA-Marge 42%) ist die Finanzierung aber kein Problem. Sämtliche Schulden könnten mit zwei Jahresgewinnen (EBITDA) vollständig zurückgezahlt werden. Der Großteil der Schulden, nämlich 300 Mio. EUR, läuft noch bis 2031.

Teamviewer zählt hauptsächlich kleine und mittelständische Unternehmen zu seinen Kunden. Dort läuft es zur Zeit etwas träge, Kunden halten sich mit Bestellungen zurück oder gehen nur noch Verpflichtungen für kürzere Laufzeiten ein. Das zeigt sich in der schwachen Entwicklung des Auftragsbuches von Teamviewer. Daher wird das Unternehmen so günstig bewertet: EV/EBITDA 9 bei 30% Gewinnwachstum.

Teamviewer ist in meinen Augen ein weiteres Unternehmen, das derzeit extrem günstig bewertet ist, für einen Kursanstieg jedoch eine Besserung der Konjunktur und insbesondere der Stimmung unter seinen Kunden benötigt. Je nachdem, welche Erwartung Sie für die kommende Bundestagswahl haben, könnte das eine interessante Spekulation werden.

10.12.24:
Heute wurde bekannt gegeben, dass TeamViewer für 720 Mio. USD, finanziert durch Eigenmittel und überwiegend alte Kreditlinien, also Schulden, das britisch-amerikanische Softwareunternehmen 1E übernehmen möchte. Die Übernahme soll Anfang 2025 abgeschlossen werden. Ziel ist die Stärkung der Marktpräsenz in Nordamerika und die Erweiterung des Produktportfolios um Lösungen zur IT-Prozessüberwachung und -Optimierung.

Die Kombination der 1E-IT-Plattform mit TeamViewers Fernwartungslösungen schafft eine umfassende IT-Komplettlösung. Bis 2027 erwartet TeamViewer Umsatzsynergien von 25 Millionen Euro und eine Rückkehr zu zweistelligen Wachstumsraten. Geringe Überschneidung der Kunden ermöglicht zusätzliche Verkaufschancen.

Die Börse reagierte negativ, die Aktie verlor zweistellig, da Aktionäre weitere Aktienrückkäufe in den nächsten zwei Jahren als unwahrscheinlich betrachten. Zudem belastet die Finanzierung über Fremdkapital kurzfristig die Bilanz. Analysten bewerten die Übernahme als strategisch sinnvoll, da sie das Umsatzwachstum und die Marktposition von TeamViewer mittelfristig stärken dürfte. Die kurzfristige negative Reaktion des Marktes könnte sich laut Experten rasch normalisieren.

Die oben angesprochenen Aktienrückkäufe sind damit abgeschlossen, für die kommenden zwei Jahre dürften keine weiteren Rückkaufprogramme gestartet werden. Der nunmehr hohe Schuldenstand und die Ungewissheit, die mit einer so großen Übernahme einher gehen, schrecken Anleger ab. Bis auf Weiteres ist die zuvor positive Entwicklung, die ich in der Bilanz von TeamViewer erkannte, durch die große Ungewissheit auf Eis gelegt.

Zur Dimension: TeamViewer ist 1,9 Mrd. EUR wert und setzt 660 Mio. EUR im Jahr um. Für 1E wird fast ein Drittel der eigenen Marktkapitalisierung bezahlt, dabei setzt das Unternehmen weniger als ein Sechstel von dem um, was TeamViewer umsetzt. Und die EBITDA-Gewinnmarge bei TeamViewer liegt mit 43% über der von 1E mit gerade einmal 26%. Ich würde sagen, da hat CEO Oliver Steil wieder einmal einen stolzen Aufpreis auf den Tisch gelegt. Schade.

Schulden und die schwarze Null


Hallo Herr Heibel,

ich schätze Ihre Ausführungen und Einsichten zum Börsengeschehen seit vielen Jahren. Im aktuellen Ticker hat das Thema "Schulden" einen hohen Stellenwert - zu Recht. Ich fand allerdings Ihre Darstellung von Frankreich, die "ihre Schulden nicht im Griff haben" und daneben Deutschland als Musterschüler darstellen, schlicht falsch.
Ich möchte Ihnen gern meine Sicht der Dinge schildern, die sich eher an Ökonomen wie Heiner Flassbeck orientiert.

1) Die privaten Haushalte haben immer schon gespart, und das ist auch gut und richtig so
2) Früher haben sich die Unternehmen verschuldet, mittlerweile sparen auch diese.
3) In Deutschland möchte nun sogar der Staat sparen: Schuldenbremse, schwarze null

Es ist ja sehr löblich wenn alle sparen wollen. Das Ding ist nur: die Sparguthaben und Schulden auf der Welt saldieren sich zu null. Daraus folgt rein logisch: es können nicht alle sparen. Wenn jemand spart, muss sich jemand anders verschulden.
Oder anders gesagt: damit wir in Deutschland alle so schön sparen können, _brauchen_ wir das Ausland, welches sich verschuldet. Das kann aber schon per Definition nicht jedes Land so machen, der Saldo ist nunmal null.

Und warum kann Deutschland der Sparer sein kann und Frankreich der Schuldner? Das ist natürlich komplex, aber ein wichtiger Grund ist: wir haben uns beim Start der Währungsunion mal auf 2% Inflationsziel geeinigt. In Frankreich sind die Löhne im Schnitt 2% stärker gestiegen als der Produktivitätszuwachs, d.h. dort wurde die richtige Richtung eingeschlagen. Gleichzeitig haben wir in Deutschland die Reallöhne aber abgesenkt, bspw. durch die Agenda 2010, und haben dadurch unsere Wettbewerbsfähigkeit gesteigert.
Die gemeinsam gesetzten Regeln wurden also von beiden Seiten nicht eingehalten, und die Entwicklungen auf beiden Seiten hängen direkt miteinander zusammen. Gemeckert wird aber immer nur mit den Schuldnern, weil sie ihr Geld nicht zusammen halten können.

Damit will ich natürlich nicht sagen, dass es keine Reformen von verkrusteten und unwirtschaftlichen Zuständen geben soll. Ich finde es gut, dass hier Druck aufgebaut wird, um die Produktivität in der gesamten Eurozohne zu erhöhen. Leider treffen die Einsparungen dann aber meist die Schwachen, die keine Lobby haben. Und das führt dann wiederum zu gesellschaftlichen Verwerfungen und dem Erstarken von populistischen Parteien. Ich fände es in einem ersten Schritt schön, wenn die oben genannten Zusammenhänge wahrgenommen und verstanden werden, davon sind wir aber wohl leider weit entfernt.

Sie bekommen viele Nachrichten und dies ist ein komplexes Thema, daher bin ich Ihnen nicht böse wenn Sie nicht antworten. Falls doch, würde ich mich aber sehr über Ihre Einschätzung dazu freuen.

Liebe Grüße,
Michael aus Verl

ANTWORT
Vielen Dank für Ihr Lob und für die offene Auseinandersetzung mit einem Thema, dass durchaus kontrovers gesehen werden kann.

In Ihren Ausführungen fehlt mir der Hinweis auf die Unruhen, mit denen Frankreich seit vielen Jahren zu kämpfen hat. Ich persönlich habe den Eindruck, dass unser Modell, also weniger Lohnsteigerung (kleiner 2%) als Produktivitätswachstum von (größer 2%), zu mehr Wachstum führte, was wiederum der Politik ermöglichte, mehr soziale Transfers umzusetzen. Fand unser Wachstum auf dem Rücken der Franzosen statt?

Meiner Ansicht nach nicht. Ich unterscheide die Politik seit jeher in zwei Lager: Alle wollen sozial sein. Die einen wollen zuerst eine soziale Gerechtigkeit herstellen und bauen darauf, dass sodann das Wirtschaftssystem besser funktioniert (links). Die anderen wollen zuerst ein funktionierendes Wirtschaftssystem aufbauen und setzen darauf, dass dann ausreichend Geld für soziale Transfers übrig bleibt (rechts).

Menschen werden produktiv, wenn sie in einem funktionierenden Anreizsystem arbeiten. Die Politik muss in meinen Augen ausreichend soziale Transfers umsetzen, ohne das Anreizsystem kaputt zu machen. Dies führte unter anderem in der Nachkriegszeit zum Wirtschaftswunder in Deutschland. Seither wird jedoch zuerst verteilt, auch von der vermeintlich „rechten“ CDU. Das funktioniert auf dem Rücken unseres zuvor geschaffenen Kapitalstocks nicht ewig und wir kommen an die Grenzen.

Mit einem funktionierenden Anreizsystem wird von kreativen Menschen Wohlstand geschaffen. Diese Erfahrung sollten wir aus diversen gescheiterten sozialistischen Systemen inzwischen gemacht haben. In Deutschland haben wir eine soziale Marktwirtschaft. Die „Marktwirtschaft“ ist groß geschrieben, sozial ist ein zusätzliches Attribut. Meinem Eindruck nach hat sich diese Priorität seit 20 Jahren umgekehrt ..., in Frankreich schon viel länger.

Die Sichtweise, dass des einen Guthaben des anderen Schulden sind, halte ich für Demagogie. Es ist ein eingeschränktes volkswirtschaftliches Modell, mit dem Wechselwirkungen dargestellt werden. Ein Modell ist eine vereinfachende Darstellung der Realität. In der Realität gibt es noch viel mehr Komponenten, wie beispielsweise der Anreiz, mit dem Menschen arbeiten. Ein starker Anreiz führt zu Innovation und Innovation führt zu Wohlstand. Die Geldmenge mag sich in diesem System auf Null summieren, aber durch Anreiz erzielte Innovationen erhöhen den Wohlstand ungeachtet der Nullsumme.

Ja, das Thema ist komplex und ich merke schon, dass natürlich auch bei meiner Sichtweise genügend Angriffsflächen vorhanden sind. Ich habe zwar Volkswirtschaft studiert, sehe mich aber eher als jemanden, der sein Wissen aus der persönlichen Beobachtung, also Erfahrung, speist. Ich sehe, wie die Menschen, mit denen ich über produktive Tätigkeiten sprechen kann, immer seltener werden. Die meisten wissen genau, was rechtlich zulässig und erforderlich ist, wie man Auflagen erfüllt und was man besser unterlassen sollte.

In diesem Umfeld also zu glauben, ein Lösen der Schuldenbremse würde die Produktivität und den Wohlstand fördern, halte ich für abenteuerlich. Mehr Geld in einem System, das zunehmend darauf ausgerichtet ist, Auflagen zu erfüllen, wird endlich die Auflagen erfüllen, ohne einen wirklichen Mehrwert zu schaffen. Nicht umsonst haben Wolfspeed und Intel Ihre Investitionen abgeblasen, obwohl sie mit Milliardensummen gefördert werden sollten. Geld ist nicht das Problem. Ob Schulden oder Guthaben, ohne ein funktionierendes Anreizsystem passiert gar nichts.

... klingt ziemlich resolut, meine Antwort - ich hoffe, nicht zu harsch: Ich bin Ihnen sehr dankbar für die offene Diskussion, auch wenn ich manchmal meine Punkte recht resolut vertrete. Ich hoffe, Sie kommen damit zurecht :-).

Haftbefehl gegen CEO von Barrick Gold


Guten Tag Herr Heibel,
ich halte aktuell noch ca. 4% meins Depots in GOLD ( Barrick Gold), aktuell noch knapp im Plus.
Nun scheinen dort die Probleme im Loulo-Gounkoto-Vorkommen mit der Malischen Regierung zu eskalieren (hochrangige GOLD-MA verhaftet, Haftbefehl gegen CEO).
Da dieses Vorkommen meinen Recherchen nach ca. 11% bei GOLD ausmacht, ist das ja nicht zu vernachlässigen.
Wie schätzen sie hier die Entwicklung ein, kann das zu einem grösseren Problem werden und ein Verkauf wäre angeraten (Risiko-Management)?
Danke und beste Grüsse
Michael aus Basel

ANTWORT
Ja, tatsächlich wurden 4 Mitarbeiter vorübergehend inhaftiert, inzwischen aber wieder frei gelassen und gegen den CEO Mark Bristow wurde am 5.12. ein Haftbefehl wegen Geldwäsche und dem Verstoß gegen die Finanzregulierung vorgeworfen. Die Loulo-Gounkoto-Goldmine erwirtschaftet je nach Zeitraum 11-17% der Goldproduktion des Konzerns. Für Mali stellt die Mine eine bedeutende Einnahmequelle dar.

Mali befindet sich seit Jahren in einer schweren politischen und sicherheitspolitischen Krise. Nach Militärputschen 2020 und 2021 steht das Land unter militärischer Übergangsregierung. Angekündigte Wahlen für Anfang des Jahres wurden auf unbestimmte Zeit verschoben. Gleichzeitig kämpft es gegen islamistische Aufstände, die durch den Rückzug internationaler Truppen wie der UN-Mission MINUSMA (Frankreich) verschärft wurden.

Russland hat seinen Einfluss in Mali stark ausgebaut. Über die Wagner-Gruppe unterstützt es Mali militärisch und wirtschaftlich. Der Westen bezeichnet die russische Wagner-Truppe als Söldnerarmee, Mali selbst bezeichnet die Truppe als Militär-Ausbilder. Russische Söldner kämpfen gegen Aufständische, während Russland Waffen liefert und im Rohstoffsektor aktiv ist. Diese Zusammenarbeit stärkt Malis Militärregierung, wird jedoch von Menschenrechtsverletzungen und geopolitischen Spannungen überschattet.

Jetzt wollen Sie von mir wissen, was ich tun würde? Nun, ich meide solche Krisenherde mit meinem Kapital. Bis vor wenigen Jahren galten die Minen, die Barrick Gold betrieb, als „sicher“. In den vergangenen Jahren hingegen nahmen die Spannungen in dem einst von Frankreich kontrollierten Staat zu. Heute könnte sich das Blatt erneut gewendet haben, nachdem der Einfluss Russlands in Syrien einen Dämpfer erhalten hat. Von Syrien aus wurde Berichten zufolge die Unterstützung für Mali gesteuert. Mag also sein, dass die Aktie von Barrick Gold, die die jüngste Goldpreishausse nicht mitgemacht hat, dies nun nachholt? Ich weiß es nicht.

In meinen Augen ist Barrick Gold derzeit extrem günstig bewertet und selbst eine „teure“ Einigung mit der Militärregierung würde der Aktie meiner Einschätzung nach gut tun. Aber das ist eine Spekulation. Mit 4% Portfolioanteil wäre das für meinen Geschmack schon eine recht große Spekulation.

Soweit meine Gedanken zu Ihrer Frage, ohne dass ich Ihnen einen Königsweg aufzeigen kann. Für die Zukunft: Lieber in [Wheaton Precious Metals investieren, denn deren Management ist nicht operativ mit dem Betrieb von Minen und dem Besänftigen von fremden Regierungen beschäftigt :-).




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Quellen:
Kurse: Bloomberg, Deutsche Kurse von comdirect.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Bloomberg, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen

DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5428
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



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