Heibel-Ticker 25/10 - Trump-Zölle belasten die USA, Billionen-Stimulus befeuert Deutschland, EZB schießt übers Ziel hinaus, US-Bitcoin-Reserve

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Heibel-Ticker Free Börsenbrief

- Einfach einen Tick besser -

20. Jahrgang - Ausgabe 10 (07.03.2025)




Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

1.Info-Kicker: Chaos an den Märkten erfordert kühlen Kopf
2.So tickt die Börse: Trump-Zölle belasten die USA, Billionen-Stimulus befeuert Deutschland, EZB schießt übers Ziel hinaus, US-Bitcoin-Reserve
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
3.Sentiment: Fehlende Investitionsbereitschaft deutet auf panikartigen Ausverkauf
 -
4.Ausblick: Detaillierte Portfoliobesprechung zur aktuell turbulenten Marktlage
5.Update beobachteter Werte
 Rekordjahr: Starke Zahlen und optimistischer Ausblick für 2025
 Nvidias rosige Zukunft
 Nachkaufen, Position wieder voll machen
6.Leserfragen
7.Übersicht HT-Portfolio
8.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
9.Mitgliedschaft verwalten



1. Info-Kicker: Chaos an den Märkten erfordert kühlen Kopf



Liebe Börsenfreunde,

Am vergangenen Mittwoch habe ich im Live-Videostream das Thema Bitcoin aufbereitet. Das Video "Heibel-Ticker Bitcoin-Strategie für Privatanleger: Chancen, Risiken & Technik erklärt" ist für alle abrufbar. Wer noch immer nicht verstanden hat, warum der Bitcoin - ungeachtet der hohen Volatilität - eine gute Absicherung darstellt, sollte sich das Video anschauen.

Die heutige Ausgabe des Heibel-Tickers legt den Schwerpunkt auf das Heibel-Ticker Portfolio. In den vergangenen Wochen ist so viel passiert, dass ich unsere Positionen daraufhin untersucht habe, wie deren Bewertung vor dem Hintergrund der Trump-Zölle, Kriegs-Investitionen und unterschiedlichen Konjunkturentwicklung in den USA und Deutschland einzustufen sind.

Das Kapitel 4 ist heute die Grundlage für jedes Heibel-Ticker Mitglied, das nach den passenden Kaufgelegenheiten sucht. Ich gehe unsere Positionen Schritt für Schritt durch, erläutere meine Investition-Idee dazu und gebe mögliche Verkaufs- und Nachkaufkurse an. Für volatile Zeiten wie derzeit ist ein solcher Überblick für uns alle wertvoll.

Das Kapitel 2 fasst heute die sich überschlagenden Entwicklungen dieser Woche kurz zusammen und zeigt, welche Auswirkungen sie auf die Aktienmärkte hatten und noch haben werden. Trump-Zölle, Billionen-Stimulus, Bitcoin-Währungsreserve, EZB-Zinssenkung, ... es gibt viel zu besprechen.

Die aktuelle Sentimentlage zeigt die Ursachen für das aktuelle Chaos, gibt aber Hoffnung auf Sicht von mehreren Monaten. Mehr dazu lesen Sie in Kapitel 3.

In den Updates in Kapitel 5 behandle ich die Quartalszahlen von Medios und kommentiere das Blutbad in den KI-Aktien Dell und Nvidia. Außerdem empfehle ich eine unserer Dividendenaktien zum Nachkauf.

Mitglieder befragten mich diese Woche nach Rheinmetall, ob man dort noch einsteigen könnte, nach CTS Eventim sowie nach einem Leitfaden für Neu-Mitglieder, um in das Heibel-Ticker Portfolio einzusteigen. Außerdem fühlt sich ein Mitglied an die Zahlungsausfälle der großen Finanzkrise 2007 bis 2009 erinnert, wenn er die aktuelle Entwicklung betrachtet. Meine Antworten darauf lesen Sie in Kapitel 6.

Wie immer gibt es eine tabellarische Übersicht über den aktuellen Stand des Heibel-Ticker Portfolios in Kapitel 7.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

heibel

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




2. So tickt die Börse: Trump-Zölle belasten die USA, Billionen-Stimulus befeuert Deutschland, EZB schießt übers Ziel hinaus, US-Bitcoin-Reserve



Die Ereignisse überschlagen sich. Schon am vergangenen Montag war seit dem Versand des Heibel-Tickers am vorangegangenen Freitag so viel passiert, dass ich die Notwendigkeit sah, ein Update zu den aktuellen Entwicklungen zu schreiben. Das historische Gespräch zwischen Trump und Selensky fand erst nach der Aussendung des Heibel-Tickers statt. Und die Schlagzahl der Ereignisse sollte im weiteren Wochenverlauf nicht abnehmen.

Hier ein kleiner Überblick über die jüngsten Geschehnisse: CDU/CSU und SPD wollen einen Billionen-Stimulus mit Hilfe der Grünen und auch der FDP als Sondervermögen (=Schulden) verabschieden, bevor der neu gewählte Bundestag in Kraft tritt. Die Reaktion an den deutschen Finanzmärkten ist eindeutig. Der DAX klettert auf eine neues Allzeithoch, während die Anleihen ausverkauft werden, und somit steigende Zinsen nach sich ziehen.

2025-03-Bund10Yr
Abbildung 1: Renditesprung nach Billionen-Stimulus in 10 Jahre laufenden Bundesobligationen


Derweil wütet Donald Trump in den USA mit Trump-Zöllen. Am Wochenende bekräftigte er die Einführung der Zölle von je 25% für Kanada und Mexiko, sowie zusätzliche 10% auf nunmehr 20% Strafzoll für China. Inzwischen wurden diverse, zeitlich befristete Ausnahmen gemacht, damit insbesondere die Autoindustrie der USA nicht unter die Räder gerät.

Zur Erinnerung: Es ist gar nicht so lange her, da haben die USA Handelsabkommen mit Kanada und Mexiko getroffen, damit die Autozulieferer dort von den günstigen Lohnniveaus profitieren und die US-Autoindustrie mit günstigen Bauteilen beliefern können. Die hohen Investitionen, die damals in Folge dieser Vereinbarung insbesondere in Mexiko getätigt wurden, stellen sich nun als Nachteil heraus, sofern Trump seine Zolldrohungen wirklich wahr macht.

Das Schlimme sind nicht die Zölle, das Schlimme ist die Unberechenbarkeit, mit der Trump vorgeht. So kommt es in den betroffenen Branchen derzeit quasi zum Stillstand, Investitionen werden auf Eis gelegt, bis etwas mehr Klarheit über die neue Politik im Weißen Haus herrscht. Und die Investitionszurückhaltung zeigt sich bereits in den Konjunkturdaten, für die USA wird nun eine Rezession voraus gesagt.

In meinen Augen ist Trump nach wie vor berechenbar unberechenbar. Er kündigte es jahrelang an, dass kein Stein auf dem anderen bleiben wird. Also dürfte es eigentlich niemanden überraschen, dass er Handelsabkommen, die im Interesse der USA abgeschlossen wurden, nun in Frage stellt und teilweise aufkündigt. Wir sollten uns seine Ziele anschauen.

Ziel Nummer 1 ist die Bekämpfung des Fentanyl-Imports in die USA. Die gefährliche "China-Droge", wie Trump es nennt, ist verantwortlich für rund 100.000 Tote im Jahr in den USA. Trump fordert von Mexiko Unterstützung beim Trockenlegen der Banden, die Fentanyl über Mexiko in die USA einschleusen. Auch gegenüber Kanada erhebt er diese Forderung, doch ich finde kaum Berichte über Schleuserwege, die durch Kanada führen.

Also: Ziel Nummer 1 ist die Stilllegung der Fentanyl-Schleuserwege, die das in China produzierte Opium über Mexiko und Kanada in die USA schleusen. Da erhebt er Strafzölle, von denen es nur Ausnahmen für diejenigen Produkte gibt, die direkt die US-Unternehmen benachteiligen.

Die Vorgehensweise, erst einmal den worst case anzukündigen und dann scheibchenweise unsinnige Elemente aus der Ankündigung herauszustreichen, ist für die westliche, regelbasierte Welt nur mit einem Wort zu beschreiben: Chaos. Doch die Befürworter sagen, dass diesem Sumpf anders nicht beizukommen ist. Und das Ziel dürften eigentlich alle teilen.

Ziel Nummer 2 ist die Angleichung der bilateralen Zölle. Während deutsche Autos zu 2,5% in die USA geliefert werden, müssen US-Hersteller 10% für die Exporte nach Europa zahlen. Zudem gebe es unzählige, in den Augen Trumps unsinnige, Vorschriften, die für US-Hersteller zu Zusatzkosten führen, wie beispielsweise das Lieferkettengesetz. Die Kosten zur Erfüllung von in Trumps Augen unsinnigen regulatorischen Auflagen schlägt Trump auf die Zölle drauf.

Das Ergebnis nennt er dann "reziproke Zölle", mit der die US-Hersteller zu gleichen Bedingungen ins Ausland verkaufen dürfen wie ausländische Hersteller in den USA. Auch hier wird er meiner Einschätzung nach natürlich zuerst eine Maximalforderung aufstellen, mit der er ganz Europa nicht nur in Angst und Schrecken versetzt, sondern vielmehr auch Empörung hervorrufen wird. Dass dieses Vorgehen zu seinem "Dealmaking" gehört, dürfte die Empörung nicht mindern, sollte uns Anlegern jedoch bewusst sein. Es wird ein erster Aufschlag sein, der mit Argumenten in Teilen von uns dann abgemildert werden muss. Wir werden spätestens am 2. April wissen, wie der erste Aufschlag von Trump aussehen wird.

Derweil laufen die Einsparungen durch die DOGE-Behörde, angeführt von Elon Musk, auf Hochtouren. In einer ersten Reaktion sind viele überrascht, wie groß die bislang in so kurzer Zeit erzielten Einsparungen sind. Die zweite Reaktion zeigte dann wiederum Enttäuschung, dass es nicht mehr ist. Der zweiten Einschätzung liegt die Vermutung zugrunde, dass sich die DOGE-Behörde als Erstes die dicken Fische mit dem größten Einsparpotential geschnappt hat.

Ich halte das für falsch. Die USAID-Behörde, die Entwicklungshilfegelder in die Welt aussendet, ist nur ein kleiner Fisch, der vielleicht ein besonderer Dorn im Auge von Trump darstellte. Doch die Dickfische sind im Verteidigungsministerium und in der US-Steuerbehörde zu finden. Die wurden bislang noch weitgehend in Ruhe gelassen, doch dort werden die Einsparungen dann nochmals große Summen ausmachen.

Schauen wir uns mal die Entwicklung des US-Zinsniveaus an, an der diese Entwicklungen ebenfalls ablesbar sind:

2025-02-US-10Yr
Abbildung 2: Zinsentwicklung der 10 Jahre laufenden US-Staatsanleihe


Mit dem Wahlsieg Donald Trumps sprang das Zinsniveau an, da man eine höhere Verschuldung befürchtete. Die täglich vermeldeten Erfolge des DOGE-Ministeriums beruhigten die Gemüter wieder ein wenig und der Umstand, dass nicht gleich, wie angedroht, exorbitante Strafzölle auf alles erhoben wurden, führte ebenfalls zu einer Beruhigung, also einem Zinsrückgang.

Nun zweifelt man jedoch an weiteren Erfolgen der DOGE-Behörde und nun kommen die Trump-Zölle unaufhörlich näher, teilweise sind sie schon eingeführt. Damit wird nun Anlegern bewusst, dass Trump ernst macht, auch wenn es die Konjunktur belastet. Und diese Erkenntnis belastet nun die US-Aktienmärkte.

Die Volatilität steigt unaufhörlich an. Und das sowohl in den USA als auch in Deutschland, obwohl die Märkte doch in Deutschland eins ums andere neue Allzeithochs erklimmen. Normalerweise ist die Volatilität vor dem Hintergrund solcher Rekordläufe sehr gering, gerne unter 15. Doch aktuell notieren sowohl der Volatilitätsindex für den S&P 500, der Vix, als auch der für den DAX, der V1X, bei 25. Mitte 2024 war die Volatilität zuletzt vergleichbar hoch.

In diesem Umfeld sieht sich die EZB genötigt, die Zinssenkungen erst einmal zu verlangsamen. Nach der Zinssenkung dieser Woche um 0,25% auf 2,5% verkündete EZB-Chefin Christine Lagarde eine Zinspause. Man werde eine abwartende Haltung einnehmen und den Zins weiter senken, wenn die konjunkturelle Entwicklung dies erfordere, oder eben nicht.

Ich hatte die Vorfestlegung der EZB kritisiert, mit der die Zinssenkung dieser Woche bereits im Januar angekündigt wurde. Wenn wir uns die Rekordjagd im DAX und den beabsichtigten Billionen-Stimulus in Deutschland anschauen, wäre vielleicht schon diesmal eine Zinspause die bessere Entscheidung gewesen. Die Inflation in der Eurozone klettert schon wieder leicht an.

Diese Woche haben erneut eine ganze Reihe von Unternehmen Quartalszahlen veröffentlicht. Die wichtigsten davon habe ich in Kapitel 4 im Rahmen der Besprechung unseres Heibel-Ticker Portfolios sowie in den Updates in Kapitel 5 kommentiert.

Schauen wir uns nun einmal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes




INDIZES7.3., 19:08 UhrWoche ΔΣ '25 Δ
DAX23.009 2,0%15,6%
S&P 5005.731 -2,5%-3,0%
Nikkei36.887 -0,7%-7,5%
Shanghai A 3.944 1,4%0,2%
Euro/US-Dollar1,084,2%4,1%
Euro/Yen160,152,4%-1,6%
10-Jahres-US-Anleihe4,28%0,05-0,22
Umlaufrendite Dt2,69%0,390,38
Feinunze Gold$$-409]#.##0_ ;-[$$-409]#.##0 ">$2.908 2,2%11,2%
Fass Brent Öl$70,29 -4,0%-5,6%
Kupfer$9.734 3,7%9,2%
Baltic Dry Shipping$1.286 11,0%29,0%
Bitcoin$88.224 5,4%-5,9%



BTC Der Bitcoin war diese Woche in aller Munde. Donald Trump hat einen Erlass unterschrieben, mit dem er den Bitcoin als Währungsreserve zulässt.

Die USA besitzen 200.000 Bitcoin im Wert von 17 Mrd. USD aus Beschlagnahmungen. Dieser Bestand wird nun als Währungsreserve in den Regierungshaushalt eingehen und unterliegt damit nicht mehr der Gefahr, verkauft zu werden.

Darüber hinaus sollen auch alle künftig beschlagnahmten Bitcoins dieser Währungsreserve zugeführt werden.

Und zudem wurde ein Team ins Leben gerufen, das den darüber hinausgehenden Ankauf von Bitcoins als Währungsreserve untersuchen soll.

Die USA wollen den Bitcoin-Hype anführen und nicht hinterher laufen. Einige weitere Länder haben in den vergangenen Tagen bereits verlauten lassen, ahnliches zu prüfen.

Ein Freund schickte mir diese Woche einen Artikel von Paul Krugman, Nobelpreisträger und Kolumnist der New York Times, in dem dieser Entscheidung eine betrügerische Absicht der Trump-Administration unterstellt wird. Paul Krugman ist bekennender Demokrat, der Partei, nicht nur der Ideologie. Damit wirft er einen gesunden kritischen Blick auf die Vorgänge im Weißen Haus. Doch seine Argumentation ist dünn, er bedient sich alter Vorurteile, die schon längst widerlegt sind. Der Bitcoin sei das Netzwerk der Verbrecher und außerdem seien Kryptowährungen unsicher, da sie immer wieder von Hackern geknackt würden.

Diesen Argumenten gehe ich seit nunmehr acht Jahren kontinuierlich nach und habe noch nicht eine Rechtfertigung dafür gefunden. Zumindest nicht beim Bitcoin.

Die große Überraschung, auch für die Krypto-Gemeinde, war, dass die Währungsreserve nicht auf den Bitcoin beschränkt wurde, sondern explizit auch Ethereum, Ripple, Cardano und Solana einbezog. Hier bin ich gespannt auf Details: Sollten diese Krypto-Assets tatsächlich einbezogen werden, dann könnte die Kritik Krugmans in diesen Teilbereichen gerechtfertigt sein. Doch ich kann mir nur schwer vorstellen, dass über den Bitcoin hinaus Krypto-Assets den Sprung in die Währungsreserven schaffen. Warten wir´s ab.

Ich habe das Thema übrigens auch im Live-Videostream zum Thema Bitcoin am vergangenen Mittwoch aufgegriffen. [Video "Heibel-Ticker Bitcoin-Strategie für Privatanleger: Chancen, Risiken & Technik erklärt" ist für alle abrufbar.

Schauen wir uns nun die Sentiment-Lage an.




3. Sentiment: Fehlende Investitionsbereitschaft deutet auf panikartigen Ausverkauf



Umfrage Unter großen Schwankungen legte der DAX in der abgelaufenen Woche um 2% zu, während der S&P 500 2% abgab. Das gigantische Billionen-Paket für Bundeswehr und Infrastruktur treiben den DAX auf neue Rekordhöhen, während Trump-Zölle und insbesondere deren Einführung, Relativierung, Erhöhung, Streichung, ... in den USA zu großer Verunsicherung führen. Unterschiedlicher könnten die Entwicklungen kaum sein. Schauen wir mal, wie die Anleger diese Gemengelage aufnehmen.

Unser Anlegersentiment steigt auf einen moderat positiven Wert von +0,5 an (Vorwoche -1,9). Die Freude über den DAX-Anstieg überwiegt offensichtlich die Angst vor US-Zöllen, zumindest hierzulande. Doch auch der zwischenzeitlich heftige Rückschlag des DAX auf 22.300 Punkte dürfte den Bären der Vorwoche die Möglichkeit gegeben haben, ihre Short-Positionen zu verträglichen Kursen aufzulösen. Nur zwei Tage später stand der DAX wieder 1.100 Punkte höher, +5%.

Doch solche starken Schwankungen hinterlassen verunsicherte Anleger: Die Verunsicherung lässt sich mit einem Wert von -1,8 in unserer Umfrage messen. Wir messen die größte Verunsicherung des laufenden Jahres, und das trotz steigender Kurse.

Die Zukunftserwartung bleibt mit einem Wert von -3,0 (Vorwoche -3,5) negativ, Skeptiker dominieren die Prognosen. Der Billionen-Stimulus sei nur ein Strohfeuer ohne die überfälligen Strukturreformen und Investitionen in Munition, die man schließlich zur Explosion bringe, dies sei wirtschaftlich betrachtet nicht wachstumsfördernd.

Und so verbleibt auch die Investitionsbereitschaft mit einem Wert von -1,2 auf einem niedrigen Niveau, Anleger wollen sich lieber von ihren Aktien verabschieden, als noch welche hinzuzukaufen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger steigt auf +17 an, die zuvor über Monate aufgebauten Short-Positionen werden eingedeckt.

Das Put/Call-Verhältnis an der Eurex für den DAX fiel auf 2,43 zurück. Auch hier zeigt sich, dass viele Short-Seller den zwischenzeitlichen Rückschlag im DAX auf 22.300 Punkte zum Auflösen ihrer Short-Spekulationen nutzen konnten.

In den USA zeigt das Put/Call-Verhältnis für Equities an der CBOE die gegenläufige Entwicklung: Einen Anstieg auf 0,65. Die fallenden Kurse in den USA ziehen weiteren Absicherungsbedarf nach sich.

Die US-Fondsmanager reduzierten entsprechend ihre Investitionsquote auf 75% (Vorwoche 88%). Ein wenig mehr Liquidität ist in turbulenten Zeiten stets ratsam.

Die Bulle/Bär-Differenz verbleibt bei extremen -38%punkten. 57% der US-Privatanleger sind pessimistische gestimmt, nur 19% bullisch. Es handelt sich um den zweiten Extremwert in Folge.

Extrem ist auch der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 mit einem Wert von 19%, der extreme Angst im Markt misst. Mit dieser Entwicklung dürfte auch der Short Range Oscillator des S&P 500, der wesentlich kurzfristiger die Marktverfassung misst, für dieses Wochenende in einen negativen Extrembereich gerutscht sein.

Interpretation



Neutral Ein komisches Grummeln findet im Bauch der deutschen Anleger statt: Man kann sich über die Rekordjagd im DAX kaum freuen, wenn man den Ausverkauf in den USA betrachtet. Jahrzehntelang liefen die beiden Börsen parallel, der DAX humpelte dem S&P 500 unterproportional, aber in der Richtung doch gleichlaufend hinterher. Diese Verbindung gilt seit dem Jahreswechsel nicht mehr.

Nachdem im DAX einige auf fallende Kurse positionierte Anleger diese Woche eine Gelegenheit bekamen, ihre Positionen zu Kursen um 22.300 aufzulösen, folgt nun die Rallye, die gegebenenfalls bereits zu der Kapitulation gehört, die ich seit einigen Wochen hier ankündige: Viele Anleger, die weiterhin auf fallende Kurse setzen, müssen bei steigenden Kursen ihre Positionen durch Käufe auflösen und heizen die Rallye damit weiter an. Short Squeeze nennt man das auch, die Short-Seller werden ausgequetscht.

Damit läuft der DAX nun willenlos gen Norden, angetrieben durch falsch positionierte Anleger, die ihre Short-Absicherungen eindecken. Sind die offenen Positionen irgendwann vollständig eingedeckt, dürfte ein nennenswerter Rückschlag im DAX folgen, denn die Rallye spiegelt weniger die Bewertungssituation wider, als vielmehr den technischen Schiefstand, der sich über Wochen aufgebaut hat.

Natürlich heizt auch der Billionen-Stimulus, den Friedrich Merz verabschieden möchte, die Rallye weiter an. Doch Details sind bislang kaum bekannt und die Billionen werden auch nicht in einem Schlag, sondern über Jahre ausgegeben. Dies wird einen nennenswerten Effekt haben, doch vermutlich später und geringer als derzeit an der Kursentwicklung ablesbar.

Damit fehlt künftig das Sicherheitsnetz unter den Kursen, das die Short-Spekulanten mit ihren Leerpositionen einzogen. Wenn diese Positionen in diesen Tagen im Rahmen eines Short Squeeze aufgelöst werden, fehlen sie als Sicherheitsnetz im Falle von erneut fallenden Kursen. Der nächste Rückschlag könnte also ungleich heftiger ausfallen. Die Volatilität steigt weiter an.

2025-03-DAX-Investitionsbereitschaft
Abbildung 3: DAX Investitionsbereitschaft


Die Investitionsbereitschaft unserer Umfrageteilnehmer notiert diese Woche im extrem negativen Bereich. Nur fünfmal war die Investitionsbereitschaft in der Vergangenheit geringer. Es folgte jedes Mal binnen wenigen Wochen ein heftiger Ausverkauf, gefolgt von einer sich anschließenden Rallye, so dass der DAX sechs Monate später um durchschnittlich 4,3% höher stand. Sollten also in den kommenden Tagen nochmals stark fallende Kurse zu beklagen sein, dann würde ich beherzt zugreifen.

In den USA hingegen sieht es ganz anders aus: Dort ist der Pessimismus bereits auf Extrem-Niveau und zieht das bei uns schwindende Sicherheitsnetz immer stärker ein. In den USA nähert sich der Ausverkauf einem Crescendo, einem panikartigen Ausverkauf, bei dem die letzten Aktien von verunsicherten Anlegern auf den Markt geworfen werden. Und dieser Vorgang definiert nicht selten den Boden der Korrektur.

2025-03-Oil-Sentimentdiff
Abbildung 4: Öl-Sentiment-Differenz zwischen Stimmung und Erwartung


Am Ölmarkt ist die Stimmung denkbar schlecht, die Zukunftserwartung hingegen ist sehr positiv. Die Sentimentdifferenz zwischen aktueller Stimmung und Zukunftserwartung war in der Vergangenheit nur 22 Mal noch größer. Tendenziell notierte der Ölpreis sechs Monate später deutlich höher, im Durchschnitt um 18,3%.










4. Ausblick: Detaillierte Portfoliobesprechung zur aktuell turbulenten Marktlage



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5. Update beobachteter Werte



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6. Leserfragen





CTS Eventim profitiert vom Bedürfnis nach Erlebnissen


Hallo Stephan,

wie schätzt du die Aktie von CTS Eventim ein.

Liebe Grüße
Roland aus Weil der Stadt

ANTWORT
Deutschlands größter Veranstalter profitiert vom Drang der Menschen, ihre Freizeit mit Erlebnissen aufzubessern. Dieses Bedürfnis war nach den Lockdowns in der Coronazeit entstanden und befeuert das Geschäft von CTS Eventim. Die Aktie hat sich seither vervierfacht. Mit einem EV/EBITDA von 15 ist das Gewinnwachstum von 12% fair bewertet. Die Dividendenrendite von 1,4% ist in Ordnung. Ich denke, der große Kursanstieg liegt hinter uns. Dennoch ist die Aktie langfristig attraktiv.


Einstieg ins Heibel-Ticker Portfolio für Neueinsteiger


Hallo Herr Heibel,

mit Freude habe ich die ersten Wochen beim Heibel-Ticker verbracht. Sehr informativ!

Aber was mich beschäftigt: Gerne würde ich mit ins Portfolio einsteigen, finde hier aber keinen Ansatzpunkt.

Wie sollte ich am besten vorgehen? Gerade in diesen volatilen Zeiten?
Gibt es aktuell Aktien aus dem Heibel-Depot, die man kaufen kann? Die Einteilung mit den Buchstaben ist mir bekannt - aber für einen Neueinsteiger ist es natürlich schwierig, wenn man die damaligen Einstiegskurse teilweise nicht kennt bzw. nicht weiß, was man unter einem vernünftigen Kursrückgang versteht?

Oder ich frage mal ganz anders: Wie würden Sie als neuer Leser des Heibel Tickers vorgehen, wenn Sie sich an dem Portfolio beteiligen bzw. es nachbilden wollen?

Über ein kurzes Feedback würde ich mich freuen.

Viele Grüße
Daniel aus Immenreuth

ANTWORT
Je nach Dringlichkeit würde ich mit Positionen, die mir gefallen, aus den mit „A“ und „B“ markierten Aktien heraussuchen und auf Kaufgelegenheiten warten. In diesen Tagen stürzen viele US-Aktien ab, so dass ich nun dort erste Käufe vornehmen würde. Wir kaufen gerne in zwei Schritten, um Positionen aufzubauen. Das heißt, auch nach den jüngsten Kursrückgängen in den USA würde ich nun noch nicht alles auf eine Karte setzen, sondern eben nur die Hälfte einer beabsichtigten Positionsgröße kaufen. Sollten wir in den kommenden Tagen und Wochen noch deutlich tiefere Kurse sehen, würde ich dann nachkaufen. Sollten die Kurse jetzt schon wieder zu steigen beginnen, sind Sie halt in den entsprechenden Positionen nur zur Hälfte investiert. Das ist verschmerzbar und es wird sicherlich andere Aktien geben, die künftig günstig zu haben sind.


Rheinmetall noch immer günstig


Moin, Herr Heibel!

Ich habe eben Ihren Beitrag zur politischen Großwetterlage gelesen. Vielen Dank für die Einschätzung.

Wie sehen Sie die Lage in Sachen Rüstungsaktien. Mal ganz abgesehen von der grundsätzlichen Haltung zu Gewinnen aus der Rüstung, würden Sie jetzt vor dem Hintergrund eines riesigen Sondervermögens noch einsteigen? Oder wie würden Sie agieren.

Mit freundlichen Grüßen
Volker aus Vollersode

ANTWORT
In meinen Augen ist Rheinmetall noch immer günstig bewertet: Das EV/EBITDA von 22 spiegelt das Gewinnwachstum der kommenden drei Jahre von jeweils über 40% noch nicht ausreichend wider. Und da ist das neue Sondervermögen (=Schulden) noch gar nicht berücksichtigt.


Bedeutung steigender Zahlungsausfälle bei Hypotheken


Hallo Herr Heibel,

ich hoffe es geht Ihnen gut.

Ich bin auf die Statistik im Anhang gestoßen, die für Ungemach im Bankensektor sorgen könnte. Die Zahlungsverzugsrate bei Hypotheken für Einfamilienhäuser ist im letzten Jahr sprunghaft angestiegen. Der Anteil der Eigenheimbesitzer, die mit ihren Hypothekenzahlungen weit im Rückstand sind, ist inzwischen höher als im Jahr 2008, kurz vor der großen Finanzkrise. Vlt ziehen sich Buffet & Co. deshalb aus diesem Sektor zurück?

Wie schätzen Sie das ein?

Trotz allem Irrsinn, der gerade auf der Welt passiert - Kölle alaaf & viele Grüße
Christian aus Köln

2025-03-US-Delinquencies
Abbildung 5: Zahlungsverzug von US-Hypothekenkrediten


ANTWORT
Wenn Sie sich den Chart genau anschauen, werden Sie feststellen, dass die Zahlungsverzüge NACH der großen Finanzkrise angesprungen sind: Die Finanzkrise war 2007 bis 2009. Höhepunkt war September 2008, als Lehman Brothers pleite ging. Im März 2009 begannen die Aktienmärkte zu steigen. Die Zahlungsausfälle sprangen erst ab Anfang 2009 von niedrigem Niveau an und erreichten im März 2011 ihren Höhepunkt.

Übertragen auf die heutige Situation können wir feststellen, dass die Inflationsrate im Oktober 2022 ihren Höhepunkt bei 10,6% erreichte und seither rückläufig ist. Die Zahlungsausfälle springen ziemlich genau seit Oktober 2022 an. Inzwischen ist das Zinsniveau deutlich zurück gekommen, die Gefahr für die Banken und damit für die Aktienmärkte ist also gebannt, entsprechende Verluste sind bereits kalkuliert und eingerechnet. Oder anders ausgedrückt: Das Ansteigen der Zahlungsausfälle ist keine Überraschung mehr.



7. Übersicht HT-Portfolio



Der Börsen-Ausblick mit Markt- und Aktienanalysen, konkreten Empfehlungen sowie detaillierten Kauf- und Verkaufsaktionen bleibt den zahlenden Mitgliedern des Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir die hohe Qualität unserer Veröffentlichung solide finanzieren möchten.

Gerne möchten wir Ihnen zeigen, wie wir Analystenresearch, volkswirtschaftliche Zusammenhänge und Börsenmechanismen gewinnbringend nutzen. Ab 12,50 Euro im Monat können Sie sich unverbindlich davon überzeugen. Zur Bestellseite mit weiteren Informationen gelangen Sie über folgenden Link:

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8. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise



Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Bloomberg, Deutsche Kurse von comdirect.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Bloomberg, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen

DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5428
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



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