Heibel-Ticker PLUS 25/5 - Bedeutung von DeepSeek KI & Q-Zahlen von SAP, Apple, Meta, Tesla & Microsoft

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Heibel-Ticker PLUS Börsenbrief

- Einfach einen Tick besser -

20. Jahrgang - Ausgabe 05 (31.01.2025)




Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

1.Info-Kicker: Turbulente Börsenwoche dank China-KI
2.So tickt die Börse: Q-Zahlen von SAP, Apple, Meta, Tesla & Microsoft sowie Bedeutung von DeepSeek KI
 - SAP trotzt dem KI-Wettlauf und peilt langfristiges Wachstum an
 - Apple begeistert
 - Microsoft investiert in alle Ebenen der KI
 - Meta schwimmt auf der KI-Erfolgswelle
 - Tesla zwischen Rekorden, Robotaxis und Visionen
 - DeepSeek revolutioniert die KI-Modellentwicklung
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
3.Sentiment: Heimische Anleger blicken mit Unverständnis auf die DAX-Rallye
 - Interpretation
4.Ausblick: Paradigmenwechsel: Glorreiche Sieben nicht mehr alternativlos
 - Not macht erfinderisch
5.Update beobachteter Werte: Puma, Nvidia, Apple
 - Puma: Bruchlandung
 - Nvidia: DeepSeek verunsichert Anleger
 - Apple: Tim Cook navigiert mit ruhiger Hand durch stürmische See
6.Leserfragen
7.Übersicht HT-Portfolio
8.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
9.Mitgliedschaft verwalten



1. Info-Kicker: Turbulente Börsenwoche dank China-KI



Liebe Börsenfreunde,

Es ist wieder soweit: In der abgelaufenen und kommenden Woche öffnen unzählige Unternehmen ihre Bücher und gewähren Einblick in die Geschäftsentwicklung des abgelaufenen Quartals. In Kapitel 2 fasse ich das Wichtigste aus den Analystencalls von SAP, Apple, Meta, Microsoft und Tesla zusammen. Außerdem erkläre ich, was hinter der Aufregung um DeepSeek aus China steckt.

Das Sentiment zwischen Deutschland und den USA entwickelt sich zunehmend auseinander. Kein Wunder, der DAX legte seit Jahresbeginn um 9% zu, der S&P 500 nur um 3,5%. Was dahinter steckt, und was dies für die künftige Entwicklung bedeutet, analysiere ich für Sie in Kapitel 3.

Der heutige Ausblick enthält eine weitere Einschätzung zur Bedeutung von DeepSeek für einzelne KI-Aktien sowie auch für andere Aktien. Wir können nun nach aussichtsreichen Aktien Ausschau halten, die noch vor wenigen Wochen als aussichtslos galten.

Außerdem habe ich in Kapitel 4 nochmals mein Update vom Dienstag dieser Woche abgedruckt, das bereits an die Express-Mitglieder verschickt wurde. Für alle Plus-Mitglieder enthalten diese Ausführungen weitere Informationen, die für das Verständnis von DeepSeek und dessen Bedeutung wichtig sind.

Bitte verpassen Sie auch nicht die Updates zu Apple und Puma ... und natürlich auch nicht das Update zu Nvidia, in dem ich bereits am Montag eine erste Einschätzung zu DeepSeek abgab. Wer's Schritt für Schritt verstehen möchte, der liest als Erstes das Update zu Nvidia, danach Kapitel 4 und zuletzt das Kapitel 2 der heutigen Ausgabe :-).

Die heutigen Leserfragen in Kapitel 6 handeln von der Möglichkeit eines Bitcoin-Investments über Trade Republic, von dem norwegischen Ölkonzern Equinor sowie von den drei Nachfolgeunternehmen von General Electric: Verona, Health und Electric.

Natürlich gibt es wie immer eine tabellarische Übersicht über unser Heibel-Ticker Portfolio in Kapitel 7.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

heibel

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




2. So tickt die Börse: Q-Zahlen von SAP, Apple, Meta, Tesla & Microsoft sowie Bedeutung von DeepSeek KI



Bevor wir uns DeepSeek widmen, dem dominierenden Thema dieser Woche, schauen wir uns doch mal kurz die Quartalszahlen von vier der sieben glorreichen Sieben Mega-Techunternehmen an: Microsoft, Meta, Tesla & Apple. In Deutschland startete SAP mit Q-Zahlen in die Berichtssaison.

SAP trotzt dem KI-Wettlauf und peilt langfristiges Wachstum an



SAP kann auf ein starkes Jahr 2024 zurückblicken: Der Cloud-Umsatz wuchs um 27%, der aktuelle Cloud-Auftragsbestand stieg um 29% auf beeindruckende 18,1 Mrd. Euro. Die operative Marge verbesserte sich um 1,4 Prozentpunkte. Trotz dieser positiven Zahlen blieb die Aktie nach der Veröffentlichung des Berichts unter Druck. Analysten hinterfragten, ob die Dynamik im Cloud-Geschäft anhalten kann und ob SAPs KI-Strategie gegenüber US-amerikanischen und chinesischen Tech-Giganten konkurrenzfähig bleibt.

CEO Christian Klein ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und zeigte sich optimistisch: SAP sei Europas einziger ernstzunehmender Tech-Konzern und verfüge über eine einzigartige Datengrundlage, um Künstliche Intelligenz gezielt für Unternehmen nutzbar zu machen. Während sich die Konkurrenz auf generische Sprachmodelle konzentriere, integriere SAP Agentic AI direkt in Geschäftsprozesse. Das Versprechen: Unternehmen sollen KI-gestützt ihre Cashflows optimieren, Lieferketten verbessern und effizienter arbeiten – und das alles ohne eigene Datenwissenschaftler anstellen zu müssen.

Dennoch räumte Klein ein, dass Europa regulatorisch hinterherhinke: „Wir haben 27 verschiedene KI-Gesetze, statt einer einheitlichen Regelung. So kann Innovation nicht skalieren.” SAP will 40 Mrd. Euro in KI und Cloud-Infrastruktur in Europa investieren, fordert aber von der EU, eine klarere Linie zu schaffen, um Investitionen effizient zu ermöglichen.

Analysten kritisierten das sich verlangsamende Wachstum des Auftragsbestands im Cloud-Geschäft. CFO Dominik Asam erklärte dies mit der wachsenden Basis und einem einmaligen Effekt durch die WalkMe-Akquisition. Restrukturierungskosten belasten kurzfristig: Rund 10.000 Stellen wurden im Zuge des Transformationsprogramms gestrichen, 9.000 Neueinstellungen folgten, vor allem im Bereich KI und Vertrieb. Klein betonte, dass SAP hier „fürs Erste durch” sei und schloss größere Übernahmen aus. Kleinere Akquisitionen wie WalkMe oder LeanIX seien aber weiterhin möglich, wenn sie das Portfolio sinnvoll ergänzen.

Wenn Daten das geheime Gewürz der KI sind, dann ist SAP bestens positioniert, um auf der KI-Welle weiter zu schwimmen. Die Aktie ist bereits deutlich angesprungen, dennoch ist die Bewertung vertretbar: Das EV/EBITDA für 2026e steht bei 24, das Gewinnwachstum bei 20%.

Apple begeistert



Apple hat im Weihnachtsquartal mal wieder Rekorde gebrochen und damit die Erwartungen der Analysten erfüllt oder leicht (rund 2%) übertroffen: Mit einem Umsatz von 124,3 Mrd. USD (+4%) und einem Gewinn je Aktie von 2,40 USD (+7%) lieferte der Konzern beeindruckende Zahlen. Besonders stark war das Wachstum in den Dienstleistungen, die mit 26,3 Mrd. USD (+14%) auf ein neues Allzeithoch kletterten. Die installierte Basis aktiver Apple-Geräte erreichte mit 2,35 Mrd. ebenfalls einen neuen Rekord.

CEO Tim Cook war in bester Laune und betonte die wachsende Bedeutung von Apple Intelligence (AI, so nennt Apple seine KI), das mittlerweile in mehreren Ländern ausgerollt wurde und bald auch in weiteren Sprachen verfügbar sein soll. Interessant: In Märkten mit Apple Intelligence verkaufte sich das iPhone 16 spürbar besser als in Regionen, in denen die KI-Funktionen noch nicht verfügbar sind. Die neue iPhone-Generation erzielte mit 69,1 Mrd. USD Umsatz ein solides Ergebnis, blieb aber in China hinter den Erwartungen zurück (-11%). Cook führt dies auf Lagerbestandsanpassungen zurück, hält aber langfristig an Chinas Potenzial fest. Zudem wird die Apple-KI in China erst ab April verfügbar sein.

Das Mac-Segment legte um 16% zu und profitierte von der Nachfrage nach den neuen M4-Geräten. Auch das iPad überzeugte mit +15% Wachstum, angetrieben durch das iPad Mini und das M4 iPad Pro. Während Wearables (tragbare Geräte wie AirPods) mit 11,7 Mrd. USD leicht rückläufig waren (-2%), glänzten Apple TV+ und andere Services mit weiterem Wachstum und steigender Nutzerbindung.

Die Gewinnmarge von 46,9% sowie ein operativer Cashflow von 29,9 Mrd. USD untermauern die Stabilität des Geschäfts. Zudem wurden im Quartal über 30 Mrd. USD in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen an Aktionäre zurückgegeben. Blickt man nach vorne, erwartet Apple für das März-Quartal ein Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich, wobei der starke US-Dollar als Gegenwind belastet.

Microsoft investiert in alle Ebenen der KI



Microsoft hat im Weihnachtsquartal ebenfalls starke Zahlen vorgelegt und damit die Erwartungen der Analysten um rund 3% übertroffen. Der Umsatz stieg um 12% auf 69,6 Mrd. USD, während der Gewinn je Aktie um 10% auf 3,23 USD zulegte. Besonders hervorzuheben ist das Cloud-Geschäft, das erstmals die Marke von 40 Mrd. USD durchbrach und um 21% wuchs. Der Bereich Künstliche Intelligenz verzeichnete eine Jahresumsatz-Run-Rate von 13 Mrd. USD, was einem Wachstum von 175% entspricht.

CEO Satya Nadella betonte, dass Microsoft weiter massiv in Rechenzentren und KI-Infrastruktur investiert, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Ich werte dies als Bestätigung für die Nachfrage nach Nvidia-Chips, die aufgrund der DeepSeek-Veröffentlichung dieser Woche in Frage gestellt wurde. Besonders erfreulich: Kunden wechseln zunehmend von Testphasen zu großflächigen Unternehmensanwendungen, was sich positiv auf die Einnahmen auswirkt. Die Microsoft-Cloud Azure bleibt das Fundament für KI-Anwendungen, und Microsofts Investitionen in eigene Chips zeigen die Bestrebungen, sich unabhängiger von Drittanbietern wie Broadcom und Marvell zu machen.

Analysten stellten kritische Fragen zur Wachstumsverlangsamung bei Azure. CFO Amy Hood räumte ein, dass das nicht-KI-Geschäft von Azure unter Umstrukturierungen im Vertrieb leide, betonte aber, dass der KI-Bereich die Erwartungen übertroffen habe. Die Nachfrage sei weiterhin höher als das aktuelle Angebot an Rechenkapazitäten, jedoch rechne Microsoft damit, diese Engpässe bis zum Ende des Geschäftsjahres auszugleichen. Auch das Thema OpenAI und Microsofts Engagement dort wurde angesprochen. Nadella betonte, dass die Partnerschaft mit OpenAI für Microsoft äußerst vorteilhaft sei und sich weiterentwickeln werde, wobei Microsoft sein KI-Portfolio gleichzeitig breiter aufstelle.

Im Bereich Microsoft 365 Copilot zeigte sich eine starke Dynamik. Unternehmen wie Novartis und Barclays haben tausende neue Lizenzen hinzugebucht. Das zunehmende Interesse an KI-gestützter Produktivität belegt, dass Microsofts Strategie aufgeht. Auch die Unternehmenstochter LinkedIn konnte mit einem Umsatz von über 2 Mrd. USD im Premium-Segment überzeugen, während der Spielebereich (Xbox) durch den Erfolg von Call of Duty und Game Pass weiter profitabel bleibt.

Trotz hoher Investitionen in KI und Cloud bleibt Microsoft finanziell robust: Die operative Marge stieg um 2 Punkte auf 45%, während der Cashflow aus dem operativen Geschäft bei 22,3 Mrd. USD lag. Für das kommende Quartal erwartet das Management weiterhin zweistelliges Wachstum, jedoch mit leichtem Gegenwind durch den starken US-Dollar.

In der Branche wird Copilot belächelt. Wer effizient mit Microsoft Office 365 arbeiten möchte, der fragt ChatGPT nach Lösungen. Der Mehrwert von Copilot ist überschaubar. Die hohen Investitionen Microsofts in die KI werden von Analysten daher kritisiert. Erschwerend kommt hinzu, dass derzeit eine gewisse Verunsicherung hinsichtlich der Notwendigkeit der hohen Investitionen in die KI besteht, wo doch DeepSeek einen extrem günstigen Weg aufgezeigt hat. Ich denke, dass sich die Investitionen langfristig auszahlen werden, kurzfristig jedoch belasten könnten.

Immerhin ist Microsoft ein Unternehmen, dass in alle KI-Ebenen stark investiert: Es wird in die Entwicklung eines eigenen KI-Modells investiert, damit konkurriert man mit DeepSeek, OpenAI und Meta. Zudem wird in eigene KI-Chips investiert, damit konkurriert man mit Broadcom und Marvel, sowie auch mit Nvidia. Es wird in Nvidia-Chips investiert, um KI-Rechenzentren zu bauen. Es wird in die KI-Anwendung Copilot investiert, damit konkurriert man mit Salesforce.

Meta schwimmt auf der KI-Erfolgswelle



Auch Meta hat das vierte Quartal 2024 mit einem starken Umsatzwachstum abgeschlossen. Die Einnahmen stiegen um 21% auf 48,4 Milliarden USD und lagen damit um 3% über den Erwartungen der Analysten, während der Gewinn um 64% auf 20,8 Milliarden USD anstieg und um 7% über den Erwartungen liegt. CEO Mark Zuckerberg betonte, dass 2025 ein entscheidendes Jahr für das Unternehmen werde, insbesondere im Bereich der KI. Meta AI, die hauseigene KI-Plattform, soll zur weltweit führenden persönlichen Assistenzlösung ausgebaut werden. Gleichzeitig treibt Meta die Entwicklung seiner Open Source Llama-KI-Modelle voran und setzt dabei auf eine Mischung aus Open Source und proprietärer Technologie. Llama 4, das kommende Modell, soll erstmals multimodal und agentenbasiert arbeiten, also nicht nur Text, sondern auch Bilder und komplexe Aufgaben verarbeiten können.

Ein weiteres großes Thema war die massive Investition in Infrastruktur. Meta plant, 2025 zwischen 60 und 65 Mrd. USD in Rechenzentren und eigene Chips zu investieren. Zuckerberg kündigte an, dass das Unternehmen fast ein Gigawatt an Rechenkapazität in Betrieb nehmen werde, mit langfristigen Plänen für noch größere KI-Rechenzentren. CFO Susan Li bestätigte, dass Meta weiter auf eigene Chips (MTIA) setze, um bestimmte KI-Prozesse, insbesondere das Inferencing, also das Ausliefern von Antworten auf Basis trainierter KI-Modelle, effizienter und günstiger abzuwickeln. Gleichzeitig betonte sie aber, dass Meta weiterhin stark von Nvidia und anderen Drittanbietern abhängig bleibe, hier insbesondere im Bereich des Trainings von KI-Modellen.

Die Analysten interessierte vor allem, wie Meta seine KI-Initiativen monetarisieren will. Während das Werbegeschäft stabil wuchs und die Anzahl der ausgelieferten Anzeigen um 6% stieg, blieb die Frage offen, wie Meta AI direkt Einnahmen generieren soll. Zuckerberg erklärte, dass das Unternehmen vorerst den Fokus auf Reichweite und Nutzerakzeptanz lege. Erst wenn Meta AI eine Milliarde Menschen erreicht habe, werde man sich mit Monetarisierungsmodellen wie bezahlten Empfehlungen oder Premium-Features beschäftigen.

Ein weiteres Wachstumsfeld sieht Meta in der Messenger-Sparte. Die WhatsApp Business-Plattform verzeichnete starkes Umsatzwachstum. Zuckerberg sprach zudem über die Fortschritte bei Threads, Metas Alternative zu X (ehemals Twitter), das inzwischen über 320 Millionen aktive Nutzer zählt. Die Monetarisierung von Threads läuft gerade erst an, erste Werbeanzeigen wurden im vierten Quartal getestet.

Auch das Metaverse blieb ein Thema. Während der Umsatz von Reality Labs, der Sparte für Virtual Reality und Augmented Reality, nur leicht auf 1,1 Mrd. USD stieg, sieht Meta weiterhin Potenzial in der langfristigen Entwicklung dieser Technologie. Die Ray-Ban Meta AI-Brille sei ein großer Erfolg, und 2025 werde sich zeigen, ob KI-gestützte Brillen tatsächlich zu einem Massenmarkt werden könnten.

Abschließend äußerte sich Zuckerberg optimistisch zur politischen Entwicklung in den USA. Er sprach von einer neuen Ära, in der amerikanische Technologieunternehmen wieder stärker gefördert würden. Meta wolle diese Gelegenheit nutzen, um sich als globaler Marktführer in KI zu etablieren.

Mehrere Fragen der Analysten zielten darauf ab, ob Meta sich langfristig mit seiner Open-Source-KI-Strategie nicht selbst schade, indem es Wettbewerbern wie DeepSeek aus China den Zugang zu leistungsfähiger Technologie erleichtert. Zuckerberg verteidigte den Ansatz mit dem Argument, dass ein US-amerikanischer Open-Source-Standard besser sei, als die Kontrolle über KI-Modellentwicklung an ausländische Player zu verlieren.

Ich gehe weiter unten näher auf den Open Source Ansatz von DeepSeek ein. So viel vorab: DeepSeek nutzte KI-Ansätze, die überwiegend in den USA entwickelt wurden, und kombinierte sie sinnvoll. Provokativ formuliert könnte ich sagen, DeepSeek hat sich das Beste aus den in den USA entwickelten Ansätzen zusammenkopiert. Und genau das möchte Zuckerberg: Dadurch, dass er seine Modelle als Open Source zur Verfügung stellt, sollen auch weiterhin die kreativen Neuentwicklungen eine Weiterentwicklung dieser Modelle sein, egal ob dies in den USA oder in China erfolgt.

Anleger sind begeistert von Zuckerbergs Ansatz, die Aktie stieg um 8% an.

Tesla zwischen Rekorden, Robotaxis und Visionen



Tesla hat im vierten Quartal 2024 erneut Rekorde aufgestellt: Die Auslieferungen liefen auf Hochtouren, das Model Y wurde zum meistverkauften Auto der Welt – nicht nur unter Elektroautos, sondern insgesamt. Dennoch fiel der Gewinn schwächer aus als erhofft. Die Bruttomarge litt unter aggressiven Rabatten, und auch der erwartete Schub durch den Verkauf der Full-Self-Driving (FSD)-Software blieb aus. Doch Tesla-Chef Elon Musk ließ sich davon nicht beirren und bezeichnete das Potenzial autonom fahrender Teslas als nichts Geringeres als den „größten Wertzuwachs eines Vermögensgegenstands in der Menschheitsgeschichte”.

Musk sieht 2025 als das Jahr, in dem Tesla Robotaxis erstmals als kommerziellen Service in Austin, Texas, starten will. Er behauptet, dass das autonome System mittlerweile besser fahre als ein durchschnittlicher Mensch. Bereits jetzt seien tausende Fahrzeuge in Tesla-Fabriken ohne Fahrer unterwegs. Die richtige Explosion erwarte er aber erst 2026 und darüber hinaus, wenn Tesla durch Autonomie und humanoide Roboter „mehr wert sein könnte als die fünf größten Unternehmen der Welt zusammen”.

Der Roboter, genannt Optimus, soll schon 2025 in Tesla-Fabriken eingesetzt werden und später weltweit in den Verkauf gehen. Tesla plant eine radikale Skalierung, möglicherweise auf 100 Millionen Einheiten pro Jahr. Doch Analysten bleiben skeptisch: Die Technologie sei noch nicht marktreif, der Markt für humanoide Roboter sei unbewiesen, und Produktionskapazitäten müssten erst geschaffen werden. Musk selbst gab zu, dass Tesla bei Optimus Zug und Gleise gleichzeitig baut, während das Ziel noch definiert wird. Das klingt eher nach einer Vision, aber nicht nach einem belastbaren Geschäftsmodell. Doch genau dafür wird Elon Musk von seinen Fans geliebt.

Das Kerngeschäft bleibt ebenfalls spannend: Die Produktion des neuen Model Y startet bald in allen Tesla-Fabriken gleichzeitig – ein massiver Kraftakt, der kurzfristig zu Produktionsausfällen und Margenbelastungen führen werde, so Musk. Außerdem kündigte Tesla ein neues, günstigeres Modell für 2025 an, das die Elektroauto-Massenmärkte endgültig erobern soll. Batterien bleiben jedoch der Engpass, denn Tesla könne mehr Autos verkaufen, als es Batterien gibt.

Musk selbst bleibt optimistisch und sieht keinen ernstzunehmenden Wettbewerber bei „realer KI”. Er versprach, dass bis Ende 2025 autonome Teslas weltweit unterwegs sein werden, zumindest dort, wo die Regulierungsbehörden mitspielen.

Doch genau das ist der Knackpunkt: Teslas Börsenkurs enthält bereits viel Zukunftsmusik. Ob 2025 tatsächlich das Jahr wird, in dem Robotaxis und humanoide Roboter Fahrt aufnehmen, bleibt abzuwarten. Bisher sind das vor allem Visionen – aber Visionen, die Musk mit einer Überzeugung verkauft, die Investoren schwer ignorieren können.

Das Umsatzwachstum hat im Jahr 2024 eine Pause eingelegt. Nach hohen zweistelligen Wachstumsraten in den Vorjahren blieb der Umsatz 2024 nahezu unverändert, der Gewinn ging gar um 21% zurück. Doch es soll sich um ein Anpassungsjahr gehandelt haben, schon im laufenden Jahr soll der Umsatz um 17%, im Jahr 2026 dann um 28% anwachsen. Der Gewinn soll Analystenerwartungen zufolge überproportional um 48% und dann noch 30% anwachsen. Für 2026e ergibt sich ein EV/EBITDA von 52. Das sind hohe Bewertungskennziffern, aber nicht zu hoch, wenn die Prognosen eintreffen.

DeepSeek revolutioniert die KI-Modellentwicklung



Am vergangenen Wochenende veröffentlichte das chinesische Unternehmen DeepSeek seine KI-Anwendung DeepSeek-R1, das auf dem KI-Modell Verision 3 basiert. Mit einem Bruchteil der Kosten der US-Wettbewerber konnte ein wettbewerbsfähiges Modell geschaffen werden. Zunächst brachen sämtliche KI-Aktien ein, im weiteren Wochenverlauf wurde dann unterschieden, wer davon profitieren könnte, und wer nicht.

DeepSeek hat sich in der KI-Welt mit einem cleveren Ansatz hervorgetan: Anstatt nur immer mehr leistungsstarke Hardware einzusetzen, setzt das Unternehmen auf hochoptimierte Software. Der Auslöser für diesen Innovationsschub war die US-Exportbeschränkung für Nvidias H100-GPUs nach China. Während westliche Unternehmen ihre Modelle mit massivem Rechenaufwand trainieren, musste DeepSeek einen anderen Weg finden. So entstand DeepSeek-R1-Zero, das als erstes Modell vollständig auf Reinforcement Learning ohne menschliches Feedback setzt. Das bedeutet, dass es sich selbst logische Zusammenhänge erschließt, ohne vorher mit riesigen Mengen an Daten gefüttert worden zu sein. Doch dieser Ansatz war nicht fehlerfrei, also führte DeepSeek eine Mischung aus vortrainierten Daten in das Reinforcement Learning ein, um eine bessere Balance zwischen menschlichem und maschinellem Lernen zu erreichen. Das Ergebnis ist das DeepSeek-R1-Modell, das am 20. Januar 2025 veröffentlicht wurde und mit OpenAIs neuesten Modellen mithalten kann – allerdings mit deutlich effizienterer Rechenleistung.

DeepSeek hat weitere Entwicklungen der KI-Welt genutzt, um seine Modelle zu optimieren. Bei meinen Recherchen stoße ich aber immer wieder darauf, dass die verwendeten Optimierungsansätze im Silicon Valley entwickelt wurden, DeepSeek besticht lediglich durch die sinnvolle Kombination dieser Ansätze. Hier ein paar der Ansätze, damit Sie einen Eindruck bekommen, wie sowas gehen kann.

Die Mixture-of-Experts-Architektur (MoE) sorgt beispielsweise dafür, dass nicht das gesamte KI-Modell mit seinen 671 Milliarden Parametern gleichzeitig aktiv ist, sondern jeweils nur ein spezialisierter Teil, wodurch der Rechenaufwand drastisch reduziert wird. Dazu kommt Multi-head Latent Attention (MLA), das den Speicherverbrauch minimiert – ein entscheidender Vorteil, da DeepSeek in China nur die für den Export abgespeckte H800-GPU nutzen kann. Mit Load Balancing, das die Rechenkapazitäten gleichmäßiger verteilt, und Multi-Token Prediction, das mehrere Worte gleichzeitig voraussagt, hat DeepSeek das KI-Training weiter beschleunigt. Besonders spannend ist die Knowledge Distillation: Große Modelle werden in kleinere, aber dennoch leistungsstarke Versionen heruntergebrochen. So kann DeepSeek beispielsweise ein Modell mit nur 32 Milliarden Parametern anbieten, das sich mit OpenAIs GPT-4o-mini messen kann.

Semi Diese Innovationen werden nun auf ihre direkten Auswirkungen auf Nvidia, Broadcom und Marvell untersucht. Nvidia könnte unter Druck geraten, denn DeepSeek zeigt, dass nicht immer teurere GPUs nötig sind, um Spitzenmodelle zu entwickeln. Die Exportbeschränkungen haben chinesische Unternehmen gezwungen, Software als Alternative zu optimieren, und das könnte langfristig den Hardware-Hunger bremsen. Broadcom hingegen dürfte profitieren, denn effiziente KI-Modelle könnten den Bedarf an Hochgeschwindigkeitsnetzwerken erhöhen. Marvell könnte von den Fortschritten im Bereich Edge-KI profitieren, da kleinere, optimierte Modelle eher auf Spezialchips laufen.

Doch das große Fragezeichen bleibt: Führen die Fortschritte in der Software zu einem Rückgang der Investitionen in High-End-Hardware, oder beschleunigt sich das Rennen um die bestmögliche KI weiter? Noch dominiert OpenAI mit seiner neuesten Generation an Modellen das Feld, doch mit DeepSeeks Open-Source-Strategie könnten diese Effizienzgewinne auch westlichen Unternehmen zugute kommen. Am Ende könnte nicht die Software oder die Architektur den Unterschied machen, sondern die Fähigkeit, sich die besten GPUs und Spezialchips zu sichern.

Wir sehen, die Effizienzsprünge sind gigantisch und DeepSeek ist da nur ein Spieler unter vielen. Ich gehe davon aus, dass das Silicon Valley auch in Zukunft bei Neuentwicklungen die Nase vorn hat. Die KI für Bilder wird derzeit entwickelt, DeepSeek hat auch dafür schon ein optimiertes Modell. Bei Videos, also bewegten Bildern, werden derzeit jedoch noch die neuesten Chips von Nvidia benötigt. Insbesondere der Bereich der "Real-KI", wie Musk die Anwendung für das autonome Fahren und die KI-Roboter nennt, die auf ihre physikalische Umwelt reagieren, ist nochmals um ein Vielfaches komplexer.

Die Frage ist, ob sich die teuren Entwicklungskosten, die eben notwendig sind, um mit den neuesten KI-Chips Fortschritte zu erzielen, in Geld umwandeln lassen, bevor China die Ergebnisse optimiert und kostengünstig nachbildet. Hier sind Zweifel angebracht und daher hatte ich diese Woche nicht vehement zu Käufen der niedergeprügelten KI-Aktien aufgerufen.

Der Open Source Ansatz von Mark Zuckerberg ermöglichte es DeepSeek, das Beste aus den verschiedenen Ansätzen zusammenzutragen. Die Nutzung der ChatGPT-Ergebnisse beschleunigte das Reinforcement Learning. OpenAI ist zwar nicht mehr Open Source, sehr zum Bedauern von Elon Musk, aber dennoch können die OpenAI-Ergebnisse zur Optimierung anderer KI-Modelle genutzt werden.

Können die Entwickler neuer Modelle künftig verhindern, dass China schneller effizientere Modelle herausbringt, als sie ihre Entwicklungskosten einholen können? Führt diese Entwicklung vielleicht sogar zu einer noch stärkeren Abschottung der USA in Sachen KI-Hardware und Software gegenüber dem Ausland?

Es wurden viele Fragen aufgeworfen, die ich ad hoc nicht zufriedenstellend beantworten kann. Daher diese ausführliche Beschreibung der Vorgänge, vielleicht können Sie das nun besser einordnen. In meinen Augen ist es nun zumindest fraglich, ob die glorreichen Sieben so unantastbar auf ihrem Thron sitzen, oder aber ob die KI nun nicht noch schneller in die Breite geht, als das ohnehin bereits der Fall ist.

Ich habe in meinen beiden Updates dieser Woche ausgearbeitet, welche KI-Unternehmen von dieser Entwicklung profitieren dürften.

Schauen wir uns nun einmal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes




INDIZES31.1., 17:56 UhrWoche ΔΣ '25 Δ
DAX21.732 1,6%9,2%
S&P 5006.111 -0,1%3,5%
Nikkei39.572 -0,9%-0,8%
Shanghai A 3.817 -0,4%-3,0%
Euro/US-Dollar1,04-1,1%-0,1%
Euro/Yen161,14-1,5%-1,0%
10-Jahres-US-Anleihe4,52%-0,090,01
Umlaufrendite Dt2,39%-0,110,08
Feinunze Gold$2.808 1,2%7,4%
Fass Brent Öl$76,86 -1,6%3,2%
Kupfer$9.129 -1,1%2,5%
Baltic Dry Shipping$715 -13,2%-28,3%
Bitcoin$105.034 -1,3%12,0%



Geo Der Baltic Dry Verschiffungsindex bricht diese Woche ein. Das mag am chinesischen Neujahrsfest liegen, diese Woche blieben die chinesischen Geschäfte geschlossen. Dennoch befinden sich die Verschiffungskosten schon seit Monaten in einem Abwärtstrend. Die Schifffahrt setzt derzeit heftige Kosteneinsparungen durch. Ich denke aber auch, dass dieser Rückgang mit der Befürchtung zusammenhängt, dass sich der globale Handel in den kommenden vier Jahren nicht sonderlich positiv entwickeln wird - Strafzöllen sei Dank.




3. Sentiment: Heimische Anleger blicken mit Unverständnis auf die DAX-Rallye



Umfrage Um weitere 2% klettert der DAX diese Woche nach oben. Damit ergibt sich ein Plus von 9% seit Jahresbeginn. Der DAX stellt alle anderen Aktienmärkte in den Schatten: S&P 500 seit Jahresbeginn +3,5%, Nikkei -0,8% und Shanghai A-Aktien -3%. Einer Umfrage der Bank of America zufolge strömt Anlagevolumen institutioneller Investoren nach Deutschland. Ob dies die Vorfreude auf den Politikwechsel ist, oder die Erleichterung über die bislang noch nicht eingeführten Strafzölle der Trump-Administration, lässt sich nicht sagen.

Die Stimmung unter den Anlegern ist dadurch nun in der dritten Woche in Folge mit einem Wert von 4,2 im euphorischen Bereich: Partylaune. Doch die Selbstzufriedenheit fällt parallel zu dieser Partylaune kontinuierlich ab auf ein Niveau von nunmehr 1,9. Heimische Anleger haben sich offensichtlich teilweise zu früh von der Rallye verabschiedet und blicken nun den Kursen unterinvestiert nach.

Die Zukunftserwartung verbleibt mit einem Wert von -3,3 auf einem sehr pessimistischen Niveau. Ein Großteil der Anleger glaubt offensichtlich nicht an eine Fortsetzung der Rallye.

Dies zeigt sich auch in der Investitionsbereitschaft, die mit 0,2 anzeigt, so dass kaum jemand auf dem aktuellen Niveau einsteigen möchte. Auch eine Verkaufsabsicht ist diesem Wert nicht abzulesen. Das passt in die oben aufgestellte Vermutung, dass viele Anleger bereits zu früh aus der Rallye ausgestiegen sind und nun neidisch den steigenden Kursen hinterher blicken müssen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger bleibt mit einem Wert von -30% in diesem noch jungen Jahr kontinuierlich im Minus. Das Minus zeigt an, dass Privatanleger ihre Aktienpositionen mit Put-Optionen und anderen Derivaten, die von fallenden Kursen profitieren, absichern. Vermutlich gibt es auch inzwischen eine nennenswerte Anzahl an Anlegern, die einfach nur auf einen Rücksetzer spekulieren.

Das Put/Call-Verhältnis für Aktien im DAX notiert mit einem Wert von 2,35% nach wie vor auf einem extrem hohen Niveau, was auch hier die starke Nachfrage von institutionellen Anlegern nach Put-Absicherungen gegen fallende Kurse widerspiegelt.

Das Put/Call-Verhältnis für Aktien an der CBOE fiel diese Woche auf nur noch 0,52 und notiert somit im Bereich des Durchschnitts der vergangenen Monate. In den USA gab es weder den exorbitanten Kursanstieg, den wir im DAX sehen, noch gibt es daher eine entsprechende Absicherungsneigung.

Die Investitionsquote der US-Fondsmanager fällt diese Woche auf 68% (-12%punkte). Nachdem sich die Investitionsquote vom zum Jahresbeginn typischem niedrigen Niveau vor einer Woche deutlich nach oben entwickelte, bricht sie nun wieder ein. Ich habe keine andere Erklärung dafür als die, dass Fondsmanager die DeepSeek-Fragen zunächst beantworten müssen, bevor sie ihr Engagement in KI-Aktien bestätigen oder gar erhöhen.

Die Bulle/Bär-Differenz fiel auf 7%punkte zurück. 41% Bullen stehen 34% Bären gegenüber.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 notiert mit einem Wert von 50% im neutralen Bereich.

Interpretation



Feier In Deutschland werden die täglichen Rekorde im DAX gefeiert. Doch die Feierlaune fällt moderat aus, da viele Anleger an der Rekordjagd nicht teilhaben. Zu überraschend und für heimische Anleger wenig nachvollziehbar ist die Rallye.

Daher bleibt die Sentimentdifferenz zwischen Stimmung und Erwartung mit +82% extrem groß. In den 8 vergleichbaren Situationen der Vergangenheit, in denen die Sentimentdifferenz ähnlich groß oder noch größer war, folgte ein DAX-Anstieg um durchschnittlich 4% binnen 6 Monaten.

Ursächlich für diese positive Entwicklung könnte die große Zurückhaltung sein, mit der heimische Anleger die Rallye beobachten. Irgendwann laufen ihre Absicherungspositionen zu stark ins Minus, so dass sie diese auflösen und die Rallye durch die dafür erforderlichen Deckungskäufe nochmals anheizen könnten.

Nach unten scheint der DAX nach wie vor gut abgesichert, wie wir der großen Nachfrage nach Absicherungsprodukten ebenfalls entnehmen können. Sollten die Kurse tatsächlich zu bröckeln beginnen, dürften eher die zur Auflösung der Absicherungspositionen erforderlichen Deckungskäufe einen Kurseinbruch frühzeitig beenden.

So lässt die DAX-Verfassung aus Sicht der Sentiment-Analyse nach wie vor eine Fortsetzung der Rallye als Möglichkeit erscheinen.

Gold Die Stimmung am Goldmarkt ist ebenfalls euphorisch. Der Goldpreis erklomm diese Woche erneut ein neues Allzeithoch, Gold-Anleger befinden sich in Partylaune. Die Stimmung am Goldmarkt war in den vergangenen 18 Jahren nur 10 Mal vergleichbar ausgelassen. In acht der 10 Fälle notierte der Goldpreis sechs Monate später deutlich höher. Der durchschnittliche Zuwachs nach 6 Monaten betrug 6,5%.

Auch am Goldmarkt bleibt das Sentiment also unterstützend für einen weiteren Preisanstieg des glänzenden Edelmetalls.



4. Ausblick: Paradigmenwechsel: Glorreiche Sieben nicht mehr alternativlos



Diese Woche war nicht einfach: Eigentlich sitze ich die meiste Zeit vor dem Rechner und überlege, welche Aktie ich Ihnen nun empfehlen kann, oder welche Aktie wir aus dem Portfolio entfernen sollten. Diese und nächste Woche treffen uns, wie jedes Quartal, unzählige Quartalszahlen. Und jede Veröffentlichung hat nicht nur für das entsprechende Unternehmen Folgen, sondern auch für die Branche und manchmal sogar für den Gesamtmarkt.

Mitten in die Vorbereitungszeit für diese zwei spannenden Wochen kommt nun aus China die Meldung von DeepSeek, dass der gesamte KI-Boom eigentlich überteuert sei. Panik brach aus und ich erhielt viele E-Mails von Mitgliedern, die fragten, ob wir Positionen verkaufen müssen ... um dann, nur wenige Stunden später E-Mails zu erhalten, in denen ich gefragt wurde, welche Aktien wir denn nun kaufen sollten.

Dabei ist bis heute nicht wirklich klar, welche Auswirkung DeepSeek auf die KI-Welt hat. Klar ist inzwischen, dass die erste Reaktion übertrieben war. Es ist auch schwer vorstellbar, dass Microsoft und Meta, die in den vergangenen Wochen ihre Investitionsbudgets für KI-Chips nochmals nach oben geschraubt haben, von den Entwicklungen in China nichts wussten. Wie gesagt: Wirklich neu war das gar nicht, DeepSeek hat das Vorhandene nur clever zusammengebracht.

Microsoft und Meta haben diese Woche an ihren Investitionsvorhaben festgehalten, oder sie sogar noch ausgebaut. Damit wurde also bestätigt, dass die Angst vom Wochenbeginn völlig überzogen war. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass die KI-Revolution schneller vonstatten gehen werde als frühere Technologie-Revolutionen. Aus diesem Blickwinkel ist es natürlich bemerkenswert, was DeepSeek da geschafft hat, aber es ist kein Gamechanger. Es ist die erwartete Beschleunigung der Entwicklungen.

Ich habe mich diese Woche im Zweifel dafür entschieden, die Füße still zu halten. Unser Heibel-Ticker Portfolio war zwischenzeitlich um fast 2% abgerutscht, aktuell notiert es schon wieder Plusminus Null. Ich bin überzeugt von unseren Aktien und da muss man eine solche Woche wohl mal aushalten können, auch wenn's weh tut. Doch mit überhasteten Käufen und Verkäufen hätten wir im Zweifel die Performance nur auf der Nachkommastelle beeinflusst.

Lieber warten wir die Q-Zahlen ab, analysieren sorgfältig und entscheiden dann, wie wir uns umpositionieren.

Aus diesem Grund habe ich beispielsweise Puma trotz der schlechten Zahlen vor einer Woche nun doch nicht aus dem Portfolio geworfen. Ich hatte auf eine Gegenbewegung nach dem jüngsten Ausverkauf gesetzt, doch die blieb bislang aus. Nun ist die Aktie so günstig, dass erste Analysten genau diese günstige Bewertung hervorheben und Puma zu einer Value-Aktie machen. Ich denke, da wird in den kommenden Wochen noch die eine oder andere Empfehlung aus dieser Sichtweise folgen.

Ich sehe keinen Grund, überhastet Nvidia nachzukaufen, obwohl wir ja eine volle Position haben. Auch Broadcom und Marvell würde ich trotz des Ausverkaufs nicht einsammeln, da deren Chips auf einer ähnlichen Marktdynamik beruhen wie die von Nvidia. Und wir haben ja schon Nvidia und damit den besten Vertreter dieser Branche.

Stattdessen habe ich mir die nächste Generation der KI-Unternehmen angeschaut: Allen voran Salesforce mit seiner Agentforce. Wie kommt es, dass SAP mit Agentic, der noch in den Kinderschuhen steckt und aufwendig einzuführen ist, wesentlich höher bewertet ist als Salesforce, die einen funktionierenden und problemlos installierbaren Agentforce bereits vertreiben? Q-Zahlen von Salesforce gibt es erst in vier Wochen.

Salesforce steht also ganz oben auf meiner Wunschliste. Oder, um bildlich zu sprechen: Ich habe Salesforce von der Auswechselbank schonmal zum Warmmachen geschickt.

Da das alleine nicht so gut funktioniert, habe ich ein zweites Unternehmen zum Warmmachen geschickt: First Solar. Wir haben Nextracker verkauft, weil das Unternehmen unter einer Trump-Administration mit niedrigeren Energiepreisen vielleicht nicht mehr so gut performen könnte. Das Gegenteil ist der Fall, die Q-Zahlen von Nextracker sorgten für einen Kurssprung um 10%. First Solar ist deutlich günstiger bewertet und leidet überproportional unter der Angst vor der Trump-Administration. Auch First Solar berichtet in vier Wochen.

Grundsätzlich kann ich mir zunehmend gut vorstellen, dass die Zeit der alternativlosen glorreichen Sieben an den US-Börsen endet. Das muss ja gar nicht mit schlechten Geschäftszahlen einhergehen, sondern es reicht, wenn Anleger sehen, dass man auch in anderen Aktien Geld verdienen kann. Und diese anderen Aktien sind häufig deutlich günstiger bewertet, der Gewinn wächst deutlich schneller. Da reicht es, wenn der Fokus der Anleger sich ein wenig ändert, um die Alternativlosigkeit der glorreichen Sieben zu beenden.

Alternativen gibt es genug. Airbus und MTU Aero Engins notiert im Verhältnis zu ihrem Gewinnwachstum auf niedrigem Bewertungsniveau. So auch Heidelberg Materials. DAX-Unternehmen mit zweistelligem Gewinnwachstum und einstelligem KGV. Im EuroStoxx 50 reiht sich Chip-Maschinenhersteller ASML Holding in diese Liste ein.

Im MDAX würde ich fast die Hälfte aller Aktien als Value-Aktien bezeichnen: Von Wacker Chemie über Hochtief und Nordex, Lanxess bis Aurubis.

"Value" ist weder eine Dividendenaktie noch ein disruptives Geschäftsmodell. Daher gibt es in unserem Portfolio für solche Kandidaten nur Platz bei den Spekulationen. Wir würden also darauf spekulieren, dass diese fundamental günstige Bewertung nicht anhält. Darauf, dass vorteilhaftere wirtschaftliche Rahmenbedingungen auch den Unternehmen der zweiten Reihe wieder eine Chance einräumen. Weniger Regulierung, günstigere KI-Modelle, etc.

Für die kommenden Tage erwarte ich weiterhin mitunter Turbulenzen in Einzelaktien. Aus dem Heibel-Ticker Portfolio werden Novo Nordisk, Snap-On und Linde Zahlen vorlegen.

Not macht erfinderisch


Update vom Dienstag, 28.1. um 15 Uhr

DeepSeek sei ein Chat”Xi”PT, höre ich die Einen sagen, die Vergleiche zu TikTok ziehen. Es sei nur eine billige Kopie, sagen die Anderen. Dahinter steckt die Skepsis gegenüber der Zensur aus China, sowie über die Fähigkeiten der Chinesen. Beides hat einen wahren Kern, dennoch steckt hinter DeepSeek mehr, als dem Westen lieb ist.

Ich habe mich nun zwei Tage intensiv mit DeepSeek beschäftigt, um dessen Wirkung auf die Aktienbörse besser abschätzen zu können. Mein Resultat: Es werden mehr Unternehmen davon profitieren, als darunter leiden. Doch gehen wir das ganze mal im Detail durch:

Chat”Xi”PT wird DeepSeek genannt, weil es aus China kommt. Beim ersten Aufrufen der App müssen Sie zulassen, dass DeepSeek Zugriff auf Ihr Gmail-Postfach erhält. Doch die Angst scheint mir übertrieben, denn solange Sie eine auf Ihrem Smartphone oder Touchpad installierte App nutzen, bleiben die Daten innerhalb Ihrer App und somit auf Ihrem Gerät.

DeepSeek ist Open Source, der Programmiercode (Quellcode) ist öffentlich einsehbar und ich habe einige IT-Freaks gefunden, die bestätigen, dass keine Daten nach China fließen. Von daher ist die Angst also übertrieben.

Was uns natürlich nicht gefällt, ist der Umstand, dass DeepSeek mit zensierten Daten trainiert wurde. Über einige wichtige Ereignisse in China, wie beispielsweise das Tian’anmen-Massaker 1989, werden Sie bei DeepSeek nicht viel erfahren.

Dem Vorwurf, dass es sich bei dem DeepSeek-R1 Modell, dass derzeit in seiner Version 3 für Furore sorgt, nur um eine optimierte Kopie von ChatGPT handelt, lässt sich schwer entkräften. Muss er aber auch gar nicht. Denn, wie ich gestern bereits in meinem Update schrieb: Es ist immer einfacher, etwas zu entwickeln, wenn man das Ergebnis bereits kennt.

DeepSeek gibt es erst seit zwei Jahren. Das Unternehmen startete also mit der Entwicklung erst nach der Einführung von ChatGPT. Wenn ich die Kommentare in den Entwicklerforen richtig interpretiere, dann konnte DeepSeek deswegen wesentlich ökonomischer aufgestellt werden, weil man einige der erforderlichen Trainingsprozesse gezielt ab- und anschaltete. Die Entwickler fanden heraus, welche Entwicklungsschritte die Ergebnisse nur noch um eine Nachkommastelle verbesserten, und verzichteten darauf.

Das ist ein natürlicher Prozess: Die Entwicklung wird dadurch effizienter und für die Zukunft ökonomischer. Im Ergebnis würde ich mir das so vorstellen, dass ChatGPT, der vollumfänglich entwickelt wurde, viel mehr kann, als wir heute nutzen. DeepSeek kann jedoch nur genau das, was bislang bei ChatGPT genutzt wurde. Das mag für die Mehrzahl der Anforderungen ausreichen.

In einem seiner seltenen Interviews stellte DeepSeek Gründer und CEO Liang Wenfeng im vergangenen Sommer klar, was er anstrebt: Er möchte nicht mehr US-Innovationen kopieren, sondern eigene Lösungen entwickeln. Der Anspruch ist hoch und das Ergebnis, das an diesem Wochenende durch die Presse ging, ist bemerkenswert. Auch wenn China damit noch nicht bei den High-End Lösungen des Silicon Valleys angekommen ist, so zeigt es doch ganz klar die Ambitionen Chinas auf.

Ich habe das Interview ins Deutsche übersetzt und hier für Sie zur Verfügung gestellt:
https://www.heibel-unplugged.de/deepseek-r1-gruender-liang-wenfeng-im-interview-im-sommer-2024/

Ein neues Selbstbewusstsein ist zu erkennen: Wenfeng bezeichnet Nvidia, Meta und Alphabet als einseitig orientiert. Das viele Geld, dass durch die großen Tech-Unternehmen in die Optimierung der KI-Entwicklung fließe, werde nur genutzt, um Bekanntes zu optimieren. Neue Ansätze gebe es derzeit im Silicon Valley nicht, da man damit am Ast sägt, auf dem man sitzt.

Er habe nun mit einem Bruchteil des Geldes, nämlich mit 6 Mio. USD, geschafft, was OpenAI nur mit Milliardeninvestitionen schaffte. Derzeit kursieren Zahlen, dass DeepSeek die Kosten für ein KI-Modell auf 1/50stel von OpenAI drückt.

Zweifler monieren, dass man nicht genau wisse, auf wie viele Server DeepSeek Zugriff hatte. Es wird offen gefragt, ob DeepSeek nicht vielleicht doch auf die in China verbotenen Nvidia-KI-GPUs zugreifen konnte, auf welchem Weg auch immer, da diese ja eigentlich Exportbeschränkungen unterliegen. Außerdem seien Zahlen aus China grundsätzlich gefärbt.

Das mag sein. Doch selbst, wenn die Entwicklungskosten nur 1/30stel niedriger sind, dann ist der Startschuss für die Massenanwendung von KI-Modellen gegeben. Bitte betrachten Sie dabei nicht die 20 USD, Die Sie als privater Nutzer für ChatGPT im Monat bezahlen.

Unternehmen möchten KI-Modelle in ihre Unternehmens-IT einbauen: Helpdesk (Salesforce) oder Entwicklung, Buchhaltung, etc. Dazu werden Schnittstellen, APIs, genutzt. Die Verwendung solcher APIs kostet deutlich mehr. Bezahlt wird je Token, das etwa 4 Zeichen beinhaltet oder auch 75% eines durchschnittlichen Wortes.

ChatGPT nimmt 15-30 USD für 1 Mio. Token, die über die API ausgegeben werden, je nach Qualität und Geschwindigkeit. Bei DeepSeek zahlen Sie nur 0,55 – 2,19 USD je 1 Mio. Token. Und da sind wir bei 1/30stel der Kosten, die Nutzer des DeppSeek-R1 Models gegenüber ChatGPT-Nutzern zahlen.

Gehen wir also nochmals ein wenig auf die Qualität ein: In den IT-Foren lese ich Begeisterung über die Einfachheit des Wechsels von ChatGPT APIs zu DeepSeek-R1 APIs. Das sei binnen 5 Minuten geschehen und ITler äußern ihr Unverständnis darüber, dass KI-APIs bislang noch keine Kundenbindung erzielen konnten.

Doch über die anschließende Testphase lese ich dann wieder einiges an Kritik an DeepSeek-R1: Halluzinationen seien häufiger, außerdem seien die Antworten nur in einigen Bereichen besser, in vielen aber schlechter als von ChatGPT.

Also: Ich kann auf DeepSeek von verschiedensten Blickrichtungen schauen, stets ergibt sich das Bild einer Weiterentwicklung dessen, was wir schon haben: Es wird günstiger, aber nicht unbedingt besser. Doch allein schon durch die günstigeren Kosten lassen sich neue Anwendungen ableiten, die bislang noch nicht wirtschaftlich waren. Das ganze führt zum Jevons Paradoxon.

Ja, neben dem neuen Begriff „DeepSeek”, den die meisten von und vor diesem Wochenende noch nie gehört haben, müssen Sie einen zweiten Begriff lernen: Jevons Paradoxon.

William Stanley Jevons beschrieb im Jahr 1865 seine Beobachtung, dass die effizientere Nutzung eines Rohstoffs auch zu einer vermehrten Nachfrage desselben führen kann. Am Beispiel der Dampfmaschine zeigte er, dass die von James Watt entwickelte, für damalige Verhältnisse extrem effiziente Dampfmaschine, zum Einsatz der Dampfmaschine in neuen Bereichen führte, die zuvor noch nicht wirtschaftlich waren. Der Kohleverbrauch stieg unaufhörlich, obwohl man doch mit der gleichen Menge Kohle deutlich mehr Energie erzeugen konnte.

Das wird nun auch für die KI erwartet. Der gestrige Ausverkauf an den Aktienmärkten beruht auf der Vorstellung, dass die KI-Modelle künftig weniger leistungsstarke Chips benötigen, weniger Energie verbrauchen und weniger Wärme erzeugen. Also wurde Nvidia (-17%), Siemens Energy (-20%) und Vertiv (-35%, bekannt für Wasserkühlung in Rechenzentren) gnadenlos ausverkauft.

Auch die Erbauer von Rechenzentren, Dell (-9%), Oracle (-18%) und Super Micro (-13%) gerieten unter die Räder.

Gestiegen sind die Aktien von Unternehmen, die von einer niedrigeren Nutzungsgebühr für KI profitieren: Salesforce zahlt für Agentforce den obigen Tokenpreis, die Aktie stieg gestern um 5% an. Apple konnte nach anfänglichen Verlusten mit +3% aus dem Rennen gehen. Auch Apple nutzt die von anderen entwickelte KI.

In meinen Augen gibt es in den USA derzeit drei namhafte Entwickler von KI-Modellen: Neben OpenAI (ChatGPT) ist das Meta (Llama 3.1, open source), Alphabet (Gemini). Die Aktie von Meta stieg um 2% an, während die Aktie von Alphabet um 5% zurückging. Ich führe den Unterschied auf die Diskussion um „open source” oder nicht „open Source” zurück. Meta kann ohne Probleme Elemente von DeepSeek für sich nutzen. Gemini, sowie auch ChatGPT, ist eine Black Box, deren Überlegenheit durch die Open Source Entwicklung in Frage gestellt wird.

Betrachten wir also die verschiedenen Ebenen der neuen KI-Welt. Ganz unten, die Basis sozusagen, ist das KI-Modell. Es handelt sich um unterschiedliche Ansätze, die sich mit unterschiedlichen Problemen befassen. Über Bilder oder Videos haben wir hier in diesem Artikel noch gar nicht gesprochen, wir betrachten bislang ausschließlich die Sprachmodelle, die Large Language Modelle LLMs.

Diese Modelle können optimiert werden, damit das Training einer KI auf Basis dieses Modells dann effizienter läuft. DeepSeek hat genau in diesem Bereich optimiert und somit zu drastischen Effizienzsteigerungen bei verträglichem Qualitätsverlust geführt.

Auf Basis dieses neuen LLMs können künftig Unternehmen KIs trainieren, die sich das bislang noch nicht leisten konnten. Nvidia hat ein solches Modell bislang nicht entwickelt, weil der Fokus auf unendlichen Leistungsressourcen für das bestmögliche Ergebnis lag. OpenAI hat das noch nicht entwickelt, weil das Unternehmen mit Kapital zugeschüttet wurde und keinen entsprechenden Bedarf hatte. Meta entwickelt sein Llama für das Empfehlungsmanagement, was ein anderer Ansatz ist als das Beantworten von Fragen. Und Alphabet ist in meinen Augen tatsächlich derzeit am Hinterherhinken.

Jetzt geht die KI also schneller in die Breite. Ich gehe davon aus, dass nun auch Nvidia und OpenAI entsprechende Optimierungen vornehmen und schon bald vergleichbar günstige Modelle anbieten werden.

Das führt nach Jevons Paradoxon also dazu, dass die KI sich noch schneller ausbreiten wird, als wir das bislang erwarteten. Die Nutzung in der Breite wird schneller einziehen als gedacht.

Wird dadurch die Nachfrage nach den High-End Lösungen von Nvidia und OpenAI zurückgehen?

Nun, es ist tatsächlich möglich, dass Unternehmen wie Oracle, Microsoft, Tesla und Amazon, die derzeit jeden Nvidia-Chip kaufen, den sie bekommen können, ihre milliardenschweren Investitionsprogramme überdenken. Für welche Entwicklungen wird tatsächlich High-End benötigt? Wo reicht vielleicht ein schlankes DeepSeek- oder ähnlich optimiertes KI-Modell? Sind die Mehrkosten der High-End Lösungen wirtschaftlich?

Wie soll ich also meine Schlussfolgerung aus diesen neuen Informationen zusammenfassen? Nun, kurz gefasst, würde ich sagen, die glorreichen Sieben sind nicht mehr alternativlos. Es ist nicht mehr erforderlich, dass man Milliarden in Rechenzentren stecken muss, um KI-Anwendungen zu entwickeln. Die Unternehmen der zweiten Reihe werden nun sehr schnell eigene Lösungen entwickeln. Vielleicht nicht so allumfassende Lösungen, aber spezialisierte und für die jeweilige Nutzung ausreichende KI-Lösungen.

Somit könnte dieses Wochenende zu einem Paradigmenwechsel führen: Die Aktien der glorreichen Sieben könnten ihre Führungsrolle aufgeben, die Aktie der zweiten Reihe, die seit über drei Jahren von Anlegern vernachlässigt wurden, könnten nun aufholen.

Hohe Bewertungen der großen Tech-Unternehmen könnten auf ein „vernünftiges” Maß korrigiert werden.

Für Nvidia, the elephant in the room, sehe ich dennoch lediglich kurzfristig die Gefahr von tieferen Kursen. Mittelfristig dürfte die Nachfrage weiterhin das Angebot übersteigen. Das EV/EBITDA 2025e von 22 auf Basis der aktuellen Schätzungen ist vor dem Hintergrund des erwarteten Gewinnwachstums von 51% schon sehr günstig.

Müssen wir Nvidia also nachkaufen? Hmm, ich würde noch ein wenig abwarten. Es ist durchaus möglich, dass eine Reihe von Analysten erst einmal vorsichtig wird.

Wenn das Jevons Paradoxon eintritt, dürfte Dell eine weiter anziehende Nachfrage nach Rechenzentren, sowie auch KI-PCs verzeichnen. Auch der Energiehunger dürfte weiter ansteigen, selbst, wenn die KI-Modelle effizienter werden, weil sie überproportional mehr genutzt werden. Damit könnte auch Coterra weiter ansteigen. Und PVA Tepla würde ebenfalls von einer breiteren Nutzung der KI profitieren, weil nochmals mehr Chips produziert werden müssen, auch „normale” Chips.

China meldet Ambitionen an, die KI-Revolution selbst zu gestalten. Nach über zwei Jahren der Einsamkeit müssen sich die Unternehmen des Silicon Valleys nun dem Wettbewerb stellen. Bislang hat China nicht mehr als einen Überraschungserfolg erzielt. Wir dürfen gespannt sein, wie das Silicon Valley darauf reagiert.



5. Update beobachteter Werte: Puma, Nvidia, Apple



Im Wochenverlauf habe ich Updates zu unseren Portfolio-Titeln verfasst. Diese erhalten Sie nachfolgend zusammen aufgeführt.

Die Updates finden Sie generell jeweils nach der Veröffentlichung verfügbar unter Heibel-Ticker -> Portfolio -> 10 neueste Einträge und mit der Express-Funktion erhalten Sie die Updates direkt unterwöchig per E-Mail und SMS.

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Puma: Bruchlandung



Fr, 24. Januar um 17:40 Uhr
Der Unterschied zwischen Adidas und Puma könnte nicht größer sein. Dienstag begeisterte Adidas seine Anleger mit herausragenden Q-Zahlen. Die Unternehmensprognose war in den vergangenen Monaten mehrfach angehoben worden und konnte nun dennoch übertroffen werden.

Puma war meiner Ansicht nach besser aufgestellt als Adidas und sollte, so meine Spekulation, überproportional von einer Erholung profitieren. Doch da habe ich mich geirrt, das Gegenteil ist der Fall. Offensichtlich hat CEO Arne Freundt seinen Laden nicht im Griff, denn die zuvor ausgegebenen Unternehmensziele wurden lediglich am unteren Ende erreicht, die Q-Zahlen lagen unterhalb der Erwartungen der Analysten. Die Aktie brach gestern um 20% ein.

Wir hatten Ende November einen Teil unserer Spekulation in Puma verkauft, da die Erholung langsamer vonstatten ging als von mir erwartet. Der Ausverkauf dieser Woche ist nun das Crescendo, mit dem sich Anleger aus diesem Titel endgültig verabschieden. Der Ausverkauf fiel auch deswegen so heftig aus, weil einen Tag zuvor Adidas mit seinen guten Zahlen der gesamten Branche Hoffnung gemacht hatte: Trader positionierten sich für einen ähnlichen Erfolg der Puma-Zahlen. Als diese nun ausblieben, erfolgte ein gnadenloser Ausverkauf. Die Aktie notiert nun auf ihrem 7-Jahrestief.

Der Umsatz stieg um 4% an. Der Gewinn jedoch stagniert auf dem Vorjahresniveau. Im gleichen Zeitraum konnte Adidas seinen Gewinn verfünffachen. Mit einem Effizienzprogramm möchte CEO Arne Freundt nun den Gewinn von Puma steigern. Die Gewinnmarge (EBIT) liegt bei 7,1%. Bis 2027 möchte Freundt sie auf 8,5% steigern und perspektivisch seien 10% möglich, so Freundt.

Wir haben die Aktie nun seit fast zwei Jahren im Portfolio und warten von Quartal zu Quartal auf den Befreiungsschlag: Jedes Quartal gab es andere unvorhersehbare Probleme, die eine positive Entwicklung vereitelten. Im abgelaufenen Quartal gab es keine widrigen Umstände, keine Wechselkurseffekte, keine Lieferprobleme, keine Handelsstreitigkeiten, etc. mehr, die Puma einen Strich durch die Rechnung machten. Vielmehr war es diesmal das Unternehmen selbst, dass sich ein Bein stellte: Die Kosten sind zu hoch, der Konzern ist nicht effizient genug. Ich denke, diese Erkenntnis sorgte für Kopfschütteln unter Anlegern.

In den USA würde ich nun sagen, wir haben hier einen CEO, der über Jahre externe Effekte für seine schwache Leistung zur Verantwortung zog. Eigentlich sollte ein CEO in der Lage sein, in jedem Markt ein positives Ergebnis zu erzielen. Das war Arne Freundt nicht. Mit den nunmehr veröffentlichten vorläufigen Zahlen steht nun Freundt selbst im Scheinwerferlicht. Sein Stuhl wackelt und in den USA würde der Aufsichtsrat nun einen Nachfolger holen, was der Aktie zu einem Kurssprung verhelfen würde.

Sollen wir darauf warten? Ich fürchte, wir müssen in der kommenden Woche diese Position auflösen, in den sauren Apfel beißen und den Verlust realisieren.

Alle Updates zu Puma


Nvidia: DeepSeek verunsichert Anleger



Mo, 27. Januar um 13:51 Uhr
Am Wochenende wurde in China DeepSeek der Öffentlichkeit vorgestellt: Eine KI auf Basis eines optimierten LLMs, das teilweise bessere Ergebnisse liefert als ChatGPT und dabei nur einen Bruchteil davon kostet. Die Aktie von Nvidia notiert aktuell bei -12%; Dell bei -8%, der gesamte KI-Bereich bricht heute ein. Was steckt dahinter?

OpenAI steckt jährlich 50 Mrd. USD in die Entwicklung von KI. DeepSeek hat Berichten zufolge lediglich 5,6 Mio. USD investiert. Durch die Schlagzeilen geht nun also die Meldung, dass China zum einen aufgeholt habe und zum anderen dafür weder die Hochleistungschips von Nvidia, noch die hohen Investitionen von OpenAI benötigte.

Ich gehe davon aus, dass der Ausverkauf nur von kurzer Dauer sein wird und möchte Ihnen eine alternative Sichtweise anbieten.

Heute hat China seinen Chat-GPT-Moment. Heute, also über zwei Jahre später als die westliche Welt, die im Oktober 2022 begeistert Chat-GPT kennenlernte. Der Vorsprung der USA beträgt also mehr als zwei Jahre.

Bei der Analyse von DeepSeek stellten Analysten fest, dass für das Training der KI auch Inhalte von Chat-GPT genutzt wurden. Ein Teil des hohen Kostenaufwands für OpenAI bei der Entwicklung von Chat-GPT folgte aus der Beschaffung von brauchbaren Daten für das Trainieren der KI. Chat-GPT produziert nun unendlich viele Daten, die man für das Training weiterer KI-Modelle nutzen kann. Da fällt natürlich ein Großteil der Kosten weg.

Wenn man ein erfolgreiches Modell gefunden hat, dann kann man die Entwicklungskosten im Nachhinein immer neu beurteilen: Was war sinnvoll, was hätte man sich sparen können? Die Chinesen haben beim Kopieren von Chat-GPT viele Dinge weggelassen, die sich inzwischen als nicht so essentiell herausgestellt haben. Dadurch konnten sie das Trainieren ihrer DeepSeek KI auch auf einer Hardware-Infrastruktur durchführen, die nicht ansatzweise an die Leistung von Nvidia-KI-GPUs heranreicht.

Not macht erfinderisch. China kann nicht auf die Rechenleistung setzen, die US-Unternehmen zur Verfügung stehen. Also wurden schlanke Wege zu einem brauchbaren Ergebnis gefunden. Und so ist man heute dort, wo die USA vor über zwei Jahren waren. Seither hat sich die KI in den USA jedoch weiterentwickelt: Die LLMs werden zu Agenten weiterentwickelt, die spezialisierte LLMs miteinander kombinieren und sich für unternehmensspezifische Anwendungen individualisieren lassen. Von textbasierten LLM-Sprachmodellen ausgehend, wurden inzwischen Bilder-KIs entwickelt und derzeit stehen einige Video-KIs in den Startlöchern. Die dafür erforderliche Rechenleistung steigt exponentiell.

Wer heute aus Angst vor der chinesischen Konkurrenz verkauft, der muss sich eingestehen, dass er es China nicht zutraute, jemals eine eigene KI zu entwickeln. Ich glaube, so naiv war niemand. Vielmehr sind Anleger derzeit geschockt von den Schlagzeilen und handeln panisch.

Tatsächlich habe ich mir am Wochenende noch die kurzfristigen Sentiment-Indikatoren angeschaut. Kurzfristig war eine überkaufte Situation gegeben. Kurzfristig ist eine Konsolidierung, eine Verschnaufpause, überfällig, Und mit der Meldung aus China und der aufkeimenden Panik fällt diese Reaktion heute ziemlich heftig aus. Ich denke jedoch, dass wir in diesem Fall nicht von der Intensität auf die Dauer schließen dürfen. Die Dauer dürfte unseren Sentimentdaten zufolge recht kurz sein. Deutsche Anleger hatten sich ohnehin schon stark gegen fallende Kurse abgesichert. Ich habe daher nicht das Verlangen, jetzt noch schnell Positionen zu verkaufen. Vielmehr möchte ich mir anschauen, wie sich die Geschichte im weiteren Tagesverlauf und insbesondere nach Eröffnung der US-Börsen entwickelt. Ich werde erst später beurteilen, ob sich dieser Ausverkauf entgegen meiner Erwartung doch auszuweiten droht, oder ob wie vielleicht schon bald nach Schnäppchen Ausschau halten.

Soweit erst einmal eine kurze Einschätzung zur aktuellen Marktlage.

Alle Updates zu Nvidia


Apple: Tim Cook navigiert mit ruhiger Hand durch stürmische See



Fr, 31. Januar um 09:29 Uhr
Apple veröffentlichte gestern Abend Q-Zahlen, die je nach persönlicher Neigung als herausragend oder katastrophal bezeichnet werden. Während die Einen sich über die anziehende Gewinnmarge und den guten Absatz in Märkten mit einem KI-Angebot freuen, schimpfen die Anderen über den Absatzrückgang in China und die dort fehlende Wettbewerbsfähigkeit.

In China läuft's tatsächlich nicht gut: Der Umsatz im Jahr 2024 ging um 3,5% zurück, während die lokalen Wettbewerber Huawei und Xiaomi leicht zulegen konnten und Apple damit vom Thron auf Rang drei verwiesen. Grund dürfte unter anderem der späte Einstieg ins dortige KI-Geschäft sein: Für chinesische iPhones werden die KI-Funktionen erst im April freigeschaltet. Da OpenAIs ChatGPT in China nicht genutzt werden darf, sucht Apple einen lokalen Partner.

Durch den Erfolg von DeepSeek dürfte es jedoch gerade in diesem Bereich für Apple nun leichter sein, einen passenden Partner zu finden. Das dürfte meiner Ansicht nach der wesentliche Grund für den Kursanstieg dieser Woche in der Apple-Aktie sein, denn während andere KI-Aktien kräftig Federn ließen, legte Apple um 10% zu.

CEO Tim Cook nennt im Analystencall zwei positive Faktoren: Zum einen steigt die Gewinnmarge von Apple durch das überproportionale Wachstum der Dienstleistungen (iCloud, Apple Pay) auf 46,9%, CFO Kevan Parekh gibt für das laufende Jahr ein Ziel von 46,5 bis 47,5% aus. Zum anderen entwickelte sich der Absatz des iPhone 16 gerade in den Regionen positiv, in denen Apple seine KI einführte.

In den Kritiken lese ich, dass nicht einmal die KI für einen Nachfrageschub bei den neuen iPhones sorge. Doch genau das ist der Fall, die Einführung der KI-Funktionalität erfolgt halt nur schrittweise. Es scheint also doch so zu sein, dass die KI ein Kaufargument für Kunden ist. Und wenn wir vor diesem Hintergrund die schwachen Zahlen aus China betrachten, dann dürfen wir uns auf die anziehende Nachfrage ab April freuen, wenn dort dann auch die KI verfügbar gemacht wird.

Der Quartalsumsatz lag leicht über den Erwartungen der Analysten, der Gewinn je Aktie lag mit 2,40 USD um 2% über den Erwartungen. Der Umsatz von 124 Mrd. USD ist der höchste Quartalsumsatz, den Apple jemals erzielte. Der Gewinn (EBITDA) von 58 Mrd. USD ist ebenfalls ein Rekordgewinn.

Die Aktie legt heute früh 4,5% zu. Ich würde sagen: Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie die Fahrt :-)

Wir fahren derzeit nur mit einer halben Position mit, weil mir das Bewertungsniveau ein wenig zu hoch erscheint: Das EV/EBITDA von 25 liegt über dem langjährigen Durchschnitt von 20. Das bereitet mir keine sonderlichen Sorgen, doch ich möchte bei diesem Niveau nur mit einer halben Position mitfahren und im Falle eines deutlicheren Rücksetzers dann nachkaufen.

Alle Updates zu Apple



6. Leserfragen





Bitcoin-Investment über Trade Republic


Guten Morgen Herr Heibel,
habe mich in der Vergangenheit mit dem Thema Bitcoin nicht beschäftigt. Das möchte ich nun ändern. Kann über meinen Broker, Trade Republic den von Ihnen empfohlene A27Z30 leider nicht erwerben. Sondern ,Bitcoin Cash BCH,BTC, Bitcoin Croup, Bitcoin Future und Bitforms .Der kauf wird über Bankhaus Scheich abgewickelt und dort auch geparkt, wenn ich das richtig verstanden habe. Bitte um Ihren Rat.
Viele Grüße
Friedhelm aus Driedorf

ANTWORT
Hier eine kurze Erläuterung:

- BTC (Bitcoin): Die ursprüngliche Kryptowährung und digitale Währung. Ihr Bitcoin wird in einem Software Wallet verwahrt, was in meinen Augen nur eine vorübergehende Lösung für langfristig orientierte Anleger sein kann.

- Bitforms: Ein Investmentprodukt (ETF oder ETN), das den Bitcoin-Preis nachbildet und als einfacher Zugang zu Bitcoin-Investments dient. Die Bitcoin-Preisentwicklung wird „nachgebildet“, es wird aber nicht der Bitcoin 1:1 gehalten. Das Produkt eignet sich also zum Spekulieren auf die Bitcoin-Preisentwicklung, nicht jedoch als langfristige Vermögensabsicherung.

- Bitcoin Cash (BCH): Eine Abspaltung von Bitcoin mit dem Ziel, schnellere Transaktionen und niedrigere Gebühren durch größere Blockgrößen zu ermöglichen.

- Bitcoin Group: Ein börsennotiertes Unternehmen, das in Kryptowährungs-Dienstleistungen, wie Handel und Verwahrung, investiert ist.

Bitcoin Future: Ein Derivat, das es ermöglicht, auf den zukünftigen Kurs von Bitcoin zu spekulieren, ohne die Kryptowährung direkt zu besitzen.

Trade Republic ist für kleine Vermögen ausgelegt, daher gibt es die mit echten Bitcoins hinterlegten ETCs nicht.


General Electric heute als Verona, Health und Electric unterwegs


Hallo Herr Heibel,

Ich hoffe, Sie sind gut ins neue Jahr gestartet. Ich wünsche Ihnen und uns nur das Beste. Bei der Performance an den Märkten könnte das Jahr eigentlich auch schon zu Ende gehen. 😄

Ich hab einige Positionen, die ich nie verkauft habe trotz ihrer Empfehlung. Meist war das ein Fehler, bei GE hat sich das allerdings mehr als gelohnt. GE nach den Spin Offs ist super gut gelaufen, und auch die beiden abgetrennten Unternehmen sind durchaus solide aufgestellt. Sollten Sie einmal die Zeit finden, wäre ich Ihnen über eine Einschätzung bzgl. GE als auch die beiden anderen Unternehmen sehr dankbar. Insbesondere im Lichte eines möglichen positiven beziehungsweise negativen Einfluss der Trumpschen Politik.
Beste Grüße aus München.
Michael aus Vaterstetten

ANTWORT
Ich kann Ihnen aus der Hüfte heraus sagen, dass CEO Larry Culp den Industriegiganten in drei Bereiche aufgespaltet hat, die allein nun deutlich besser laufen als im Verbund.

GE Electric widmet sich der Flugzeugindustrie und stellt Turbinen her. Die Aktie legte im vergangenen Jahr um knapp 100% zu und notiert für 2026e auf einem EV/EBITDA von 21 bei einem erwarteten Gewinnwachstum von 19%. Also auch nach +100% ist die Aktie noch nicht teuer.

GE Vernova baut Stromkraftwerke aus Wind, Gas und auch aus Atomen. Die Aktie legte seit der Abspaltung von GE im März letzten Jahres um 200% zu und notiert auf einem EV/EBITDA für 2026e von 21. Nachdem dieser Bereich 2023 noch Verluste schrieb, kommt man für das Jahr 2024 in die schwarzen Zahlen und wird Analystenschätzungen zufolge im Jahr 2026 den Gewinn nochmals um 62% steigern. Besonders reizvoll für Spekulanten macht das Unternehmen die Forschung in kleinen, modularen Fusionsreaktoren, die in der fernen Zukunft einmal wirtschaftlich werden könnten. Aber teuer ist die Aktie auch ohne diese Phantasie und auch nach dem Kursanstieg im vergangenen Jahr bislang noch nicht.

GE Health wurde bereits 2023 ausgegliedert und konnte seither um 50% zulegen. Das EV/EBITDA liegt bei 13, der Gewinn wächst mit 9% p.a. Geräte der Medizintechnik ließen sich in den beiden vergangenen Jahren mit hohem Finanzierungszins schwer anschaffen, ich denke, das kann jetzt besser werden.

Manchmal kann eine Trennung auch eine Befreiung sein, wie wir an General Electric sehen: Über Jahre waren die Geschäftsbereiche in den Konzernstrukturen erstarrt, wenig handlungsfähig und konnten somit ihre Innovationskraft, die bei GE tief im Gen eines jeden Mitarbeiters steckt, nicht gewinnbringend umsetzen. Nun wurden Kräfte freigesetzt, die in meinen Augen noch weitere Erfolge nach sich ziehen können. Ich würde zumindest bei den ersten beiden noch eine Weile dabei bleiben.


Norwegischer Ölkonzern Quinor durch Russland-Sanktionen belastet


Hallo Herr Heibel,

Was halten Sie eigentlich von Equinor? Niedriges KGV, gute Dividende, abber die Aktie läuft nicht.

Was ist da los ??

Viele Grüße,
Norbert aus Butzbach

ANTWORT
Equinor ist der größte Ölkonzern aus Norwegen, hieß früher mal Statoil. Wir hatten die Aktie früher mal im Portfolio, doch da bewegte sich zu wenig. Und auch heute ist das noch so: Der Umsatz ist seit mehreren Jahren rückläufig, der Gewinn ebenfalls. Die Dividenden waren nicht stabil. Das extrem niedrige Bewertungsniveau mit einem EV/EBITDA von aktuell nur 1,6 spiegelt dies wider.

Ein Teil der norwegischen Förderung fand in Russland statt. Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine trennte man sich von diesen Geschäftsteilen: Bis Mai 2022 hatte das Unternehmen seine Anteile an vier russische Joint Ventures an Rosneft übertragen und sich von allen zukünftigen Verpflichtungen entbunden. Im September 2022 bestätigte Equinor den vollständigen Rückzug aus allen verbliebenen Projekten und damit den Abschluss seines Ausstiegs aus Russland.

Equinor investierte in den vergangenen Jahren Milliardenbeträge in erneuerbare Energien, deren Ertragskraft nicht mit der von Öl- und Gasquellen zu vergleichen sind. Zudem führt der Konzern in Norwegen 78% seiner Einnahmen als Steuern ab. Der rückläufige Öl- und Gaspreis seit Ende 2022 belastet den Konzern damit stark. Ich würde derzeit nicht in Equinor investieren, da ich zumindest beim Ölpreis erst einmal keine deutlich höheren Preise erwarte.




7. Übersicht HT-Portfolio





Spekulation (≈20%) =12,4%WKN31.1., 17:56 UhrWoche ΔΣ '25 ΔAnteil 8x2,5%!
PVA Tepla74610013,90 €5%7%1,2%C
Puma69696030,58 €-5%-31%1,7%C
Coterra Energy88164627,08 €-2%10%2,0%B
DELL TechnologiesA2N6WP102,45 €-6%-7%2,3%A
LindeA3D7VW429,47 €2%7%2,5%A
Home Depot866953398,16 €1%5%2,7%A






Disruptiv (≈30%) =31%WKN31.1., 17:56 UhrWoche ΔΣ '25 ΔAnteil 5x6%!
Wheaton Precious MetalsA2DRBP61,20 €8%13%3,0%B
MediosA1MMCC12,32 €3%-7%3,5%C
NynomicA0MSN118,00 €-3%2%3,3%C
Nvidia918422120,77 €-12%-9%5,6%A
Palo Alto NetworksA1JZ0Q180,45 €0%2%3,2%B
Novo NordiskA3EU6F81,38 €-2%-3%9,6%A
Apple865985230,51 €9%-5%2,7%A







Dividende (≈30%) = 25,3%WKN31.1., 17:56 UhrWoche ΔΣ '25 ΔAnteil 5x6%!
CEWE540390101,20 €0%-2%6,3%B
Allianz840400314,60 €2%6%6,2%B
Snap-On853887345,59 €4%6%3,1%B
Nitto Denko86293017,18 €2%5%6,8%B
Holcim86989897,27 €1%5%3,0%A







Absicherung (≈20%) =20,5%WKN31.1., 17:56 UhrWoche ΔΣ '25 ΔAnteil 3x6,6%!
Goldbarren /Uz9655152.700,32 €2%8%7,1%C
Südzucker-AnleiheA0E6FU85,11%2%-6%2,5%C
Symrise %-'12.25SYM77298,54%0%0%2,9%C
BitcoinA27Z30101.040,61 €0%12%8,0%B
0

Woche ΔΣ '25 ΔCashquote
0,00%

0%1,52%10,7%

Heibel-TickerGewichtung# Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis0,212,4%862,5%
DisruptivEnkelkinder0,331%576,0%
DividendeUrlaub0,325,3%556,0%
AbsicherungZins & Gold0,220,5%346,7%
Summe
189,3%2122100%


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Mitglieder vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Die letzte Spalte wird für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. „%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs

https://www.heibel-ticker.de




8. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise



Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Bloomberg, Deutsche Kurse von comdirect.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Bloomberg, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen

DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



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